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Beschreibung der Handschrift Lübeck, Stadtbibliothek, Ms. theol. lat. 2° 114
Die mittelalterlichen Handschriften der Stadtbibliothek Lübeck, beschrieben von Kerstin Schnabel (in Bearbeitung)
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms Digitalisierung und Erschließung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung

Commentum in IV libros sententiarum

Papier — 164 Bl. — 30 × 21 cm — Norddeutschland — 1447

Wasserzeichen: Ochsenkopf mit einkonturiger Stange und Stern: WZIS DE5025-tl114_151, WZIS DE5025-tl114_146, WZIS DE5025-tl114_42 (identisch mit WZIS DE5025-tl91_52, um 1450, und WZIS AT8100-PO-76992, 1447), WZIS DE5025-tl114_7, WZIS DE5025-tl114_2 (identisch mit WZIS DE6720-Ba8_96, 1440/55, WZIS DE2730-PO-76997, 1450, WZIS DE6300-PO-76998, 1452, WZIS DE6720-Ba18_1_60, 1448). Ochsenkopf im Vollprofil, ein Ohr, Stirn mit Locken: WZIS DE5025-tl114_7. Traube mit zweikonturigem Stiel und Ranke: WZIS DE5025-tl114_22 (Variante von WZIS DE1185-S712_150, 1440/1445), WZIS DE5025-tl114_13 (Varianten von 1439–1445). Lagen: 13 VI (156). VI–1 (167). Reklamanten. Die erste und die letzte Lage mit Falzstreifen aus Pergament in der Lagenmitte. Bleistiftfoliierung 1–164 (20. Jh.). Schriftraum: 21–22 × 15 cm. 38–42 Zeilen. Zwei Spalten. Von einer Hand in Bastarda geschrieben.

Spätgotischer Holzdeckeleinband mit rotem Lederüberzug, berieben und zerkratzt. Streicheisenlinien. Einzelstempel der Werkstatt '' Auf dem VD ein Papierschild mit blauer Rahmung aus russischer Zeit, 2,5 × 3,3 cm, mit Inventarnummern 24184 mit braunem Buntstift, durchgestrichen und ersetzt durch 22878 mit Bleistift. Supralibros der Stadtbibliothek Lübeck aus dem 17. Jh. mit überlagertem Schwert und Rad. Eck- und Kantenbeschläge. Am oberen Rand des HD Löcher von einer Kettenbefestigung sowie Rostspuren. Zwei Hakenschließen mit Fensterlagern nordelbischen Typs mit seitlichen Öffnung an Lager und Hakenbasis sowie Einkerbungen; Riemen, Haken und Gegenbleche. Fünf Doppelbünde, oben und unten einfache Kapitalbünde. Auf dem Buchrücken im obersten Feld ein Papierschild mit den Maßen 2 × 3 cm, Aufschrift Ms. theol. lat. 114 in schwarzer Tinte (20. Jh.). Blattweiser aus Pergament auf Bl. 45, 81 und 112.

Herkunft: Die Handschrift entstand 1447 vermutlich in einer Universitätsstadt. Sie stammt mit Ms. theol. lat. 2° 91 von derselben Hand und wurde in derselben Einbandwerkstatt gebunden. Auch ein Wasserzeichen stimmt überein. Auf dem VS der Kaufpreis des Papiers Presens liber continet XIIII sexternos cuius precium est V marcas minus III solidis. Vgl. dazu auch die erwähnte Hs. — Der Band gehörte zur Bibliothek von St. Jacobi. Im Katalog des Johannes Kirchmann, Zugangsbuch der Stadtbibliothek Lübeck bis 1641 (Ms. Lub. 2° 682), 50v Nr. 110 unter dem Titel Lectura super libros sententiarum. M. S. verzeichnet. Dieser Titel findet sich von zeitgenössischer Hand im VS. — Aus St. Jacobi kam der Band zur Zeit der Gründung um 1620 in die Stadtbibliothek. Zusammen mit anderen Handschriften der Stadtbibliothek wurde er 1944 kriegsbedingt in ein Salzbergwerk bei Bernburg/Saale ausgelagert und nach Kriegsende nach Leningrad in die UdSSR transportiert. Für die spätere Verwahrung im Russischen Staatlichen Archiv Alter Akten in Moskau spricht das Papierschild auf dem VD. Seit 1990 zurück in Lübeck. Altsignaturen auf dem VS S\S V 68 (mit schwarzer Tinte) und 86 (mit Bleistift). Ovaler Stempel der Stadtbibliothek auf Fol. 1r.

Weber Catalogus, 295. — Schweitzer Bestände, 272.

1ra–164va Commentum in IV libros sententiarum. (1ra–3rb) Prologus. Cupientes aliquid. Iste liber sententiarum dividitur prima sui divisione in tres partes scilicet in prologum tractatum et epilogum. Epilogus incipit ibi: Veteris ac nove … — … et similiter faciliter possit invenire quod querit et hoc est ut autem quod queritur. (3rb–164va) Textus. Veteris ac nove. In hac distinctione manifestat magister totam materiam de qua in sequentibus est tractandum et continet octo capitula … — … sedentis in throno que cognitio est vita eterna Joh. 17 [Io 17,3] pervenire valeamus. Hec nobis concedat trinus et unus in seculum seculi benedictus. Amen. Legendo finita est hec lectura anno domini 1403 XIII die mensis Junii in profesto corporis Christi [13.6.1403] . Scribendo autem illam hic exemplariter anno etc. 1447. (3ra–45rb) Liber I. (45rb–81vb) Liber II. (81vb–112va) Liber III. (112va–164va) Liber IV. Ungedruckt. Literatur: Stegmüller RS 964. – 165r–167v leer.


Abgekürzt zitierte Literatur

Schweitzer Bestände R. Schweitzer, Die alten und wertvollen Bestände der Stadtbibliothek. Entstehung der Sammlung. Geschichte der Auslagerung. Bedeutung der Rückkehr, in: Der Wagen 1992, 73–105 und 269–278
Stegmüller RS F. Stegmüller, Repertorium commentariorum in Sententias Petri Lombardi, 2 Bde., Würzburg 1947
Weber Catalogus F. Weber, Catalogus codicum manuscriptorum theologicorum latinorum necnon philosophicorum quos asservat bibliotheca urbica Lubicensis, Lübeck 1934–1936 (Manuscript)
WZIS Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Handschriften in der Stadtbibliothek Lübeck.
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