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Beschreibung von Halberstadt, Domschatz, Inv.-Nr. 468 (olim M 59)
Katalog der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handschriften in Halberstadt. Verzeichnis der Bestände der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Domschatz zu Halberstadt, und des Historischen Archivs der Stadt Halberstadt, bearbeitet von P. Carmassi, Wiesbaden 2018

Priscianus, Institutiones grammaticae

Pergament — 264 Bl. — 31 × 24,5 cm — Süddeutschland (?) — 9./10. Jh.

Lagen: 7 IV (56). IV-1 (63). 5 IV (103). IV-1 (110). 6 IV (158). III (164). IV (172). 2 II (180). 10 IV (259). III-1 (264). Nach fol. 190 wurde ein Blatt nicht foliiert. Die Lage XXII (fol. 159-164) ist eine spätere Ergänzung. Richtige Reihenfolge der Blätter: 174. 177-180. 175-176. 181. Mittelalterliche Lagenzählung mit römischen Zahlen, z. T. sichtbar, gelegentlich vervollständigt durch moderne Hand (Bleistift). HS vom Buchdeckel gelöst und als fol. 265 gezählt. Lücke von einem Blatt zwischen 56 und 57 (zwischen Inst. 4,27, S. 132, Z. 15 und 4,30, S. 134, Z. 20). Hier Spuren von Marginalglosse auf dem Verso des Blattrestes. Lücke von einem Blatt auch zwischen 109 und 110 (zwischen Inst. 7,10, S. 293, Z. 6 und 7,13, S. 296, Z. 1) und nach 264. Moderne Foliierung (Bleistift). Fuß- und Seitensteg gelegentlich abgeschnitten, z. T. mit Textverlust. Tintenfraß bei manchen Initialen. Einige unvollendete Initialen (fehlende oder partielle Farbfüllung) ab fol. 183 (aber auch 75r). Gelegentlich leer gelassene Zeilen für Abschnittstitel oder griechische Zitate. Diese z. T. später ergänzt. Schriftraum: 22 × 16 cm. 25 Zeilen, mit Ausnahme von 164v (30 Zeilen). Karolingische Minuskel. Verschiedene Hände. Orthographische Besonderheit: Insulare Abkürzung für est und enim. 106v: Über das lateinische Wort gummi althochdeutsche Glosse fliet. Vgl. Elke Krotz: Der Schatz der Wörter in Glossen. Rezension über: Rudolf Schützeichel (Hg.), Althochdeutscher und Altsächsischer Glossenwortschatz. Bearbeitet unter Mitwirkung von zahlreichen Wissenschaftlern des Inlandes und des Auslandes. 12 Bände (Tübingen 2005): http://www.iaslonline.de/index.php?vorgang_id=1261. 1r, Teil von 3r, 8v-9r, 16v-17r im 12. oder 13. Jh. überschrieben. Alte Schrift und ursprüngliche Federzeichnung kaum noch zu erkennen. 159-164 im 13. Jh. ersetzt. Interlinear- und Marginalglossen aus verschiedenen Jh. (10. bis 14. Jh.): Erläuterung einzelner Worte und ausführlicher Textkommentar. Verschiedene Hände. Am Rande auch kurze Angaben über den Inhalt der Abschnitte und Nota bene. Federproben, u. a.: 56r (Seitensteg): probacio in grüner Tinte (10. Jh.); 91v: acio; 92r: probatione (?) penne et incausti; 153v: alia probatio. Rubriziert. Auszeichnungsschrift: Capitalis rustica. Drei- bis zweiundzwanzigzeilige Initialen mit Ranken- und Flechtbandornamentik. Teilweise Figureninitialen mit zoomorphen Ersatzmotiven (Fisch, Drache, Schlange, Vogelkopf, anthropomorphes Gesicht) . Federzeichnung in Rot oder Orange, gelegentlich auf farbigem Hintergrund. Binnenfeld- und Besatzornamentik: Ranken, Flechtband. Spaltenfüllung: Deckfarbe, Profilblätter, Flecht- und Stufenband. Farben: Gelb, Grün, Schwarz, Silber. Gelegentlich zusätzliche Konturzeichnung in Grün. Kleinere Initialbuchstaben mit Dreiblattbesatzornamentik. 1r,: Spaltleisteninitiale in roter Federzeichnung mit Ranken- und Blumenbesatzmotiv (Nachtrag). Zusatz in roter Federzeichnung auch bei 3r (L). 1r: C(um). 2v: P(hilosophi). 3r: L(itera). 16v: O(rdo). 19v: S(yllaba). 23v: D(ictio). 24r: O(ratio). 24v: P(artes). 26r: N(omen). 31r: P(ossessio). 37r: C(omparativum). 41v: S(uperlativum). 44r: D(iminutivum). 49v: D(inominativum). 59v: Q(uoniam). 70r: N(umeris). 72r: F(igura). 75r: C(asus). 78r: H(oc). 79v: Q(uoniam). 106v: T(erminales). 107r: P(rima). 115v: T(ertia). 120r: E(t). 135r: V(erbum). 147r: Q(uoniam). 151v: D(e). 155r: M(odi). 157v: S(pecies). 165r: S(unt). 166v: N(umerus). 167r: D(ictionum). 170v: P(raeteriti). 177v: Q(uoniam). 180r: S(ecunda). 183r: I(n). 197r: Q(uartae). 200r: Q(ui). 212v: P(ronomen). 222r: T(heodorus). 233r: Q(uoniam). 238r: S(eparatae). 242v: M(onosyllabae). 248v: A(dverbium). 256r: F(igurae). 256r: S(ignificatio). 260v: C(oniunctio). 262v: Fußsteg: Nachträgliche Federzeichnungen in brauner Tinte und Besitzvermerke (13. Jh.): Auf der linken Seite männliche bartlose Figur mit Kopfbedeckung (unvollendet). Ihm gegenüber auf der rechten Seite männliche Figur mit Kopfbedeckung (Inschrift: Priscianus), sitzend auf thronähnlichem Stuhl, die rechte Hand erhoben im Lehrgestus. Zum Teil überzeichnet. Eingeritzte Motive. 79v,: Fußsteg: Wiederholung des Tiermotivs (Cauda der Initiale Q); 110r,, Seitensteg: Flechtband im viereckigen Rahmen; 198v: Schildwappen.

Frühgotischer Einband. Holzdeckel mit hellbraunem Leder bezogen. Streicheisenlinien und Einzelstempel. 1. Blüte, Vierblatt (EBDB s031321). 2. Drache (EBDB s031322). 3. Schwan (EBDB s031323). 4. Vogel (EBDB s031324). Werkstatt (Halberstadt Domschatz, Inv.-Nr. 468*) (EBDB w004332). Eine von zwei Schließen erhalten. Spuren von einem Titel in roter Tinte auf dem vorderen Buchdeckel (12.-13. Jh.?): Iste liber est sa[ncti] Ste[ph]ani. VS entfernt. Leim- und Farbabdrucke auf dem inneren Buchdeckel (Carolino-Gothica). Vgl. Schmidt (1881), Fragment 2, S. 23-24, mit den Namen der Kleriker aus Dom und anderen Kirchen, die für die Ordination vorgesehen waren. Das Fragment ist heute in Moskau, Universitätsbibliothek, Frg. Nr. 5: Vgl. Skvajrs, Nemeckie, S. 38-39, Abb. 20. Carmassi, Neue Ergebnisse, S. 12-13. Zu den Fragmenten aus der ehemaligen Halberstädter Bibliothek des Domgymnasiums, die heute in Moskau sind, vgl. generell auch Skvairs, Ekaterina, Die 'Dokumentensammlung Gustav Schmidt'. Deutsche Sprach- und Literaturdenkmäler in der Wissenschaftlichen Bibliothek der Lomonossow-Universität Moskau, in Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 133 (2004), S. 472-478. HS: s. u. Altes Signaturschild auf dem Rücken (M 59).

Herkunft: Nach dem Urteil von Anton von Euw (briefliche Mitteilung) ist die Handschrift eine Kopie nach einer St. Galler Vorlage, erstellt in der ersten Hälfte des 10. Jhs. in Süddeutschland oder Niedersachsen. Der Codex befand sich seit dem Hochmittelalter in der Bibliothek des Halberstädter Domes, wie die Besitzvermerke und die Erwähnung des Bischofs Volrad († 1296) auf fol. 264v belegen. 262v (Nachtrag, Fußsteg): Hoc maius volumen Prisciani artis grammatice est beati Stephani protomartiris. Hier auch radierter Besitzvermerk: Hoc maius volumen Prisciani artis grammatice est beati (?) Stephani (?) 251v, Kopfsteg: Liber sancti Stephani. Das Buch ist mit dem im Dominventar vom Jahr 1465 genannten volumen Prisciani zu identifizieren: Diestelkamp, Inventarium, S. 194. Schmidt (1881) hat diesen Codex in Zusammenhang mit der Notiz in Domschatz, Inv.-Nr. 471 (olim 132) gebracht. Danach schenkte der Diakon und Kanoniker Marcwardus einige Codices der Dombibliothek. Bei der in der Schenkungsliste genannten Handschrift handelt sich jedoch um Priscianum construtionum. De constructione war nach dem 9. Jh. der Titel für die Bücher XVII und XVIII der Institutiones, zusammen auch Priscianus minor genannt, während die ersten 16 Bücher die Bezeichnung Priscianus maior hatten. Vgl. hier fol. 1r: Incipit Priscianus volumen maius. Eine Verbindung zwischen St. Gallen und der Diözese Halberstadt ist durch Bischof Hildeward gegeben (968-996), der im Kloster St. Gallen seine Erziehung erhalten hatte: Averkorn, Die Bischöfe von Halberstadt, S. 5; Die Chronik des Bischofs Thietmars von Merseburg, ed. Robert Holtzmann = MGH Scriptores rerum Germanicarum. Nova series 9 (ND München 1996), 4,18, S. 152. Der Nachtrag Gerhardus (Kopfsteg, 265r) könnte auf den Halberstädter Domkanoniker und sacerdos Gerhardus, häufig Zeuge in Urkunden von 1237 bis 1253, verweisen: UB Hochstift Halberstadt, 2, S. 639. HS: Moderne bibliothekarische Notiz (Bleistift): Dieser Codex enthält 265 Blatt. Sept 1962. G. Eckardt.

Hertzberg, G. A. B., Prisciani codicis Halberstadiensis descriptio, eorumque locorum, quos grammaticus ex aliis scriptoribus citavit, comparatio nova, in Neue Jahrbücher für Philologie und Pädagogik oder Kritische Bibliothek für das Schul- und Unterrichtswesen 7. Supplementband (1841), S. 232-278. — Schmidt (1878), 59, S. 25-26. — Krämer, Handschriftenerbe, S. 312. — Hinz, Gegenwärtige Vergangenheit, S. 224. — Gibson, Margaret, Priscian, "Institutiones grammaticae": A Handlist of Manuscripts, in Scriptorium 26 (1972), S. 124. — Passalacqua, Marina, I codici di Prisciano = Sussidi eruditi 29 (Roma 1978), XV, S. 378-379. — Ballaira, Guglielmo, Per il catalogo dei codici di Prisciano (Torino 1982), S. 294-295. — Dom und Domschatz zu Halberstadt, S. 251, Abb. 111 (fol. 106v). — Kristeller, Paul Oskar, Iter italicum (London - Leiden 1992), 6, S. 513. — Bischoff, Katalog 2, S. 11. — Carmassi, Mittelalterliche Handschriften, S. 46-48. — Fragmenta poetarum Latinorum epicorum et lyricorum: praeter Enni Annales et Ciceronis Germanicique aratea, ed. 4 auctam cur. Jürgen Blänsdorf (Berlin 2011): Siegel H. — Labusiak, Thomas, Kat.-Nr. V. 50: Priscianus, Institutiones grammaticae, in Puhle, Matthias - Köster, Gabriele (Hg.): Otto der Große und das Römische Reich. Kaisertum von der Antike zum Mittelalter. Ausstellungskatalog (Regensburg 2012), S. 646-647. — http://www.handschriftencensus.de/1634 (Norbert Kössinger).

1r-264v Priscianus: Institutiones grammaticae. (Bücher 1-16). Endet abrupt fol. 264v wegen frühen Verlustes eines Blattes mit Inst. 16,16, S. 105, Z. 2 ( cum me hortarentur parce frugaliter atque vivere). Edition: ed. Martin Hertz, 1-2 = Grammatici latini, ed. Henricus Keil (Leipzig 1855; 1859-60), 2-3.

1r (Überschrieben). Prisciani ad Iulianum epistola, ed. Martin Hertz = GL 2,1, S. 1, Z. 1- S. 5, Z. 8. [Explicit:] nec vituperandum me esse.

1v-2v Fortsetzung der Epistola ad Iulianum bis GL 2,1, S. 4, Z. 10. Beginnt abrupt mit: perandum me esse credo . Die Wortwiederholung zwischen 1r und 1v wurde nicht korrigiert.

264v Nachträge. Kopf- und Bundsteg: Minnelied-Fragmente, z. T. mit adiastematischen Neumen (13. Jh.). Kopfsteg (Niederdeutsch): Wat den bin ic ein spile men / ic weit wal wat ic minne / Vn dic di gene gerne nem / vn[de] se min nine wille. Bundsteg (gleiche Hand, Hochdeutsch): An (?) dich (?) min (?) herze ha[.] gecart / di vorsmat min dinest / queme ich mit ir an di vart / ich wuerde ir alles libest. Vgl. Kössinger, Norbert, Wat den bin ic? Zu einem anonymen Minnelied in einer Halberstädter Priscian-Handschrift (Domschatz Inv.-Nr. 468), in Zeitschrift für deutsche Philologie 132 (2013), S. 93-102; Norbert Kössinger, Nochmals zu: Wat den bin ic?, in Zeitschrift für deutsche Philologie 134 (2015), S. 104-106. Fußsteg (14. Jh.?): V(olradus) dei gratia halberstadensis ecclesie episcopus. = Volrad von Kranichfeld. Seitensteg: Magister. Bundsteg: Angaben über Auszahlungen vor bestimmten liturgischen Festen (?) (13. Jh.): tres ante Iohannis baptiste, tres ante assumptionem, tres ante omnium sanctorum, tres ante nativitatem … ante Philippi et Iacobi . (265r) Kopfsteg: Gerhardus.

Fragment

Bodenseeraum — 8.-9. Jh.

Schriftraum: 20 × 13,3 cm. Vorkarolingische Minuskel.

265r-v Gregorius I, papa: Regula pastoralis. Edition: Grégoire le Grand, Règle Pastorale. Tome II, introduction, notes et index par Bruno Judic, texte critique par Floribert Rommel, traduction par Charles Morel = SC 382 (Paris 1992). Bischoff, Katalog 2, 1474, S. 12.

265ra Grégoire le Grand, Règ. Past., 3, 35, S. 514, Z. 45 - S. 516, Z. 69.

265rb Grégoire le Grand, Règ. Past., 3, 33, S. 502, Z. 51 - 3,34, S. 504, Z. 13.

265va Grégoire le Grand, Règ. Past., 3, 34, S. 504, Z. 14 - S. 506, Z. 39.

265vb Grégoire le Grand, Règ. Past., 3, 35, S. 514, Z. 21 - S. 514, Z. 44.


Abgekürzt zitierte Literatur

EBDB Einbanddatenbank (http://www.hist-einband.de/, besonders die Sammlung Wolfenbüttel)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der Halberstädter Handschriften
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