Priscianus cum glossis
Pergament — 2 Bl. — 29,5 × 23 cm — Lothringen (?) — 12. Jh. Erste Hälfte
Lagen: I (2). Nicht foliiert. Hier die Foliierung 1-2 für das Bifolium anwenden. Das Doppelblatt wurde für die Wiederverwendung z. T. gefaltet, seitlich beschnitten und weist zudem große Löcher in der Mitte auf, die als Fraßschaden zu deuten sind. Diese ereigneten sich höchstwahrscheinlich in der Göttinger Bibliothek, als das Blatt abgelöst worden war, und führten vermutlich zu der Maßnahme eines besseren Schutzes des Fragmentes durch einen Papierumschlag. Flecken durch schwarze Tinte und weitere Gebrauchsspuren (Verdunkelung, Abrieb) durch frühere Verwendungsstufen. Reste von Papierabriss (fol. 1r, 2v). Abklatsch von brauner Tinte zwischen den beiden Spalten fol. 2r. Zweispaltig. 35 Zeilen. Schriftraum: 24 × 17,5 cm. Carolino-Gothica von einer Hand. Marginal- und Interlinearglossen. Längere Scholia auf dem Seiten- und Fußsteg (fol. 1v). Nachgetragene Maniculae (fol. 2vb). Moderne Angaben zum Inhalt (schwarze Tinte), geschrieben auf dem inneren Seitensteg auf fol. 1r: Ex Prisciani Periegesi, V. 588 sq.; fol. 2r: Prisciani Periegesis v. 727 sq. Rubriziert und gestrichelt (Versalien). Eine einzige, zwei Zeilen hohe rote Initiale ist auf fol. 1r erhalten: A(st). Dort auch die Rubrik: De Asia.
Das Bifolium ist in einen doppellagigen Papierumschlag eingeheftet. Dieser geht wahrscheinlich auf das 19. Jh. zurück. Das externe Papier ist blau, das interne weiß. Jeweils als Schutzblatt vor und nach dem Bifolium aus Pergament auch ein Blatt Japanpapier, wovon das vordere lose ist, das hintere angeklebt wurde. Auf der äußeren Vorderseite des Papierumschlages zwei Papierzettel aufgeklebt, ein kleiner mit der modernen Signatur und ein größerer, grüner Zettel mit handgeschriebenem Inhalt in schwarzer Tinte (19. Jh.): Prisciani Periegesis Fragmentum. Auf dem Verso des ersten Umschlagsblattes befindet sich ein aufgeklebter Auszug aus Meyers Katalog über diese Handschrift. Der weiße Papierumschlag trägt auf der Rectoseite die aktuelle Signatur (Bleistift): Cod. Ms. philol. 166; auf dem hinteren Blatt (recto) auch eine alte Signatur (Bleistift): Cod. Ms. philol. 77b. Später ist eine zusätzliche blaue Papiertasche als Schutz des Heftes angefertigt worden.
Herkunft: Aus paläographischen Gründen erscheint eine Herkunft der Handschrift in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts und aus der Region Lothringen sehr wahrscheinlich. Für einen Vergleich siehe Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 553 Helmst., der aus inhaltlichen Gründen ebenfalls dieser Region zugewiesen wird. Für eine neue Katalogisierung der Handschrift s. http://diglib.hab.de/?link=036 (B. Lesser). — Die Geschichte des Fragmentes und des ursprunglichen Codex lassen sich nicht genau rekonstruieren. Verschiedene Gebrauchsspuren im Pergament lassen erkennen, dass die Blätter mehrere Phasen der Wiederverwendung erlebt haben. Zwei Einschläge und eine signifikante Verschmutzung an der dadurch entstehenden Ecke bezeugen eine erste Faltung in Form eines Umschlags. Danach ist eine Faltung anzunehmen, bei der der ursprüngliche, längsverlaufende Lagenfalz wieder hergestellt war, aber auch der linke Einschlag (fol. 1r) eingeklappt war. In dieser Phase sind die Schäden durch Nagetier-Fraß anzusetzen. Die Funktionen, die das Pergament hatte, bevor die Blätter als Textträger lateinischer Texte erkannt und bibliothekarisch gewürdigt wurden, sind nicht eindeutig zu bestimmen. Eine frühere Benutzung für einen Einband ist möglich. Ich danke Katharina Mähler (HAB) für die kodikologische Detailanalyse der Blätter. — Das Bifolium wurde mit unterschiedlichen Stempeln der Universitätsbibliothek sukzessiv versehen: 1. In der Mitte im leeren Raum zwischen fol. 1v-2r. Der Stempel befindet sich heute unten dem Heftfaden, d. h. es wurde angebracht, noch bevor das Fragment mit einem Papierumschag befestigt wurde. Es handelt sich um einen schwarzen ovalen Stempel, doppelkonturig: BIBL R. ACAD. G. A. Auch in 8° Cod. Ms. theol. 100 und 8° Cod. Ms. philol. 170 cim. zu finden. 2. fol. 1r (verwischt), fol. 2v, schwarzer ovaler Stempel: EX BIBLIOTHECA REGIA ACADEM. GEORGIAE AUG. Stempeltypus in Benutzung ab 1910. Vgl. , S. 93.
, S. 37. — M. Passalacqua, I codici di Prisciano, Roma 1978 (Sussidi eruditi 29), S. 382. — G. Ballaira, Per il catalogo dei codici di Prisciano, Torino 1982, Nr. IX, S. 130-131.
1ra-2vb Periegesis. Fragment (vv. 570-848, mit Lücken). Lateinische Fassung aus dem griechischen Original von Dionysius Periegeta. (1ra-b) vv. 570-638. In der ersten Zeile nur das letzte Wort von v. 570 (iusti) erhalten. (1va-b) vv. 639-708. Längere Scholia am Rande werden durch Kreuze und Punkte mit dem Haupttext verbunden. Bei v. 698 Scholion zum Wort zmaragdo [!]: cuius dignitatem tertiam habent lapides Theophrastus scribit [...] difficile vulneretur. Auszug aus Solinus, Collectanea rerum memorabilium. Vgl. Edition: C. Iulii Solini Collectanea rerum memorabilium, iterum recognovit Th. Mommsen, Berolini 1895, 15,23-24, S. 87, Z. 1-9. Auch das Scholion auf dem Fußsteg, z. T. beschnitten, ist aus Solinus entnommen: ... quod Solinus dicit nati canes [...] crescunt ad formam. Vgl. ibid., 15, 6-7, S. 83, Z. 7-16. (2ra-2vb) vv. 714-848. Edition: Geographi Graeci minores, e codicibus recognovit [...] Carolus Müllerus. Volumen secundum, Paris 1882, S. 190-199. La Périégèse de Priscien, hg. von Paul van de Woestijne, Brugge 1953 (Werken 116). Literatur: Isabelle Tsavari, Concordantia in Prisciani Periegesin, Hildesheim 1993. A. Raschieri, Un testimone ambrosiano della Periegesis di Prisciano, in Vestigia notitiai: scritti in memoria di Michelangelo Giusta, hg. von E. Bona, C. Lévy und G. Magnaldi, Alessandria 2012, S. 465-478.
:Abgekürzt zitierte Literatur
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der abendländischen mittelalterlichen Handschriften der SUB Göttingen Lateinische Handschriften.