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Beschreibung der Handschrift Kiel, Universitätsbibliothek, Cod. ms. Bord. 112,2
Die Bordesholmer Handschriften der Universitätsbibliothek Kiel, beschrieben von Kerstin Schnabel. Wolfenbüttel 2020
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung

Vocabularius brevilogus

Papier — 78 Bl. — 21 × 14,8 cm — Bordesholm / Erfurt (?) — 15. Jh., 2. Hälfte

Der Handschriftenteil wurde bei der Restaurierung von Cod. ms. Bord. 112,1 herausgetrennt. Die Blattzählung beginnt mit 238. Wasserzeichen: Ochsenkopf mit Augen und Nasenlöchern, darüber einkonturige Stange mit Stern: WZIS DE1785-PO-76583 (1470), WZIS DE7635-PO-74396 (1471), WZIS DE1185-S326_200 (1440–1441), WZIS DE4860-Ms800_342 (o. J. Dieser Typ sowie eine Variante des vorherigen Typs auch in Cod. ms. Bord. 24, Teil I (Erfurt um 1443)), zwei weitere Typen nicht nachweisbar. Lagen: VII (251). VI+1 (273)! 3 VI (309). VII+1 (324). Zeitgenössische Lagenzählung recto auf dem ersten Bl. der Lage jeweils in der Mitte des Blattes am Falz 23–28. Tintenfoliierung aus dem 19. Jh. 238–320. Die letzten vier Bl. mit Bleistiftfoliierung unten rechts. Zählfehler: Die Zählung springt von 260 auf 270 ohne Blattverlust. Bl. 271 war ursprünglich ein Schaltzettel im Umfang eines Blattes, das in der Mitte halbiert eingebunden wurde. Bei der Neubindung wurde es herausgelöst und in seiner ganzen Breite beigeheftet. Einstichlöcher, Falz und Verfärbungen sind sichtbar. Die Spalten 271ra und vb leer. Außerdem Schwemmränder, Stockflecke, Farbabtragungen und ausgebesserte Fehlstellen im Papier. Bl. 238r–251r mit Schriftraum: 17 × 10–11 cm. 28–30 Zeilen. Eine Spalte. Bl. 252r–324v mit Schriftraum: 17 × 11 cm. 36–38 Zeilen. Zwei Spalten. Von zwei Händen in Bastarda geschrieben. Hand 1: 238r–251r, Hand 2: 252ra–324va. Rubriziert. Rote Lombarden über zwei bis drei Zeilen. Am Beginn eines neues Buchstabens im Alphabet rote Initialen über zehn bis zwölf Zeilen, teilweise mit Schaftaussparungen. Durch das Lösen zusammengeklebter Bl. entstanden Fehlstellen in den Farbflächen.

Die sechs Lagen wurden aus dem Einband von Cod. ms. Bord. 112,1 entnommen und in einen neuen Pappeinband mit braunem Lederbezug eingebunden. Siehe den Restaurierbericht ebendort. Fehlstellen im Papier ergänzt. Vorsatz und Spiegelblätter neu. Papier geglättet.

Herkunft: Die erste Lage ist jüngeren Datums und um 1470 entstanden. Die Wasserzeichen auf dem Papier des Vocabularius kommen ebenfalls in einer Handschrift vor, die um 1443 in Erfurt entstand. — Siehe hierzu die Beschreibung von Cod. ms. Bord. 112,1.

Merzdorf, 44. — Steffenhagen Nr. CCXLVII. — Ratjen, 110f. — Krämer, 100. — Borchling 2, 145. — Kristeller 3, 587. — Schnabel, 83, 379, 549.

238r–251r Verba deponentialia. ›Verba deponentialia‹. Lycet multa deponentialia equivocam habeant significationem … Auctionor primo merere id est res augere secundo copslaghen … — … largior -tus sum id est gheven et hic active vel passive … et sunt omnia communia sive communis coniugationis quarte coniunctionis etc.Finis huius‹. Nach Konjugationen geordnete Deponentien mit mittelniederdeutscher Übersetzung. – 251v leer.

252ra–324va Vocabularius brevilogus. (252ra) Prologus verbum. At [!] presens collectio de raritate verborum magis indigentem quemque scire desidero me cuiuslibet verbi capite ut sepius duas litteras deposuisse … — … et inflexio per tempora reperitur. (252rb–312vb) Verba. ›Incipit verbarius brevilogi‹. Abarceo -cui -itum id est longe iterum amoveo. Abscedo -si -ssum id est recedo … — … Zimo -avi -atum id est accidiam facio. Zisino -ani vermorum est id est talium volucrum. (312vb–313ra) Prologus indeclinabilium. ›Incipit prologus de partibus indeclinabilibus‹. Collectione dei gracia mediante peracta in dictionibus seu partibus flexibilibus nominum et verborum ac etiam participorum quorundam duplici alphabeto … — … ut sit per trinum et unum intencionis mee incepcio utinam feliciter et utiliter finiatur. (314ra–324va) Indeclinabilia. A ab abs ex et de unum significare … — … Utrum … nomen dic utrum coniunctio dic utrum. Die Drucke der 1475 von Johannes Reuchlin redigierten Ausgabe der jüngeren Fassung sind nachgewiesen in: J. Benzing, Bibliographie der Schriften Johannes Reuchlins im 15. und 16. Jahrhundert, Bad Bocklet u. a. 1955 (Bibliotheca Bibliographica 18), 1–5. GW M37895–M37947. Literatur: K. Hamann, Mittheilungen aus dem Breviloquus Benthemianus, einem handschriftlichen lateinischen Glossar des 15. Jahrhunderts, 2 Teile, Hamburg 1879/1880 (Programm des Johanneums). Goetz, 239–243. W. Padberg, Der Vocabularius Breviloquus und seine Bedeutung für die Lexikographie des ausgehenden Mittelalters. Phil. Diss. Münster/Westf. 1909, Münster 1912. Stegmüller RB 9733. Grubmüller, 31–39. 2VL 1, 1033f. – 324vb leer.


Abgekürzt zitierte Literatur

Borchling C. Borchling, Mittelniederdeutsche Handschriften in Norddeutschland und den Niederlanden. Erster Reisebericht, Göttingen 1899 (Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Philologisch-Historische Klasse 1898, Heft 2)
Goetz G. Goetz, De glossariorum Latinorum origine et fatis, Leipzig 1923 (Corpus glossariorum latinorum 1)
Grubmüller K. Grubmüller, Vocabularius Ex quo: Untersuchungen zu lateinisch-deutschen Vokabularen des Spätmittelalters, München 1967 (MTU 17)
GW Gesamtkatalog der Wiegendrucke, Bd. 1–, Leipzig 1925–1938, Stuttgart 1978–
Krämer S. Krämer, Handschriftenerbe des deutschen Mittelalters, Bd. 1–3, München 1989–1990 (Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz. Ergänzungsband 1)
Kristeller P. O. Kristeller, Iter Italicum, accedunt alia itinera. A finding list of uncatalogued or incompletely catalogued humanistic manuscripts of the Renaissance in italian and other libraries, Bd. 1–7, Leiden 1963–1997
Merzdorf J. F. L. Th. Merzdorf, Bibliothekarische Unterhaltungen. Neue Sammlung, Oldenburg 1850
Ratjen H. Ratjen, Zur Geschichte der Kieler Universitätsbibliothek. Schriften der Universität zu Kiel 1862–1863, Kiel 1862–1863 (Programm zum Geburtstage Frederiks VII.)
Schnabel K. Schnabel, "Liber sanctae Mariae virginis in Bordesholm …" Geschichte einer holsteinischen Stiftsbibliothek, Wiesbaden 2014 (Wolfenbütteler Mittelalter-Studien 33)
Steffenhagen E. Steffenhagen, Die Klosterbibliothek zu Bordesholm und die Gottorfer Bibliothek. Zwei bibliographische Untersuchungen, in: Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Geschichte 13 (1883), 66–142
Stegmüller RB F. Stegmüller, Repertorium biblicum medii aevi, Bd. 1–11, Madrid 1950–1980
2VL Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Bd. 1–12, hrsg. von K. Ruh u. a., 2., völlig neu bearbeitete Aufl., Berlin, New York 1978–2005, Ergänzungsbde.: Deutscher Humanismus 1480–1520. Verfasserlexikon, Bd. 1–3, hrsg. von F. J. Worstbrock, Berlin, New York 2005–2015
WZIS Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der Bordesholmer Handschriften in der Universitätsbibliothek Kiel.
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