Für die 1737 gegründete Georgia Augusta wurde eine Bibliothek eingerichtet und für die dort betriebenen Wissenschaftsdisziplinen von Grund neu aufgebaut. Der Grundstock bestand aus Büchern des Göttinger Gymnasiums, Dubletten aus der königlichen Bibliothek in Hannover sowie der nachgelassenen, hervorragend ausgestatteten Bibliothek des Großvogts Joachim Hinrich von Bülow († 1724). Die ersten Bibliotheksdirektoren, vor allem Christian Gottlob Heyne († 1812), bauten den Bestand nach umsichtigen und der Wissenschaft dienlichen Erwerbungsprinzipien schnell zu einer sehr gut ausgestatteten Universalbibliothek aus.

Die meisten mittelalterlichen Handschriften wurden zu Heynes Dienstzeit von 1763 bis 1812 auf Auktionen erworben. Demnach sind sie durch bewusste, auf den Gesamtbestand der Bibliothek ausgerichtete Kaufentscheidungen ins Haus gekommen. Die gezielte Einordnung mittelalterlicher Handschriften in die Wissenschaftssystematik der Aufklärung stellt eine Besonderheit des Göttinger Korpus der abendländischen mittelalterlichen Handschriften dar, die durch ihre Aufstellung unterstrichen wird. Sie bilden nämlich keine eigene Signaturgruppe, die sie als mittelalterliche Handschriften aus dem Gesamtbestand herausheben würde, sondern sie wurden mit den neuzeitlichen Handschriften gemeinsam in Anlehnung an die Göttinger Systematik des 18. Jahrhunderts aufgestellt, jedoch offenbar getrennt von den Druckschriften.

Insgesamt gibt es innerhalb der historischen Bestände der SUB Göttingen ein Korpus von 426 abendländischen mittelalterlichen Handschriften. Die neue Tiefenerschließung nach DFG-Richtlinien soll den Handschriftenkatalog von Wilhelm Meyer (1893/94) ersetzen. Die Katalogisierung erfolgt auf der Basis von XML im Format TEI-P5. In der zweiten Projektphase werden 78 Handschriften beschrieben. Die Publikation der aktuellen Projektergebnisse erfolgt bereits im Laufe der Projektarbeit in der Handschriftendatenbank der HAB. Gleichzeitig werden die Beschreibungen im Handschriftenportal nachgewiesen. Die bei der Beschreibung und Bestimmung der Einbände erhobenen Daten fließen in die ebenfalls von der DFG geförderte Einbanddatenbank ein. Wasserzeichen werden mit dem Infrarotaufnahmegerät ATWISE erfasst und nach ihrer Bestimmung in das Wasserzeicheninformationssystem WZIS eingegeben.

Hier gelangen Sie zur Liste der in Wolfenbüttel beschriebenen Handschriften sowie zur Projektseite der SUB Göttingen (erste Projektphase).

In Kooperation mit der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen

PURL: http://diglib.hab.de/?link=076

Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Laufzeit: Januar 2017 – Dezember 2024
Projektbeteiligte: Dr. Patrizia Carmassi (Bearbeiterin)