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Beschreibung von Göttingen, Staats- und Universitätsbibliothek, 8° Cod. Ms. philol. 167
Patrizia Carmassi: In Vorbereitung: Katalog der mittelalterlichen lateinischen Handschriften der SUB Göttingen, beschrieben von Patrizia Carmassi.

Commentarii in Boetium

Pergament — II, 44, I Bl. — 18,5-19 × 12 cm — Nordfrankreich (Orléans?) — 12./13. Jh.

Lagen: I (II), IV+1 (9), V (19), V (29), I (31), VI+1 (44), 1 Bl. (III). Fol. 30 muss bei der spätmittelalterlichen Bindung verstellt worden sein. Der Text schließt sich an fol. 19 an, aber hat auf den Kopfsteg die spätmittelalterliche Zahl 5 (für das 5. Buch). Dementsprechend müssen die beiden letzten Lagen ursprünglich die Formel V+1 gehabt haben. Moderne Foliierung (Bleistift). Restaurierung durch Wulf Pförtner nach angeklebtem Papierzettel fol. IIIv: Restauriert im Jahre 1972 von W. Pförtner. Fol. 43-44 Löcher durch Wurmfraß. Untere Hälfte von fol. 44 abgeschnitten. Fol. 32 und 43: Längere Risse im Pergament, im Mittelalter vor dem Schreiben der Blätter genäht. Fol. 42: Wegen des zu dünnen, rauen Pergaments letze 3 (42rb) und 15-16 Zeilen (42va) nicht geschrieben. Carolino-gothica.

Spätmittelalterlicher Halbledereinband. Eine Langriemenschließe. Durch Restaurierung im 20. Jh. Schweinsleder für den Rücken, Vorsätze, Spiegel, Riemen neu. Auf dem Rücken moderner Signaturzettel aus Papier. VD: Auf dem Originalholz Spuren von alten Signaturen (23 p...), auch auf Resten von zwei Pergamentzetteln: 1. 23 … 2. [glos]ulae Boetii; N. I. N (?). Ursprüngliche fragmentarische VS und HS auf neue Spiegelblätter aus Papier geklebt. Zwischen VD und fol. Ir sind eingeklebt worden: SUB-Benutzerzettel seit 1986 und Ausschnitt aus Meyers Katalog über diese Handschrift. Fol. I und III aus Papier (17. Jh.?). Fol. IIIv: Angaben über Restaurierung und handgeschriebene Benutzungsangaben (Bleistift): Journalnr., Datum, bis 2005. Auf VS und HS spätmittelalterliche Notizen.

Herkunft: Nordfrankreich. Schrift und Layout der Handschrift sowie die Autoren und die benutzten Quellen weisen auf das Milieu der nordfranzösischen Schulen im ausgehenden 12. Jahrhundert hin. Siehe als Vergleich Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 155 Gud. lat. — Provenienz: Auf fol. 1r Besitzvermerk Jo. Chr. Wilh. Diederichs 1773. Über seine Person siehe Ms. Philol. 127. In den Jahren 1772 und 1773 hielt sich Diederichs in Erfurt auf, wo er auch weitere Handschriften erwarb (aus der Bibliotheca Amploniana). Im Bücherverzeichnis des Amplonius aus dem Jahr 1412 sind unter der Inschrift De philosophia morali zwei Handschriften mit Kommentaren zu Boethius, De consolatione philosophiae, erwähnt, jeweils unter den Nr. 23 und 24: Erfurt, S. 821. Beide sind in Erfurt erhalten (Q. 6; Q. 5). Das (lückenhafte) Signaturschild auf dem VD mit der Signatur 23 stellt einen starken Hinweis dar, dass es sich bei dieser Handschrift um eine neue Erwerbung der Amploniana im 15. Jh. handelte. Solche spätere Ergänzungen bekamen einen Signaturzusatz, etwa in novis, nach der Wiederholung von Nr. und Inhaltsgruppe. Siehe Erfurt, Einführung S. XXXVII, und einzelne Beschreibungen. — Die Handschrift kam in den Besitz der Universitätsbibliothek durch Ankauf aus dem Nachlass Diederichs am 25.06.1787, wie die Inschrift auf fol. 1r und das Acquisitionsjournal der Bibliothek aus dem Jahr 1787 bestätigen. Vgl. Göttingen, SUB, Cod. Ms. Bibl. Arch. Manual 1787, alphabetisches Register (nicht paginiert), unter Buchstaben D, mit Verweis auf die Auktion: Prof. Diederichs Auktion, p. 62; ibid., S. 62, Aus Joh. Chr. Wil. Diederichs Bücherversteigerung / Hameln: den 25ten Jun. h. a. / In Octavo / Marcianus Capella. Mscpt Membranac. Acc. 8. M. 32846 / Glossula Boetii. Mscpt Membranac. Acc. 8. M. 32847. Bei dem erwähnten Martianus Capella handelt es sich um 8° Cod. Ms. philol. 164 (mit den ursprünglich dazu gehörenden Teilen).

Göttingen 1, S. 37. — Härtel Adreßbuch, S. 43. — L. Nauta, Guillelmi de Conchis glosae super Boetium, Turnhout 1999 (CC CM 158), S. XCVIII-XCIX.

Ir-v leer.

Fol. 1r-44r Commentarii in Boetium, De consolatione philosophiae. Aus zwei verschiedenen Handschriften zusammengestellt.

IIr leer.

IIv leer, bis auf moderne bibliothekarische und restauratorische Angaben.

R. Black, Boethius ast school in medieval and Renaissance Italy: manuscript glosses to the Consolation of philosophy, in: Talking to the text: Marginalia from papyri to print, hrsg. von V. Fera, G. Ferraù und Silvia Rizzo, Messina 2002 (Percorsi dei classici 4), Bd. 1, S. 204-268.

Pars I

Pergament — 31 Bl. — Nordfrankreich — 12./13. Jh.

Zwei Spalten. 48-55 Zeilen. Schriftraum: 16-17 × 10,5 cm Carolino-Gothica. Gelegentlich spätmittelalterliche Nota-Zeichen und Anmerkungen am Rande. Rote Initialen (einfache Lombarden) in der Höhe von ca. 2 bis 6 Zeilen zu Beginn des Accessus und der einzelnen Bücher. Paragraphenzeichen. Gelegentlich ornamentale geometrische Motive bei den Unterstreichung der Lemmata oder als Ausläufer, häufig bei der letzten Textzeile am Fußsteg. 2r; 11v; 20v.

Guillelmus de Conchis: Glossae super Boethium.

1r leer, bis auf frühneuzeitlichen und modernen bibliothekarischen bzw. Besitzeinträgen: (Manuale 1787. pag. 62) in schwarzer Tinte; Boetius Consol. Phil. Comment. (Bleistift); Jo. Chr. Wilh. Diederichs. 1773 in schwarzer Tinte. Siehe Provenienz.

1v leer, bis auf ovalem Stempel: EX BIBLIOTHECA REGIA ACAD. GEORGIÆ AUG:. Gleicher Stempel (partiell) auch in der unteren Ecke von fol. 2r aufgetragen.

2ra-2rb Accessus ad consolationem. Boetius vir nobilissimus … — … comune deducitur. Auf dem Kopfsteg Überschrift auf Rasur im Spätmittelalter hinzugefügt: Prohe[mium] in libr[um] de con[solatione] philosophiae … Edition: L. Nauta, Guillelmi de Conchis glosae super Boetium, Turnhout 1999 (CC CM 158), unter Benutzung dieser Handschrift, S. 3, Z. 8-S. 8, Z. 96.

2rb-31rb Glosae in consolationem. Carmina id est Boetius tractaturus … — … sed numquam falsum sequitur ex vero. ›Expliciunt glosulae Boetii‹. Lemmata des Boethius Textes unterstrichen. Edition: L. Nauta, Guillelmi de Conchis glosae super Boetium, Turnhout 1999 (CC CM 158), unter Benutzung dieser Handschrift.

31r Auf dem Fußsteg Besitzvermerk (14. Jh.?): Iste liber est Petri de studentibus (?) (getilgt).

31v leer, bis auf ein unleserliches Wort.

Pars II

Pergament — 13 Bl. — Nordfrankreich — 12./13. Jh.

Zweispaltig. 49 Zeilen. Schriftraum: ca. 15,5 × 9,5 cm Carolino-Gothica. Eine Zierinitiale zu Beginn der Handschrift. Paragraphenzeichen mit Punktkonturierung. 32ra Initiale T(heodericus), zum Teil durch das Ende des eingeklebten fol. III bedeckt. Runder T-Schaft mit Punktverdickung. Buchstabenstamm und -balken mit Farben Rot und Gelb gefüllt. 38r Federgezeichneter Zeilenfüller (Adlerkopf?), farblich Gelb hinterlegt.

Anonymus: Glossae super Boethium.

32ra-32va Anonymus: Accessus ad consolationem. Theodericus Gothorum imperator sevissimus Romanis semper invisus … — … in felicitate floruisse, sic dicens. Unediert. Edition der ersten 27 Zeilen in G. H. Bode: Scriptores rerum mythicarum Latini tres Romae nuper reperti. Volumen prius, Cellis 1834, S. XXIV, mit Beschreibung dieses Codex S. XXIII. Am Ende des Passus in der Handschrift zwei Parallelstriche in schwarzer Tinte (19. Jh.).

32r Auf dem Kopfsteg zeitgenössischer Nachtrag mit Titelangabe: Anicii Manilii Severini patricii viri clari et illustris Boetii ex consulis ordinarii liber incipit.

32r-44ra Anonymus: Glossae super Boetium, De consolatione philosophiae. Carmina etc. Carmina sunt quae de letis tamen … — … Adversamini etc. a causa indicta scilicet a deo. Unediert. Terminus post quem für die Verfassung ist die Mitte des 12. Jh., da Guillelmus de Conchis: Glosae super Platonem, zitiert wird (s. u.). Text-Lemmata durch einfache Paragraphenzeichen eingeführt. Größere Paragraphenzeichen mit Punktbesatz für längere Textabschnitte. Diese auch mit römischen Zahlen nummeriert, gelegentlich im Viereck eingerahmt. Gelegentlich am Rande Nota-Zeichen. Fol. 35r: Am Rande Buchstaben P und M für Prosa/Metrum. Von einer zeitgenössischen Hand, z.T. längere Ergänzungen am Rande: fol. 33r (heretici philosophiae), 35v, 37r, 37v, 38v, 44r. Hier, auf dem Kopfsteg: Quis quid ubi quibus auxiliis cur quomodo quando. Merkvers (Hexameter), basierend auf Cicero, De inventione 1,21, von Matthäus von Vendôme (12. Jh.): Mathei Vindocinensis Opera, ed. F. Munari, vol. III Ars versificatoria, Roma 1988 (Storia e letteratura. Raccolta di Studi e Testi 171), I,116, S. 128. Die Anfangsworte des Verses nochmals auf dem Seitensteg abgeschrieben. Auf dem Seitensteg: Memoria est firma animi rerum ac verborum ad inventionem percepcio: M. Tullius Cicero: Rhetorici libri duo qui vocantur de inventione, ed. E. Stroebel, Lipsiae 1915, 1,7, S. 8. Von anderer Hand auf fol. 44r, nach dem Ende des Haupttextes, Liste mit den Namen der Musen Clio Polimnia Tersicore Erato Melpemone Orania Talia Euterpe Calliope, begleitet von einem Text, der die Stufen des Erlernens beschreibt: cogitatio discendi [...] memoria retinendi [...] delectatio instruendi [...] invencio similium, etc. Vgl. Fulgentius Mythographus, Mitologiarum libri tres, 1,15, Fabula de novem Musis, in: Fabii Planciadis Fulgentii Opera, rec. R. Helm, add. adiecit J. Préaux, ND Stuttgart 1970 [= 1898], S. 25-27. 38r Vgl. Glosse über die Ewigkeit der Welt: perpetuum, per auctorem, per causam, per materiam, per exemplum. Die vier causae anscheinend nach Bernhard von Chartres († ca. 1130), Glosae super Platonem: P.E. Dutton (Hg.): The Glosae super Platonem of Bernard of Chartres, Toronto 1991 (Studies and Texts 107), 4, S. 166, Z. 241-243: mundum aeternum, et hoc per optimum auctorem, per pulchrum exemplum, per optimam causam, per valentem materiam.. 38va Der Text enthält an dieser Stelle ein Zitat von Guillelmus de Conchis: Glosae super Platonem, ed. E. A. Jeauneau, Turnhout 2006 (CC CM 203), 1,63, S. 111: terra obtusa, corpulenta, immobilis. Dieses wurde am fortgesetzt: ignis acutus, subtilis, mobilis.


Abgekürzt zitierte Literatur

Erfurt Beschreibendes Verzeichniss der amplonianischen Handschriften-Sammlung zu Erfurt, bearb. und hrsg. mit einem Vorwort über Amplonius und die Geschichte seiner Sammlung von W. Schum, Berlin 1887
Göttingen 1 Die Handschriften in Göttingen, Bd. 1: Universitäts-Bibliothek: Philologie, Literärgeschichte, Philosophie, Jurisprudenz, beschrieben von W. Meyer, Berlin 1893 (Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate, Abt. 1: Hannover. Bd. 1: Die Handschriften in Göttingen 1)
Härtel Adreßbuch H. Härtel, Adreßbuch der Sammlungen mittelalterlicher Handschriften in Niedersachsen, Wolfenbüttel 1976 (Mittelalterliche Handschriften in Niedersachsen 1)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der abendländischen mittelalterlichen Handschriften der SUB Göttingen Lateinische Handschriften.
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