|| [ID00001]
REPETITION vnd Erklerung Welche gemeine öffentliche Schriffte vnd
Confessiones, das rechte Corpus Doctrinae, Das ist / Summarischer Inhalt /
Fürbild / vnd Richtschnur der reinen Lehre sein.
Sampt angehengter Declaration / von den fürnembsten dieser zeit
Controuersijs, oder Religions Streiten.
Aus der Fürstlich: Braunschweigischen Kirchen Ordnung genommen / vnd jetzundt
für die Kirchen vnd Schulen daselbst insonderheit gedruckt.
An den Christlichen Leser / welchem Warheit vnd Friede / Das ist /
Christliche Gottselige Einigkeit in vnd bey reiner Lehre / lieb ist.
WIe hoch der liebe Friede / vnd die liebliche schöne einigkeit / als in der
Christlichen Kirchen nützlich / heilsam vnd zur erbawung hochnötig / in der
schrifft gerhümet vnd gepreiset werde / zeiget gnugsam an der 133. Psalm / vnd
das letzte ernste Fewrige Gebet vnsers einigen waren Hohen
|| [ID00004]
Priesters Jesu Christi. Joha. 17.
Es mus aber nicht solche einigkeit sein / wie falsche Lehrer oder Vbeltheter /
sich zur eintracht verbinden / vnd vber einander halten. Sapi. 2. Psalm. 2. Denn
solche einigkeit sucht vnd helt auch der Sathan in seinem Reich / Luc. 11.
Sondern es muss eine einigkeit des Geistes sein / das vnter Lerern vnd Zuhörern
sey / wie ein Gott vnd HErr / also auch eine richtige reine / heilsame Lehre /
Sacrament vnd Glaube / auff einerley Hoffnung eines Beruffs. Denn das ist das
einige rechte Bandt / eines waren / Gottseligen / bestendigen Friedes. Ephes.
4.
Vnd weil solche einigkeit des Geistes / nach der Schrifft aussa
|| [ID00005]
ge / darin bestehet / das
man fest an einander halte / in einem Sinne / vnd in einerley meinung / alzumal
einerley Rede führe / vnd nicht spaltung vnter sich sein lasse j. Co. j.
Derhalben vnd aus diesem grunde ist vor etlichen Jaren / in angehender
Christicher Reformation der Kirchen in diesem löbliche̅
Fürstenthumb Braunschweig / mit vorgehabtem Christlichem Rad wol bedacht worden
/ das ein gewis richtig Corpus Doctrinae, das forma & norma doctrinae, ein
Fürbilde vn̅ Richtschnur der Lere in Kirche̅ vnd
Schülen sein solte / allen Pastoribus / Kirchen vnd Schüldienern proponiret
solte werden. Vn̅ das solch Corpus Doctrinae, weil es sein sol ein
Band gemeiner verei
|| [ID00006]
nigung /
mit vnd zwischen allen reinen Euangelische̅ Kirchen nicht solten
oder köndten sein Priuata scripta, es müste auch nicht etwas sonderlichs oder
newes sein / sondern die offentliche gemeine schrifften / so publico nomine
gestellet / vn̅ von alle̅ Stenden der Augspür:
Confession / als Symbola oder gemeine Confessiones, in den Euangelischen Kirchen
/ je vnd allwege / approbieret / angenommen / dafür gehalten / vn̅
gebraucht worden sind. Als nemlich die einige wahre Richtschnur aller Lehre /
die heilige Prophetische vnd Apostolische Schrifft / Altes vnd Newes Testaments.
Vnd wie dieselbige wieder alle falsche Lehre erkleret / vnd in Sum̅ arische Heuptstücke zusamen gezo
|| [ID00007]
gen ist / in dem Alten
bewehrten Symbolis, Apostolico, Nicęno, & Athanasiano. Auch nachmals in der
Confession / vnd darauff erfolgten Apologia / so zu Augspurg der Rö. Key. May.
Anno Domini 1530. vbergeben / vn̅ folgents Anno 1531. durch
öffentlichen Druck publiciret worden ist. Vn̅ wie eben dieselbige
Lere wiederholet ist / in den Schmalcaldischen Artickeln / welche publico nomine
gestellet / das sie als ein gemein Bekentnis aller Euangelischen Kirchen / neben
der Augspürgischen Confession vnd Apologia / im Concilio hetten fürgelegt sollen
werden. Vnd entlich / wie für den gemeinen Leyen / dieselbige Lehre auffs
einfeltigsie gefasset ist / im kleinen vnd grossen Cate
|| [ID00008]
chismo Lutheri. Diese
öffentliche gemeine Schriffte / sindt inn allen Euangelischen Kirchen allwege
gehalten vnd gebraucht worden / als Corpus, Forma & Norma Doctrinae, weil
darin die fürnembsten Artickel vnd Heuptstück der reinen Lehr / kürtzlich vnd
ördentlich zusammen gezogen / welche in Lutheri Schrifften / aus Gottes Worte
weiter vnd ausführlicher gehandelt vnd erkleret worden.
Weil aber auch zu erhaltung reiner Lere / vnd zu grüntlicher bestendiger
einigkeit / von nöten ist / das nicht allein die reine Lere recht gefüret /
sondern auch frembde / jrrige / falsche Lehre / gestrafft / verworffen / vnd
ausgesetzt werde / j. Timoth. j. Tit. j. Johan. 10.
|| [ID00009]
Jerem. 15. Vnd aber nicht alle
Pastores der geschicklicheit sein / das sie selbs aus jetzgemeltem Corpore
Doctrinae, dasselbige nehmen können / wie solchs mit gebürlicher Christlicher
bescheidenheit / zu erbawung der Kirchen / aus gutem grunde geführet solle
werden. Auff das nun nicht durch vngleiche meinung vnd Rede / von den
Controuersijs, oder streitigen Puncten / do einer sonst / der ander so dauon
halten / einer es verwerffen / der ander es verteidigen würde / die newe zarte
Kirche dieses Fürstenthumbs in angehender Reformation / zerrüttet möchten
werden. Ist eine gründliche / aber doch einfeltige Declaration / von den
fürnemsten streitigen Religi
|| [ID00010]
ons Puncten / aus dem obgemelten Corpore Doctrinae, vnd aus Lutheri
Schrifften / verfasset / vnd der Fürstlichen Kirchenordnung mit einuerleibet.
Daraus die Pastores vermercken können / was für ein vnterscheidt sey / inter
contentiones inutiles, zwisschen vnnützem vnnötigem gezenck / damit die Kirche
nicht sol verwirret werden / & inter certamina necessaria, vnd zwisschen
nötigen Streidt Puncten / darüber man mus halten / vnd die Kirchen darfür
verwarnen / vnd wie dasselbige aus gutem grunde / mit Christlicher
bescheidenheit / zur erbawung geschehen könne / vnd solle.
Vnd dis alles / hat der Durchleuchtige Hochgeborne Fürst vnd
|| [ID00011]
Herr / Herr Julius / Hertzog zu
Braunschweig vnd Lüneburg etc. vnser Gnediger Herr / nicht allein den
benachbarten / Sondern auch etlichen weit abgelegenen reinen Kirchen / zu
Judiciren vberschicket / welche daran ein Christliches gutes gefallen gehabt /
vnd den lieben Gotte dafür gedancket: Es ist auch dadurch gute Christliche
Correspondentz vnd Einigkeit / in diesen Kirchen / mit den benachbarten vnd
andern / durch Gottes gnaden bishero erhalten worden. Derhalben auch
hochermelter vnser Gnediger Fürst vnd Herr entschlossen ist / vermittelst
Göttlicher gnad vnd beystandt / dabey zuuerharren / vnd das die Lere also in
diesen Kirchen
|| [ID00012]
vnd Schulen / in
thesi & antithesi, geführet möge werden / steiff vnd fest / mit Christlichem
eiffer darüber zuhalten.
Es werden aber hiemit / andere nützliche / gute reine Bücher in diesen Kirchen
nicht verworffen oder verbotten / sondern zu lesen befohlen. Allein das in
obgemelten Schrifften / die das Corpus Doctrinae sind / die Pastores vnd andere
/ certam normam iudicij haben sollen / wie sie alle andere Schrifften vnd Bücher
lesen sollen. Wie denn also / die Bücher des Herrn Philippi / den Pastoribus
Commodiret sind / das sie dieselbige propter Methodum & vtiles
explicationes, vleissig lesen sollen. Weil aber etliche Punct darinn streitig
oder dispu
|| [ID00013]
tierlich / sollen
sie dieselbige / nach obgemelter Norma Doctrinae & Declaratione, lesen /
verstehen vnnd Regulieren.
Diese Erklerung / De Corpore Doctrinae, & de Controuersijs, ist der
Fürstlichen Braunschweigischen Kirchenordnu̅ g einuerleibet. Weil
aber die Kirchenordnung gross / vnd nicht viel Exemplaria vorhan den / ist diese
Declaration daraus genommen / vnd insonderheit gedruckt / auff das man in allen
Kirchen vnd Schulen dieses Fürstenthumbs / Exemplaria (was die Doctrinalia
belanget) zur notturfft gnugsam haben möge. Vnd das auch mit solchen Exemplaren
/ andern benachbarten vnd auslendischen / so diese Doctrinalia lesen wolten /
gedienet möchte werden.
|| [ID00014]
Vnd weil auff solchen grundt der reinen Lehre / die Newe Fürstliche Julius Schule
/ so zu Helmstedt angefangen / durch Gottes gnedigen Segen / sol gegründet vnd
erbawet werden / ist Hochermelter vnser gnediger Fürst vnd Herr in Christlichem
vorhaben / das offtgemelte scripta Corporis Doctrinae, auss den rechten ersten
Alten Exemplaren / sampt angeheffter Declaratione de Controuersijs, beyde
Deutsch vnd Lateinisch / zur ersten gelegenheit zusammen gedruckt sollen werden
/ vnd als ein Depositum, allen diesen Kirchen vnd Schulen zuuerwahren / vnd
darnach sich zurichten / befohlen sollen werden.
Der fromme trewe Gott / ge
|| [ID00015]
be
vmb seines lieben Sohns Ihesu Christi willen / zu diesem wolgemeineten
Christlichen fürnehmen / die gnade seines Geistes / das alles Vnkraut vnd
Sawerteigk aussgesaubert / vnd also die wahre allein Seligmachende Lehre des
Göttlichen Worts / lauter vnd rein erhalten / vnd auff die nachkommen
fortgepflantzt möge werden / Amen.
Scriptum ex decreto Consistorij, In der Heinrichstadt / bey der Vhestung
Wolffenbüttel / 13. Septemb. Anno Domini 1574.
|| [ID00016]
|| [ID00017]
Was das Corpus Doctrinae / Das ist / Die Form / vnd das fürbilde der reinen
Lehre / in den Kirchen dieses Fürstenthumbs hinfüro sein sol.
WO eine rechtschaffene / bestendige Kirchenordnung soll gestellet / vnd
auffgerichtet werden / muss das fürnemste / ja der grundt vnd der boden sein /
das die Lehre rein vnd eindrechtig sey. Denn wo man an den Ceremonien anfangen /
vn̅ allein darauff sehen wil / so ists gleich als wenn man ein
Gebew / das kein gut Fundament hat / noch sonst wol verwaret / vnd fest zusammen
gefasset ist / auswendig zum schein / schön wolt anstreichen. Derhalben mus für
allen dingen / deutlich / klar / vnd in Specie ausdrucklich gesetzt werden / was
das Corpus oder die Forma Doctrinae sein solle / Darnach die gantze Reformation
sich
|| [ID00018]
richten mus / auff das /
beyde Prediger vnd zuhörer / etwas bestendiges vnd gewisses haben mögen / welchs
da sey die reine heilsame Lehr / welcher gemess vnd gleichförmig in den Kirchen
dieses Fürstenthumbs hinfüro sol geprediget vnd gelehret werden / vnd was für
opiniones, als der gesunden Lehre zuwider vnd vngemes / sollen ausgesetzt vnd
ver worffen werden / auff das wir vns nicht von allerley Wind der Lehre wegen
vnd wiegen lassen / wie Paulus warnet / Ephe. 4.
Es ist aber ein einiger gewisser grundt / dauon Paulus schreibt / 1. Cor. 3.
Einen andern grundt kan niemandt legen ausser dem / der gelegt ist / welcher ist
Ihesus Christus / dann diesem gibt der Vater vom Himel zeugnis: Hunc audite:
Diesen solt jr hören. Deuteron. 18. Matth. 17. Vnd Paulus Ephes. 2. gehet neher
in Specie, Nemlich / das die whare Kirche Gottes aufferbawet müsse werden / sein
vnd bleiben / auff dem grundt der Aposteln vnd Propheten / do Ihesus Christus
der Eckstein ist. Ist derhalben die einige reine heil
|| [ID00019]
same Lehre / welche Gott
selbst in selnem heiligen Wort geoffenbaret hat / wie dasselbige in den
Biblischen / Prophetischen vnd Apostolischen Schrifften altes vn̅
newes Testaments / durch Mosen / die Propheten / Euangelisten / vnd Aposteln
verfasset ist. Dann die rechte Religion der waren Kirchen Gottes stehet nicht
auff einigem gutdüncke̅ Menschlicher vernunfft vnd klugheit / 1.
Cor. 2. Auch nicht darauff / was grosse Leute fürgeben vnd setzen / das etwa
lange zeit gewehret hat / Mat. 5. Esai. 29. Ezech. 20. Sondern allein darauff
was des HERrn Mundt geredt vnd geoffenbaret hat / Esai. 1. Joh. 1. Solche Lehre
aber / dardurch Gott sein wesen / vnd seinen willen von anfang der Welt / seiner
Kirchen geoffenbaret / hat er darnach selbs / souiel vns zu vnser Seligkeit
zuwissen von nöten ist / Schrifftlich verfassen lassen / vmb der nachkommen
willen / Psalm. 102. Auff das die Kirche zu allen zeiten haben möchte / einen
bestendigen grundt / vnd ein gewisse Regel / darbey vnd darnach die rechte ware
religion geprobiret / vnd
|| [ID00020]
erkennet
/ vnd von allerley vngewisser falscher jrriger Lehr vnterscheiden kön ne vnd
solle werden / wie Irenaeus dauon handelt / lib. 3. cap. 1. Vnd wie die gantze
Alte Kirche / der meinung / vnd der vrsachen halben / die heilige schrifft
nennet Canonicam Scripturam.
Vnd sollen die Leute allwege auff den grund geweiset vnd geführet werden / das
Gott in der heiligen Schrifft alles verfasset / vnd begriffen habe / was nutz
vnd noth ist zu vnser lehr / trost / gedult / Rom. 15. zur warnung / 1. Cor. 10.
zur straff / zur besserung / zur züchtigung / 2. Tim. 3. Ja das ein Mensch
Gottes / das ist / ein Diener des Worts volnkommen vnd zu allen guten Wercken
(nemlich seinem Ampt zu gehörig) geschickt sey / 2. Tim. 3. Vnd in Summa / in
der heiligen Schrifft haben wir / das wir an Christum gleuben / vnd durch den
Glauben das ewig Leben haben in seinem Namen / Johan. 20. Daher Augustinus recht
saget / contra literas Petiliani, lib. 3. capite 6. Wer in Glaubens sachen etwas
für gibt ausser dem / vnd vber das / was wir in der
|| [ID00021]
Prophetischen vnd Apostolische̅ schrifften empfangen haben / er sey wer er wölle / wens auch
gleich ein Engel von Himel were / so sey er verflucht. Hie mus verworffen vnd
verdampt werden / die Papistische Religion / welche ohn vnd wieder die Schrifft
/ allein auff Menschen Decret vnd satzung / auff Todten erscheinung / auff selbs
erwelte Geistlicheit / vnd auff langen gebrauch sich gründet / Esai. 8. vnd 29.
Matth. 5. vnd 15. wie grossen schein der weisheit das jmmer mehr haben möge /
Col. 2.
Es müssen hie auch verdampt vnd verworffen werden / Schwenckfeld mit den
Widerteuffern / welche schwermen das Gott anderer art vnd weise / dann allein
durch das Wort der Schrifft / nemlich durch sonderliche offenbarung sich wölle
den Menschen zuerkennen geben.
Es mus aber auch die H. Schrifft nicht gebeuget / verdrehet / vnd verkeret werden
/ auff fürgefassete Opiniones, nach eines jeden gefallen / Denn die Schrifft
stehet nicht auff eines jeden eigene auslegung / 2. Pet. 1. Sonder sie
|| [ID00022]
sol angenommen werden / in dem
einfeltigen verstande / wie derselben der helle kiare buchstabe gibt / vn̅ wie ein spruch der Schrifft den andern / iuxta analogiam fidei,
verkleret / wie solche regulas de interpretatione scripturae, setzen. Irenaeus
lib. 2. cap. 46. & 47. Hieronymus in 19. caput Isaïae. Augustinus in libris
de doctrina Christiana.
Auch nehmen wir hertzlich gerne an / den rechten Vralten Catholischen Consens /
von rechtem warem verstande heiliger Schrifft / wie derselbige in dem
aldereltisten Symbolo, das man Symbolum Apostolicum nennet / Welchs Tertullianus
Regulam fidei, ein Richtschnur des Glaubens / heisset / verfasset ist. Vnd wie
hernach die lieben Veter / aus der heiligen Schrifft / wenn grosse certamina /
vnd grewliche Schwermereyen fürgefallen / die fürnemste Heuptstücken / der
reinen Christlichen Lehre / wieder die Ketzer / in gewisse kurtze Symbola
zusammen gezogen haben / als da ist / Symbolum Nicaenum & Athanasianum, Denn
dieselbigen Symbola sind nicht etwas ausser / oder wieder die
|| [ID00023]
Schrifft / Sondern / sind eben der
rechte eigentliche verstandt / ja krafft vnd safft der heiligen Göttlichen
Schrifft.
Vnd weil nach der lieben Veter zeit das Kindt des verderbens / 2. Tessal. 2. vnd
der grewel aller Verwüstung der Bapst / oder Antichrist / mit allerley falscher
Lehr / Abgötterey / Aberglauben vnd misbreuchen / die arme Kirche verwirret vnd
verführet / hat der fromme trewe Gott / aus sonderlichen gnaden / zu diesen
letzten zeiten / sein Haus von den Antichristischen greweln / aus der heiligen
Schrifft / durch den thewren Man Gottes / D. Martin. Lutherum / wiederumb
gereiniget / Weil aber zu derselben zeit vber die Bepstischen grewel / auch viel
andere Rotten vnd secten mit einreissen wolten / sind die fürnemsten
Heuptstücken der reinen gesunden Lehre / wieder des Bapsts grewel / auch wider
andere Rotten vnd Secten / aus Christlichem rhat vnd bedencken / aus Gottes Wort
zusamen gezogen / in die Augspürgische Confession / welche Anno 1530. der
Römischen Keyserlichen Maiestat / vnd dem gantzem Reich offeriert vnd
vberantwortet worden ist.
|| [ID00024]
Welcher
Confession Artickel sind jetziger zeit / ein rechtes schönes reines
wolgegründtes Symbolum der Reformierten Kirchen / Denn Symbola haben den Namen
daher / das es sein wie lösung / oder Merckzeichen / dabey frome Christen des
wahren Glaubens / vnd der reinen Lehrgenossen / als ware Glieder der
Christlichen Kirchen / fein einfeltig probiren / kennen / vnd dargegen nach
Gottes ernstem beuelch / von widerwer tiger Lehr vnd Schwermerey / sich
bescheidentlich absondern können.
So ist nun dis die Summa / das das Corpus Doctrinae, die Form / vnd das fürbild
der reinen Lehr / wie dieselbige in den Kirchen dieses Fürstenthumbs hinfüro
geprediget vnd gelehret solle werden / sein sol / Die heilige Prophetische vnd
Apostolische Schrifft / in dem einfeltigen / wahren / eigentlichen / gesunden
verstand / wie die Schrifft sich selbs erkleret / vnd wie derselbig verstand aus
vnd nach Gottes Wort / kurtzlich zusamen gezogen ist / in den alten bewehrten
Symbolis, Apostolico, Nicaeno, Athanasiano, vnd in den Artickeln der
Augspürgischen Confession.
|| [ID00025]
Weil aber auch leider in diesen letzten betrübten zeiten der Welt / etliche
Rotten vnd Secten / jre Corruptelas / vnter den Namen der Augspürgischen
Confession / zubedecken / vnd zubeschönen / sich vnderstehen / vnd vnter
demselbigen schein / newe / frembde / ja auch wol wider wertige meinung vnd
corruptelas aussprengen / vnd verthedingen / mus diese Declaration deutlich
dabey gesetzt werden / das wir die Augspürgische Confession annhemen / verstehen
/ vnd behalten / in dem verstand / wie sie in der erfolgten vnd angehefften
Apologia / nachmals in den Schmalkaldischen Artickeln / vnd entlich im
Catechismo vnd andern Schrifften Lutheri / aus Gottes Wort expliciert vnd
verkleret worden ist.
Vnd also ist deutlich / klerlich / vnd in specie gnugsamer gründtlicher bericht
gethan / was das Corpus Doctrinae in den Kirchen dieses Fürstenthumbs hinfüro
sein solle / Vnd ist wieder alle verfelschung trewlich vnd fleissig verwarnet /
auff was meinung / vnd in was verstand es solle angenommen vnd be
|| [ID00026]
halten werden. Vnd dis ist
nichts newes / oder besonders / sonder der einhelliger / warer Catholischer
Consens der Propheten vnd Aposteln / auch aller reinen Reformierten Kirchen.
Sol derhalben hinfüro in Kirchen vnd Schulen dieses Fürstenthumbs / nichts anders
zulehren gestattet werden / denn was gemeltem Corpori Doctrinae, gleichförmig /
vnd gemes / vnd in demselbigen guten klaren bestendigen grundt habe / non tantùm
quod ad res ipsas attinet: verumetiam quod attinet ad formam sanorum verborum.
Was aber demselbigen vngemes / zuwieder / vnd entjegen ist / soll nicht gedüldet
/ sondern verhütet / vnd abgeschaffet werden. Vnd sollen fürnemlich die
Pfarherrn vnd Prediger / darnach auch die gantze Kirche wissen / das dis Corpus
Doctrinae also sol angenomen werden / als ein gute / köstliche /
herrlichestadtliche vertrawte beylage / wie es Paulus nennet / 1. Tim. 6. vnd 2.
Tim. 1. Bonum depositum custodi, Es weiset aber Paulus / vnd demnach auch die
Augspürgische Confession / gar schön
|| [ID00027]
vnd fein / wie rechte / reine lehre möge erhalten werden: Nemlich / wenn man
nicht allein recht lehret / sondern auch falsche / jrrige Lehre aussetzet /
absondert / verwirfft / vnd verdampt / wie Paulus nicht allein für seine Person
thut / Sondern dergleichen auch in allen trewen Lehrern ernstlich erfordert /
das sie zu beiden stücken geschicket / vnd mechtig sein sollen / Nemlich / zu
vermahnen durch heilsame Lehre / vnd die wieder sprecher zustraffen / Tit. 1.
Vnd Christus selbs fasset das Ampt eines trewen Hirten / in diese zwey stück /
Das Erste / das er die Scheff lein solle auff guter gesunder Weyde nehren / Das
ander / das er auch sol dem Wolff wehren / Johan. 10. sintemal ein wenig
Sawrteig den gantzen Teig verdirbt / Galat. 5.
|| [ID00028]
Kurtzer einfeltiger vnd notwendiger Bericht / von etlichen fürnehmen
Artickeln der Lehr / wie dieselbige mit gebürlicher bescheidenheit zur erbawung
fürgetragen / vnd wieder alle verfelschung verwaret mögen werden.
VNd weil die Lehre in gemelten Büchern vnd Schrifften nach notturfft begriffen /
ists ohne noth / dieselbige hieher zuerholen / Sondern wöllen vns hiemit auff
gemelte Schriffte vnd Bücher gezogen / vnd referiert haben. Es ist aber aus
vielen beweglichen vrsachen / nach dieser Kirchen gelegenheit / für gut vnd
nötig angesehen worden / das von etlichen fürnehmen Artickeln alhie kurtzer
einfeltiger Bericht gethan / vnd in die Kirchen ordnung mit eingeleibt sol
werden. Erstlich darumb / weil nicht alle Pastores / fürnemlich auffm Lande /
gleich geschicket vnd gegründet sein / das sie
|| [ID00029]
aus rechtem grunde / mit
gebürlicher bescheidenheit / das Bapsthumb niderlegen mögen. Vnd die erfarung
gibts / das viel vnuerstendige Pastores / nur allein brechen / vnd nicht bawen /
auch mit vnbescheidenheit / die arme jrrende gewissen mehr ergern vnd verwirren
/ dann aus grunde vnderweisen / vnd zu rechte bringen / Sol derwegen von
etlichen fürnhemen Artickeln anleitung gegeben werden / wie man die jrrige
falsche meinung / Abgötterey / Aberglauben / vnd misbreuche des Bapsthumbs / mit
Christlicher gebürlicher bescheidenheit / aus gutem grunde der Schrifft / den
Leuten nehmen / sie dauon abfüren / vnd an derer stat reine Lehre / rechten
brauch der Sacrament / vnd waren Gottesdienst / pflantzen möge. Wie dann ehen
aus den vrsachen D. Vrbanus Regius vor der zeit / an die benachbarte Kirchen /
ein gar nützlich Büchlein geschrieben hat: De formulis cautè & citra
scandalum loquendi de praecipuis Christianae Doctrinae locis. Zum andern / Weil
leider jetziger zeit / viel certamina de Doctrina gereget / vnd mancherley
|| [ID00030]
Corruptelae, vnter dem Namen vnnd
schein / der Augspürgischen Confession / vnter die leuthe aussgesprenget vnd
vertheidiget werden / von welchen die Pastores offt vngleich vnd widerwertig
Judicieren / vnd reden / Das nun die Kirchen dieses Fürstenthumbs / in
angehender Reformation nicht geturbieret / vnd etwa corruptelae mit
eingeschleiffet möchten werden / Sol dauon kurtzer bericht geschehen / vnd den
einfeltigen Pastoribus anleitung gezeiget werden / wie sie aus dem fürbilde der
reinen Lehre / vnd gesunden Wort / in Corpore Doctrinae begriffen / suchen vnd
nehmen sollen refutationes corruptelarum, vnd daran probieren vnd vnterscheiden
veram boni Pastoris vocem, & alienam vocem. Welches da sey die
rechtschaffene stimme eines rechtschaffenen Hirten / vnd welche da sey ein
frembde stimme-Inmassen wieuiel reiner wolgeordenter Kirchen / heilsame Lere
zubewaren / vnd allerley corruptelas, auszusetzen vn̅ abzuhalten /
gethan haben / Zum Dritten / wird solcher bericht auch darzu dienen / das nicht
allerley frembde vn
|| [ID00031]
dienstliche vnd vnnötige disputationes & contentiones, in die
Kirchen dieser Lande eingefüret / vnd dadurch arme gewissen / so noch mit dem
Bapsthumb verwirret / möchten geergert vnd betrübet werden. Letzlich / wenn die
Forma Doctrinae also allenthalben geleutert vn̅ bewharet wird / so
sind alle sachen vnd hendel in Ministerio Ecclesiastico viel leichter vnd
richtiger / denn da jemands zum Ministerio sol bestellet werden / so wird jhm
das Corpus Doctrinae mit angeheffter Declaration / fürgelegt / Vnd nachdem er
sich darauff erkleret / wird er entweder angenommen / oder abgeweiset. Vnd do
darnach jemandt sich dem nicht gleichförmig / vnd gemes verhalten würde /
dürffte man nicht lang mit jhm darüber disputieren / Sondern man hette einen
geweiseten Process / de simplici & plano.
Es sollen aber nicht prolixae, integrae, & iustae explicationes, alhier
instituiret werden / Sondern / sollen nur sein zur anleitung / kurtze
declarationes / von etlichen fürnhemen Artickeln.
|| [ID00032]
Von Gott.
ES sollen die Leute fleissig vermanet werden / das sie jren Gott wie er in seinem
worte sich geoffenbaret / erkennen sollen lernen / denn in demselbigen waren
erkentnis stehet das Ewig leben / Johan. 17. Vnd die Gott nach seinem Wort /
nicht recht erkennen / die helt er für Heiden / vber welche er seinen zorn
ausgiessen wil / Psal. 79. Jerem. 10. Es sol aber aus klaren zeugnissen der
schrifft gelehret werden / das nur ein einiger GOtt sey / vnd das eine grewliche
Abgötterey sey / die ehre / welche Gott alleine gebüret / einiger creatur geben
/ Esai. 42. Vnd sollen die Leute offt berichtet werden / das sie sich gewehnen
sollen / nicht allein souiel von Gott zuwissen / zugleuben vnd zusagen / der
Ewig / lebendig / Allmechtig / gütig Gott / der alles geschaffen hat / etc. denn
souiel können die Heiden auch wissen / vnd sagen / Sondern / wenn sie gefraget
werden / wie sie jhren Gott erkennen / oder / wer vnser HERR Gott sey / das
|| [ID00033]
sie einfeltig antworten / Es sey
GOtt Vater / Sohn / vnd heiliger Geist / dann auff den glauben seind wir
getaufft / im Namen des Vaters / des Sohns / vnd des heiligen Geistes. Vnd
sollen die gebreuchlichen reden / so der schrifft gemess / vnd die lehre fein
vnderscheidentlichen erkleren / behalten werden / Nemlich das ein einiges
vngetrennetes Götliches wesen sey / vnd in demselbigen einigem wesen / drey
vnterschiedene personen / GOtt Vater / Sohn / vnd heiliger Geist / eines wesens
/ gleicher macht vnd herligkeit / vnd das gleichwoll / der Vater / nicht sey der
Sohn / Item der Sohn / sey ein andere person / dann der heilige Geist / Vnd
sollen die leute fein deutlich vnd bescheidentlich vnderrichtet werden / wie sie
eine jede person der heiligen Dreyfaltigkeit / erkennen / anruffen / loben /
dancken sollen / Also / das wenn sie gefragt werden / jren glauben fein
einfaltig / von einer jeden person der heiligen Dreyfaltigkeit / bekennen vnd
erkleren können / wie solche Lehre in den Symbolis, vnd in andern Schrifften /
gründtlich tradiert wirdt.
|| [ID00034]
Es
sollen aber die Prediger sich fleissig fürsehen / das sie nicht allerley
spitzige Disputationes von diesem grossen geheimnuss der heiligen Dreyfaltigkeit
/ vor dem gemeinen Volck / jre kunst dardurch zubeweisen / regen / sondern bey
der einfalt bleiben / vnd das volck vermanen / das sie furnemlich in diesem
artickel des Glaubens jhre vernunfft gefangen müssen nemen / vnter den gehorsam
des Glaubens / 2. Cor. 10. vnd also von Gott gleuben vnd reden / wie er in
seinem Wort sich geoffenbaret hat / 1. Corin. 2. Vnd sol diese gantze lehre
dahin gerichtet werden / das die Christen dieselbige teglich / wenn sie jhr
Gebet thun / vben mögen / also anruffen / die güter vnd wolthaten bitten / dafür
dancken / dem Vater / dem Sohn / vnd dem heiligen Geiste / wie die lehre vom
Artickel der heiligen Dreyfaltigkeit solches ausweiset.
Vnd hie mus die Antithesis auch getrieben werden / wieder alle alte vnd newe
Retzer / auch was vielerley grosse Abgötterey im Bapsthumb getrieben sey worden
/ mit den lieben Heiligen /
|| [ID00035]
mit
Bildern / mit Walfarten / etc. draus man gemacht hat / Mitler für Gott /
Versöner / Nothelffer / etc welche Ehre alleine dem HERrn Christo vnd Gott
gebüret. Item / das in den Iuramentis die Eyde geleistet werden / nicht allein
bey Gott / sondern auch bey den Heiligen / ist ein stück der Antichristischen
Abgötterey / Denn die Ehre wil Gott allein haben / das man bey seinem Namen
schwere / wo es die nodt erfordert / Exodi 23. Deuteronom. 6. vnd 10. Hierem. 4.
vnd 5. Isai. 65. Vnd sollen die Leute zugleich gewarnet werden / das sie nicht
newe Abgötter machen / Denn alles / darauff der Mensch sein vertrawen setzet /
das er mehr fürchtet vnd liebet denn Gott / das ist sein Abgott / vnd ist eine
grewliche Sünde wieder das erste Gebot.
Von der Busse.
DAs wörtlein Busse / wird in der Schrifft an etlichen örtern gebraucht / fürs
erste teil der beke
|| [ID00036]
rung /
welches man sonst nennet / Contritionem, Rew vnd Leid / als wenn vnterschiedlich
genennet werden / Busse / Glauben / vnd früchte der Busse / Mar. 1. Act. 20. vnd
26. An welchen örtern wirdts gebraucht für die gantze bekerung / Hierem. 18.
Ezech. 18. vnd 33. Mat. 4. Lu. 13. vnd 15. Vnd also wirds auch in gemeiner rede
in der Kirchen auff beyderley weise / nach gelegenheit der Materien / gebraucht
/ Vnd sollen die Prediger darüber kein Wortgezenck anrichten / sondern den
verstandt vnd die meinung einfeltig vnd deutlich erkleren.
Also auch / wenn man Busse nennet / vnd verstehet die gantze bekerung des
Menschen / ists gebreuchlich / das man saget / Die Busse habe drey theil oder
stück / Erstlich / Rew vnd leid / oder schrecken des Gewissens / von wegen der
Sünde / Zum andern / den Glau ben / der im Euangelio sucht vnd ergreiffet /
vergebung der Sünden / aus gna / den / vmb Christus willen. Zum dritten / die
früchte der Busse / das ist / den anfang eines newen lebens / oder newen
|| [ID00037]
gehorsams / vnd vber solcher
abtheilung / oder erzehlung der stücken der Busse / sollen die Prediger kein
vnnötig gezenck anrichten / Sondern folgen / wie die Apologia fein
bescheidenlich redet / wenn in der Lehr von der Busse zu der Rew / vnd zu dem
Glauben mit gezelet vnd gerechnet wird / der new gehor sam / das wöllen wir
nicht gros fechten / allein / das de rebus ipsis fein vnterscheidentlich geleret
werde / nemlich / das zur Göttlichen trawrigkeit / welche zur seligkeit wircket
eine Rew / die niemandt gerewet / 2. Cor. 7. gehören zwey stück / Contritio
& Fides, Rew vnd Glauben / Der newe gehorsam aber gehöret nicht darzu / vnd
dahin / wenn die frage ist / Wie vnd wodurch man erlangen möge / Vergebung der
Sünden / vnd die Seligkeit / sondern / wenn erstlich durch den Glauben die Sünde
vergeben ist / alsdann folgen die Früchte inn guten Wercken / so Gott gebotten /
vnd im leiden des Creutzes / so Gott dem alten Adam aufflegt / wie auch das ein
schedlicher Irthumb ist / das man im Bapsihumb lehret / das die Leute mit jhrer
|| [ID00038]
rew vnd leid gnad verdienen /
sondern / die rew mus vorher gehen / Denn die Krancken / vnd nicht die gesunden
/ dürffen des artzten / Mat. 9. Die gnad aber / vergebung der Sünden / vnd das
ewig Leben / hat allein Christus verdienet / vnd wird allein durch den Glauben
ergriffen vnd angenomen / vnd darnach / darauff / vnd daraus folgen dann gute
früchte / das also die dreyerley / Busse / Glauben / vnd Newer gehorsam / in
warhafftiger erklerung des Menschen / sein vnd gelehret müssen werden / denn wo
keine Busse ist / da kan auch kein rechtschaffener Glaube sein / Vnd da keine
gute früchte volgen / ists ein gewisse anzeigung / das weder warhafftige Busse /
noch rechtschaffener Glaube da sey. Es müssen aber gleichwol auch die dreierley
mit gebürlichem vnterscheidt geleret werden / welchs vorgehe / welchs nachfolge
/ welchs eines jeden Ampt vn̅ eigentschafft sey / vnd fürnemlich /
welches das mittel sey / dadurch vergebung der Sünden / so durch Christum
verdienet / vnd erworben ist / erlanget / ergriffen / vnd angenommen werde.
|| [ID00039]
Diese Lehre wird gründtlich / vnd nach der lenge gehandelt in der Apologia / im
12. Artickel / Dahin vnd darauff wir vns auch referiren / weil aber viel daran
gelegen / vnd von vnuerstendigen Predigern offt mit grosser vnbescheidenheit
dauon geredt wird / haben wir diese kurtze erinnerung hieher setzen wöllen / zur
einfeltigen anleitung / wie mit gebürlicher bescheidenheit / zur erbawung / die
Lehre von rechtschaffener seliger Busse / dem einfeltigen Volcke möge
fürgetragen werden.
Vnd weil fast die gantze Summa der Christlichen Lehre in diesen stücken begriffen
wird / sollen die Prediger sich befleissigen / das sie nicht in gemein hin
predigen / Sondern allwege die Materiam auff dieser stücke eins richten / Von
der Sünde / Von Gottes zorn / vnd straff der Sünde / von Rew / Leid / angst des
Gewissens / etc. vom Vorsatz von der Sünde abzulassen / vnd dieselbige
zumeide̅ / von Christi Person / von seinem Ampt vnd verdienst
/ von Gottes gnaden / Vergebung der Sünden / von gleuben / von guten früchten
|| [ID00040]
des Glaubens / als von gutem
vorsatz / zur besserung / von guten Wercken / von gedult im leiden / etc. das
also inn den Predigten bey der lehre allwege sey / applicatio seu accommodatio
ad vsum, wie die lere besserlich sol gebraucht werden.
Weil auch nothwendig / die Bepstische Lehre von der Busse / wird müssen gestrafft
vnd widerlegt werden / sollen die Prediger sich fleissig hüten / das es ja nicht
geschehe / mit solcher vnbescheidenheit / als wer nun gar keiner Busse von nöten
/ Vnd weil rohe sichere leute es sonst so einnehmen möchten / sollen die
Prediger allzeit / wenn sie hieuon reden wöllen / sich wol verwahren / das es in
keinem wege die meinung habe / als dürffte man keiner Busse / Denn Christus
spricht / Thut Busse / das Himelreich ist nahe herbey kommen / Matt. 4. Item /
Wo jr nicht Busse thut / so werdet jr alle vmbkommen / Luc. 13. Ein vnbus
fertiges Hertz samlet jm Gottes zorn / Rom. 2. Apocal. 2. vnd 3. Sondern hierumb
sey es zuthun / weil fromme Hertzen gerne wolten Busse thun / das sie nicht
vnter Gottes zorn ewig
|| [ID00041]
lich
verderben / sondern ins Himelreich kommen möchten / welches da sey eine
rechtschaffene Busse / die da wircken möge / eine rew zur Seligkeit / 2.
Corinth. 7.
Vnd hie sol nun fein bescheidentlich dem Volcke angezeiget werden / wie jemerlich
vnd gefehrlich der Bapst mit seiner Lehr die arme Gewissen gemartert / geplaget
/ verleitet / vnd verführet hat / Nemlich / das er setzet drey stück der Busse /
Rewen / Beichten / vnd Gnugthun / vnd darunder des Glaubens / der vmb Christus
willen / vergebung der sünden entfangen mus / nicht mit einem worte gedencket /
Sondern / heist die armen gewissen in zweiffel bleiben / ob sie Gottes gnade
haben / oder nicht. Item / de Contritione lehret er / das rew vnd leid solle so
gros vn̅ gnugsam sein / als die Sünde ist / welchs vnmüglich ist.
Item / das man durch solch rewen / gnade vnd vergebung verdiene. Von der Beicht
lehret er / das nötig sey / alle sünde dem Priester in der beicht zuerzelen /
vnde das keine Sünde vergeben könne werde̅ / die dem Priester
nicht
|| [ID00042]
erzelet vnd offenbaret sey.
Darnach leret er de Satisfactione, das wir mit vnsern guten Wercken / das
wiederumb bezalen sollen / was wir mit den Sünden verwircket haben / vnd also
für die Sünde gnug thun / vnd nimpt doch darzu solche Wercke / die Gott nicht
gebotten hat / als Vnterscheid der Speise / Walfarten / Anruffung der Heiligen /
etc. Die Absolution hat der Bapst wol behalten / aber dieselbige schendlich vnd
grewlich verfelschet / denn er setzet den grundt darauff / das Gott die Sünde
vergebe in ansehung / vnd nach mas vnserer rew vnd gnugthuung / vnd stehet in
der Agenda öffentlich diese Gotteslesterliche Forma Absolutionis, Das verdienst
vnsers HERrn Ihesu Christi / vnd der heiligen Jungfrawen Mariae / vnd aller
Heiligen / die demuth deiner Beicht / vnd alle gute Wercke / so du gethan hast /
vnd noch thun wirst / Auch alles / was du gelitten hast / vnd noch leiden wirst
/ vnd anderer leute Wercke / so in der Christlichen Kirchen geschehen / Auch der
Ablas / so du gelöset hast / dis alles sey dir zur vergebung der
|| [ID00043]
Sünden / zur Seligkeit Leibs vnnd
der Seelen / vnd zum ewigen Leben / etc.
Hie soll den Leuten aus GOTtes Worte fein geweiset werden / wie vnd warumb solche
Lehre falsch vnd vnrecht sey / wie dieselbige streite wieder das Ampt / wieder
den verdienst vnd die Ehre des HERrn IHEsu CHrisii / vnd wie dadurch die
gewissen nicht getröstet / sondern verwirret / vnd von dem Wege der Sehligkeit
jemmerlich abgefüret werden / das also die falsche jrrige Lehre vnd meinung von
der Buse den Leuten aus gutem grunde / mit gebürlicher bescheidenheit / aus den
Hertzen / durch Gottes gnade / möge genommen werden.
Vnd hiebey sol alwege wiederholet vnd includiert werden / das sie nicht gedencken
sollen / als dürfften sie hinfüro nun keiner Busse / Sondern das sie nun durch
vnsern HERrn GOtt in seinem Worte sich berichten / vnnd vnder weisen lassen /
was da sey eine rechtschaffene selige Busse / worinn sie stehe / vnd was dazu
gehöre / Vnd weil die Lehre nun klar jnen wirdt fürgetra
|| [ID00044]
gen / das sie auch zu
solcher Busse sich schicken / wie die Schrifft solchs inn schönen Sprüchen vnd
Exempeln fürhelt.
Diese Lehre aber wird ausführlich gehandelt im zwölfften artickel in Confessione
& Apologia Vnd sollen die Prediger dieselbige nicht schlechts obiter in
gemein hin erzelen / sondern ad vsum accommodiren / den nutz vn̅
brauch weisen / also / das die leute fein sich selbs nach der lehre Pauli / 2.
Cor. 13. probieren lernen / ob sie ein busfertiges Hertz haben / oder nicht / Ob
sie im Glauben seind oder nicht / Ob ein anfang des newen gehorsams bey jhnen
sey / oder nicht / Vnd dasselbige kan auffs aller einfeltigste per Antithesin
geschehen / als wer nicht weis / noch lernet / auch nicht gedencket / noch sich
damit bekümmert / ob sein leben Sünde / oder nicht Sünde sey / Ob Gott darüber
zürne oder nicht / Vnd do ers gleich aus Gottes Wort höret vnd weis / dennoch
entweder die Sünde vertheidiget / entschüldiget vnd gering achtet / oder an der
bedrawung des Göttlichen zorns sich nicht kehret /
|| [ID00045]
Sondern / sicher vnd ohn furcht
Gottes / in Sünden bleibet / darin furtfehret vnd der mehr machet / one ernstem
fürsatz von Sünden abzulassen / vnd hinfüro zumeiden / Derselbige sol wissen /
das er keine Busse habe / Sondern / das er auff seinem gewissen trage / das
schwe re Vrtheil Gottes / welches beschrieben wird. Lu. 13. Ro. 2. Das aber ist
ein busfertiges Hertz / das aus Gottes Worte bedencket / wie ein schwer grosser
grewel die Sünde für Gottes Gericht sey / vnd zu gemüth vnd Hertzen führet / wie
ein schweres Gericht Gottes es durch die Sünde vber sich geführet hat / das also
dardurch das Hertze getroffen vnd gerüret wird / das es nicht mehr lust / liebe
vnd frewd zur Sünde hat / sondern ist jm leid / fürchtet sich / ist jm angst vnd
bänge / das es nicht ewig möcht verdämpt vnd verloren werden / Daraus dann
volget ein ernster fürsatz / von der Sünde abzulassen / vnd die hinfüro
zumeiden. Item / ein hertzliches beger vnd verlangen / das er möchte der Sünde /
Gottes zorns vnd der verdamnus loss vnd ledig werden / Das ist rechtschaf
|| [ID00046]
ffene wahre Busse in Sünden
/ so wieders gewissen sind / Denn sonst müssen auch alle Christen / in diesem
Leben sich für Sünder erkennen / wieder die Sünde / so in jhrem Fleisch wohnet /
streiten / vnd vmb derselbigen vergebung bitten. Auff die einfeltige weise kan
der gemeine Man die lehre von der Busse / nicht allein gründtlich verstehen /
Sondern auch in Christlicher reglicher vbung zum brauch bringen.
Also auch sol vom Glauben nicht in gemein hin allein geprediget werden / Sondern
/ die Lehre ad vsum accommodiert werden / das ein jeder sich selber probieren
lerne / Vber im Glauben sey oder nicht / Denn wer darauff nicht denckt / vnd
damit sich nicht bekümmert / Ob Gott sein freundt oder Feind sey / der hat
keinen Glauben. Item / Wer allein die Artickel des Glaubens in genere für wahr
helt / der hat darumb noch nicht den waren Seligmachenden Glauben / Denn auch
die Teuffel gleuben / das ein Gott sey / Jacob. 2. Item / wer von Gottes gnaden
/ vnnd von Christo viel geden
|| [ID00047]
cket vnd redet / vnd das dahin richtet / das er frey möge inn Sünden
bleiben / furtfahren / vnd dieselbige mehren / der hat keinen rechtschaffenen
Seligmachenden Glauben / Denn des wahren Glaubens arth vnd eigenschafft ist /
wie er der Sünde möge los vnd ledig werden / nicht / wie er derselbigen mehr
möge machen / So ist auch ein solcher Epicurischer wahn / kein rechter Glaube /
wenn der Gottlose jhm dis einbildet / weil Christus gestorben / vnd Gott gne dig
ist / so frage er nach keiner Sünde / zürne nicht mehr darüber / Sondern er sey
es wol zu frieden / wenn man gleich die Sünde heuffet / vnd könne der mensche
wol Gottes Kind sein / vnd selig werden / wenn er gleich ohne Busse in Sünden
verharret / Dis ist kein Glaube / Sondern / seind Gottlose / Teuffelische
gedancken. Das aber ist die rechte Proba / eines waren seligmachenden Glaubens /
wenn das Hertz seine Sünde / vnd Gottes zorn erkennet / wolte aber nicht gerne
drunter ewiglich bleiben vnd verderbe̅ / sondern hat hertzlichs
beger vnd verlangen / das es dauon möcht
|| [ID00048]
ledig werden / gnade erlangen /
vergebung der Sünden / vnd ewigs leben vberkomen. Wen do der Glaube in der
verheissung des Euangelij / im Wort vnd Sacramenten sucht / ergreifft / vnd
annimpt / Christum mit alle seinem verdienst / vnd Gottes gnade / vmb Christus
willen / also / das er wünschet vnd begeret / bittet vnd flehet / das jm Gott
vmb Christus willen / gnedig sein / vnd seine Sünde vergeben wölle / tröstet
sich des / setzet darauff sein vertrawen. Vnd wenn dis gleich in grosser
schwacheit zugehet / so ists doch ein rechter / warer / seligmachender Glaube /
welchen der liebe Gott mehren wil / vnd hat sich gewislich zu trösten vnd
anzunehmen / aller der verheissungen / so die Gleubigen in der heiligen Schrifft
haben / zur vergebung der Sünden / vnd ewigem Leben. Wer aber gleich des
Glaubens sich rhümet / vnd verachtet das Wort / vnd die Sacrament / vnd lebet
ergerlich / verharret in Sünden wieder sein Gewissen / der feilet auch weit /
denn der Glaube kömpt / wird erhalten vnd gemehret / vom heiligen Geist / durch
das
|| [ID00049]
gehör das Worts / Rom. 10. Vnd
wo dem Glauben keine gute Wercke volgen / so ist er todt / Jacobi 2.
Derselbige Glaube bringet nun mit sich gute früchte eines newen lebens vn̅ wandels / welchs darin stehet / das nicht allein eusserlich
etwas geschehe / Sondern / das das Hertze ernewert werde / Dasselbige aber
kanstu daran probiren / wenn das Hertz in betrachtung der gro ssen gnad / dir in
Christo erzeigt / sich ergibt / dem frommen Gott wiederumb zudienen / vnd einen
vorsatz fasset / Gott mit Kindtlichem gehorsam danckbar zusein / vnd
befleissiget sich solchen vorsatz zubeweisen / damit / das es sich vor Sünden
hütet / in guten Wercken / so Gott befohlen hat / vbet / im Creutz gedültig ist
/ etc. Vnnd ob dis gleich in diesem leben schwach vnd vnuolkomen ist / wie dann
darumb auch alle Heiligen in diesem leben müssen vmb vergebung der Sünden bitten
/ Psalm. 32. so ists doch ein anfang der vernewerung des heiligen Geistes.
Dieser bericht ist darumb etwas mit mehrern worten hieher gesetzt / weil an
|| [ID00050]
diesem Artickel am meisten gelegen
/ vnd in der erfahrung befunden wird / das vngeübte Pastores, entweder diese
lehre nicht richtig / mit gebürlichem vnterscheid führen / oder lassen doch die
lehre in genere hengen / sine accommodatione ad vsum. Das sie nicht derselbigen
brauch vnd vbung anzeigen. So meinet auch der gemeine hauffe / es sey gnug wenn
man die lehre so höret vnd weis / ob gleich der gebrauch / vnd die vbung nicht
volge. Wo derhalben dieser anleitung also gefolget würde / achten wir / es solte
viel frucht schaffen / vnd würde hiemit der rechte grund gelegt der gan tzen
lehre / vnd des gantzen Christenthumbs.
Weil aber dis alles / was zur Busse vnd bekerung gehöret / nicht angefangen /
noch geschehen kan / aus Menschlichen natürlichen krefften vnd vermögen /
sondern der h. Geist mus solchs ge ben / wircken / erhalten / vnd mehren / Er
aber wil dasselbige thun / nicht one mittel / sondern durchs Wort / darzu / als
ein ördentlichs mittel / von Gott gegeben vnd verordnet / Derhalben mus nu
|| [ID00051]
volgends angezeiget werden /
woraus die Prediger sollen lehren Busse / woraus Glauben / vnd woraus newen
gehorsam / was sie für ein Wort den leuten sollen fürhalten / dadurch der
heilige Geist wircken möge Busse / darnach Glauben / vnd volgends newes leben.
Vnd diss stehet nun auff dem vnterscheid des Gesetzes vnd Euangelij.
Von vnterscheid des Gesetzes vnd Euangelij.
DIe gantze lehre des Göttlichen Worts in der heiligen Schrifft geoffenbaret /
stehet inn diesen zweien vnterschiedlichen heuptstücken / In der lere des
Gesetzes / vnd in der lere des Euangelij / (Wenn wir aber im newen Testament das
Gesetz nennen / so verstehn wir einfeltig mit Christo vnd Paulo / die zehen
Gebot Gottes / wie die in der Schrifft erkleret sind) Vnd die beide heuptstück
müssen in der Kirchen Gottes beysamen bleiben / vn̅ miteinander
getrieben werden / Nicht allein das Gesetz one das Euangelium / auch nicht
|| [ID00052]
allein das Euangelium ohne das
Gesetz / vnd müssen doch die zwey Heuptstück mit hohen fleis vnterscheiden wer
den / sein vnd bleiben / das ein jedes sein sonderliches / eigenes /
vnterschiedenes Ampt vnd Werck führe vnd behalte / wie solchen vnterscheidt
Paulus fein gründtlich weiset / 2. Corin. 3. Gal. 3. Rom. 3. Nemlich / das das
Gesetz dis Ampt vnd Werck führe / das es die Sünde / GOTtes zorn wieder die
Sünde / verdamnus / vnd den ewigen Todt / von wegen der Sünde / predigt vnd
offenbaret / also / das es Ministerium 2 Corin. 3. das ist ein mittel vnd
werckzeug / dadurch Gott vns in wares ernstes erkentnis vnserer Sünde führet /
Rom. 3. Ja / wie ein Hammer Gottes / Jerem. 23. dadurch er vnser steinern /
hartes / vnbusfertiges Hertze zerbricht / vnd hinweg nimpt / vnd gibt ein solchs
Hertze / das sich von wegen der Sünde betrübet / 2. Corin. 7. für Gottes zorn
fürchtet / dem angst vnd bange wirdt für dem ewigem Todt vnd verdamnis / Rom. 4.
Psalm. 51. Esai. 66. Ezech. 36. Das Euangelium aber hat vnd fü
|| [ID00053]
ret dis Ampt / das es
offenbaret in Chri sto die gerechtigkeit / darin vnd dardurch wir für Gott / aus
gnaden / durch den Glauben / one zuthun vnser werck / der Sünden los / gerecht
vnd jm angenehm werden zum ewigen leben / Vnd ist ein Ministerium / mittel vnd
Werckzeug / dardurch Gott die zerschlagene Gewissen wiederumb tröstet / vnd
auffrichtet / vergebung der Sünden / gerechtigkeit / Ewiges leben schencket /
appliciret / vnd gibt / vnd Summa / selig machet alle die daran gleuben / Rom.
1. vnd 3. 2. Corin. 3. Vnd Paulus fasset den vnterscheid kurtz / Rom. 3. vnd 10.
Gal. 3. Das Gesetz ist eine lehre von vnsern Wercken / was wir thun sollen / Das
Euangelium aber predigt / was Christus für vns gethan habe / das wir dasselbige
mit Glauben annehmen sollen.
Diese lehre / von vnterscheid des Gesetzes vnd Euangelij / wird vnd sol also ad
vsum accommodiert werden / Wenn der Prediger Gottlose sichere leute für sich hat
/ die er durch Göttliche krafft vnd wirckung / gerne wolte führen / vnd bringen
zu wahrer erkentnis jrer Sün
|| [ID00054]
den / das sie für Gottes zorn / für dem todt vnd verdamnis sich
fürsehen / vnd also durch ein ernstlichs miegefallen / rew vnd leid / von der
Sünde sich abwenden / das ist / zur Busse komen möchten / was er denen aus
Gottes Wort fürhalten / worauff er sie weisen solle / dardurch der heilige Geist
jhnen möge Busse / das ist / ware erkentnis / rew vnd leid jrer Sünden geben /
2. Tim. 2. Nemlich / nicht das Euangelium / sondern / das Gesetz / Denn
dasselbige ist Ministerium peccati & mortis, 2. Cor. 3. Durchs Gesetz kömpt
erkentnis der Sünden / Roman. 3. Das Gesetz richtet zorn an / Rom. 4. Vnd weiset
das Gesetz auch den Heiligen in diesem leben die Sünde / so noch in jrem fleisch
wohnet / Ro. 7. auff das sie nicht hoffertig / sondern in der demuth herunter
gehalten werden / vnd jre Seligkeit mit dem lieben Dauid setzen allein darauff /
das jhre Sünde jnen zugedecket / vnd nicht zugerechnes werden / Rom. 4.
Wenn man aber ein betrübtes Gewissen trösten wil / Item / wenn man den leuten
weisen wil / wo sie suchen / fin
|| [ID00055]
den / vnd erlangen mögen Gottes gnade / versönung / vergebung der
Sünden / Ewigs Leben / sol man sie nicht weisen zum Gesetz / das ist / auff
vnsere Wercke / Denn das Gesetz ist nicht gegeben / das es könne gerecht vnd
lebendig machen / Rom. 3. Gal. 3. Es tröstet auch das Gewissen nicht / Sondern /
richtet zorn an / Roman. 4. ist ein Ampt nicht des Lebens / sondern des Todts /
vnd der Verdamnis / 2. Corinth. 3. Sondern auff die Lehre des Euangelij von
Christo / sollen solche Gewissen geweiset werden / dasselbige sol jhnen
fürgehalten werden / als ein Ministerium, mittel vnd Werckzeug / dardurch der
heilige Geist dem betrübten Gewissen wil trost / Vergebung der Sünden /
gerechtigkeit / vnd Ewiges Leben / vmb Christus willen / durch den Glauben /
applicieren / schencken vnd geben.
Zum Dritten / wenn ein Prediger von der vernewerung / oder / vom newen gehorsam
also lehren wil / das der heilige Geist durchs Wort die Hertzen möge ernewern /
mus er darauff gar gut
|| [ID00056]
acht geben
/ was er für ein Wort vnd lehre darzu gebrauchen solle. Das Gesetze weiset wol /
was wir thun sollen / aber es gibt die krafft / vnd das vermögen nicht / Sondern
/ der heilig Geist mus die Hertzen ernewern / Tit. 3. vnd desselbigen früchte
sind alle rechtschaffene gute Werck / Gal. 5. Ephes. 5. Der heilige Geist aber
wird gegeben vnd ent fangen / nicht durch das Gesetz / sondern durch die Predigt
vom Glauben / Gal. 3. Derhalben mus vorhin die Person durch Christum gerecht /
vnd Gott angenehm werden / als dann vernewert der heilige Geist das Hertze / das
es einen guten fursatz bekömpt / vnd in betrachtung der grossen güte / vnd gnad
Gottes / sich von Hertzen ergibt dem selbigen zudienen / vnd gehorsam zusein /
Rom. 6. Wenn nun im Hertzen also die vernewerung des heiligen Geistes angefangen
ist / so sol das Hertz nicht aus Menschen Satzungen / oder eigener andacht /
sonderliche Gottesdienste erdencken / Coloss. 2. Matth. 15. Deuteron. 12. Ezech.
20. Sondern als dann kömpt das Gesetze vnd weiset / was das für
|| [ID00057]
gute Werck sein / die Gott vor
bereitet hat / das die seinen darinnen wandeln sollen / Ephes. 2. Ezech. 20.
Deuteronom. 12. Roman. 12. Gal. 5. Vnd weil das Gesetz alsbaldt auch weiset /
das solche auch der Heiligen gute werck in disem leben schwach / vnrein / vnd
vnuolkommen sein / Psalm. 32. Rom. 7. So kömpt wiederumb das Euangelion vnd
lehret / wie vnd warumb solche gute Werck Gott gefellig / vnd angenehm sein /
nemlich nicht darumb / das sie rein vnd volnkomen sein / Sondern durch den
Glauben / vmb des HErrn Christi willen / weil die Person des gleubigen Gott
versönet vnnd angenehm ist. Solcher vnterscheid des Gesetzes vnd Euangelij mus
fleissig gehalten werden / dann was für vnrath in der Kirchen daraus entstehe /
wenn Gesetz vnd Euangelium vermenget / oder zu weit von einander gerissen / oder
ja jhr rechter gebrauch verkeret wird / ist das Bapsthumb noch heut zu tage ein
mercklich Exempel / Vnd derhalben mus das gestrafft werden / das der Bapst aus
dem Gesetz der werck / gemacht hat
|| [ID00058]
eine lehre / dardurch man Vergebung der Sünde / vnd Ewigs leben erlangen möge /
Vnd wiederumb aus dem Euangelio gemacht ein Wercklehr / Item ein Lehre / die da
schrecken / vnd nicht trösten solle.
Es sollen auch die Antinomi / oder Gesetzstürmer / in diesen Kirchen nicht
gedüldet werden / welche die Predigt des Gesetzes aus der Kirchen wegwerffen /
vnd wöllen / das man die Sünde straffen / rew vnd leid lernen solle / nicht aus
dem Gesetz / sondern aus dem Euangelio / vnter solchem schein / das man die
Gewissen nicht so hart angreiffen / noch so hefftig schrecken solle / wie das
Gesetz thut. Aber die Schwermer hat Lutherus aus gewaltigem grunde der Schrifft
wiederlegt. Es ist auch das nicht war / das etliche schwermen / wenn erkentnis
der Sünden / rew vnnd leid vber die Sünde / aus dem Gesetz geprediget wird / das
das sey ein Judas Busse / vnd ewige verzweiffelung / sondern das ist wahr / wenn
man es bey der Predigt des Gesetzes alleine wolt bleiben lassen / vnnd nicht
alsbaldt auch die
|| [ID00059]
vergebung der
Sünden / auff die Busse durch das Euangelion / fürtragen wolte / so würde vnd
were es eine Judasche verzweiffelung / Also aber würde auch das Gesetz nicht
recht geprediget / Nam finis legis est Christus ad iustitiam credenti, Rom. 10.
vnd Gott beschleust durchs Gesetz alles vnter die Sünde / auff das er sich aller
erbarme / vnnd die verheissung kome durch den Glauben an Chri stum / Ro. 11.
Gal. 3. Et lex est paedagogus ad Christum. Es thun auch die vnrecht / die da den
tertium vsum legis verwerffen / als solte das Gesetze den bekerten vnnd
vernewerten darzu nicht dienstlich sein / das es sie berichte / was sie zum
newen gehorsam für gute Wercke thun sollen / wie dis droben erkleret ist.
Es sollen die Prediger auch gründlichen verstand vnd bericht haben / de vsitata
& generali definitione Euangelij, das sie nicht entweder gezeng darüber
erregen / oder aus missuerstandt derselbigen / den nötigen vnterscheidt des
Gesetzes vnd Euangelij confundiren / das stehet in Apologia etliche mahl / das
|| [ID00060]
das Euangeliom sey ein Predigt
von der Busse vnd vergebung der Sünden / wie auch Lutherus in seinen Schrifften
offt also redet / Aber die meinung hats in keinem wege nicht / als were kein
vnter scheidt vnder dem Gesetz vnd Euangelio / Oder / als solte erkentnis der
Sünden / Gottes zorn / Rew vnd leid vber die Sünde wieder Paulum geleret werden
/ nicht aus dem Gesetz / sondern aus dem Euangelio. Sondern / wie das wörtlein
(Gesetz) offt für die gantze lehre des Göttlichen Worts auch des Euangelij /
gebraucht wird / Psalm. 19. vnd 119. Esa. 2. Rom. 8. Also wirdt auch das
wörtlein (Euangelion) zuweilen in gemein gebraucht für die gantze Summa des
Göttlichen Worts / Mar 1. vnd 16. Luc. 9. Act. 20. Vnd in dem verstandt sein die
fürnemsten zwey Heuptstück des Euangelij in genere, Busse vnd Glauben / oder /
Vergebung der Sünden / Luc. 24. Act. 20.
Item / weil das Euangelion prediget vergebung der Sünden / nicht den rohen
sichern Hertzen / Sondern denen / die da Busse thun: Vnd weil die
|| [ID00061]
lehre des Euangelij mus darzu
komen / auff das aus der rew nicht ein verzweiffelunge werde / sondern / das es
möge sein ein Busse zur Seligkeit / 2 Corin. 7. Auff die meinung ist recht
gesagt / das das Euangelion sey ein Predigt der Busse / vnd vergebung der Sünden
/ wie Lutherus die handelt / in prima disputatione contra Antinomos, Vnd in
articulis Schmalcaldicis, spricht er: Das newe Testament behelt vnd treibet das
Ampt des Gesetzes / das die Sünde offenbaret / Aber zu solchem Ampt thut es
fluchs die verheissung der gnaden / durchs Euangelion. Item, Apologia, in
articulo iustificationis: In praedic atione poenitentiae non sufficit
praedicatio legis, sed oportet addi praedicationem Euangelij, Zur Predigt der
Busse ist nicht gnug die Predigt des Gesetzes / Sondern / es mus darzu gethan
werden die Predigt des Euangelij. Also erkleret das Euangelion viel stück in der
lehre von der Busse / so aus dem Gesetz geprediger wird / als wie Lutherus
schreibt / in 3. caput ad Gal. Officium & vsus legis est, non solùm
ostendere peccatum, & iram DEI, sed etiam compellere ad Christum.
|| [ID00062]
Hunc vsum legis solus Spiritus
sanctus quęrit, & Euangelium ostendit, quia solum Euangelium dicit, Deum
adesse contritis corde. Das Ampt vnd der gebrauch des Gesetzes ist nicht allein
/ das es die Sünder zu Christo treibe. Aber diesen brauch des Gesetzes sucht
allein der heilig Geist / vnd das Euangelium zeiget denselbigen / dann allein
das Euangelion leret / das Gott in gnaden bey denen sey / die zerschlagens
hertzens sein. Idem inquit in 4. cap. ad Galatas: Lex dicit, qui fecerit haec,
viuet in els, sed Euangelium dicit, Tu ista non facis, Ergo per ea non viues,
& c. Et quomodo Euangelium illustret doctrinam de bonis operibus, suprà
dictum est: Item / das Gesetz saget: Wer dasthut / der wird darin leben. Aber
das Euangelion sagt / Du thust es nicht / darumb wirstu dadurch nicht leben. Vnd
wie das Euangelion die lehre von guten wercken erklere / das ist droben
angezeiget.
Wenn man aber in specie vnd propriè redet / wie das Gesetz vnd Euangelium
vnterscheiden werden / was eines jeden eigen Ampt vnd werck sey / so
|| [ID00063]
mus das bleiben vnd erhalten
werden / wie die Apologia redet / in loco de Poenitentia: Lex est verbum, quod
arguit & condemnat peccata. Item, verbum quod arguit tatùm peccata, doctrina
legis est non Euangelij. Et paulò pòst: Haec sunt duo praecipua opera DEI in
hominibus, perterrefacere & iustificare, ac viuificare perterrefactos. In
haec duo opera, distributa est vniuersa scriptura. Altera pars est Lex, quae
ostendit, arguit, & condemnat peccata. Altera pars est Euangelium, hoc est,
promissio gratiae in Christo donatae. Item in loco de Iustificatione: Euangelium
prepriè est promissio remissionis pecca: torum, & iustificationis prepter
Christum. Das Gesetz ist ein Wort / das die Sünde strafft vnd verdampt. Item /
das Wort / das alleine die Sünde strafft / ist eine Lehr des Gesetzes / vnd
nicht des Euangelij. Vnd baldt hernach / Dis seind die fürnemsten Werck Gottes
in den Menschen / erschrecken / vnd die erschrockenen wiederumb lebendig machen
vnd rechtfertigen. In diese beyde Wercke wird die gantze Schrifft ausgetheilet /
Ein theil ist das Gesetze / welches anzeiget / straffet / vnd ver
|| [ID00064]
dampt die Sünde. Das ander
theil ist das Euangelion / das ist / die verheissung der gnaden in Christo vns
geschencket. Item / das Euangelion ist eigentlich die verheissung der vergebung
der Sünden / vnd der rechtfertigung vmb Christus willen.
Wenn dis stück also vnterscheidentlich erkleret wird / so können allerley
certamina verhütet werden / vnd wird die lehre rein behalten. Ne fiat confusio
legis & Euangelij.
Von der Sünde.
IN diesem Artickel ist in des Bapstes lere auch gar grosser mangel / denn da
keine Sünde seind / da hat er grewliche Sünde aus gemachet / Nemlich / vber
Menschen satzungen in der Kirchen / von solchen dingen die Gott weder geboten /
noch verboten hat / (Der Oberkeit satzungen aber / die nicht wieder Gottes
befehl sind / gehören in das vierde Gebot Gottes) Aber von der Sünde / so noch
im fleisch auch
|| [ID00065]
der Heiligen in
diesem leben wohnet / Rom. 7. hat man im Bapsthumb gar wenig gelehret / Ja man
wils für keine Sünde halten / Derhalben mus in diesem stück das Volck fleissig
berichtet werden / das für Gott das allein Sünde sey / was wieder seine Gesetze
oder Gebot ist / 1. Johan. 3. Vnd das vns sonst in andern dingen / so wieder
Gottes Gebot nicht sein / keiner kein Gewissen machen solle / Col. 2. Es sollen
aber aus Gottes Wort / nicht allein die eusserliche öffentliche grobe Sünden
gestrafft vnd erkennet werden / Sondern fürnemlich auch die jemmerliche
verderbung vnserer Natur / durch die sünde / welche vns auffgeerbet vnd
angeboren / vnd daher die Erbsünde genennet wird. Es sol aber in diesen Kirchen
nicht eingeführet werden die Disputation / Quòd peccatum originale sit
substantia hominis, seu ipsa anima rationalis. Dann es ist / vnd mus gehalten
werden ein vnterscheidt / zwischen der Substantz / wesen / oder Natur des
Menschen / vnd zwischen der Sünde / dardurch die Natur des Menschen verrü
|| [ID00066]
cket / verderbet / vnd
vergifftet ist / Denn vnser Catechismus lehret vns aus der Schrifft / Psalm.
139. Job 10. Ecclesiastic. 12. Das auch jetzund nach dem Fall Gott einem jeden
Menschen Leib / Seele schaffe / Vernunfft / Sinne / vnd alle Gliedmassen gebe
vnd erhalte. Die Sünde aber schaffet vnd gibt vnser HERRE Gott nicht / Sondern /
die kömpt her vom Teuffel / Johann. 8. durch einen Menschen / Roma. 5. Vnd
dieselbige Erb-Sünde ist nicht allein ein impedimentum, seu corruptio
accidentium; ipsa substantia, seu natura hominis existente integra, Als wenn man
einen Magnet mit Knoblauchs Safft bestreicht / oder einen / der geschicklicheit
/ krafft / vnnd vermögen zugehen hat / die Füsse bindet / wie etliche mit den
Papisten schwer men / Sondern / die gantze Natur des Menschen ist durch solche
Sünde verrückt / verderbet / vnd vergifftet / also / das da ist ein mangel alles
Guten / vnd dagegen ein vnrhat zu allem bösen / Ja eine Feindschafft wieder Gott
/ Roma. 3. Zu gutem haben wir von Natur kei
|| [ID00067]
ne Lust / Liebe / Willen /
oder geschicklicheit / Sondern / was böse ist / das wil die verderbte Natur /
das kan sie / das thut sie / wie dieselbige Lehre in Apologia, de peccato
Originis, gründtlich nach der lenge erkleret wird. Vnd sollen die Leute
berichtet werden / das solche Erbsünde sich anhebet alsbaldt / wenn der Mensch
in Mutter leibe entfangen wird / Psalm. 51. Vnd wiewol sie inn der Tauffe
vergeben wird / vnd der heilige Geist anhebet dieselbige abzutödten / so bleibet
sie doch im Fleisch wohnen / das dawieder alle Heiligen in diesem leben teglich
büssen / vnd streiten müssen / bis der Leib der Sünden einmahl / durch den
leiblichen Todt abgelegt werde / Rom. 6. vnd 8.
Es sollen auch die Prediger fleis anwenden / das die Leuthe aus den Zehen
Gebotten erkennen lehrnen / Wieuiel vnnd mannigfaltige Sünde in vns Armen
Menschen sey / Vnd kan solches auff das einfeltigste gehandelt werden / wenn bey
einem jedem Gebotth angezeiget wirdt /
|| [ID00068]
wie die angeborne Sündliche vnarth
im Fleisch sich rege / vnd wie aus der bösen Wurtzel allerley böse früchte / die
man wirckliche Sünde nennet / herfür kommen / jnnerlich vnd eusserlich / in
gedancken / lüsten / gebeerden / worten vnd wercken / mit thun vnd lassen /
wieder Gott / wieder den Nechsten / vnd wieder vns selbs / etc. Es mus aber
nicht allein blos ein Catalogus der Sünden / in der Gesetzpredig gemachet werden
/ Sondern es mus auch dabey mit allem ernst / Gottes Gericht vber vnd wieder die
Sünde verkündiget werden / wie Paulus spricht / Rom. 1. Gottes zorn wird vom
Himel offenbaret / vber alles Gottloses wesen / vnd vngerechtigkeit / vnd Rom.
2. vngnad vnd zorn / trübsal vnd angst vber alle Seele die da böses thut / wo
nicht in diesem leben / die Sünde vmb Christus willen / vergeben wird.
Insonderheit aber fordert die hohe grosse not / das die lehre von vnterscheid
der regierenden vnd nicht regierenden Sünde / wie es Paulus heist / oder wie
mans nach gemeinem alten brauch nennet / von Tödtlichen vnd teglichen
|| [ID00069]
Sünden / mit höchstem fleis der
gemeine Gottes / aus grunde der Schrifft / fürgetragen / vn̅ durch
stete erinnerung jmmer eingebildet werde. Dann eben daher / das die Welt diesen
vnterscheidt nicht wissen / noch lernen wil / fleust die schendliche sicherheit
/ vnd der grosse vn busfertige muthwille bey denen / die sich Euangelisch rhümen
/ weil sie gehört ha ben sind wir doch alle arme Sünder / ist doch in diesem
leben niemandt one sünde / vnd die Gleubigen sind gleichwol GOTtes Kinder / ob
sie wol bekennen müssen / das sie noch Sünde haben / Psalm. 32. 1. Johan. 1 Denn
daraus schliessen sie / wenn ich gleich ohne busse vnd bekerung bleibe /
verharre vnd fortfahre in Sünden / wie vnd wasserley dieselbige sein mögen / so
kan ich gleichwol ein Christ vnd Gottes Kind sein / vnd sehlig werden. Diesem
falschen / Gottlosen / Teufflischen wahn / kan anders nicht begegnet vnd
gewehret werden / denn das der vnderscheid peccati venialis & mortalis
gründtlich / vnd mit fleis getrieben werde. Es stehet aber der vnderscheidt
nicht darauff / wie
|| [ID00070]
man im
Bapsthumb narret das etliche Sünde wieder Gottes Gebott / an sich selbs für Gott
so gering / klein vnd nichtig sein solten / das sie nicht wert weren / das Gott
darüber zürnen / vnd dieselbige mit ewigem fluch straffen solte / wenn er gleich
damit wolte ins Gerichte gehen. Denn GOttes vrtheil stehet klar / Deut. 27. Wer
nicht in allem bleibet / das im Gesetz geschrieben stehet / der sey verflucht:
vnd Ja. 2 So jemand das gantze Gesetz helt / vnnd sündiget an einem / der ist
des gantzen schüldig / Vnd darauff gehet die lange ernste predigt Christi /
Matth. 5. Derhalben in den vnbekerten vnd vngleubigen / sind alle Sünde /
peccata mortalia, Denn wer nicht gleubet an den Son Gottes / vber dem bleibt der
zorn Gottes / Jo. 3.
Wenn man aber predigt den Christen / die getaufft / bekeret / vnd gleubig worden
sind / so lehret die Schrifft / das in denselbigen ettliche Sünde sein / bey
welchen der Glaube stehen / vnd der heilige Geist bleiben kan / wie Lutherus
redet / vmb welcher Sünde willen / die gleubige Person nicht verdampt wird /
|| [ID00071]
sondern hat vnd behelt den Glauben
/ heiligen Geist / Gottes gnad / vergebung der Sünde / vnd das ewige leben.
Diese lehre hat jhren grundt / Roman 6 7. vnd 8. 1. Johan. 1. Psalm. 32. etc.
vnd das heissen Peccata venialia. Widerumb aber auch saget die Schrifft mit
grossem ernst / das Christen wol in solche Sünde fallen können / dardurch sie
verlieren den Glauben / den heiligen Geist / Gottes gnade / vergebung der Sünden
/ die Erbschafft des Reichs Gottes / vnd fallen wiederumb in Gottes zorn / zum
ewigen verdamnis / wo sie nicht widerumb Busse thun / vnd durch den Glauben vmb
Christus willen wieder versönet werden. Diese lehre hat jhren grunt in den
Sprüchen Pauli / Rom. 8. 1. Cor. 6. Gal. 5. Ephes. 5. Coloss. 3. Jaco. 1. Welche
Sprüche dem Volcke offt vn̅ mit fleis sollen eingebildet werden:
Vnd dis heissen Peccata mortalia.
Vnd sol die Schwermerey / als das ergeste Seelengifft verhütet werden / die da
lehret / das die Christen / den Glauben vnd Gottes gnade / durch keinerley
|| [ID00072]
Sünde wiederumb verliehren können.
Ite̅ das den gleubigen keinerley Sünde schaden können / wie
Lutherus dieselbige Schwermerey gewaltig mit grossem eiffer wiederlegt in
Articulis Schmalcaldicis.
Nun ist die frage / wie vnd woher das komme / das in den Christen etliche Sünde
nicht verdamlich / etliche aber tödtlich vnd verdamlich sey? Daher / wie
vorgesagt vnd erweiset / kömpt es nicht / das einige Sünde an sich selbs für
Gottes gericht so ein liederlich / schlecht gering ding sey / So kömpt es auch
daher nicht / als ob etliche Sünde so gros vnd schwer weren / dafür Christus
nicht gnug gethan hette / Oder / die durch den Glauben / vmb Christus willen /
nicht köndten vergeben werden / Denn Ambrosius hat der Schrifft meinung in einen
schönen kurtzen spruch gefasset / Omne peccatum per poenitentiam fit veniale,
Sondern der grundt vnd die vrsach / wirdt in den vorgemelten Sprüchen der
Schrifft klerlich geweiset / welches zum leichterem verstande / für die
einfeltigen gefasset kan werden / in diese
|| [ID00073]
zwey stück / Buss vnd Glauben /
Nemlich / ob wir an der Sünde ein misfallen haben / der feind sein / jhr
wiederstreben / sie creutzigen vnd tödten. Oder aber / ob wir gefallen / lust
vnd liebe zur Sünde haben / allerley gelegenheit darzu suchen / jhr folgen / ins
werck bringen / etc. Item / ob wir suchen der Sünden loss zuwerden / oder
derselbigen mehr zumachen dis kan ein jeder einfeltiger verstehen / vnd bey sich
selbst finden Vnd wenn die Lehre / De peccato mortali & veniali, auff diese
probam gelegt wirdt / so kan ein jeder Christ inn teglicher vbung diese lehre
nützlich brauchen / wie sie auch dahin sol gerichtet sein vnnd werden / das ein
jeder sich selbs prüfe / das er ja nicht in tödtlichen verdamlichen Sünden
stecke / vnd darin durch GOttes Gerichte angetroffen werde / sondern bey zeit
Busse thue.
So ist nun vnd wohnet in diesem leben / die Erbsünde noch in allen Heiligen / vnd
ist nicht gar todt vnd stille / Sondern regt sich / reitzet / vnd gibt sich an /
mit gedancken / lüsten / begirden / zuneigungen / Rom. 6. vnd 7. Jacob. 1.
|| [ID00074]
Wenn nun ein fromer Christ an
solchen bösen gedancken / lüsten vnd reitzen / ein misgefallen hat / folget jnen
nicht / bringets nicht ins werck / sondern creutziget die lüste des alten Adams
/ Gal. 5. vnd tödtet die gescheffte des fleisches / Ro 8. so ist da noch
vorhande̅ rechtscha ffene Busse. Wenn er nun daneben von
hertzen suchet / bittet vnd begert / das jm Gott / vmb Christus willen / solchen
mangel nicht wölle zurechnen / sondern gnediglich vergeben vnd zudecken / so ist
da ein rechter warhafftiger Glaube / welcher Christum mit allen seinem verdienst
ergreiffet vnd annimpt / vnd wo Christus in wahrer Busse / durch den Glauben
ergriffen ist vnd wohnet / da ist vnd bleibt Gottes gnad / vergebung der Sünden
vnd die Sehligkeit. Vnd also wirdt dis ein peccatum veniale, dabey Gottes gnade
/ vergebung der sünden / vnd ewige Sehligkeit / bleibet / vnd behalten wirdt /
Denn es ist vnd bleiber da / Busse / Glauben / heiliger Geist / vnd Christus
selber / darumb vnd aus dem grunde saget Paulus / Rom. 8. So ist nun nichts
verdamlichs an denen / die
|| [ID00075]
in
Christo Ihesu sind / die nicht nach dem Fleisch / sondern nach dem Geist
wandeln.
Wiederumb / wenn ein Christ fühlet / wie sich die sündliche vnarth reget / vnd
durch mancherley gelegenheit locket vnd reitzet / Jacobi. 1. Wenn er da den
bösen gedancken vnd lüsten nicht wiederstrebet / sondern hat lust vnd gefallen
daran / suchet oder gebrauchet allerley gelegenheit / dieselbige zufordern /
folget jhnen / führet vnd setzet sie in die that / vnd in das werck / etc. Da
ist trawen keine rechtschaffene Busse / vnd wo keine busse ist / dar kan auch
kein rechter Glaube sein / Denn des rechten Glaubens arth vnd eigentschafft ist
nicht diese / das er suche / wie er möge in Sünden bleiben / vortfahren / der
mehr machen / vnd also jmmerdar Gottes zorn vber sich heuffen: Sondern / der
Glaube suchet / wie er von Sünden / von GOTtes zorn möge frey / los vnnd ledig
werden. Darumb wo die Sünde also / wie vorgesagt / regieren / da ist wedder
busse noch Glauben / sondern ist Busse /
|| [ID00076]
Glauben / sampt dem heiligen Geist
/ welcher der Sünden wiederstrebet / hinweg. Wo nun der Glaube nicht ist / do
ist auch Christus nicht / so kan auch da nicht sein Gottes gnade vnnd seligkeit.
Was wirdt denn da sein? Ohn zweiffel Gottes zorn / vnd der ewige Todt / wo die /
so gefallen sind / nicht wiederumb mit Gott / vmb Christus willen / versönet
werden. Darumb / vnd daher werden solche Sünde Mortalia, wie Jacobspricht / die
Sünde / wenn sie vollendet ist / so geberet sie den Todt / Vnd Paulus / Die
solches thun / haben kein theil am Reich Gottes.
Dieser bericht ist gar hoch nötig / das die Christen mit allem fleis vermahnet
werden / das sie für solchen Sünden sich hüten / Oder / da sie darin stecken /
jha nicht sicher darin fortfahren / sondern Busse thun / vnd sich mit Gott durch
Christum versönen / auff das sie ja nicht das schwere Vrteil Gottes mit sich
nemen: Qui talia agunt, non habent partem in regno DEI.
Diss ist ein einfeltiger / vnnd doch gründtlicher / nützlicher / vnd nötiger
|| [ID00077]
bericht / de peccato mortali &
veniali, den alle Prediger mit fleis jnen sollen lassen befohlen sein. Vnd
daraus wird auch das leicht verstanden / das viel zu enge gespannen wird / wenn
man allein Sieben Todtsünde zelet.
Von de̅ Artickel der Rechtfertigung des armen Sünders für GOtt
zum ewigen leben.
IN diesem Artickel wird die lehre begriffen / wie wir arme Sünder bey Gott mögen
zu gnaden komen / also / das wir mit jm / den wir mit vnsern Sünden erzürnet
haben / widerumb mögen versönet werden / das er nicht mit vns ins Gerichte gehe
/ nach vnsern Sünden mit vns handele / vnd nach vnser missethat vns vergelte /
sondern / vnsere Sünde vns gnediglich verzeihe / zudecke / vnd nicht zurechne /
vnser gnediger Vater möge sein / vnd vns an
|| [ID00078]
nehmen für seine liebe
Kindlein / vnd Erben des ewigen lebens vnd seligkeit. Dieser Artickel / wie die
Apolo gia recht saget / ist der fürnemste der gantzen Christlichen Lehre /
welcher zu klarem richtigem verstande der gantzen heiligen Schrifft fürnemlich
dienet / vnd in die gantze Bibel allein die Thür auffthut / ohne welchem
Artickel auch kein arm Gewissen einigen rechten besten digen trost haben / oder
den Reichthumb der gnaden Christi erkennen mag / Derhalben sol vnd mus dieser
Artickel finis & scopus sein / dahin vnd darauff alle Lehr vnd Predigten
fürnemlich sollen gerichtet werden / Vnnd sol derselbige Artickel ja mit allem
fleis / gründtlich / deutlich / klar / vnd einfeltig dem Volck für getragen
werden / weil daran gelegen ist aller menschen heil vnd seligkeit.
Es ist aber dieselbige lere aus der H. Göttlichen Schrifft / in der Confession
vnd Apologia gründtlich zusammen gezogen / vnd nach der lenge expliciert / daher
vn̅ daraus die Pastores & res ipsas & formam sanorum
verborum, nehmen sollen / allein weil bissher vnterm Bap
|| [ID00079]
sthumb dieser Artickel
nicht rein gelehret / sondern nach Papistischer art von etlichen grob vnd
greifflich ist verfelschet / von etlichen die jrrthumb subtil vnd scheinlich
geferbet / so wil eine trewe erinnerung von nöten sein / das dieser hoher
nötiger Artickel / der allein den weg zur Gnaden vnd seligkeit weiset / von
allem jrrthumb rein geleutert / vnd alle verführische beywege dauon mögen
ausgesetzet / vnd abgehalten werden / nicht allein die gar grob vnd greifflich
sein / Sondern auch fürnemlich die / dar durch die einfeltigen mit einem schein
möchten eingenommen sein / oder noch verführet werden / Denn in diesem Artickel
heist es fürnemlich / Ein wenig Sawrteig verseuret den gantzen Teig / Galat. 5.
Vnd sol fein deutlich mit bescheidenheit grundt vnd vrsach aus Gottes Wort
angezeiget werden / wie vnd warumb die Papistische Lere / vnd anderer
Schwermerey / von der Rechtfertigung / falsch vnd vnrecht sey.
Als die da lehren / das der Mensch jhm selber verdienen müsse vnd könne /
|| [ID00080]
Gottes gnade / vergebung der
Sünden vnd die seligkeit / entweder durch selbs erwehlte Heiligkeit / oder durch
Menschen satzung / oder durch verdienst vn̅ fürbitte der Heiligen
/ derer Irrthumb ist leicht zu widerlegen / dieweil allein Christus durch sein
gehorsam / leiden / vnd sterben / solche güter vns verdienet hat / Derhalben
nicht ohne schmach vnd nachteil des Herrn Christi / solcher verdienst vns / oder
einiger Creatur kan zugelegt werden. So sind auch die Sprüche der Schrifft klar
von Menschen satzungen / vnnd selbs erwehlten Gottesdiensten / Esai. 29.
Deutero. 12. vnd 17. Esai. 1. Coloss. 2. Item / von anderer Heiligen verdienst /
Ezech. 18. Psalm. 49. Matth. 25.
Die aber haben etwan einen bessern schein / die solch verdienst zuschreiben den
Wercken / so Gott selbs in seinem Worte geboten hat / Aber die Schrifft nimpt
die gerechtigkeit für Gott / vnd die seligkeit ausdrucklich auch den wercken des
Gesetzes / Rom. 3. Gal. 3. das ist / denen die Gott inn seinem Worte selbs
befohlen hat. Vnd dis mus fein
|| [ID00081]
vnterschiedlich erkleret werden / Nemlich / das es nicht darumb geschehe / als
were es vnrecht / solche gute Wercke thun / Sondern darumb / das vnsere gute
Werck in diesem leben / von wegen der Sünde im Fleische / nicht volkomen vnd
gantz rein sein. Derhalben wir dadurch bey Gott nicht verdienen können gnade
vnnd seligkeit. Auch sollen wir aus vnsern Wercken keinen Abgot machen / wie
dann geschehe / wenn wir sie / als verdienst der seligkeit / an stadt des HErrn
Jesu Christi setzen wolten.
Aber diese meinung / das wir vns selbs verdienen können Gottes gnaden vnd die
seligkeit / ist so grob / das der gemeine Man den jrrthumb verstehet / vn̅ viel vnder den Papisten desselben sich schemen. Haben derhalben
etliche in diesen örtern die verführische Lehr des Bapsthumbs von der
Rechtfertigung mit solchem schein / den einfeltigen zuhörern versucht
beyzubringen / Nemlich / das sey war / Das niemandt durch seine Wercke die
seligkeit verdienen könne / denn die habe vns Christus alleine verdienet / Aber
wenn wir derselbigen sol
|| [ID00082]
len
theilhafftig werden / so gehöre nicht allein der Glaube darzu / sondern auch
vnsere gute Werck. Diese meinung als falsch vn̅ vnrein mus aus
Gottes wort verworffen werden / Derhalben auch die Disputationes, (Das gute
Werck zur seligkeit von nöten sollen sein / Also / das es vnmüglich sey / ohne
gute Werck / allein durch den Glauben an Christum selig zuwerden / Desgleichen
auch / das gute Werck sollen zur seligkeit schedlich sein) in diese Kirchen
nicht sollen eingefüret werden / ohn vnterscheid vnd notwendige erklerung dauon
zuschreien / vnd streiten / sondern dargegen sol mit bescheidenheit aus der
Schrifft dieser grund gelegt werden / wie Christus allei ne verdienet hat Gottes
gnade / vnd die seligkeit / also fey allein der Glaube / one zuthun der werck /
das einige mittel / dadurch wir solch verdienst Christi / so vns im Wort vnd
Sacramenten fürgetragen wird / ergreiffen / zu vns nemen vnd des teilhafftig
werden. Vnd hiebey mus auch angezeiget werden / das ein rechtschaffener Glaube
nicht sey ohne gute wercke / sondern ist thetig durch die
|| [ID00083]
liebe / vnd bringet viel früchte
in guten Wercken / Aber das Ampt vnd die eigenschafft hat der Glaube / vnd nicht
die wercke / das er allein das mittel vnd werckzeug ist / dadurch wir Gottes gna
de vnd seligkeit / durch Christum verdie net / zu vns nemen / vnd an vns bringen
/ ne zuthun der wercke / wie dieser Lehr gewaltiger grundt aus der Schrifft in
Apologia deducirt wird / daher die Pastores grund vn̅ testimonia
nemen sollen
Es sol auch die Disputation in die Kirchen dieses Fürstenthumbs nicht eingeführet
werden / als solte ein andere weise / andere mittel vnd wege sein / die
seligkeit zuerlangen / als die Rechtfertigung / Denn die schrifft leret gewaltig
/ vnd klerlich / wie wir für Gott gerecht / das wir auch also selig werden /
allein aus gnaden / allein vmb des HERrn Christi willen / vnd allein durch den
Glauben / one zuthun der Werck / Rom. 4. vnd setzet die schrifft die particulas
exclusiuas, (aus gnaden / durch den Glauben / ohne wercke) nicht allein bey dem
Artickel der Rechtfertigung / sondern / treibet dieselbige jha so starck / auch
bey
|| [ID00084]
dem Artickel der seligkeit /
Roman. 4. Ephe. 2. Tit. 3. 2. Tim. 1.
Vnd weil nun Forma sanorum verborum ist Rom. 4. Beatitudo est eius hominis cui
DEVS imputat iustitiam sine operibus. Et Augustana Confessio, articulo 6. citat
dictum Ambrosij: Hoc constitutum est à DEO, vt qui credit in Christum, saluus
sit sine opere, sola Fide, gratis accipiens remissionem peccatorum. Derhalben
ist klar / das dem fürbild der heilsamen Worte strackes zuwider vnd entgegen sey
/ wenn mann lehret / Das gute Werck zur seligkeit von nöten / also / das es
vnmüglich sey / ohne gute werck selig werden. Wie aber gleichwol hiemit nicht
gelehret werde / ein todter geferbter werckloser Glaube / sondern das die Wercke
dem Glauben / wo er rechtschaffen ist / gewislich volgen / sol bald hernach
explicieret werden.
Es ist auch das ein schedlicher Irrthumb / vnd gar ein listiger griff / das im
Concilio Tridentino / vnd im Interim gesetzt wird / Christus hab wol die
Gerechtigkeit vnd seligkeit verdienet / vnd dieselbige werde wol durch den
Glau
|| [ID00085]
ben angenommen /
aber dieselbige Gerechtigkeit stehe nicht allein in der versönung / oder
gnedigen vergebung der Sünden / vmb Christus willen / sondern auch zugleich in
der heiligung / vnd vernewrung des Menschen / welche sey inhaerens forma nostrae
iustificationis. Nu ist das extra controuersiam war / das die Heiligung auch sey
ein wolthat vnd verdienst Christi / vnd das die / so vmb Christus willen durch
vergebung der Sünden / mit Gott versönet worden / auch zu gleich durch den
heiligen Geist geheiliget vnnd vernewert werden. Aber weil vnsere nouitas in
diesem leben von wegen der Sünde im fleisch / nicht volnkomen noch gantz rein
ist / auff das die betrübten Gewissen möchten einen bestendigen gewissen trost
haben / vnd das dem verdienste vnd Ampte Christi seine Ehre möge gegeben werden
/ so menget die Schrifft vnsere nouitatem nicht mit ein in den Artickel der
Rechtfertigung / Sondern setzet dieselbige allein darinn / das wir aus gnaden /
vmb Christus willen / durch den Glauben mit Gott versönet / Vergebung der
|| [ID00086]
Sünden / einen gnedigen Gott / vnd
die Erbschafft des Ewigen lebens haben / wie solches aus gutem klaren
bestendigen grunde der Schrifft / in Apologia erweiset wird / Derhalben sollen
diese rede vnd lere in diesen Kirchen nicht gefüret werden / das die
Gerechtigkeit des Glaubens für Gott diese zwey theil habe / oder in diesen
zweyen stücken stehe / in Vergebung der Sünden / vnd in der angefangenen
ernewerung. Gleich wie auch das nicht recht ist / wie ettliche reden / Das wir
für Gott gerecht vnd angenehme sein / imputatione & inchoätione, das ist /
darumb / das vns der gehorsam / vnd das verdienst Christi zugerechnet wird / vnd
darnach zugleich auch darumb / das der new gehorsam in vns angefangen ist / Dann
die Summa der reinen lehre / vnd der heilsamen wort ist diese / das wir für Gott
gerecht vnd selig werden / Allein aus gnaden / vmb des gehorsams vnd Todts
Christi willen / durch den Glauben / ohne zuthun vnser newrung / gehorsams /
oder guten wercken / dieselbigen folgen gewislich / Aber sie gehören nicht in
den Artickel / wie vn̅
|| [ID00087]
wodurch man für Gott gerecht vnd
selig wird. Vnd eben darumb ist auch die wesentliche gerechtigkeit Gottes /
welche die Gleubigen treibet recht zuthun / nicht vnsere gerechtigkeit für Gott
zum ewigen leben / Also / das vmb derselbigen willen vns die Sünde vergeben /
vnnd wir zu gnaden Gottes auffgenommen werden / vnd ewig leben sollen.
Derhalben wenn die lehre in diesem Artickel von aller jrrung geleutert / vnd
wieder alle verfelschung lauter vnd rein / durch Gottes gnaden erhalten sol
werden / so mus man dem Methodo Pauli folgen / das die particulae exclusiuae mit
allem fleis vnd ernst bey diesem Artickel getrieben werden Primo, in merito,
Secundo, in applicatione, Tertio, in forma iustificationis. Vt opera nostra ab
articulo iustificationis excludantur, ne sint vel meritu̅ , vel
medium applicationis, vel forma aut pars nostrae iustificationis coram DEO ad
vitam aeternam. Das der verdienst alleine sey des gehorsames / Leiden vnd
Sterbens CHRISTI / welches vns applicieret wirdt aus
|| [ID00088]
gnaden / im Wort vnd Sacramenten /
Allein durch den Glauben. Vnd stehe also vnsere Gerechtigkeit allein in gnediger
versönung vnd verzeihung vnserer Sünde: Vnd nicht allein im anfang vnser
bekerung / sondern im anfang / mit tel / vnd ende / ist diese vnsere einige
Gerechtigkeit vnd seligkeit für Gott / Ro. 5. vnd 1. Pet. 1. Wir werden aus
Gottes macht durch den Glauben bewaret vnd erhalten zur seligkeit. Vnd dis sol
der Glaube also annehmen / das er mit festem vertrawen sich zu Gott versehe /
vnd vertröste / das er vns gewislich / vmb Christus willen / gnedig sein wölle /
Denn der Papisten lehre de dubitatione / das die gleubigen zweiffeln sollen / ob
sie bey Gott in gnaden sein / ist strackes wieder die Schrifft / Rom. 4. vnd 8.
Ephe. 3. Vnd raubet den armen Gewissen allen seligen nötigen trost. Es werden
auch inn Apologia die zwey Wörtlein (Regeneratio & Viuificatio) im Artickel
der Rechtfertigung offt ge braucht. Das nun nicht darüber in diesen Kirchen /
wie etwa an andern örten streit vnd zanck entstehen mögen / sollen
|| [ID00089]
sie fein erkleret werden / Nemlich
/ das sie verstanden werden pro reconciliatione, adoptione, acceptatione ad
vitam ęternam. Do aber jemands die vocabula verstehen wolte de Renouatione / mus
man sich glechwol fürsehen / das nicht vnsere nouitas in dem articulum
iustificationis mit eingeflicket werde.
Wenn nun ein Prediger also auff einer seite die lere in diesem Artickel von allen
jrrthümen leutert / vnnd vor aller verfelschung verwahret / so mus er darneben
auch gute acht geben / das nicht der Epicureïsmus / durch misbrauch dieser lere
/ einen schedlichen ausschlag auff der ander seite mache / Dann viel wöllen
diese lehre also einnehmen / als sey da durch das Gesetz gantz vnd gar
auffgehaben / das Gott nun nach keiner sünde fragen / vber keinen Gottlosen
zürnen wölle / sondern sey nun eitel gnade / es bekere sich einer von Sünden /
oder bleibe darin. Vnd zu solchem missuerstandt helffen auch offt viel
vnuerstendige Prediger / die diesen Artickel nicht aus rechtem grunde mit
gebürlicher bescheidenheit handeln. Diesem allen aber
|| [ID00090]
kan auffs einfeltigst vor gekommen
vnd begegnet werden / wenn des lieben Pauli Methodus gehalten wird / das der
handel der Rechtfertigung also fürgebildet wird / das es nicht ein
leichtfertiger schertz sey / sondern für Gott / vnd seinem Gericht mit grossem
ernste gehandelt werde / da es gilt entweder Gottes gnade oder zorn / entweder
verdampt zuwerden / oder Ewig sehlig zuwerden / wie denn darumb Paulus so gern
gebraucht das verbum forense Iustificare, Denn wenn wir in vnserm gewissen für
Gott kommen mit vnsern Sünden / da spricht Gott nicht / Es ist recht gethan /
ewer Gottloses wesen gefelt mir wol / oder ich achte der Sünde nicht / Ich habe
euch darumb lieb / etc. sondern Moses bringt die Cafeln herfür / die Gott mit
seinen eigenen Fingern geschrieben hat / vnd machet die Sünde so sündig / Rom.
7. das Gottes schweres vrtheil darüber ergehet / Maledictus, & c. Deut. 27.
vngnad vnd zorn / erübsal vnd angst vber die Seele die böses thut / Rom. 2. Vnd
wenn mit dem Vrtheil das Hertz getroffen / gerühren
|| [ID00091]
vnd erschrecket wird / so siehet
es sich engstlich vmb nach rath vnd hülff / aber da sind keine werck so starck /
da die bestehen vnd helffen könten / Rom. 3. vnd 4. Nun were es wol ein meinung
/ wenn Gott seinen zorn vnd gerichte wider die sünde / one bezalung wolt fallen
lassen / aber damit würde sein Gesetz auffgehoben vnd auffgelöset / welchs
vnmüglich ist / spricht Christus / Mat. 5. vnd Paulus Roman. 3. denn dasselbige
wil vnd mus erfüllet sein / sonst sein wir alle verloren / dieselbige erfüllung
aber ist vns von wegen vnsers fleisches vnmüglich / Rom. 8. Hie kan nun kein
Creatur helffen / vnd weis menschliche vernunfft keinen rhat / Do kömpt das
Euangelium / vnd offenbaret vns die Gerechtigkeit / die für Gott gildt / Nemlich
/ weil das Gesetz must erfüllet sein / vnd solches vns vnmüglich war / vnd wir
derwegen hetten ewig must verloren sein / das GOtt aus grundtloser Güte / Liebe
/ vnnd Barmhertzigkeit / seinen einigen Sohn gesandt hat in vnser fleisch / vnd
das derselbige Mittler / GOtt vnd
|| [ID00092]
Mensch / an vnser stat getretten ist / für vns das Gesetz auff sich genommen /
vnd dasselbige mit seinem allerheiligsten vnnd volnkommensten gehorsam erfüllet
/ vnnd was wir für straffe mit vnsern Sünden / wieder das Gesetz verwircket
hatten / dafür hat er gnug gethan / vnd bezalet mit seinem vnschüldidigen Leiden
vnd sterben / Vnd weil die Person Gott vnd Mensch ist / so ist der gehorsam /
vnd die gnugthuung so reich vnd vberschwencklich / das es eine versönung ist für
die Sünde der gantzen Welt / 1. Johann. 1. vnd das wir durch seinen gehorsam
alle gerecht können werden / Rom. 5.
Dieselbige Gerechtigkeit / so Christus mit seinem gehorsam / Leiden vnd sterben
erworben hat / lest nun der Himlischer Vater / durch den heiligen Geist im Wort
vnd Sacramenten fürtragen vnd anbieten / nicht den sichern / muthwilligen
Sündern / das die in Sünden frey möchten fortfahren / vnd ohne busse gleichwol
selig werden / sondern / den busfertigen / die jre Sünde erkennen / sich für
Gottes zorn fürchten / denen angst
|| [ID00093]
vnd bange ist / das sie nicht möchten verloren werden. Vnd ist Gottes wille vnd
befehl / das dieselbigen die angebottene gnad in Christo / durch den Glauben
annehmen sollen / Vnd wenn das geschicht / so haben sie in Christo alles / was
das Gesetz erfordert / das also der handel der Rechtfertigung / kein
leichtfertiger schertz / sondern ein hoher grosser ernst ist / vnd wir also
nicht ohne gerechtigkeit für Gott / durch den Glauben gerechtfertiget werden /
Sondern / wir haben in Christo / die aller volnkomenste Gerechtigkeit / so das
Gesetz erfordern kan / vnd dieselbige wirdt vns durch den Glauben zugerechnet /
Rom. 4. vnd 8 Vnd also wird das Gesetz nicht auffgehoben durch den Glauben /
Sondern vielmehr auffrichtet / Rom. 3.
Wenn also der Processus iustificationis nach Pauli Exempel / den Leuten
fürgemahlet wird / so werden leichtfertige sichere Epicurische gedancken wol
ausgeschlagen. Vnd do gleich jemand auff seine Wercke viel trawen wolte / wenn
er sich in seinem Gewissen damit also / wie gesagt / fürstellet ad examen
|| [ID00094]
diuini iudicij, so wird die
Pharisaische hoffart fein nieder gelegt. Auch hat das Gewissen aus diesem grunde
einen bestendigen Trost / vnd starcken Felsen / wieder alle Pforten der Hellen.
Dis sey also ein kurtze einfeltige anleitung / wie der articulus
iustificationis, von allen jrthümen geleutert / von allen Corruptelen verwahret
/ vnd mit Christlicher bescheidenheit / aus grunde der Schrifft / zur erbawung
also möge getrieben werden / das aller misuerstandt vnd missbrauch abgelehnet /
vnd die Gewissen einen bestendigen sehligen trost daraus nemen mögen. Wassonst
mehr zu der lehre gehöret / das sollen die Pastores nehmen ex Confessione &
Apologia.
Von Guten Wercken.
IM Bapsthumb hat man die Leute nur jmmer zu guten Wercken genötigt vnd getrieben
/ vnd ist auch bey vielen ernst vnd eiffer gewesen zu guten Wercken / Aber das
beste
|| [ID00095]
hat gemangelt / nemlich /
das man nicht recht gelehret hat / welchs rechtschaffene gute / vnd Gott
wolgefellige Wercke sind / Denn die meisten guten Wercke / dauon man im
Bapsthumb gelehret / vnd darauff man die Leuthe geweiset hat / sind entweder aus
Menschen Satzungen / oder aus eigener selbs erwehlte heiligkeit hergeflossen /
als vnterscheidt der Speise / Heiligen anruffen / Walfarten / Rosenkrentz beten
/ vnd in Summa das gantze Kloster leben: Was aber die Schrifft von solchen
Wercken halte vnd vrtheile / zeugen die Sprüche / Deut. 12. Esai. 1. vnd 29.
Coloss 2.
Derhalben sollen nun die Leute auff den grundt geführet werden / Das
rechtschaffene gute / Gott wolgefellige Wercke alleine die sind / welche Gott in
seinem Wort vorgeschrieben / vnd befohlen hat / Deuteronom. 12. Ezechiel. 20.
Psalm. 119. Vnd sollen sonderlich die Leute des berichtet werden / das man Gott
dienen könne / nicht allein inn Kirchen / Klausen / Klöstern etc. Sondern / wenn
ein gleubiger / der vmb Christus willen / mit
|| [ID00096]
Gott versönet ist / den vorsatz
hat / das er Gott wölle gehorsam sein / vnd darauff in den gemeinen wercken der
Zehen Gebotten / jha in teglicher arbeit seines Beruffs sich vbet / so sey es
ein rechter wahrer Gottesdienst / welcher jm vmb Christus willen angenehm vnd
gefellig ist / Ephe. 6. Philip. 3. 1. Petr. 2.
Vnd weil nun aus vnd nach Gottes Wort geleret mus werden / das vns Gott gerecht
vnd selig mache / nicht aus vnsern wercken / sondern aus gnaden / vmb Christus
willen / durch den Glauben / ohne zuthun der wercke / So werden ohn zweiffel
jhrer viel / solche lehre darzu misbrauchen wöllen / als solte vnd dürffte man
nun nichts guts thun / Derhalben mus dis fleissig / vnd wol verwahret werden /
durch solche erklerung / das ein rechtschaffener Glaube / als ein guter Baum /
nicht ohne gute Früchte sey / viel weiniger böse Früchte bringe / Matth. 7. 2.
Pet. 1. Vnd da keine früchte in guten wercken folgen / da sey kein
rechtschaffener lebendiger / sondern ein geferbter / tödtlicher Glaube / 1. Tim.
1. Jacobi 2. Denn ein warer
|| [ID00097]
glaube
ergreift auff einer seiten im wort vn̅ Sacramenten Christum / vnd
Gottes gnad in Christo / Auff der ander seite ist er durch die Liebe vnd andere
gute Werck thetig / Gal. 5. Es machet aber der Glaube gerecht vnd selig / nicht
darumb vnd daher / das er durch gute werck thetig ist / Sondern allein darumb
vnnd daher / weil er Christum ergreifft vnd annimpt. Die proba aber / das es
nicht ein geferbter todter glaube sey / stehet in dem / wenn er durch gute Werck
thetig ist / Gal. 5. Sol derhalben erstlich gestrafft werden / das etliche
gedencken / vnd auch wol sagen dürffen / Wer gute Werck thut / der ist ein
Papist / Die Euangelischen dürffen keiner gute Werck / Item / die da ohne
vnterscheid vnd notwendiger erklerung schreien / Das gute Werck sollen zur
seligkeit schedlich sein / Wahr ists / Wer gute Wercke der meinung thut / die
Seligkeit dadurch zuuer dienen / der ist ein Phariseer / vnd in solchem fall
nennet Paulus die Werck nicht allein Dreck vnd vnflat / sondern auch schaden /
Philipp. 3. Denn darzu dürffen wir vnse
|| [ID00098]
rer Werck nicht / sondern
Christus mit seinem gehorsam vnd Leiden hat vns solchs verdienet / Aber daraus
folget in keine̅ wege nicht / das wir drumb nichts guts thun
dürffen / oder sollen / Denn Christus hat vns mit seinem Todt erlöset / nicht
darzu / das wir ein sonderlich Priuilegium solten haben / in sünden vnd
schande̅ zuleben / sondern wie die schrifft saget / auff das
er jm reinigte ein Volck / das da fleissig sey zu guten wercken / Tit. 2. Vnd
auff das wir jm dienen sollen in heiligkeit vnd gerechtigkeit / die jm gefellig
ist / Luc. 1. Derhalben sollen in diesen Kirchen nicht gedüldet werden / die da
anfechten vnd verwerffen / die gemeine reden / so in Augustana Confessione &
Apologia gebreuchlich sind / Das gute werck von nöten / vnd dem glauben
gewislich vnd nothwendig folgen sollen / Item / das wir sollen vnd müssen thun
solche werck / die da Gott gebotten hat / welche reden / darumb also gefüret
werden / dz die Christen erinnert sollen werden / weil doch sonst der alte Adam
zu allem guten faul vnd treg / vnd jmmer lust vnd liebe hat / zu einem sichern
ruch
|| [ID00099]
losen
Epicurischen leben / das es kein Adiaphoron / oder Arbitrarium sey guts zuthun
oder zulassen / vnsers gefallens / sondern / das es Gott also von vns haben wil
/ vnd sein ernster befehl ist / Joh. 15. Ein new gebot gebe ich euch / das jr
euch vnter einander liebet / Vnd 1. Jo. 4. Dis gebot haben wir von jhm / das wer
Gott liebet / auch seinen Bruder liebe. Vnd die Schrifft selber führet diese
rede / Wir sind schüldener vnd schüldig / wir sollen vnd müssen / es ist nötig /
etc. Ro 8. vnd 15. Lu. 13 Eph. 5. 2. Tessa 2. j. Joh. 2. Acto. 5. Rom. 13. j.
Cor. 9. So redet auch Lutherus also de votis Mona sticis: Opera in Decalogo
mandata, non sunt quidem ad iustitia̅ & salutem nessaria,
tame̅ necessaria sunt, neque enim omitti possunt, etiam
praesente Fide. Hiebey mus gleich wol aber auch die erklerung gesetzet werden /
Das es nicht verstanden solle werden / de necessitate coactionis, als weren das
rechte gute Wercke / wenn einer ohne willen genötiget vnnd gezwungen / oder
allein zum schein eusserlich ettwas gutes thut / vnd doch das Hertze weis daruon
ist / Denn
|| [ID00100]
solchen dienst wil Gott
nicht haben / der mit vnwillen aus zwange / oder zum schein geschicht / 2. Cor
9. 1. Pet. 5. Matth. 15. Sondern solche wercke wil Gott von den seinen haben /
vnd durch Christum jm gefallen lassen / wenn das ende des Gebots ist Liebe von
reinem Hertzen / von gutem Gewissen / vnd vngeferbten Glauben / 1. Tim. 1. vnd
wenn der gehorsam gehet von Hertzen / Rom. 6. 1. Petri 5. Psalm 110. den einen
frölichen geber hat Gott lieb / 2. Cor. 9.
Es mus auch bey der lehre von guten Wercken fein bescheiden vnd klar aus Gottes
Wort bericht gethan werden / wo zu vnd aus was vrsachen man solle gute Wercke
thun. Nun ist bishero aus des Bapsts lere geprediget worden / das durch gute
Wercke Gottes gnade / vnd die seligkeit verdienet / ergriffen / vnd erlanget
werde / vnd das man darumb gute Wercke thun müsse / weil man ohne gute Werck
nicht könne selig werden / Item / der Glaube mache wol gerecht / aber doch also
/ das zugleich auch die gute Wercke mit zur seligkeit von nöten sein. Weil aber
dis falsch vn̅
|| [ID00101]
vnrecht ist / man verstehe es de
merito, applicatione, aut parte iustificationis & saluificationis, wie
droben de Iustificatione: Item in Confessione & Apologia aus Gottes Worte
gründlich vnd klerlich erweiset wird / So mus diese Lehre durch Gottes Wort /
aus diesen Kirchen ausgesetzt vnd ausgemustert werden. Vnd können auch also
diese Propositiones nicht gedüldet werden / das gute Wercke zur seligkeit von
nöten / also / das es vnmüglich sey ohne gute Wercke selig zu werden. Man mus
aber alhier zugleich auch die Kirche wider der Antinomer furores wol verwahren /
die da fürgeben / Als ob die jenigen so einmahl durch den Glauben / vmb Christus
willen / vergebung der Sünden / gerechtigkeit vnd die seligkeit entfangen haben
/ wenn die schon hernach den bösen lüsten folgen / vnd auff Sünde wieder das
Gewissen sich begeben / gleich wol hetten vnd behielten gerechtigkeit vnd
seligkeit / Denn Paulus saget mit grossem ernst zu denen / die durch den Glauben
gerechtfertiget waren worden / Rom. 8. Wo jr nach dem fleisch leben werdet / so
|| [ID00102]
werdet jr sterben / j. Cor. 6.
Galat. 5. Ephes. 5. Last euch nicht betrigen / die solchs thun / die haben kein
theil am Reich Gottes / Colo. 3. Vmb welcher willen kömpt der zorn Gottes vber
die Kinder des Vnglaubens. Dis aber geschicht nicht darumb / als weren zur
seligkeit auch die gute Werck von nöten / sondern das der Glaube / welcher
alleine die seligkeit ergreifft vnd erhelt / bey solchen Sünden nicht stehen /
noch bleiben kan / wie die Schrifft redet / j. Tim. 5. 2. Pet. 1. Col. 3. Also
redet auch die gemeine Confession in articulis Schmalcaldicis. Es ist von nöten
zuwissen / vnd zulehren / wo die heiligen leute vber das / so sie die Erbsünde
noch haben / vnd fühlen / darwieder auch teglich büssen vnd streiten / etwa in
öffentliche Sünde fallen / das als dann der Glaube vnd heiliger Geist weg ist
gewest / Denn der heilige Geist lest die Sünde nicht walten / vnd vberhandt
gewinnen / das sie volnbracht werde / sondern stewret vnd wehret / das sie nicht
mus thun was sie wil: Thut sie aber was sie wil / so ist der heilig Geist vnd
Glaube nicht dabey.
|| [ID00103]
Haec ibi. Vnd
die Apologia redet auch so vber den Spruch / 2. Pet. 1. Thut gute Wercke / das
jr in ewren beruff verharret / auff das die gaben des beruffs nicht wiederumb
verlohren werden / welche vorhin vns wiederfaren / nicht von wegen der volgenden
werck. Aber jetzund werden dieselben bewahret vnd erhalten durch den Glauben /
Der Glaube aber bleibt inn denen nicht / die den heiligen Geist verlieren / vnd
die Busse von sich stossen / etc. Hieran ist gar hoch vnd viel gelegen / das die
Lehre von guten Wercken / auff beiden seiten / wieder die Phariseer vnd Epicurer
/ mit allem fleis wol verwahret werde.
Diese Vrsachen aber / Warumb vnd wozu die Christen nach der schrifft gute Werck
thun sollen / seind in Confessione & Apologia, aus Gottes Worte fein kurtz
zusammen gezogen / Nemlich / Weil es GOtt also haben wil / vnnd befohlen hat /
Item / Das wir durch den Glauben vben / beweisen / vnnd fest machen / damit aus
den früchten jedermenniglich erkandt werde /
|| [ID00104]
das wir warhafftig ein guter Baum
/ vnd zum Reich der Gnaden beruffen sein. Auch darumb / das wir den lieben Gott
zu ehren / danckbar sein / mit der that vnsern Glauben für aller Welt bekennen /
vnd viel Leute damit zur bekerung bewegen / Gott zum preis / Mat. 5 Auch hat
Vrbanus Regius die causas fein ördentlich vnd vnterscheidentlich gefasset / in
libello De formulis cautè loquendi, wie sie auch in Locis Communibus Philippi
gefasset sein.
Lutherus pflegt diese Lehre fein kurtz zufassen in drey punct / Erstlich sol man
gute Wercke thun / vmb Gottes willen / weil es sein befehl vnd wille ist /
Johan. 15. j. Thessa. 4. Weil er vnser Vater ist / das wir vns gegen jhm / als
gehorsame Kinder erzeigen / j. Petr. 1. j. Johann. 3. Das wir Gottes nachfölger
sein / Ephe. 5. j. Pet. 2. j. Johan. 2. wie er vns geliebet / vnd vergeben hat
Coloss. 3. j. Joha. 4. weil Christus sich für vns gegeben hat / auff das wir
nicht der Sünden dienen sollen / Sondern im newen leben wandeln / Rom. 6. Tit.
2. j. Pet. 1. vnd 2. Ephe. 2. 2. Corinth. 5.
|| [ID00105]
Vnd Summa / das Gott durch vnsere
gute Wercke gepreiset werde / Matth. 5. Phil. 1. j. Pet. 4. Zum andern sollen
wir gute Wercke thun / vmb des Nehesten willen / das demselbigen damit gedienet
vnd geholffen werde in seinen nöten / j. Johan. 3. das wir niemandt ergernus
geben / 2. Cor. 6. Phil. 2. vnd die lehre nicht verlestert werde / j. Tim. 6.
Tit. 2. Sondern den wiedersachern das Maul gestopffet werde / j. Pet. 2. vnd 3.
Tit. 2. Vnd das ander Leute durch vnsern guten wandel mögen gewonnen werden /
Matth. 5. j. Pet. 3. Zum dritten sollen wir auch gute Wercke thun / vmb vnser
eigen nodt willen / das wir dardurch ein gewis zeugnis haben mögen / das vnser
Glaube rechtschaffen / vnd wir warhafftig durch den Glauben gerecht vnd selig
sind / j. Johan. 4. 2. Pet. 1. Galat. 5. Philipp. 1. das wir vns etwan nicht
selbs betriegen / mit einem geferbten vnd todten Glauben / j. Johan. 2. vnd 3.
j. Tim. 5. 2. Petri 1. Jacobi 2. Auch das der Glaube / der heilige Geist /
Gerechtigkeit / vnd seligkeit nicht wiederumb verloren werden / wenn wir
|| [ID00106]
nach dem fleisch leben / j. Tim.
1. 5. vnd 6. j. Pet. 2. 2. Pet. j. vnd 2. Rom. 8. Coloss. 3. Ephe. 4. j. Tessa.
4. Sondern / das der Glaube geübet / vnd der beruff fest gemacht werde / Galat.
5. 2. Petr. 1. Auch darumb / weil Gott schwere straffen zeitlich vnd ewiglich
drawet / vber die Sünde wieders Gewissen / vnd verheisset herrliche belohnung
für die guten Wercke / denn wiewol vnsere gute Wercke nicht verdienen Gottes
gnade / Vergebung der Sünden / vnd die seligkeit / so haben sie doch sonst
andere reiche belohnung in diesem vnd in künfftigem leben / nicht aus wirdigkeit
der Wercke / sondern aus gnaden / j. Tim. 4. Gal. 6. Ephe. 6. 2. Tim 4. Mat. 5.
6. 10. 25. Marci 10. Luc. 14. etc.
In diese Heuptstück kan die gantze Lehre de causis Bonorum Operum, für die
einfeltigen / fein nützlich gefasset werden / Jedoch sol darüber vnder den
Predigern kein streit noch zanck erreget werden / Wo einer die causas ettwas
anders / mehr oder weiniger zelet denn der ander / jedoch / das gleichwol die
|| [ID00107]
Lehre reine bleibe / nichts
falsches eingemenget / auch nichts nötiges ausgelassen werde / Vnd die Pastores
sich befleissigen / einerley meinung zuführen / vnd souiel müglich / aus einem
munde zureden.
Andere stücke / so zu der Lehre von guten Wercken gehören / wie die geschehen
können / vnd weil in diesem leben vnuolnkommen sein / wie sie gleichwol Gott
gefallen / etc. sollen die Pastores nemen ex Confessione & Apologia.
Vom Freyen Willen.
DIS ist auch eins von den fürnemsten Stücken / welche inn des Bapsts lehre streit
en / wieder die reine lehre des heiligen Göttlichen Worts / Nun wirdt jetziger
zeit von demselbigen Artickel allerley gedisputieret / dardurch einfeltige
Pastores möchten geführet werden / entwed der auff die Pelagianische vnd
Papistische Synergiam voluntatis uon
|| [ID00108]
renatae in actionibus Spiritualibus, Oder auff Enthusiasticos raptus, welcher
keins nicht taug: Derhalben das der Bepstische Sawrteig auch in diesem Artickel
/ aus diesen Kirchen möge rein ausgefeget werden / vnd nicht etwa andere
vnrichtigkeit möge wieder mit einschleichen / dardurch die Pastores zweydrechtig
/ vnd die Auditores verwirret möchten werden / sol alhie kurtzer bericht gethan
/ vnd einfeltige anleitung gegeben werden / wie die Pastores ex Confessione
Augustana & Apologia, nach Gottes Wort / die lehre von diesem Artickel / mit
gebürlichem vnterscheid fassen / vnd mit Christlicher bescheidenheit den leuten
fürtragen mögen.
Vnd erstlich / wiewol die Menschliche Natur / durch die Sünde so jemmerlich
durchgifftet / vnd verderbet ist / so ist doch gleichwol damit des Menschen
Natur nicht in Stein oder Holtz verwandelt / noch in eines gar vnuernünfftigen
Thiers wesen verkeret / sondern hat behalten nach dem Fall Leib vnd Seele / vnd
wie 18. articulus Confessionis ex Augustino meldet / Menschli
|| [ID00109]
chen verstandt / vernunfft
/ willen / Natürliche kreffte vnd vermögen / nicht in Geistlichen Göttlichen
sachen / sondern in hendeln dieser Welt / vnd dieses lebens / dadurch der
Natürliche Mensch in Weltlichen sachen / so der vernunfft vnter worffen / vnd
dis zeitlich leben belangen / etlicher massen einen freyen willen hat / etwas zu
gedencken / zuwehlen / für zunehmen / zuhandeln / aus zurichten oder
zuvnderlassen / doch inn grosser schwacheit / weil die Natur vnartig / vnd zu
dem vom Teuffel offt gehindert wird.
Zum andern / Was belanget die Sünde / vnd das böse / do ist der natürliche wille
von der Gerechtigkeit alzu frey / vnd der sünde alzu dienstbar / Ro. 6. das er
nicht allein kan aus eigener wahl ausdencken / wehlen / fürnehmen / vnd
ausrichten was böses ist / sondern kan von natur / ohne den Geist Gottes nicht
anders gedencken / wöllen vnd thun / denn was böse vnd Gott zuwieder ist / Gen.
6. vnd 8. Ro 8. vnd darzu hat er willen / lust vnd liebe / Prouer. 3. Esai. 3.
vnd wird vom Teuffel dazu offt wünderlich getriben / Eph 2.
|| [ID00110]
Zum Dritten aber / ist inn diesem Artickel die fürnemste frage / Was die
natürlichen kreffte des Menschen / so durch die Sünde verderbet / vnd denn der
heilige Geist noch nicht angefangen hat zuwiedergeberen vn̅
vernewern in Geistlichen vnd Göttlichen sachen / belangend die bekerung für Gott
/ vermögen / als da sind / warhafftige / rechtschaffene hertzliche furcht Gottes
/ glau be / liebe / etc. anzufangen / vnd zuwege zubringen / (Denn sonst
eusserlich / vnd zum schein / der Pharisaische freye wille / auch in diesen
sachen / sich viel bemühet / aber ist nichts rechtschaffnes) Auff diese frage /
wird aus Gottes wort recht geantwortet / das der natürliche freye wille / in den
sachen / zum guten erstorben sey / vnd nichts vermöge / sondern / das dis alles
ein eigen werck sey / allein GOttes des heiligen Geistes / Aber dieses mus auch
als baldt mit fleis erkleret vnd verwaret werden / das es nicht auff
Enthusiastische weise verstanden werde / als wirckte der heilige Geist die
bekerung im Menschen also / das gar keine enderung vnd bewegung
|| [ID00111]
in des Menschen verstande / wille
vnd hertze / geschehe vnd folgte / Dann wo keine enderung oder vernewerung der
gedancken / sinnes vnd gemühts ist / Wo kein verlangen ist zur gnade Gottes /
keine bewilligung oder Consens des gepredigten Worts / kein guter vorsatz dem
wort zufolge / kein fleis noch mühe dem alten Adam zuwehren / dem bösen willen
zuwiederstreben / vn̅ sich in Gottes willen zuergeben / etc. da
ist ohne zweiffel auch keine warhafftige bekerung / Vnd sollen die leute offt
erinnert werden / das solche stücke in warhafftiger bekerung müssen vorhanden
sein / vnd sollen auch darzu vermanet werden.
Aber dis ist die frage / darauff der rechte status controuersiae, stehet / Woher
der Mensch solche enderung des sinnes vnnd willens / verlangen / bewilligung /
vorsatz / vleis / etc. geschicklicheit / vnd vermögen solchs zugedencken /
zuwöllen / für zunemen / vnd auszurichten / vberkome vnd hab / ob er solchs aus
seinen eigenen krefften allein vermöge / Oder / ob der Mensch aus seiner
na
|| [ID00112]
türlichen
geschicklicheit den anfang mache / vnd alsdann erst der heilige Geist zu hülffe
kome / Oder / wenn der heilige Geist seine wirckung in dem Menschen angefangen
hat / das alsdann der Men sche aus seinen eigenen natürlichen krefften des alten
Adams / etwas vermöge zu seiner bekerung zuhelffen / vnd mit zuwircken / das
also die frage ist / nicht von den newen gaben / newen krefften / vnd newer
geschicklicheit / so der heilige Geist durch seine wirckung in denen die bekeret
werden / gibt / schafft / vnd anrichtet / sondern was der heilige Geist im
menschen für natürliche angeborne art / geschicklicheit / kreffte / vnd vermögen
finde / belangend die Geistliche Göttliche sachen.
Vnd hierauff gibt aus der Schrifft die Confession vnd Apologia im ersten Artickel
/ klare / richtige / gegründte antwort / Nemlich / das die Schrifft zeuge das in
vnd zu solchen Geistlichen sachen / der natürliche Mensch durch den Fall gantz
vnd gar verloren habe / alle tügliche geschicklicheit / krafft vnd vermögen /
auch etwas guts zugedencken /
|| [ID00113]
als
von jm selbs / 2. Corin. 3. Ja wenn gleich das Wort geprediget wirdt / so kan es
der Natürliche Mensch durch seine eigene geschicklicheit vnd kreffte nicht
vernehmen / fassen noch annhemen / Sondern / ist jhm eine Thorheit / j. Corinth.
1. vnd 2. dar ist von Natur kein verlangen / begern / wöllen / fürnehmen / noch
ausrichten / was Gott gefellig möchte sein / wo nicht der heilige Geist beides
gebe / das wöllen vn̅ vollnbringen / Phili. 2. Denn das fleisch
ist dem Gesetze Gottes nichts vnderthan / vnd vermag es auch nicht Rom. 8. Daher
die Schrifft den Natürlichen Menschen nennet Finsternuss / Eph. 5. Johan. 1.
Act. 26. vnd das er in Sünden zum guten todt vnd erstorben sey / Ephe. 2. Col.
2. Augustinus fasset dis fein kurtz / das die Schrifft den Natürlichen Freyen
willen inn Geistlichen sachen abschneide / cogitare, velle, posse & facere,
das gedencken / wöllen / vermögen / vnd thun / was rechtschaffen vnd gut
ist.
Zum Andern / Nimpt die Schrifft dem Natürlichen Menschen in Geist
|| [ID00114]
lichen sachen / nicht
allein alle geschicklicheit vnd kreffte / sondern schreibet jhm dagegen zu gantz
vnd gar / ein wiederwertige vnarth / die Gott stracks wie eine feindschafft
zuwieder sey / Rom. 8. da alles dichten vnd trachten nur böse sey / Gen. 6. vnd
8. da das böse anhenge vn̅ wieder Gottes Gesetz streite / Roma. 7.
daher es genennet wird / ein hartes steinern verstocktes Hertz / Rom. 2. Ezech.
36. Jerem. 17. ja auch in renatis streitet das Fleisch wieder den Geist / Rom 7.
Galat 5.
Zum Dritten / gibt die Schrifft die bekerung / mit alle dem / das darzu gehöret /
alleine dem heiligen Geist / das derselbige das harte Steinern Hertz beschneide
vnd hinweg nehme / vnd ein zartes fleischern Hertz gebe / das Gott fürchte /
Deuteron. 20. Ezech. 36. gebe erleuchte Augen vnd verstandt / Ephe. 1. Deuteron.
29. geneigten willen / geschicklicheit / kreffte vnd vermögen zuthun / was Gott
gefellt / 2. Corinth 3. Philip. 2. rechte Busse / Acto. 5. 11. 2. Tim 2. waren
Glauben / Ephe 1. vnd 2. wahre liebe Gottes / vnd des Nech
|| [ID00115]
sten / Ephe. 5. vnd Summa /
das niemandt ko̅ nne den Sohn kennen / vnd zu dem selbigen kommen
/ es erleuchte vnd ziehe jhn denn der Vater / Matth. 11. Johan. 6. das wir also
in der bekerung nichts haben / das wir nicht von jhm in der Wiedergeburt vnd
vernewerung entfangen hetten / 1. Corin 4. Jacobi 1. Vnd bleibt doch gleichwol
auch in den Heiligen inn diesem Leben noch das fleisch wiewol gecreutziget / das
noch jmmerdar wieder den Geist streitet / dawieder der Geist jmmer kempffen mus
/ Galat. 5. Wenn aber der heilige Geist seine Wirckung bey vns anhebet / so
entfangen wir dardurch vnnd haben / wiewol in grosser schwacheit / tugligkeit /
guten willen / vorsatz / fleis / krefft vnd vermögen zum guten / Aber dasselbige
nicht von vns selbs / Sondern ist ein Gabe GOTtes des heiligen Geistes / Wie
Augustini Spruch fein faget: Nos ergo volumus & operamur, sed DEVS in nobis
operatur, & velle & facere. Hoc expedit nobis & credere &
dicere, vt sit humilis & submissa CONFESSIO, & detur
|| [ID00116]
totum DEO. Tunc enim tutius
viuimus, si totum DEO damus, non autem nos illi ex parte, & nobis ex parte
committimus. De bono perseuerantiae, cap. 6. & 15.
Dis ist die rechte reine wahre Prophetische vnd Apostolische Lehre von diesem
Artickel: Was nun wieder solche klare gegrünte meinung der schrifft streitet /
das mus gestrafft vnd verworffen werden / als der alten vnd newen Pelagianer /
vnd aller Papisten Lehre / das der Mensch entweder solches alles was zur
bekerung gehöret / aus seinen eigenen krefften vermöge / oder vermöge doch den
anfang zumachen / welchen darnach der heilig Geist zuhülffe kome / oder wenn der
heilige Geist durch seine wirckung die handt zur bekerung angelegt hat / das der
Natürliche Mensch von sich selbs / aus seinen eigenen Natürlichen krefften /
noch etlicher massen habe eine geschicklicheit vnd vermögen / das Wort
anzunehmen / zu der gnaden sich appliciren / dem Heiligen Geist raum zugeben /
etc. Wie dann der Alte Adam allzeit sich selbs preisen / vnd seine kreffte gerne
rhümen wil. Aber Au
|| [ID00117]
gustinus
sagt fein / de Natura & gratia, capite 53. Quid tantum de naturae
possibilitate praesumitur, vulnerata, sauciata, vexata, perdita est, vera
confessione & sanatione, non falsa defensione opus habet. Vnd sol dis alles
gerichtet werden / nicht zum vnnötigen gezenck / sondern dahin / das die
Christen solche gaben des heiligen Geistes erkennen / jm dafür dancken / zu dem
rechten Artzt / der inn diesen sachen allein helffen kan / sich finden vnd
halten / vnd das sie wissen mögen / bey wem sie solche gaben suchen sollen.
Zum Vierden / mus in dieser Lehre auch das gemeldet werden / wie vnd wo durch der
heilige Geist solchs / was zur bekerung gehöret / wircken vnd geben wölle /
nemlich / nicht one mittel / wie die Enthufiasten sagen / Sie wöllen wedder mit
dem Wort / noch Sacramenten sich bekümmern / Sondern jmmer für sich hinleben /
vnd so lang warten / bis Gott ohne mittel jnen die bekerung eingebe / vnd sie
mit gewalt ziehe / das sie es fühlen können / das es Gottes Wirckung sey /
sondern Gott hat dar zu ein
|| [ID00118]
gesetzt / vnd gegeben die ördentliche mittel / das Mündtliche Wort /
vnd die Sacramenta: Das Wort sollen wir hören vnd betrachten / die Sacramenta
brauchen / denn also / vnd dardurch wil der heilige Geist krefftig sein / seine
gaben vnd wirckungen geben. Derhalben sollen die leute / die solcher gaben des
heiligen Geistes bedürffen vnd begern / zum Wort vnd Sacramenten / als
ördentliche mittel / vnd Werckzeug des heiligen Geistes / geweiset werden.
Zum letzten / gehöret zu dieser lehre auch die erinnerung / das der heilige Geist
mit seinen gaben / vnd mit seiner Wirckung / alles was zur bekerung gehöret /
nicht alsbaldt / vnd auff einmal gar ausrichtet vnd volnbringet / Sondern wie es
durch die ördentliche mittel vom heiligen Geist wird angefangen / also wirds
auch von demselbigen durch die ördentliche mittel / wiewol in grosser schwacheit
/ gefürdert / gestercket / vermehret / erhalten / vnnd bis ans ende hinaus
geführet / Sollen derhalben die Christen vermahnet werden / wenn der heilige
Geist solche Wirckung durchs
|| [ID00119]
Wort
bey vns anhebet / das wir solchs nicht hindern vnd zerstören / denn das heist /
dem heiligem Geiste wiederstreben / Acto. 7. Sondern die newe angefangene gaben
des Geistes inn vns mit fleis vnd ernst vben / zum wort vns jmmer halten / vnd
daneben fleissig beten: Denn also vnd dardurch wil der heilige Geist / was er
angefangen hat / fordern / stercken / mehren / erhalten / vnd bis zum ende
hinaus führen / wie das gleichnus von den fünff Centner / Matth. 25. leret: Vnd
das meinet Christus / wenn er spricht / Wer da hat / dem wird gegeben werden /
Vnd wer nicht hat / dem wird dasselbige / was er hat / genommen werden: Das wil
auch Augustinus / de Dogmat. capit. 32. DEVS agit in nobis, vt velimus &
agamus, nec ociosa in nobis esse patitur, quae exercenda, non negligenda dedit,
vt & nos coöperatores simus gratiae DEI. Ist derhalben salsch vnnd vnrecht /
das ettliche fürgeben / Weil es Gottes gaben sind / so wöllen sie sich keines
dinges annehmen / noch beuleissigen wieder keine böse lust streiten / etc. Denn
/ das wir arme Men
|| [ID00120]
schen der
wirckung des heiligen Geistes wiederstreben / vnd seine gaben wie derumb
verlieren / vnd verwarlosen können / ist leider allzu wahr / Wieuiel
schreckliche Exempel in der Schrifft zeugen / Das wir aber nicht wiederstreben /
sondern folgen / ist auch ein gabe des heiligen Geistes / der jmmer dabey sein
mus / nicht allein wenns angefangen sol werden / sondern auch wens gefordert /
gemehret / erhalten / geübet sol werden / wie dauon Augustinus aus Gottes Wort
schön schreibt / De Correp. cap. 12.
Auff diese weise kan die Lehre den einfeltigen auffs aller bequemlichst zur
erbawung fürgetragen / von allem Papistischen Sawrteig gereiniget / vnd für
aller verfelschung rein verwharet werden.
Von den Sacramenten in gemein.
SACRAMENTA heissen eusserliche sichtliche zeichen oder Ritus,
|| [ID00121]
die ausdrucklichen befehl Gottes
im Newen Testament haben / vnd sind in die verheissung der gnaden Gottes
gefasset / vnd damit verbunden / also / das durch solche Sacrament der liebe
Gott seine gnaden güter fürtragen / anbieten / reichen / zueignen / bestettigen
/ vnd versigeln wil / einem jeden / der die Sacrament in rechtem Glauben nutzet
vnd brauchet. Vnd daraus kan man nun leicht vnd gründlich vrtheilen / das
eigentlich zureden / nicht Sieben Sacrament sein / wie die Papisten zelen. Der
Ehestandt ist wol ein heiliger Standt / vnd ein Mysterium, geheimnus / oder
bedeutung des HErrn Christi / vnd der Kirchen seiner Braut / Ephe. 5. Aber weil
dabey kein sonderlicher eusserlicher Ritus, aus Gottes befehl verordnet ist / er
auch nicht hat verheissung der gnaden Gottes / vnd vergebung der Sünden / also /
das dieselbigen güter durch dis mittel solten applicieret werden / so ist es
eigentlich zureden / nicht ein Sacrament / wie die Tauffe vnd des HErren
Abendtmal ist. Desgleichen helt sichs auch mit der Ordination Mini
|| [ID00122]
strorum Ecclesiae. In
Confirmatione vnd in der letzten Olung feilen beide stück / so zur arth vnd
eigenschafft eines Sacraments gehören / Denn wir haben keinen ausdrucklichen
befehl im Newen Testament von solchen Salben vnnd schmieren / mit Oly vnd Cresam
/ Auch haben wir keine verheissung / das Gott durch solch salben vnd schmieren /
wölle den heiligen Geist / vnd vergebung der Sünden geben. Vnd ist gar ein
grosser freuel / ohne Göttlichen befehl vnd verheissung / an Ritus von Menschen
erdacht / den heiligen Geist / Gottes gnade / vnnd vergebung der Sünden / binden
/ wie auch die execrationes Olei & Chrismatis, voller schrecklicher grewel
sein / Derhalben können vnd sollen die viererley nicht für solch Sacrament
gehalten werden / wie die Tauffe / vnd das Abentmal des HErrn ist. Wenn aber
diese stücke aus der zahl der Sacrament ausgesetzt werden / sollen die Leute
fein mit bescheide berichtet werden / das wir darumb vnd damit den Ehestand /
vnd die Ordinationem Ministrorum Ecclesiae nicht verwerfen /
|| [ID00123]
noch schmehen / Auch die Jugent
nützlicher bestetigung im Christenthumb / vnd die Krancken nötiges trostes nicht
berauben / Denn wie nach Gottes beuelch / ohne Aberglauben vnd Abgötterey / die
Eheleute zusammen gegeben / die beruffene Prediger ordinieret / die Krancken
besucht vnd getröstet sollen werden / sol hernach in der Kirchenordnung gesetzt
werden. Auch sol verordnet werden / wie die getauffte jugendt / wenn die
erstlich zum Abendtmal des HErrn gestatet wird / sol vnderrichtet vnd vermahnet
/ vnd mit dem gemeinen Gebet in jhrem Christenthumb bestetiget werden.
Wenn man nun fraget / Wieuiel Sacrament im Newen Testament sein / So ist das klar
/ das die Tauffe / vnd das Abendtmal des HErrn / warhafftige Sacramenta sein /
denn dauon haben wir beide stücke / die zum rechtem Sacrament gehören / in
Gottes Wort ausgedrücket / den befehl vnd die verheissung Gottes. In der
Absolution ist kein gewisser eusserlicher ritus von Gott verordnet / vnd
geboten: Allein weil
|| [ID00124]
durch die
Absolution / die verheissung der gnaden applicieret wird singulis petentibus
& credentibus. Einem jeden insonderheit / der es im rechten Glauben begeret
/ ists nicht vbel gethan / wenn man sie mit vnter die Sacrament rechnet / wie
auch die Apologia thut. Vnd sollen hierüber die Pastores kein gezenck
machen.
Das aber auch die Sacramentschwermer nicht mögen in diese Kirchen einreissen /
sollen die Leute für diesem jrem Irrthumb gewarnet werden / das sie fürgeben /
die Sacramenta sein allein eusserliche zeichen / die da Gottes gnade nur
bedeuten / oder eusserlich dauon allein zeugnis geben / vnd erinnerung thun. Es
sol aber dargegen aus Gottes Wort geleret werden / das die Sacramenta sein
solche handlungen / die Gottes sein selbs eigen Werck sind / die er selbs
gegenwertig / durch den Diener verrichtet / in welchen / vnd durch welche er die
verheissene gnade / vnd alle erworbene güter in Christo fürtregt / reichet /
zueignet / bestetiget / vnd versigelt / einem jeden / der sie im rechten Glauben
|| [ID00125]
nutzet / vnd brauchet / das
also Gott selber / durch die Sacrament in vns krefftig ist vnd wircket.
Derhalben auch die Sacramenta, vnnd derselbigen krafft / nicht stehen auff des
Dieners wirdigkeit / oder vnwirdigkeit / Sondern / wenn sie nach verordnung des
HErrn Christi verhandelt werden / so ist ers selber / der durch den Diener /
laut seiner wort / Absoluieret / Teuffet / vnd sein Abendmal reichet.
Von der Beicht vnd Absolution.
IN der Bepstischen Ohrenbeicht wird aus Gottes Wort zweierley gestrafft /
Erstlich / das sie fordert volnkomene vnd ausdrückliche erzelung / vnd
offenbarung gegen dem Priester / aller vnd jeder Sünde / also / das die Sünde /
so dem Priester in der Beicht nicht offenbaret wirdt / nicht könne vergeben
werden. Zum andern / das solch werck der Beicht mit verdien
|| [ID00126]
stlich vnd nötig sey zur
Vergebung der Sünden. Aber wenn dis aus Gottes Wort / wie billich gestrafft wird
/ so mus dieser bericht dabey gethan werden / das es nicht die meinung habe /
als wolte man die Beicht gantz vnd gar verwerffen / vnd aus diesen Kirchen hin
weg thun / Sondern / es sol fein mit bescheide angezeigt werden / was man für
eine Beicht / auff was meinung / vnd aus was vrsachen / nach Gottes Wort haben
vnd behalten wölle. Für Gott sol ein jeder teglich alle seine Sünde ausdrücklich
bekennen / Psalm. 32. Auch do er jemandts beleidiget hat / das sol er
demselbigen bekennen vnnd abbitten. Matth. 18. Luc. 17. Jacobi 5.
Die Beichte aber vor dem Pastor / wenn jemandt zum Abendtmahl des HERrn gehen wil
/ sol also vnd darumb gehalten werden / Erstlich / das ein Christ / gegen seinem
Seelsorger sich in vnd mit der Beicht erklere / wie er seine Sünde erkenne / vnd
seinem lieben GOtt bekenne / was er für Busse habe / wie sein Glaube stehe / was
er für
|| [ID00127]
einen Vorsatz zur besserung
habe / das daraus der Pastor vernehmen möge / Ob er zulösen oder zubinden
sey.
Zum Andern / Das der Pastor / wo er vermercket / das es etwas an einem stück
mangelt / könne berichten / vnterweisen / vermahnen / vnd anzeigen / wie nach
GOttes Wort / die Busse / der Glaube / der vorsatz zur besserung / solle gestalt
sein / Denn jhrer viel verstehens nicht gnugsam / vnd die es verstehen / seind
gemeiniglich gar kalt zur Bussezum Glauben / vnnd zur Besserung: wen̅ aber in solcher priuat vnterredung bericht vnnd vermahnung
geschicht / aus Gottes Wort / so ist ohne zweiffel Gott durch sein Wort krefftig
/ wahre Busse / Glaube / vnd besserung zuwircken / vnd zugeben.
Zum Dritten / Wenn der Pastor weis / das seine Schefflein inn Sünden liggen / kan
er sie in solcher priuat vnterredung desto bequemer aus Gottes Wort straffen /
vnd zu wahrer Busse vermahnen.
|| [ID00128]
Zum Vierden / Wenn ein armes Gewissen / etwa anliggen / beschwerung oder
anfechtung hat / kan es in solcher vnterredung / bey seinem Seelsorger radt vnd
trost suchen.
Zum Fünfften / das nicht jemandt aus vnwissenheit oder vnbedacht das Abendtmal
des HERrn zum Gericht entfangen möge / so wird er in der beicht gerichtet /
erinnert / vnd vermahnet / das vnd wie er sich prüfen solle.
Zum Sechsten / sol diese Beicht darumb gehalten werden / auff das also in warer
Busse / durch rechten Glauben die priuat Absolution bey dem HErrn Christo / im
Wort gesucht / vnd von jm / durch das mittel des Dieners entfangen werde. Also
ist die Beichte / wie wir die halten / Gottes Wort gemes / hat grossen nutz /
vnd wird viel frucht schaffen. Vnd wenn die Leute des berichtet / vnd es recht
bedencken werden / so darff man sie nicht treiben / nötigen / oder zwingen zur
Beicht / Sondern / der grosse nutz / vnd jre eigen noth / wird sie wol darzu
fordern. Wer aber das alles nicht achtet / an dem kan man dabey leicht erkennen
/ was er für ein Christ sey.
|| [ID00129]
Fürnemlich aber sol die lehre von der Absolution wol erkleret werden / weil
vorhin der Bapst dieselbige mit seiner gnugthuung / vnd mit der Heiligen
verdienst beschmeisset / vnd jetzundt die Sacramentschwermer / auch etliche
andere / dieselbige zum teil verachten / zum teil gar verwerffen / auff das die
Leute aus Gottes Wort berichtet werden / was herrlichen schönen trost die arme
gewissen finden in der Absolution / vnd also von derselbigen viel vnd hoch
halten / die offt vnd gern in rechtem Glauben brauchen. Es ist aber die
Absolution nichts anders / denn eben die Verheissung des Euangelij / von Gottes
gnade / vnd von Vergebung der Sünden / durch den Glauben / vmb Christus willen /
die sonst in der gemeinen Predigt allen fürgetragen wird / aber mit diesem
vnterscheid / in der gemeinen Predigt wird dieselbige verheissung in gemein
fürgetragen / angebotten / gereicht / vnd zugeeignet allen Gleubigen / Aber in
der Absolution wird dieselbige Verheissung insonderheit einem jeden für sein
Person / der in rechtem Glauben
|| [ID00130]
derselbigen braucht / fürgetragen gereichet vnd zugeeignet. Nun sol auch in der
gemeinen Predigt die verheissung des Euangelij / nicht allein Narratiue, oder
Recitatiuè gehandelt / sondern die leute sollen vermahnet werden / das sie
dieselbige durch den Glauben ergreiffen vnd annemen sollen: Vnd wer also die
verheissung des Euangelij / so in gemein wird fürgetragen vn̅
angeboten / durch den Glauben in sein Hertz fasset / vnd also zu sich nimpt /
der sol wissen / vnd nicht zweiffeln / das jhm dardurch der liebe Gott
warhafftig vnd gewislich reiche / schencke / vnd zueigne / was die verheissung
fürtraget vnd anbeut / Daher ein alter guter nutzer brauch komen ist / das die
Predigten beschlossen werden / mit einer gemeinen Beicht vnd gemeinen Absolution
/ dadurch angezeigt wird / das die zuhörer die lehr / so in der Predigt aus
Gottes Wort fürgetragen wird / nicht sollen in gemein hin hengen lassen /
Sondern de applicatione gedencken / zur Bus / zum Glauben / zur besserung / wie
von solcher gemeinen Absolution hernach sol gesagt werden.
|| [ID00131]
Es kan aber ein armes Gewissen seinen schwachen Glauben / aus der gemeinen
Predigt / offt nicht gnugsam stercken / denn es gleubt wol / das Gottes
verheissung war sey / vnd allen Gleu bigen gegeben werde / Aber dauon
disputieret es / Wer weis / ob der liebe dir armen grossen vnwirdigen Sünder
solche hohe Himlische Schetze / vnd güter auch geben wölle / Du wündschest /
begerest / gleubest / trawest ja wol / aber wer weis / was Gott im Himel
gedencket / vnd von deiner Person beschlossen habe / etc.
Hie hat nun der Sohn Gottes den schwachen Glauben zustercken / vnd die arme
Gewissen zutrösten / nicht allein in gemein das Euangelium geprediget / Sondern
auch Priuatim / vnnd insonderheit / Armen Gewissen Vergebung jrer Sünde
verkündiget / Mat. 9. dem Gichtbrüchigen / Lu. 7. der offen baren Sünderin /
Luc. 19. dem Zacheo Luc. 23. dem Mörder am Creutze / Vnd do die Phariseer
alleine die gemeine annunciationem haben wolten / aber die priuatam
Absolutionem, für
|| [ID00132]
Gottes lesterung
schalten / Matth. 9. Luc. 7. vertheidiget der HErr Christus dieselbige / vnd
bestetigts mit Wun derwercken / das jm die macht gegeben sey / Vergebung der
Sünden nicht allein in gemein zuuerkündigen / Sondern auch dieselbige einem
jedem Gleubigem der es sucht vnd begeret / insonderheit zureichen / zueignen /
vnnd versichern / mit der vertröstung / Sey getrost mein Sohn / deine Sünde
seind dir vergeben / Matth. 9. Gehe hin im frieden / dein Glaube hat dir
geholffen / Luc. 7. solche gewalt aber hat der Sohn Gottes nicht allein
gebraucht / da er persönlich ohn mittel auff Erden vergebung der Sünden
geprediget hat / sondern hat dieselbige Schlüssel des Himelreichs verheissen vnd
gegeben seinen Aposteln / vnd allen so sein Wort lauter vnd rein führen /
Quicquid solueritis in terra, & c. Mat. 16. & 18. Quorum cumque
remiseritis, etc. Joh. 20. Nicht aber also / das einig Mensch für seine Persone
macht habe / für GOtt Sünde zuuergeben / Denn das gehöret allein Gott / Esai.
43. vnd die macht ist alleine des Menschen So
|| [ID00133]
ne gegeben / Matth. 9
Sondern / das Christus solche seine macht / Sünde zuuergeben / jetzundt alhier
auff Erden brauchen vnd erzeigen wil / durch das mittel des Ministerij, jha so
gewis vnd warhafftig / als Mattth. 9. Luc. 7. Denn er ist selbs dabey / wie er
verheissen hat / Mat. 28. vnd wil dadurch mit seinem Geist krefftig sein / wie
er darumb saget Joh. 20. Accipite Spiritum sanctum, quorum remiseritis & c.
Derhalben mus man in der Absolution nicht sehen auff des Dieners Person /
sondern auff diesen grundt / Das der Sohn Gottes selbs da gegenwertig / durch
seinen Diener / dir vergebung deiner Sünde reichen / zueignen / vorgewissen /
vnd versichern wil / das es heissen sol / Was also auff Erden gelöset wirdt /
sol auch im Himel los vnd vergeben sein / Matt. 16. 18. Johan. 20.
Aus diesem warhafftigen grunde ist klar zuuernemen / was wir in der Absolution
für herlichen schönen trost haben / Nemlich / Das ich weis / wo ich hie auff
Erden meinen lieben Erlöser vnd Heilandt Jesum Christum finden vnd
|| [ID00134]
antreffen kan / do er durch sein
Wort / mit meiner armen Person insonderheit handeln möge / vnd mir für meine
Person vergebung meiner Sünden reichen / schencken / zueignen / vorgewissen /
vnd versichern / das ich nicht darff im zweiffel stehen / was Gott droben im
Himel von meiner Person gedencke / vnd beschliesse / Sondern / das ich alhie
auff Erden desselbigen kan gewis werden / nicht von schlechten Menschen /
Sondern vom HERRN Christo selber / durch den Diener / Also / das es im Himel
gelte. Vnd darzu wil er den heiligen Geist geben / Joha. 20. der durchs Wort den
Glauben stercken vnd erhalten wil / das auch dieser vrsachen halben / die
Absolution hoch zuhalten ist. Diese gewalt aber der Schlüssel stehet nicht darin
/ das ein Prediger macht habe / seines gefallens / wie / vnd wenn er wil /
zuabsoluieren. Auch sollen die Leute nicht gedencken / wenn sie gleich ohne
Busse vnd Glauben sein vnd bleiben / wenn sie nur die Absolution brauchen / das
es dann kein noth habe. Sondern die Schlüssel sollen geführet vnd
|| [ID00135]
gebraucht werden / nach dem befehl
vnd verordnung des HErrn Christi / Nemlich / das den busfertigen / die durch den
Glauben bey Gott Gnad vnd Vergehung der Sünden vmb Christus willen suchen / die
Absolution mitgetheilet sol werden / vnd das die der Absolution sich zutrösten
haben / so dieselbige in warer Busse / durch rechten Glauben nutzen vnd
brauchen: Dann den vnbusfer tigen vnd vngleubigen sollen nach Christi befehl die
Sünde nicht gelöset / Sondern gebunden vnd behalten werden / Matth. 16. Johan.
20. Vnd der vrsachen halben behalten wir die Beicht / wie vorgemeldet / das der
vnterscheidt nach Christi befehl gehalten könne werden / wo Sünden zulösen /
oder zubinden sey. Es müssen aber auch betrübte Gewissen des berichter werden /
das die Absolution nicht darauff stehe / wie fest / starck / köstlick / vnd
volkommen / beide Busse vnd Glauben sey / Sondern der grundt stehet allein auff
dem gehorsam / Leiden vnd sterben Ihesu Christi. Vnd eben darumb sol die
Absolution gebrauchet werden /
|| [ID00136]
das
dardurch der Sohn Gottes beyde. Bus vnd Glauben mehren / stercken / vnd erhalten
wolte.
Was belanget die Formam Absolutionis, wie die gebraucht möge werden / dauon sol
hernach im Andern Teil von den Ceremonijs bericht geschehen.
Von der Heiligen Tauffe.
DIe Lere von der heiligen Tauffe / von dem befehl / von der verheissung / nutz
vnd frucht der Tauffe / Was dieselbige sey / was sie nutze vnd wircke / was sie
bedeute / vnd das Wasser für sich solche grosse dinge nicht thue etc. Die Lere
sol dem Volck fein einfeltig vnd trewlich fürgetragen werden / wie sie aus
Gottes Wort zusammen gezogen vnd gefasset ist / im Catechismo / vnd in den
dreyen herrlichen Sermonen Lutheri von der Tauffe / auch in Locis Communibus
Philippi, vnd in andern reinen Schrifften.
|| [ID00137]
Weil aber bishero in diesen Kirchen die Tauffe noch auff Papistische weise
geweihet worden ist / sollen die Leute aus Gottes Wort fein grüntlich berichtet
werden / welchs die rechte weihe vnd heiligung der Tauffe sey / Woher sie die
krafft habe / das sie sey ein Badt der wiedergeburt / vnd ernewrung / welches
die Sünde abwesschet / Tit. 3. Act. 2. vnd 22. Nemlich vom Wort Gottes / in
welches das Wasser damit getaufft wird / gefasset / vnd damit verbunden ist /
das Christus in seinem wort befehl gegeben / mit Wasser zuteuffen / im Namen des
Vaters / des Sons / vnd des heiligen Geistes / vnd daran die verheissung
gehenget / Wer da gleubet vnd getaufft wird / der wird sehlig werden / Denn ohne
das wort ist das Wasser schlecht Wasser / vnd keine Tauffe / wenn gleich alles
Saltz vnd Schmaltz / alles Wachs / mit allen Creutzen zusamen geschmoltzen würde
/ wenn aber auff vnd nach solchem befehl vnd verheissung / mit den Worten / die
Tauffe gehandelt wird / so ist da Gott Vater / der vns selig macht / durch das
badt der Wieder
|| [ID00138]
geburt / Tit.
3. Gottden Sohn / der seine gemeine reiniget / durch das Wasserbadt im Wort /
Ephe. 5. Der heilige Geist / der vns durch solch Wasser bad im Wort new geberet
/ vnd vernewert / Johan. 3. Tit. 3. Vnd daher hats die Tauffe / das sie ist ein
selig Badt zuwaschen vns von Sünden. Der Bapst aber hat durch sein weihen die
Leuthe von solchem Wort Gottes vnd grunde abgeführet / vnd sie dahin geweiset /
Wenn das Wasser beschworen / die Tauffkertze darin gesteckt / der Cresam hinein
gegossen / viel Creutz darüber gemachet werden / das also dadurch / vnd daher
die Tauffe jhre krafft habe zur vergebung der Sünden vnd Seligkeit / So doch
dauon wedder befehl / noch Verheissung in Gottes Wort ist / Vnd ist ein grewlich
ding / das man Gottes Wort hindan setzen / vnnd Menschen Fündlein solche grosse
dinge zuschreiben darff / welchs fürwar ein rechte Abgötterey ist: Wie dann auch
das beschweren des Wassers / weil es geschicht ohne befehl vnd verheissung
Gottes / ein rechte Zauberey ist. Auch wird da
|| [ID00139]
bey die anruffung der
Heiligen gebrauchet / vnd ausdrücklich gebeten / das Johannes Baptista die
Tauffe heiligen wölle / auff das dadurch die sünde mögen gereiniget werden.
Solches sollen die Prediger aus der Bepstischen Agenda nehmen / vnd dem Volck
erkleren / was es für ein grosser grewel sey / vnd dargegen sie weisen auff die
rechte heiligung der Tauffe / wie gemeldet ist
Sol derhalben hinfüro solch Papistisch Tauff weihen / in diesen Kirchen gentzlich
vnterlassen werden / Denn wir die Tauffe nicht besser können noch sol len machen
/ denn wie Christus getaufft ist / vnd wie die Aposteln getaufft haben / die
haben kein sonderlich Wasser / das vorhin beschworen / vnd geweiher were / darzu
genommen / Sondern / wenn sie gemein Wasser genommen / vnd dasselbig in der
handlung der Tau ffe in das Wort des befehls / vnd der verheissung der Tauffe
gefasset / so haben sie es dafür gehalten / das dardurch die Tauffe
rechtschaffen / vnd reichlich gnug geheiliget sey.
|| [ID00140]
Es sol auch das Volck berichtet werden / das die Substantz / vnd das wesen der
heiligen Tauffe darinn stehe / das es sey ein Wasserbadt im Wort / Ephe. 5. Also
das es ein rechtschaffene volnkomene Tauffe ist / wenn jemant mit Wasser
getaufft wirdt im Namen des Vaters / des Sons / vnd des heiligen Geistes / Wenn
gleich keine andere Ceremonien darzu kommen / Vnd derhalben mus ein grosser
vnterscheidt gehalten werden / zwischen dem / darinn die rechte Substantz der
Tauffe stehet / vnd zwischen Gebeten / Lectionen / vnd andern Ceremonien / so
sonst dabey gebraucht werden. Vnd weil vnter denselbigen Ceremonien ettliche
sind / an welchen öffentlicher Aberglaube hengt / Als / wie man im Bapsthumb
handelt / mit geweihetem Saltz / mit dem Speichel / mit dem Aue Maria, mit dem
Oly / Cresam / vnd brennenden Liechte / Also das die krafft vnd wirckung / so
eigentlich der heiligen Tauffe gehört / gegeben vnd zugeschrieben wird / dem
geweihetem Saltz / dem Oly vnd Cresam / wie solchs jhre Agenda ausweiset /
sollen die
|| [ID00141]
selbigen Ceremonien bey
der Tauffe vnterlassen vnd weg gethan werden / Aber andere nützliche Lectiones /
Gebet / Fragen / etc. dadurch die lehre von der Tauffe / von der Erbsünde / vom
Glauben / von der Wiedergeburt / vnd vernewerung / kurtz vnd nützlich erkleret
wird / sollen gehalten werden / wie inn dem Tauffbüchlein Lutheri / welches in
den benachbawrten Reformirten Kirchen gebreuchlich / verfasset ist / Vnd das
alles sol in bekanter Deudscher sprach gehandelt werden / das die vmbstehenden
vernehmen mögen / was für ein grosser ernst dar gehandelt werde / vnd sie desto
hertzlicher mit beten / auch jhrer Tauff sich erinnern mögen. Derhalben sollen
auch die Pastores inn der Predigt die gantze handlung der Tauffe offt dem Volck
erkleren.
Hieneben mus auch der bericht geschehen / Ob wol im Bapsthumb viel superstitiones
mit vnter gelauffen / weil aber dennoch die Substantialia Baptismi geblieben
sind / das die jenigen / so im Bapsthumb getaufft sind / eine rechte
|| [ID00142]
volnkommene Tauffe haben / weil
dieselbige stehet vnnd beruhet / nicht auff des Priesters vnwirdigkeit / oder
misbrauch / Sondern auff dem Worte des HErrn Christi / Ephe. 5.
Es sol auch die Kirche verwarnet / vnd die reine Lehre von der Kindertauffe mit
vleis verwaret werden / für der Wiederteuffer jrthumb / Vnd sol in diesen
Kirchen bleiben vnnd gehalten werden / das man die Kinderlein zur Tauffe schicke
/ vnnd sie teuffen lasse: Hieneben aber sol auch fleiseig die Lere getrieben
werden / das die Leute nicht meinen / es geschehe also / von wegen alter
gewonheit / Sondern / das sie lernen betrachten / die vrsachen / Worumb man mit
den Kinderchen zur Tauffe eilen solle / welch ein wichtiger ernster handel da
sey / wenn ein Kindlein getau ffet wird / was die Tauffe den Kinderchen nutze.
Vnd dis gehet aus dem grunde der Schrifft von der Erbsünde / Nemlich / das die
Kinderlein in sünden entfangen / vnd geboren werden / Psalm 51. vnd derhalben
von Natur Kinder des zorns sein / Ephe. 2. vom
|| [ID00143]
Reich Gotts ausgeschlossen / dann
was vom Fleisch geboren ist / das ist Fleisch / vnd da es nicht von newen wider
geboren wird / kan es nicht in das reich Gottes komen / Joh. 3. so wirds ohn
zweyfel gehören vnter das reich des Sathans / Col. 1. zur verdamnus / Rom. 5.
Nun können oder sollen ja fromme Eltern jren Kindern nicht gönnen / das sie in
solchem jammer vnd elende bleiben / vnd ewiglich verderben möchten / sondern
sollen ja billich darnach trachten / wie jnen möcht gerahten vnd geholffen
werden. Nun ist Christus als ein Erlöser vnd Heilandt gestorben / wie für alle
Menschen / also auch für die Kinderlein / vnd von denselben spricht er
ausdrücklich: Lasset die Kinderlein zu mir kommen / denn solcher ist das
Himelreich. Item / es ist nicht der wille meines Himlischen Vaters / das eines
von den kleinen sol verloren werden / Matth. 18. vnd 19. Marci. 10. Es wirdt
aber die gnade Gottes in Christo zur Seligkeit für getragen / gereichet vnd
zugeeignet / nicht ohn mittel / sondern durch ördendtliche mittel / des Worts
vnd
|| [ID00144]
der Sacrament / (wie droben
vielmals gemeldet) von Gott dar zu eingesetzet. Derhalben weil Christus die
Kinderlein wil selig haben / so mus ein sonderlich mittel von Gott dar zu
verordnet sein / dadurch Gottes gnade / vergebung der Sünden / zur seligkeit in
Christo jhnen gegeben / gereicht / vnd zugeeignet werde / wie im Alten Testament
/ also auch im Newen Testament.
Nu kan man durchs blosse Wort alleine mit den Kinderlein nicht hande len / Denn
man kan sie noch nicht leren / Derhalben mus es durch die Sacrament geschehen /
wie im Alten Testament durch die Beschneidung / Vom Abendtmal aber des HERrn /
spricht Paulus / Der Mensch prüfe sich selbs / Item / er sol vnterscheiden den
Leib des HErrn / j. Corin. 11. welches die Jungen Kinderlein noch nicht thun
können. Derwegen bleibt noch die Tauffe vbrig / das dieselbige ein solch mittel
sey / wie solches gewaltigen grundt inn der Schrifft hat / denn Christus spricht
/ Der Kinder ist das Himelreich / Matt. 19. Es kan aber niemandt ins Himel
|| [ID00145]
reich kommen / er sey dann
wiedergeboren / vnd dasselbige geschicht durchs Wasser vnd den Geist / Johan. 3.
Denn die Tauffe ist ein solch Badt der Wiedergeburt / Tit. 3. Derhalben müssen
die Kinderlein getaufft werden / auff das sie wiedergeboren werden / vnd also
ins Himelreich kommen. Item / es ist des Himlischen Vaters wille / das die
Kinderlein nicht sollen werden verloren / sondern selig werden / Matth 18. Die
Tauffe aber ist ein Badt der Wiedergeburt / dadurch Gott selig macht / die das
ewig leben ererben sollen / Tit. 3. Item / wenn die Kinderlein / so in Sünden
entfangen vnd geboren sind / nicht sollen verloren werden / so müssen sie
vergebung der Sünden haben / Die Tauffe aber ist ein solch mittel / dardurch die
Sünde abgewasschen / vnd vergeben wird / Acto. 2. vnd 22. Derhalben sollen die
Kinderchen getaufft werden / denn Christus befilcht / wir sollen die Kinder zu
jhm bringen / Wie können wir aber solchs thun? Da antwortet Paulus / Die
getaufft werden / die ziehen Christum an / Gal 3. werden auff seinen
|| [ID00146]
Todt getaufft / vnd jm eingeleibet
/ Rod. vnd Act. 2. Da Petrus spricht / Lasset euch teuffen zur vergebung der
Sünden / setzet er bald dis darzu / Diese verheissung ist ewer vnd ewer Kinder /
eben wie im Alten Testament von der beschneidung geschrieben siehet / Gen. 17.
Derhalben hat die Kindertauffe guten bestendigen grunt in Gottes Worte / wie
daruon mehr argumenta & refutationes Anabaptistarum in andern Schrifften
zufinden / Denn wir diesen kurgen bericht allein darumb haben wöllen hieher
setzen / die Pastores zuerinnern / das allezeit bey der Lehre grundt sol
geführet werden / vnd die Leute aus solchem grunde vermanet mügen werden / Aus
was vrsachen sie jhre Kinderlein zur Tauffe schicken sollen / was da gehandelt
werde / wenn ein Kindlein getaufft wird / Nemlich / wie es durch CHristum von
Gottes zorn vnd aus dem reich des Teuffels erlöset / Gottes gnade / vergebung
seiner Sünde bekommen / vnd also ins Himelreich eingehen müge / Derhalben die
vmbstehenden mit allem ernst sollen beten helffen.
|| [ID00147]
Vnd eben dadurch / werden auch die
andern erinnert / was sie in jrer Kindlicher Tauffe entpfangen haben / wie dann
die Prediger dis stücke fleissig sollen treibe̅ / wie sich die
wirckung vnd trost der heiligen Tauffe / durch das gantze leben des Menschen
strecke vnd beweise / quod ad reconciliationem & renouationem.
Es mus auch bey dieser Lehre / den andern Sacramentschwermern gewehret werden /
denn die Caluinisten sprengen vnter die Leute / gar einen schedtlichen jrthumb /
das die kinder / so von bekerten Eltern geboren werden / ob sie gleich in Sünden
entpfangen vnd geborn werden / dennoch mit der natürlichen geburt / aus
gleubigen Eltern das mit sich bringen / das sie auch von der Tauffe nicht sein
Kinder des zorns / vnter dem reich vnd gewalt des Satans / sondern auch ohne die
Tauffe warhafftig sein im reich Christi / vnd in der gnaden Gottes / vnd das die
Tauffe nur allein ein eusserlich Zeichen sey / dardurch bezeuget werde / das
dieselbigen Kinder vorhin / vergebung der Sünde / vnd die Ewige Seligkeit haben
/ etc.
|| [ID00148]
Diese Schwermerey / welche
Augustinus in Pelagio voralters verdampt hat / lib. 2. De peccatorum meritis,
& c. verkleinert den grewliche̅ schaden der Erbsünde / vnd
nimpt der Tauffe jre fünemste krafft / vnd heilsame wirckung / Derhalben mus dis
mit allem ernst gestraffet werden / Denn Christus spricht in gemein mit grossem
ernst / Joh. 3. Was aus Fleisch geboren ist / das ist Fleisch / Darumb es sey
dann / das der Mensch von newen geboren werde / aus dem Wasser vnd Geiste / so
kan er in dz reich Gottes nicht kommen / Ist das war / so mus es ohne zweiffel
volgen / das der Mensch / so aus Fleisch geboren ist / vor der newen geburt /
die durchs Wasser vnd den Geist geschicht / nicht sey im Reich Gottes / Sondern
vnder der gewalt der Finsternus / Colo. 1. weil darzwischen kein mittel ist / 2.
Cor. 6. So spricht auch Paulus fein rund vnd klar Ephe. 2. Wir (das ist / die
wir von beschnittenen Eltern geboren sind) waren auch Kinder des zorns von Natur
gleich wie die andern / nemlich die von Heidnischen Eltern geboren sind. Die
|| [ID00149]
verheissung der gnaden vnd
seligkeit gehöret ja auch den Kindern / Gen. 17. Acto. 2. wie auch aller Welt /
Aber wo die verheissung nicht appliciret wirdt / da macht sie ohn zweiffel nicht
selig / vn̅ darumb sagt Augustana Confessio, artilo 9. recht / das
die Tauffe zur seligkeit nötig sey / Nemlich / als ein solch mittel / dadurch
die verheissung der seligkeit ap pliciret werde. Dis aber verstehn wir / von den
gebornen Kindern / die vns Gott inn vnsere Hende gibt / Denn wie die Pastores
vber die vngeborne Kinderlein / oder so todt geboren werden / die elterntrösten
sollen / werden sie wissen zunehmen aus Lutheri vnd Pomerani dauon ausgegangenen
Büchlein. Vnd Summa / man mus die leute nicht gewehnen / das sie die Tauffe
ansehen schlechts / wie ein eusserlich zeichen / das nur allein etwas anzeige /
Sondern sie sollen offt vermahnet werden / das sie die Tauffe ansehen / wie die
Schrifft dauon redet / Nemlich / das es sey ein werck der heiligen
Dreyfaltigkeit / welche der rechte Teuffer ist / durch den Mundt vnd Handt des
Dieners / vnd ein solche
|| [ID00150]
handlung
/ da Gott der Vater durch die Tauffe selig macht / Tit. 3. da Gott der Sohn
durch das Wasserbadt im wort reiniget / Ephes. 5. dadurch der heilige Geist den
Menschen von newen geberet vnd ernewert / Jo. 3. Tit. 3. vnd das darumb vnd
daher / weil wir getaufft werden auff den Todt Christi / Rom. 6. auff seine
aufferstehung / j. Petri. 3. Vnd summa / weil in der Tauffe Christus mit alle
seinem verdienst angezogen wird / Gal. 3. vnd also machet die heilige
Dreyfaltigkeit in der Tauffe / vmb Christus willen / mit vns ein Bundt / eines
guten gewissens / j. Pet. 3. durch vergebung der Sünden / Act. 2. vnd 22. zur
Ewigen seligkeit / Mar. 16.
Vnd derhalben sol auch bey der Tauffe alle leichtfertigkeit verhütet / vn̅ die gantze handelung / beyde von dem Priester / vnd von den
vmbstehenden / mit aller Reuerentz in Gottes furcht verrichtet werden. Es sollen
auch nicht vnuerstendige Kinder / leichtfertige personen / oder Gottlose Leute
zu Gefattern bey der Tauffe zustehen / gestatet werden. Vnd were gut / das vmb
|| [ID00151]
nützlicher errinnerung / vnd
vmb des gemeinen Gebets willen / die handlung der Tauffe / wo es geschehen
köndte / vnd sich leiden wolte / verrichtet würde / wenn die gantze Gemeine
Gottes beysamen ist / Jedoch sollen Freunde / Nachbawr / bekante vnd andere
vermahnet werden / das sie gerne mitgehen / vnd dabey sein / wenn ein Kindtlein
getaufft wirdt.
Von der Messe.
DIE Papistische Messe / ist ein grewel aller grewel / welche bey reiner Lehre des
Euangelij nicht kan noch sol gestadtet oder gedüldet / sondern mus aus Gottes
wort mit allem ernst gestraffet werden / Das aber der falsch wahn / von dem
verdienst der Messe / den Leuten durch Gottes wort aus den hertzen genomen / vnd
sie selbs den grewel aus grunde der schrifft verstehen vnd fliehen mügen / So
mus fein vnterscheidentlich gezeiget werden / worinn derselbige grewel der Messe
stehe / Denn das man aus den Psalmen etwas Singet / Introitus,
|| [ID00152]
Tractus, Sequentias, die rein sein
/ brauchet / das Collectae, darinn gemeine Gebet / so reine sind / verfasset /
gelesen werden / Desgleichen das aus der Propheten / Euangelisten / vnd Apostel
Schrifften gelesen / das Patrem, Sanctus, Agnus DEI gesungen wird / etc. das ist
noch nicht der grewel der Mess / dauon wir reden / Denn Gottes Wort lesen /
beten / Gott loben vnd dancken / ist nicht vnrecht / sondern von Gott gebotten /
wiewol gleich wol / bey den Papisten / auch in diesen stücken / viel mangel ist
/ Denn es geschicht solchs inn fremb der Sprach / die dem gemeinem Volck
vnbekant / wieder die lehre Pauli / jo. Corin. 14. vnd wird daraus gemacht ein
Opus operatum, welchs doch Christus strafft Matth. 15. Denn er wil solche
anbeter haben / die im Geist vnd in der warheit jhn anbeten / Johan. 4. Auch
wird in vielen die anruffuug der Heiligen mit eingemenget / welche wider die
Schrifft ist.
Was auch belanget / Alben / Caseln / Liechter etc. das ist auch noch nicht der
rechte grewel der Messe / denn es
|| [ID00153]
sind an jm selbs Adiaphora, in welchen die Christliche freyheit / ohn
Aberglauben / zur Kirchen erbawung / zu disponiren hat.
Darinn aber ist vnd stehet der Ertzgrewel der Messe / wenn in Canone / oder in
der Stilmess / der Messpfaff mit dem Leibe vnd Blute Christi / welches er da
vermeint zu haben / viel seltzame wünderliche schirmschlege treibt / mit
auffheben / niederlegen / mit hin vnd wider weben / an alle vier örter der welt
/ vnd desgleichen / das er solch sein werck dafür helt / vnd ausgibt / das er
damit vnd dadurch den Leib vnd das Bluth Christi dem Himlischen Vater / auffs
new auffopffere / zum Sündeopffer / Schuldopffer / oder Versönopffer / damit vnd
dardurch bey dem Himlischen Vater erworben vnd erlanget werde / Gnade /
Vergebung der Sünden / vnd allerley güter Gottes / denen die Messe sehen oder
für sich halten lassen / Iha nicht allein den abwesenden / sondern auch den
Todten. Dasselbige aber ist erstlich / stracks wieder die Schrifft / Eph. 5.
Heb. 7. 9. 10. die ausdrucklich
|| [ID00154]
lehret / das nur ein einiges versönopffer sey / vnd das solches allein Christus
einmal am Creutze verrichtet habe / also / das dasselbige volnkommen vnd gnugsam
sey in aller Ewigkeit / vnd derhalben nicht könne / noch solle Iteriret
werden.
Zum Andern / ist es eine grewliche schmach vnd verkleinerung des einigen Opffers
Christi / am Creutz geschehen / Denn wenn einerley Opffer offt Iteriret werden /
das ist ein zeugnis / das das vörige schmach vnd vnuolkomen sey / wie die
Epistel zun Hebreern ausdrücklich saget / Capite. 10.
Zum Dritten / weil allein Christo zugehöret / das er selber das versönopffer
verrichte / wie ers auch gethan hat / am Creutze / Heb. 7. 9. 10. so ist es ein
grosser grewel / dasselbige dem wercke des Mespfaffen zuzuschreiben.
Zum Vierdten / werden die Leute durch die Opffermesse von dem einigen Opffer
Christi am Creutze geschehen / abgeführet vnd geweiset auff des Mespfaffen werck
/ dadurch zuerlangen gnade vnd vergebung der Sünden.
|| [ID00155]
Zum Fünfften / weil ein versönopffer nicht kan geschehen ohne Blutuergiessen /
leiden vnd Todt / Heb. 9. so thut der Mespfaff nicht anders / denn das er /
souiel an jhm ist / den HErrn Christum auffs newe wider Creutziget. Dis alles
sind schreckliche grosse grewel / vmb welcher willen die Opffermes billich vnd
nothwendig abgethan mus werden.
Dagegen aber sollen aus Gottes wort die Leute berichet werden / das nur ein
einigs versönopffer für vnsere Sünde sey / durch welches volnkommen erworben ist
alles / was zur vergebung der Sünden / vnd vnser Seligkeit gehöret vnd von nöten
ist / Nemlich / das Christus einmahl am Creutze verrichtet hat / welchs krafft
jmmer vnd in Ewigkeit weret / He. o. vnd 10. Vnd desselbige̅
krafft vnd verdienst wird vns im wort vnd Sacramenten fürgetragen / gereichet
vnd zugeeignet / vnd wenn wirs durch einen rechten glauben zu vns nehmen / so
werden wir also theilhafftig alles des / was Christus durch sein Opffer am
Creutz erworben hat / Vnd die
|| [ID00156]
ist
der rechte einige Weg / wie wir bey Gott dem Vater / durch Christum / Gnad /
Vergebung der Sünden / Seligkeit / vnd alle Himlische Schetze vberkommen /
bedürffen also darzu kein ander eusserlich Opffer im Newen Testament / sonst
aber hat die Christenheit im Newen Testament viel Geistlicher Opffer / so von
Gott befohlen / die jm auch durch Christum angenehm sein / 1. Petr. 2. als
Lobopffer vnd Danckopffer / Heb. 13. Psalm. 50. Betopffer Psalm. 143. das Opffer
eines Busfertigen betrübten Hertzens / Psalm. 51. das Opffer des Glaubens vnd
Hoffnung / Psalm. 4. das Opffer der Wolthetigkeit / Phil. 4. vnd Summa / das
Opffer des gantzen newen lebens / Ro. 12. Das aber sind nicht eusserliche
Opfferwerck / sondern Geistliche Opffer / j. Pet. 2. die da geschehen im Geist /
vnd in der Warheit / nicht vergebung der Sünde damit zuuerdienen / sondern Gott
zu lobe vnd ehren. Von solchen Geistlichen Opffern reden die Veter / welches
hernach der Bapst auff seine Opffermess gezogen hat.
|| [ID00157]
Von dem Abendtmal des HERrn.
ZVm gedechtnis des einigen Versönopffers / so einmahl am Creutzverrichtet / hat
Christus eingesetzt sein heiliges Abendmal / in welchem seiner gedacht / vnd
sein Todt verkündiget sol werden / bis er wieder wird komen / zurichten die
lebendigen vnd die todten. Vnd dasselbige hat er eingesetzt / in der Nacht / do
er verrahten ward / gleich wie sein Testament / darin er seine güter / vnd
Himlische schetze / so er durch auffopfferung seines Leibes / vnd durch
vergiessung seines Bluts erworben / seinen Jüngern bescheidet / also / das er
dieselbige allen Gleubigen reichen / zueignen / vorgewissen / vnd versiegeln
wildamit das er vns in seinem Abendmahl zuessen gibt / mit dem eusserliche̅ Brod / denselbigen seinen Leib / der für vns gegeben ist / vn̅ mit dem eusserlichen Wein / zudrincken / eben dasselbige sein
Blut / das für vns zur vergebung der Sünden / am Creutz vergossen ist / Vnd weil
|| [ID00158]
wir also in des HErrn
Abendmahl haben / die grosse herrliche / reiche / Himlische Schetze vnd güter /
sol dasselbige in der Christlichen Kirchen mit höchster Reuerentz gehalten vnd
gebraucht werden / also / vnd keines weges anders / denn wie es der Son Gotts in
seinem Te stament verordnet vnd befohlen hat / Denn endert man doch eines
Menschen Testament nicht / wenn es bestetiget ist / Gal. 3. sondern man helt den
für einen iacrilegum, wer etwas dauon / oder darzu thut / Viel mehr sol solches
in aller furcht Gottes gehalten werden / mit dem Testament des Sons Gottes /
darin er vns die güter vnserer Seligkeit bescheiden hat. Derhalben sol hinfüro
in diesen Kirchen das Abendmal des HErrn / gereicht vn̅ gebraucht
werden / also / wie es der HErr Christus in seinem Testament verordnet vnd
befohlen hat / Nemlich vnter beyder gestalt / das mit dem Brodte gereichet vnd
entpfangen werde der Leib Christi / vnd mit dem Wein das Blut Christi / Vnd sol
in keinem wege gestadtet werden / das es anders / nemlich / vnter einer ge
|| [ID00159]
stalt allein / gereichet
vnd gebrauchet werde / weil solches dem ausgedrucktem befehl / des Testaments
Christi zuwieder vnd entgegen ist / Sondern das die Kirche wissen möge / was jhr
dagereichet vnd gegeben werde / sollen die wort der einsetzung in gemeiner
Sprache / mit ausdrücklicher lauter klarer stimme gesprochen werden /
vnderscheidlich vber Brodt / vnd darnach vber den Wein / Vnd sollen die Leute
aus Gottes wort berichtet werden / welch ein grewlicher Kirchenraub vnd Gottes
Dieberey es sey / das der Bapst den Leyen geraubet vnd verboten hat den Kelch
des Herrn / welchen der HErr CHristus in seinem Testament zureichen vnd
gebrauchen / nicht allein vergünstiget / sondern befohlen hat allen Menschen /
die seinen Namen anruffen / j. Cor. 1. vnd 11. wie auch solches in der ersten
alten Christlichen Kirchen / bey vnd nach der Apostel zeiten / durchaus /
allenthalben gehalten ist worden / vnd sol den Leuten geweiset werde̅ / was der Teuffel mit der Kelch dieberey / gesucht habe /
nemlich / dz er den leuten rauben möchte den trost /
|| [ID00160]
welcher mit ausdrücklichen worten
in dem andern teil des Abendmals gesetzt wird / Dieser Kelch ist das Newe
Testament in meinem blute / welches für euch vergossen wird / zur vergebung der
Sünden. Wie sie auch eben darumb bey dem ersten theil in jhren Messbüchern
ausgelassen haben die wort / (Quod pro vobis datur.) Auff das die leute also
desto mehr auff jre Opffermess geführet möchten werden. Es sol aber der brauch
beider gestalt gehalten werden / nicht darumb / das es der Bapst etwan vergönnet
vnd nachgibt / Sondern darumb / weil es der Son Gottes in seinem Testament also
verordnet / vnd befohlen hat / vnd weil das verbott der andern gestalt eine
grewliche Sünde ist wieder das Testament Christi.
Vnd weil der Son Gottes selber in seinem Testament verordnet vnd ausdruckt / wie
wir seines Leibs vnd Bluts im Abendmal brauchen sollen / nemlich den Leib nehmen
vnd essen / das Bluth
|| [ID00161]
nemen vnd
trincken / zu seinem gedechtnis. Vnd aber zu einem Testament niemandt etwas
zuthun sol / Gal. 3. so ist daraus klar / das es nicht allein gehöret vnter den
Spruch / Mat. 15. Frustra colunt me mandatis hominum, Sondern das es eine
schwere Sünde sey / wieder das Testament Christi / wenn man das Sacramente zum
schawspiel herumb tregt / oder einsperret / vnd dafür einen sonderlichen
Gottesdienst anrichter / So ist es auch nicht für die Todten eingesetzt / die
nicht mehr Essen vnd Trincken / derhalben das Abentmal halten / den Todten damit
zuhülff zukommen / ist auch wieder das Testament Christi.
Vnd weil nun das Abendtmal des HErrn wiederumb gantz mit seinem rechten wahren
brauch / aus Gottes wort / diesen Kirchen restituiret wirdt / sollen die Leute
fleissig vermanet werden / das sie dafür dem lieben Gott von Hertzen dancken /
vnd zu wahrer danckbarkeit nun offt / wie Paulus lehret / das Abendmal brauchen
/ nicht aus zwang / auff bestimpte zeit / sondern das jre eigene noth sie darzu
treibe / vnd der grosse
|| [ID00162]
nutz /
selige trost / vnd edle krafft des Abendmals sie dazu reitze / Vnd das kan auffs
einfeltigste aus vnd mit den wor ten der einsatzung den leuten fürgetragen
werden / das sie solche vermanung allzeit vor Augen haben können. Wir sollen
stets im warem Glauben gedencken / was Christus an vns gewendet hat / vnd seines
todts nimmermehr vergessen. Wir befinden aber / das wirs leider allzuuiel
vergessen / vnd solch gedechtnis in vns schwach / kalt / vnd faul ist / do rüfft
nun vnser lieber Heilandt Christus in seinem Abendmal / Nemet / Esset / trincket
/ Das ist mein Leib / mein Blut / Solchs thut zu meinem gedechtnis. Item / wir
sind durch Christum in den Gnadenbundt des Newen Testaments / in der heiligen
Tauffe eingesetzt / Aber denselben Bund halten wir leider so steiff vnd fest
nicht / wie wir solten / tretten offt daraus / vnd brechen denselben / das wir
nun gewis mögen sein / das Christus / so wir in wahrer Bus durch den Glauben vns
zu jm kehren / vns wiederumb in denselben Bund des Newen Testaments einneme /
vnd das wir ein gewisses Pfandt vnd Siegel
|| [ID00163]
mögen haben / das wir in dem Bundt
allezeit mügen gefunden sein / bleiben vnd erhalten werden / So spricht der Sohn
Gottes im Abendmal / Trincket alle daraus / dieser Kelch ist das newe Testament
/ etc. Item / Christi Leib ist für alle gegeben / vnd sein Blut für alle
vergossen / Wenn du aber gern woltest gewis vnd versichert sein / ob GOtt auch
dich für deine Person insonderheit damit meine / ob du auch teilhafftig seist /
vnd für Gottes Gericht zu deiner Seligkeit zugeniessen / vnd dich zutrösten
sollest haben / was Christus mit auffopfferung seines Leibes / vnd mit
vergiessung seines Bluts verdienet vnd erworben hat / so verspricht dir Christus
solches nicht allein in der gemeinen verheissung des Euangelij / auch nicht
allein durch das blosse wort in der Absolution / insonderheit / Sondern
bestetiget / versiegelt vnd vergewisset dir solches / mit dem allerhöchsten
Pfandt / Nemlich / eben mit dem Leibe der für dich gegeben / vnd eben mit dem
Blute / das für dich vergossen ist / da im Abend mal mit dir insonderheit
handelt / nicht
|| [ID00164]
ein schlechter
Mensch / sonder Christus dein Heiland selber / durch seinen Diener vnd spricht /
Nim hin vnd Iss / das ist mein Leib / der für dich gegeben wird / Nim vnd Trinck
/ das ist mein Blut / das für dich zur vergebung deiner Sünde vergossen ist /
etc. Also auch in vnserm Fleische wohnet nichts guts / sondern die Sünde /
welche viel böser lüste in vns erreget / das gute hindert / vnd offt vns zu
falle bringet / Christus aber inn seinem Abendmal / macht mit vns den sehligen
wechsel / das er durch sein heiliges Fleisch vnd Blut / sich mit vns vereiniget
/ das er also durch seine krafft den alten Adam jmmer mehr vnd mehr Creutzigen
vnd tödten möge / Vnd also werden wir alle ein Leib in Christo / da ein Gliedmas
das andere lieben / ehren / vnd fürderen sol / vnd summa / Wer sich in seinem
Glauben schwach befindet / der hat im Abendmal des HErrn ein seliges /
krefftiges Antidotum, den Glauben dardurch zustercken / etc. Wenn dieser grund
mit vleiss getrieben wirdt / so werden fromme Christen sich offt mit grosser
andacht / zum gebrauch des
|| [ID00165]
Abendtmals des Herrn finden. Vnnd eben auss diesem grunde können sie sich auch
selbs berichte̅ / was für nutz / frucht vnd trost arme bekümmerte
gewissen / im rechtem gebrauch des Abendtmals des Herrn finden. Wer aber damit /
vnd dadurch sich nicht bewegen lassen will / den kan man eben daran kennen / was
er für ein Christ sey. Aber hiebey muss auch die erinnerung geschehen / contra
opinionem operis operati, das die leute nicht gedencken / das sie vmb solches
jres wercks willen / wenn sie zum Abentmal des HErrn gehen / solche grosse
schetze vnd güter vberkomen / sondern sie sollen vleissig vermanet werden / das
sie sich vorhin prüfen / auff das sie nicht im Abentmal das Gericht essen /
vn̅ schüldig werden an dem Leibe vnnd Blute des HERrn / 1 Cor.
11. Das prüfen aber stehet darinn / ob der Mensch auch ein recht busfertiges
Hertze habe / das seine Sünde erkennet / vnd jme die lest leid sein / Denn wo
noch ein böser vorsatz ist / vnd bleibt in den Sünden zuuerharren / vnnd
vortzufaren / do ist ein böse proba / Fürnemlich aber stehet das rech
|| [ID00166]
te prüfen darin / das das
Hertze durch wahrem Glauben in dem gehorsam / leiden vnd sterben des HErrn
Christi / suche / bitte / ergreiffe vnd zu sich neme / Gottes gnade / vergebung
der Sünden vnd die Seligkeit / denn wer also geschicket ist / der entpfehet das
Sacrament wirdiglich / nicht zum gerichte / sondern zu sterckung seines
Glaubens. Vnd sollen die gewissen berichtet werden / das sie sich drumb nicht
sollen vom Abend mal des HErren abschrecken lassen / wenn sie befinden / das
jhre Bus gering vnd kalt / der Glaube schwach sey / ob sie gleich gerne wolten /
das die Busse hitziger / vnd der Glaube stercker were / sondern sollen wissen /
das eben darumb sie das Abendmal des HErrn brauchen sollen / auff das solches
durch den HErrn Christum in jhnen gestercket / vnd gemehret werden möge.
Dieweil aber dis alles auff dem grunde stehet / das im Abendmal des HErrn
gegenwertig ist / gereichet vnd entpfangen wirdt / nicht allein schlecht Brodt
vnd Wein / Sondern zugleich auch der wahre wesentliche Leib vnd Blut
|| [ID00167]
des HErrn Ihesu Christi. So sol
vnd mus auch der Sacramentschwermerey mit allem fleis vnd ernst gewehret werden
/ das die nicht etwan vnterm schein in diese Kirchen einreissen möge / Vnd
sollen die Leute verwarnet werden / das sie des Teuffels list kennen lernen /
Denn nach dem des Bapstes Opffermesse / Kelchreuberey / vnd andere misbreuche /
durch Gottes wort offenbaret vnd niederlegt sein / vnd gleichwol der Sathan vns
den Schatz / so wir im Abendmal haben / nicht gern rein wolten lassen / versucht
ers jtzundt durch die Sacramentschwermer auff eine andere weise / Nemlich / er
lest im Abendmal Brodt vnd Wein / Essen vnd Trincken / den todt des HErrn
verkündigen / aber den besten Kern nimmet vnd raubet er heraus / Nemlich / den
Leib vnd Blut des HErrn / Vnd obwol die Caluinisten jetziger zeit denselbigen
jrrthumb so herrlich schmücken / das es einem einfeltigen fast zubehend ist / so
ist dis die summa / jhrer meinung / das der Leib vnd das Blut IHesu CHristi /
von dem Brot vnd Wein / welches hie auff der Erden
|| [ID00168]
im Abendmal gereichet vnd
entpfangen wird / so weit / vnd noch weiter / abgescheiden sey / denn der Himel
von der Erden ist / Denn sie wollen / das Christi Leib vnd Blut nach dem wesen /
jtzund nur allein im Himel vn̅ nicht hie auff erden / da das
Abendmal gehandelt wird sein sollen / das also dasselbige / was vns hie auff
Erden im Abendtmal / durch die Handt des Dieners gereichet / vnd mit vnserm
Munde entpfangen wirdt / nicht sey der wahre wesentliche Leib vnd Blut Christi /
sondern nur allein Brot vnd Wein / Es werde aber genennet Christi Leib vnd Blut
/ darumb / das es sey ein zeichen / dadurch entweder bedeutet / oder die krafft
des abwesenden Leibs vnd Bluts Christi vns gereichet werde / Der Glaube aber
müsse mit seinen gedancken sich vom Abendmal abwenden / vnnd hinauff steigen
vber alle Himel / vnd daselbs den Leib vnd das Blut Christi / Geistlich
geniessen / Das ist im grunde aller Sacramentschwermer entliche meinung / sie
mögen sich schmücken vnd verdrehen / wie sie jmmer wöllen oder können.
|| [ID00169]
Diese meinung kan nun für der vernunfft / mit gar ansehnlichen schein geschmücket
werden / aber frome Christen sollen erinnert werden / das sie mit den Worten des
Abendmals nach jren gedancken nicht spielen sollen / dieselbe jres gefallens zu
deuteln / denn es sind wort des Testaments des Sohns Gottes / daran souiel
gelegen ist / das wer nicht recht vnterscheidet / das jenige / was im Abendmal
des HERrn / gereicht vnd entfangen wird / Nemlich / das es sey der Leib Christi
/ der jsset vnd trincket jm das Gericht.
Nun ist diser handel leicht vnd klar / wenn wir nur allein einfeltig dabey kön
ten vnd wolten bleiben / wasder mund ausredet / von welchem der Vater aus dem
Himel rüffet / Das ist mein lieber Son / den solt jhr hören. Denn im Abendmal
des HErrn ist etwas vorhanden / das wird vns durch die Hand des Dieners
gereichet / vnd wir haben befehl / das wirs mit vnserm Munde entfangen sollen /
da Christus spricht / Nemet / esset vnd trincket / welchs nicht kan vom
Geistlichen essen vnd trin
|| [ID00170]
cken allein verstanden werden. Nun ist die frage / was dasselbige sey?
Brot sehen wir / Wein schmecken wir wol / Es ist aber die frage / Ob dasselbige
das im Abendmal gegenwertig ist / das durch die Hant des Dieners gereicht / das
mit vnserm Munde mit essen vnd trincken entpfangen wirdt / allein Brodt vnd Wein
sey? Darauff antwortet der / der die warheit selber ist / das namlich / das da
gegenwertig ist / durch die Hant des Dieners gereicht / vnd mit vnserm munde
entfangen wirdt / Das ist mein Leib / Das ist mein Blut. Vnd das wir jha nicht
zweiffel dürfften / ob diese Wort einfeltig / wie sie nach den Buchstaben lauten
/ sollen verstanden werden / Oder ob man jnen eine andere deutung geben solte:
So hat der HErr Christus solche Wort seines Testaments an etlichen örtern in der
Schrifft wiederholet / vnd selber die auslegung dabey gesetzt / mit deutlichen
klaren Worten / Es ist der mein Leib / der für euch gegeben wirdt / Es ist das
mein Blut / das zur vergebung ewter Sünden vergossen ist / vnd Paulus j. Cor.
10. Das Brot das wir
|| [ID00171]
brechen / ist
participatio corporis Christi, Eine gemeine austeilung vnd niessung des Leibs
Christi / Das ist doch ja deutlich vnd klar genug / den Text mit der Glossa
gegeben / was das sey / das im Abendmal mit Hande vnd Mund gereicht vnd
entfangen wirdt / Ob der Leib vnd Blut allein Geistlicher weise / durch den
Glauben entfangen / Item / ob wir müssen hinauff gegen Himel steigen / wenn wir
den Leib vnd das Blut Christi entfangen wollen / O der / ob Christus zu vns
kömpt / vnd alhie auff Erden in seinem Abendmal vns sei nen Leib vnd Blut reiche
vnd gebe / Denn auff diese fragen alle gibt Christus richtige klare antwort /
Das euch im Abendmal hier auff Erden gereichet wirdt / das jhr mit ewrem Munde
entfanget / Das ist mein Leib / der für euch gegeben wirdt / das ist mein Blut
das für euch vergossen wird / zur vergebung der Sünden / Nicht aber Essen wir
den Leib Christi also natürlicher weise / wie ein stücke Rindtfleisch / das mit
den Zehnen zerkawet / eingeschlungen / in dem Magen verdawet wird / etc.
|| [ID00172]
Sondern / weil Christus spricht /
Nemet / esset / das ist mein Leib / so gleuben wir / obs gleich nicht
natürlicher weise geschicht / das es dennoch gleichwol warhafftig geschehe /
auff vbernatürliche Himlische weise / welche dem Stiffter dieses Abendtmals
allein bekandt ist: Wir gleuben was er saget / Modum aber wie es geschehe /
befehlen wir dem / der es gesagt hat.
Vnd hie sol vns nicht jrren / das solches vnser vernunfft wünderlich / seltzam /
vnd vngereimpt düncket sein / den̅ die ist in Gottes sachen ein
Nerrin / j. Cor. 1. vnd 2. vnd mus gefangen genomen werden / vnter dem gehorsam
Christi / 2. Cor. 10. So ists auch wieder keinen Artickel des Glaubens / Denn
das die Caluinischen mit hohen prechtigen worten für geben / Weil es nicht ist
eine Natürliche eigenschafft eines wahren Menschlichen Cörpers / das er auff
eine zeit zugleich / mehr dann an einem ort wesentlich sein könne / Vnd aber
Christus einen wahren Menschlichen Leib mit allen wesentlichen eigentschafften /
vns allenthalben gleich / nur allein die
|| [ID00173]
Sünde ausgeschlossen / an sich
genommen / Hebre. 2. vnd 4. So vermöge er nicht / salua humanitatis suae
veritate, mit seinem Leibe vnd Blute zugleich im Himel / vnd an allen den örtern
auff Erden / da sein Abendmal nach seiner einsetzung gehalten wird / wesentlich
/ gegenwertig zusein / ob gleich die wort seines Testaments also lauten /
Darauff gibt vnser Glaube ein richtige gründliche klare antwort / Nemlich / das
nicht allein das wahr ist / welches wir gerne zugeben vnd bekennen / das
Christus nach seiner Menschlicher Natur / vns seinen Brüdern allenthalben gleich
ist / ausgenommen die Sünde / Sondern / das auch dis feste stehe / vnd wahr sey
/ weil die Menschliche Natur in Christo mit der Göttlichen personlich vereiniget
/ vnd erhaben ist / vber alles was genennet kan werden nicht allein in dieser
sondern auch in der künfftigen Welt / Ephe. 1. Das Christus mit seiner
Menschlichen Natur / vnd durch dieselbige viel könne / vermöge vnd ausrichte /
das sonst den wesentlichen natürlichen eigenschafften / eines schlechten
Mensch
|| [ID00174]
lichen Cörpers
gantz vnd gar vnmüglich were / denn sein Blut reiniget vns von Sünden / j. Johan
1. in seinem Blut haben wir die erlösung vnd vergebung der Sünden / Col. 1. in
seinem Blut sind wir gerecht / Rom. 5. Sein Fleisch ist gegeben für der Welt
leben / Johan. 6. Er gehet mit seinem Cörper durch verschlossene Chüren / Joh.
20. wandelt auff dem Wasser / Matth. 14. Ihm ist nach seiner Menschlichen natur
alles in seine Hende gegeben / Joh. 13. Matth. 11. jha alle gewaldt im Himel vnd
auff Erden / Matth. 28. vnd werden gleichwol dadurch die naturen nicht
vermischet: Weil nun derselbige in seinem Testament / von dem Brodt vnd Wein /
so im Abendmal gereichet vnd entfangen werden / Spricht / Das ist mein Leib /
Das ist mein Blut / solte jhm das vnmüglich sein / darumb vnd aus der vrsachen /
weil es die natürliche eigenschafft in vnsern Cörpern nicht vermögen: Iha vnser
Glaube bestetiget dis viel mehr / wie ers gesaget hat / ob es gleich den
natürlichen eigenschafften des Menschlichen Cörpers
|| [ID00175]
nicht müglich ist / So vermag es
doch der / dem alle gewalt gegeben ist im Himel vnd auff Erden / auch nach
seiner Menschlichen natur.
Also gibt vnser glaube gute bestendige antwot darauff / wenn die Caluiniste̅ Den gros geschrey darüber machen / Chri stus ist mit seinem
Leibe gen Himel gefahren / derhalben kan er mit dem selbigen nicht hie auff
Erden bey vns in seinem Abendmal sein / denn die Himelfart Christi ist nicht ein
schlechte reumliche verenderung des orts / wie Elias gehn Himel gefahren ist /
oder wie ein armes Vöglein von der erden auff einen baum fleugt / wie die
Sacramentarij mit jhren kindischen gedancken dauon dichten / sondern also redet
die schrifft dauon / das Christus durch seine Himelfart alle jrrdische
schwacheit abgelegt / vnd sey dadurch gesetz / zur rechten der Maiestet vnd
krafft Gottes / Mar. 16. Act. 2. Hebre. 1. Lucae. 22. Also / das jhm auch nach
seiner menschlicher natur / alles vnterworffen / er vber alles / was gewaltig
vnd krefftig ist / erhöhet / j. Pe. ???. Eph. 1. solte jm denn stett / raum
vn̅ or
|| [ID00176]
hindern /
das er nicht vermöchte / was er in seinem Testament ausgesprochen / ja auch nach
seiner Himelfart widerholet vnd bestetiget hat / j. Cor. 11.? Das kan / darff /
mus / vnd sol vnser Glauben nicht sagen / Sondern eben dieselbe Artickel des
Glaubens / die als streitig wider den einfeltigen verstand des Testaments
Christi / von den Sacramentarijs angezogen werden / bestetigen / vnd
bekrefftigen denselben viel mehr.
Der halben bleiben wir einfeltig bey vnserm Catechismo / das des HERrn Abendmal
sey der ware Leib / vnd das ware Blut vnsers HErrn Jesu Christi vnterm Brod vnd
Wein / vns Christen zuessen vnd zutrincken von Christo selbest eingesetzt. Et
sicut Augustana Confessio, in 10. artic. inquit: De coena Domini docent, quod
corpus & sanguis Christi vere adsint, & distribuantur vescentibus in
Coena Domini, Et improbant secus docentes. Vnd wie die Augspürgische Confession
in 10. Artickel spricht vom Abendmal des HErrn lehren sie / das der Leib vnd das
Blut Christi / warhafftig gegenwertig vnd ausgeteilet werden / denen / die das
Abendmal
|| [ID00177]
Essen vnd Trincken / Vnd
derhalben wird auch die gegen lehre verworffen. Et apologia, Confitemur nos
sentire, quod in Coena Domini verè & substantialiter adsint corpus &
sanguis Christi, & verè exhibeantur cum illis rebus quae videntur, pane
& vino, his qui Sacramentum accipiunt. Vnd in der Apologia / Wir bekennen /
das wirs dafür halten / das im Abendmal des HErrn wahrhafftig vnd wesentlich
gegenwertig sey der Leib vnd das Blut Christi / vnd warhafftig gereicht werde /
mit dem sichtlichen Brot vnd Wein / denen / die das Sacrament entfangen. Item,
Articuli Schmalcaldici, Vom Sacramente des Altars halten wir / das Brot vnd Wein
im Abendmal / sey der warhafftige Leib vnd Blut Christi / vnd werden nicht
allein gereicht vnd entfangen von frommen / sondern auch von den bösen Christen.
Wir lehren aber nicht allein vom Sacramentlichen Essen vnd Trincken des Leibs
vnd Bluts Christi im Abendmal / sondern zugleich auch vom Geistlichen essen vnd
Trincken / wie dann die Summa dieser Lehr in
|| [ID00178]
vnserm Catechismo fein kurtz vnd
einfeltig gefasset ist / in diese fragen / Was das Abendmal des HErrn sey /
Wases nütze? Das leiblich Essen vnd Trincken solche grosse dinge nicht ausrichte
/ Item / wer dis Sacrament wirdiglich entfange? Vnd nach der einfalt des
Catechismi sollen die Prediger sich befleissigen / von diesem Sacrament das
Volck zuunterrichten.
Von Fasten vnd Beten.
WEnn das Bepstische fasten gestrafft wird / so wollen die leute solches baldt
auffnemen / als were nun dis des Euangelij Symbolum, nimmer nüchtern / jmmer
voll / Derhalben mus ein Prediger in diesem stücke mit bescheide handlen / das
er sich allezeit wol verwahre / wenn er wieder der Papisten fasten reden wil /
das es nicht die meinung habe / als were fasten an jm selbs Sünde / welches die
Schrifft nicht leiden könne / sondern / das er grüntlich anzeige / was in der
Papistischen fasten vnrecht sey / gleich wie Christus thut /
|| [ID00179]
da er der Phariseer fasten strafft
/ Mat. 6. Nemlich / das der Bapst das fasten gesetzt hat / auff vnderscheit der
Speise / da mancher mit guten Fischen herrlicher lebet / vnd sich voller daran
frist / denn an einem gereucherten dürren stücke Fleisch. Zum Andern / das der
Bapst eine grosse Todtsünde daraus gemacht hat / wann einer gleich messig am
verbotenem Tage Fleisch / Eyer / Butter / etc. Esse / denn Paulus heist das
Teuffels lehre / die da verbeut die Speise / so Gott mit dancksagung zugeniessen
/ geschaffen hat / j. Timo. 4. Zum Dritten / das der Bapst aus dem fasten ein
solch werck / vnnd Gottesdienst gemacht hat / dadurch die Leute für jhre Sünde
genug thun / Gottes gnade / allerley Himlische güter / vnd die Sehligkeit
verdienen könten / welches doch allein dem hohem gehorsam / vnd bitterem leiden
Christi gehöret.
Dise falsche meinung mus aus Gottes wort gestrafft werden / Vnd sollen dabey
alsbald die Leute berichtet werden / das sie nicht gedencken / gut Euangelisch
sein / heisse nur Fressen / Sauffen / jmmer voll sein / Sondern das sie
|| [ID00180]
nur lernen / was für fasten die
Schrifft fordere vnd rhüme / denn erstlich ist in der Schrifft / ein Geistliches
fasten / von sünden ablassen / sich der enthalten / vnd zum guten befleissigen /
Isa. 58. Zum Andern / hat die Schrifft ein tegliches fasten / nemlich / für
Fresserey vnd vollerey sich hüten / ein messiges / nüchtern leben füren / Lu.
21. Rom. 13. Ephs. 5. Tit. 2. j. Pet. 5. Zum Dritten / weil die Schrifft lehret
/ wir sollen vnsers Leibes mit Essen vnd Trincken warten zur notturfft / Col. 2.
aber doch also / das er nicht geyl vnd muthwillig zum bösen / vnd treg /
vergessen / vnwillig zum guten werde / Rom. 13. j. Corint. 9. Wenn nun ein
frommer Christ / solches an seinem alten Adam vermercket / vnd etwan nicht
souiel / nicht so köstlich wie sonst Isset / vnd etwa einer malzeit sich enthelt
/ zu dem ende / das das Fleisch gezehmet / der Geist desto williger / lustiger /
Andechtiger möge sein / Gottes Wort zuhören vnd zubetrachten / die Absolution
vnd Sacrament zu brauchen / zu beten / Gottes gabe vnd wolthaten zubetrachten /
jhm dafür zu
|| [ID00181]
dancken / etc.
Item / seine Sünde erkennen vnd betrachten / zum vorsatz der besserung / durch
die krafft vnd wirckung des heiligen Geistes sich schicken / etc. Solches fasten
hat in der Schrifft befehl vnd Exempel / 2. Cor. 6. Mat. 17. Lu. 2. Act. 10.
daher wird in der Schrifft gemeinlich beyeinander gesetzt fasten vnd beten /
sonderlich / wenn in grossen nöten ein gemeines Gebet angestellet ist worden /
Leuit. 25. Joel. 2. j. Reg. 7. 2. Reg. 12. 2. Par. 20. j. Ess. 8. Act. 13. 14.
j. Cor. 7. etc. Vnd daher ist es kommen / das man auff die Feyerabendt gefastet
hat / auff das man des folgenden Tages desto geschicklicher sein möchte / zum
Wort / Gebet vnd Gottesdienste / Der meinung haben die Alten auch für Ostern /
etliche mehr / etliche weiniger Tage oder Wochen / wie Ireneus vnd Socrates in
Historia Ecclesiastica zeugen / gefastet / auff das sie das Leiden Christi mit
grösserer andacht betrachten / jhm für seine Aufferstehung dancken / zu wahrer
Busse vnd rechtem gebrauch der Sacrament sich schicken möchten / Darnach aber
hat der
|| [ID00182]
Bapst daraus sonderliche
verdienste vnd gnugthuung / wie gemeldet / gemachet.
Wenn nu auff solche weise / der meinung vnd zu dem ende / one zwang vnd
aberglauben / ein Christ zu zeiten fastet / vnd die seinen darzu helt /
sonderlich wenn sie zur Absolution vnd Abendmal des HErrn gehn wöllen / das ist
nicht allein nicht vnrecht / sondern hat herrliche / löbliche exempel in der
schrifft vnd nach denselben exempeln kan auch in gemeinen fürstehenden nöten /
in der Kirchen ein gemein fasten angestellet werden zu dem ende / das das
gemeine Gebet mit mehrer andacht geschehen möge / wie dauon in der Schrifft viel
schöner exempel sind.
Also auch / wenn jemand in seiner haushaltung eine ordnung macht oder helt / wenn
er wölle Fleisch vnd Fisch speisen / vnd solches geschicht one aberglauben /
allein vmb eusserlicher Policey vnd ordnung willen / das ist nicht wieder Gott /
denn das reich Gottes stehet nicht in Essen vnd Trincken / Rom. 14.
|| [ID00183]
vnd die Speise / es sey Fleisch
oder Fisch / Essen oder nicht Essen / macht vns Gott nicht angenehm / j. Cor. 8.
Sondern dis alles stehet einem Christen seines Gewissens halben / zu messigem
brauch frey / allein das anderer Leute schwache Gewissen nicht dadurch geergert
werden / Rom. 14.
Mit der Lehre vom Beten / hat es eben die meinung / wie vom fasten gesaget.
Gleich wie nun Christus der Phariseer Beten straffet / Matth. 6. vnd 23. Luc 18.
Vnd damit das Beten an sich selbst nicht verwirfft / sondern lehret dagegen /
wie man recht Beten solle / vnd vermahnet die seinen mit allem ernst zum Gebet.
Also wenn ein Prediger das Papistische Beten straffen wil / mus er sich wol
verwaren / das es die Leute nicht also auffnehmen / als dürffte man nun gar
nicht Beten / Sondern der misbrauch wird gestraffet / das die Papisten / eben
wie die Phariseer / entweder zum schein Beten / oder setzen das Beten darauff /
das sie viel Wort mit dem Munde
|| [ID00184]
plappern / ohne verstand / andacht vnd Glauben / wie man an den Rosenkrentzen
die Pater noster vnserm HErrn zugezelet hat / vnd gleichwol solch beten / darin
der Bitter nichts gewisses von Gott bate / hat man nicht allein für ein
sonderliches gudt werck / sondern für einen verdienst ausgegeben / Item / das
sie im Gebet nicht allein Gott / sondern auch neben demselbigen die Heiligen an
ruffen / vnd das vertrawen der erhörung nicht auff Christum stellen / sondern
auff die fürbitte der verdienst der Heiligen. Diss wird vnd sol auch aus Gottes
wort in der Papisten Gebet gestraffet werden.
Dagegen aber sollen die Leute aus Gottes Worte / mit fleis vnderweiset werden /
was ein rechtschaffenes Gebet sey / nemlich / das Gott allein angeruffen werde /
vnd das nicht allein der Munt bete / sondern das es geschehe im Geist / vnd in
der warheit / Johan. 4. in warer Busse / Isai. j. Johan. 9. vnd im rechten
Glauben / Mar. 11. Jacobt. j. vnd das etwas ausdrücklichs in geistlichen oder
zeitlichen sachen / für vns /
|| [ID00185]
oder
für andere / das Gotts willennicht entgegen ist / von Gott gebeten werde / also
/ das das erste vnd fürnembste im gebet sey / was belanget geistliche /
Himlische vnd ewige güter / darnach das in zeitlichen sachen allezeit die
clausula daran gehenget werde / Vater dein wille geschehe / Mat. 6. Joh. 16. j.
Joh 4. vnd das das vertrawen der erhörung allein auff Christum / vnd vmb seinent
willen gestellet werde / Joh. 16. Bey der Lehre sol fleissig getrieben werden /
die vermanung / das Gottes wille vnd befehl ist / das wir beten sollen / stets
vnd ohn ablassen / Luc. 18. j. Thes. 5. Darzu vns vnsere noth treiben / vnd die
leibliche verheissungen Gottes / neben den schönen Exempeln Christi / vnd aller
Heiligen / in der Schrifft vns reitzen sollen. Vnd sol ein jeder Christ / sich
vnd die seinen gewehnen / das er Morgents / wenn er auffstehet / Abents wenn er
schlaffen gehet / wenn er zum Tische oder vom Tische gehet / wenn er etwas
anhebet / etc. sein Gebet thue / vnd fürnemlich / wenn die gemeine Gottes zum
Wort vnd Sacramenten versam
|| [ID00186]
let ist / das ein Christ da sein Gebet thu / nicht allein insonderheit
/ sondern auch im gemeinem Gebet / für gemeine vnd sonderbare noth bitten
helffe.
Von weihen des Saltzes / Wasser / Fewer / Kreuter vnd anderer
Creaturen.
WEil solch weihen bishero in diesen Kirchen getrieben / müssen die Leute dauon
berichtet werden / denn ja fromme Christen gerne wolten solche Creaturen Gottes
brauchen / also das Gott seinen Segen dazu geben möchte / vnd sie solche gaben
Gottes / nicht wie Vnchristen / sondern wie Kinder Gottes / aus seiner gnedigen
milden Handt entfangen möchten / vnd darumb halten etliche Leute viel vom
Papistischen weihen / etliche aber brauchen der Creaturen ohn alle gedancken /
Gebet vnd dancksagung / wie die Sewe. Aber Paulus weiset sehr fein / in einem
kürtzen Spruch / wie die Creaturen Gottes / zu solchem rechtem
|| [ID00187]
sehligen gebrauch geheiliget
werden / j. Tim. 4. Gott hat die Creaturen geschaffen / zu gebrauchen / mit
dancksagung den Gleubigen / Denn alle Creatur Gottes ist gut / vnd nichts
verwerfflich / das mit dancksagung einpfangen wirdt / denn es wirdt geheiliget
durch das Wort Gottes vnd Gebet. In diesem Spruch ist die gantze Lehre gar schön
begriffen / Wir wollen kürtzlich die fürnembsten stücke anzeigen / vnd ist das
Erste / das wir aus Gottes Wort erkennen vnd wissen sollen / das Gott / nach dem
er die Creaturen geschaffen / dieselben den Menschen zugebrauchen / vergönnet
vnd gegeben hat / Gen. j. Denn sonst hetten wir zu dem gebrauch der Creaturen /
die nicht vnser / sondern Gottes sind / kein recht noch macht / vn̅ das ist das wort Gottes / dauon der Spruch Pauli redet / dadurch die
Creaturen zu vnserm brauch geheiliget werden / vnd in dem selbigen wort sol
sonderlich betrachtet werden / da von wegen der Sünde der Mensch solch
priuilegium verwircket hatte / das GOtt aus gnaden / vmb CHristi
|| [ID00188]
willen / dasselbige vns wiederumb
restituiret hat / Gen. 9 Zum Andern / saget dieser Spruch Pauli / das die
Creaturen also durch das Wort vnd Gebet geheiliget werden / nicht der meinung /
als weren sie sonst verfluchet / böse / oder vom Teuffel besessen / denn er
spricht ausdrücklich / Alle Creaturen Gottes ist gut / vn̅ nichts
verwerfflich / sondern dazu wird sie also / wie gesaget / durchs Wort geheiliget
/ das wir derselbigen / die Gottes / vnd nicht vnser sind / mit gutem gewissen /
aus guten gnedigen willen des Himlischen Vaters / seliglich brauchen können /
dann wann man sonst eines frembden guts mit des Herren vngnade gebraucht / so
bekömpts nicht wol. Zum Dritten / weil den vngleubigen vnd vnreinen alles vnrein
ist / Cit j. so setzet Paulus das Gebet darzu / Nemlich / wenn wir die Creaturen
Gottes brauchen wollen / das wir in vnserm Gebet des jetztgemelten Priuilegij
vns erinnern sollen / vnd bekennen / das wir sonst von vns selbst kein recht
oder macht daran hetten / vnd in rechtem Glauben bitten / das der Him
|| [ID00189]
lischer Vater vmb Christus
willen / vns solchen brauch seiner Creaturen segenen wolle / das er vns
seliglich möge sein / das wir solche seine gaben / nicht wie Vnchristen / mit
seiner vngnad vnd vnwillen jhm rauben / sondern wie seine Kinderchen / aus
seiner milden Handt / mit seinem gnedigen guten willen / vnd mit seinem
Götttlichen Segen entfangen vnd brauchen mögen. Zum Vierten spricht Paulus / sol
darauff folgen die dancksagung für solch sein Priuilegium / vnd für seinen
Segen. Letzlich / setzet Paulus / auch das dabey / das sonderlich wol sol
gemercket werden / das durch solch heiligen durchs Wort / Gebet vnd dancksagung
/ den Creaturen nicht gegeben wirdt eine andere newe art vnd krafft / denn jhnen
in der Schöpfung von GOtt gegeben ist / Denn Paulus spricht / Gott habe die
Creaturen geschaffen / zum brauche / das ist / er habe in der Schöpfung einer
jeder Creatur gegeben / jhre art / krafft vnd wirckung / worzu sie solle dienen
/ vnd gebraucht werden. Vnd die heiligung thut nicht anders noch mehr / denn das
|| [ID00190]
solcher brauch / darzu die
Creatur von Gott in der Schöpfung verordnet / vns möge sehliglich sein. Wir
reden aber hie nicht dauon / wie Gott durch sonderliche verordnung / befehl vnd
verheissung / in seinen Sacramenten etlicher Creaturen brauchet / oder wie er
durch Mirakel vnd wunderwerck / entweder selbst / oder durch seine Heiligen /
die Donum Miraculorum haben / beweiset / das er wie ein HERr seiner Creaturen
mechtig sey / auch anders / dann jre natürliche arth vnd eigenschafft ist /
sondern wir reden hie von dem gebrauch der Creaturen / der da ist ausser den
Sacramenten vn̅ mirakeln Gottes.
Aus diesem grunde ist nun leicht vnd klar / was ein Christ von den Papistischen
weihen der Creaturen halten sol / denn erstlich beschwern sie die Creaturen /
als weren sie besessen / das daraus der Teuffel mit seiner macht weichen wölle /
welchs stracks wieder Paulum ist / der da sagt / Alle Creatur Gottes ist gutt /
vnd nichts verwerfflich.
Zum andern / weihen sie die Creaturn / nicht zu dem brauch / darzu sie
|| [ID00191]
geschaffen sind / sondern der
meinung / das durch solch weihen die Creaturen ein andere arth vnd krafft
bekommen sollen / darzu sie nicht geschaffen sind / als das sie dienstlich vnd
krefftig sollen sein / alle list vnd gewalt des Teuffels zuhindern / vnd
zuuertreiben / der Seelen radt vnnd hülff zuschaffen / vnd ob gleich die Wort
vnd Gebet / noch so gut vnd heilig weren / Weil sie aber nicht haben Gottes Wort
/ befehl vnd verheissungen / wie in den Sacramenten / auch nicht das Donum
edendi miracula, so ist es eben / als wenn einer den gantzen Psalter / mit allen
Euangelien / vber einen Nesselstrauch lese / der meinung / das derselbige nicht
brennen solte / oder vber ein weiches Ey / das das so hart / wie eine Büchsen
Kugel solt werden / Denn weil wir dauon kein befehl oder verheissung Gottes
haben / so hilfft weder Beten noch Lesen dazu / vnd ist ein grewlicher misbrauch
des Namens Gottes / wieder das ander Gebot / vnd ist kein vnderscheit zwischen
solchen weihen / vnd zwischen anderer Zauberey / da man
|| [ID00192]
Gottes Wort vnd Namen zu braucht.
Zum Dritten ist das das aller beschwerlichste / das solchen geweiheten Creaturen
/ als Wasser / Saltz / etc. ohn Gottes Wort / befehl / vnd verheissung / im
Bapstumb zugeschrieben / vnd zugetrawet wirdt / das allein Gott vmb Christus
willen / durch den heiligen Geist / schaffen vnd wircken wil / vnd darzu er
gebrauchen wil sein Wort / vnd seine Sacramenta / die er durch sonderliche
verordnung / als ördentliche mittel dazu eingesetzt hat. Als dem geweiheten
Saltz wird das zugeschrieben / das es sey ein heilsam Sacramente / vnd eine
volkommene Artzney / den bösen Feindt zuuertreiben. Item / so spricht jhre
Agenda / Nim hin das Saltz der weisheit / auff das dir Christus gnedig sey zum
Ewigen leben.
Das Wasser wird darzu geweihet / das es sein solle allen die es nehmen / ein heil
Leibes vnd der Sehlen / vnd was damit besprenget wirdt / das dauon abgehalten /
abgetrieben vnd ausgerottet werden die Teuffel / mit aller jhrer list vnd gewalt
/ alle Kranckheit / vnd alles
|| [ID00193]
was
der gesundtheit / vnd ruhe im Hause zuwieder ist. Item / wohin es gesprenget
werde / das dahin die gegenwertigkeit des heiligen Geistes / die genade des
segens Gottes kommen / vnd alles böses weichen müsse. Item / zur vergebung der
teglichen Sünden.
Die Wachslichte werden also geweihet / das sie dardurch bekommen vnd haben solche
krafft vnd segen / das wo sie angezündet vnd gesetzt werden / der Teuffel mit
allem seinem Gespenst / weichen müsse. Item / das sie sein mögen zu der
gesundtheit Leibes vnd der Sehlen / auff das die / so dieselbigen in den Henden
tragen / von der blindtheit des Hertzen erlöset / vnd das Liecht das im
finsternis leuchtet / ergreiffen mögen.
Die Assche wirdt also geweihet / das sie eine sehlige Artzney sein sol / wer
damit bestrawet wird / das der mit dem Geist der Busse erfüllet werde. Item /
das der vergebung seiner Sünde / des Leibes gesundtheit / vnd der Sehlen schutz
bekommen möge. Denn die Agenda spricht / Das die Assche auff das Heupt gelegt
werde / causa promerendae
|| [ID00194]
veniae,
das wir gnade vnd vergebung verdienen mögen.
Die Palmen vnd andere Zweyge / werden also geweihet / das sie allem Volcke
gedeyen mögen zur Seligkeit / auff das alle / so dieselbigen tragen / Item / wo
sie hin getragen werden / das der orth dadurch geheiliget / der böse Feind
vertrieben / vnd GOTtes rechte handt vns beschützen möge.
Das Fewr wird mit diesen worten geweihet / Auff das mit Geistlichen begirden
entzündet / zu der ewigen klarheit komen mögen / vnd das Gott dadurch helffe /
wieder alle fewrige Pfeile des Teuffels.
Das Osterlamb / Schincken vnd Kese / werden mit diesen worten geweihet / das wer
dauon Isset / mit allem Himlischen Segen / vnd mit Gottes gnade in gutem
gesetiget möge werden.
Eyer / Brodt / Fladen wird also geweihet / das man vertrawen solle / wer dauon
Isset / das es dem gereichen solle zur Ewigen Seligkeit / vnd sie dadurch
entfangen mögen / des Leibes gesundtheit / vnd der Seelen schutz.
|| [ID00195]
An S. Johans Tage wird der Wein zum Johannis trunck / also geweihet / wer dauon
etwas nimpt / das derselbige durch fürbitte Marien vnd Johannis / das Ewige
Leben vberkomme. Item / das es sey ein heil Leibes vnd der Seelen / vnd eine
beschirmung wieder alle kranckheit / Gifft / auch wieder alle list der Feinde /
wieder alle gefahr Leibs vnd der Seelen / etc.
Die Kreuter werden mit solchen worten geweihet / das sie nicht allein allerley
Kranckheit / schaden vnd feil / beyde Menschen vnd Vihe vertreiben sollen /
sondern auch / das alle die dauon nehmen / der Seelen vnd des Leibes gesundtheit
entfangen / vnd in die Thüre des Paradeises eingehen mögen / etc.
Weil aber dis alles grewlich ist / wieder das Erste Gebott / das solche höhe
Himlische Geistliche Ewige sachen vnd Güter / ohne Gottes befehl vnd
verheissungen / Creaturen sollen zugeschrieben werden / vnd auch ein misbrauch
des Göttlichen Namens ist / wieder das Ander Gebott. So sol solch weihen hinfüro
in diesen Kirchen
|| [ID00196]
abgeschafft
sein. Vnd das die Pastores das Volck desto besser berichten mögen / warumb es
abgeschafft werde / haben wir aus der Agenda etliche stücke hieher verzeichnet.
Es sollen aber dagegen die Leute berichtet werden / wie alle Creaturen / wenn
wir dieselbigen zu rechtem natürlichen brauch nemen wöllen / aus Gottes Wort /
befehl vnd verheissung / vns gleubigen also geheiliget mögen werden / das wir
dieselbigen mit gutem gewissen / mit Gottes gnedigen guten willen / sehliglich
brauchen mögen / wie das aus dem Spruch Pauli / j. Tim. 4. droben klerlich
erweiset ist.
Vnd der vrsachen halben sollen Alt vnd Jung vermanet vnd gewehnet werden / wenn
sie zum Tische vnd dauon gehn / das sie das Benedicite / vn̅
Gratias / mit andacht sprechen / Vnd desgleichen auch thun / wenn sie anderer
gaben Gottes brauchen wöllen / wie ohn zweiffel erstlich vmb solcher Paedagogi
willen / man angefangen hat in der Kirchen den Leuten eine anweisung zugeben /
wie sie durch das Gebet die
|| [ID00197]
Creaturen zu sehligen brauch heiligen solten / wie ein Benedictio ouorum lautet
/ Segene diese Creaturen die du geschaffen hast / das es eine gesunde Speise
möge sein deinen Gleubigen / die es mit dancksagung zu sich nehmen: Aber daraus
ist hernach ein solcher Aberglaube / ja Abgötterey gemacht worden / die nun mehr
bey reiner Lehre vnleidlich ist.
Von andern Artickeln der Christlichen Lehre / sollen die Prediger explicationes
vnd refutationes nehmen / aus dem obermelten Corpore Doctrinae, vnd die Lehre
also führen / das nicht allein gelehret werde / was recht ist / sondern auch was
falsch vnd vnrecht ist / gestrafft werde / vnd das alles mit Christlicher
bescheidenheit / zur erbawung / wie derhalben zur anleitung / von etlichen
fürnemen Artickeln Declarationes hieher gesetzt sein.
|| [ID00198]
Register vber das obberürt Corpus Doctrinae.
Was das Corpus Doctrinae, das ist die Form vnd das fürbilde der reinen Lehre in den Kirchen dieses Fürstenthumbs sein soll.
Kurtzer eintfeltiger vnd nothwendiger bericht / von etlichen fürnehmen Artickeln der Lehre / wie dieselbige mit gebürlicher bescheidenheit / zur erbawung fürgetragen / vnd wieder alle verfelschung verwahret mögen werden.
Von GOTT.
Von der Busse.
Von vnderscheidt des Gesetzes vnd Euangelij.
Von der Sünde.
Von dem Artickel der rechtfertigung deß armen Sünders für GOtt zum Ewigen Leben.
Von guten Wercken.
Vom Freyen willen.
|| [ID00199]
Von den Sacramenten in gemein.
Von der Beicht vnd Absolution.
Von der heiligen Tauffe.
Von der Messe.
Von dem Abendmal des HErrn.
Von Fasten vnd Beten.
Von weihen des Saltzes / Wasser / Fewer / Kreuter vnd andern Creaturen.