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Beschreibung von 8° Cod. Ms. theol. 160
Lukas Wolfinger: In Vorbereitung: Katalog der mittelalterlichen volkssprachigen Handschriften der SUB Göttingen, beschrieben von Lukas Wolfinger.

Bedudinghe op Cantica canticorum

Pergament — I, 118, I Bl. — 20-20,5 × 15-15,3 cm — Amsterdam — 15. Jh., 2. V. (oder 3. V.?)

Pergament; Lagen: I (2). 3 (?, 5). 8 IV (69). IV-2 (75). IV-4 (79). 4 IV (111). V-3 (?, 118); am Anfang und Ende der Handschrift ist der ursprüngliche Lagenverbund nur mehr bedingt nachvollziehbar, da es an diesen Stellen offenbar bereits bei der Anlage der Handschrift zu Unregelmäßigkeiten kam (nicht nur Verwendung von Quaternionen wie im Großteil der Handschrift; Entfernung von überzähligen bzw. leeren Blättern) und später auch zu Beschädigungen (lose Blätter, die bei Neubindungs- oder Restaurierungsarbeiten an andere Pergamentblätter oder an Papierstreifen angeklebt wurden, über die sie eingebunden wurden); am Ende der einzelnen Lagen durchgehend Reclamanten; Tintenfoliierung (modern): 1-118; im hinteren Abschnitt der Handschrift (ab Bl. 80) Kombination von Lagenzählung und lageninterner Blattzählung, beginnend mit: b, bi, bii, biii, c, ... (falls sie ursprünglich bereits bei Bl. 76 mit a, ai, ... begonnen haben sollte, müssten die entsprechenden Einträge durch den Beschnitt weggefallen sein); vielleicht wurde dieser Teil demnach als Einheit geschrieben; das Pergament des Öfteren löchrig, auf Bl. 75 und 103 auch genäht; Schriftraum: 13,7-14,0 × 10,2-10,8 cm, zweispaltig, 26 Zeilen; in gleichmäßiger Textualis, wohl von einer Hand; mehrfach rote Streichungen und andere Korrekturen im Text; bisweilen überdies am Seitenrand Korrekturen/Nachträge oder Stichworte von der Anlagehand (teilweise rot umrahmt oder mittels Verweiszeichen eingefügt); rubriziert, Kapitelüberschriften in Rot, Zitate und Namen vielfach rot unterstrichen; zudem einfache Initialen in Rot (2-zeilig); Paragraphenzeichen in roter sowie blauer Tinte und 3-zeilige Fleuronnée-Initialen von geübter Hand in Blau und Rot mit Fleuronnée-Leisten (in der Regel ca. 9-13-zeilig) mit Perlenbesatz und Fadenfortsätzen zu Beginn des Gesamttextes sowie der einzelnen Kapitel.

Pappeinband des 18. oder 19. Jhs., braun meliert; der Rücken mit Leder verstärkt; darauf aufgeklebt ein schwarzes Titelschildchen mit der in Gold geprägten Aufschrift Catena patrum/ in canticum/ canticorum/ 1,2/ belgice; am unteren Rand des Rückens zudem das übliche Papierschildchen mit der Göttinger Signatur Cod. MS. theol. 160; auf dem modernen VS aufgeklebt mehrere Einträge: 1) der gedruckte Vermerk digitalisiert: 2016; darunter 2) Ein Clein wenig beschnitten und hinten mit einem Pergamen Rücken, an stat des Papiers aber bey Pergamen (auf einem ausgeschnittenen älteren Papierstück; Schrift des 18. Jhs.); 3) gedrucktes Exlibris: Deutsch. Gesellsch./ Bibliothek; 4) das Bearbeitungsformular der Preuß. Akad. der Wiss. (Bearbeiterin: Dr. Marie-Luise Dittrich; Okt. 1939). Wie der Vermerk Nr. 3 verdeutlicht, gab es wohl einen älteren Einband (mit einem Rücken aus Pergament), bei dessen Anfertigung der Buchblock bereits Ein Clein wenig beschnitten worden war. Das Papierstück, auf dem sich der betreffende Vermerk befindet, dürfte am ehesten aus dem Kontext dieses älteren, nicht erhaltenen Einbandes stammen und bei der Neubindung auf den VS des neuen übertragen worden sein; Färbung des Buchschnitts (rot gesprenkelt); ob diese erst bei der letzten Neubindung erfolgte, von der der erhaltene Einband stammt, oder bereits zuvor vorhanden war, ist unklar; auf dem HS mit Bleistift eingetragen die Signatur der Göttinger UB (Cod. MS. theol. 160).

Herkunft: Die Handschrift stammt, wie der Besitzvermerkt auf 1v zeigt, aus dem Konvent der regulierten Augustiner-Chorfrauen von S. Dionisius in Amsterdam (zu demselben s. van Eeghen Vrouwenkloosters, S. 244-273); da dieser Vermerk sehr gut von derselben Hand geschrieben sein könnte wie der Haupttext (Schepers Bedudinghe, Bd. 1, S. 367 scheint hingegen – ohne Begründung – von einer zweiten Hand auszugehen, da er schreibt: een tweede, contemporaine littera textualis op verso-zijde van het schutblad voorin de codex: 'Dit boec [...] in Aemstelredam'; die Schrift dieses Eintrags ist jener der Haupthand jedoch durchaus ähnlich) und auf jeden Fall zeitnah zur Entstehung des Bandes eingetragen wurde, liegt die Annahme sehr nahe, dass die Handschrift tatsächlich in diesem Kovent angefertigt wurde. Zudem wäre zu vermuten, dass sie aus der Zeit nach 1422 stammt, da die Tertiarinnen von S. Dionisius erst in diesem Jahr zur Augustiner-Regel übertraten (vgl. van Eeghen Vrouwenkloosters, S. 246); Schepers Bedudinghe, Bd. 1, S. 366-367 datiert sie, anders als die frühere Forschung, die sie – ohne weitere Begründung – in die Zeit um 1460 eingeordnet hatte, anhand der Initialen und Schrift auf das 2. V. des 15. Jahrhunderts; mittelniederländisch. — Der Verbleib der Handschrift nach der Auflösung des Konvents im Oktober 1578 (vgl. van Eeghen Vrouwenkloosters, S. 244) ist unbekannt. Wie das Exlibris auf dem VS zeigt, gelangte sie in der weiteren Folge in den Besitz der "Deutschen Gesellschaft " in Göttingen. Im Katalog, der sich aus der Bibliothek dieser Gesellschaft in der SUB Göttingen erhalten hat (SUB Göttingen, Bibliotheksarchiv, Alte Kataloge Nr. 18a: 'Verzeichnis der Bücher, welche der hiesigen Deutschen Gesellschaft zugehören und welche im Sept. 1791 in der öffentlichen Universitaets-Bibliothec ausgestellet worden sind'), ist der Band jedoch nicht nachweisbar. Vermutlich ist er nach der Auflösung der Gesellschaft im Jahr 1791 an die Universitätsbibliothek gelangt; zu dieser Annahme passend auf 2v der älteste große Bibliotheksstempel der Georgia Augusta; zudem ein unidentifizierter Stempel S auf 118v im Eck rechts unten.

Göttingen 2, S. 390. — Schepers Bedudinghe, speziell Bd. 1, S. 144 ff. sowie S. 366-367 und Bd. 2, S. 3-8, S. 11-13, S. 17-136. — 2VL 4, Sp. 90-91. — Handschriftencensus.

1r-v, leer, abgesehen von dem ma. Besitzvermerk Dit boec echt den susteren regulierissen tot Sinte Dyonijs in Aemstelredam am oberen Seitenrand von Iv und Eintrag Dit is dat eerste stuc van Cantica canticorum am unteren Seitenrand - beide wohl von derselben Hand wie der Haupttext; darunter zudem der spätere Vermerk Liber msct. rarus.

2ra-118vb Bedudinghe op Cantica canticorum , 1. Redaktion. Sinte Iohan sach in Apocalipsi een boec in des gheens hant die op den troen sat dat beyde binnen ende buten bescreuen was: Dit boec is die heylighe scrifture … — … O hoe ghenuechelic ist mit alsulken gast in eenre herberghen te rusten. O wat groter eeren ist enen armen mensch, een weerdinne van alsulken coninc te wesen. Hier eynden twee die eerste capittele wt cantica canticorum. (32r leer, jedoch kein Textverlust; der Grund für die Freilassung ist nicht ersichtlich); zu diesem Werk siehe v.a. Schepers Bedudinghe, Bd. 1-2; zur vorliegenden Handschrift, die einen sehr guten Text der 1. Redaktion der 'Bedudinghe' bietet, insbesondere ebd., Bd. 1, S. 144 ff. sowie S. 366-367; Edition: ebd., Bd. 2 (der Text folgt im ersten Teil bzw. von S. 17-136 der Göttinger Handschrift als Basishandschrift – entspricht 2r-93v –, im zweiten Teil einer Handschrift aus Leiden); überdies 2VL 4, Sp. 90-91.


Abgekürzt zitierte Literatur

Göttingen 2 Die Handschriften in Göttingen, Bd. 2: Universitäts-Bibliothek: Geschichte, Karten, Naturwissenschaften, Theologie, Handschriften aus Lüneburg, beschrieben von W. Meyer, Berlin 1893 (Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate, Abt. 1: Hannover. Bd. 1: Die Handschriften in Göttingen 2)
Handschriftencensus Handschriftencensus. Eine Bestandsaufnahme der handschriftlichen Überlieferung deutschsprachiger Texte des Mittelalters. Online-Datenbank: https://handschriftencensus.de/
2VL Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Bd. 1–12, hrsg. von K. Ruh u. a., 2., völlig neu bearbeitete Aufl., Berlin, New York 1978–2005, Ergänzungsbde.: Deutscher Humanismus 1480–1520. Verfasserlexikon, Bd. 1–3, hrsg. von F. J. Worstbrock, Berlin, New York 2005–2015

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der abendländischen mittelalterlichen Handschriften der SUB Göttingen Volkssprachige Handschriften.
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