Patrizia Carmassi: In Vorbereitung: Katalog der mittelalterlichen lateinischen Handschriften der SUB Göttingen, beschrieben von Patrizia Carmassi. (Vorläufige Beschreibung)
Göttingen, Staats- und Universitätsbibliothek, 8° Cod. Ms. philol. 226
Vocabularius Ex quo
Papier — I, 144 Bl., II — 21,5 × 14,5 cm — Norddeutschland (Hildesheim?) — 15. Jh. Zweites Viertel
Wasserzeichen: 1. Glocke: 40365 (1416). 2. Schlüssel im Kreis: 121547 (1423). 3. Schlüssel im Kreis Glocke: 121499 (1422). 4. Engel, nimbiert: , Nr. 601 (1340-1441). Lagen: 1 Bl., 12 VI (144), 1 Bl. Moderne Foliierung (Bleistift). Nicht durchgehend. Flecken auf fol. 1r und am Fußsteg im letzten Viertel des Buches. Spuren von Wachstropfen: fol. 3v-4r, 81v. 36-38 Zeilen. Schriftraum: 17,5 × 11,5 cm Zwei Schreiber 1. Schreiber: 1ra-47va, Zeile 19; 2. Schreiber: 47va, Zeile 20-142vb. Bastarda. Die Schreiber waren zuständig für die jeweiligen Initialen und Rubrizierung. Ab fol. 73 keine Initialen mehr ausgeführt, bis auf fol. 96. Einige Ergänzungen von dritter Hand in beiden Teilen. Zwei- bis siebenzeiligen Initialen in roter Tinte mit Punktverdickung, gelegentlich auch Silhouettenornament und Konturbegleitstrichen. Rote Strichelung der kleinen Anfangsbuchstaben der Lemmata.
Spätgotischer Einband. Holzdeckel, mit Leder bezogen. Spuren von sehr abgeriebenen Stempeln. Ursprünglich eine Langriemenschließe, heute verloren. Drei Doppelbünde. VD: Altes Schild aus Pergament mit Inhaltsangaben: Vocabularius (Textualis), mit Resten von Metallleisten für Befestigung auf dem VD. Siehe H. Härtel: Zwischen einfachem Dekor und kostbarer Makulatur. Mittelalterliche Bucheinbände aus Hildesheim, in: , S. 213-226, hier S. 219, mit Abb. 131. HD: Am unteren und oberen Rand jeweils ein Loch von der Befestigung einer verlorenen Kettenöse. 1988 restauriert: Siehe Anmerkung auf VS: Sept. 1988: Einband repariert (Bleistift). Rückenleder erneuert. VS und HS vom Buch getrennt und auf Spiegeln aus modernen Papier geklebt. Auf VS auch Angabe der Signatur (Bleistift); Papierzettel mit Angabe zur Mikrofilmierung des Codex; geklebter Auschnitt aus Meyers Katalog. Zwischen VD und dem modernen Vorsatzblatt (I) vorgedrucktes neues Benutzungsverzeichnis, mit Klebefilm befestigt. Auf HS Spuren einer modernen Signaturangabe (Bleistift); alter Besitzvermerk (s. Provenienz); Spuren von Rost aus der Buchverkettung. Diese auch am unteren Rand von fol. 141-144 sichtbar. Nach fol. 144 modernes Vorsatzblatt (II). Fol. IIv: Benutzungsangabe: 19 17.1.92 (Bleistift).
Herkunft: Norddeutschland. — Provenienz: Hildesheim. Schenkungsvermerk auf HS: Istum vocabularium dedit Johannes Geynsen vicarius in ecclesia Hildesemensi et ponatur ad librariam eorum. Johann Geynsen war Domvikar in Hildesheim und stiftete im Jahr 1454 im Hause der St. Barbara Vikarie im Huckedahl sieben Zimmer als Hospital für Bedürftige: Vgl. , 7, Nr. 116, S. 67-69 (14.12.1452): von Hern Johanne Geynsen, unser kerken vicario; Nr. 160, S. 99-101 (08.06.1454): von hern Johanne Geynsen vicario des altaris sunte Barbaren in unser kerken); C. Haarth: Das Hospitalwesen im mittelalterlichen Hildesheim. Ein Beitrag zur Geschichte der Armen- und Krankenpflege, Gießen 1934, S. 18; Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover. Bd. 2 Regierungsbezirk Hildesheim 4. Stadt Hildesheim. Bürgerliche Bauten, bearb. von A. Zeller, Hannover 1912, S. 82. Die in der Notiz genannte Bibliothek der Vikare der Hildesheimer Kathedrale befand sich nach einem Dokument vom 13.1.1489 auf dem Godehardi-Chor über dem Nordparadies. Die ersten dokumentierten Bücherschenkungen an die Vikare stammen vom Domkanoniker und Magister Dietrich von Dassel (amt. 1374-1398). Siehe B. Gallistl: Die Dombibliothek zu Hildesheim und ihre Geschichte, in: Die Dombibliothek Hildesheim. Bücherschicksale, hrsg. von J. Bepler und T. Scharf-Wrede, Hildesheim 1996, S. 59-90, bes. S. 73-77, 83-84; Id.: Schule, Bücher und Gelehrsamkeit am Hildesheimer Dom, in Ego sum Hildensemensis: Bischof, Domkapitel und Dom in Hildesheim 815 bis 1810, hrsg. von U. Knapp, Petersberg 2000 (Kataloge des Dom-Museums Hildesheim 3), S. 213-238, bes. S. 229-235; Id.: Bibliothek und Schule am Dom, in , S. 55-68, bes. S. 66-68; , Einleitung, S. XIV-XVI, XXI. Ein handgeschriebener Katalog der Bücher der Vikarie-Kommunität, nach 1684 verfasst, ist in der Dombibliothek zu Hildesheim erhalten und umfasst 303 Nr.: Catalogus librorum communitatis D. D. Vicariorum in Bibliotheca publica apud Ecclesiam Cathedralem (Signatur Hs. 1033). Dazu B. Gallistl: Dombibliothek Hildesheim. Katalog der Handschriften (Stand 30.04.2012), Typoskript, S. 151-152, dort mit dem Datum "Anfang 18. Jh." Siehe auch Erwähnung in der oben genannten Literatur. Die Handschrift nicht bei , S. 354-355 (Hildesheim, Dom) verzeichnet. — Weitere Handschriften aus Hildesheim befinden sich in den historischen Sammlungen der SUB Göttingen, darunter eine Gruppe aus der Hildesheimer Schulbibliothek, wie Ms. Theol. 229 aus St. Godehard ( , S. 439), verschiedene Codices aus dem Konvent St. Maria Magdalena (Augustiner-Chorfrauen): , S. 351, die nach Meyer 1758 in Hildesheim ersteigert wurden, sowie andere die 1788 in Hildesheim gekauft wurden (aus der Bibliothek von J. F. Reimmann).
, S. 60. — , S. 81. — , 1, S. 64. — http://www.handschriftencensus.de/3895
Sprache: Latein und Nordniedersächsisch. Gehört zu Redaktion P. Siehe:
, 1, S. 208-209.Ir leer.
1ra-142vb Vocabularius ex quo. A id est sine … — … Zotica est virtus vitalis. ›Et hic est finis huius vocabularii‹.
1ra Praefatio. Ex quo vocabularii varii auctentici videlicet Huicio [!] … — … orationis quelibet diccio fuerit est annexum. Auf dem Kopfsteg moderne bibliothekarische Angabe 00071 (Bleistift).
143-144 leer.
II leer, bis auf moderne Angabe über Benutzung.
Abgekürzt zitierte Literatur
C. M. Briquet, Les Filigranes. Dictionnaire historique des marques du papier, Bd. 1–4, Leipzig 21923 | |
Die Handschriften in Göttingen, Bd. 1: Universitäts-Bibliothek: Philologie, Literärgeschichte, Philosophie, Jurisprudenz, beschrieben von W. Meyer, Berlin 1893 (Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate, Abt. 1: Hannover. Bd. 1: Die Handschriften in Göttingen 1) | |
Die Handschriften in Göttingen, Bd. 2: Universitäts-Bibliothek: Geschichte, Karten, Naturwissenschaften, Theologie, Handschriften aus Lüneburg, beschrieben von W. Meyer, Berlin 1893 (Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate, Abt. 1: Hannover. Bd. 1: Die Handschriften in Göttingen 2) | |
K. Grubmüller, Vocabularius Ex quo: Untersuchungen zu lateinisch-deutschen Vokabularen des Spätmittelalters, München 1967 (MTU 17) | |
Handschriften der Dombibliothek zu Hildesheim, Bd. 1: Hs 124a–Hs 698, beschrieben von M. Stähli, H. Härtel und R. Giermann, Wiesbaden 1991 (Mittelalterliche Handschriften in Niedersachsen 8) | |
S. Krämer, Handschriftenerbe des deutschen Mittelalters, Bd. 1–3, München 1989–1990 (Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz. Ergänzungsband 1) | |
Piccard-Online. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart, J 340 (http://www.piccard-online.de) | |
Schätze im Himmel – Bücher auf Erden. Mittelalterliche Handschriften aus Hildesheim, Ausstellung Wolfenbüttel 5. September 2010-27. Februar 2011, hrsg. von M. E. Müller, Wolfenbüttel 2010 (Ausstellungskataloge der Herzog-August-Bibliothek 93) | |
Vocabularius Ex quo. Überlieferungsgeschichtliche Ausgabe, Bd. 1–6, gemeinsam mit K. Grubmüller hrsg. von B. Schnell u. a., Tübingen 1988–2001 (Texte und Textgeschichte 22–27) |