Lüneburgische Chronik
Papier — 107 Bl. — 27,5 × 19,5 cm — Lüneburg — 1532
Wasserzeichen: Krug mit Deckel und einem Henkel, darüber Krone, darüber Blume/Blatt: ≈ NL0360-PO-31528 (1532). Hausmarke: ≈ 9835 (1532). Lagen: VI+1 (12)! 2 IV (28). 2 VI (52). V+1 (63). VI (75). V+1 (86). V+1 (97). III (103). II (107). Moderne Foliierung: 1–107, das Vorsatzbl. aus Pergament ungez. Schriftraum: 20,5 × 14 cm, zweispaltig, meist 44 Zeilen. Haupttext in Bastarda von einer Hand; Nachträge verschiedener Hände in Kanzleischrift des 16. Jh. Kein Buchschmuck.
Zeitgenössischer Koperteinband aus dünnem Schweinsleder, an dem überlappenden Rückdeckel eine Schließe.
Herkunft: Der Codex wurde 1532 in Lüneburg geschrieben und gehörte laut Vermerk auf dem Vorsatzbl. dem Lüneburger Patrizier und Bürgermeister Klaus Stöterogge (1497–1560), der auch eine Schrift über die Lüneburger Ratsämter verfasst hatte. Vgl. zu ihm
, Des Bürgermeisters Claus Stöterogge Denkbüchlein über die Ratsämter, in: Lüneburger Museumsblätter 8 (1912), 349–383; , Patriziatsbildung als kommunikativer Prozess. Die Salzstädte Lüneburg, Halle und Werl in Spätmittelalter und früher Neuzeit, Köln, Weimar, Wien 2010 (Städteforschung Reihe A, 79), 57 und 290f. — Wann und auf welchem Wege der Codex ins Staatsarchiv Wolfenbüttel gelangte, ist unbekannt., Schreiben über Lüneburg. Wandel von Funktion und Gebrauchssituation der Lüneburger Historiographie (1350–1639), Hannover 2000 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen 195), 438f. Nr. 155.
, 193f. Nr. 6. —Schreibsprache: mittelniederdeutsch, Rubriken und Überschriften lateinisch.
Ir Auf dem Vorsatzbl. (Pergament) ein Besitzvermerk: Clawes Stoteroggenn Boeck 1533. – Iv leer.
1r–12r Nachträge zur Lüneburger Geschichte. 1r Annalistische Notizen zum Zeitraum von 1208 bis 1369. 1v Ursprung der vorbate (Sonderaufschlag bei der Verpachtung der Siedepfannen). 2r–9v Liste der Sodmeister 1370–1444, mit kürzeren chronikalischen Zusätzen. 10r–11v leer. 12r Lebensdaten der Kinder Heinrichs des Mittleren (Mittleres Haus Braunschweig): Otto I. († 1549; Nebenlinie Harburg), Ernst der Bekenner († 1546) und Franz I. († 1549; Nebenlinie Gifhorn).
12v–43v Lüneburgische Chronik. (12v–13r) Vorrede. In nomine domini Amen. Wente men alle geschichte vnd handelinge de gescheen syn nicht to male in dechtnisse hebben vnd beholden kann … — … Uppe dat allen bedderen luden witlick werde des forstendomes vnd der stadt Luneborch legenheit vnd desser heren handelinge vnd eres vaders. (13r–43v) Text. So is war dat keyser Frederick de ander de herschop to Luneborch to eynem sunderghem furstendome makede … — … in dem sulven Jare [1421] stundt noch de krych apen mit den vorsten van Luneborch vnd dem stichte von Hildenßen de branden vnde wosteden de lande an beyden syden etc. Et sic est completus anno 1532 die cathedra Petri [22.2.1532] . Ältere Rezension der Chronik mit der Fortsetzung bis 1421 (wohl verf. von dem Lüneburger Ratsherrn Hans Brunswigk, vgl. 1, 1075) und einem Einschub über die Erbstreitigkeiten von 1369 zwischen Vorrede und Beginn der Chronik von 785–1421 (13r–15v, sog. "Satechronik", Verf. vermutlich der Lüneburger Ratsherr Dirk Bromes, vgl. 1, 1041; Schreiben über Lüneburg, s. oben, 67–76, 67 Hs. genannt). Textbestand sehr ähnlich wie Kopenhagen, KB, GKS 667 2° und Hannover, GWLB, Ms. XXIII 899. Teilweise abweichend dagegen die Wolfenbütteler Parallelüberlieferung in Cod. Guelf. 29.3 Aug. 4°, 1r–71v; Cod. Guelf. 127a Blank., 159r–187v. Druck: 3, 172–199; Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, Bd. 36: Die Chroniken der niedersächsischen Städte – Lüneburg, Leipzig 1931, 45–147. Literatur: 1, 273; 3, 375; Schreiben über Lüneburg (s. oben), 67–76, 455f.; , Hansische Geschichtsschreibung ohne Hanse: Das Beispiel Lüneburg, in: Das Bild der Hanse in der städtischen Geschichtsschreibung des Mittelalters und der frühen Neuzeit, hrsg. von und , Trier 2010 (Hansische Studien 20), 37–47, hier 39f; 5, 1063–1065.
44r–51r Historische Notizen. Notizen zur Lüneburgischen Geschichte die Jahre 1331, 1416 und spätere Jahre betreffend, u. a. zur Teilung des Hauses Alt-Lüneburg in das mittlere Haus Lüneburg (Bernhard, † 1434) und das mittlere Haus Braunschweig (Heinrich, † 1416; Wilhelm der Ältere, † 1482) mit dem Besitztausch von 1428.
51v–53r Verkaufsbrief. Abschrift des lat. Verkaufsbriefs der neuen Sülze durch Herzog Johann († 1277; altes Haus Lüneburg) im Jahr 1273. Druck: – 53r–56r leer. , De iure Salinarum tum veteri tum hodierno liber singularis…, Teil II: Sylloge documentorum plurimam partem ineditorum pro Salina Luneburgensi, Göttingen 1743, 83 Nr. VII.
56v–69v Bericht über die Bestätigung aller Privilegien der Stadt Lüneburg durch den Kaiser. Anno XIIIIc XLII hade vnser hern van Luneburg ambasiaten Her Qwirrn her Baren vnd Ludolfus Hertog Wilhelms schriwer hadden tho Francfurdt dorch einen domhern van Mentze … — … vnd worden alle gefangen de deme rade tho Luneborg thohorden ohne Alberth Semmelbecker. In dieser Form ungedruckt. – 70r–v leer. 71r historische Notizen zu den Jahren 1474 und 1475.
72r–82r Chronik. ›Extractum ex libro quodam de tumultu civium contra Senatum‹. Jnn deme LIIII Jare nha S. Michels dage qweme dat Capittel to Lubek vnd etlike ander prelaten to Vltzenn … — … Do starf he Jnn deme Torne vnnd Jß vnd was woll ein klechlick vnnd barmlick dingk. Edition: Die Chroniken der deutschen Städte Bd. 36 (s. oben), 186 Z. 32 – 196 Z. 32; 204 Z. 29 – 209 Z. 17. Literatur: 7, 134; Hansische Geschichtsschreibung (s. oben), 40–42; 5, 582–584.
:90r–v Freiheitsbrief über die neue Saline in Lüneburg (22.2.1383). ›Litera ducum Luneburgensium Wentzlaj Albertj et Bernhardj super libertate noue saline‹. Wy Wentzlaus vnd Albrecht … bekennen apenbar in dussen breue dat wij mit volbord vnser eruen … georlouet vnd gegeuen hebben … — … druttein hundert jar darna in deme dree vnd achtentigesten Jre in sunte Peters dage alse he gehogett wartt. Druck: , Historia Ecclesiæ Hamburgensis Diplomatica, das ist: Hamburgische Kirchen-Geschichte…, Des Ersten Theils Vierter Band darin die Geschichten des funffzehenden Jahrhunderts enthalten sind…, Hamburg 1731, 5. Beilage, 866f.
91r–95r Rechenschaft über Ausgaben des Rats bei fürstlichen Hoffesten und anderen Gelegenheiten 1300–1390, 1467–1497. Abrechnung des Schreibers mit dem Rate.
95v–96r Historische Notizen. Darunter Anmerkungen zur Eheschließung Herzog Wilhelms d. Ä.: Do hertog Wilhelm des Marggrauen van Brandenborch suster tho der er gelaueth was …
96r–v Pamphlet zum Verhältnis des Lüneburger Rates und Herzog Wilhelms von Braunschweig-Lüneburg. ›Herzog Wilhelm Henrici filii‹. Item vann dem vndancknamigen Herrenn den de Luneborger mher denne Gott tho ehrende plegenn de was tho Luneborg ein furste ein prælate, ein burgermeister, ein sotmeister vnnd watt he wolde … — … dat hefft eme alletidt inn dem kroppe steked. Edition (nach dieser Hs.): Schreiben über Lüneburg (s. oben), 395f. Anhang 3, zum Text 170f. (171 Hs. genannt).
96v–97r Historische Notizen. Lateinische und mittelniederdeutsche Anmerkungen, darunter (97v) Anno M.CCC.LXXVII dominus Hartuicus de Salina miles et proconsul renunciavit consilio …
98r–103r Reimchronik. ›Sprüche vonn denn aldenn Fürstenn zu Sachssenn 1526‹. (99r) Anno 842 D. Leuttolph der erste. Großherrn zu Sachssen macht mich Ludwig … Die Lieder sind aus der Chronik Jürgen Hammenstedes entnommen, vgl. dazu Schreiben über Lüneburg (s. oben), 296 (Hs. genannt). – 103v leer.
104r–107r Die Artikel der Sechziger. ›Artikele der Sostige‹. Ersamen leuen heren. Tom ersten begheren de Borgere dat de Borgermestere nichtes verhandelen sunder vulbord vnd medewtend des gemehnen Rades. Item wanne men kiesen scil … — … Item schalmen nicht lengher kroghen wann to teynen des nachtes binnen der stad. Forderungen des Sechziger-Ausschusses der Bürgerschaft aus dem Jahr 1454. Er diente zur Kontrolle des Alten Rates, der neben dem Neuen Rat bestehen blieb und mit diesem nach Wiedereinsetzung des alten Rates abgeschafft wurde. Edition (nach dieser Hs.): Schreiben über Lüneburg (s. oben), 391–394 Anhang 2, zum Text 142–150 (142 Hs. genannt).
Abgekürzt zitierte Literatur
C. Borchling, Mittelniederdeutsche Handschriften in Wolfenbüttel und einigen benachbarten Bibliotheken. Dritter Reisebericht, Göttingen 1902 (Nachrichten von der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Philologisch-Historische Klasse 1902, Beiheft) | |
C. M. Briquet, Les Filigranes. Dictionnaire historique des marques du papier, Bd. 1–4, Leipzig 21923 | |
Scriptores rerum Brunsvicensium illustrationi inservientes antiqui omnes et religionis reformatione priores…, Bd. 1–3, hrsg. von G. W. Leibniz, Hannover 1707–1711 | |
Bibliotheca historica medii aevi. Wegweiser durch die Geschichtswerke des europäischen Mittelalters bis 1500, 2 Bde., hrsg. von A. Potthast, Berlin 21896, ND Graz 1957 | |
Repertorium fontium historiae medii aevi, Bd. 1–12, hrsg. vom Istituto Storico Italiano per il Medio Evo, Rom 1962–2007 | |
Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, 12 Bde., hrsg. von K. Ruh u. a., 2., völlig neu bearbeitete Aufl., Berlin/New York 1978–2005, Ergänzungsbde.: Deutscher Humanismus 1480–1520. Verfasserlexikon, Bd. 1–3, hrsg. von F. J. Worstbrock, Berlin/New York 2005–2015 | |
Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php) |
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Handschriften im Niedersächsischen Landesarchiv, Abteilung Wolfenbüttel.