Helmar Härtel, in: Katalogisierung der mittelalterlichen Handschriften im Niedersächsischen Landesarchiv, Abteilung Wolfenbüttel. Beschrieben von Helmar Härtel, Mona Dorn, Katharina Krieg und Anja Schwarzbach. Wolfenbüttel, 2007. (Vorläufige Beschreibung)

Wolfenbüttel, Niedersächsisches Landesarchiv – Abteilung Wolfenbüttel, NLA WO VI Hs 1 Nr. 2

Vocabularius

Papier — 395 Bl. — 22,5 × 15 cm — Südostniedersachsen — um 1475

Wasserzeichen: Ochsenkopf mit Augen und Nasenlöchern, darüber einkonturige Stange, darüber Buchstabe T: Piccard-Online 72275 (1476, drei weitere Typen nicht nachweisbar). Ochsenkopf mit Augen, darüber einkonturige Stange, darüber Blume, darunter Beizeichen – Marke aus Schaft, zwei Kreuzsprossen und Dreieck: Piccard-Online 66119, 66292 (beide 1476). Ochsenkopf mit Augen, darüber einkonturige Stange, darüber Krone, darüber Blume: Piccard-Online 68308, 68309 (beide 1474). Lagen: IV (10)! VIII (24)! 30 VI (384). VI–1 (395). Moderne Foliierung: 1395, Zählfehler: In der ersten Lage 3 Bl. als eines gez., in der zweiten Lage 2 Bl. ungez. Der obere Rand der Handschrift ist vollständig abgemodert, das erste Fünftel nur noch in Rudimenten vorhanden. Zweispaltig. Jüngere gotische Kursive von mehreren, schwer unterscheidbaren Händen. Rubriziert.

Spätgotischer Holzdeckelband mit Überzug aus braungefärbtem Leder. Streicheisenlinien. Einzelstempel Blüte, Vierblatt ohne Zwischenblätter: EBDB s003099. Herz: EBDB s005045. Rosette, ein Blattkranz, sechsblättrig: EBDB s007243, s008031. Die Stempel werden der vermutlich im Raum zwischen Braunschweig und Magdeburg zu lokalisierenden Werkstatt "Staatsarchiv Wolfenbüttel VI Hs 1 Nr. 2*" (EBDB w001480) zugeschrieben. Der ursprüngliche spätgotische Holzdeckeleinband wurde durch einen Wasserschaden großenteils zerstört. Der Codex erhielt im Mai 1968 (vgl. Restaurierungsbericht) einen modernen Pappeinband; die weitgehend erhaltenen Einbanddecken sind lose beigefügt.

Herkunft: Der Codex wurde nach Ausweis der Wasserzeichen um 1475 im südostniedersächsischen Raum geschrieben; Schreiber- und Besitzvermerke fehlen oder sind verloren. — Wann und auf welchem Wege der Codex ins Staatsarchiv gelangte, ist unbekannt.

Borchling 3, 192 Nr. 2.

1r–395v Vocabularius latinus. Infolge eines schwerwiegenden Wasserschadens ist der Textbestand erst ab der Mitte des Buchstaben D einigermaßen erhalten und setzt folgendermaßen vollständig ein: (89r, Text setzt ein) … Est … Eatenus id est eodem ratione vel eodem modo … eapropter t[ranslatio] dar vmme … — … Zosimus -a -um id est zoticus vel vitalis vivax vel vividus. Eterna zoen id est vita. Vitam in quam eternam nobis hic dat qui sine fine vivit et regnat Amen. Im einzelnen sind im laufenden Text folgende Lemmagruppen erhalten: (117v) Ezechiel interpretatur fortitudo dei et est proprium nomen v. m t … 117v F: Faber dicitur quia faciens ferrum … 144r G: Gabriel interpretatur fortitudo vel nuncio dei quia ipse pre aliis meruit esse nuncians nativitatem Christi m t. Gabulum vel la dicitur furca vel patibulum n.… 158r H: Habel interpretatur quia iustum ebraicum. Habere t hebben … 166v I: Ia grecum indeclinablie est nomen dee ut sonat in dictione alleluia et interpretatur invisibilis … 198r K: K est littera superflua sed deseruit [?] apud grecos ubi enim grece scribunt k et vocatur apud grecos kappa … 199v L: Laban de albacio interpretatur et fuit pater Rebece … 219r M: Macedonia est quedam terra in Grecia … 244v N: Naab vel nabaoth fuit primogenitus Hysmahelis et interpretatur serpens sapiens vel incantator ebraicum … 250v O: O neutrum indeclinablie est nomen littere est et est decima quarta in ordine alphabeti ut dicit Priscianus … 271r P: … 320v Q: … 325r R: … 336v S: … 381v V: … 393r X: Xandicus in lingwa Macedonum dicitur mensis Aprilis et invenitur sic Machabeorum undecimo et duodecimo … 394r Z: Zabulus m p interpretaur contrarius et est ipse diabolus quia bonis contrariatur … — Mit zahlreichen niederdeutschen Übersetzungen. Genus und Flexionsklasse, auch einzelne Lemmata wie im 'Vocabularius Ex quo', Lemmareihe selbst weicht aber ab. Vgl. Vocabularius Ex quo.


Abgekürzt zitierte Literatur

Borchling 3 C. Borchling, Mittelniederdeutsche Handschriften in Wolfenbüttel und einigen benachbarten Bibliotheken. Dritter Reisebericht, Göttingen 1902 (Nachrichten von der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Philologisch-Historische Klasse 1902, Beiheft)
EBDB Einbanddatenbank (http://www.hist-einband.de/, besonders die Sammlung Wolfenbüttel)
Piccard-Online Piccard-Online. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart, J 340 (http://www.piccard-online.de)
Vocabularius Ex quo Vocabularius Ex quo. Überlieferungsgeschichtliche Ausgabe, Bd. 1–6, gemeinsam mit K. Grubmüller hrsg. von B. Schnell u. a., Tübingen 1988–2001 (Texte und Textgeschichte 22–27)