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Beschreibung von Bremen, Staats- und Universitätsbibliothek, msc 0191
Kristina Stöbener, Tübingen 2021

Statuten der Schuhmacherzunft in Elbing

Pergament · 32 Bl. · 16 x 12,5 · Elbing · 1421

Lagen: (VI–1)11 + IV19 + ([III–1]24 + [III–1]29 + (II–3)30 + [II–2])32. · neuzeitliche Bleistiftfoliierung: 132, neuzeitliche Tintenpaginierung ab Textbeginn auf Bl. 3 (153, zwischen S. 44 [Bl. 24v] und 45 [Bl. 26r] wurden zwei Seiten (= Bl. 25rv) bei der Paginierung übergangen, die letzten Blätter unpaginiert). · 2r24v, 31rv Schriftraum: 9–9,5 × 6,4–6,7 (jeweils in roter Tinte); 25v30v Schriftraum: 11–13 × 7,6–9,6 (in schwarzer Tinte) · im ältesten Teil meist 12, in den Nachträgen bis zu 25 Zeilen · 16 Hände · 3r18r: Bastarda mit Schleifen; in den Nachträgen zunächst (18v20v) sowie am Schluss (31r) ebenfalls Bastarden, sonst verschiedene Kurrentschriften · rubriziert; 3r18r: einfache rote Lombarden; rote wellenförmige Zeilenfüller.

Einband aus lederbezogenen Holzdeckeln, Holzdeckel möglicherweise mittelalterlich, Lederbezug und Beschläge 16. Jh. · Lederüberzug mit rechteckigen einfachen Streicheisenlinien, auf dem Vorderdeckel goldgeprägte Inschrift in Capitalis quadrata: DAS ERARENWERCK DER SCHVMACHER, auf dem Hinterdeckel: ANNO 1421 (der sonst nicht nachgewiesene Titel ist vermutlich von dem Adjektiv „ärarisch“ für „staatlich“ abgeleitet) · zwei Bügelschließen mit verzierten Stiftlagern, auf Vorder- und Hinterdeckel je vier umgreifende Eckbeschläge aus Messing mit verzierten Kanten und getriebenem Hohlbuckel, dazu auf Vorder- und Hinterdeckel jeweils ein mittig angebrachter Hohlbuckel · auf dem Spiegel des Vorderdeckels eine Notiz (19. Jh. ?): Die Nachbarstädte Thorn Dantzig Marienburg (vgl. Bl. 26r).

Fragment: Auf Vorderdeckel verklebt und um die erste Lage als Lagenverstärkung gelegtes Pergament-Fragment eines Drucks in Rot- und Schwarzdruck: Missale, zweispaltig, links Teil einer Rubrik: ›… si vene … ticipa … In[troitus]‹; rechts der Schluss der Communio CANTUS g00302 sowie der Beginn der zugehörigen ›Complenda‹: Leti domine sumpsimus sacramenta celestia quesumus intercedente … vgl. CC Corp. orat. 3220b; Deshusses 3120; anhand des erhaltenen Materials kann das Fragment weder inhaltlich und liturgisch einem bestimmten Offizium noch einem bestimmten Missaldruck zugeordnet werden.

Herkunft: Der Hauptteil des Codex wurde nach der zitierten Datierung im Jahr 1421 (vgl. Bl. 2r, 17v, Hinterdeckel) geschrieben; die datierten Nachträge reichen bis zum Jahre 1642. Er ist entgegen den bisher gemachten Angaben nach Elbing zu verorten. Der Name der Stadt wird zwar nicht explizit genannt, jedoch ermöglichen Einzelheiten wie die Datierung der Statuten auf 1421, die Bestattung der Schuhmacher an der Jakobskirche, die Erwähnung der benachbarten Städte Danzig, Marienburg und Thorn, die Begünstigung der armen zu S. Elisabeth und vor allem der Namenszug des Elbinger Stadtschreibers Andreas Meienreis eine eindeutige Lokalisierung. — Weitere Provenienzstationen und Vorbesitzer des Codex sind nicht bekannt. Er ist erstmals sicher zu Beginn des Jahres 1930 in der Altkunsthandlung Goerke & Co., Georgsplatz 8, Hannover, nachgewiesen, vgl. dazu Handbuch des Kunstmarktes. Kunstadressbuch für das Deutsche Reich, Danzig und Deutsch-Österreich, Berlin 1926, S. 431. Dort erwarb ihn der Bremer Kunstmäzen und Sammler Ludwig Roselius (1874–1943) im März 1930 zum Preis von 900 RM, vgl. die entsprechende Inventarkarteikarte der Museen Böttcherstraße Bremen. Als weitere Provenienzmerkmale befinden sich auf dem Spiegel des Vorderdeckels ein rosa Exlibris mit der gedruckten Aufschrift Roselius-Haus Bremen und der hinzugeschriebenen ersten Inventarnummer 653, daneben die gültige Inventarnummer B 4512 (zweifach: in Bleistift und als Aufkleber). Auf Bl. 1v befindet sich der Besitzstempel mit Namenszug Ludwig Roselius-Sammlung und auf dem Fußsteg von Bl. 2r schließlich die Nummer 2/87 in Bleistift (möglicherweise eine sammlungsinterne Zählung der im sog. Vitrinenzimmer ausgestellten Stücke ?). — 2009 wurde der Codex zusammen mit fünf weiteren Handschriften der Kunstsammlungen Böttcherstraße der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen als Dauerleihgabe überlassen.

Thomas Elsmann, Vom Wert des Beiwerkes: Eine Übergabe von historischen Handschriften- und Buchbeständen aus den Kunstsammlungen Böttcherstraße an die Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, in: Bremisches Jahrbuch 90 (2011), S. 11–24, hier S. 17 und S. 20.

Schreibsprache: Ostmitteldeutsch.

1r leer, 1v Besitzstempel (s. oben), 2r Datierung 1421, auf dem Fußsteg Bleistiftvermerk (s. oben), 2v leer.

3r 18r [Statuten der Elbinger Schuhmacherzunft von 1421]. ›Von den Schuwerten‹. In dem namen der heiligen dreyfaldikeith Amen. Dese ordinancia gesetcze vnde artikeln sullen halden dy schuwerte bie der busse doruf gesatcz in eyner sotanen nochgescten [!] wyse … — … Artikeln vnd gesetcze hath der gancze (17v) gemeyne rath vor andirweidet vnd nuewe loßen beschreyben Im Jore Cristi vnsers heren, virczenhundert eynvndczwinczig [1421] … also bescheiden, das man In disem bueche, nicht abe adern czu setczen sal, ane wissen, (18r) vnd willen der Burgermeyster vnd des Rathis etc. Enthält insgesamt 38 marginal gezählte Artikel (einige mit Ergänzungen des späten 15. oder frühen 16. Jh., Art. 10 ist als Ganzes nachgetragen). Zur Datierung der Elbinger Schuhmacherstatuten auf 1421 und zu einigen charakteristischen Einzelheiten, wie der Beerdigung verstorbener Zunftgenossen bei der Jakobskirche (13r) vgl. Max Toeppen, Elbinger Antiquitäten. Ein Beitrag zur Geschichte des städtischen Lebens im Mittelalter, Zweites Heft: 4) Kirchen, Schulen, Klöster und Hospitäler. – 5) Das Lübische Recht, Danzig 1872, S. 107–180 (fortges. Zählung), hier S. 114 (Kapelle der Schuhmacher in der Hauptpfarrkirche), S. 126 (Bestattung der Mitglieder der Schuhmachergilde bei St. Jacobus); ders., Elbinger Antiquitäten. Ein Beitrag zur Geschichte des städtischen Lebens im Mittelalter, Drittes und letztes Heft: 6) Das Stadtregiment. – 7) Listen der Rathsherren und Vögte der Stadt Elbing. – Zusätze und Verbesserungen, Danzig 1873, S. 183–300 (fortges. Zählung), hier S. 224–228 (Statuten der Schuhmacher von 1421 in den Gilderollen des Rates, Statuten vermutlich 1421 nur erneuert). Der gesamte Text ist ungedruckt. Es folgen diverse Aktualisierungen:

18v 20r Ergänzung (1525). Dise nochgesetczte drye artikel vom ganczen Rathe vfs nuwe vfgesatzt Anno domini etc. XXV am tage Thome Cantuariensis [29.12.1525] ; daneben von anderer Hand die Jahreszahl 1535 [!]. Drei Zusatzartikel.

20v Ergänzung (1540). Ein Artikel, Datierung am Schluss: Actum anno domini etc. XL feria sexta post octavas Corporis Christi [11.6.1540] cum consensu tocius consulatus.

21r 23r Ergänzung (1549, 1551). Vier Artikel, der letzte, von einer anderen Hand hinzugefügte, trägt den Vermerk: Datum Anno 1549, darunter (22v) der Vermerk: Diesen obengeschriebenen artikel hath ein erbar Rad tilgen lassen. Es folgt offenbar die korrigierte Fassung mit der Datierung am Schluss: Actum den XIII februarii Anno LI [13.2.1551] .

23r 24r Ergänzung (1565). Mehrere Artikel als Fließtext, Datierung am Schluss: Actum 6. Junii Anno 1565.

24rv Ergänzung (1589). Ein Artikel, Datierung am Anfang: Im iahre 1589 den 7. Monatstagk Junii …

24v 28v Ergänzung (1595). Von drei Händen, zunächst (24v) nur Datierung: Im iahre 1595 am 24ten monatstagk Martii, (25r) leer, (25v) allgemeiner Bestätigungsartikel (als I gezählt) von anderer Hand, (26r28v) nach der erneuten Datierung von einer dritten Hand fünf neue Artikel (als IIVI bezeichnet), darin (26r) in der Präambel erwähnt, dass diese folgenden Artikel … auch in den benachbarten Städten Thorn, Dantzig vndt Marienburgk einhellig solle[n] gehalten werden …

28v 30v Ergänzung (1600). Fünf bezeichnete Artikel, Datierung am Anfang: Anno Domini 1600 am 20. Monatstage Maii … Erwähnt werden (29v) die armen zu S. Elisabeth, zum Elbinger Elisabethhospital vgl. Toeppen, Elbinger Antiquitäten, Heft 2 (s. oben), S. 156–158. Am Schluss ist der Text unterzeichnet von Andreas Meienreis Secret[arius]. m[anu] p[ropria]. Andreas Meienreis (1567–1617) aus einer Elbinger Ratsherrenfamilie war ab 1592 Stadtsekretär, ab 1606 Ratsherr und ab 1614 Ratspräsident, vgl. zu ihm Max Toeppen, Die Elbinger Geschichtsschreiber und Geschichtsforscher in kritischer Uebersicht, in: Zeitschrift des Westpreußischen Geschichtsvereins 32 (1893), S. 1–197, hier S. 20–22, Nr. 11.

30v Ergänzung (1642). Ein Artikel, Datierung am Anfang: Anno 1642 den 24. Martii

31r Ergänzung (1438). Item is is geschen in der iar czal Cristi anno M IIIIc in den XXXVIII iare in den neesten dannerstage noch phingisten [5.6.1438] in kegenwertikeÿt Matcz Kistenbuch vnde Matcz Marwitcze, dy do gesant seyn von das rates wegen czu den alderlaute … — … der sal gebrochen haben 1 tonne biers dy sal her von ym geben ane weder sprechen etc. Ein Zusatzartikel zur Abhaltung der Morgensprache. – 31v32v leer.


Abgekürzt zitierte Literatur

CANTUS CANTUS: A Database for Latin Ecclesiastical Chant. Indices of chants in selected manuscripts and early printed sources of the liturgical Office (http://cantus.uwaterloo.ca//)
CC Corp. orat. Corpus orationum, Bd. 1–14, hrsg. von E. E. Moeller, J. M. Clément und B. Coppieters ’t Wallant, Turnhout 1992–2004 (Corpus Christianorum. Series Latina 160)
Deshusses J. Deshusses, Le sacramentaire Grégorien. Ses principales formes d'après les plus anciens manuscrits, Bd. 1–3, Fribourg 1971–1982 (Spicilegium Friburgense 16, 24, 28)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Digitalisierung der mittelalterlichen Handschriften der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen.
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