Missale plenarium
Pergament — 192 Bl. — 35,5 × 25,5 cm — Diözese Hildesheim — 11. Jh., 3. Drittel
Lagen: 1+III+1 (8). 23 IV (190). 2 Bl. (192). Fehlerhafte neuere Rektofoliierung, Zählung springt von 20 auf 22, übersehene Blätter mit 103a, 113a, 143a gekennzeichnet. Versofoliierung des 14./15. Jh. Arabische Rektofoliierung des 15./16. Jh. auf Bl. 103–192: 1–120, Lücke zwischen 92 (Bl. 190) und 119 (Bl. 191). Schriftraum: 29 × 18,5 cm, zweispaltig, 32 Zeilen. Verblaßte Tintenliniierung. Carolino-Gothica. 191v–192r Karolingische Minuskel. Eine Haupthand, Nachträge des 13.–16. Jh. Adiastematische deutsche Neumen. Rote Überschriften, Anfangsbuchstaben rot und braun-rot. Rubriziert. Dreizehn sechs- bis elfzeilige Initialen zumeist auf gold-grün-blauem Grund, die in Ranken, gelegentlich in Fabelwesen (103a ra) auslaufen oder durch Beschläge mit den Ranken verbunden sind (vgl. VII B Hs 170). Die goldenen Beschläge auf dem Initialstamm oft sehr ausladend. Buchstabenkörper und Ranken gelegentlich unvollständig koloriert. 6ra P(er omnia saecula saeculorum), 6rb VD (Vere dignum), 7ra T (Te igitur), 8ra A (1. Advent) und E (Excita), 19ra P (Nativitas Christi) und C (Concede quaesumus omnipotens), 103a ra R (Ostern), 103a rb D (Deus qui hodierna die), 119ra S (Pfingsten) und D (Deus qui hodierna die). 124vb und 149ra sechszeilige Lombarden D und E mit geschwungenen braunen Ranken. 6v Kanonbild, 28 x 18 cm. Kolorierte Federzeichnung: Christus am Kreuz, darunter Maria und Johannes. Sol und Luna in Medaillons über den Kreuzarmen (Schwarzweiße Abb. vgl.
, Tafel 2). Zu Stilfragen vgl. , Byzantinische und westliche Einflüsse in ihrer Bedeutung für die sächsische Plastik u. Malerei im 12. Jh., Diss. Berlin 1926, 28f., 93 Anm. 77. , 12. , 45, 90 Anm. 144.Lädierter brauner Lederband des 15. Jh. mit Rahmen aus zwei parallelen Streicheisenlinien, Mittelfeld gerautet. Einzelstempel Blattwerk: s003687. Löwe, schreitend: s002816, s002893 Sämtlich aus der nicht genauer lokalisierbaren Werkstatt mit dem Notnamen "Ranken im Halbkreis*" ( w000922). Vgl. VII B Hs 168 u. VII B Hs 169. Von zwei Schließen eine verloren. Blattweiser vom eigenen Pergament.
Herkunft: 1834/35 von der Herzogl. Kammer an das Landeshauptarchiv abgegeben (Auskunft der Archivverwaltung). Alte Signatur: 28. VD und HD: Iste liber pertinet ad cappellam (HD: cappelle) sancti Georgii in urbe Brunsvicenßi.
, 241–245. — , 9, 15, 28–30, 59f. Nr. 4, 81f. Nr. 4 mit Abb. 4. — , 150f. — , 231. — , 221 Nr. 84. — , 54f. mit Abb. 11 und 12. — , 60.
1r–2r Nachträge. 50 Nr. 270, mit deutschen Neumen auf 4 Linien. (1v) Orationes. Credo. (2r) ›Officium de sancto Nycolao‹. … Es folgt u.a. mnd. Regest eines lat. Ablaßbriefes von , 1482. Zum Teil gedruckt: , in: Zentralblatt f. Bibliothekswesen 26 (1909), 546.
2v–5r Kalendar für Hildesheim. Den Monaten sind Merkverse der Dies aegyptiacae vorangestellt. Gedr. , 36 Sp. a. Cantianorum, 31.5., Justi et Arthemii 11.10. Nachgetragen: Auctoris episcopi 20.8., Rufi martyris 27.8. Nekrolognachträge: Anniversarius Siffrithi 22.4., Anniversarius Simodis 28.9.
5va–6rb Praefationes. 6v Kanonbild. (7ra–8rb) Canon missae.
8rb–149ra Proprium de tempore. Dominica 1. adv. — feria quarta post dominicam 24. post octavam pentecostes. (119v) unterer Rand 54 Nr. 153 mit adiastematischen Neumen.
149ra–184ra Proprium de sanctis. ›In festo sancte Lucie martyris‹ … — … ›In festo sancte Thome apostoli‹. (149v) am unteren Rand Nachträge für Thomas Cantuar.
184ra–190vb Commune sanctorum. ›In vigilia unius apostoli‹ … — … ›De apostolis‹. (Fragment).
191r Raymundus Peraudi, legatus in Germania, erteilt den Besuchern der Stiftskirche St. Blasii und der Maria-Magdalenenkapelle in Braunschweig einen Ablaß, 1502 Febr. 2. Originalurkunde im Nds. Staatsarchiv in Wolfenbüttel 7 Urk 885.
191va–192r Orationes et benedictiones. (1) Zur Eheschließung. Text setzt ein: –ginem domini facto ideo inseparabile mulieris adiutorium condidisti … — … et ad optatam perveniant senectutem. (191vb) (2) Pilgersegen. ›Cum acceperunt capsellas et fustes‹. Unter den Texten 2, 275–277 Nr. 1–3, 283 Nr. 8. (192r) Schwerterweihe. ›Benedictio ensis antequam cingatur‹. 2, 293 I Nr. 1–4.
192v Nachträge: Weihwasserformel. Presta nobis domine Ihesu Christe per huius aque aspersionem … Folgt 54 Nr. 18.
1, 145–147 Nr. 1–5. Am Schluß Oratio:HD Vers. Mich en bricht al des ich tzo vil han / Vnde haue to vil des ich ney en wan.
Abgekürzt zitierte Literatur
Analecta hymnica medii aevi, hrsg. von G. M. Dreves und C. Blume, Bd. 1–55, Leipzig 1886–1922, Registerbd. 1–3, hrsg. von M. Lütolf, Bern u. a. 1978 | |
P. Carmassi, Cultum domus dei ampliare. Aspekte der liturgischen Feier und Traditionsbildung im Stift St. Blasii in Braunschweig, in: Die Wandmalereien im Braunschweiger Dom St. Blasii, hrsg. von H. Wolter-von dem Knesebeck und J. Hempel, Regensburg 2014, 45–59 | |
Einbanddatenbank (http://www.hist-einband.de/, besonders die Sammlung Wolfenbüttel) | |
A. Franz, Die kirchlichen Benediktionen im Mittelalter, 2 Bde., Freiburg/Br. 1909, ND Graz 1960 | |
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H. Grotefend, Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit, Bd. 1: Glossar und Tafeln, Bd. 2, Abteilung 1: Kalender der Diözesen Deutschlands, der Schweiz und Skandinaviens; Abteilung 2: Ordenskalender, Heiligenverzeichnis, Nachträge zum Glossar, Hannover 1891–1898, ND Aalen 1984 | |
I. Haas, Leben im Kollegiatstift St. Blasii in Braunschweig. Die liturgischen Stiftungen und ihre Bedeutung für Gottesdienst und Wirtschaft. Braunschweig 2011 (Braunschweiger Werkstücke 113 = Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv und der Stadtbibliothek 54) | |
V. C. Habicht, Niedersächsische Kunst in England, Hannover 1930 (Veröffentlichungen der Wirtschaftswissenschaftlichen Gesellschaft zum Studium Niedersachsens, Reihe D 4) | |
H. Härtel, Anmerkungen zu einem Katalogprojekt der mittelalterlichen Liturgica aus der Stiftskirche St. Blasius in Braunschweig, in: Die Welfen und ihr Braunschweiger Hof im hohen Mittelalter, hrsg. von Bernd Schneidmüller, Wiesbaden 1995 (Wolfenbütteler Mittelalter-Studien 7), 227–236 | |
M. Härting, Der Meßgesang im Braunschweiger Domstift St. Blasii (Handschrift Niedersächsisches Staatsarchiv in Wolfenbüttel VII B Hs 175). Quellen und Studien zur niedersächsischen Choralgeschichte des dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderts, Regensburg 1963 (Kölner Beiträge zur Musikforschung 28) | |
M. Härting, Zu den Braunschweiger Plenarmissalien, in: Braunschweigisches Jahrbuch 45 (1964), 150–154 | |
A. Haucap-Nass, Die Stiftsbibliothek von St. Blasius in Braunschweig. Ein Überblick mit einer Handliste der nachweisbaren Handschriften und Drucke aus dem Blasiusstift, in: Die Welfen und ihr Braunschweiger Hof im hohen Mittelalter, hrsg. von B. Schneidmüller, Wiesbaden 1995 (Wolfenbütteler Mittelalter-Studien 7), 205–225 | |
E. Henrici, Findbuch und Handschriftenbeschreibungen zu den Beständen Staatsarchiv Wolfenbüttel Hs IV, VI 5, 11, 13, VII B–D, 2 Bde. masch., Berlin 1906–1909 (Handschriftenarchiv der Berlin - Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften) | |
F. Jansen, Die Helmarshausener Buchmalerei zur Zeit Heinrichs des Löwen, Hildesheim 1933 | |
E. H. Zimmermann, Drei Missale(!) aus dem Braunschweiger Dome. Eine kunstgeschichtliche Untersuchung, in: Braunschweigisches Magazin 17 (1911), 42–45 |
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Handschriften im Niedersächsischen Landesarchiv, Abteilung Wolfenbüttel.