Lukas Wolfinger: In Vorbereitung: Katalog der mittelalterlichen volkssprachigen Handschriften der SUB Göttingen, beschrieben von Lukas Wolfinger. (Vorläufige Beschreibung)

Göttingen, Staats- und Universitätsbibliothek, 4° Cod. Ms. philol. 184

Fragmentesammlung (zu mittelalterlicher Dichtung)

Pergament

VIII Mappen (Karton), enthaltend Fragmente von neun Pergamenthandschriften und Materialien sowohl zu den Texten und zur Geschichte der betreffenden Stücke als auch zur Erforschung derselben. Ein älteres Inhaltsverzeichnis der Sammlung findet sich eingeordnet in Mappe I (bezeichnet als Bl. Ia) und besagt: Bruchstücke alter hoch- und niederteutscher, niederländischer und französischer Dichter. Mit literarischen bemerkungen des Hrn. Hofrath Benecke in Göttingen. Inhalt: I. Bruchstücke aus dem Parcival; II. Aus einer unbekannten altniederländischen Geschichte; III. Mehrere Bruchstücke aus verschiedenen unbekannten Dichtern und andern. Nro. 1. aus einem niederteutschen, die Geschichte der Susanna enthaltend (2 blätter) [...] Nro. 6. der Anfang der goldenen Schmiede und Conrad von Würzburg. IV. Aus einem unbekannten Gedichte des zwölften Jahrhunderts (10 Blätter). Die Mappen wurden offenbar an der Bibliothek der Georgia Augusta für die Sammlung angefertigt, wohl um die schlichten Papierbll. zu ersetzen, in welche die Fragmente bei ihrem Vorbesitzer, Ernst Peter Johann Spangenberg (zu ihm s. unter Herkunft), eingeschlagen gewesen sein dürften und die innerhalb der damals neu gefertigten Mappen teilweise weiterhin aufbewahrt wurden (s. zu denselben bei den einzelnen Fragmenten). Die neuen Mappen tragen jeweils eines der üblichen gedruckten Göttinger Signaturenschildchen mit handschriftlichem Eintrag der Untersignaturen. Zudem enthalten sie jeweils die entsprechende Handschriftenbeschreibung von W. Meyer. Die Fragmente und die beigelagerten anderen Stücke der Sammlung sind darin teilweise nur eingelegt, teilweise aber auch an weitere Blatter oder Hefte angeklebt oder angebunden. Gemeinsam aufbewahrt sind die Mappen in einer übergeordneten Mappe aus dunkelblauem Karton, auf der außen mit schwarzer Tinte die Göttinger Signatur verzeichnet ist (Cod. Ms. philol. 184); mit blauem Stift ist diese auch auf einem weißen Leinenstreifen am Rücken der Mappe notiert. Im vorderen Innendeckel der Mappe sind eingeklebt: 1) der gedruckte Vermerk digitalisiert 2021; 2) die gedruckte Handschriftenbeschreibung von Wilhelm Meyer; darunter 3) das gedruckte Formular Auch als Mikroform vorhanden unter Sign. mit dem maschinenschriftlichen Eintrag MF/4oCod.Ms.philol.184.

Herkunft: Die Fragmente-Sammlung wurde erstellt von dem Juristen Ernst Peter Johann Spangenberg (geb. 6. Aug. 1784 in Göttingen; seit 1814 Assessor an der Justizkanzlei in Celle, 1816 ebd. Hof- und Kanzleirat, 1824 Oberappellationsgerichtsrat, 1831 Beisitzer des königlichen Geheimratskollegiums in Hannover; gest. 18. Febr. 1833 in Celle; zu ihm s. J. A. Ritter von Eisenhart, Art. 'Spangenberg, Ernst Peter Johann', in: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 35, Leipzig 1893, S. 41-42). Spangenberg, der sich auch in seinen Publikationen mehrfach mit mittelalterlicher Geschichte und Quellenkunde befasste, tauschte sich bezüglich der vorliegenden Fragmente nicht zuletzt mit Wilhelm Grimm und dem Göttinger Bibliothekar und Mediävisten Georg Friedrich Benecke aus, dessen Schüler er war. (Benecke war seit 1789 an der Bibliothek der Göttinger Universität angestellt; ebenda seit 1813 ordentlicher Professor und seit 1815 Unterbibliothekar, 1836 schließlich Oberbibliothekar an der Georgia Augusta; s. zu ihm B. Wägenbaur, Georg Friedrich Benecke [1762–1844], in: Wissenschaftsgeschichte der Germanistik in Porträts, hg. von C. König – H.-H. Müller – W. Röcke [eine Veröffentlichung der Arbeitsstelle für die Erforschung der Geschichte der Germanistik im Deutschen Literaturarchiv Marbach am Neckar], Berlin 2000, S. 1-10 und W. Scherer, Art. 'Benecke, Georg Friedrich', in: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 2, Leipzig 1875, S. 322–324); s. dazu die den einzelnen Fragmenten beigeordneten Dokumente dieser Korrespondenz. — Nach dem Tod E. P. J. Spangenbergs wurde die Sammlung von der Universitätsbibliothek Göttingen, an der man durch die Kontakte bzw. die Korrespondenz mit ihm bereits seit Längerem um die Existenz der Stücke gewusst hatte, aus seiner Hinterlassenschaft ersteigert (vgl. dazu das Manuale zum Jahr 1833 im Bibliotheksarchiv der SUB Göttingen). Ausschlaggebend für diese Erwerbung dürfte nicht zuletzt der Umstand gewesen sein, dass die Sammlung mehrere sonst kaum oder überhaupt nur unikal überlieferte Texte enthält.

Göttingen 1, S. 43-46.


Abgekürzt zitierte Literatur

Göttingen 1 Die Handschriften in Göttingen, Bd. 1: Universitäts-Bibliothek: Philologie, Literärgeschichte, Philosophie, Jurisprudenz, beschrieben von W. Meyer, Berlin 1893 (Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate, Abt. 1: Hannover. Bd. 1: Die Handschriften in Göttingen 1)