Lukas Wolfinger: In Vorbereitung: Katalog der mittelalterlichen volkssprachigen Handschriften der SUB Göttingen, beschrieben von Lukas Wolfinger. (Vorläufige Beschreibung)

Göttingen, Staats- und Universitätsbibliothek, 2° Cod. Ms. theol. 101n Cim.

Lucidarius (dt.)

Pergament — 7 Bl. (Fragm.) — größer 24,5 × 15,7 cm — Basel oder Umfeld (?) — 13. Jh., 1. V.

Pergament. Von den acht fragmentarisch erhaltenen Pergamentblättern bzw. -fragmenten besitzen jene zwei, die 1939 über Franz Josef Mone und Karl Schorbach nach Göttingen gelangten (M/S 1-2; s. unter Herkunft), eine moderne, mit Bleistift ausgeführte Seitenzählung in römischen Zahlzeichen (I-IV); die fünf in Göttingen entdeckten Fragmente (G 1-5) hingegen sind foliiert (ebenfalls mit Bleistift und modern). Auf Letzteren ist zudem jeweils mit Tinte die Fragmente-Nr. 402 eingetragen, durch die die Stücke einerseits in den damals erschlossenen Göttinger Fragmentebestand eingeordnet und andererseits als zusammengehörig gekennzeichnet wurden. Die Blätter der ursprünglichen Handschrift wurden für die Zweitverwendung im Falz und Einbanddeckel der beiden Trägerbände zerschnitten bzw. zugeschnitten. Die über Mone/Schorbach aus Heidelberg nach Göttingen gelangten Stücke (M/S 1-2), die auf den Innendeckeln eines Einbandes zweitverwendet waren, bestehen jeweils aus einem etwas größeren Stück; die in Göttingen entdeckten und aus ihrem Trägerband ausgelösten Fragmente (G 1-5 und g), die von fünf Blättern stammen, bestehen zu einem Teil aus schmalen, meist ca. 1 cm breiten und 25 cm langen bzw. 1-2 cm breiten und 14 cm langen Streifen, die zur Falzverstärkung genutzt worden waren; zum anderen aus etwas größeren Blatt- oder Doppelblatt-Teilen, die von den Innenseiten der Einbanddeckel abgelöst wurden. Schriftraum: 20-20,5 × 11,8-12,5 cm; einspaltig; 41 Zeilen Alle Blätter von einer Hand, sehr regelmäßig und sorgfältig in Textualis geschrieben. Keine Rubrizierung; auch die Initialen/Versalien am Beginn der einzelnen Textabschnitte nicht ausgeführt. Auf G 1v nimmt die Mitte des oberen Seiten-Drittels eine nur im Umriss ausgeführte Weltkarte ein (Federzeichnung); siehe zu derselben sowie ihrer Überlieferung und Ausgestaltung in anderen Handschriften insbesondere Ulmschneider Von der ordenunge.

Die Fragmente sind jeweils zwischen zwei Melinex-Folien fixiert und in dieser Form zwischen je zwei Kartonblättern, auf denen Fotos der Recto- wie Versoseiten aufgeklebt sind, in eine Mappe eingehängt (20. Jh.); auf dem VD der Mappe mittig ein Titelschildchen aus Papier mit dem handschriftlichen Eintrag: Fragmente des deutschen Lucidarius; ebd. in der linken oberen Ecke zudem das Papierschildchen mit der modernen Göttinger Signatur (Cod. Ms. theol. 101n); direkt darunter das Papierschildchen mit dem Vermerk Cim.; die Göttinger Signatur ist mit Bleistift auch vermerkt auf dem vorderen Innendeckel der Mappe; unter derselben sind ebd. zudem eingeklebt: 1) das gedruckte Formular Auch als Mikroform vorhanden unter Sign.: mit dem handschriftlichen Eintrag MR 2° Cod. Ms. Theol. 101n Cim.; 2) die Beschreibung von Wilhelm Meyer; 3) der gedruckte Bearbeitungsvermerk der Preuß. Akad. d. Wiss. (Bearbeiterin: Marie-Luise Dittrich; Nov. 1939); darunter überdies auf einem eingeklebten Papierstreifen mit Bleistift vermerkt: Die Fragmente Mones gingen in Schorbachs Besitz über (vgl. a.a.O. S. 20). Aus dessen Nachlass erwarb sie die Bibliothek im Juli 1939. (darunter ist von anderer Hand, gleichfalls mit Bleistift eingetragen der Literaturverweis: (Vgl. M. Dittrich. Zs. f. dt. Altert. 77. 1940, S. 218 ff.).

Beigefügt das Briefkuvert eines Einschreibens an den Direktor der Göttinger Universitätsbibliothek, 1939 in Baden Baden abgeschickt von der hinterbliebenen Gemahlin Karl Schorbachs, enthaltend ein gefaltetes Stück Karton mit folgender handschriftlicher Notiz K. Schorbachs: Lucidarius-Fragmente/ Handschrift des 12. Jahrhunderts/ sehr wertvoll/ der Universitätsbibliothek Göttingen als Ergänzung ihres Manuskriptes anbieten!! (groß und flüchtig mit Bleistift geschrieben; die Worte sehr wertvoll dick mit blauem Buntstift unterstrichen); daneben in schwarzer Tinte die Notiz: Bemerkung meines Mannes/ Frau M. Schorbach; beide Stücke sind gleichfalls in der Mappe bzw. zwischen zwei partiell mit einander verschweißten Melinex-Folien aufbewahrt).

Herkunft: Die Herkunft der Fragmente, die den ältesten erhaltenen bzw. bekannten Überlieferungsträger des deutschen Lucidarius darstellen, kann nun wohl etwas genauer eingeordnet werden. Aufgrund der Schreibsprache konnte für die Lucidarius-Handschrift bzw. -Fragmente bereits bislang eine Herkunft aus dem alemannischen Raum erschlossen werden. Im Rahmen der Neukatalogisierung erzielte Ergebnisse zum Trägerband der Fragmente, die man Ende des 19. Jahrhunderts in Göttingen entdeckt hatte (G 1-4/5 und g), führen nun weiter: Sie wurden aus dem Einband einer Inkunabel ausgelöst (enthaltend: Nicolaus de Tudeschis, Super libros Decretalium, Lib. 2, p. 1, Basel 1477, gedruckt von Bertold Ruppel, Bernd Richel, Michael Wenßler; GW,Nr. M47806; es handelt sich um die Göttinger Inkunabel Nr. 1374), die in Basel nicht nur gedruckt, sondern vielleicht auch gebunden wurde. Unter den Blindstempeln ihres Einbandes findet sich einer mit geschwungenem Schriftband, das Ulmschneider Der deutsche Lucidarius, Bd. 4, S. 113 als iod * esth liest und als Kürzung für 'Jodocus Esth' interpretiert (so wie vor ihr schon Schorbach Studien, S. 269, Anm. 2). Tatsächlich erscheint jedoch eine Lesung als Iod(ocus) Esch viel naheliegender, zumal Ernst Kyriss bereits einen Buchbinder bzw. eine Einbandwerkstatt dieses Namens führt, von der er vermutete, sie sei in Basel zu lokalisieren (vgl. Kyriss Deutsche Buchbinder, Sp. 184). Da auch der Göttinger Einband, so wie die anderen bekannten Stücke aus dieser Werkstatt, einen Basler Druck enthält, ist diese Zuordnung bei Kyriss durchaus plausibel (vgl. diesbezüglich: Inkunabeln in Baden-Württemberg 3, S. 258, Nr. 279, Bd. 1 und Bd. 2). — Der erste nachweisbare Besitzer der Inkunabel, in der sich die in Göttingen entdeckten Fragmente befanden, war der bekannte Tiroler Humanist und Diplomat Johannes Fuchsmagen (* um 1450 Hall/Tirol, † 3.5.1510 Melk/Donau). Das zeigt der später durchgestrichene und deshalb von Helmut Kind in den Incunabula Gottingensia nicht gelesene Besitzvermerk Johannis Fuchsmagen doctoris auf 2r. Johann Fuchsmagen bewahrte seine Bibliothek längere Zeit (bzw. bis zu seinem Tod) in seinem Haus in der Seilergasse in der Wiener Innenstadt auf (Seilergasse 12), das er seit 1493 besaß. Die nun in Göttingen liegende Inkunabel dürfte sich ebenfalls dort befunden haben. Nach Fuchsmagens Ableben gelangte ein großer Teil seiner umfangreichen Bibliothek an den Humanisten, Dichter und Diplomaten Johannes Cuspinian/Spießheimer (* 1473 in Schweinfurt; † 19. April 1529 in Wien), weitere Bestände kamen an Kaiser Maximilian; siehe dazu sowie allgemein zu Johannes Fuchsmagen und seiner Karriere insbesondere: Wagendorfer Johannes Fuchsmagen; Schwarz Auf dem Weg, sowie die ältere Darstellung bei Ruf Doctor Johannes Fuchsmagen. Der Verbleib der Inkunabel nach dem Tod Fuchsmagens im Jahr 1510 ist nicht genau nachvollziehbar. In der weiteren Folge gelangte sie jedoch in den Besitz eines bekannten österreichischen Adeligen: des Grafen Heinrich Wilhelm von Starhemberg (geb. 1593, gest. 1675; vgl. den Besitzvermerk auf 2r: Ex libris illustrissimi et excellentissimi domini domini Henrici Guilielmi Sacri Romani Imperii comitis a Staremberg). Dieser trug auf Schloss Riedegg eine beachtliche Büchersammlung zusammen, deren Bestand in der weiteren Folge nach Eferding transferiert wurde. Dort verblieb die Starhembergische Familienbibliothek, bis Camillo, Fürst von Starhemberg, sie im Jahr 1889 um 65.000 Mark an den preußischen Staat verkaufte und ihre Bestände an die Königliche Bibliothek in Berlin gelangten, wo man jedoch einen Teil aussonderte, insbesondere Dubletten, und sie anderen Bibliotheken anbot. Davon kamen im Jahr 1891 zahlreiche Bände an die Göttinger Universitätsbibliothek (1.081), darunter eben auch die genannte Inkunabel, in der die Lucidarius-Fagmente bereits wenig später von dem Göttinger Germanisten Karl Meyer entdeckt und entnommen wurden (1894; vgl. Göttingen 3, S. 545 sowie Schorbach Studien, S. 269). Der andere Teil der Fragmente war bereits um 1830 von Franz Josef Mone von einem alten Buchdeckel in Heidelberg abgelöst worden (Mone Altteutsche Weltlehre, Sp. 311); genauere Angaben zu dem betreffenden Trägerband machte Mone leider nicht, sodass dessen Identität unbekannt war. Nach Mones Tod kamen die beiden Fragmente in den Besitz von Karl Schorbach, der sie 1894 in seinen 'Studien über das deutsche Volksbuch Lucidarius und seine Bearbeitungen in fremden Sprachen' beschrieb und verwendete (Schorbach Studien, S. 19-20, Nr. 1) und dort in einem Nachtrag auch noch die um diese Zeit in Göttingen entdeckten Fagmente derselben Handschrift behandelte (ebd., S. 269-271), nachdem Wilhelm Meyer ihn auf diesen Fund hingewiesen hatte (vgl. ebd., S. 269, Anm. 1). Schorbachs Witwe verkaufte sie schließlich 1939 an die Göttinger Universitätsbibliothek, wo sie mit den anderen Fragmenten der Handschrift vereinigt und direkt danach bei Dittrich Zur ältesten Überlieferung, gemeinsam beschrieben und ediert wurden. Im Zuge der Neukatalogisierung der Fragmente konnte auch die Provenienz dieser über Franz Josef Mone und Karl Schorbach nach Göttingen gelangten Stücke geklärt werden, da 2021 in einer der von zwei bekannten Heidelberger Inkunabeln, deren Einband aus der Werkstatt 'Iodocus Esch' stammt, ein Abklatsch von Fragment M/S 2r entdeckt wurde, ebenso wie weitere Fragmente der Lucidarius-Handschrift, die sich im zweiten Band dieser Heidelberger Inkunabeln fanden. Siehe dazu nun Wolfinger - Kirsch Neu entdeckte Fragmente.

Göttingen 3, S. 545 — Mone Altteutsche Weltlehre), Sp. 311-320 (mit Teilabdruck). — Dittrich Zur ältesten Überlieferung (mit Abdruck). — Doberentz Die Erd- und Völkerkunde, S. 257-301, 387-454, hier S. 394-412 (Nr. b, mit Textproben). — Schorbach Studien, S. 19f. (Nr. 1), S. 269-272. — Wilhelm Denkmäler deutscher Prosa, (A) S. 115-131, (B) S. 222-224 (mit Abdruck). — Heidlauf Das mittelhochdeutsche Volksbuch, S. 34-39. — Heidlauf Lucidarius, S. X, Tafel 2. — Eis Altdeutsche Handschriften, zwischen S. 60/61. — Gottschall - Steer Der deutsche 'Lucidarius', Bd. 1, S. 12*, Nr. 20, S. 41*-44*. — Ulmschneider Von der ordenunge, speziell S. 580f., S. 585, S. 603 (Abb. 4) — Ulmschneider Der deutsche Lucidarius, Bd. 4, S. 111-114. — Wolfinger - Kirsch Neu entdeckte Fragmente. — Handschriftencensus.

Lucidarius (dt.). (Fragm. M/S 1r-v) Kapitel I,5-31. Der Text setzt auf M/S 1r ein mit: [...] rede vernemint, der sie sich versten ninne k[vnnin ...] (?); der Text im der unteren Teil des Blattes ist stark beschädigt und in den letzten Zeilen deshalb nicht zweifelsfrei bestimmbar; er endet im erhaltenen Teil aber wohl mit: [...] zv der helle gat daz ist iemir (?) [...]; M/S 1v reicht im erhaltenen bzw. lesbaren Teil von [...] rure, wan da ist iemir weinin der ovgen der zene von deme vroste bis zu [... i]ntluhtit [D]o s. d. J. Wa w(a)rt [...]. Mehr zu erahnen als tatsächlich zu lesen sind die restlichen Zeilen dieser Blattseite, deren Ende Dittrich las als: [...W]a wart Ewa gescaffin. [D]o. s. d. M. [I]n dem pa[…] (entspricht bei Gottschall - Steer Der deutsche 'Lucidarius', Bd. 1, S. 5, Z. 2-S. 8, Z. 8 und S. 8, Z. 14-S. 13, Z. 9). Das Fragment ist ca. 23,8 cm hoch und 8,7 cm breit; das Blatt, von dem es stammt, wurde der Länge nach zerschnitten. (Fragm. M/S 2r-v) Kapitel I,58-59 und I,59-61. Der lesbare Text setzt auf M/S 2r ein mit […t]or in d[eme l]ande lit ein gegine div [… wi]roch; daz ist der berc Oreb da Moysi [...] und endet mit [...] [D]az andir teil heizit Erupa Evropa (entspricht ebd., Kapitel I,58-59 bzw. S. 30, Z. 10-S. 32, Z. 8); M/S 2v reicht von […]tos vz der insvla swaz [hol]icis bra[…] bis zu [... von den i]nsylen die in dem mere sind. [D]o [...] (entspricht ebd. Kapitel 59-61 bzw. S. 34, Z. 1-S. 36, Z. 8). Bei diesem Fragment handelt es sich um ein hochrechteckig zugeschnittenes Stück aus dem unteren Teil eines Blattes; es ist noch 14,2 cm hoch und 7,5 cm breit. (Fragm. G 1r-v) Kapitel I,31-52. Der lesbare Text setzt auf G 1r ein mit [...] dise vzzir Adamis rippen. D[o] s. d. J. Wa ist daz paradise. [D]o s. d. M. Daz paradi[se] ist ostirt in dirre welte und endet mit [...] daz alliv wazzir rinnin widere ze ir rehteme vrsprvnge. Do s. der. J (?) [...]; G 1v reicht von [... N]v sage mir wie div welt si geteilet. [D]o. s. M. Ein straze gat inmitten dur die welt [...] bis zu [...] In India ist ein insula div heizit [Ta]prosobanes da rinnet daz mer vmbe da ligint inne zehin burge. inder [...] (entspricht ebd., Kapitel I,31-47 bzw. S. 13, Z. 9-S. 18, Z. 7 und Kapitel I,47-53 bzw. S. 18, Z. 7- S. 20, Z. 12). Das zusammengesetzte Fragmentblatt besteht aus 13 Streifen von je ca. 25 cm Länge und ca. 1 cm Breite. (Fragm. G 2r-v) Kapitel I,61-78. Der Text setzt auf G 2r ein mit [...] hat michiliv wunder in den insilen virborgin. D. s. d. M. Div erste insvla div heizit Cyprus [...] und endet mit [...] so siv ie chǒlir ist. [D]o s. d. J. Wie svln wir daz merk[in …]; G 2v reicht von […] Wir sehin wol daz der sne vf den hohin bergin niemir zirgat bis zu [...] [wan] liefin sie ei[ne strazze], so irrten sie ein anderiv [...] (entspricht ebd. Kapitel I,61-63, S. 36, Z. 8-S. 40, Z. 6 und Kapitel I,63-78 bzw. S. 40, Z. 7-S. 46, Z. 9). Das Fragmentbl. ist zusammengesetzt aus mehreren schmalen Streifen: An einen Längsstreifen von 24,9 cm Höhe und 1 cm Breite sind 13 Querstreifen von 1-2 cm Höhe und ca. 14 cm Breite angefügt. (Fragm. G 3r-v) Kapitel I,78-95. Der lesbare Text setzt auf G 3r ein mit […] daz sie alliv zerberstin. Dur was gescvf got diz als[o ...] und endet mit […] die selbin nature zvhet der menische von dem gestirne. Swelhic menische ist […]; G 3v reicht im lesbaren Teil von [… swigi]t gern vnde ist vngetrivwe [s]welhis ist caltir […] bis zu […] von im sendit alse der mane. der sterne […] (entspricht ebd. Kapitel I,78-88 bzw. S. 46, Z. 9-S. 50, Z. 10 und und Kapitel I, 88-95 bzw. S. 50, Z. 10-S. 54, Z. 1). Bei dem Fragment handelt es sich um ein der Länge nach durchgeschnittenes Blatt, von dem die eine Blatthälfte mit 24,5 cm Höhe vollständig ist, von der anderen fehlt der obere Teil (9,5 cm), sodass nur noch 15,2 cm Höhe erhalten sind. Die ganze Breite des Blattes misst 15,5 cm. (Fragm. G 4r-G 5v) Kapitel II,7-8; II,12-13; II,62-65; II,69-70. Der lesbare Text setzt auf G 4r ein mit den Worten […] sin, der menische solte mit der marter (?) […] und endet mit […] so was div erste svnde der nit do Kain sinen brider slǒc vor nide. daz […]; G 4v reicht von […] div edilin steine vur div swin die sint niht deste vnedilre, daz sie vnscone ligent […] bis zu […] des er niht erkennit. als enmac der menische nechein […] (entspricht ebd., Kapitel II,7-8 und II,12-13 bzw. S. 72, Z. 3-S. 73, Z. 4 und S. 76, Z. 1-S. 77, Z. 3); G 5r reicht von […] selin mit decheinin guttatin. irlediget nine mohte werdin. wan mit deme ophir der messe […] bis zu […] Die daz sprechint die gestent ivde sinir bosir redi bi. […]; G 5v setzt ein mit […] antlatze begie. Div ampulla da man den crisimen des tagis inne treit […] und endet mit stark beschädigten und deshalb kaum lesbaren Zeilen; Dittrich las am Ende des Blattes: : […] virgit mit d[em vronien ophire.] do er sin gewant […] (entspricht ebd. Kapitel II,62-65 und II,69-70, bzw. S. 104, Z. 17-S. 106, Z. 34 und S. 108, Z. 1-Z.19). Bei dem Fragment handelt es sich um die obere Hälfte eines Doppelblattes, das zum äußeren Teil einer Lage gehörte, von der die beiden inneren Bl. fehlen; das Fragment ist ca. 8,2cm hoch; von Bl. 4 sind in der Breite noch 14,8 cm erhalten, von Bl. 5 15,8 cm. (Fragm. gr-v) Kapitel I,58 und I,59. Der schmale Pergamentsreifen dieses Fragments enthält auf der Rectoseite die Zeile: [... w]it indem selbin lande ist Babilonia [...Nemro]t. div bvrcmvre div ist fvnzig eln [...]; auf der Versoseite den Text [...]go Lvsitana. Galatia. Betica. Twing[ ... gro]zin burgin die da inne ligint. Da lig[ …] (ebd. Kapitel I,58, S. 30, Z. 6-7 und I, 59v, S. 33, Z. 13-15); das Fragment ist 1 cm hoch und 8cm breit. Nach ihrer Stellung im Lucidarius wäre die Abfolge der auf den Fragmenten enthaltenen Textteile demnach folgende: Buch I: M-S 1r-v, G 1r-v, gr; M-S 2r, gv, M-S 2v, G 2r-v, G 3r-v, Buch II: G 4r-v, G5r-v. Abgedruckt bzw. ediert sind sie - in entsprechender Reihenfolge - bei Dittrich Zur ältesten Überlieferung, und Wilhelm Denkmäler deutscher Prosa, (A) S. 115-131. Die Göttinger Fragmente bilden (gemeinsam mit den jüngst entdeckten Heidelberger Stücken; s. unter Herkunft) den ältesten erhaltenen bzw. bekannten Textzeugen des deutschen Lucidarius. Die genaue Stellung der darin enthaltenen Fassung innerhalb der Textgeschichte des Werkes ist allerdings noch nicht geklärt. Das resultiert erstens daraus, dass die Entstehungs- und Textgeschichte des deutschen Lucidarius insgesamt umstritten ist, und zweitens aus der fragmentarischen Überlieferungssituation der Göttinger 'Handschrift'. Von derselben ist nämlich weder bekannt, ob ihre Fassung eine der beiden bekannten Reimvorreden enthielt (und wenn ja, welche: A-Prolog; B-Prolog), noch, ob sie auch das dritte Buch beinhaltete; Gottschall - Steer Der deutsche 'Lucidarius', Bd. 1 ordnen sie der von ihnen als solche bezeichneten Textfassung x1 zu (vgl. ebd., S. 43*); zum Text und seiner Überlieferung siehe überdies 2VL 5, Sp. 939-947; Foidl Lucidarius; Hamm Der deutsche Lucidarius; Ulmschneider Der deutsche Lucidarius, Bd. 4; Kartschoke Deutsche Literatur.


Abgekürzt zitierte Literatur

Göttingen 3 Die Handschriften in Göttingen, Bd. 3: Universitäts-Bibliothek: Nachlässe von Gelehrten, Orientalische Handschriften, Handschriften im Besitz von Instituten und Behörden, beschrieben von W. Meyer, Berlin 1894 (Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate, Abt. 1: Hannover. Bd. 1: Die Handschriften in Göttingen 3)
GW Gesamtkatalog der Wiegendrucke, Bd. 1–, Leipzig 1925–1938, Stuttgart 1978–
Handschriftencensus Handschriftencensus. Eine Bestandsaufnahme der handschriftlichen Überlieferung deutschsprachiger Texte des Mittelalters. Online-Datenbank: https://handschriftencensus.de/
2VL Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Bd. 1–12, hrsg. von K. Ruh u. a., 2., völlig neu bearbeitete Aufl., Berlin, New York 1978–2005, Ergänzungsbde.: Deutscher Humanismus 1480–1520. Verfasserlexikon, Bd. 1–3, hrsg. von F. J. Worstbrock, Berlin, New York 2005–2015