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Beschreibung von Halberstadt, Historisches Stadtarchiv, M 149
Katalog der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handschriften in Halberstadt. Verzeichnis der Bestände der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Domschatz zu Halberstadt, und des Historischen Archivs der Stadt Halberstadt, bearbeitet von P. Carmassi, Wiesbaden 2018

Lektionar

Pergament — 170 Bl. — 26,5 × 18,5 cm — Halberstadt — Um 1200

Lagen: 1+IV (9). 20 IV (169). 1 (170). Lagenbeizeichnung: römische Zahlen, 9v, 17v, 25v, 33v, 41v sichtbar, später z. T. abgeschnitten. Angaben zur Rubrizierung am Rande, trotz des Beschnitts oft sichtbar. Spuren von Blattweisern. Der Text 169v endet abrupt. Lücke von wahrscheinlich einem Blatt. Vorderes und hinteres Vorsatzblatt (1, 170) bei der neuen Bindung eingesetzt. Frühneuzeitliche Tintenfoliierung mit römischen Zahlen ab 2v bis 169v. Verweise darauf bei den Initien der nicht aufgeschriebenen Lesungen. Moderne Foliierung (Bleistift). Schriftraum: 21,5 × 13 cm. 28 Zeilen. Karolingische Minuskel mit frühgotischen Merkmalen. Bei den Passionsevangelien (62r-66v, 67r-71r, 73v-77v, 79v-82r) Vortragsbuchstaben a c t. Spätere liturgische Ergänzungen am Rande von verschiedenen Händen. Orthographie: Beide Formen (ewangelium und evangelium). Bei den Lesungen des Karsamstags Angabe des Tractus (Incipit) mit adiastematischen Neumen: 87r,, 89v,, 90r,, 91r. Rubriziert. Initialen, verziehrt mit Punktverdickung und Silouhettenornamentik. Verzierung der einfachen Unzial-Initialen durch Punktverdickung, Silouhettenornamentik, ausgesparte Kreise im Buchstabenkörper. 37v: Anfangsbuchstabe (I) läuft in Vogelkopf (oberes Ende) und Blüte (unteres Ende) aus. 120r: Anfangsbuchstabe (I) läuft in Vogelkopf (oberes Ende) aus.

Spätgotischer Einband. Holzdeckel mit hellbraunem Schweinsleder bezogen. Streicheisenlinien, Einzelstempel: 1. Ranke (EBDB s034211). 2. Rautengerank (EBDB s003892). 3. Rosette (EBDB s006439). 4. Staude (EBDB s001261), alle der Werkstatt "Palmette 7", Brandenburg, zugeschrieben (EBDB w000896). Stempel aus dieser Werkstatt auch in Halberstadt, Domschatz, Inv.-Nr. 497 und St. Petersburg, Russische Nationalbibliothek, F. 955, op. 2, Nr. 23 (olim M 140). Eine von ursprünglich zwei Metallschließen erhalten. Rückenschild aus Papier mit der Signatur M 149. Darunter Spuren einer älteren Signatur, mit Tinte auf dem Leder geschrieben. Auf dem Vorderdeckel Spuren von einem alten mit Tinte geschriebenem Titel ( … hannis …) und von einem aufgeklebten modernen Signaturschild.

Herkunft: Terminus ante quem für die Entstehung der Handschrift ist 1208, denn die Feste fehlen, die Bischof Konrad von Krosigk 1208 für die Diözese angeordnet hatte oder durch die von ihm gebrachten Reliquien entstanden (Adventus Reliquiarum, S. Barnabas, S. Eufemia virgo am 13.04). UB Hochstift Halberstadt 1, 449. Kroos, Niedersächsische Festkalender, S. 196-197. Janke, Ein heilbringender Schatz, S. 64-83. Tebruck, Stefan, Kreuzfahrer, Pilger, Reliquiensammler. Der Halberstädter Bischof Konrad von Krosigk († 1225) und der Vierte Kreuzzug, in Wendland, Ulrike (Hg.), Kunst, Kultur und Geschichte im Harz und Harzvorland um 1200 = Arbeitsberichte. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt 8 (Petersberg 2008), S. 26-48. Hecht, Christian, Von Byzanz nach Halberstadt: der byzantinische Diskos des Halberstädter Domschatzes = Kleine Hefte zur Denkmalpflege 4 (Halle 2011). — Die Handschrift wurde am Johannes Baptista Altar im Dom zu Halberstadt benutzt. Dies belegen die Besitzvermerke auf dem vorderen Spiegelblatt (Iste liber pertinet ad altare sancti Iohannis Baptiste in ecclesia halberstadensi) und 1r (Liber altaris sancti Iohannis Baptiste in ecclesia halberstadensi). Vgl. auch die spätmittelalterlichen Randbemerkungen (13. Jh.): 157r zu Decollatio s. Iohannis Baptistae (29.08.): Patronus altaris beati Iohannis baptistae in ecclesia halberstadensi vicariis ad vesperum ad matutinum denarii d …; 157v zu Felicis et Adaucti (30. 8.): Felicis et Adaucti est dedicatio altaris sancti Johannis baptiste in ecclesia halberstadensi Der Altar in der Domkirche ist 1247 (UB Stadt Halbertadt 1, 64), 1324 und 1325 dokumentarisch erwähnt (UB Hochstift Halberstadt 3, 2121; 2141). Schon in der romanischen Kirche hatte der Bischof Hildeward 974 einen Altar zur Ehre Johannes des Täufers an der Nordseite im Obergeschoss der Außenkrypta gestiftet: GEH, S. 85-86. Janke, Ein heilbringender Schatz, S. 44. 129r (Kopfsteg): Zeitgenössische Erwähnung des Brandes 1513 an einem der Domtürme auf Grund von Blitzschlag: Anno domini XVc XIIIo sequenti die Karoli incendium turris fulmine ecclesie halberstadensis hora completorii cum tempestate. Der Vermerk bezieht sich auf das Datum 29.01.1513 (Samstag), nach dem Fest des Hl. Karl d. Gr. (28.01.), wie auch die Tatsache bestätigt, dass der Vermerk auf demselben Blatt des Festes, aber vor der Vigilia Purificationis s. Mariae (01.02.) geschrieben wurde. Vgl. auch 170v. Dazu Elis, Carl, Der Dom zu Halberstadt. Baugeschichtliche Studie (Berlin 1883), S. 19-20, allerdings mit dem Datum 30.1.1513; Fitz, Die mittelalterlichen Glasmalereien, S. 69, Anm. 268. Verschiedene moderne Inventarisierungsstempel und -vermerke über die Geschichte der Handschrift im 20. Jh.: 1r: Stempel (blau): Гоc. Публ [Staatl. Öffentlich …, Russ.: Bezeichnung für zentrale staatliche Bibliotheken in der Sowjetunion]; Stempel (rot): Stadtarchiv Halberstadt (Zugangsnummer 6626 mit Kugelschreiber darin eingetragen); 1v: 6626 Sta HBS (Bleistift). Diese Nummer bezieht sich auf die Einarbeitung in die Bibliothek des Historischen Stadtarchiv zu Halberstadt im Februar 1995 (freundliche Mitteilung der Archivarin Gabriele Bremer vom 03.04.2007); 23r, 32r: Stempel, wie 1r: unleserlich; 170v: Stempel (blau): 1947 г. P. AKT No. ИС - 679/12 [Das Jahr 1947. R(egister?) Aktennr. IS (wahrscheinlich: Istoričeskoe Sobranie = Historische Sammlung) - 679/12]. Das Jahr 7 und die Registrierungsnummer wurden mit Kugelschreiber notiert; 47-5201/12 (Bleistift). Der Vergleich mit den in St. Petersburg befindlichen Halberstädter Handschriften hat ergeben, dass die modernen Eingangsstempel in M 149 aus der öffentlichen Bibliothek von Leningrad stammen. Wie der Codex von Leningrad nach Moskau kam, bleibt zuerst unbekannt. Die Handschrift M 149 befand sich zusammen mit anderem Archivgut unter den Rückgaben aus Moskau, welche die Hansestädte Lübeck, Bremen und Hamburg im Oktober 1990 zurückerhalten haben. Das Material war während des zweiten Weltkrieges ausgelagert worden und kam als Beutegut in die Sowjetunion. Vgl. Brief von Dr. Hartmut Müller, Leiter des Staatsarchivs Bremen von 4. März 1991 an den Bürgermeister der Stadt Halberstadt, heute im Stadtarchiv Halberstadt. Dem Brief ist eine Liste von "Archivalien und Bibliotheksgut der Stadt und des Domgymnasiums Halberstadt" beigefügt. Dabei ist als Nummer des Moskauer Verzeichnisses für diese Handschrift die Nr. 24083 angegeben. Zuletzt war die Handschrift im Russischen Staatlichen Archiv für alte Akten.

Schmidt (1881), 149, S. 12. — Krämer, Handschriftenerbe, S. 313.

2v-169v Lectionarium missae. (Episteln und Evangelien). (1r) Nachtrag (Anfang 16. Jh.: siehe auch fol. 170v). Liste der Renditen des Altars des hl. Johannes d. Täufers im Dom St. Stephan zu Halberstadt, geschrieben von Balthasar Meistorp, Inhaber der Pfründe seit fast 40 Jahren. Balthasar Meistorp ist als Domvikar urkundlich belegt: UB Stadt Halberstadt 2, 1208; UB Stift St. Johann, 438 (beide 1495); UB Stift St. Paul 359 (1507), 372 (1510). Liber altaris sancti Iohannis Baptiste in ecclesia Halberstadensi et pertinet ad possessorem eiusdem beneficii quod ego Baltasar Mestorpp possessor eiusdem ad spacium quasi quadraginta annorum … — … de ortulo quondam spectante ad vicariam prescriptam uti relatione audivi. Darin Verweis auf einen in einem alten Missale enthalten Eintrag: Item duo mansi in campis Werstede quorum designatio habetur in antiquo missali. Teiledition: Schmidt (1881), S. 12. – (2v-128r) Proprium de tempore. (Episteln und Evangelien). — 1v-2r leer. (2v) ›Dominica I in adventu domini‹. (7r) ›In vigilia nativitatis‹. (7v) ›In primo gallicantu‹. (8v) ›primo mane‹. (9v) ›In die sancto ‹. (13r) ›In vigilia epyphanie‹. (13v) ›In die sancto‹. (14r) ›In octava epyphanie‹. (14v-17r) Sonntage I-IIII nach epiphanie. (17r) ›Dominica in septuagesima‹. (18r) ›In sexagesima‹. (19v) ›Dominica in quinquagesima‹. (20v) ›In caput ieiunii‹. (23v) ›Dominica I in quadragesima‹. (47v) ›Dominica in medio quadragesimae‹. (55v) ›Dominica in passione‹. (62r) ›Dominica in palmis‹. (77v) ›In cena domini‹. (79r) ›In parasceve‹. (83r) ›In sabbato sancto pasche legende sine titulo‹. (91v) ›In die sancto pasche‹. (96v-99r) Sonntage I-V nach Ostern. (99v) ›In rogationibus‹. (100r) ›Vigilia ascensionis‹. (101r) ›In die sancto‹. (102r) ›In vigilia pentecostes‹. (102v) ›In die sancto‹. (109r) ›De sancta trinitate‹. (109r) ›Dominica I post pentecosten‹. (126r) ›Dominica XXII‹. (126v) ›Dominica ante adventum‹. (127r) ›Dominica vacat‹. (127v) ›Dominica vacat‹. (128r-151r) Proprium de sanctis. (Episteln). ›Incipiunt de sanctis epistole breviate‹. (128r) ›Silvestri pape‹. (31.12.). (128r) ›Sanctorum martyrum Fabiani et Sebastiani‹. (20.01.). (131r) Nachtrag am Rande. ›In adventu reliquiarum [s. Stephani]‹. (09.05.). (131v) ›Vigilia sancti Iohannnis baptiste‹. ›In primo mane‹. (132r) ›In die sancto‹. (24.06.). (132v) ›Vigilia sanctorum Iohannis et Pauli‹. ›In die sancto‹. (29.06.). (133v) ›Octava sancti Iohannis baptiste‹. (134v) ›Marie Magdalene‹. (22.07.). (135r) ›In inventione sancti Stephani‹. (03.08.). ›Vigilia sancti Syxti‹. ›In die sancto‹. (06.08.). (135r) Nachtrag am Rande. ›Marthe virginis‹. (29.07.). Nachtrag am Rande. ›De sancto Christofero‹. (25.07.). (136v) ›Syxti Sinnicii‹. 01.09.). (137v) ›Euphemie virginis‹. (16.09.). (138r) ›Conceptio Iohannis baptiste‹. (24.09.). (138v) Nachtrag am Rande. ›Demetri martyris‹. (08.10.). Nachtrag am Rande. ›…eate virginis‹. (139r) Nachtrag am Rande. ›Undecim milia virginum‹. (21.10.). (140r) Nachtrag am Rande. ›Caterine virginis‹. (25.11.). (140v) Nachtrag am Rande. ›Conceptione Marie‹. (08.12.). (140v-149r) Commune sanctorum. (149r) ›In dedicatione‹. (149v) ›In dedicatione altaris‹. ›Item in dedicatione‹. (150r) ›De sancto spiritu‹. ›De sancta cruce‹. ›De sancta Maria‹. ›Ad missam [pro] salute‹. (150v) ›Pro defunctis‹. – (151r-169v) Proprium de sanctis. (Evangelien). ›Incipit breviarium ewangeliorum de sanctis‹. Nicht vollständig mit dem Sanktorale des Epistolars übereinstimmend, auch wenn die Möglichkeit der Verwendung von Lesungen aus dem Commune sanctorum nicht auszuschließen ist. Im Vergleich mit dem Epistolar-Teil fehlen die Vigilien für Purificatio Mariae, Iohannes et Paulus, Iacobus, Sixtus, Assumptio Mariae, Bartholomaeus, Nativitas Mariae, Martinus sowie die Feste Nicomedes m., Albanus m., Octava Iohannis b., Margareta. Einige aber nachträglich ergänzt. Im Folgenden werden die Heiligenfeste, die im Epistolar-Teil fehlen, und die Nachträge am Rande verzeichnet. (151r) ›Octava sancte Agnetis‹. (151v) Nachtrag. ›[Bl]asii episcopi‹. (03.02.). (152v) ›Iohannis ante portam latinam‹. Im Epistolar Nachtrag am Rande 131r. (06.05.). Nachtrag. ›Adventus reliquiarum beati Stephani‹. (09.05.). (153r) Nachtrag. ›Servatii episcopi‹. (13.05.). Nachtrag. ›Medardi confessoris‹. (08.06.). (154r) Nachtrag. ›Vigilia Iohannis et Pauli‹. (155r) Nachtrag. ›Octava Iohannis baptiste‹. (155v) ›In natale VII fratrum‹. (18.07.). Nachtrag. ›Margarete virginis‹. (13.07.). (156r) Nachtrag. ›Marthe virginis‹. (29.07.). (156v) Nachtrag. ›Vigilia Bartholomei‹. (157r) ›Augustini ep.‹ (28.08.). ›Sabine virginis‹. (29.08.). (157v) ›Gorgonii martyris‹. (09.09.). ›Cornelii et Cypriani‹. (14.09.). Nachtrag. ›Egidi‹. (01.09.). (158r) ›Lamberti episcopi‹. (17.09.). (159r) ›Remigii‹. (01.10.). Nachtrag. ›Demetri martyris‹. (08.10.). (159v) Nachtrag. ›Undecim milium virginum‹. (21.10.). (160r) ›Martini papae et martyris‹. (10.11.). Nachtrag. ›Caterine virginis‹. (25.11.). (161r) Nachtrag. ›Conceptio Marie‹. (08.12.). (161r-169v) ›Commune sanctorum‹. (169v) ›Pro salute vivorum‹. Endet abrupt. Ergänzung am Fußsteg (16. Jh., Anfang) der fehlenden Verse Mc 11,25-26. — 170r leer. (170v) Zwei Nachträge mit abgekürzten Formularen für Votivmessen (aus den Jahren 1513, 1514). I: Missa pressoria (?) observata in ecclesia halberstadensi Darin Schilderung des Brandes eines Turmes der Domkirche im Jahr 1513: Anno domini XVc XIIIo sexta feria … Blasii cum sabato precedenti ictu fulminis cum tonitruo turris ecclesie prescripte incensa cum ij campanis que fuse sunt cum atro horribili ad XII horas. … Gleiche Hand und Datierung wie Randvermerk 129r. II: Anno domini 1514. Missa pressoria (?) de spiritu sancto et pace et concordia Sexta feria

Fragmente

13. Jh.

Schriftraum: 16 × 10,5 cm.

VS, HS zwei Pergamentblätter aufgeklebt (13. Jh., 2. Hälfte), zum Teil abgeschnitten, mit zahlreichen Ergänzungen und Korrekturen zwischen den Zeilen und am Rande. Aristoteles: Categoriae. Vgl. PL 64, Sp. 231-237; 275-280 (VS); 288-292; 212-220 (HS). Der Name Socrates wurde ausgelassen oder durch homo ersetzt. CPL 882; Aristoteles Latinus: I, 1-5. Categoriae vel praedicamenta, ed. Laurentius Minio-Paluello (Bruges - Paris 1961).


Abgekürzt zitierte Literatur

CPL Clavis patrum Latinorum, hrsg. von E. Dekkers, Steenbrugge u.a. 31995 (Corpus Christianorum. Series Latina)
EBDB Einbanddatenbank (http://www.hist-einband.de/, besonders die Sammlung Wolfenbüttel)
PL Patrologiae cursus completus. Series Latina, Bd. 1–221, hrsg. von J. P. Migne, Paris 1844–1865

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der Halberstädter Handschriften
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