Wilhelm von Velde
Papier — 271 Bl. — 20 × 14 cm — Frankenthal (oder Umfeld) — um 1500 (nach 1491)
Papier, Wasserzeichen: ###. Lagen: III (6). 3 V (36). 4 IV (68). III (73). 3 V (103). V-2 (111). IV (119). IV-1 (126). 3 IV (150). IV-1 (157). 4 V (197). IV+1 (206). 8 IV (270); zwischen Bl. 111 und 112 ein Bl. herausgerissen (Textverlust); letzter Teil der Hs. fehlt (mindestens eine Lage; Textabbruch; Reklamant auf 270v); an mehreren Stellen fehlen größere Blatt- und Textteile (Bl. 111, 120, 198, 241, 250), zudem einige leere (?) Bl. herausgeschnitten; Bl. 200 zusätzlich eingefügt (Miniaturen). Reklamanten oder Reste davon teilweise vorhanden (119v, 134v, 142v, 150v, 254v, 270v); Lagenfoliierung (teilweise durch Beschneidung des Buchblocks verloren; in Lagen Nr. 10, 15, 26 durcheinander; Bl. 200 zusätzlich bzw. außerhalb der Lagenfoliierung eingefügt). Bleistiftfoliierung modern: 1-270; zw. Bl. 73 und 74 ein leeres Bl. ungezählt. Schriftraum: 14-15,5 × 8,3-10,5 cm, 25-31 Zeilen; gesamter Haupttext in schleifenloser Bastarda, ordentlich und relativ großzügig geschrieben von 1 Hand; verschiedentlich Korrekturen von selber (?) Hand sowie spätere Einträge und Federproben von Hand des 16. Jhs. auf 5r, 45r, 52r, 81v, 95r, 127r, 137v, 138v, 197v, 240v; durchgehend rubriziert; zweifarbige Lombarde auf 12v (rot u. blau); am Anfang von Büchern und Kapiteln häufig Zierinitialen; v.a. zu Beginn der einzelnen Bücher und ihrer Vorreden zudem Randleistenschmuck mit Ranken-, Blatt- und Blütenwerk in Rot, Grün, Blau und Ocker (1r, 5v, 44v, 45v, 74r, 109v, 111v, 142v, 151r, 158r, 160r, 198r, 201r, 239r, 241r). 3 Miniaturen: I. (3v): über die ganze Höhe der Seite reichende mittige Federzeichnung; Engelsbüste mit Kronen der sieben Engels-Hierarchien darüber; koloriert in Rot, Grün, Braun, Blau; beidseitige textliche Erläuterungen am Rand und entsprechend beigefügte Symbole (Stern und Kreuz in Rot); Titelrubrik: Cronen . I . figur; die Beischriften rechts auf aufgeklebtem Papier (offenkundig aufgrund von Platzmangel in kleinerer Schrift nochmals geschrieben und über den bereits vorhandenen Text geklebt); II. (200r): ganzseitige Federzeichnung, koloriert (blau, braun); leere mnemonische Hand (rechts); III. (200v): ganzseitige Federzeichnung, koloriert (blau, braun); mnemonische Hand (links) mit eingeschriebenem Text (rubriziert; Auszüge aus dem Text des Kleinen Empyreals); Bl. 200 extra eingefügt und aus stärkerem Papier; ob und inwieweit die ausgeschnittenen Blätter der Handschrift weitere der im Text erwähnten Illustrationen enthielten, ist unklar (zu den Illustrationen in der lateinischen Variante des 'Kleinen Empyreals' siehe die entsprechende Handschrift: Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 1379).
Spätmittelalterlicher hellbrauner Schweinsledereinband (stark abgerieben; 1987/88 restauriert) mit zwei Messingschließen (erneuert?); Streicheisenlinien und Blindstempel (fünf Typen, die nicht in EBDB: 1. sechsblättrige Rosette, Blätter breit und spitz gebogt; 2. Lilie in Rhombus, groß; 3. Lilie in Rhombus, klein; 4. einköpfiger Adler in Rhombus; 5. Granatapfel mit Hüllblättern [?]).
2 Fragmente (Pergament; Spiegelbl.; aus dem Einband ausgelöst; aufbewahrt in Fragmentesammlung der SUB, Kasten I, Nr. 482/1-2 [Fasc. V und VII,1]); 1 (VS): ca. 20 x 13,5 cm; war quer aufgeklebt; beidseitig beschrieben; Textualis, 14. Jh.; rubriziert, rote Initialen; Tintenlinierung; auf der Innenseite mittig am (oberen) Rand unidentifizierte neuzeitliche Signatur: MSti. Theolog. R. XVII.; Tinteneintrag der SUB Göttingen: 482; Text: , In evangelia homiliae, lib. 2, homilia XXVII. Habita ad populum in basilica sancti Pancratii martyris, die natalis eius, 4 ( , S. 232 und S. 233): Text setzt (auf Aussen- bzw. Klebeseite) ein mit a dextris Dei et alius a sinistris und bricht ab mit prius bibite quod dolet. Sic sic …; fährt (auf Innenseite) weiter fort mit … (ni)mis confortatus est principatus …, bricht schließlich ab mit … videte quantum fuerit culmen mentis … (es handelt sich hier wohl um das bei , S. 475 erwähnte Fragment). 2 (HS): ca. 20 x 13,7 cm; Außen- bz. Klebeseite seite: Text in prägotischer Minuskel; 2. H. 12. Jh.; Rest einer rot verzierten Initiale; Tinteneintrag der SUB Göttingen: 482; Text wohl , bzw. ), Contra Iudaeos, Paganos et Arianos sermo de symbolo, Teil von cap. XIV, 6-9 ( 69, S. 245); oder ( 95, Sp. 1472 ?); setzt ein mit ait; unde michi hoc …, bricht ab mit … sed ille non se esse (clamabat dicens)…; Innenseite enthält nur einige Federproben sowie einen offenbar nur fragmentarisch erhaltenen (Besitz-?)Eintrag: hoc liber est a…; fünf kleine, von , Untersuchungen zum Kleinen Empyreal des Wilhelm von Velde, ungedr. Magisterarbeit, Göttingen 1988. S. 11 erwähnte Fragmentstreifen mit Buchstabenresten aus dem Inneren des Buchrückens sind nicht auffindbar.
Herkunft: Der Codex wurde um 1500, bzw. nach 1491 und wohl vor 1506, im Augustiner-Chorherrenstift Frankenthal oder seinem Umkreis geschrieben, dem der Verfasser des ‚Kleinen Emypreals‘, Wilhelm von Velde, angehörte (nach dis buch ist Anshelm…; zudem bislang nicht zuordenbare alte Signatur sowie radierter Besitzvermerk auf VS und HS (siehe Fragmente); am 11. Dez. 1775 auf einer Auktion des Göttinger Buchhändlers und Verlegers Victorinus Bossiegel für die Bibliothek der Georgia Augusta erworben; 1v Besitzstempel der SUB Göttingen.
, Das ‚Kleine Empyreal‘ des Wilhelm von Velde, in: Frankenthal einst und jetzt, 1990, Heft 1, S. 14 aber wohl kein Autograph desselben; von derselben Hand stammt offenkundig auch die Handschrift Karlsruhe, Badische Landesbibl., L 97 sowie vermutlich auch Karlsruhe, Badische Landesbibl., L 84; vgl. , Wilhelm von Velde. Kleines Empyreal, in: Schätze aus Pergament. Mittelalterliche Handschriften aus Frankenthal. Ausstellung 19. September-25. November 2007, Erkenbert-Museum Frankenthal. Hg. von , Frankenthal 2007, S. 168 und , Meditatones de passione Christi, deutsch, in: ebd., S. 174-175). — 95r schwer zu entziffernder alter (Besitz-?) Eintrag:, Das ‚Kleine Empyreal‘ des Wilhelm von Velde, in: Frankenthal einst und jetzt, 1990, Heft 1, S. 13-20. — , Untersuchungen zum Kleinen Empyreal des Wilhelm von Velde, ungedr. Magisterarbeit, Göttingen 1988. — , Wer Bücher schreibt, kommt in den Himmel. Leben und Werk des Frankenthaler Chorherrn W. v. V., in: Schätze aus Pergament. Mittelalterliche Handschriften aus Frankenthal. Ausstellung 19. September-25. November 2007, Erkenbert-Museum Frankenthal, hg. von , Frankenthal 2007, S. 35-45. — , Wilhelm von Velde. Kleines Empyreal, in: Schätze aus Pergament. Mittelalterliche Handschriften aus Frankenthal. Ausstellung 19. September-25. November 2007, Erkenbert-Museum Frankenthal. Hg. von , Frankenthal 2007, S. 167-171. — , Art. Wilhelm von Velde, in: Deutsches Literatur-Lexikon. Das Mittelalter, hg. von , Bd. 7: Das wissensvermittelnde Schrifttum im 15. Jahrhundert, Berlin u. a. 2015, Sp. 1383-1384.
1r–270v Das kleine Empyreal. ›Hye hebt an die gemeyne furrede in das buch, das man heyszt das cleyn Empyrreall.‹ Beatus quem elegisti et assumpsisti inhabitabit in attriis tuis; psalmo lxiiiio. David der heilige prophett schriebet disze lattynischen wortte … — … und verginge dez santts also cleyne, das mane kaine gesehen kunde eyn male in hundert dussent jaren. So were noch ... Mit diesen Worten bricht der Text auf 270v ab. Erkennbar ist am unteren Seitenrand noch der Reklamant die lie(b). (Textauszüge ediert bei , Untersuchungen zum Kleinen Empyreal des Wilhelm von Velde, ungedr. Magisterarbeit, Göttingen 1988, S. 105-148 sowie , Wer Bücher schreibt, kommt in den Himmel. Leben und Werk des Frankenthaler Chorherrn W. v. V., in: Schätze aus Pergament. Mittelalterliche Handschriften aus Frankenthal. Ausstellung 19. September-25. November 2007, Erkenbert-Museum Frankenthal, hg. von , Frankenthal 2007, S. 41-42).
:Abgekürzt zitierte Literatur
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der abendländischen mittelalterlichen Handschriften der SUB Göttingen Volkssprachige Handschriften.