Beschreibung von Halberstadt, Domschatz, Inv.-Nr. 481,1 (Katalog der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handschriften in Halberstadt. Verzeichnis der Bestände der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Domschatz zu Halberstadt, und des Historischen Archivs der Stadt Halberstadt, bearbeitet von P. Carmassi, Wiesbaden 2018.) Katalogisiert durch Patrizia Carmassi Herzog August Bibliothek Elektronische Ausgabe nach TEI P5 TEI-P5 konforme Kodierung durch Patrizia Carmassi Herzog August Bibliothek Herzog August Bibliothek 08.11.2022 Herzog August Bibliothek

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Neukatalogisiert durch Patrizia Carmassi.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der Halberstädter Handschriften

Halberstadt Domschatz Inv.-Nr. 481,1 Biblia sacra (Pars I) Norddeutschland (Sachsen?) 13. Jh. Erstes Drittel 1ra-100va Biblia sacra prologis aucta (Pars I) Gn - IV Rg. 1ra Beginnt mitten im Satz mit den Worten aus dem Prolog Frater Ambrosius: driam perrexit Ethiopiam ut gymnosophistas . Stegmüller RB 284. Préfaces, S. 1, Z. 19 - S. 7, Z. 23. 4rb Prolog Desiderii mei desideratas Endet fol. 4vb mit den Worten et emendatiora sunt exemplaria lati . Stegmüller RB 285. Préfaces, S. 7, Z. 28 - S. 8, Z. 23. 5r Gn Beginnt mit Gn 2,14: quartus ipse est Eufrates 10vb Endet wegen Lücke mit Gn 17,9: custodies pactum meum 12ra Beginnt mit Gn 20,16: in velamen oculorum ad omnes . 12vb Endet mit Gn 23,3: ab officio funeris locutus est . 13ra Beginnt mit Gn 27,26: culum fili mi Accessit et osculatus 20vb Endet mit Gn 41,38: qui spiritu dei plenus sit. Dixit . 21ra Beginnt mit Gn 42,37: ben. Duos filios meos . 25va Ex Initiale zu Ex 1,1 mit den Worten Haec sunt nomina abgeschnitten. Dadurch Textverlust auch in Gn 50 auf fol. 25rb. 27v Endet mit Ex 6,12: et quomodo audiet me . 28ra Beginnt mit Ex 12,13: sero terram Egipti. Habebitis autem 34vb Endet mit Ex 25,27: Subter coronam erunt circu 35ra Beginnt mit Ex 34,10: turus sum. Observa cuncta que hodie. 37vb Endet mit Ex 39,30: cum mitra vitta iacinctina . 38ra Lv Beginnt mit Lv 2,2: plenum simile et olei ac totum thus 40vb Endet mit Lv 8,31: sicut precepit mihi dominus dicens . 41ra Beginnt mit Lv 20,5: ponam faciem meam contra hominem 43vb Endet mit Lv 25,42: mei autem servi sunt et ego . 44ra Nm Beginnt mit Nm 7,19: dens centum triginta siclos phyalam 52vb Endet mit Nm 23,12: nisi quod iusserit dominus? . 53ra Beginnt mit Nm 34,23: se filiorum Ioseph Iamna filius Epphod 53vb Dt Initiale zu Dt 1,1 mit den Worten Haec sunt verba quae locutus est Moses ad om abgeschnitten. 54vb Endet mit Dt 2,20: habitaverunt gygantes quos ammonitę . 55ra Beginnt mit Dt 13,5: vos averteret a domino deo vestro . 56vb Endet mit Dt 17,19: ut discat timere dominum . 57ra Beginnt mit Dt 30,6: det dominus deus tuus cor tuum et cor seminis . 58vb Endet mit Dt 33,10: in furore tuo et in holocaustum . 59ra Ios Beginnt mit Ios 3,3: tes stirpis leviticę portantes . 61vb Endet mit Ios 9,1: qui versabantur in montanis . 62ra Idc Beginnt mit Idc 1,30: bitavit chananeus in medio eius 74rb Endet mit Idc 21,24 wegen Abschneidens der folgenden Initiale aus Rt 1,1. Dadurch auch Text auf fol. 74ra und 74v verloren gegangen. 74va Rt Beginnt mit Rt 1,2: et uxor eius Noemi et duobus filiis . 75ara Prolog Incipit prefacio sancti Ieronimi presbiteri in librum Regum Fehlt der Anfang fol. 75arb wegen Abschneidens der Initiale des Prologs auf fol. 75ava. Beginnt mit den Worten: versi caracteribus Samaritani . Stegmüller RB 323. 75avb Endet mit den Worten Nobiscum bene agitur si obtu . Préfaces, S. 24, Z. 3 - S. 25, Z. 27. 76ra I Sm Beginnt mit I Sm 8,18: tistis vobis regem. Noluit autem populus audire vocem . 81vb Endet mit I Sm 17,52: usque dum venirent in vallem . 82ra Beginnt mit I Sm 23,2: num vadam et percutiam . 82vb Endet mit I Sm 24,21: quod certissime regnaturus sis . 83ra Beginnt mit I Sm 30,12: spiritus eius et refocillatus est . 83va Ende von I Sm 31,13 bis auf das Wort septem. 83vb II Sm Beginnt wegen Abschneidens der Initiale auf fol. 83va mit II Sm 1,2: Saul veste concissa et . 89vb Endet mit II Sm 13,3: nomine Ionadab filius Semma fratris . 90ra III Rg Beginnt mit III Rg 18,32: fecitque aqueductum quasi per duas . 93va Explicit liber regum tertius In Wirklichkeit IV Rg 1 noch bei III Rg. IV Rg beginnt dementsprechend mit Kap. 2. 93va Incipit liber Regum quartus 93vb IV Rg Initium: IV Rg 2,1. 97vb Endet mit IV Rg 8,13: Achab regis Israel et Iosaphat regis . 98ra Beginnt mit IV Rg 21,9: illi vero non audierunt sed seducti sunt . 100vb leer. 100v + Liber iste est dominarum in camera sancte Marie virginis prope Hallis quem acquisivit eis domina Gerdrudis cantrix dominica de Gloslaria ? que fuit omnium virtutum flore decenter ornata tam in litteratura quam aliis virtutibus quibus optime refulsit unde memoria ipsius hic iure non derelinquetur in secula Nachgetragen auf dem Fußsteg (13. Jh.). 101r-v leer.

Pergament

101 Bl. 51,5 36 Moderne Foliierung (schwarze Tinte). Sprung in der Zählung von 10 auf 12; nach fol. 75 folgt fol. 75a. III-1 (5). IV-2 (12). IV-3 (17). IV-1 (24). III-1 (29). IV-3 (34). IV-3 (39). I (41). IV-6 (43). IV (51). IV-7 (52). IV-2 (58). IV-5 (61). IV-4 (65). IV (73). IV-4 (76). IV-3 (81). IV-3 (86). IV-5 (89). IV (97). II (101). Lücke zwischen fol. 4-5; 10-12; 12-13; 20-21; 27-28; 34-35; 37-38; 40-41; 43-44; 52-53; 54-55; 56-57; 58-59; 61-62; 81-82; 82-83; 89-90; 97-98. Zwischen fol. 89 und 90 ein Quaternio vollständig ausgefallen.

Mehrere Blätter und einzelne Initialen wurden abgeschnitten. 56r-v: Wasserschaden, Tinte stark verblasst.

40 26 . Zweispaltig. 40 Zeilen.

Carolino-Gothica. Verschiedene Hände. Korrekturen des Textes von zeigenössischer Hand. Kopftitel in roter Tinte (Unzialschrift). Nachgetragene Einteilung am Rande (römische Zahlen I-III) für die liturgischen Lesungen des Offiziums (fol. 5-18).

Rubriziert. Buchschmuck Initialen Rankeninitialen Neun- bis neunzehnzeilige Rankeninitialen in schwarzer Federzeichnung zu Beginn der biblischen Bücher. Palmettenranken mit Schnallen. Flechtornamentik im Buchstabenstamm. Feld mit doppelter roter Linie eingerahmt, mit Goldgrund. 4rb: D(esiderii); 93vb: F(actum). Farben: Rot, Gelb, Blau, Grün, Violett, Rosa, Schwarz, Weiß, Gold. Buchschmuck Initialen Palmettenfleuronnée-Initialen Palmettenfleuronnée-Initialen zu Beginn der einzelnen Kapitel (nicht immer mit der heutigen Kapiteleinteilung übereinstimmend), in den Farben Rot, Blau und Gelb. Aussparungen im Buchstabenkörper.

Renaissance-Einband. Holzdeckel mit hellem Leder bezogen. Streicheisenlinien. Einzel- und Rollenstempel. Vegetabile Motive: Palmettenfries. Von außen nach innen Rollen mit figürlichen Motiven: I. Vier Köpfe in Medaillons inmitten von Laubwerk, ein Riegel, Monogramm H K. II. Verkündigung (Inschrift: ECCE VIRGO CONCIPI ET); Taufe Christi (Inschrift: HIC EST FILIU MEUS DILEXI); Kreuzigung (Inschrift: INRI, ECCE ANGNU DEI QUI TOLI). Hier Initialen des Stechers H K und Jahreszahl 1557; Auferstehung (Inschrift: ERO MORS TUA O MORS). III. Wie I. IV. Kreuzigung (Inschrift: SATISFA); Taufe Christi (Inschrift: HIC EST FI); Abraham bei der Opferung Isaaks (Inschrift: FIDES); Auferstehung (Inschrift: IUSTIFIC). I. und II. auch in weiteren Einbände Halberstädter Codices: Vgl. Angaben und Literatur in Halberstadt, Historisches Stadtarchiv, M 100. Rücken und Langriemenschließen neu. VD und HD: Spuren von 5 Buckeln. Messingecken. Auf dem VS moderne Signatur N.ro i (19. Jh.?) und Spuren von roter Tinte (Abklatsch von verlorenem Blatt). Modernes Vorsatzblatt aus Pergament. Einbände, bemerkenswerte Renaissance-Einband (Rollen- und Platteneinbände) 1557, Monogramm H K

Laut Kolophon stammt der Codex aus dem Zisterzienserinnen-Kloster Marienkammer zu Sankt Georg in Glaucha vor Halle. Ähnlicher Vermerk auch in Domschatz, Inv.-Nr. 481,2 und Inv.-Nr. 481,3. Über die Stifterin Gertrud cantrix ist nichts weiteres bekannt. Das Kloster Marienkammer wurde wahrscheinlich 1180 unter Erzbischof Wichmann von Brandenburg († 1192) gegründet. Sichere dokumentarische Erwähnung ab dem Jahr 1231. Vgl. Schlegel, Gerhard (Hg.), Repertorium der Zisterzen in den Ländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen (Langwaden 1998), S. 262-264. Busch, Johannes, Liber de reformatione monasteriorum, ed. Karl Grube = Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete 19 (Halle 1886), S. 568-576. Neue Edition: Lesser, Bertram, Johannes Busch, Liber de reformatione monasteriorum = Publikationen der Akademie der Augustiner-Chorherren von Windesheim 8 (im Druck), mit Lit. Schlotheuber, Eva, Sprachkompetenz und Lateinvermittlung. Die intellektuelle Ausbildung der Nonnen im Spätmittelalter, in Kruppa, Nathalie - Wilke, Jürgen (Hgg.), Kloster und Bildung im Mittelalter = Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 218 = Studien zur Germania Sacra 28 (Göttingen 2006), S. 61-87. Die Verwendung der typischen zisterziensischen Interpunktionsklauseln (punctus flexus, punctus elevatus, punctus versus) lässt eine Herkunft des Codex aus einem Zisterzienser-Skriptorium der Region vermuten (Pforta, Altzella?). Die im Kolophon genannte Herkunftsbezeichnung de Goslaria ist in Halberstädter Urkunden des 12. und 13. Jhs. gelegentlich dokumentiert. Vgl. Register, UB Stadt Halberstadt, S. 475; UB Hochstift Halberstadt, 1, S. 598. Zisterzienzerinnen, Glaucha vor Halle

Provenienz II (Vorbesitzer) Halle Zisterzienserinnen-Kloster Marienkammer zu Sankt Georg in Glaucha Vermutlich kam die Bibel im Zusammenhang mit der Auflösung des Klosters (1557) nach Halberstadt. Zu dieser Zeit war der Bischof von Magdeburg auch Administrator der Diözese Halberstadt. Dafür spricht auch die Tatsache, dass eine der Rollen auf dem neuen Einband genau die Jahreszahl 1557 trägt und ab diesem Datum benutzt wurde.

Ein Blatt aus diesem Band mit dem Beginn von Nm befindet sich heute in: Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Inv.-Nr. Bredt 22 Kaps 1593 (olim: Mm. 258 kl. F). Dort wurde das Fragment 1902 beschrieben; es war aber zumindest schon 1897 der Fachwelt bekannt. Carmassi, Neue Ergebnisse .
Katalog der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handschriften in Halberstadt. Verzeichnis der Bestände der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Domschatz zu Halberstadt, und des Historischen Archivs der Stadt Halberstadt, bearbeitet von P. Carmassi, Wiesbaden 2018