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Beschreibung der Handschrift Lübeck, Stadtbibliothek, Ms. theol. lat. 2° 33
Die mittelalterlichen Handschriften der Stadtbibliothek Lübeck, beschrieben von Kerstin Schnabel (in Bearbeitung)
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung

Antiphonale officii

Pergament — 306 Bl. — 48 × 32 cm — Lübeck — 1522

Lagen: IV (Vorsatz, 5). IV–1 (12). 2 IV (28). 2 IV–1 (42). IV–2 (48). IV–1 (55). 2 IV (71). IV–3 (76). 5 IV (116). IV–1 (123). 12 IV (219). V–3 (226). 10 IV (306). Bogenzählung von b1–z4 und A1–O4 auf den ersten vier Blättern der Lagen mit Ausnahme der ersten und letzten, teilweise abgeschnitten. Bleistiftfoliierung 1–306. Kleinere Schadstellen im Pergament wurden nach einem Wasserschaden teilweise mit Papier gefüllt. Stellenweise Verfärbungen des Pergaments nach Schimmelbefall. Ein ungezähltes Schaltblatt zwischen 159 und 160 mit den Maßen 16,5 × 32 cm. Schriftraum: 34 × 22 cm. 10 Textzeilen. Von der Hand einer Chorfrau, Magdalena Buxtehude, in Textualis geschrieben. Über jeder Textzeile ein Notensystem aus vier roten Notenlinien mit c- und f-Schlüssel sowie gotischer Choralnotation. Teilweise mit Anweisungen für Chorus und Organum. Vgl. hierzu auch Ms. theol. lat. 2° 19. Blau-rote Initialen über zwei bzw. drei Zeilen/Notensysteme mit ineinandergreifenden geteilten Farbflächen, Binnen- und Besatzpalmettenfleuronné, teilweise auf grünem Grund auf den Blättern 1r, 2r, 39r, 188r und 204r. Auf Bl. 237v L-Initiale über zwei Zeilen/Notensysteme mit einer Zeichnung des hl. Joseph und Schriftband Sanctus Josephus. Auf Bl. 254r A-Initiale ebenfalls über zwei Zeilen mit dem Schriftband Ave Maria gratia plena. Dominus tecum. Benedicta. Rubriziert, rote und blaue Lombarden sowie schwarze Cadellen mit Blatt- und Rankendekor als Konturbegleitung und in den Binnenfeldern.

Spätgotischer Holzdeckeleinband mit weißem Lederüberzug. Stempel der Werkstatt ##. 2 x 5 Buckel in Hutform mit einem Durchmesser von 4,8 cm. Randbegleitend oben und unten durchgängige Messingleisten. Kanten- und Eckbeschläge sowie am unteren Rand vier dickere Leisten als Stehkante. Am Vorderdeckel unten ist ein Kantenbeschlag lose. Zwei Riemenschließen mit Stiftlager, Haken und Gegenblechen aus Messing. Fünf Doppelbünde, oben und unten einfache Kapitalbünde. Rückenaufkleber mit handschriftlicher Aufschrift der Signatur Ms. theol. lat. 33. Restauriert von der Werkstatt Kaldewey, Hamburg, ohne Datum. Fehlstellen im Rückenleder ergänzt. Oberer Lederriemen der Schließe erneuert. Beide Vorsätze aus Papier erneuert. Spiegelblätter eingefügt. Restaurierungsbericht, Zustandsfotos und entnommene Artefakte (Reste des Lederriemens, Hanffäden, Metallstifte, Holzpflöcke, Lesezeichen aus Papier (20. Jh.), Pergamentreste, Papierzettel der Größe 17,5 x 19 cm aus dem 19. Jh. mit der Aufschrift Antiphonarium, Teil 1: Advent bis Ostern aus der Ägidienkirche. Prachtvolle Pergamenthandschrift, vier rote Linien, ausgebildete Choralnotenform. Im Jahr 1520 [!] von Schwester Magdalena Buxtehude so schön geschrieben.) in Kiste 38 vorhanden.

Herkunft: Gemäß dem Eintrag auf dem Vorsatz von der Augustiner-Chorfrau in St. Annen, Magdalena Buxtehude, 1522 geschrieben und aus Almosen bezahlt. — Nach Auflösung des Stifts kam der Band in die Aegidienkirche, hier Nr. 2a. — Im Zuge der Säkularisation am 11. Mai 1853 von dort in die Stadtbibliothek überführt. Zusammen mit anderen Handschriften der Stadtbibliothek 1944 kriegsbedingt in ein Salzbergwerk bei Bernburg/Saale ausgelagert und nach Kriegsende in die UdSSR transportiert. 1998 aus Armenien (Bibliothek der Akademie der Wissenschaften in Eriwan) zurück. Eriwan-Nr. 240. Alte Signaturen auf dem vorderen Innendeckel und Vorsatz: 9, No. 2a, 213.

Weber Catalogus, 37. — Stiehl, 5 Nr. 29. — Stahl, 9. — Stahl Musikgeschichte, 10, 13, 23 Anm. 38, Tafel 1, Abb. 2. — Stahl Geschichte, 16, 21, 32 Anm. 34, Abb. 2. — Salmen, 51f. sowie Anm. 141. — Fligge/Schnoor/Schweitzer, 149. — Fligge u.a. Armenien, 21 Nr. 2.13. — W. Jannasch, Geschichte des lutherischen Gottesdienstes in Lübeck. Von den Anfängen der Reformation bis zum Ende des Niedersächsischen als gottesdienstlicher Sprache (1522–1633), Gotha 1928, 109 Anm. 2. — C. Höhle, Aspekte der Gebetskultur der Devotio moderna, in: Sprechen, Schreiben, Handeln. Interdisziplinäre Beiträge zur Performativität mittelalterlicher Texte, hrsg. von A. Bostelmann, D. Brandt und K. Skottki, Münster 2017, 141–161, bes. 147–154. — H. Dormeier, Gründung und Frühgeschichte des Lübecker St. Annenklosters im Spiegel der testamentarischen Überlieferung, in: Zeitschrift für Lübeckische Geschichte 91 (2001), 29–88, hier 59f. — H. Dormeier, Lübeck. Augustiner-Chorfrauen, in: Klosterbuch Schleswig-Holstein und Hamburg. Klöster, Stifte und Konvente von den Anfängen bis zur Reformation, hrsg. von O. Auge und K. Hillebrand, Regensburg 2019, 704–740, hier 715, 739. — J. Baltzer, Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck, Bd. IV, Lübeck 1928, 165, 318. — T. Albrecht, Das Lübecker St. Annen-Kloster. Jungfrauenkloster - Armen- und Werkhaus - Museum, Lübeck 2003, 45 und 58 Farbtaf. F. — K. Fischer, Das St.-Annen-Kloster zu Lübeck. Ein Beitrag zur Kunstgeschichte Lübecks, in: Zeitschrift für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde 21 (1921), 53–102, hier 83f. — Glauben, Wissen, Leben, 58f. (Abb.). — Goncharova Tallin, VIII.

Vorsatz Vermerk. Cum ageretur a partu virginis annus vicesimus secundus post mille quingentos scripsit librum hunc soror Magdalena Buxtehuden hic regulari professione Christo dicata. Sumptus provenere ex diversis fidelium elemosinis. Exoretur deus pro omnibus qui manus hoc porrexere adiutrices.

1r–306v Antiphonale officii secundum usum congregationis Windeshemensis.
(1r–187r) Proprium de tempore et de sanctis. Pars hiemalis. Umfasst die Zeit vom 1. Advent bis Karfreitag, einschließlich der Wochentage. Verglichen mit Wolfenbüttel, Wolfenbüttel, HAB, Cod. Guelf. 29 Helmst., das vermutlich von den Fraterherren in Hildesheim gefertigt wurde (siehe Helmstedt, ehem. Universitätsbibliothek, Pgt. Frgm. 4). Teilweise mit Hinweisen zur Aufteilung der Verse zwischen Chorus und Organum in den Rubriken. ›Dominica prima in adventu domini ad vesperas antiphona et psalmos feriales‹. Ecce dies veniunt … CAO 6583. Zwischen Bl. 2 und 3 fehlen zwei Bl. mit Textverlust in der ersten und zweiten Nokturn. Ein Blatt zwischen 6 und 7 entfernt mit Verlusten in Feria II und III. (7v) ›Dominica II‹. (14v) ›In die Lucie‹. (16r) ›In festo sancti Thome‹. (17r) ›Dominica III‹. (31r) ›Dominica IIII‹. Fehlendes Blatt zwischen 32 und 33 mit Verlust von Teilen der 3. Nokturn. (38v) ›In vigilia nativitatis domini‹. Zwei fehlende Blätter zwischen 42 und 43, daher Textverlust in der zweiten und dritten Nokturn. (46r) ›De nativitate domini‹. (47v) ›De domina nostra‹. Fehlendes Blatt zwischen 48 und 49 mit Verlust des Schlusses in diesem und des Beginns des folgenden Offiziums. (49r) De sancto Stephano. Textverlust in der dritten Nokturn durch ein fehlendes Blatt zwischen 52 und 53. (55r) ›De sancto Iohanne‹. (62v) ›De innocentibus‹. (68v) ›De sancto Thoma Cantuariensi episcopo‹. (72r) ›De sancto Sylvestro‹. ›In circumcisione‹. Ein fehlendes Bl. zwischen 72 und 73, daher Textverlust in der zweiten und dritten Nokturn. (74r) In octava Stephani. (75v) ›De sancto Iohanne‹. Zwischen Bl. 75 und 76 wurden zwei Blätter herausgetrennt, daher fehlt das Ende dieses und der Anfang des folgenden Offiziums. (76r) In epiphaniam domini. (83v) ›Dominica infra octavas [epiphaniae domini]‹. (89v) ›Dominica secunda‹. (90v) ›Dominica tercia‹. (91r) ›Dominica IV‹. ›Dominica V‹. (96v) ›Dominica in LXXa‹. (103r) ›Dominica in LXa‹. (104v) ›Dominica in La‹. (111v) ›Dominica in XLa‹. (120r) ›Dominica secunda‹. (126v) ›Dominica tercia‹. Zwischen Bl. 120 und 121 wurde ein Blatt herausgetrennt, jedoch ohne Textverlust. (135v) ›Dominica IIII‹. (143v) ›Dominica in passione‹. (154v) ›Dominica in palmis‹. Auf dem ungezählten Schaltblatt zwischen Bl. 159 und 160 wurde das unvollständige Antiphon CAO 4415 von 159v mit Notation ergänzt. (177r) ›In parasceve‹.
(187r–260r) Proprium de sanctis. Pars hiemalis. (187r) ›In translatione sancti Augustini‹. (188r) De sancto Andrea. (196r) ›Nicolai episcopi‹. (202v) ›In octava Andree‹. (203v) ›In conceptione beate Marie virginis‹. (213v) ›De sancta Agnete‹. (218r) ›In conversione sancti Pauli‹. (Die fehlenden Blätter ohne Textverlust.). (224v) ›In purificatione beate Marie‹. (231r) ›Agathe virgine‹. (237v) ›In festo sancti Josephi‹. (246v) ›In cathedra sancti Petri‹. (254r) ›In annunciatione beate Marie virginis‹. – 260v leer.
(261r–297r) Commune sanctorum. (261r) De apostolis. Ecce ego mitto … CAO 2512. (267v) ›De uno martire‹. (273r) ›De martiribus‹. (279r) ›De uno confessore et pontifice‹. (285v) ›De uno confessore non pontifice‹. (287r) ›De una virgine‹. (292r) ›In commemoracione Marie‹. (294r) ›In commemoracione beate Marie a festo purificationis usque ad LXXa‹. (296r) ›De domina nostra‹. (297r) ›De sancta Anna‹. ›De sancto Augustino‹. – 297v–298v nur die Notenlinien.
(299r–306r) Proprium de tempore. ›De fuga domini in Egyptum‹. Salvus nostra in manu … CAO 7559. – 306v leer.


Abgekürzt zitierte Literatur

CAO R.-J. Hesbert, Corpus antiphonalium officii, Bd. 1–6, Rom 1963–1979 (Rerum ecclesiasticarum documenta. Series maior 7–12)
Fligge/Schnoor/Schweitzer J. Fligge, A. Schnoor, R. Schweitzer, Fast ausschließlich Spitzenstücke! Die Rückgabe kriegsbedingt ausgelagerten Bibliotheksgutes durch die Republik Armenien vervollständigt wichtige Bestandskomplexe der Stadtbibliothek Lübeck, in: Auskunft. Mitteilungsblatt Hamburger Bibliotheken 19,2 (1999), 146–156
Fligge u.a. Armenien J. Fligge, R. Schweitzer, A. Schnoor, Aus Armenien zurück. Schätze aus Lübecks Gründungsjahren. Führer durch die Ausstellung vom 1. Juni bis 9. Juli 1999 im Mantelsaal der Stadtbibliothek, Redaktion von A. Mielke und U. Jaros-Macyjewski, Lübeck 1999 (Veröffentlichungen der Stadtbibliothek Lübeck 3,3)
Glauben, Wissen, Leben Glauben, Wissen, Leben. Klöster in Schleswig-Holstein, Ausstellungsbegleitband, Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, hrsg. von Jens Ahlers u. a., Kiel 2011
Goncharova Tallin Tallin, Eesti Ajaloomuuseum (Tallin, Historical Museum), MS 237.1.228a (XIX.184; 24075), hrsg. von V. Goncharova, Ottawa 2008 (Veröffentlichungen mittelalterlicher Musikhandschriften 35)
Salmen W. Salmen, Musikgeschichte Schleswig-Holsteins von der Frühzeit bis zur Reformation, Neumünster 1972 (Quellen und Studien zur Musikgeschichte Schleswig-Holsteins 2)
Stahl W. Stahl, Die Musik-Abteilung der Lübecker Stadtbibliothek in ihren ältesten Beständen. Noten und Bücher aus der Zeit vom 12. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts, Lübeck 1931 (Veröffentlichungen der Stadtbibliothek der Freien und Hansestadt Lübeck 4,2)
Stahl Geschichte W. Stahl, Geschichte der Kirchenmusik in Lübeck bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts, Kassel 1931
Stahl Musikgeschichte W. Stahl, Musikgeschichte Lübecks, Bd. 2: Geistliche Musik, Kassel 1952
Stiehl C. Stiehl, Katalog der Musik-Sammlung auf der Stadtbibliothek zu Lübeck, in: Einladung zu den auf den … angeordneten öffentlichen Prüfungen und Redeübungen der Schüler des Katharineums in Lübeck, Lübeck 1893, 1–60
Weber Catalogus F. Weber, Catalogus codicum manuscriptorum theologicorum latinorum necnon philosophicorum quos asservat bibliotheca urbica Lubicensis, Lübeck 1934–1936 (Manuscript)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Handschriften in der Stadtbibliothek Lübeck.
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