Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung
Mittelniederdeutsches Plenarium
Papier — 274 Bl. — 31,5 × 21,5 cm — Augustiner-Chorherrenstift Bordesholm — um 1465
Wasserzeichen: Ochsenkopf mit Augen, darüber einkonturige Stange, darüber Blume: 66417, 66418 (beide 1465, auch in Cod. ms. Bord. 25 und 87, Teil I). Lagen: VI (XII). VII (XXVI). 3 VI (LXI)! IV (LXIX). VI (LXXXI). VI–1 (XCIII)! VI (CV). VIII (CXXI). 2 V (CXLI). 8 VI (CCXXXVII)! VIII (CCXLIIII, 9). X+1 (30). Zeitgenössische Tintenfoliierung mit römischen Ziffern I–CCXLIIII. Danach Bleistiftfoliierung mit arabischen Zahlen von 1–30. Zählfehler: XLVI und CCII doppelt, mitgezähltes Bl. XC fehlt, CXCIX in der Zählung übersprungen. Die letzten Blätter z. T. mit Schäden im Schriftraum, dadurch kleinere Textverluste. Schriftraum: 24 × 16 cm. 35 Zeilen. Zwei Spalten der Breite 7–7,5 cm. Bastarda von der Hand des Johannes Reborch. Rubriziert nur auf Ir. Rote Lombarden über zwei Zeilen. Zeilenliniierung mit Tinte.
Spätgotischer Holzdeckeleinband mit rotem Lederbezug. Auf dem VD Abdrücke und einige Papierreste von Titelschildern. Titelschild ca. 2,5 × 10,5 cm, darunter ein Schild mit den Maßen 4,5 × 6,5 cm. Am oberen Rand des HD vier Löcher von der Befestigung der entfernten Kettenöse. Vier Doppelbünde, an Kopf und Schwanz einfache Kapitalbünde. Zwei Riemenschließen mit Fensterlager. Diese Form ebenfalls auf Cod. ms. Bord. 119 und Cod. ms. Bord. 18. Restauriert. Leder am Rücken ergänzt. Schließenriemen erneuert. Bindung und Kapitale neu. Jeweils Spiegelbl. und drei Vorsatzbl. zugefügt. Fehlstellen an den Papierrändern ergänzt.
Herkunft: Besitzeintrag auf dem Fußsteg Iv Item dit bock des ewengelyen unde seermonen hort der iunckvrowen Marien unde dem broederen int ghemeine tom Barsholm. — Im Katalog von 1488 (Cod. ms. Bord. 1a) unter der Signatur L xxv mit dem Titel Evangelia et epistole vulgaria per totum annum cum glosa aufgeführt. Im Verzeichnis von 1606 (Cod. ms. Bord. 2a) findet sich kein Titel, aber 1616: Evangelische sermones teutsch. Um das Jahr 1665 (Cod. ms. Bord. 1b) bezeichnet als Sermones evangelici teutsch.
, 48. — Nr. CLXX. — , 92f. — , 144. — , 99. — , 100, 103, 109–111, 151, 159, 271, 292, 314, 316, 379, 559.
Schreibsprache: Mittelniederdeutsch.
Ira–CCXLIIIvb Plenarium. (Ira) Versus. Nutrix verbigene mihi confer scribere recte. 10426 und 10427. Duc pennam rege cor virgo Maria precor. 20684. Auf dem Kopfsteg. (Ira–IIrb) Dominica prima adventus. (T1). In illo tempore. Cum sublevasset … [Io 6,5]. Cum appropinquasset [Mt 21,1] … — … qui venturus in nomine domini [Mt 21,9]. Sunte Matheus bescrift dit hilge ewangelium dat sik huten boret unde bedudet sik aldus in deme scriftigen synne. Do Ihesus unse here nalede der stat to Iherusalem unde quam to Bethphage to deme olyberghe … — … dat he uns wedder entfa in syn rike des helpe my unde juw de vader unde de sone unde de hilge geist. Amen. (CCIXva) Versus. Sunt precepta decem Moysi que contulit almus. | Unum crede deum nec iures vana per ipsum … Auf dem Fußsteg nachgetragen. Aus den Disticha Catonis. Druck: 6299, 9v. , 284. (CCXXXIIIva) Vers. Der ewangelia overt yaer | Aller sondaghe nym hijr waer. | Tho dude settet in grover wijs | De dychter was groff unde grijs. | Dychter leser beyde thosamen | dar aff yo werden salich. Amen. (CCXLIIIva–vb) Sabbato post dominica XVII post trinitatem. (T57/Sabb). In illo tempore dicebat Jhesus turbis similitudinem hanc arborem fici [Lc 13,6] … — … que gloriose fiebant ab eo [Lc 13,17]. Jhesus de sprak to den Yoden desse likenisse: Id was en mynschen de enen planteden vygenboem hadde in synen wyngaerden … — … do schemeden sik alle syne weddersaten unde alle volk vouede sik in den teken de von em schuden. Umfasst nur die Evangelien des Temporale. Vielfach mit Leerräumen durch fehlende oder unvollständige Evangelientexte. Im Anschluss an die lateinischen Evangelien folgen freie Übersetzungen oder Paraphrasen sowie weitere Bibelstellen- oder Autoritätenauslegungen, bevor die eigentlichen Predigten beginnen. Bis CCXXXIIIva die Perikopen T1 (2 Perikopen), T2 (2), T3–T8, T10–T18, T18/4–Sabb, T19, T19/2–Sabb, T20, T20/2–Sabb, T21, T21/2–Sabb, T22, T22/2–Sabb, T23, T23/2–Sabb, T24, T24/2–4, T25, T26, T28 (2), T28/2 (2), T28/3, T29–33, T36, T37, T39 (2), T40, T41, T41/5, T42–T65. Danach (CCXXXIIIvb) folgen T3/4, T3/6, T3/Sabb, T5, T9, T11, T27, T28/3–Sabb, T34, T34/4, T38, T39/2–Sabb, T40, T41/5, T57/4, T57/6, T57/Sabb. Hier fehlen aber vielfach die Auslegungen. Ohne die lateinischen Evangelien bis T65 auch in Lüneburg, RB, Theol. 2° 13. Teildruck von T1–T8, T10–T15 nach dieser Handschrift: , 479–556. Literatur: , 460–479. , Das Predigtmärlein von der unvollkommenen Beichte, in: Neuphilologische Mitteilungen 29 (1928), 74–77 (Hs. erwähnt sowie Abdruck eines Exempels von Bl. XXVIIvb). , Die Bibel im Mittelalter. Beiträge zur Geschichte und Bibliographie der Bibel, Augsburg 1939, 359 (Hs. erwähnt). 7, 750 (Hs. erwähnt). – CCXLIVr leer.
(CCXLIVv) (1r–30r) Registra. ›Incipit registrum omnium allegatorum exemplorum et miraculorum huius tocius‹. (1r–18v) Registrum locorum bibliae. Dreispaltige Aufteilung: Bibelstelle, Zitat und Angabe des Blattes. (19r–20v) (22r–24v) Registrum auctoritatum. Unvollständig, zumeist wird nur noch die Fundstelle in der Hs. unter der Überschrift des Verfassers genannt. (21r–22r) Registrum exemplorum et miraculorum. In der Reihenfolge ihres Auftretens in der Hs. (25ra–28rb) ›Registrum horum sermonum vel ewangeliorum‹ … — … ›Et sic est finis huius registri.‹ In der liturgischen Reihenfolge.
(28rb–30rb) Praeambula et finalia sermonum ad populum. (28rb) ›In principio sermonis post thema‹. Unse salichmaker Christus Ihesus Marien ennborn sone vorleve uns yamerliken sundigen mynschen an dessen yammerdale desses yegenwerdige bedrovede levendes syne gotliken gnade … — … dar he sprak to eer Ave Maria. Grutz sistu Maria etc. ›Hic resume thema presens tactum et dic sermonem. Sermone finito‹. (28va) Fürbitten. Duet umme de leve god unde helpet my bydden vor twyerleye staet der hilgen christenheyt … — … dat se got alto male bestedge an enen voetsamen levende. Alse gii hebben beden vor de levendigen also scholen gii ok doen vor de doden … — … dat got horte ere pyne unde neme de selen in de vrowde des ewyghen levendes. (29ra) Hiir na so duet enne meyne bet unde byddet vor alle christenselen vor alle elende zelen de dar roven up dessen wygeden kerckhove … Derna so schal me kundigen de hilgen daghe de dar komen an de weken unde an der werff wes dar ys to to wernende na woenliker wyse uppe deme predikstole. (29ra) Beichte. Alse gii hebben beden vor de levendigen unde ok vor de doden so scholen gii juw ok sulves nicht vorgheeten men gii scholen juw teken myt deme teken des hilgen cruces unde spreken my na yuwe bycht unde juwen loven. In deme namen des vaders unde des sones … Ik arme sundige mynsche ik verzake des bosen geistes al synes wyllen alle syne werke alle syne lyst … — … Ik love an god vader alleweldich etc. (29ra–30rb) Ik love an den vader unde an den sone unde an den hilgen geist … — … dat ewyge levent myne leste besyttinghe. Amen. (30rb) Ablass. Alle de yenen de dat word godes hebben gehoret horet myt ynnicheyt eres herten … — … von mynes sermones weghen XL … tho desseme kleynen aflate gheve … dat grote aflat dat he gaf Marien Magdalenen dat was vor latinge edder … erer sunde. Amen. Neghet juwe hovet unde juwe herte to gode unde byddet den alleweldigen got de word de ik over juw spreken wil dat bestedige an juwe an juwe liif unde an juwe [sele]. ›Dicat sacerdos: Misereatur …‹ Troest aflat unde gnade vorlene juw unde my de vader … — … Ik wil to allen tyden gherne bydden vor juwe. ›Et cum hoc: Benedictio dei patris et filii et spiritus sancti descendat super vos et maneat semper. Amen‹. Leicht abweichend auch in Cod. ms. Bord. 119, 120r–122r, ebenfalls von Johannes Reborch geschrieben. Im Unterschied dazu hier jedoch mit ausführlicher Fürbitte und in anderer Reihenfolge der Versatzstücke. Teildruck nach dieser Handschrift: , 472f., 476.
(25ra–30vc) Index rerum secundum ordinem alphabeti. ›Registrum utilius‹ … — … ›Et sic est finis huius registri utilissimi super tota fere materia huius tocius‹. Bis 30r auf dem Fußsteg, 30v über die ganze Seite. Dreispaltige Aufteilung.
(30vc) Tintenrezept. Incaustum bonum faciens recipe gallen III loet et pulverisa minute et cribra cribro specierum et infunde desuper quasi quartam aque pluvialis frigide et fac simul illud stare ad unam horam … — … Iste est optimus modus et sepius a scriptoribus probatus. Der Anfang bei , 93 zitiert von , 239.
Abgekürzt zitierte Literatur
M. Baldzuhn, Schulbücher im Trivium des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Die Verschriftlichung von Unterricht in der Text- und Überlieferungsgeschichte der "Fabulae" Avians und der deutschen "Disticha Catonis", 2 Bde, Berlin 2009 (Quellen und Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte 44,1 = 278,1) | |
C. Borchling, Mittelniederdeutsche Handschriften in Skandinavien, Schleswig-Holstein, Mecklenburg und Vorpommern. Zweiter Reisebericht, Göttingen 1900 (Nachrichten von der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Philologisch-Historische Klasse 1900, Beiheft) | |
Colophons de manuscrits occidentaux des origines au XVIe siècle, Bd. 1–6, ed. par les Bénédictins du Bouveret, Fribourg/Schweiz 1965–1982 (Spicilegii Friburgensis Subsidia 2–7) | |
Gesamtkatalog der Wiegendrucke, Bd. 1–, Leipzig 1925–1938, Stuttgart 1978– | |
S. Krämer, Handschriftenerbe des deutschen Mittelalters, Bd. 1–3, München 1989–1990 (Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz. Ergänzungsband 1) | |
J. F. L. Th. Merzdorf, Bibliothekarische Unterhaltungen. Neue Sammlung, Oldenburg 1850 | |
Piccard-Online. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart, J 340 (http://www.piccard-online.de) | |
H. Ratjen, Zur Geschichte der Kieler Universitätsbibliothek. Schriften der Universität zu Kiel 1862–1863, Kiel 1862–1863 (Programm zum Geburtstage Frederiks VII.) | |
K. Schnabel, "Liber sanctae Mariae virginis in Bordesholm …" Geschichte einer holsteinischen Stiftsbibliothek, Wiesbaden 2014 (Wolfenbütteler Mittelalter-Studien 33) | |
E. Steffenhagen, Die Klosterbibliothek zu Bordesholm und die Gottorfer Bibliothek. Zwei bibliographische Untersuchungen, in: Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Geschichte 13 (1883), 66–142 | |
Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, 12 Bde., hrsg. von K. Ruh u. a., 2., völlig neu bearbeitete Aufl., Berlin/New York 1978–2005, Ergänzungsbde.: Deutscher Humanismus 1480–1520. Verfasserlexikon, Bd. 1–3, hrsg. von F. J. Worstbrock, Berlin/New York 2005–2015 | |
W. Wattenbach, Das Schriftwesen im Mittelalter, Leipzig 31896 | |
F. Witt, Zur Geschichte der Predigt in Schleswig-Holstein, in: Schriften des Vereins für schleswig-holsteinische Kirchengeschichte, 2. Reihe, 4,1–5 (1906–1909), 460–556 |
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der Bordesholmer Handschriften in der Universitätsbibliothek Kiel.