Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung
Breviarium. Lectionarium
Pergament — 3 Bl. — 8 bzw. 18,5 x 2 bzw. 11,5 cm — Norddeutschland — 15. Jh.
Die aus dem Band N 36a 8° in der Universitätsbibliothek Helmstedt abgelösten Fragmente stammen aus zwei verschiedenen Codices.
Herkunft: Die im späten 16. Jh. aus dem ursprünglichen Überlieferungsverbund gelösten Fragmente dienten als Rückenhinterklebung für den Band N 36a.8° der Universitätsbibliothek Helmstedt (VD17 23:277776U, beschrieben im Katalog HAB, BA III, 91, p. 123). — Der Band dürfte 1623 in die Universitätsbibliothek Helmstedt gelangt sein, vgl. das Foto des nur noch stellenweise leserlichen Vorsatzes im Restaurierungsbericht. Die Fragmente wurden bei der Restaurierung des Einbandes zwischen dem 25.6. und dem 21.7.2004 im Atelier von F. Koschate in Göttingen abgelöst. Der Trägerband befindet sich wie die Fragmente noch in der Ehemaligen Unversitätsbibliothek Helmstedt.
20a
Pergament — 1 Bl. — 18,5 × 11,5 cm — Wienhausen, Zisterzienserinnenkloster (?) — 15. Jh.
Das Bl. ist für die Verwendung als Rückenhinterklebung gefaltet, Textverlust durch zwei Löcher und Risse. Bei der Restaurierung mit Japanpapier hinterklebt. Schriftraum: 17,5 × 9 cm, zweispaltig (beschnitten, Spalten jeweils 5 cm breit), noch 24 tintenliniierte Zeilen erhalten. Textualis von einer Hand. Rubriziert, abwechselnd rote und blaue Lombarden.
Herkunft: Das Brevier wurde im 15. Jh. im norddeutschen Raum geschrieben und ist aufgrund der spezifischen Heiligenfeste und der Textgestalt der Offizien eindeutig zisterziensischer Herkunft. Die selbst anhand der wenigen Reste erkennbare ausführliche Gestaltung des Alexanderoffiziums könnte dafür sprechen, dass der Codex im dem heiligen Alexander geweihten Zisterzienserinnenkloster Wienhausen entstanden ist oder wenigstens für diesen Konvent bestimmt war. Ähnlichkeiten in Schriftbild und Mise-en-page bestehen zumindest zu einigen liturgischen Fragmenten, die im Wienhäuser Nonnenchor gefunden wurden, vgl.
, Der Fund vom Nonnenchor, Wienhausen 1973 (Kloster Wienhausen 4), 24 mit Abb. Eine Sequenz zur Feier der Translatio dieses Märtyrers findet sich in dem fragmentarisch erhaltenen Wienhäuser Missale Nürnberg, GNM, Hs 7059, 55r ( , 67). Da jedoch liturgische Kalendare aus dem Kloster bislang nicht bekannt, sind, kann die Schriftheimat des Fragments hier nicht mit letzter Sicherheit bestimmt werden.1ra–vb Breviarium secundum usum ordinis Cisterciensis (Proprium de sanctis). Das Fragment, dessen ursprüngliche Versoseite heute dank der Befestigung die Rectoseite ist, enthält, soweit aufgrund des Erhaltungszustandes noch erkennbar, folgende Stücke:
(1ra–b) Erhalten sind aus dem Officium in festo sanctae Agnetis (21.1.) die Antiphonen 2251, 4346, 3328, 3734, 3406 und 4987 in I nocturno sowie die drei zugehörigen Lektionen aus 156 (Druck: 17, 735A–742D, hier 735B–736C) mit den Responsorien mit Versikeln 6442 mit 6442b, 6436 mit 6436a und 6084 (Versikel verloren).
(1va–b) Hier sind noch erkennbar Lektionen und Versikel in festo sancti Alexandri martyris (vermutlich eine im Januar gefeierte Translatio, da der Festtag des Wienhäuser Patrons, eines der sieben Söhne der Märtyrerin Felicitas, am 10.7. begangen wurde); außerdem im Anschluss nur anzitiert Kollekten und Lektionen zu ›Wylhelmi‹ episcopi (10.1.). Das Agnesoffizium und das nur mit Verweisen gestaltete Wilhelmsoffizium entsprechen dem gedruckten Zisterzienserbrevier, vergl. mit 5200, U6vb und U7ra–vb; die Quelle für das aufgrund des Beschnitts nicht mehr genau analysierbare Alexanderoffizium konnte bislang nicht ermittelt werden.
20b
Pergament — 1 Bl. — 8 × 2 cm — Norddeutschland — 14./15. Jh.
Die beiden Streifen bildeten den Kopf eines zweispaltig beschriebenen Blattes. Aufgrund von Leimspuren und Beschnitt nur noch Wortfragmente in jeweils einer Zeile erkennbar; der ursprüngliche Schriftraum ist ebenfalls nicht mehr zu ermitteln. Textualis von einer Hand. Rubriziert.
Herkunft: Der Codex, aus dem die Fragmentstreifen und die Einbanddecke des Drucks stammen, wurde im 15. Jh. im norddeutschen Raum geschrieben; nähere Angaben sind aufgrund des Zustandes nicht möglich.
1r–v Lectionarium officii. Auf den beiden schmalen Streifen sind nur noch Wortfragmente zu erkennen, die sich nicht mehr eindeutig einem Text zuordnen lassen. Ein Vergleich mit den Fotografien der Einbanddecke aus dem Restaurierungsbericht zeigt jedoch, dass sie aus dem gleichen Codex wie diese stammen. Bei der Einbanddecke handelt es sich um ein Lektionar mit Texten aus Sophronius Eusebius Hieronymus: Commentarii in Esaiam 12,41; 12,43; 12,44 und 12,45, Druck: 73A, 470f., 485, 500f. und 503f.
Abgekürzt zitierte Literatur
- Normdaten ergänzt bzw. korrigiert. (schassan, 2015-09-04)
- Überarbeitung abgeschlossen; gleicher Stand wie im gedruckten Katalog. (lesser, 2023-02-04)
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil III.