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Beschreibung von Halberstadt, Historisches Stadtarchiv, M 158
Katalog der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handschriften in Halberstadt. Verzeichnis der Bestände der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Domschatz zu Halberstadt, und des Historischen Archivs der Stadt Halberstadt, bearbeitet von P. Carmassi, Wiesbaden 2018

Lectionarium missae

Pergament — 111 Bl. — 29,5 × 21 cm — Halberstadt — 12. Jh. Ende (vor 1208)

Lagen: 13 IV (104). III + 1 (111). Lagenbezeichnung: römische Zahlen 9r, 17r, 40r, 57r, 65r, 81r sichtbar. Moderne Foliierung (Bleistift). 18-20: Wasserschaden; letzte Lage vom Buchblock zum Teil abgetrennt. Schriftraum: 15,5 × 22 cm. 23 Zeilen. Karolingische Minuskel mit frühgotischen Merkmalen. Am äußeren Seitensteg Angaben zur Rubrizierung von Titeln oder Initialen, in brauner Tinte, teilweise sichtbar auch nach dem Beschnitt (32r, 33v, 34r, 47v). Spätmittelalterliche interlineare Ergänzungen, mit Verweisen auf die Lesungen, falls nur die Initien angegeben sind. Gelegentlich adiastematische Neumen in roter Tinte. Rubriziert. Anfangsbuchstaben in Rot mit Austattungsmotiven in Grün (zwei bis siebenzeilig). 1v: Randleisteninitiale (F), zwölfzeilig, mit Blattwerk und Punktierung im Binnenfeld. 50v: zwei Spaltleisteninitialen (F), sieben- und sechszeilig, mit Blattverzierung und Konturbegleitstrichen. 57r: Spaltleisteninitiale (P), siebenzeilig, mit vegetabiler Binnenfeldfüllung.

Mittelalterlicher Einband. Holzdeckel mit braunem Schweinsleder bezogen. Streicheisenlinien (Diagonalkreuz- und Rautenmuster). Spuren von zwei verlorenen Riemenschließen mit Ösenverschluss. Zwei dünne Pergamentstreifen als Blattweiser. Zwei Rückenschilder (Papier) mit Signatur (M 158, 1 ).

VS und HS: Papier. Notarielle Urkundenentwürfe, mit zahlreichen Korrekturen (15 Jh., erste Hälfte), s. u.

Herkunft: Wohl vor 1208 entstanden, denn folgende Feste fehlen: Adventus Reliquiarum (16.08.), das von Bischof Konrad für die ganze Diözese 1208 angeordnet wurde, S. Barnabas (11.06.), S. Eufemia virgo (13.04., aber 16.09.: 99v), deren Reliquien (tybia Barnabe apostoli … brachium Eufemiae virginis auro argento et gemmis ornatum) ebenfalls von Bischof Konrad 1208 nach Halberstadt gebracht wurden: UB Hochstift Halberstadt 1, 449. — Provenienz: Im 15. Jh. gehörte der Codex dem Margareta-Altar in der Halberstädter Liebfrauenkirche, vgl. Nachtrag 1r (Dit sint dy tinsze unde renthe sancte Margarethen altars yn der cappellen tho unser leven Frowen dy dar gheit yn den cruzegangh unde under den thorn ). Die spätmittelalterlichen liturgischen Nachträge weisen auf einen langjährigen Gebrauch des Codex hin. Wie die Handschrift zu der Kirche Unserer Lieben Frau kam, ist unbekannt. Zuletzt in der Akademie der Wissenschaften in Eriwan (Armenien). Die Eriwan-Nummer für diese Handschrift war 415.

Schmidt (1881), 158, S. 14 — Krämer, Handschriftenerbe, S. 313. — Carmassi, Skriptorien

1r Nachtrag (15. Jh., zweite Hälfte, Mittelniederdeutsch): Inventar der liturgischen Ausstattung des Margareta-Altars in der Kirche Unserer Lieben Frau. Memorialeintragungen. Renditenverzeichnis dieses Altars und der Kapellen der Kirche in dem Kreuzgang und unter dem Turm (ohne weitere Spezifizierung). Verschiedene Hände, mit Radierungen. Item dit sint dy ornata sanctae Margaretae virginis gloriosae … — … Item Hyeronimus Vaterod VI denarii anno LIX feria secunda post Oculi. Es folgen 5 Item, deren Inhaltszeile ausradiert wurden. Ed. Schmidt (1881), 158, S. 14. Neben der Transkription bietet Schmidt folgende Identifikationen, wahrscheinlich zum Teil auf seine Forschungen beruhend im Hinblick auf den geplanten, nicht erschienenen Bd. 5 des Urkundenbuchs des Hochstifts Halberstadt: Johannes Bomgarde: vgl. UB Stadt Halberstadt 2, 1111 (10.12.1484). Theodericus Musser: „vic. 1427“. Heningh Heligman: „plebanus 1464“. Johan Wynigh: „custos = thesaur. 1446 …52“. Johan Kaddel: „vic. 1458“. Erwähnt werden im Nachtrag auch: Theodericus Grebann, Engelhardus Kapman, in Vogelsdorf (Vogelstorp) Hans Kok dy Grote.

1v-111r Lectionarium missae. (nur Epistellesungen aus AT und NT). (1v-84v) Proprium de tempore. ›Dominica prima in adventu domini ‹. (5v) ›In vigilia nativitatis domini‹. ›In galli cantu‹. (6r) ›In prima aurora‹. (6v) ›In sancto die ad summam missam ‹. (9r) ›In vigilia epiphanię domini‹. ›In sancto die ‹. (12v) ›LXX dominica ‹. (15v) ›In capite ieiunii ‹. (17r) ›In quadragesima ‹. (50v) ›In vigilia paschę‹. Die AT-Lesungen der Vigil beginnen schon 43r: sabbato lectio prima. ›In sancto die paschę ‹. (56v) ›In letania maiori‹. ›In vigilia ascensionis domini‹. (57r) ›In die ascensionis domini ‹. (58r) ›In vigilia pentecostes‹. (61v) ›In die pentecostes ‹. (66r) ›De sancta trinitate ‹. (66v) ›Dominica I post pentecostes ‹. (84r) ›Dominica prima ante adventum domini‹. (84v-102v) Proprium de sanctis. ›Natale sancte Cecilie virginis‹. (22. 11.). (86r) ›Vigilia sancti Thomę apostoli‹. (20. 12.). (87r) ›Sanctorum martyrum Fabiani et Sebastiani‹. (20.01.). (90r) ›De sancto Benedicto‹. (21. 3.). (90v) ›Sanctorum Alexandri Eventii Teodoli‹. (03.05.). Sancte Marie ad martyres‹. (13.05.). (92v) ›Sanctorum Iohannis et Pauli‹. (26.06.). (95r) ›Sanctae Marie Magdalene‹. (22.07.). (95v) ›Inventio sancti Stephani protomartyris‹. (03.08.). (98r) ›Syxti, Sinnicii confessorum‹. (01.09.). ›Vigilia Nativitatis sancte Marie‹. ›In nativitate sancte Marię‹. (08.09.). (98v) ›Ad summam missam‹. (99r) ›Adriani martyris‹. (08.09.). (102v) ›De sancto Martino‹. Vgl. Kroos, Niedersächsische Festkalender, S. 196-197 Grotefend, 2, S. 59-63. (102v-109v) Commune sanctorum. (mit Einfügung einzelner Heilige). (102v) ›Incipiunt epistolę de uno martyre‹. (104v) ›Tiburcii et Valeriani‹. (14.04.). (105r) ›Gordiani et Epimachi‹. (09.05.). ›Item de sanctis‹. (107r) ›De uno confessore‹. (107v) ›De confessoribus‹. (108r) ›In decollatione sancti Iohannis baptiste‹. (29.08.). (108v) ›In sabbato de sancta Maria‹. ›Item de uno confessore‹. (109r) ›De virginibus‹. (109v) ›In dedicatione‹. (110r) ›De sancta cruce‹. ›Pro salute vivorum‹. (110v) ›Pro defunctis‹.

VS

Am rechten Rand abgeschnitten.

Notarielle Aufzeichnung (Konzept) vom 22. Juli 1402. [Incipit:] In nomine domini amen. Anno Nativitatis eiusdem millesimo quadri[ngentesimo] secundo indictione decima mensis Iulii die XXII … . Der päpstliche Nuntius Agostino degli Undini, sagt aus, dass in seinem Zimmer (camera sua) ein dem magister Petrus de Florencia oculista (de Florencia oculista gestrichen) gehörendes Behältnis (capsa) durch einen Familiar des Augustinus erbrochen und das darin befindliche Geld und Kleinodien (pecunia, clenodia) gestohlen wurden. Als Gerichtsstand benennt der Nuntius den Bischof von Lübeck (episcopus Lubicen[sis]) und den Rat der Stadt Lübeck, falls auf Entschädigung für magister Petrus geklagt wird. Das Datum wird auch durch die Nennung des dreizehnten Amtsjahr vom Papst Bonifatius (IX., Amtszeit 09.11.1389 [Krönung]-01.10.1404) bestätigt. Der Benediktiner Agostino degli Undini ist als apostolischer Nuntius, päpstlicher Pönitentiar und Prediger in Halberstadt im Jahr 1401 belegt (UB Stadt Halberstadt 2, 691: 13.09.1401).

HS

Geklebt auf z.T. sichtbarem Spiegelblatt aus Pergament.

Aufzeichnung (Konzept). [Incipit:] Coram vobis venerabili … . Aufzeichnung (Konzept) über einen Rechtsstreit, der vor Henning, Propst des Prämonstratenserklosters St. Wiperti vor Quedlinburg, iudex und subconservator für das Stift Unserer Lieben Frau in Halberstadt (eingesetzt durch Nicolaus, Dekan der Marienkirche in Erfurt, vom Papst delegierter iudex und conservator), geführt wird, zwischen dem Kläger Bartoldus de Hagen, Kanoniker des Liebfrauenstifts und Testamentsvollstrecker des verstorbenen Bethman Brugeman, Scholaster des Liebfrauenstifts, und dem Beklagten Hartmann, Kanoniker des St. Cyriacusstifts vor Braunschweig und Gheze seiner Magd (famula) wegen zweier Behältnisse (ciste ac scrinea) des verstorbenen Bethman mit Aufzählung des Inhalts im Einzelnen, die bei Hartmann und seiner Magd deponiert worden waren durch Ida, genannt Badequast (?), der verstorbenen Magd des Bethman und deren Bruder Johann. Der Dominus Hennig praepositus monasterii sancti Wiperti zu Quedlinburg (Henning von Ditfurt), ist bezeugt am 16.02.1406: UB Hochstift Halberstadt 4, 3227, Dominus Nicolaus decanus ecclesiae sanctae Mariae Erfordensis (Nicolaus Lubich, bezeugt 1401, 1403, 1406, 1407, vgl. ibid. 3180, 3203, 3231, 3239; UB Stadt Halberstadt 2, 702; UB Stift St. Johann, 314), Berthold von Hagen, bezeugt als Kanoniker von Unseren Lieben Frau zwischen 1380 und 1411: UB Hochstift Halberstadt 4, 2926, Bethmannus Brugemann scolasticus ecclesiae prefatae, bezeugt 1369, 1379, 1387, als verstorben 25.07.1411: ibid. 2776, 2914, 3001, 3294.


Abgekürzt zitierte Literatur

Grotefend H. Grotefend, Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit, Bd. 1: Glossar und Tafeln, Bd. 2, Abteilung 1: Kalender der Diözesen Deutschlands, der Schweiz und Skandinaviens; Abteilung 2: Ordenskalender, Heiligenverzeichnis, Nachträge zum Glossar, Hannover 1891–1898, ND Aalen 1984

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der Halberstädter Handschriften
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