Transkription

Schauplatz Irdischer Geschöpffe [Theil 3]
[Inhaltsverzeichnis]
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Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe Dritter Theil /
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Worinnen enthalten Die Abbildung und Beschreibung der Gestalt / Orthen / Nahrung / Alter / Eigenschafft / Zücht- und Fortpflantzung allerhand Geflügels / so sich auff dem Lande und Wasser enthält. Oßnabrück / Zu finden bey Johann Georg Schwänder. Im Jahr 1678.
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Eigentliche Gestalt und Beschreibung der Wasser- und Land-Vögel.
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Von dem Vogel-Greiff.
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DIeser Vogel und alles was davon geschrieben / wird von vielen vor eine lautere Fabel gehalten. Nichts desto weniger wollen wir zu Vergnügung deß geneigten Lesers alhier vermelden / was von andern dißfals auffgezeichnet worden: Vermuhtlich kan unter dieses vogels Nahmen verstanden werden der grosse Adler / von welchen etliche so viel erzehlet und auff die Bahn gebracht haben / massen die Erfahrung bezeuget / daß in Oosten und Norden viel grössere Thiere als bey uns / gezeuget werden. Wann die ser Greiff nach seiner Gestalt / in beygehender Figur betrachtet wird / so sihet man / daß er vierfüssig / daß Haupt die Flügel / der Schnabel / und die Füsse dem Adler / daß Hintertheil mit einem Löwen / gleich habe. Etliche sagen er sey einem Löwen / andere einë Wolffe an Grösse gleich.
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Mandeviel bezeuget / daß er acht mahl grösser als ein Löwe sey / der Rücken ist mit schwartzen / die Brust mit rothen / und die Flügel mit weissen Federn bedecket. Sie halten sich auff dem Riph eischen und Hyperborischen Gebirge / unweit von dem Orthe da der Nordstern auffgehet / und werden auch bey den Indianern und Bactrianern gefunden; Sie machen / wie man sagt / ihre Nester von Gold / welches sie selbsten graben / worein sie 2. doch grössere / härter trockner- und bessere Eyer / als der Adler legen. Philostratus sagt daß ihrer Flügel rippen an dicke einem Finger gleich seyn / und mit einem kleinen rohten Haütgen zusammen gehefftet werden. Es wird von ihnen auch gesaget / daß sie daß Gold in Scythia Asiatica verwahren / weßwegen zwischen ihnen und den Arimaspen sich ein tödtlicher Haß enthalte. Doch bezeuget AElianus daß diese mit einer sonderlichen List und Kühnheit sich deß Goldes auß ihren Nestern (wann nemlich diese Vögel auff den Raub außgeloffen oder geflogen) zubemächtigen wissen. Sie sind auch sehr begierig / und raubsüchtig / auff die Pferde / mit welchen sie eine tödtliche Feindschafft haben / selbige zum öfftern bekriegen / zerreissen und verschlingen; Es ist glaublich / daß dis der von M. Paulo Veneto, beschriebene Vogel-Ruck seyn soll / der an Gestalt dem Adler gleichet / aber einer ungemeinen Grösse / und wird solcher auff gewisse Jahrszeiten in den über Madagascar liegenden Insuln gesehen / sie sind so mächtig / starckt / und so über grosser Krafft / daß ihrer einer alleine / ohne einige Hülff / einen Eliphanten fängt / raubet / in die Höhe geführt / und auff die Steinklippen fallen lest / damit er ihn auff solche Manier destobesser zerreissen und aufffressen könne. Die meisten Federn in seinen Flügeln / sollen 12. Schritt lang seyn / und der dicke nach gleicher proportion mit der Länge; Einem jedwedern stehet frey / hievon nach seinem Gutdüncken zu glauben waß ihm gefelt / massen die seefahrende Leute / sowohl voriger als gegenwertiger Zeiten davon stille schweigen. Dieser Vogel wird Greiff auch wohl Harpya genennet / wegen seiner Raubgierigkeit / Auffspürung / zerreissens / und verschlingens / alles dessen so ihm von Thieren oder Vögeln begegnet un̅ vorkompt / also auch / daß andre Thiere und Vögel wie grausam und listig sie auch seyn mögen / doch erschrecken / zittern und beben / wann sie diß geflügelt reissigen Thiers gewahr werden / und sich mit aller Geschwindigkeit / davon machen / un̅ in Hölen und Löchern verkriechen und verbergen / und damit sie seinen reissenden Klawen und alles [143] zubrechendem Maul entkommen mögen: Seine Bewegung und Fortgang ist so geschwind / daß weder Thier noch Vogel / so ihm unter Augen kombt / seinen Klauen entgehen kan / sondern ihm zu einem Raub und Beute dienen muß / allermassen er über der Erden zu schweben scheinet / bißweilen setzet er die Füsse / mit unsäglicher Geschwindigkeit auff die Erde / worauff er so behende / daß es kaum kan mit Augen gesehen werden / fortschreitet / dann so fassen die weitaußgespreitete Flügel wiederumb Wind / und schiesset er / wie ein Blitz in die Lufft / fähret in die Höhe / bald diesen / bald jenen Raub zuholen: Gleichwohl stucket er / wegen schwere seines Leibes / wieder allmählich herab / biß er mit den Klauen die Erde erreichet / und betreten kan / auff solche. Weise verrichtet er seinen Lauff. Der Poët Hesiodus tichtet / sie seyn von Electra, Oceani Tochter / entsprossen: Andre sagen / sie seyn Töchter deß Meers und der Erden. In einer weit über Madagascar belegenen Insul soll einsmahls ein erschreckliches Gefecht in der Lufft gesehen worden seyn / wie Hyginus bezeuget / zwischen einem sothauen Greiffen / und einem grossen abscheulichen fliegenden Drachen / welches 2. biß 3. Stunden aneinander gewähret / daß auch das Blut in den Strohm geflossen / welcher davon roth gefärbet worden / es hat aber keiner über den andern einigen Vortheil davon getragen: Bißweilen sind sie gantz herab auff die Erde gekommen / haben einander sehr grimmig angegriffen / gerissen und gebissen / dann wieder immer streitende sich in die Lufft gezwungen / biß sie endlich matt und krafftloß diesen Tag voneinander abgelassen / und der Drache seines Weges geflogen / der Greiff aber sich nach den Goldbergen / als seinem Neste begeben: Folgenden Tages gieng der Streit an selbigem Orth wider an / in gegenwart einer ungläublichen Menge der Einwohner / die voller Entsetzung und Verwunderung waren: Und dieses hat also drey Tage nach einander gewäret / mit solcher grausamen Furie / Hitz und Grimmigkeit / daß es jedesmahl. 2. oder 3. Stunden gedauret / und doch keiner dem andren etwas abgewinnen oder seinen Gegentheil umbbringen können.

Von dem Strauß.
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DEr Strauß ist ein sehr grosser Vogel / und mag / außer dem Greiffen / mit Fug der Grösseste heissen / oder wenigstens unter die aller grössesten gezählet werden. Diodorus vergleichet ihn / der Grösse nach / dem Kamelthier. Plinius sagt / wann er seinen Halß hoch empor strecket / so könne er [144] einen zu Pferde sitzenden Reuter / überreichen. Er hat einen kleinen / aber scharffen Schnabel / in seinem Kopff / welches klein ist / wird kaum etwas Gehirn gefunden. Solcher sein Kopff ist mit wenig Härlein besetzet / so an dem Weiblein bleich gelbe / an dem Männlein etwas gelber / der Halß ist auß dem dunckeln roth gefärbet: Die Augbrauen stehen an beyden Seiten / wie bey den Menschen / die oberste sind mit Haren besetzet / wider aller andren Vögelgebrauch: Er hat einen langen Halß / sein Rücken (dessen Federn / an dem Männlein gantz schwartz / an dem Weiblein aber dunckler / und sehr gelinde / fast wie Wolle anzugreiffen) ist so breit / daß ein saugendes Kind darauff liegen kan / die Federn in den Flügeln sind gleicher Farbe / aber an dem Obertheil gantz weiß: innerhalb der Flügel hat er sehr scharffe Federn / und wie etliche wollë / bein-harte Stacheln / mit welchen er selber sticht / und gleichsam zu schnellerem Lauffen anspornet. Doch hat Aldrovandus / in dem er fleissig darnach gesuchet / solche an ihnen nicht finden können: Die Schwantz-Federn / sind an dem Männlein weiß / und an dem Weiblein dunckelbraun; die Hüfften sind grob / werden bey den Knien etwas schmaler / können einiger massen [145] mit Menschen-Knien überein; Die Beine sind sonsten des Cameelthiers Beinen nicht unähnlich / sind ober und unterhalb des Knies mit harten Schuppen bebecket / seine Füsse / als wie Hirsch-Füsse gespalten / wormit sie einen Stein zufassen pflegen / welchen sie im Fliehen nach ihren Verfolgern zurück schleudern / und dadurch von sich abtreiben. Der Strauß kan sich / seiner Schwere halber von der Erden nicht erheben / er läufft aber so geschwinde / daß nachdem seine Flügel / die er im Lauffen zu solchem Ende außspannet / Wind gefasset / kein Reuter ihn in vollem Rennen zu Pferde einholen kan. Sie halten sich in Africa, Lybia, AEthiopia, Arabien und Syrien auff / die in Mohren-Land sind die grössesten: Sie wohnen gern in Wüstneyen / und wässerigen Orthen / und werden mannigmahl in solcher Menge beysammen gesehen / daß es / wie eine Armee zu Pferde / scheinet. Im Fressen ist er so unflätig / und so wunderlicher Eygenschafft / daß er alles verdauen und verzehren kan / was er auch ohne Unterscheid einschluckt / es sey Eysen / Stahl / Stein und Beine / wie Strabo bezeuget. Es wurde ein Straußführer von Brentio befraget / der sagte / daß er das Eysen zwar verschlinge / aber wieder gantz / oder ohne sonderlichen Abgang / wider von sich gebe. Albertus schreibet / daß er einem Strauß zwar Eysen vorgeworffen / so er aber nicht verschlingen wollen / wie er wohl mit grossen zerschmetterten Knochen / und Kieselsteinen gethan. Dieser Vogel ist / nach seiner Grösse zu rechnen / sehr dum̅ und unverständig / massen wann er seinen Kopff und Halß hinter eine Hecke / oder ins Graß verbergen kan / meinet er / daß er gantz bedecket / und von niemand könne gesehen werden. Sie sind sehr zur Unzucht geneiget / und paaren sich gleich wie der Bactrianische Cametus so daß das Weiblein sich auff den Rücken leget. Selbiges leget im Heumonat wol 80. oder mehr Eyer / welche gar groß und harter Schalen sind / solche Eyer / weil sie sehr weit begriffen / werden von den Garamanten zu Trinck-Geschirren gebrauchet / sie werden in den Sand geleget / und durch der Sonnen-Hitze / nicht zugleich / sondern eines nach dem andren außgebrütet / und auff gehickt. Ihre Federn werden / wegen der schönen und mancherley Farben / zum Zierath auff den Helmen von den Kriegs-Leuthen gebrauchet / und bey den Türcken allein den Janitscharen zutragen verstattet. Das Strauß-Fleisch wird von den Arabern / Mohren / und AEgyptiern zur Speyse genossen / daher ihnen der [146] Nahme / Strauß-Fresser / beygelegt worden. Heliogabalus hat einmahls 600. Strauß-Köpffe / daß Gehirn darauß zu essen / aufftragen lassen. Sie haben einen grossen Stein in dem Magen / welcher die Krafft hat / daß wann er an dem Halse getragen wird / er dem schwachen Magen / in Verdauung der Speyse / behülflich sein solle.

Von dem Hemmerling / oder Goldammer.
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DEr Hemmerling hat bey Pfützen / Bächen / und Ströhmen seinen Auffenthalt. Aristoteles hat nicht eigentlich beschreiben können / was dieses vor ein Vogel; er ist heslicher Farb und Stimme / deß Tages verkreucht er sich / des Nachts kompt er hervor. Dieser Vogel wird Icterus, Cholerius, und Galgulus genennet / wird sehr selten in Persien gefunden / und daselbst vor die Könige gesuchet / weil ohnfehlbar davor gehalten wird / daß er die gelbe Sucht heyle. Sein Kopff ist gantz schwartz / mit einem Striemen umbgeben / die Schenckel sind lang und dünne / etwas röhtlicher Farbe / der Halß und Vorkopff ist weiß / die Brust schwartz. Es wird von vielen gesagt / daß durch das blosse Anschauen dieses Vogels die Gelbsüchtige gesund werden / ja / was noch mehr ist / wann dieser Vogel die Kröte nur anstehet / solle sie die Gelbsucht davon bekommen. Alldieweil er sich des Lages verbirget / und des Nachtes sehen lässet / ist bey den Persianern das Sprichwort entstanden: Verbirge es / wie ein Goldammer. Dieser Vogel leget seine Eyer in die Ritzen / Brüche und offene Löcher / die an den Ecken der Dämme an den Ströhmen / und Pfützen zufinden / welche er langsam außbrütet / und seine Jungen mit grosser Sorgfalt auffbringet und bewahret. Sie paaren sich deß Jahrs nur einmahl: hernach wird das Männlein vom Weiblein nicht weiter zugelassen / sondern mit eifriger Grausamkeit hinweggebissen.

Von dem Pelican oder Löffelganß / und dem Porphyrion.
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ALldienweil die Beschreibung des Pelicans bey vielen alten gelehrten Naturkündigern unterschiedentlich / und ungewiß ist / welchem am meisten zutrauen / massen unter den Alten Isidorus, Aristoteles, und Oppianus, unter den neuen Gesnerus, Albertus und Ulysses Aldrovandus davon geschrieben; So wollen wir uns zu der Beschreibung des jenigen Pelicans wenden / welcher im Jahr 1648. zu Amsterdam / auch nachgehends hin und wider in Teutschland ist gezeiget worden: sei Leib war so groß als ein Schwan / [147] auch gleicher Füsse / mit dem Unterscheid / daß sie braungelber Farbe wahren: Hatte einen kurtzen / oder fast gar keinen Schwantz / lange Flügel / und einen Halß / wie ein Schwan / der Kopff gleichte der Gauß / der Schnabel wahr ohngefehr einer halben Ellen lang / und zween Finger breit / die Zunge war klein / als ob es nur ein Anfang derselben gewesen / unter dem Vordertheil des Schnabels / hieng ein Beutel von Haut oder Kropff herunter / von welchem / wann er leer / wenig kan gesehen werden: Der Schnabel war braungelb / vornen an dem Ende deß obersten Schnabel-Theils war ein Hacke / der sich unterwerts krümmete / röhtlicher Farbe / womit er seine Brust öffnen solte. Er aß anders nichts / als Fische auß süssen Wassern: Die Farbe seines Leibes war Apffel-Blüte / doch wurde gesagt / daß er anderthalb Jahr vorher noch schloßweiß gewesen seye: Die Gestalt seiner Füsse gab an den Tag / daß es ein Masser-Vogel war / so auß West-Indien herauß gebracht worden In der Statt Rhodis ist einer gesehen worden / viel grösser als eine Ganß / ohngefehr und nicht viel kleiner als ein Schwan: Aldrovandus hat einen gekaufft / der an Länge nicht allein einem Manne nichts bevor gab / sondern [148] denselben übertraff / hat 24. Pfund und 12. Untzen gewogen / der Leib war weiß / der Schnabel bräunlich / mit etwas roth durck zogen. Sie leben und haben ihren Auffenthalt in fischreichen Seen / und Ströhmen / fangen Fische / und verschlucken dieselbe / ob sie schon 1. 2. 3. biß vier Pfund schwer / gleich dann auch die Tauch-Enten / welche sie so lange in den Kopff hicken / biß sie liegen bleiben / und alsdann von ihnen verschlungen werden: Sie schlucken Muscheln und Schnecken mit sampt den Schalen in sich / wann sie sich dann durch die innernerliche Hitze öffnen / speyen sie dieselbe wieder von sich / und essen allein das Fleisch / haben nur einen Durchgang / welcher von dem Schnabel oder Mund biß an den Hintern reichet. Sie werden in grosser Menge bey Gazanus einer Stadt in AEgypten, in Hetrurien, West. Indien an der Ost-See / in Norder-Franckreich / und andern Orthen mehr gefunden. Ihre Nester machen sie an den Ufern der Ströhme und Seen / auß Reisicht der Bäume: Legen soviel Eyer darein / als die Schwanen / an Grösse wie ein Ganß-Ey / und bringen auff gleiche Weise ihre Jungen auff. Zwischen dem Pelican, und der Schlangen ist eine angebohrne Feindschafft. Dann wann der Pelican außgeflogen / vor seine Jungen Speyle zu suchen / kreucht ihm die Schlange in seyn Nest / und ertödtet die Jungen / wann dann die Mutter wiederkompt / und ihre Jungen todt findet / soll er dieselbe (wie man sagt) drey Tagelang betrauren: Hernach öffnet er ihm selber die Brust / besprenget die Jungen mit seinem Blut / wodurch sie wiederumb lebendig und gesund werden: Wann ihm nun dergestalt sein Blut abgelauffen / wird er schwach und kranck / so daß die Jungen außzufliegen / und vor ihre schwache Mutter Speyse zuholen genötiget werden / etliche auß natürlicher Liebe entzündet / nehmen ihre Pflicht in acht / andre schlagen auß der Arth / und achten der Mutter nichtes. Welches / wann es die wider zu kräfften gelangte Mutter verspüret / begibt sie sich zu denen / die sie gespeyset / nimbt sich ihrer an / und schafft ihnen Unterhalt / die Undanckbaren stösset sie von sich / oder tödtet sie. Sie fliegen mit grossem Gereusch ihrer Flügel / bißweilen bey gantzen Schaaren. Sie streiten jährlich in Lycien, ohnferne deß Flusses Xanthus, mit den Raben / Krähen / und andren fleischfressenden Vögeln / und wann sie die Oberhand behalten / vermuthen die Einwohner ein fruchtbar / und überflüssiges Jahr an Getrayde und Viehe.
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Von dem Porphyrion.
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DEr Porphyrion, oder Purpur-Vogel / ist unter allen Vögeln der jenige / so im trincken das Wasser käuet: Was sie essen wollen / stecken sie vorher ins Wasser / fassen solches mit ihrem Fuß / an statt einer Hand / und bringens also in den Schnabel welcher purpurfarb / die Beine aber lang und roth sind: Über den gantzen Leib sind sie blau / mit einigen grünen / und rothen Flecken bemahlet / der Schwantz ist klein / und stehet über sich empor. Wann sie essen wollen / erwehlen sie einen gleichen ebenen Orth / da sie spatzieren und hüpffen können / welches sie gerne thun / und dadurch leichtlich gefangen werden: Gleichwohl essen und paaren sie sich nicht leichtlich in Gegenwart und Anschauen der Menschen. Die Naturkündiger schreiben von ihnen / daß wann dieser Vogel an einen Menschen verspüret / daß er einen Ehebruch / begangen / er von Traurigkeit sterben solle. Dieses mögen vielleicht mehr Vogel thun. Wann sie in Häusern erzogen werden / geben sie auff die Weiber absonderliche Achtung / und wann sie vermercken oder vermuhten / daß sie ihren Männern untreu worden / hängen sie sich selber auff / und offenbaren dadurch des Weibes Sünde / Missethat / und Schande. Sie haben eine grosse Gewogenheit und Beliebung zu den Thieren / bey welchen sie erzogen sind / und womit sie umbgehen; Dann als einsmahls ein solcher Vogel mit einem Hanen erzogen / und derselbe nachgehends hinweg genommen worden / hat er sich zu tode gehungert.

Von dem grossen Casuar, und Falcinel, oder Falcata.
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DIeser grosse Vogel Casuar, wird von den Indianern auch Emen oder Eme genannt: Er ist grössern Leibes und höher als ein Storch / die Füsse und Beine sind wie deß Straussen / die Federn braun / doch hat er gelbe Füsse und Beine / mit welchen er viel hinten außschläget / vornen an der Brust hat er einen harten Schild / so länglich rund / der Halß vom obersten Theil des Haupts / biß zu Anfang des Rücken ist ohngefehr 13. quer Daumen lang / sehr seltzam anzuschauen / fast wie am Kalkunischen Hauen; Doch gehen die Wammen am Halse über sich / quer über den Kopff hin / worauff sie wohl Fingers dick liegen / sind härtlich / und röthlich blauer Farbe. Der Leib an sich hält in die Breite zween Fuß / die Schenckel und Oberbeine biß an die Füsse sind 17. Daumen lang / die Länge des Leibes von der Brust bist an den Steuß / drey Fuß: die Federn / welche den gantzen Leib / [150] nebst dem Untertheil des Halses nächst der Brust / und Schenckel bedecken / sind durchgehends gedoppelt / so auß einem kleinen / kurtzen Gewächs oder Knöpflein hervorkommen / und auffeinander schliessen / oben ein wenig dicker / unterwerts etwas dünner und zarter / auch unterschiedlicher Länge: hat einen kleinen / oder gar keinen Schwantz. Diese Vögel sind im Lauffen sehr geschwinde / können sich wegen Schwere ihres Leibes nicht empor heben oder fliegen / und zwar dahero / weil das Obertheil des Flügels / so an dem Cörper befestiget / bedeckende Federn hat / welche mit denen / so an der Brust stehen / übereinkommen. Die Schenckel sind in die Ründe fünff daumen dick / mit vielen Rinden und breiten Schuppen bedecket / sonderlich oberhalb des Fußbügels: Sie haben dicke harte Füsse / mit drey dicken scharffen Klauen gewaffnet / vornen sind sie mit Schuppen bedecket / hinten zusammen gehend / unter welchen die mittelste länger / als die andren / ist / und bestehet in 3. Glenchen / die innerste in einem / die eußerste in zweyen; die Grösse und Länge der Nägel / welche dick / hart und hornig / ist ohngefehr 2. Daumen; der Kopff ist / nach deß leibes Grösse zu rechnen / klein / und fast gantz kahl / auß dem [151] schwartzen blaulecht / so auch das Obertheil des Halses / unter welchem sich einige schwartze Haare sehen lassen: Sie haben grosse Augen / welche etwas über dem Spalt deß Schnabels stehen / sind brennend und streng / fast den Leuen-Augen gleich / mit einigen schwartzen Haaren umbgeben / die kleine blosse Ohrlöcher stehen gleichfals hinter den Augen. Der Vordertheil des Schnabels ist gekrümmet / hat ein wenig über der Endung zwey Löcher / welche an statt der Naselöcher / von dero Mittel biß an den Haupt-Zopff eine gerade über sich stehende Krone von einer hörnichten Materie zusehen / ohngefehr drey Daumen hoch / auß dem gelben braunlecht / welche / wann sie die Federn verändern abfället / und mit den neuen Federn wider wächßt: Das Obertheil des Schnabels ist von seinem Spalt an biß zur eußersten Endung ohngefehr 5. Querfluger lang / das vorderste Theil des Halses ohngefehr 4. Querfinger unter dem Schnabel / woran zwey sleischige Heutlein oder Bärte 2. Daumen lang / rother Farbe / herab hangen: Das Hintertheil am Halse und Kopff ist kal / rother Farbe / das Untertheil mit rothen und schwartzen / durcheinander vermengten Federn bedecket. Ob zwar dieser Vogel / eben wie der Strauß / einen kleinen / und fast gantz kahlen Kopff hat / und alles / was ihm vorgeworffen wird / in sich frißt; Sind doch seine Füsse nicht gespalten / sondern mit drey scharffen Klauen bewehret / womit er grosse Stärcke erweisen kan; Massen eine gräfliche Person einen dergleichen Casuar in seinem Lust garten gehalten / welcher dann (wie bemelte hohe Person bezeuget) einen Baum / der so dick / als eines Mannes Schinbein gantz abgebrochen / und die Rinde davon mit seinen Füssen und Klauen abgerissen. Dann sie gebrauchen keine Gewalt mit ihrem Schnabel vorwerts / sondern kehren sich rückwerts umb / und fallen mit verwendten Klauen denjenigen an / mit welchem sie streiten wollen. Wie wohl dieser Vogel / alles was ihm vorkompt / einschluckt / als nemblich gantze Pomerantzen / und dergleichen / so ist doch ihre gewöhnliche Speyse / Weitzen und Weißbrodt in grosse Stücke gebrochen / ungleichen frische Hüner-Eyer / die er mit der Schalen verschlinget. Im Jahr 1603. kamen einige Schiffe auß den Moluceischen Insulen in Holland an / die hatten zwey solcher Vögel mitgebracht / an welchen gesehen worden / daß das Männlein zu weilen hinten sein Geburts-Gelied herauß steckte / wie an den Camelen gemercket wird; Sie storben aber unterwegens / und musten auß dem Schiff geworffen werden. Ihre Eyer sind schön [152] und groß / mit gelb-schwartzen Flecken / und nicht so groß / als ein Strauß-Ey / die doch auch zu Trinckgeschirren können gebrauchet werden.

Von dem Falcinel, oder Falcata.
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DIeser Vogel ist an Leibesgrösse und Gestalt dem Reyger gleich / gleichwohl grüner Farbe / hin und wieder mit roth vermenget / hat einen braunen Kopff und Halß / mit einigen untermengten schwartzen Flecken: Sein Schnabel ist lang und dünne / vornen krum / hat lange Schenckel / und gespaltene Füsse: Ihre Speise sind Regenwürme / Frösche und junge Ahle / wie auch andre Fische. Wann sie sich auffs Fischen begeben / bleiben sie gantz stille stehen / gleich ob sie todt wären / und damit sie ihren langen Halß nicht sehen lassen / krümmen sie denselben in viel Falten / wissen also die Fische zu belauren / und zufangen. Es schreibet Aristoteles, daß dieser Vogel in AEgypten gezähmet wird / und der Menschen Sprache so eigentlich verstehet / daß er / wann er von einen Schlaven oder Schlüngel gescholten wird / (massen die alten Mährlein dichten / daß er auß einem Sclaven zum Vogel worden) böß und zornig werde.

Von dem Storchen / und Reyger.
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WIr wollen uns mit Beschreibung der Gestalt und Beschaffenheit der Storchen nicht auffhalten / weil solche jedermänniglichen wohl bekand. Es hat aber noch niemand so wohl der alten / als neuen Naturkündigern eigentlich wissen können / von Wannen diese Vögel herkommen / oder wo sie von unß hinziehen. Dieses aber ist gewiß / daß sie auß weitabgelegenen Ländern herkommen / eben als die Krähen die uns mit ihrer Ankunfft den Winter / gleich wie die Storchen den Sommer verkündigen. Wann der Storchen Abzug vorhanden / versamblen sie sich an einem bestimmten Orth / warten daselbst auff einander / und welcher zu Späte kompt / den beissen sie todt. Dannenhero / wann nach dem Abzug noch Storche bey uns gefunden und gesehen werden / selbe von denen sind / welche auß Furcht des Todes nicht als die letzten folgen wollen / sondern hinterblieben. Wann nun keine mehr übrig zuerwarten / außer den gefangenen oder zahm gemachten / fliegen sie alle zugleich mit einander auff eine gewisse [153] Stunde / und bestimmete Zeit hinweg. Bellonius schreibet / daß sie in AEgypten und Mohrenland fliegen / und bestättiget / als ein selbst-anschauender Zeuge / daß im Herbst und Weinmonat das gantze flache Feld / daselbst beleget gewesen. Als ich (sagt er) ohngefehr umb die Stadt Abydos war / habe ich am 24. Augustmonat eine grosse Menge Störche allda gesehen / welche an der Zahl ohngefehr zu 3. biß 400. anzusehen wahren: Sie flogen von Reusland und Tartarey / kreutzweise in die Quer über den Hellespont, und als sie gegen der Insul Tenedos über waren / kehreten sie sich mit einem langen Zug umb / biß sie in einem Kreyß zusammen kamen / ehe sie aber wieder von dem Propontide fortgingen / theilten sie sich in kleine Schaaren / und folgeten einander Mittagwerts nach. Es wird einhellig von allen geschrieben / daß Niemand ihren Abzug / noch ihre Wiederkunfft / zugleich / gesehen hat / noch wie sie ankommen sind / welches beyderley bey Nacht geschiehet / ob man sie zwar bey Tage hier und dar / hin und wieder fliegen siehet. In Asien sagen sie / die Pythones [154] kommen; Da sie sich in einem weiten Felde versamblen / durch einander klappern / als wann sie (wie Heldelinus zeuget) Kriegs-Rath / oder einen Reichstag hielten / und ihre gantze Heers-Macht mustern / womit sie einige Tage zubringen / verurtheilen und straffen diejenigen / so zulange außbleiben / oder sonsten etwas verbrochen haben / wann nun einer also verurtheilet ist / wird er von andren also fort umbgebracht. Ihre Nahrung sind Frösche / Schlangen / Fische / und wann sie in grossem Hunger nichts anders haben können / fressen sie Kröten: Fast in allen Ländern ist ernstlich verbothen ihnen Schaden zuzufügë / absonderlich aber in denen Ländern / darin̅en es viel Schlangen gibt / als in Thessalien und AEgypten, in welchen auß Mohrenland viel fliegende Schlange / so Menschen und Viehe grossen Schaden zufügen / jährlich ankommen / wieder welchen die Storchen streiten / selbe tödten und verschlingen: Weßwegen durch ein offentlich Befehl bey Leibes-Straffe verbotten / einen Storch alda zu tödten. Sie nisten / nach Varronis Zeugniß / niemahls im Feld / sondern oben auff den Häusern / Schornsteinen / Kirchgebäuen / und hohen dürren Bäumen: Bey ihrer Wiederkunfft suchen sie ihre alte Nester / welche sie / wann sie dieselbe in gutem Stande finden / reinigen / was vom Wind daran beschädiget / außbessern / zu welchem Ende das Männlein zehen Tage vor auß kommet / und immittelst das Weiblein mit grossem Verlangen erwarten solle / und wann er selbiges kommen sihet / erzeiget er durch Klappern und sonsten grosse Freuden-Zeichen: Sie paaren sich allein in ihren Nestern / worauff das Weiblein 15. 30. nachfolgenden Tagen vier Eyer / an Farb und Grösse den Gänßeyern gleich / leget / bey gutem Wetter brüten sie innert Monats frist auß / und zwar mit solcher Hitze / daß ihnen die Federn darüber außfallen. Sie lieben ihre Jungen dermassen / daß im Jahr 1536. da der grosse Brandt zu Delfft gewesen / und sie ihre Jungen nicht auß der Brunst retten können / sie dieselbe mit außgespanten Flügeln vor der Flammen zuschützen sich bemühet / und weil solches nicht helffen wollen / lieber ihr Leben vor ihre Jungen lassen / als dieselbe zu überleben / alle mit einander durchs Feuer verdorben. Sie legen den Stein Lychnitis, ihre Jungen zu befriedigen / in ihre Neste / weil solcher die Schlangen vertreibet. Die Fledermäuse halten sie mit Andorn-Blättern davon ab. Wann sie verwundet / können sie sich selber mit Orego curiren. Wann die Störchin mit einen andren Storchen zugehalten [155] zuhaben befunden wird / hat sie anders nicht zu gewarten / als daß sie von den andren Storchen tobt gebissen / oder ihrer Augen zum wenigsten beraubet wird. Wann sie alt oder blind werden / so werden sie von den Jungen auff den Schultern getragen / ernehret / und den Blinden die Speyse in den Schnabel gestecket.

Von dem Reyger.
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DIe Reyger sind unterschiedlicher Gattungen: Es gibt ihrer Aschfarbe / weisse / schwartze / Starenreyger / wie auch Cocci, und Brasilianische Reyger / welche schöner Farben / und bey nahe so groß sind / als ein Storch. Sie haben ihren Auffenthalt mehrentheils bey Seen / Morassen / und andren wäßerigen Orthen / und solches in grosser Menge bey Bononien / Ferraria, Mantua und Ravenna, wie auch in Engeland / woselbsten bey Leibs- und Lebens-Straffe verbothen ist / einen Reyger zu tödten: In Franckreich sind einige Gesetze wegen der Reyger angeordnet: In der Reyger-Insul der neuen Welt haben die Spanier so viel Eyer gefunden / daß sie gantze Wagen voll damit beladen haben. Sie sind eines leichten / zarten und magern Leibes / haben einen langen Halß und Schnabel / welcher dann dick / starck / inwendig hohl / und außwendig scharff ist / die drey Klauen an den Füssen sind lang / mit zimlichen Häutlein zusammen gefüget / die vierte Klaue stehet hinten / ist an statt der Fersen / und zimlich lang. Ihre Nahrung sind Fische / und Austern / welche sie einschlucken / und wann sie sich durch die innerliche Wärme deß Magens eröffnen / wieder von sich geben / und also auß dem Schilff wieder einfressen.

Von dem Kalkunschen-Hanen und Huhn.
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DIeses Vieh hat seinen Nahmen von der Insul Calicut in Indien / von Wannen sie Anfangs zu uns gebracht worden. Sie sind sehr boßhafftiger und zorniger Natur / welches auch daher erscheinet / daß wann man mit dem Munde pfeiffet / oder ihnen ein roth Kleid vorhält / sie / bevorab die Hahnen / sich so hefftig erzürnen / daß der Kamm / so sie an dem Schnabel haben / und gantz zusammen geschrumpffet ist / wohl viermahl so lang / und so roth als ein Blut wird / gleich dann auch alles Gequabbel so umb den Halß hanget / und sonsten blau außsiehet / sich in blutroth verwandelt; Alsdann recken sie den Schwantz hoch in die Ründe auff / wie auch alle die andren Federn über sich / und scharren mit den Flügeln die Erde: Wann die Hahnen ein Jahr [156] alt werden / bekommen sie einen Bart / welcher ihnen an der Brust zwischen den Federn herab hänget / solcher wächset zu Zeiten einer Spannenlang. In Africa werden dergleichen Hüner sprencklicht gefunden / mit allerhand bunten Farben / diese nennet man Meleagros, nach den Schwestern Meleagri, welche (wie Ovidius tichtet) in Kalkunen sind verwandelt worden. Zuzeiten vermischen sie sich mit den Pfauen / und kompt überauß schöne Arth davon. Sie brüten im Früling / achten ihre Jungen nicht sonderlich. Sie sind anfänglich auß Africa in Jatalien gebracht und alda zur Speyse gebrauchet worden. Sie sind zwar etwas kostbahr zu unterhalten und zuerziehen / das Fleisch aber ist so niedlich / daß es auff Fürsten und Herrn Taffeln / bey Gastmahlen / und Hochzeiten auffgesetzet / und zu Vergnügung der Leckermäuler diensam befunden wird. Sie sind vor alters von den armen Heyden der Abgöttin Isis Tithonia geopffert worden / da nemblich ihr Fleisch und dessen niedlicher Geschmack jederman noch nicht bekannt war.
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Von dem Kranchen.
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VAchdem dieses Vogels Gestalt jederman fast bekant / massen sie an allen Orthen / und mehrentheils allen Enden der Welt durch fliegend gesehen werden / und gemeiniglich grau / oder Aschen-Farb sind / als erachtet man unnötig / viel davon zuschreiben. Venetus, nachdem er die gemeine und gewöhnliche Kranchen mit dem Vorderntheil an den Seiten schwartz / vornen weiß / den Haupt-Zopff mit einem rohten Flecken schwartz / und ferner das übrige Aschefarb vorgestellet / ausser den grossen Federn in den Flügeln / und denen so hinterwerts nach dem Schwantze stehen / welche gläntzend und krauß sind; auch die Lufft-röhr / welche ohngefehr umb das Brustbein durch das gantze Fleisch eingefüget / wodurch sie einen so grossen Laut machen / daß sie von weiten können gehöret werden; Imgleichen / daß ihr Halß achtzehen Daumenlang: So erzehlet er viel Geschlechte derselben / so er in der Tartarey gesehen / deren etliche schwartze / andere weisse Flügel / welche mit goldgelben Stippeln / als Augen besprenget / etliche klein / und mit langen Federn roth / und schwartz gefärbet / gezieret gewesen: Es gibt auch grosse / mit rothen und schwartzen Augen / grau-aschefarbe: In Cuba sind sie 2. mahl so groß / als unsere gemeine: In America hat sie Columbus gantz roth gefunden. Daß sie an allen Ecken der Welt gesehen werden / kommet auß Begierde der Wärme. Umb die Flüsse / Hebrus, Strymon und Knister finden sie sich in grosser Mänge / auß Thracien / woselbst sie sich auffhalten / streichen sie über in Lybien: In AEgypten und Mohrenland bleiben sie den Winter über / wie AElianus bezeuget. Das jenige was Plinius von den Pygmaeis oder Zwergen schreibet / daß sie nemblich keine Ruhe oder Frieden von den Kranchen haben solten / als allein umb die Zeit / wann sie in ein ander Land verreisen: Imgleichen / daß / wie Munsterus vorgibt / die Pygmaei nur drey Spannen hoch werden / item daß in ihrem Lande allzeit Sommer sey / daß sie auff Böcken und Ziegen reiten / gewaffnet seyn / in dem Frühling die Kranchen-Eyer bestürmen / und ihre Jungen umbbringen / damit sie nicht die Überhand gewinnen / und sie selbst das Land zuverlassen gezwungen werden / solches alles [158] ist nichts anders / als eine pur lautere Fabel und Gedicht; ihre Speyse ist Getrayde und Kräuter. Wann sie Westwerts gegen dem Winde fliegen / werden sie zur Geylheit angefrischet; Sie vermischen sich mit den Weiblein gleich den Sperlingen / und nicht niederhuckend / wie die Hüner. Sie legen insgemein zwey Eyer / zwischen welchen bißweilen ein Stein gefunden wird / welches Albert. etliche Jahr nacheinander also befunden. Die Arth ihres Außheckens ist biß auff diese Stunde noch von niemand beschrieben. Ihre Lebens-Zeit wird insgemein mit acht Jahren beschrencket. Leonicus Thomaeus hat in seinem Hause / 40. Jahr nacheinander einige auffgezogen: Aristoteles bezeuget / daß im Alter ihre Federn schwartz werden. Diese Vögel tragen gegeneinander grosse Liebe / und lassen sowohl in ihrem Fliegen / als in der Nachtwache / sonderbahre Treue verspüren: Wann sie reisen wollen / stellen sie einen Heer-Führer / der den Vorzug hat / und dem der Weg bekant ist / vornen an / die Alten hinter / und die Jungen in die Mitte / und machen einen Triangel mit der Spitze vornen zu / wann sie gegen dem Wind ziehen müssen / denselbigë zubrechen / und mit den Flügeln die Lufft zuspalten: Bißweilen ziehen sie sich auch wohl in einen runden Kreyß zusammen. Sie halten des Nachts gute Schildtwache / massen einer von ihnen / so auff der Wacht ist / einen Stein in der einen Klauen hält / damit er / wan etwan der Schlaff ihn übernimbt / durch das Abfallen des Steins alsobald wieder erwache: Und wann dieses seine Wachtzeit verflossen / macht er durch sein Geschrey einen andren wieder munter / der an seine statt wieder eintritt / und also folglich Abwechslungs-Weise. Sie tragen gegen ihren Jungen eine dermassen brünstige Liebe / daß man ehemahln gesehen hat / daß das Männlein das Weiblein mit einer tieffen Wunde verwundet / darumb das es die Jungen von ihm abziehen wollen.

Von dem Pfauen.
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ALdieweil dieser Zeit der Pfau von jederman gesehen und bekandt worden / wollen wir uns mit Beschreibung seiner Gestalt / Farbe / und Schönheit / alhier nicht auffhalten. Vor alters sind sie dermassen rar, und wegen ihrer zierlichen schönen Federn / und gläntzender Farbe / welche sie gegen der Sonne / mehrern Glantzes willen / auß spreiten / dabeneben auch ihres königlichen Trittes und Ganges halber / in solchem Preiß gewesen / daß sie zu Athen umb ein gewisses Geld / alle Neu-Monden / gezeiget worden / 30. [159] Jahrlang / zu welchem Ende viele auß Thessalien und Lacedaemonien dahin gebracht wurden. Nachdem Alexander ihrer Anfangs bey den Indianern ansichtig worden / hat er bey hoher Straffe verbotten / ihrer einen zu tödten. Tiberius ließ einem den Kopff abschlagen / darumb / daß er ihme einen Pfauen auß seinem Thiergarten entwendet hatte. Eustathius bezeuget / das niemand / so dieselbe beschädiget / ungestraffet bleibe. Und wann dem Anthiphonti zuglauben / so ist ehemahln ein Paar / nemlich Männlein un̅ Weiblein / umb 1000. Drachmas Goldes / oder 1000. Dukaten verkaufft worden. Was ihre Farb und Gestalt anlanget / so sind sie unterschiedlicher Gattung / nach dem Land / darinnen sie gezeuget: Etliche sind schwartz und gelbe / als in Terra Firma, andre weiß / in Graubündten sind sie schwartz / und fliegen in den Wäldern; in Japon haben die Weiblein so etwas kleiner / nicht mehr als 16. Augen in dem Schwantz. Baby. lonien hat die allerschönsten / Meden die schmackhaffteste. Auß Asia sind sie erstmahls in Griechenland überbracht: In Indien werden sie von allerley Arten gefunden: Wann der Pfau wegen seiner Schönheit gelobet wird / spreitet er seine Federn auß / und kan in der [160] Sonnen-Schatten vernehmen / welche unter ihnen den schönsten Glantz geben / solche hält er allezeit vorauß / und pranget damit / wann er aber seiner Füsse ansichtig wird / lässet er auß Betrübniß seinen Hoffart fallen / und seinen gläntzenden Schwantz und Federn niedersincken: Wann sie ihre Federn verändern / schämen sie sich dermassen / daß sie sich verbergen.

Vom Vogel Phoenix.
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OB ein Phoenix in rerum naturâ, oder unter allen Geschöpffen zufinden sey / oder nicht / solches ist zu allen Zeiten / und noch biß auff gegenwertige Stunde zweifelhafft gewesen: Doch haben nichts desto weniger die berühmteste Schribenten die Vestigia und Merckmahl seiner Beschreibung / es sey nun erdichtet / oder der Warheit gemäß / in ihren Schrifften hinterlassen: Dahero man allhier bewogen / diesen Vogel nicht mit dem Strich des Stillschweigens durch zuziehen / sondern insgemein etwas davon zuberichten. Ob zwar in Indien / und Morenland viel seltzamer Geschlechte von mancherley Farb und Gestalt Vögel gefunden werden: So soll doch dieser vortrefliche Vogel Phoenix allein in Arabien zu finden sein / woselbst er auch gebohren wird / wiewohl er seines gleichen in der Welt nicht hat / wird auch selten gesehen / ist an Grösse einem Adler gleich / hat einen goldgelben Halß / der gantze übrige Leib ist purpur Farb / der Schwantz Himmelblau / mit rothen Federn durchsprenckelt: Auff dem Kopf trägt er eine zierliche Crone / so in einem Feder-busch / von außbündigem Glantz und Schönheit / bestehet. Die Araber halten ihn in grossen Ehren. Er soll in die 660. oder wie andre / 500. ja gar 1460. Jahrlang leben. Cornelius Valerius schreibet / daß zur Zeit da Quintus Plantius, und Sixtus Pappinius zu Rom Burgermeister gewesen / ein fliegender Phoenix in AEgypten sey gesehen worden. Achthundert Jahr nach Erbauung der Stadt Rom, zu Zeiten Keysers Claudii, wurde ein Phoenix hingebracht / und offentlich auff ihre Fest-tage gezeiget / wie solches die alten Geschicht-Bücher bezeugen / an deren Warheit von den Römern niemaln gezweifelt worden. Im Jahr nach Christi-Geburt 52. ist dieser wundersame Vogel in AEgypten gesehen worden / wie Hedion bezeuget. Wann die Zeit seines Todes herzu nahet / soll er ein Nest mit Myrrhen / Cassien / Weyrauch / und wolriechenden Zweigen der Bäume von außbündig [161] lieblichem Geruch machen / und sich darein zusterben setzen / welches durch die Hitze der Sonnen / und das Wehen / schlagen und Funckeln seiner Flügel angezündet / und er also zu Aschen verbrand wird: Den dritten Tag hernach wächset auß seinem Marck / Beinen und Gebährungs-Krafft / so er vorher in sein Nest geworffen / ein kleines Würmlein / worauß der junge Phoenix erfolget / welcher dann deß dritten Tages über seines vatters Gebeine ein Todten-lied singet: dahin zielet Hiob mit diesen Worten: Ich will meine Tage vermehren wie der Phoenix, und meinen Geist in mein Nest geben. Achilles Staetius, ein Griechischer Autor schreibet von diesem Vogel also: daß er an Grösse einem Pfauen gleich / jedoch viel herrlicher / sey / seine Federn schön bemahlet / als ob sie mit Gold und Purpur durch gesetzet wären / der prächtige Glantz seiner Crone / so von der Natur auff sein Haupt gesetzet / deren ründe die Sonnenstrahlen vorstellet / geben einen Wiederschein von sich / dahero er der Sonnen-Vogel genennet wird / der Leib ist Lazur und himmelblauer Farbe / sehr angenehm und lustig anzusehen / und wirfft allezeit seine Strahlen von sich. Hernach fleucht dieser neue Vogel mit gewissem gewichte Myrrhen / wann er vorher versuchet / ob er solches nebst seines vatters Gebeinen so einen weiten Weg fortbringen könne / nach Heliopolis, oder Sonnenstatt / mit einer ungläublichen Menge anderer ihme nach folgender / und umb ihn herumb fliegender Vögel / als mit einer Leibguardia und Trabanten begleitet / woselbst er die Gebeine sampt der Myrrhen auff der Sonnen-Altar niederleget / selbe zuverbrennen. Dieser junge Phoenix wird alsdann von dem Priester besichtiget / und so er gewisse Zeichen an ihm befindet / läßt er sich von ihm angreiffen / und wann er die Merckmahlen deß Todes seines Vatters zeiget / wird er vor den rechten Phoenix angenommen.

Von dem Adler.
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DEr hochfliegende Adler wird vor einen König aller Vögel gehalten / nicht zwar wegen seiner Zierde und Tugenden / sondern dieweil er sie mit Gewalt und Tyrannischerweise verfolget / zerreisset / und umbbringet / wo er sie nur bekommen und einholen kan; dahero kompt es / daß alle Vögel / so wohl kleine / als grosse / einen tödtlichen Haß wieder ihm tragen / die kleine fliegen ihm auff den Rücken / ziehen ihm die Federn auß / die Kranchen und Störche begegnen ihm mit ihrem spitzigen Schnabel / und stechen ihn damit.
|| [162]
Wir wollen uns aber mit Beschreibung der Gestalt / Farbe / Federn und Beschaffenheit des Adlers nicht auffhalten. Es gibt Land- und Meer-Adler / deren etliche weiß / mit schuppigen Füssen / andre schwärtzer / mit Schwanen Füssen versehen sind. Diese haben eine sonderbahre nachdenckliche Manier die Muscheln und Austern zufangen: Sie nehmen sie auß der See / und führen sie empor in die Lufft / als ob sie dieselbe wolten fliegen lehren / lassen sie alsdann von oben herab fallen / dadurch zerbricht die Schale / und das inwendige fressen sie herauß. Dergleichen Austern eine bekam der Poët AEschylus auff seine weisse und kahle Glatze / und wurde dadurch todt geworffen / wie ihme solches vorher propheceyet war. Sie nehren sich auch von Fischen / welche sie durch eine Feistigkeit / so sie hinte??? auß ihrem Steuß tröpffen lassen / und eine betäubende Krafft hat / eben wie Bilsensafft / oder Opium, dermassen zubetäuben und gleichsam in Ohnmacht zubringen wissen / daß sie selbe gemählich / und zu ihren Begnügen fangen können. Diese See-Adler haben so ein scharffes Gesicht / daß sie von der Höhe herab die Fische im Wasser können schwimmen sehen / schiessen darauff mit grosser Geschwindigkeit ins Wasser / theilen es mit der Brust voneinander / und fangen sie Fische weg. Hierzu schärffen sie ihrer Jungen Gesichte / welche / wann sie noch [163] ohnbefidert / mit ihren Flügeln schlagen / damit sie beharrlich in die Sonne sehen / welche alsdann ohnmächtig werden / oder auch denen das Wasser auß den Augen rinnet / oder die da blintzen / die stossen sie von oben herab auß dem Nest / und werffen sie / als Bastardten / auff die Erde. Zu dieser Gattung gehören auch die Enten-stosser / welche sich am Rande deß Meers und an die In-Seen setzen / und alda warten und lauren auff die Enten und andre Wasser-Vögel. Von dem Land-Adlern / deren etliche schwartz / kleiner / die stärckeste / und raubbegierigste / andre braun / und dunckel-farb / mitweissen oder bunten Schwäntzen / wie auch dem Gold-Adler / Beinbrecher und dergleichen wollen wir nicht absonderlich / sondern ins gemein reden. Es werden aber diese an allen Orthen / in den Eychen-Wäldern / Felsen und Klippen / da viel Raub fället / gefunden. Ihre Nahrung ist Tauben / Gänse / Schwanen / Hüner / Schaff / Hirsche und Hindin-Fleisch / und dergleichen. Die Africanische Schribentë bezeugen / daß sich daß Männlein bißweilen mit der Wölfin paare. Sie nisten auff hohen Bäumen / und Klippen / da kein schädlich Thier ihrem Neste kan beykommen: Legen 2. Eyer / oder zum höchsten 3. mittelmässiger Grosse / und eine harte / und wohlgestalte substantz von welchen dreyen bißweilen eins von den Gold-Adler drein geleget werden solle. Es wird in ihren Nestern gemeiniglich der Stein Aëtis oder Adler-Stein gefunden. Zwischen dem Adler und Drachen ist eine grosse Feindschafft / weil dieser des Adlers-Eyer mit grosser Begierde suchet / weßwegen dieser den Drachen anfällt / und mit ihm kämpffet / wo er ihn kan bekommen / und solches mit grosser Gefahr seines Lebens. AElianus erzehlet / daß einsmahls 16. Schnitter zusammen im Felde gewesen / welche wegen Hitze von Durst fast verschmachtet / und ihres Mittels einen mit einem Krug abgeschicket / auß dem nechstdabey gelegenen Brunnen Wasser zu holen / dieser nahm die Sense in die Hand / und den Krug auff die Schultern / gieng damit nach dem Brunnen / als er dahin kam / fand er einen Adler hefftig mit einer Schlangen / oder Drachen kämpffen / und sahe daß der Drache mehrentheils die Überhand gewonnen / massen er dem Adler mit seinem langen Schwantz dergestalt umb die Flügel und gantzen Leib beklemmet / daß er sich nicht mehr regen können: Wie der Schnitter solches wahrgenommen / hieb er mit seiner Sensen zu / und schnitte die Schlange mitten voneinander / wodurch der Adler [164] erlöset wurde: Gieng darauff nach dem Brunnen / und schöpffte Wasser / brachte solches seinen Gesellen / welche mit grosser Begierde daran fielen / und truncken: Als aber dieser / der das Wasser geholet / und den Adler errettet hatte / auch trincken wolte / kam der Adler geflogen / und schlug ihm den Krug auß der Hand welches ihm sehr verdroß: Wie er aber sahe / daß einer nach dem andren von seinen Gesellen dahin fiel / und ihren Geist auffgaben (dann die Schlange hatte den Brunnen vergifftet) erkandte er deß adlers Danckbarkeit / und Vergeltung vor die erzeigte Wohlthat.

Von dem Vogel Mituporanga.
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DIeser Vogel wird in Brasilien gefunden / ist ein wenig grösser als eine Lerche / im Gesang unsern Meysen gleich / der gantze Leib / Halß und Kopff ist schön blutroth / Schwantz und Flügel / bevorab dero Anfang / schwartz-gläntzend / mit etwas roth vermischet: Die schwartze Schenckel sind unten kahl / oben aber mit schwartzen Federn bedecket: Der Schnabel vergleichet sich mit dem Meysen-Schnabel / ist oben und unten nach der Spitze schwartz das übrige nach dem Kopff zu ist weiß / die darauff stehende Federn sind rauh / und stehen bißweilen / wie an Meysen / über sich gekräuset / die Federn über den gantzen Leib sind inwendig schwartz / außwendig roth / doch wann sie zusammen gefalten / scheinen sie außwendig gantz roth; Der Schwantz ist bey nahe drey Fingerlang / an den Füssen hat er 4. Klauen / so wie bey andren Vögeln / gestaltet. Man hält davor / daß dieser Vogel mit dem zornigen und alleszureissenden Adler in grosser Freundschafft stehe.

Von dem Schwanen.
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ES ist wohl zu glauben / daß kein Mensch bey unß / welcher zu einigen Jahren und Kundschafft gelanget / gefunden werde / dem die Gestalt / Beschaffenheit und Farbe deß Schwanen / sowohl in seiner Jugend / als in seinem vollkommenen Alter / nicht solte bekannt seyn: Dannenhero wir dessen Beschreibung / als ein unnötiges Werck / übergehen: Es leben aber die Schwanen auff dem Land / doch mehrentheils im Wasser / worauß sie ihre grösseste Lust schöpffen: AElianus bezeuget / daß sie in der Morischen-See sich bey gantze Schaaren sehen lassen: Sie enthalten sich bey grossen Hauffen in den Flüssen Caystrus, Donau / Tanaïs, Strymon, Meandrus, Eridanus, Mincius, gleich auch der Temß. Sie essen Kräuter / Getrayde und [165] Fisch-Häute; Die jenige so auff dem Meer Spina in Schottland treiben / essen sehr begierig den Samen eines gewissen Krauts / welches dahero Schwanen-Kraut genennet wird / und wann mans auff die Erde wirfft / nicht faulet. Ihre meiste Lust und Auffenthalt sind stillstehende Wasser und Seen / damit sie durch das Rauschen des Wassers / in dem Schwimmen nicht gehindert werden: Sonsten werden sie durch gantz Teutsch- und Holland / auch andre bekante Örther zufinden. Die zahme Schwanen sind wegen ihrer leibes Schwere zum Fliegen träg und untüchtig / die Wilden aber sehr hurtig und geschwinde / als die nicht so sehr mit ihrer leibes Schwere überladen: jedoch haben sie dieses gemein im Fliegen / wann sie ihre Flucht anstellen / so legen die hintersten ihre lange Hälse auff der vordersten Rücken / und wann dieser müde worden bleibet er zu rücke und lässet seinen Halß wieder auff deß hintersten Rücken ruhen / und also ferner Wechsels-weise. In der Vermischung schläget das Männlein dem Weiblein zuforderst seinen langen Halß umb den ihrigen / als ein Zeichen der Liebe / steiget alsdann darauff und so ferner. Nach dem paaren fleucht das Männlein / welchem das Weiblein [166] eine Zeitlang folget / endlich stillhellt / sich schüttelt / den Schwantz im Wasser rüttelet / und sich also wiederumb reiniget.

Von der Schneeganß / grossen Ganß / und Endten.
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DIe kleine Ganß hat niedlich und weich Fleisch / so eben nicht recht weiß / sondern braünlicher Farbe / sie ist etwas grösser / als ein Rabe / oder gemeine Endte / hat braune Striemen quer über den Halß / Brust und Bauch: kleiner als an der Wildenganß / hat untenher weislichte Federn / welche oben mit schwartzen bedecket sind / die Flügel sind Bleyfahl / der Schwantz kurtz und schwartz; Sie fliegen und schreyen wie die wilden Gänse: enthalten sich bey Seen / und berauben das besamete Land. Gegen dem Herbst kom̅en sie auß den kalten mittnächtigen Ländern / damit sie der strengen Kälte daselbst entweichen / bey gantzen Schaaren mit dem Nordwindt zu unß geflogen / lassen sich an dem Ufer der Süder See / ohnfern Texel, Wieringen / Amelandt / und dergleichen mittägigen Orthen nieder / bleiben alda solange / biß daß ihre Blütezeit vorüber ist.

Von den Gänsen.
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DIe Erfüllung der Haußhaltung / so dieser fette / so zahm als wilder Vogel / die Ganß uns / und allen benachbarten Einwohnern zuführet / wie auch das jährliche Verzehren der Martins Ganß / so fast allenthalben im Gebrauch / nebst dero anmuthigen Geschmack / haben ihre Beschaffenheit / Gestalt und Wesen jederman bekannt gemacht. Sie theilen sich in wilde und zahme. Diese werden in Schne-Baum-Staar-Fuchs- und Brasilianische schwartze See-Gänse unterschieden / von welchen absonderlich zuschreiben / unnöhtig erachtet wird. Dieser Gänse-Fleisch / ins gemein / insonderheit aber das Gebratene war Voralters auff der Pharaonen Tafel ein trefliches Gericht. Alexander Severus, ließ es nicht zu Tische tragen / als an hohen Fest-tagen: Hannibal hielte derselben Geschmack anmuthiger / als der wohlgeschmackten Numidischen Hüner. Und wer wolte noch diese Stunde / wann eine feiste wohlgebratene Ganß auff dem Tische stehet / einen verdencken / daß er seine Schuldigkeit im Essen / wann bevorab der hungerige Mage dazu ledig / und Zähne darauff geschärffet / bester massen würde beobachten? An starckem Geruch / und scharffen Gehör geben sie den wilden Schweinen nichts nach: Ihre Wachtsamkeit haben sie darinnen erwiesen / in dem sie das Römische Capitolium beschirmet / dann als solches verrätherischer Weise [167] von den Feinden erstiegen / und die Hunde mit Brodt gestillet waren / waren die Gänse mit ihrem Schnattern und schreyen fertig / brachten die Römer auß dem Schlaff / und auff ihre Hut / daß der Feind unverrichter Dinge abziehen müssen. Man lieset von einer Ganß / welche sich beharrlich an den Philosophum Lacium gehalten / und weder auff der Strassen / noch in der Badstuben / weder Tag noch Nacht von ihm weichen wollen / welches eine Anzeigung ihrer Begierde zur Weißheit.

Von den Endten.
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Nachdemmahlen die Gestalt der zahmen Endten / ihr Fleisch / und Eyer / so sie in grosser Menge legen / insonderheit im Mertzen und Aprilen / ihr brüten und außschliessen / durch die Erfahrung sattsamb kundt worden / wollen wir uns damit nicht auffhalten. Die Wilde sind in mancherley Gattungen unterschieden nach dem Anschauen ihrer Farbe / Gestalt / oder Grösse / auch dem Orth und Land / da sie erziehlet und außgeschlossen sind. Unsere gemeine wilde Endten geben sich durch ihre Farb und Gefieder zu erkennen / und werden mit grossem Vortheil [168] der Einwohner / so wol in den Ställen / als an den See-kanten jährlich / insonderheit umb die Herbstzeit bey viel tausenden gefangen / und hin und wieder verkaufft / gekaufft und gegessen. Hieher gehören auch die Kropff-Enten / lang schwäntze / Krick-Enten / und Tauch Entlein / von derë lieblichen Geschmack / Erfüllung der Einwohner / und davon auffkommenden Gewinn die so sie fangen / nicht geringe Ursach haben / sich zubedancken. Die Indianische / Lybische / Coroische und Brasilianische zahme / wie auch frembde wilde Endten sind an Gestalt / Farbe / und leibes Grösse / von den Unsrigen weit unterschieden: Gonzales de Mendoza schreibet von einer besondern Erfindung / die bey den Chinesern im Brauch / die Enten zubestricken / dan̅ sie haben abgesonderte Orthe / wie Ställe in dem Wasser / in deren einen wohl 4000. Enten sind: die Eyer / so sie legen / werden in Kuhemist geleget / durch desselben Hitze sie außgebrütet / und zu gehöriger Zeit von den Chinesern selbst auff gekippet werden: Bey kaltem Wetter wird Stroh unter den Mist geleget / und angezündet / die Eyer dadurch zuerwärmen: Die junge Endten werden in besondere Ställe / worinnen einige alte Endten / welche selbige zuerziehen abgerichtet / gehalten werden / gesetzet / biß daß sie alt genug / und geschickt / mit den Alten umbzugehen; deß Morgens werden sie bey tausenden außgelassen / und gehen auff die mit Reyß besamete Äcker / suchen ihre Weyde / deß Abends werden sie mit einem Fell- oder Trummel wieder zusammen gelocket / und jede in ihren Stall beschlossen / sintemahl sie durch den Schall der Trummel jeder seinen Stall und Wohnung zu unterscheiden weiß.

Von der Eule / und Falcken.
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WIr wollen unß mit Beschreibung der Gestalt / Farbe / Federn und Beschaffenheit dieses Vogels nicht auffhalten / weil solche einem jeden fast bekant. Sie sind an leibes Grösse und Gestalt unterschieden / wie es dann Nacht-Eulen und Kirch-Eulen gibt: Die Nacht-Eule lebet in der Wildniß / hat einen krummen Schnabel / und unter allen Vögeln die grösseste Augen / ist von keinem Gesang oder Klang / worvon ichtwas könte geurtheilt werden / sondern treibet ein greslich Geheul / und jämmerlich Geschrey: Sie leben von dem Raub der Thiere / so deß Nachts auff der Erden und sonsten herum lauffen / als Mäuse / un̅ ander klein Ungeziefer. Bißweilen fangen und verschlingen sie wol Hasen / Füchse / Dächse / und dergleichen; deß Tags verstecken sie sich [169] in hole Bäume / finstere Löcher / Scheuren / Hölen / Steinritzen / rauhe Wildnissen / und wüste unreine Örther / Massen / wann sie bey tage von andern Vögeln gesehen werden / dieselbe auff sie fallen / und der Eulen die Federn außrüpffen; daher kompts / daß die Vogelsteller sich der Eulen in ihrem Garn gebrauchen / damit andre Vögel herbey zu locken / und zu fangen: Bißweilen binden sie eine Eule zu solchem Ende auff einen Baum / dessen Äste sie rundumbher mit Vogel-Leim bestreichen dann kommen die andern Vögelein die Eule zuverspotten / auff die Äste und Zweige sitzen / beschmieren sich mit Vogelleim / und werden also gefangen. Die Kirch-eulen gleichen an Grösse der Ratzen / fangen und fressen ebenfals Ratzen und Mäuse. Wann die Eule mit andern Vögeln streitet / gebraucht sie sich eines sonderlichen Vortheils / massen / wann sie von vielen angefallen wird / legt sie sich auff den Rücken / ziehet sich zusammen / schützet sich mit den Klauen und Schnabel. Wann der Habicht nahe dabey ist / steht er ihr bey / gleich ob wäre er durch Blutfreundschafft / oder eine andre Sympathische Bewegung dazu verbunden und hilfft ihr getreulich fechten. Die Eulen ins gemein halten sich [170] bey unß auff in den Löchern grosser Gebäude / altem zerfallenen Gemäur / Kirchen und dergleichen: Wanns regnen wil / machen sie viel Geschrey; Sie haben Feindschafft mit den Bienen / Wespen / Hornissen / und Blut–Igeln. Nigidius bezeuget / daß die Eule deß Winters sechzig Tage aneinander schlaffe / und neunerley Stimme führe. Es wird die Nacht-Eule / wann sie feist / (hoc autem rarò fit, autnunquam) bißweilen zur Speise gebraucht / und soll ihr Fleisch / wann es wohl g???kochet / und zubereitet ist / einen lieblichen Geschmack haben. Die Nacht-Eulen-Augen sollen / wann sie gepülvert / auch einigen Nutzen in der Artzney haben / und werden vor ein Mittel / fliessende und juckende Augen zu heylen gehalten: Die Asche vom Eulen-Kopff / wann ein Sälblein davon gemacht / vertreibet das Miltzstechen.

Von dem Falcken.
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INter dem Nahmen des Falcken werden von unterschiedlichen Schribenten alle Geschlechte der Raub-Vögel / die zur Jacht gebrauchet werden / verstanden. Es sind aber mancherley Arten der Falcken / als da sind Feld- und Strandfalcken / edele / unedele / und mittelmässige / so auß paarung der edlen und trägen gebohren werden / welche auch heilige / Kirch- und Berg-Falcken genennet werden: Auch gibt es frembde / höckerige / weisse / rothe / blaufüssige / Ast-Falcken / Steinkautzen / und andre dergleichen mehr Nahmen / alß Reiß-Habichte / Buteo, Klincker und so ferner; deren jedwedere Gattung absonderlich zuerzehlen unnötig. Die Gestalt der Falcken insgemein / und einiger absonderlich ist mehrentheils bekandt. Wann diese Vögel ins Wilde fliegen / sind sie sehr begierig auff den Raub: Wan̅ sie aber gezähmet / und absonderlich dazu unterwiesen und abgerichtet wordë / dienen sie grossen Herrn und Fürsten zu ihrer grössesten Lust und Ergötzung / werden deßhalber häuffig unterhalten / gespeiset / und zur Vogel-Jacht gebrauchet. Sie haben eine wundersame Weise zu fliegen im Anfang / Mittel und Ende ihrer Jacht; Dann wann sie auff den Raub außfliegen / schiessen sie mit schnellem Flug in die Höhe / lassen sich / wie ein Blitz wieder herunter / legen die Klauen / womit sie stossen wollen / vor die Brust / fliegen mit solcher Gewalt und Geschwindigkeit auff den Vogel / daß sie einen Laut / als ein Windsbraut / machen / und den Vogel im herabschiessen stossen / und solche tieffe Wunden schlagen / daß er vom Kopff biß an den Schwantz auffgerissen / oder [171] gar ohne Kopff zur Erden herab stürtzet. Der Kampff / so sie mit dem Reyger führen / ist ihnen sehr gefährlich / massen wann der Reyger sich unter ihm befindet / strecket er seinen langen Schnabel / den er biß dahin verborgen behalten / hervor in die Höhe / und empfängt ihn im Herunterschiessen damit dermassen / daß der Falck offtmahls mit der Brust gerade dadurch fället / und einer sampt dem andren mit auffgerissenem Ingeweide auff die Erde niederplatschet. Sie haben Feindschafft mit der Lerchen / welche lieber in die Hände der Menschen / als in die Klauen der Falcken fallen will; Imgleichen mit einem kleinen Wasser-Vogel / welcher wann er das Falcken-Geschrey höret / sich lieber von den Menschen mit Steinen lässet zu tode werffen / als daß er sich in die Flucht nach der Lufft begeben solte. Die sich in den mittnächtigen Ländern enthalten / sind die besten: Bosnia zeuget weisse / und die Länder gegen Morgen bringen keine geringe. Sie wohnen mehrentheils auff hohen Bergen / oder auff hohen Bäumen in den Wäldern. Sie rauben auff allerley klein Geflügel / als Tauben / Lerchen / Fincken / Alstern / Küchlein / Reyger / Endten / und dergleichen; kämpffen auch wohl mit den Habichten / und bißweilen mit den Adlern. Sie werden mit Tauben / Hüner-auch zu zeiten mit Schöpsen-Fleisch in den Käfichten gefuttert: werden mit unterschiedlichen Kranckheiten / als Husten / Schnuppen / Geschweren am Haupt / und dergleichen geplaget.

Von dem Raben / Älster oder Heyster / und Krähen.
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DEr Rabe übertrifft die Krähe an Grösse / und ist so schwartz / daß er wegen seiner übermässigen Schwärtze blau einiger massen scheinet / solche Farbe hat auch sein krummer Schnabel / welcher an beyden Seiten eingebogen / hat helle Augen / und eine breite Zunge / so an der Wurtzel schwartz ist; in den Nordländern sind weisse Raben gesehen worden: In Liefland und Bothinia gibts ein Geschlecht / See-Raben genannt / deren Schnabel / gleich einer Sägen / mit Zähnen besetzet ist. Ihr Auffenthalt ist an verfallenen feuchten und öden Plätzen / alten Thürnen / und hohen eingefallenen Gemäur / welche sie dann / so lang sie ihre Nahrung alda haben können / nicht verlassen. Sie essen Geträide / Äpffel / Feigen und Kirschen / welche sie mit den Stielen verzehren; imgleichen Würme / weßwegen sie den Fußstapffen der Ackerleute / so da pflügen / nachfolgen / dan̅enhero bey den Engeländern bey schwerer Straffe verboten / die Raben zu beleidigen. Auch fressen sie das Aaaß auff dem Felde / der [172] armen Sünder an Galgen / Pfälen / und auff den Rädern der Gerichtsstätten: Auch sind zu zeiten Fische ihre Speyse. In Bothniâ erwürgen sie nicht allein Hasen und Caninichen / sondern auch Lämmer und Böcke / dergestalt / daß ein gewisser Preiß gesetzt ist / vor den der einen Raben-Kopff bringet. Bißweilen fangen sie die lebendigen Lerchen und Meysen / und verzehren dieselben. Sie haben sehr grossë Durst / leben lang / und sind einander dermassen getreu / daß wan einer von ihnen stirbt / der überbliebene sich nit wieder paaret. Sie sind starcken Geruchs / worin̅en sie dem Geyer nichts nachgeben / sind aber langsamer im Fliegen. Ihr Verstand ist verwunderns werth: Zu Erffurt ist einer gewesen / so das Geld vom Tische weggestohlen / und solches in so viel Groschen / daß es ein Pfundschwer außgetragen / unter einen Stein vergraben. Ein anderer grüssete den Käyser Augustum, als er von der Actianischen Schlacht / sieghafft wiederkommen / mit den Worten: Aue Caesar, Victor, Imperator, gegrüsset seystu Käyser / Überwinder / Befehlgeber / und wurde von ihm vor eine grosse summa Goldkronen erkauffet. Ein andrer flog alle Morgen zu Rom auff den Marckt und grüssete Tiberium, hernach Germani [173] cum, und Drusum mit dem Käyser-Nahmen / un̅ wan̅ sie vorüber giengen / rief er ihnen nach / und nan̅te sie / Patres patriae, daß ist Vätter deß Vatterlandes: Als er getödtet / würde er begraben / und sein Mörder auch erwürget. Es ist auch einer gewesen / welcher / wann ihn gehungert / den Koch so eigentlich bey seinem Nahmen geruffen / als ob es von einem Menschen geschehen. Der Schuster bekam seine Unkosten wohlbezahlt / weil er seinen Raben die Worte: oleum & operam perdidi, daß ist alle Mühe und Kosten ist verlohren / gelehret.

Von der Aglester oder Älster.
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DIese bunte Vögel sind begierig auff das Essen / und muß ihnen alles / waß sie finden / zur Speyse dienen. Sind auch sehr zur Unzucht geneiget / legen etwa 9. Eyer / und bringen offt blinde Jungen auß. Sie machen ihre Nester in Dornhecken und Büschen / inwendig mit Schlam / haben 2. enge Eingänge / machen bißweilen 2. Nester / diejenige so ihnen nachstellen / zubetriegen / sie können die Eyer / wie auch ihre Jungen / mit den Klauen fassen / und auß einem Nest ins andre tragen. Wegen kürtze ihrer Fittichen können sie nicht hoch oder weit fliegen / sondern hüpffen auff der Erden / und bewegen den Schwantz / wie die Bachsteltze. Sie können allerley Stimme und Gelaut nachahnen / und allerhand artig Geschwätze lernen: Plutarchus erzehlet / daß zu Rom ein Balbierer eine Alster gehabt / welche nicht allein menschliche Sprache gelernet / sondern auch das Geplerr / Stimme und Schall der Thiere und Vögel eigentlich nachmachen und außdrücken können / ja so gar den Klang der Seiten-Spiele / pfeiffen und Flöten / dermassen / daß sie auch die mensur in acht genommen und gehalten. Es war ein Edelman / welcher auff sein Eheweib ein böses Auge hatte / und seiner Älster befohlen / ihm anzumelden / wann ihre Buhlschafft bey ihr gewesen; als er nun einsmahls zu Hause gekommen / habe ihm der Vogel zugeruffen: Juncker / der Buhler ist dieselbe Nacht / da es so geregnet und gehagelt / wieder bey der Frauen gewesen: Dann sie hatten / in dem der Ehebrecher ins Hauß kommen / das Keficht umbher wohl zugemacht und bedecket / auch dabey mit Erbsen und Wasser auff die Älster / von oben herab geworffen und gegossen.

Von der Krähen.
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DIese Vögel werdë um̅ die Städte / Häuser / Üfer / Ströme / un̅ vielen mehr Orthë gesehen. Sie leben lang / nisten auff hohen Bäumen / und thun sich nicht zusam̅en / wen jemand gegenwertig; legë 2. Eyer / welche das Weib [174] lein mit solcher Brunst außbrütet / daß ihm unterher die Federn davon außgehen / und deß Orths gantz kahl wird: Sie speysen ihre Jungen / wann sie schon gantz Flück sind / fliegen ihnen nach und vor ihnen her / und tragen grosse Sorge vor dieselbe / welches dann die Jungen in ihrem Alter ihnen wieder vergelten / und ihnen die Speyse mit grossem Fleiß zubringen: Sie fangen Fische / essen auch Fleisch / und allerhand Früchte / dahero sie auch Allfresser genannt werden. In dem das Weiblein brütet / wird es von dem Männlein gespeyset. Wan eins von ihnen stirbet / vermischet sich das überbliebne / gleich den Raben / mit keinem andern. Sie machen viel unlieblich Geschrey und Rumor / in dem sie immer ihre Gewöhnliche Stimme hören lassen. Es ist ehmals eine auß Baeotien gebracht worden / welche viel zusammen gefügte Worte außsprechen kön̅en. Sie haben Freundschafft mit den Storchen und Reygern mit welchen sie wieder den Fuchs kämpffen / fliegen auch mit denselben über Meer. Tragen Feindschafft mit der Nacht-Eulen / deren Eyer sie auß sauffen / mit dem Wiesel / so ihr Nest beraubet / und mit dem Rohrdommel / der sie erwürget.

Von dem Papagoy / und Aracanga, oder Ost-Indischen Raben.
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DIe Papagoyen sind insgemein einerley eußerlicher Leibs-Gestalt mit dem geringen Unterscheid / außerhalb der Grösse / Farbe / und absonderliche Merckzeichen / so wohl in Federn / als an den Fittichen / wie auch dem Kopff / und darauff stehendem Zöpflein. Werden derohalben in grosse und kleine unterschieden / und in Betracht der Beschaffenheit ihrer Farben und Zöpffe unterschiedlich benennet. Unter den Grossen finden sich gelbblaue / weißzöpffige / grüne / deren Flügel oben roth sind und der gleichen. Unter den kleinen sind etliche Stumm / geben gleichwohl einen Thon / so perroquet klinget / von sich / dahero sie auch perroquetten genennet werden. Es gibt auch Papagoyen / die man Fahlköpffe / Blaurothe / Fahlrothe / kleine grüne rohtgelbe / und dieser Arth gekapte nennet: Und wer wolte alle derselben Gattungen herzehlen können? Sintemahl die verständige Naturkündiger über die Hunderterley an grösse und farbe unterschiedene Arthen angemercket haben. Die Alten haben davor gehalten / daß sie allein in Indien gezeuget würden / und von dannen zu unß kämen. Zu Alexandri deß grossen Zeiten / sind sie in Taprobana, und zu Neronis, in Quagada, einer Insul in Mohrenland gesehen worden. Zu zeiten Diodori Siculi kamen sie auß dem [175] eußersten Syrien herauß. Im Königreich Calecut werden sie in solchem Überfluß gefunden / daß sie allen Reiß verzehren. Deßgleichen sind sie in West-Indien in solcher Menge / daß es die Insul der Papagoyen genennet worden. Das Königreich Senega hat ihrer auch keinen Mangel. Wann sie in der Wildniß fliegen / essen sie Getrayde / Erbsen / Bohnen / den wilden Saffran Samen / davon sie feist werden / allerhand Früchte mit harten und weichen Schalen / auch Muscat-Nüsse / zu welchem Ende sie zum öfftern nach der Insul Banda hinüber fliegen. Die zahme essen / was ihnen gegeben wird / alß Fleisch / Brodt / insonderheit Zucker / trincken Wasser / aber doch lieber Wein / durch welches Geträncke sie nicht allein muthwillig und truncken / sondern auch auß der massen beschwätzt werden. Sie halten mit dem Wolff Freundschafft / gehen mit ihm auff die Weyde / imgleichen mit den Turteltauben / und Menschen / umb welcher willen sie in America die Wälder verlassen / und sich zu den Häusern verfügen. Solange sie nicht abgerichtet / ist ihre Stimme von keinem eigentlichen Klang. Ihr Verstand kom̅et nahe bey den Menschlichen in Erlernung der Sprache / wor [176] innen sie alle andre Vögel übergehen / sprechen die Worte sehr verständ- und deutlich auß / und solches noch leichter / wann sie innerhalb der ersten 2. Jahren unterrichtet / als wann sie alt worden. Die faulen werden mit einem dünnen eysern Stäblein auff den Kopff gesehlagen / sonsten empfinden sie / wegen ihrer Härtigkeit / die Schläge nicht. Der Cardinal Ascanius hat einen umb hundert Gold-Cronen gekaufft / hat das gantze Symbolum der Apostel hersagë / un̅ in unzerbrochener Ordnung recitiren können. König Henricus der Achte in Engeland hatte einen Papagoy / der fiel in die Temß / rieff umb Hülff / und versprach zwantzig Pfund Sterling: als er nun geborgen und gerettet / befahl er / daß man dem / so ihm herauß geholffen vier Schilling geben solte: Cardanus schreibet / daß sie die Eigenschafft / etwas zuberahtschlagen haben sollen. Pherecides berichtet / daß die Männlein auffmercken / und verrahten / wann etwa Gifft bereitet / und in ein Hauß gebracht wird. Andre melden / daß umb die Insul Java Papagoyen zufinden / welche das jenige / was sie gefragt worden / verstehen / und Antwort darauff geben. Constantinus Manasses bezeuget / daß sie den Täntzern mit Bewegung ihres Haupts / und mit ihren gebognen und blinckenden Fittichen nachfolgen / welches die Erfahrung bekräfftiget.

Von dem Vogel Aracanga oder Ost-Indischen Raben.
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DIeser Vogel ist fast so groß als eine Taube / mit einem Schnabel Fingerslang und breit / vornen zu scharff / und stehet das Obertheil über das Untertheil her / fast eben wie beym Papagoy / schwartz und unter sich gekrümmet / hat weite Naselöcher / und ein groß Maul / welchen er biß an die Augen auffsperren kan / dergestalt daß die Öffnung mit dem Schnabel einen Triangel machet. Die Zunge ist kurtz / die Augen auß dem schwartzen blaulecht / unter dem Kropff / welcher breit / und an dem Halß hat er viel herabhangende schwartze fleischige Gewächse / wie Ditten eines Fingerslang / der Kopff ist mit dunckelbraunen / der gantze Halß / Brust / Bauch / Leib und Ober-Schenckel mit fahlen Federn besetzet / welche vornemblich auff dem Rücken / mit schwartzen / und gegen dem Schwantz mit grünen untermenget: Hat einen langen schmahlen Schwantz von einer Feder: Die Unterschenckel sind schwartz / eines Fingerslang / hat zwo Klauen / und die dritte strecket er hinten an dem Fuß auß / daran sind schwartze scharffe Nägel / die unter die [177] andre vermischete grüne Federn geben ihme die eußerliche Gestalt der Farbe auß dem grünen. Sein Geschrey laut als kock / kick / auch wohl kur / kur.

Von dem Vogel Quiraquerca.
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DIeser Brasilianische Vogel ist so groß / als eine Lerche / jedoch scheinet er etwas grösser / weil er längere Flügel und Schwantz hat; Sein Kopff ist plat / breit und groß / die Augen gleichfals groß und schwartz / hat ein kleines dreyeckig plattes Schnäbelein / oben etwas gekrümmet / oben und unter dem Schnabel hat er rundherum einige außstehende Federn / eines Fingerslang / die als Säubörsten anzusehen. Der Leib ist fast gantz rund / die Füsse bestehen in vier Klauen / unter welchen die mittelste die längste / mit einem Nagel / so bey allen schwartz / hörnicht / und wie ein Kam̅ gekerbet / versehen / die Flügel sind einen halben Fuß / und der Schwantz acht Fingerlang / der gantze Vogel ist auß dunckel Aschefarb / mit dunckelgelben / oder weissen Flecken vermenget / hinten auff dem Kopff / und umb den Halß hat er einen goldgelben Ring / die Klauen sind mit einem Häutlein zusammen gefüget.

Von der Brasilianschë Älster / Toucan, Xochitenacati, un̅ Guara.
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DIe Brasiliansche Alster wird von etlichen Ramphstos, wegen ihres grossen Schnabels / von andren Barbaren aber Pfefferfresser genennet. Die Grösse ihres Leibes ist zwischen der Alster und Trostel / sein Kopff im Ansehen des Leibes groß / dick und schwartz / der Schnabel breit / und zwo Handbreit lang / gleich einer Sägen mit Zähnen versehen / und alles von vielen Schuppen zusammen gesetzet / sehr dünner substantz, wie ein Häutlein / beynigt / gläntzend / hell / inwendig hol und weit / daß er viel Lufft fassen kan; welches die Ursach ist / daß dieser Vogel keine Naselöcher hat / die Augen sind zimlich groß mitten im Kopff / hat einen rauhen Halß / schwartze Flügel / die Brust gläntzet mit einer goldgelben Farbe / vornenher mit etwas röthlichem vermischet / der Bauch und Schenckel sind rother Farb / der Schwantz schwartz / jedoch beym Ende schön roth. Er lebet vom Pfeffer / welchen er sehr begierig und geschwind verschlinget / den er aber wiederumb roh und unverdauet von sich gibt: Die Einwohner halten diesen Pfeffer / (als welcher durch dieses vogels Krafft gemässiger werden) besser / als den frischen: Man will sagen / daß wann er an die Ufer der Flüsse komme / er auch kleine Fische mit seinem weiten und langen Schnabel fange / fresse und verschlinge.
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Von dem Toucan.
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DIeser Vogel vergleicht sich in Grösse mit der Älster / hat eine gelbe Brust / der übrige gantze Leib ist schwartz / hat einen grossen Schnabel / zum wenigsten so lang / als eine Hand breit ist / außwendig gelb / inwendig aber gantz roth. Er wird so zahm / daß er im Hause brütet / Jungen außhecket und erziehet: Er isset vielerley Speyse / und fast allerhand eßbahres / so ihm gegeben wird / ist sehr kurtzweilig / in dem er mit den Leuthen / und auch Kindern im Hause spielet / und zuweilen artliche Possen machet / so daß die Brasilianer sie gern in ihren Häusern haben / und viel davon halten / und findet man selten ein Hauß darinnen dergleichen Vögel nicht anzutreffen: Er hat ein starckes Geschrey / und kan mit einer so durchdringenden Stimme ruffen / daß mans gar weit hören kan.

Von dem Xochitenacati.
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ZU den obbeschriebenen gehöret auch diese Arth Vöget: Der Xochitenacati ist an Gestalt und Besch affenheit der Tauben sehr ähnlich / hat einen [179] schwartzen scharffen Schnabel / wie auch dergleichen Augen / mit einem gelben Strahl / die Flügel sind weiß und schwartz durch einander gefärbet. Von dem Schnabel gehet ein schwartzer Strich nach der rechten Seiten der Brust: Die Flügel sind vornenher gelbe / der gantze Leib ist auß dem weissen bleichfärbig / außgenommen die Füsse und Schenckel / so braun / und die Nägel so bleichweiß sind. Er hält sich bey den blühenden Bäumen / und nehret sich von deroselben honigsüsser Feuchtigkeit / ziehet seine Jungen sehr treulich und sorgfältig auff / und sind ihrer nicht viele zubekommen sondern wenig an der Zahl und sehr rar, weßwegen sie von den Einwohnern sehr hoch geachtet werden.

Von dem Guara.
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ES finden sich zweyerley Geschlechte dieses Vogels / die einen Nahmen führen / und doch unterschieden: Das erste hat die Grösse einer Älster / das andre eines Reygers. Was das erste betrifft / hat selbe arth / einen langen / vornen krummen / Schnabel / und lange Füsse. Wann es erstlich außgehecket / ist es schwärtzlich / folglich wird es aschefarb / wann es aber anfänget zu fliegen / wird es schloßweiß / dann wieder allmählich roth / biß endlich bey annahendem Alter seine Federn purpurfarb werden / welche es auch also lebenszeit behält. Sie leben von Fisch / Fleisch / und andrer Speyse / allzeit mit Wasser vermischet. Sie brüten unter Tach / und fliegen bey Schaaren / in der Sonnen geben sie ein schön blinckend spectacul von sich. Die Indianer bedienen sich ihrer Federn zu Cronen / und andrem Zierath / so sie davon machen / womit sie dann / wonn sie dieselben auff dem Haupt / oder am Leibe / tragen / sich nicht eingeringes einbilden / und auff ihre Arth sehr damit stoltziren. Die andre Gattung ist so groß / als ein Reyger / lebet auff dem Land und Wasser / und wird in Brasilien umb den Fluß Marchaon, und Rio de Jeneiro, überflüssig gefunden: hat einen Schnabel / so an Gestalt und Länge einë Pohlnischen Säbel nicht ungleich / auß dem weissen Asch-farb / schwartze Augen / Halß und Leib / wie der weisse Reyger / die Flügel endigen sich mit dem Schwantz / welcher kurtz und abwerts stehet / die Schenckel sind lang / deren oberstes Mittel mit Federn bedecket / das übrige aber kahl ist: Er hat an seinen Füssen vier Klauen / nach gemeiner Arth / kurtze Nägel / und werden mit einem Häutlein zusammen gefüget / die Schenckel sind kahl / gleich den Füssen auß dem weissen grau. Der gantze Vogel ist mit schönen rothen Federn beklei [180] det / allein die Schlagfedern der Flügel haben schwartze Zöpffe: Wann dieser Vogel erstlich ausgeschlossen / ist er schwärtzlicher Farbe / hernacher wird er Asch-farb / und folgends weiß / beginnet darauff allgemach roth zuwerden; in dem andren Jahr seines Alters wird er Tauben-farb / oder Columbin, und wann er älter wird / bekommet er eine schöne rothe Farbe: Er nähret sich mit Fischen und Fleisch / und muß allzeit Wasser dabey haben. Die Brasilianer machen von seinen Federn unterschiedlichen Zierrath zu ihrem Leib / welche sie nicht anziehë / sondern den Leib damit behängen / und alsdann sind sie auffs schönste geputzet und gezieret / und zwar am meisten auff ihre Festtage / Neu-Monden / und andre heydnische Feyertage.

Von dem Vogel Cariocatacte, einsahmen Maußbicker / un̅ Amsel.
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DIeser Vogel wird also genennet weil er mit keinem andren ausser der Vermischungszeit sich gesellet / Gesnerus, Nyphus, und Aldrovandus melden / daß die dritte Amsel / so Aristoteles beschreibet / von den Römern die Dreck-Amsel genennet worden / und solches / (Wam wir dem Alberto glauben) dahero / weil dieser Vogel sich in den Cloacken und heimlichen Gemächern auffzuhalten pfleget. Er ist etwas kleiner / als eine gemeine Amsel / gantz schwartz / mit einem länglichen Schnabel / der etwas gekrümmet / einem / nach proportion deß Leibes kleinen / oben eingedruckten / und an den Seiten / nemblich an Augen und Ohren / schwartzen Kopffe; unten am Halse ist er blau gefärbet. Das Weiblein ist gantz dunckelfarb / an der Brust mit gelben Flecken gezeichnet / und ist dem Männlein gantz ungleich. Aristoteles hat geschrieben / daß sie in Schalen / in testis, und nicht in tectis, daß ist / auff den Tächern / sintemahl das griechische Wort [Greek words] ein Irdin Geschirr oder Schale bedeutet / ihren Wohnplatz haben. Albertus bezeuget / daß sie sich zu andrë Sperlingen in die Mauren verfügen / und mit selbigen nach Speyse außfliegen. Gesnerus sagt / daß sie in den Sandhügeln bey der See Lar nisten / und sich zu keinen andren Vögeln gesellen. Es ist ein Sang-Vogel / und wird zu Meyland und Genua wegen seines Gesanges umb groß Geld verkauffet: Bellonius schreibt von einem / der so dick / als der Schnepffe Itias, und ist einiger massen / wie ein Nachtigall / anzusehen / der Schnabel ist ründlich / weiß und scharff / und am Ende schwartz / die Federn unter der Brust sind Dattelfarb / mit Flecken besprenget: Der Rücken aschfarb / mit [181] goldgelben Sprenckeln; die Füsse dem Schnepffen gleich / der Schwantz rothlich / wie an der Nachtigall / welchen er / so bald er auß dem Neste genommen wird / verändert. Sie nisten auff einsamen Klippen / und werden selten im flachen Felde gesehen. Er hält sich auf gewisse Jahrszeiten unter Tach auff: singet bey Nacht so wol als bey Tag / und absonderlich bey Liecht. Der König Franciscus in Franckreich hielte dieses Vogels Gesang so hoch / daß er keinen andren wolte singen hören / oder auch unterhalten / als diesen allein. Diesem vergleichet sich am nächsten / derjenige Vogel / welcher bey unß Steinrotel / oder Blau-Vogel genen̅et wird: Er ist auß dem Geschlecht der Älster / hat auch einen Stein-harten Schnabel; Niemand hat jemals eine gantz blaue Amsel gesehen; Dieser ist so groß / als eine Spröwe / an der Brust / Bauch und Lenden blau. Der Schnabel ist anderthalb Fingerlang / unter den Naselöchern dunckel-farb / unten mit einen Häcklein / obenher gekrümmet / und wird das Untere vom Obertheil mehrentheils bedecket; Er wohnet in den höchsten und rauhesten Schnee-Klippen / in Creta, Cytarea, Coreyra, Zante, Cubea, und umb den Fluß Athesis. Er nistet an abgelegnen einsamen Ohrten / un̅ leget seine Jungen / damit sie vor [182] den Steinböcken gesichert seyn mögen / gar tieff in die Hölen und Löcher: Es hat dieser Vogel eine sehr süsse / anmuthig- und liebliche Stimme / welche im, Singen gar lustig anzuhören: Wann er umb Mitternacht auffgewecket wird / singet er auff zusprechen und antreiben der Menschen noch heller und frischer: Vor dem Herbst verändert er mit der Farb auch seine Stimme / sitzet mit außgedehnten Flügeln / und murmelt bey sich selber / ersinnet neue Gesänge / und vergisset der alten nicht. Seine Farbe verwandelt sich umb die Winterszeit in schwartz-blau / im Frühling bekompt sie wieder ihre vorige Gestalt: Wann er erwachsen / oder einmahl auß dem Nest / und in das Fliegen gerathen / wird er hernach durch keine List noch Erfindung gefangen. Er hat die Arth an sich / daß er / wie andre Vögel / den Menschen nach den Augen hicket / behält ein Ding so wohl / daß er auch durch umbdrähen der Kehlen und Stimme viel darnach weiset / und ist sein Gesang dermassen vortreflich / daß er dadurch allenthalben in Werth und hohen Preiß gehalten / deßwegen auch von grossen Fürsten und Herren gekaufft / und an ihren Höfen gehalten wird; und solches noch mehr / wegen seiner Gelirnigkeit / maassen er alles was ihm vorgepfiffen / oder sonsten vorgemacht wird / alsobald eigentlich nachzusingen / und mit der Stimme außzudrücken weiß. Zu diesem Geschlecht gehöret auch die rothe Trostel / die außländige / und gleich gearthete Trostel. Jene wird von den wälschen Vogelstellern die Meer-Spree genannt / ist ein wenig kleiner: Der Rücken / Brust und Oberflügel sind roth und Fleischfarb / der Schnabel / da er an den Kopff gefüget / schwartz / das übrige incarnat, der Kopff krauß / Flügel und Schwantz sind schwartz / die Orthfedern fast kastanien-braun. Das Weiblein ist an Farbe bleicher / und nicht so hoher Farb / als das Männlein. Sie sind eines niedlichen / feisten / und angenehmen Geschmacks. Die frembde sind zweyerlen / als Brasiliansche und Indiansche: jene ist / der grösse nach unterschieden / hat einen kürtzern Schnabel / ihre Leibes-Farb (ausser dem Schwantz und Flügeln / welche schwartz sind) ist hoch roth / und zwar im eußersten Grad dieser Farbe; der Schwantz lang / die Schenckel schwartz / der Schnabel sehr krum̅ / und inwendig gelbe. Die Füsse sind grösser / als nach Proportion deß Leibes / dunckel / und etwas Aschefarb. Diese die Indianische / so Apos genennet wird / hat einen Schnabel wie eine Trostel / am Ende schwartz und krumm / unten an dem Kopff weißlecht / Kopff / Bauch und Rücken sind hochrother Farbe / Schwantz und Flügel [183] schwartz / weßwegen er Schwartzroth möchte / genennet werden. Sonsten gibt es / ausser vorerwehntë / noch vielerley Geschlechte der Cariocatacten oder Trosteln / als nemblich die Berg-Trostel in Hochteutschland / die etwas kleiner / als eine Schnepffe / die Pferde-Trostel / also genannt / weil sie in den Wäldern die Würme auß dem Pferde-Mist herauß suchet / ist den vorigen an Grösse gleich / aber bärtig: Die Zwiefärbige oder bunte / daher / daß sie dunckel schwartz / und dunckel gelb gefärbet ist / also genennet. Die gleicharthige sind zweyerley / kommen mit den gemeinen überein / Meysen-Hicker und Meysen-Trosteln / also daß unnötig sich mit dero Beschreibung länger auffzuhalten.

Von der Pica Glandaria, Caruba, und Acangtur.
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DIeser Vogel hat einen schwartzen Kopff / mit weissen Flecken bemercket / der gantze Leib ist bunt geflecket / auff-Arth und Weise / wie die Älster / jedoch kleinern Leibes: Er bleibet den gantzen Sommer über / deß Winters aber fleucht er hinweg / oder verbirget sich / und lässet sich nicht sehen / als biß auff den Sommer / da kompt er vornemblich umb die Nüß- und Mandelnzeit hervor / von welchen er den Nahmen hat / sintemahl diese Arth heisset Pica Glandaria, daß ist / Nußbeisser / massen seine absonderliche [184] Speyse darinnen bestehet / und er solche sehr gerne isset: Wan̅ die grüne Schelffen / und harte Schalen etwas weich / kan er sie artlich auffmachen / in dem er ein rund Löchlein drein bicket / und dadurch den gantzen darinn verborgenenen Kern herauß hicket. Sie fangen und fressen auch Fliegen / Mücken / Ameysen-Eyer / und Spinnen: Ihre Neste machen sie in außgehölten Bäumen und Löchern / Mauren / alten Häusern / da wenig Leute handthieren / oder gesehen werden. Sie legen 3. oder 4. Eyer / welche sie mit sonderbahrer Brünstigkeit und Zucht außbrüten / und wann sie außgehecket / aufferziehen: Sie bringen auch junge Kuckuck auf / welche bißweilen in ihren Nestern gefunden werden; des morgens sehr frühe singen sie auff den Gipffeln der Häuser / und solches vornemblich im Früling; Jedoch wann ihre Jungen sind außgebrütet / wie auch im Winter / wird kein Gesang von ihnen gehöret / und sind sie umb solche Zeit gantz stille: Wann sie sitzen und brüten / und jemand bey ihrem Nest vorüber gehet / fangen sie auß Furcht und Sorge / daß ihr Nest möchte zerstöret werden / anzuruffen: sie sind an Gestalt und Farbe der Älster / an Grösse aber dem Sperber gleich. Zu diesem Geschlecht gehöret auch / die Brasiliansche Pica Caruba, wie dann auch Acangatura. Die erste ist ohngefehr / wie eine Taube / groß / mit bunten Flecken / asch farb mit roth vermischet / rothë Schenckeln und Füssen / frißt unter andren Würme / Ameysen und Nüsse / machet viel Geschrey und Wesens in den Wäldern / hüpffet und springet von einem Zweig auff den andren / mit einem Nachtrab der Jungen; Dann weil diese noch nicht vollkömmlich Flücke sind / und der Mutter nachfolgen können / bleiben sie einen weiten Sprung zurücke stehen / dadie Flucht der Flügel / so ihnen noch gebricht / ihnen zustatten kom̅en solte / deßwegen schreyen und ruffen sie / als die kleinen Kinder / ihrer Mutter nach / biß sie kompt / und die Jungen in den Schnabel / und zwischen die Beine fasset / und über die distantz, davor sie stehen blieben / hinüber führet. Die Alten pflücken vor ihre Junge die Nüsse von den Bäumen / machen sie auf / hicken den Kern herauß / und stecken solchen ihren Jungen / welche dann sehr begierig darauff gaffen / in den Mund. Am kurtzweiligsten ist anzusehen / daß wann die Jungen eine Nuß abgebrochen / sie gelauffen kommen und solche den Alten bringen / und zulangen / oder vor die Füsse legen / selbe ihnen auffzumachen / und den Kern zugeben: Daß also die Einwohner manche Lust / auß dem Gesichte der Jungen mit den Alten / schöpffen. Was ihre Arth und Weise zu führen anlanget / auch sonderbahre Lie [185] be / so sie gegeneinander tragen / sind seltsame Auffzüge: welche Geberdung sie dan̅ nicht allein im wilden treiben / sondern auch / wann sie zahm / und in Häusern erzogen oder zu denselben gewehnet werden / nicht unterlassen. Die Brasiliansche Acangatura ist / der Grösse nach / dem bunten Heister gleich / sein Schnabel ist eines Fingerslang / dessen Obertheil ein wenig gekrümmet / im übringë aber dunckel-gelblicht: Hat helle Augen mit einem duncklen Ring; Der Halß ist 2. Fingerlang / der Leib 3. der Schwantz bestehet in 8. Federn / ist auch 8. Fingerlang: Die Oberschenckel sind mit Federn besetzet / und anderthalb Fingerlang / die untere gleicher Länge / an den Füssen hat sie 4. Klauen / eben wie der Papagoy / die 2. kürtzeste inwendig / außwerts die beyden längsten / an jedem Fuß: der gantze Kopff ist mit Federn besetzet / als ein Schopff / welche in der Mitte nach der Länge biß an den Kiel dunckel / an den Seiten aber gelblicht sind; Hinwiederumb sind die Federn am Halse und Flügeln in der Mitte gelblicht / an den Seiten aber dunckel / das eusserste an den Flügeln ist fast gantz dunckel / der Bauch / Rückë (ausser den Flügeln) die Oberschenckel / und der Anfang der Flügel / haben in die Länge vierdthalb Finger / mit auß dem weissen bleich-gelben Federn bedecket: Das übrige am Schwantz ist dunckel / dessen eusserste Enden einen weissen Rand haben: Die Unterschenckel und Füsse sind meergrün: Diese Vögel enthalten sich in Wäldern / woselbst sie viel Wesens und groß Geschrey treiben; ihre Speyse sind Nüsse / Würme / Spinnen / Fliegen / Ameysen / Reyß / Hirssen / und dergleichen. Sie brüten / hecken / führen und erziehen ihre Jungen / gleich Vorigen. Die Weiblein sind so geyl / daß sie sich / wo sie nur eins Männleins gewahr werden / zu demselben gesellen / und zur stunde nieder sitzen / und von ihme beschreiten lassen / welchen / wann es ihr eigen Gatte ersiehet / und ohngefehr dazu kommet / oder ertappet / es alsobald das frembde Männlein mit dem Weiblein so lange beisset und hicket / biß sie beyde hart verwundet / einander zuverlassen zwungen werden: bißweilen wird auch eines vom andren gar zu tode gebissen. Es haben die Weib- und Männlein gantze Scharen Jungen umb sich herumb / die ihnen nachfolgen: Dahero kompts / daß eine so grosse Menge solcher Vögel in dem Lande befindlich / daß auch gantze grosse Wälder damit angefüllet werden / alldieweil sie so geyl / und überflüssig im Erziehlen und Außhecken sind / daß auch die Brasilianer und Einwohner daselbst ihre Last daran haben / dan sie fallen bißweilen in solcher Menge auff daß mit Reyß / Hirß und andren Getrayde besaamete Land / daß sie es gantz verderben / und verzehren.
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Von dem grün Specht / und andren Arthen deß Spechts.
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ES sind die Spechte insgemein fast alle einerley Gestalt / gleichwohl an Farbe / und Leibes-Grösse / in Indianische und Ausländische unterschieden. Die gemeine Spechte werden in allen Ländern / außgenommen Niederland / und wie plinius meldet / in dem Tarentinischen gefunden. Sie haben alle insgemein kurtze / doch gar starcke Schenckel / an den Füssen vornen und hinten zwo Klauen / welche nahe zusammen men gefüget sind / damit sie die Bäume / darauff sie klettern / desto fester begreiffen mögen / sie haben einen harten Schwantz / dessen Federn am Ende fast gantz kahl sind / auff welche sie sich im Steigen / nicht weniger als auff die Beine / stützen; Sie leben von Würmen / Mücken / und sonderlich von Ameysen / dann sie stecken ihre lange Zungen in die Ameysen-Hauffen / welche dann sich häuffig drauff setzen / werden also / wann sie die Zunge einzieh en / von ihnen verschlungen. Wann sie schnurgleich auff die Bäume klettern (dann sie [187] rückling mit dem Bauch und Füssen auff den Bäumen / hinter sich abhangend / wie die Katzen / hinauff lauffen) und mit ihrem Schnabel darauff stossen / können sie gar leichlich an dem Klang mercken / ob auch Würme / oder sonst ichtwas zu ihrer Nahrung diensames / darinnen verborgen sey. Sobald er an die Bäume hicket / mercket er alsofort / ob es ein durchgehend Loch sey / oder nicht; Sie essen auch Äpffel / und Eicheln / aber kein Fleisch. Sie nisten in Löchern / und wohl gar auff den besten Öhl-Bäumen / bauen ihre Neste mit solcher Kunst / und hohlen sie dergestalt auß / daß das Loch nicht ründer mit einem Zirckel von der Hand des besten Feldmessers könte gezogen werden / brüten auff einmahl 6. oder 7. Jungen auß / welche der Schwere des Kopffes halber mit dem Hintersten zu erst auß dem Topffe kriechen. Sie setzen sich niemaln auff Stein / oder harte Klippen / damit sie ihre Klauen nicht darauff stumpff machen. Scaliger bezeuget / daß sie auch / wie die Älster / schwätzen lernen / aber sehr unverständlich / und mit grosser Beschwerlichkeit. So viel den Grünspecht / welchen Aristoteles Kolion nennet / anlanget / so ist derselbe so groß / als eine Turtel-Taube / hat einen schwartzen / harten / starcken und scharffen Schnabel / zween Fingerlang / der Kopff ist etwas dick / und die Platte theils mit rothen / theils schwartzen Flecken gesprenckelt: Die Augen sind mit schwartzen und rothen Flecken umbgeben / der Rücken und Flügel grün / jedoch mit etwas gelb vermischet / das unterste am Schnabel / wie auch die Brust / Bauch und Schenckel sind bleichgrün / so daß sie scheinen / als ob sie auß grün und weiß vermischet wären. Im Fliegen erhebt er sich über die allerhöchste Bäume. Über das giebt es grosse Grünsprechte / mit krummen Schnäbeln / welche mit unterschiedlichen Flecken an den Flügeln gezeichnet / im übrigen aber den andren gleich sind. Auch findet man gelbe / Aschfarbe / Blaufüssige / und unter den Gemeinen einige mit unterschiedlichen Merckzeichen und Farben deß Leibes gleich auch dessen Grösse versehen / absonderliche Gattungen / deren wir vor dißmahl nicht gedencken wollen. Den Maurspecht betreffend / ist derselbe grösser / als eine gemeine Meyse / und dicker als eine Spree / haben dicke und lange Füsse / und Klauen / deren vornen drey / und hinten eine stehet / einen langen / dünnen und schwartzen Schnabel / mehrentheils aschefarb: Der Bauch ist weiß / die Flügel sind roth und schwartz / der Schwantz kurtz. Er hanget an den Mauren der Thürne / und andren steinernen Gebäuden / samlet auß deroselben Ritzen und [188] Löchern die Würme / nistet in deroselben Löchern: Hat eine angenehme / liebliche Stimme. Der Baum-specht ist an Grösse der Turteltauben gleich / in der Jugend ist er grün / wann er aber sein völliges Alter erreichet / und zu Jahren kompt / wird er (ausser den Flügeln) über den gantzen Leib gelbe / das Haupt aber ist mit schwartzen Strichen gezeichnet; Des Sommers lässet er sich sehen / wann aber der Nordstern auffgehet / fleugt er hinweg: Wann er schläfft / hänget er an seinen Füssen / damit er desto sichererer sein möge: Er isset Würme / gleich der Älster / dabey auch Feigen / dannenhero er Feigenfresser genennet wird: Wann einer / so mit der Gelbsucht behafftet / ihn anschauet / stirbet er / der Krancke aber wird dadurch gesund. Sein Nest so er an die Bäume hänget / ist bißweiln von Wolle / oder auch Hen oder Stroh / bald auß Hauff / und andren rauhen materie gemacht / solches bindet er mit Flachs / Stroh / Seyden und Pferde-haaren / daß es Bestand hat / und siehet auß / wie ein Bienenkorb. Belangend den ausländischen Specht / so haben die Ost-Indianer dessen eine Gattung / so sie Alcatran nennen / welcher wegen Grösse des Leibes und Schnabels sehr berühmt ist / sintemahl der Schnabel zwo Spannnenlang / der am Ende scharff zugehet / die Federn am Leibe sind Asch-farb. Ferner hat es eine Arth / Picutus genannt / dessen Schnabel grösser ist als der gantze Leib / und da er an den Kopff gefüget / ist er drey Finger breit / ist auch etwas gekrümmet / damit durchbohret er die Bäume / wehret und verthädiget sich auch damit wieder die kleine Affen / man sagt / daß er an Statt der Zungen eine Feder in seinem Schnabel habe. Der Indianische Chlorio ist mehrentheils über den gantzen Leib her gelbe / außbenommen die Crohne auff seinem Kopff / die blaue Flecken an seinem Schwantz und Flügeln / seinen Schnabel und Füsse / welche gantz roth sind. In America gibt es Spechte / die eine sonderbahre Krafft haben / das Hauptwehe zu curiren / wann sie nemblich zur Speise genossen / oder auffs Haupt gebunden werden / weßwegen sie Haupt-Vögel von den Einwohnern genennet werden / sie sind Aschfarb / haben rothe Häublein auff dem Kopff / dabey schwartze Flügel: Noch findet sich eine Gattung / in weidhopffs Grösse / dunckeler Farbe / hat einen langen weissen Schnabel / dreyer Finger lang / womit er die Bäume durchhacket. In Neu-Gallicien gibt es Spechte / so klein und nicht viel grösser als eine Meyse / in solchem Überfluß / daß / [189] wann sie bey Schaaren fliegen / und sich auff besaamet Land niederlassen / alle Kornähren und Geträide des gantzen Landes augenblicklich auff einmahl davon verdorben und zernichtet wird.

Von der Indianschen Spreen / Sturnus Indicus.
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DIeser Vogel gehöret auch zu dem Geschlecht der Spreen / und wird Pterophoenicus / von den Indianern aber Acolchi genannt / davon schreibet Nierenberg also: Die Schönheit deß Acolchi seiner Flügel und rothen Schultern / erhebet ihn über viel andre Vögel selbigen Landes / dermassen / daß die Spanier ihn mit dem Nahmen deß Commendators-Vogels beehren / alldieweil er die Feldzeichen der Reuterey nicht uneben abbildet / und an den Seiten mit dergleichen Farben einher pranget. Die andre von den Spaniern mit dem Nahmen Tordos bedeutete Gattung anlangend / sind silbige den vorigen an Grösse / Farb und Beschaffenheit gleich / gesellen sich auch zu denselben überall / wiewol die Achseln anfangs Goltgelb / nach dem rothen ziehlend / scheinen / hernach aber im Alter sich gar in Goldgelb verwandlen. Wann sie in ein Käficht gesetzet werden / lernen sie die menschliche Sprache / und schwätzen sehr artlich. Sie essen was ihnen vorkommet / jedoch mehrentheils Brodt / und Indiansche Kornfrüchte. Es werden diese Vögel in kalten / und auch warmen Ländern angetroffen. Sie vermehren sich häuffig / nisten auff hohen Bäumen / ohnferne bewohnten Örtern und Städten / und nahe bey der menschen Gesellschafft / woran sie sich sehr ergötzen / und dahin sie sich gerne begeben / wie auß folgender Erzehlung ferner erhellen wird. Ihre grosse Anzahl / wann sie ins Wilde fliegen / ist den Einwohnern / an ihrem Geträide auff den Baufeldern und Ackerbau über die massen schädlich; Dann sie verheeren und verwüsten allen Saamen / wo sie sich bey tausenden setzen und niederlassen. Sie fliegen und zwar vornemblich in warmen und am Meer belegenen Ländern / vermessen darauff loß / da sie denen zu Pferde sitzenden oder zu Fuß gehenden Menschen auff das Haupt oder Schultern sitzen / spreiten ihre Flügel auß / und lassen sie gegen die Sonne gläntzen / beschauen sich dabey mit hin und wieder kehren und herumb drähen / nicht anderst / als ob sie sich wegen der Schönheit ihrer Federn etwas einbildeten / und solche den Menschen zeigen [190] wolten: Ja es scheinet / ob wolten sie denen zu Pferde oder Fuß vorüberreisenden Gesellschafft leisten / und geben mit ihren Geberden zuverstehen / als wann sie mit ihnen ein Gespräche halten wollen: welches dann (wann sie den Einwohnern an ihren Früchten nicht so grossen Schaden zufügten) ihnen eine sonderbahre Kurtzweil / und nicht geringe Gunst und Zuneigung zu diesen Vögeln verursachen möchte: Weil sie aber wegen ihrer schädlichen Zernichtung der Früchten / und grosser Anzahl denselben sehr verdrießlich fallen / werden sie gemeiniglich gefangen / getödtet / und / ohnangesehen ihr Fleisch keine nützliche noch liebliche Nahrung gibt / von ihnen auffgessen. Sie schwätzen und spielen immerfort / es sey im Käficht oder auch freyer Behausung / da ihnen zu wandlen zugelassen. Es scheinet fast / als ob einiger menschliche Verstand bey ihnen zufinden wäre / dann in dem sie zum Schwätzen abgerichtet / und im Lernen langsam erfunden werden / und nicht so geschwinde daßjenige / so ihnen vorgesagt wird / begreiffen und nachsprechen können / worüber sie dann außgemacht / und vor dumm und ungeschicket gescholten werden / alsdann siehet man / wie sie den Kopff und Flügel sincken lassen / steiff [191] stehen / und traurig außsehen / als ob sie Läunisch wären / in sich selbst murmelten / und den Worten nachdäpten / damit sie selbe nachsprechen lernen / und herschwätzen möchten: Wann sie dann solche gefasset / und außsprechen können / und deßwegen gelobet werden; schwingen sie die Flügel / drähen den Kopff hin und her / hüpffen / springen und lassen allerley Freudenzeichen der erlangten Wissenschafft / und verdienten Lobes halber / verspüren. Wann sie durch die Häuser lauffen und der menschen Gesellschafft gewohnet sind / sonderlich wann sie zu plaudern abgerichtet / sind sie gar kurtzweilich / leuthselich mit dem Gesinde / und spielen mit den Kindern / setzen sich auff dero Schooß / und fliegen auff den Tisch / als ob sie mit dazu gehörten / wann es Zeit zur Mahlzeit / sind sie fertig dabey / essen mit den andren Gästen / welchen sie mit ihrem Geplauder / Possen und Anzeigung der Freundschafft allerhand Kurtzweil machen / daß also die Einwohner / absonderlich die Spanier / von sothanen Commendadors-Vögeln / sehr viel halten. In der Vermischung sind sie sehr unkeusch / brüten und hecken / gleich unsren Innländischen Spreen.

Von dem AEgyptischen Vogel Ibis.
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MAn gibt vor / daß dieser Vogel die Menschen / und zwar anfangs die AEgyptier / am aller ersten das sonderbahre Hülff-Mittel / zu Clystiren / gelehret / und durch sein Exempel gezeuget haben solle / massen / wann dieser Vogel Verstopffung des Leibes hat / füllet er seinen Halß mit Peckel und vielem saltzigem Meerwasser / stecket seinen Schnabel hinten in den Affterdarm / zwinget also daß Wasser von hinten zu in seinen Leib / setzet ihm selber ein Clystier / wordurch er purgiret wird / Öffnung bekommet / und also sein Gedärme reiniget, Er ist an Leibes-grösse / und vielen andren Beschaffenheiten deßfals dem Storchen sehr ähnlich / doch hat der Ibis einen krummen Schnabel; Seinen Auffenthalt hat er am Ufer des Flusses Nili in AEgypten. Er hat einen hefftigen und tödlichen Haß und Streit wieder die Schlangen / nach dero Brüt und Jungen er sehr begierig ist: Dahero kompts / daß die AEgyptier ihn Vorzeiten vor einen Abgott geehret / wann dieser Vogel gefangen / und auß dem Land weggeführet werden wil / hungert er sich selbst zu tode.
|| [192]

Von dem Wulp, und Cocco Thraustis Indica.
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DIeser Wasservogel hat eine sehr eigentliche Gleichheit mit dem Täucher / ist doch grösser und dicker / wie auch feistern Leibes / hat kleine Flügel / welche an dem Leib zur Seiten herab hangen / ihr Gefieder ist rauch / und bißweilen gelber / dunckeler und brauner Farbe / auch hat er einen breitern Schnabel / welcher scharff / und rundherumb gleichsam mit Sägenweiß gesetzten Zähnlein versehen / womit er die weiche Rinde von den Bäumen / bevorab den Weyden-bäumen abschehlet / und verzehret: Sie gehen auch auf den Fischfang / so ihnen zur Speise dienen müssen / dann sie tauchen unter Wasser / da sie sich ohne Athem holen oder Lufft schöpffen / eine lange Zeit aufhalten können. Wann sie von den Wasser- oder Land-Raubvögeln verfolget werden / tauchen sie unter / und wann sie wieder empor kommen / legen sie sich biß an die Naselöcher obenher dem Wasser gleich / kompt dann der Stoßvogel auff sie an / tauchen sie wieder unter / dergestalt / daß sie nicht leichtlich können gefangen werden. Sie nisten un̅ brüten in den hohlen Wurtzeln der Bäume / und bewachsenen Ufern und Teichen / legen ihre Eyer / und hecken auff Arth und Weise der Tauch-entlein auß. Haben ein weiches / wohlgeschmacktes Fleisch / und geben gute Nahrung: Aber wegen ihrer Arglistigkeit werden sie selten gefangen.
|| [193]
Noch findet sich ein außheimisches Geschlecht mit dickem Kopff / und schwartzem Schnabel / der Rücken ist mit drey oder viererley Farben / als nemblich gelb / röthlich / aschefarb-grau / mit roth vermischet / unterschieden: Die vier Federn an seinen Flügeln / sind oben am Ende schwärtzlich / die Brust nahe am Haupt mit einem weissen Ring umbgeben / aller seiner Federn Wurtzeln sind blutroth / und hat nur drey Klauen an seinen Füssen: Inwendig ist er den Geträid-essenden Vögeln durchhin gleich.

Von dem Cocco Thraustis Indica.
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DIeser Indiansche Vogel wird von den Einwohnern bey Cabo Verde Fruso, von den Portugiesen aber Cardinals-Vogel genennet / weil sein Haupt mit einem Cardinals-Hut scheinet gezieret zu sein / er hat dreyeckige krause Löcke auff dem Kopff / rother Farbe / womit auch der Halß / Brust und Bauch gefärbet. Die Ecken seiner Flügel sind bleichroth: Nach seiner Leibs-proportion hat er einen langen / und kleinen Finger breiten Schwantz / der einwenig über sich gerichtet stehet / kurtze weisse Schenckel / starcke Nägel / welche dabeneben etwas gekrümmet. Er nehret sich von Buchweitzen / Mandeln / und Maur-rauten / und nimmet die Speise / so ihme gereichet wird / auß der Hand. Die Stimme andrer Vögel bevorab der Nachtigall weiß er artig nachzumachen. Er lässet sich zum öfftern herab ins Wasser / seine / wie es scheinet innwendige Hitze etwas zumässigen. Wan̅ ihm ein Spiegel vor die Augen gehalten wird / und er seine Gestalt darinn erblicket / machet er einen wunderseltzamen Schall / lässet seine Haube niedersincken / strecket seinen Schwantz auß / nach Arth der Pfauen / beweget die Flügel / hat seltzame Geberden / und fleucht nach dem Spiegel zu. Die Portugiesen haben mit diesem Vogel kurtzweilige Zeitvertreib / dann sie setzen 3. oder 4. Spiegel in einen zugemachten Orth / stellen den Cardinals-Vogel mitten darzwischen / daß er bald an dieser bald an jener Seiten / in dem er sich hier und dar herumb drähet / in die Spiegel siehet / alsdann machet er ein so frembdes närrisches Geschrey / und seltzame Auffzüge / mit Außdehnung seines Schwantzes und Federn / mit seinem fliegen / und Geberdung bald gegen diesem / bald jenem Spiegel / daß alle / die es anschauen / zu einem übermässigen Gelächter beweget werden / un̅ ihre sonderbahre Ergötzlichkeit daran haben / und dergleichen Kurtzweil und Possenspiel bey ihren Gästereyen sich gebrauchen / dan es solte sich dieser Vogel / wann die [194] Spiegel nicht bey Seite gethan würden / auff solche Weise zu tode fliegen. Zu diesem Geschlecht gehöret auch der Vogel / welcher des Sommers in Italien / deß Winters aber / oder in der Herbstzeit in den hochteutschen Wäldern gesehen wird / und sich an Grösse fast der Spreen vergleichet / hat einen harten Schnabel / welcher seines Leibesgrösse nach zu rechnen / zimlich groß / sein Kopff ist obenher Pomerantzenfarb / unter dem Kropff hat er einen schwartzen Flecken / einen asche-farben Halß / goldgelben Rücken / seine Flügel sind an den eussersten Enden auß dem gelben grünlecht / wie der Ring an den Ringel-tauben: Der Schwantz ist am Ende weiß / unten goldgelb / Bauch / Brust und Kopff / sind dergleichen Farbe.

Von dem Löfler.
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DIeser Vogel vergleichet sich an Grosse dem Reyger / der Leib ist wie ein feistleibige Henne / doch mit einem dickern Kopff / und einigen langen herabhangenden Federn / kleinen Augen / mit einem goldgelben Strahl / hat einen mittelmässigen langen Schnabel / an dessen eusserstem Ende die Gestalt zweyer / auffeinander gestürtzeten Löffel / erscheinet / dahero er den Nahmen eines Löflers bekommen: Sein grosser und dicker Kopff ist auß dem weissen aschfarbig anzusehen / wie auch der gantze Leib; hat lange Naselöcher / mit einer weit voneinander gehenden Kählen / wann er das Maul auffsperret. Die Füsse sind gelb / mit drey gespaltenen Klauen / welche durch zwischen-durchgehenden Häutlein zusammen gefüget sind / unterschieden / an dero Ende braune scharffe Nägel / die hinterste und vierdte Klaue strecket er / ohne Häutlein / hinter sich auß / welche dann sehr scheinbar / und mit dergleichen scharffen Nagel versehen ist.

Von dem Hahnen und Huhn.
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NAchdemmahlen die Beschaffenheit / Gestalt / Unterscheid der Farben und Grösse / sowohl auch das Eyerlegen / dero Unterscheid / das Brüten und Außhecken der jungen Küchlein / nebst der Weise ihrer Vermischung / und Züchtungs-arth / so sich bey Hahnen und Hühnern eräuget / dem günstigen Leser / der ichtens zu Verstand und Jahren gelangt / nicht unbekant sein muß / in dem solche in unser Gegenwart / bey unß und benachbarten Landen und Königreichen in Menge gezeuget werden / und zwar einiger Unterscheid an Grösse und Gestalt befunden wird / gleichwohl auff einerley Weise außgebracht und gehecket werden / außgenommen an einigen [195] außheimischen Orthen / allwo sie in Kuhmist außgebrütet / und durch Menschen-Hülffe außgebracht werden; So halten wir unnötig / das Papier mit dessen Beschreibung anzufüllen. Die Außheimische betreffend / wollen wir ihre vielfältige unterschiedliche Gattung zu betrachten vor uns nehmen / und deren etliche wenige vorstellen. Aristoteles meldet / daß die Hadrianische Hüner auff unterschiedliche Arth gefärbet seyen / und alle Tag ein Ey legen / aber dabey ihre Küchlein todtbeissen: Die Atheniensische legen grossen Fleiß an / dieselbe auffzubringen: Die Zwerg oder Kriechhüner / wie auch die kleine Ost. Indische Hünlein / werden bey uns gesehen / und von andren Orthen hergebracht. Auch finden sich Tanagrische / Lydische / Rhodiser / Chalchidische / Midiceische und Alexandrinische Hüner. Von den Tanagreischen werden wegen deß Kämpffens vornemblich die Hahnen gepriesen / welche den Lydiern an grösse / und an Farbe den Raben gleich sind / können an Grösse und Muthigkeit mit den Englischen verglichen werden: Dann hier zu Lande werden die Englische Hanen und Hüner vor die besten gehalten. Die Lombardische treten mit hohen Beinen herein / und sind mit [196] goldgelben Federn bedecket. Im Königreich Tarnassery sind die Hahnen und Hühner dreymahl grösser als hier zu Lande die unsrigen. In Jamaica geben sie weder an grösse / noch Geschmack den Pfauen ichtwas bevor. In Thessalonica wird eine Gattung Hühner gefunden / so allzeit stum und niemahln gaxen / oder krähen; in einer gewissen Morgenländischen Stadt giebt es Hühner die da Wolle tragen / und sind weisser Farbe. Im Königreich Mangi haben sie schwartze Haare / so den Katzenhaaren gleich. Die Gestalt und Beschaffenheit aller dieser sowohl in Ost-als West-Indien / befindlichen / wie auch der Chinesischen / Japonschen / Pernanschen und Guineischen herzuzählen würde beydes langweilig und verdrießlich fallen. Die innerliche Stücke sind durch ihren angenehmen Geschmack und vielfältige Geniessung ihres Fleisches mehrentheils jederman bekant worden; nur allein haben die Hahnen ihre testiculos unter der Leber / die Hüner aber oberhalb deß Steusses. Die Gebähr-mutter hat ein 2. faches Loch / das unterste / durch welches das Ey wann es zur Vollkommenheit gelanget / herauß gehet / daß oberst und inwendige / welches unter dem Diaphragmate seinen Anfang nimbt / und seine vollkommene Form zu erreichen / inwerts gehet / endet sich und lieget an der lincken Seiten deß Rückgrats / dann die rechte Seite / und der Mittelpunckt des Bauches ist mit den Därmen erfüllet. Ihre Nahrung und Speise ist bekant / sie essen auch gerne Weintrauben / und Feigen / wovon sie unfruchbar und rotzig werden. Ihre Vermehrung und dero Beschaffenheit anlangend / so ists ein geiler Vogel / und soll der Hahn auf einen Tag wohl 50. 60. ja biß 80. mahl treten: Bißweilen in Ermangelung der Hühner setzet er sich auff Phasanen / Rebhühner / ja ein Hahn auf den andrë / und werden alsdann beyde verbrandt. Die Hahnen so in Herculis Tempel unterhalten und erzogen wurden / flogen niemahls nach den Hühnern Hebes, welches immerwehrend zwischen beyden Tempeln fliessender Strohm / hinüber / als wann sie durch die Geilheit dazu angetrieben worden. Wann der Hahn das Huhn zu besitzen ankompt / leget es sich an die Erde; nach der Vermischung schüttet das Huhn die Federn / machet sich krauß / und stäubet also den auß der Vermischung entfangenen Dampff wieder von sich. Von ihren Eyern / Geschmack / Grösse / Unterscheid / und gebrauch zur Haußhaltung / und sonsten / ist ferner etwas zugedencken unnötig; Deßgleichen auch von ihrem Brüten / allein dieses ist kurtzweilig zusehen / wann dem Huhn Enten-Eyer unter geleget und von [197] ihm außgebrütet worden / selbiges alsdann anfänglich seine Arth nicht kan unterscheiden / biß die außgeheckte junge Endtlein / ihrer Natur nach / das Wasser suchen / und die Glucke als entrüstet / und mit Verwunderung an dem Wasser-rand ihren vermeinten Küchlein nachsiehet. Der Hühner Stime ist veränderlich / umb die Legezeit gaxen sie / umb die Brütezeit glucken sie / und kräen / wann sie wollen getreten sein. Es lässet sich bey den Hahnen ihrer Weiber halben eine sonderliche Eyfersucht vermercken / wobey sie eine grosse Königliche Macht erzeigen / lassen auch keinen frembden Hahnen auß der Nachbarschafft ihre Hühner treten / sondern fangen darüber mit ihnen ein grimmiges Gefecht an / ohnerachtet sie / wann sie die benachbarten Hühner können habhafft werden / solches selber nicht unterlassen. Die Muthigkeit und Streitbarkeit / sampt dero Arth und Weise im kämpffen und fechten ist männiglichen bekant. Zu Pergamo würde davon jährlich ein Schauspiel gehalten; Darauß hat Miltiades den Griechen einen vortreflichen Sieg wieder die Perser verkündiget. Themistacles sein Kriegsheer wieder die Persianer angefrischet. Die Mahometaner so in denen / umb die Stadt Tarnassary belegene Dörffern wohnen / haben ein seltzahmes Gewette und Kurtzweil mit ihren sehr grossen Streit-Hahnen / so sie darauff halten / und setzen bißweilen 10. Dukaten gegeneinander / vor den jenigen / dessen Hahn im Kampff den Platz behält. Der Überwinder an beiden seiten / erzeiget seinen Trotz und Hertzhafftigkeit durch seiner Augen Funckeln / Auffrichtung des Halses / und muthiges Krähen; Der Überwundene krähet nicht / nachdem sein Muth ihm entfallen / hält mit der Stimme ein / und verstecket sich / als durch die Schamm betäubet / in das erste Loch / daß er findet. Der Hahn erschröcket mit seinem Krähen / die Löwen / Panther-Thier / und Basiliscken. Über das wäre noch viel vom Hahnen und Hühnern zu schreiben / welches dem geneigten Leser bey andren Schribenten nachzusehen belieben wolle.

Von dem Tauben.
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DIß Geschlecht der Tauben insgemein wird allenthalben gefunden: Vor alters waren sie überflüssig in Assyrien bey der Stadt Ascalon, und wurden deß Orthes vor heilich gehalten / und war bey Straffe durch ein Gesetz verbotten / selbe zu tödten oder zu essen. [198] Imgleichen in der Insul Cypern / Paphos, Cythera, Sicilien / und Cuido, darumb daß sie der Abgöttin Veneri bey den Heyden geheiliget waren. Ich geschweige allhier die Tauben-Insul / so in dem Tyrrhenischen Meer belegen / wie auch die Lucanische Insuln da gantze Schiffe mit Tauben beladen worden; So dann das Königreich Peru, Fessa und andere. Es kan der Tauben Eigenschafft nach dem eusserlichen nicht wohl unterschieden werden / es sey dann das man sie innerlich beschauet / jedoch wird an der schwachen Stimme die Taube / und an der groben der Tauber erkant. Das Paaren deß Taubers und Tauben geschiehet auff vorgangenes Schnäbeln / bißweilen wann der Tauber 2. oder 3. Tage weggewesen / ohne dasselbe. Wegen der Zeit ihrer Vermischung / Brüt / und Außheckung sind unter den alten und neuen Naturkündigern als Plinio, Aristotele, und Alberto, ungleiche Meinungen; jedoch kan die heutige Erfahrung / und jetziger Taubenhändler Befindung den besten Außschlag geben. Sie legen 2. biß 3. Eyer / auß deren erstem / der alten Meinung nach / ein Tauber / auß dem anderen aber eine Taube außschlieffen solle: Sie brüten und hecken in warmen Ländern öffters [199] zehen oder zwölff mahl in einem Jahr. Es ist kein Wunder / daß zu Marci Varronis Zeiten fünfftausent Tauben in einem Tauben-Hauß unterhalten worden / sintemahl in wenig Jahren 10. Paar zu einer solchen Anzahl sich vermehren können. Das Brüten wird beydes von dem Tauber und Tauben verrichtet / massen der eine des Tages / und die andre des Nachts sich drauff setzet: die Tauben übertreffen an Keuschheit alle andre Vögel / dan̅ ob ihrer schon viel in einem Tauben-hauß wohnen / so wird doch keine mit eines andren Gatten sich vermischen: Dannoch sind die Tauber ohne Ursache Eifersüchtig / bald stecket ihm der Kropff voller Klagen / bald schmecket ihm die Speise nicht / dann gehet es wieder an ein Schnäbeln / und suchet sich das Weiblein mit dem Männlein wieder zu versöhnen / un̅ demselben Adtrag zu thun / darauff schicket sie sich wieder zur Wollust: Sie haben beyde ihre Jungengleich lieb / wann die Taube zu langevom Nest bleibet / wird sie von dem Tauber drauff getrieben / gestraffet / und gezwungen. So bald die Jungen außgeschloffen / geben sie ihnen saltzige Erde / so sie auß dem Harnwinckel hervor suchen / zuessen / damit erwecken sie bey ihnen die Fruchtbahrkeit und Lust zu essen / wodurch auch die Dauung besser befordert wird. Im Fliegen bleiben sie allezeit beysammë / es geschiehet aber solches nicht hoch / noch weit / ohnerachtet Bellonius schreibet / daß sie in Paphlagonien so hoch in die Lufft fliegen / daß sie sich auß dë Gesichte verlieren: Dieses habë sie an sich / wan̅ sie vom Adler verfolget werden / ist es ein hochfliegender / so erwehlë sie das niedrige un̅ die Erde / ist es ein niedriger Adler / suchen sie die Höhe und freye Luft. Wan̅ eines von ihrem Geschlechte in die Irre gerathë / helffen sie ihm wieder zu recht; es sind diese zahme Tauben / vor Alters / un̅ noch heutiges Tages an statt der Post- oder fliegenden Bothen und Brieffträger gebranche worden / durch solches Mittel ist / auff einen Tag / die Überwindung Taurosthenis an seinen Vatter / welcher von Bruto belägert war / vom Berg Olympo biß nach AEgina, und in Mulina alle geheimnissen im Läger deß Romischen Burgermeisters verkundhafftet worden. Gleicher massen hat sich die Stadt in ihrer Belägerung dieses Mittels bedienet. Der Tauber wird an seiner Farb / und Kurren erkant: Sie haben einander sehr lieb / welches im Brüten zu sehen / da sie einander sehr freundlich begegnen / und mit allerhand Hülff und Beystand sich diensthafft erzeigen. Ja der Tauber läst sich nicht verdriessë / um das Nest vor sein Weiblein den Kampf anzutreten / bißweilen streiten zween umb eine Taube / und welcher den Platz [200] behält / hält sich nachgehends zum Weiblein. Die Tauben sind unterschiedlicher Geschlechte / und Nahmen: Es gibt wilde und zabme / Kirchen- und Hauß-Tauben / welche nach ihrer Arth / und Gestalt / sowohl / als ihrer Farbe / Gefieder / und andren Eigenschafften absonderliche Nahmen haben / beydes in Unsern / als auch andren außheimischen Landen: Dann es finden sich Kropff-Tauben / Rauchfüssige / Mon-Tauben und Dreyer / von dero mannigfaltigkeit / Schönheit und Eigenschafften von den alten zu ihrer Zeit / sowohl als von heutigen Liebhabern bey unser Zeit viel geredet / und wie vor alters / also heutigen Tages / viel Geldes dadurch verthan worden. Zu dem Geschlecht der Tauben gehören auch die Turteltauben / deren in heiliger Göttlicher Schrifft / so offt meldung geschiehet: Wie dann auch die Ringeltauben. Die Turteltauben sind an Leibes-Gestalt nicht unterschieden / sondern nur allein an der Farbe / und Zeichen des Gefieders: Der Türckische Käyser hat ein paar / sonderbahrer Gattung an König Henricum in Franckreich geschicket. In kalten Ländern sind sie weiß: Zu unsern Zeiten ist ein paar gesehen worden / von welchem das Weiblein weiß / das Männlein aber Aschfarb gewesen: Die gemeinen sind / ihrer gewöhnlichen Farbe nach / bekant. Die Indianische und andre außländische sind unterschiedlicher Farbe / und sprecklicht. Sie werden allenthalben gefunden / jedoch an einem Orthe mehr / als am andren. In Mohrenland sind sie so häuffig / daß sie mit ihrem Schatten die Sonne verfinstern: Ihre Wohnung ist auff hohen Bergen / und machen ihre Nester in hohen Öhl- und andren Bäumen / wie die Ringeltauben. Beyderley Vermehrung kompt überein: Sie legen deß Jahrs zweymahl / Männlein und Weiblein brüten wechselsweise: Wann die Jungen drey Monat erreichet / werden sie fruchtbahr; Ihre Speise sind Eycheln / Oliven / und essen über die massen gerne Gersten: Wann sie gezähmet / ist Semmelbrodt in Wein geweichet / ihre angenehmste Speise. Ihre Stimme ist kurren. Männlein und Weiblein fliegen allezeit zusammen / eben wie die Ringeltauben / und wann eines von ihnen stirbet / paaret sich das überbliebne nicht wieder / sondern trauret sein Lebenlang / die Ringeltaube setzet sich hernach gar auff keinen grünen Zweig mehr.
|| [201]

Von dem Fincken / Schnepffen / Rauchbart und Wachtel.
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DEr Fincke ist am Vordertheil deß Kopffs / und Halses dunckelblau / nach dem Steuß zu grünlecht / Brust und Bauch sind zwischen roth und braun: Das Weiblein ist dunckler / und nicht so heller Farb / die Brust und Bauch ist zwischen roth und weiß. Man hat auch wohl gantz weisse gesehen / wie auch einige / so auß dem weissen gelblecht. Deß Winters lieben sie mässige Kälte / des Sommers sind sie gern an warmen Orthen: Dann die übermässige kälte machet die Weiblein so matt / daß in Schweitzerland man sie mit der Hand greiffen kan. Sie nisten auff den untersten Zweigen der Bäume / futtern ihre Neste inwendig mit Wolle / und Spinneweben / außwendig mit Moß; legen 5. oder 6. Eyer. Sie haben keine gewisse Weise zu singen / die Männlein haben eine helle und starcke / die Weiblein eine kleine und schwache Stimme: Wegen ihrer Arglistigkeit sind sie schwer zu fangen / auch nicht leicht zu bändigen / hungern sich offtmahls zu tode. Zu diesen gehören die Bergfincken / und Hänfling: Jener ist auff dem [202] Kopff / Rücken und Schwantz schwärtzer / die Brust und Kopff röther / als der gemeine / die Flügel sind mit röthlichen Strichen durchzogen. Der Hänfling ist an Grösse und Gestalt einer Mensen gleich / eisengrauer Farbe: So auch deß Gesneri rother Hänfling / und Aldrovandi Meer-Hänfling. Die Rohrfincken / die sich im Schilff auffhalten / ihre Speise ist Leinsaamen / Hauff-Rüb-Kohlsaamen / Buchweitzen / Canarisaamen und Habergrütz: Umb die Herbstzeit kommen die Fincken mit dem Ost-winde in Niederland / und werden in grosser Anzahl gefangen und verzehret. Etlichen werden mit einem glüenden Eisen die Augen außgebrandt / welche dann in Käfichten vor die Fenster gehangen werden / und deß Morgens mit singen / sich und andre lustig machen. Die Schnepffen sind zweyerley Land- und Wasser-Schnepffen. So sind auch Hartzbicker / und Trichas / der Ilias-Schnepff und der gleichen. Der Hartzbicker / ist grösser / als andre Schnepffen und etwas kleiner / als eine Taube / Kopff und Flügel sind dunckelfarb / die Federn bey dem Schwantz mit gelb vermischet / und über den gantzen Leib sprencklich. Aldrovandus hat / wie er schreibt / eine gesehen / so an den Schlag-Federn der Flügel / und am Schwantz so weiß war / daß es geschienen / als wäre sie gantz weiß; gleichwohl war das Haupt / Rücken und Flügel Aschfarb: Ihre Nahrung ist Gummi und Hartz von Dannenbäumen. Des Winters nehren sie sich vom Saamen fruchtbahrer Bäume / und sind sonderlich begierig nach den Wachholder- und Vogel-Bern: werden zu allen Zeiten bey unß gesehen. Die Trichas, oder Haar-Schnepffe hat den Nahmen von ihrem Geschrey / ist an grösse und Gestalt fast einer Trostel gleich / hat einen gelblichten Schnabel / Maul und Zunge sind gleichfals gelb / der Halß ist Aschefarb mit schwartzen Flecken besprenget / der Rücken grün und grau / über das Mittel hat sie schwärtzliche Federn / bey dem Steuß Aschefarbe / der Schwantz ist gantz schwartz / die Flügel sind theils schwartz und roth / der Halß und Brust unterschiedlicher Farben. Im Sommer wird sie selten gesehen / deß Winters aber sind sie häuffig in Engeland anzutreffen / zu allerletzt kommen sie in die Schweitz: Ihre Nahrung sind Wachholderbeeren / Stechpalmen- und Vogelbeern. Sie haben ein lautes Geruff / fliegen bey Schaaren / und machen im Fliegen ein groß Geschrey. Die Ilias-Schnepffe ist über den Rücken her gantz dunckel / die Brust ist [203] verschiedentlich gefärbt der Bauch in der Mitte weißlecht an den Seiten roth / wie auch unter den Flügeln / der Schnabel ist inwendig gelbe. Sie nisten in Ungarn / und Böhmen / halten sich auch häuffig in Sand-hügeln auff. Zu Anfang des Winters fliegen sie hinweg / etwa vierzehen Tage nach den Hanrschnepffen oder Pilares / begeben sich in die Schweitz / und kommen umb Ostern wieder. Sie nehren sich von Weinbeern / und thun dem Weinstock grossen Schaden. Die Wasser-Schnepffen haben ihren Auffenthalt bey den Pfützen / Sümpffen / Morassen / und öffters an den Sand-Hügeln und See-Stranden / sind alle auff einerley Arth gefiedert / haben / ausser geringer Veränderung einerley Farbe / und etwas längere Beine / und Schnabel / auch kleinere Köpffe / als die Landschnepffen / essen kleine Fische / Schnecken / und Würme / und dergleichen. Der Brasiliansche Rauchbart ist ein Vogel vom Geschlechte der Phasanen / fast brauner Farbe / wie ein Rebhuhn / ha??? lange Flügel / und einen langen einfärbigen Schwantz / der am Ende weiß ist / einen schönen wolgebildeten Schnabel / der am Ende krum und spitzig / oben / unten / und rund umb den Schnabel her / stehen etliche spitzige Haare / oder stachlichte Federn in zimlicher Länge und Zahl hervor / wovon er den Nahmen / Rauchbart / bekommen: Ist etwas kleiner als ein Rebhuhn / der gantze Vogel gläntzet von Schwärtze / außer den Flügeln / welche mit etwas grünem vermischet. Sein Fleisch ist weich / niedlich / und wohlgeschmackt / und wird bey den Brasilianern und Portugiesen / so delicat, als Phasanen / oder Rebhühner Fleisch / gehalten. Die Wachtel ist von obigem Vogel darinnen unterschieden / daß sie grössern Leibes / und ungleiche Klauen an den Füssen hat / auch der Rauchbart den Steuß über die Endung der Flügel herauß stecket / welche doch bey den Wachteln mit gleich außgehet / diß umb soviel mehr / weil die Wachtel etlicher massen unter die Meer- oder Wasser-Vögel gerechnet werden können / wie solcher Unterscheidt in der Figur vor Augen gestellet / wird: Dieser Vogel ist seiner Farbe / Gestalt und Eigenschafften nach bey uns fast jederman bekant / insonderheit ist er wegen seines wohlschmeckenden Fleisches / und Anschlagens seiner Stimme / berühmet-Etliche setzen ein Männlein in ein Käficht / hängen solches an die Häuser / so fänget es des Morgens sehr frühe sein Wachtel geschrey an / welches sehr annehmlich zu hören / und an statt einer Uhr dienen kan. Diese Vögel haben [204] grossen Mangel an Weiblein / dahero die Vogelsteller oder Weideleuthe mit einem Wachtelpfeiflein des Weibleins Stim̅e nachahnen / so kom̅en die Männlein alsobald gelauffen / un̅ werdë leichtlich gefangen. So bald die Jungen auß dem Ey geschloffen / fliegen sie kurtz darauf herumb / und suchen ihre Nahrung.

Von der Bachsteltze / Meyse / Canari-Vogel / Zeißgen / und Distelfincken.
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DIe Bachsteltzen / so von der stetigen Bewegung des Schwantzes ihren Nahmen bekommen / haben alle die Arth an sich / daß sie herumb fliegen und Fliegen fangen / daher sie sich gern bey Wassern und Weiden finden lassen. Faventius und Massa haben hinterlassen / daß das Pulver dieses verbrandten Vogels ein sonderbahr bewehrtes Mittel wieder den Blasenstein sein solle. Ihre Farb ist weiß und gelbe / wohin auch die Spipola, Sparda und andre Fliegenfänger können gezogen werden. Die weisse hat einen langen Leib und Schnabel / dabey einen schwartzen Zopff auff dem Haupt / solcher ist am Weiblein Aschfarb / der Kropff gelbe / im übrigen ist es dem Männlein gleich: Sie folgen zum öfftern dem Pflug nach / damit sie die Würme auß der Erden klauben. Die gelbe sind zweyerley Arth: Die erste hat einen kleinen Kopff / nach der proportion deß Leibes zurechnen / brauner Farb / einen länglichten schwartzen Schnabel / kurtze Flügel / der Bauch ist etwas weiß und gelb / die Federn der Flügel schwartz / und in der Mitten überzwerg weiß / der Schwantz ist gespalten und länger / als der gantze Leib. Die andre Gattung hat einen schmalen Schnabel / so schwartz / und vornen etwas krum / und ist vom Kopff biß an den Hintern gelber als die erste. Der Kopff und Rücken sind fast Eisenfarb / daß Kinn ist mit einem weissen Flecklein / gleich als einem Bart / gezeichnet. Der Meysen (als eines gar zu wohl bekanten Vogels) Gestalt und Gefieder insgemein / erfordert keine Beschreibung. Sie werden in Hauß- und Wald-Meysen unterschieden: Albertus schreibet / es werden einige gefunden / die oben auff dem Kopff roth sind. In der Insul S. Thomas gibt es grüne / die singen. In Meden ist ehemals ihrer eine so grosse Anzahl gewesen / daß die Einwohner auß dem Land / weiln diese Vögel alles Geträide verzehret hatten / anders wohin ziehen müssen. Zu Delfft in Holland werden zu Zeiten auff einen Tag mehr als 100. auff eines Brauers Kornboden gefangen. Ihre Nahrung ist Geträide / Saatkorn / Gersten / Flie [205] gen / Schnecken / Pferdefliegen / Wespen / Käfer und Bienen. Die Männlein sind sehr geil / leben derhalben selten über 1. Jahr / die Weiblein aber länger. Scaliger hat gesehen / daß eine Meyse 10. mahl in einer Stunde in ein Mauerloch geflogen / und das Werck der Liebe mit dem Weiblein verrichtet: Aldrovandus aber hat solche Vermischungin einer Stunde wol zwantzig mahl gesehen. Der Autor dieses Buchs erzehlet / daß als er einmals mit seinem Vatter auff dem Lande gewesen / und sie miteinander vor dem Hause gestanden und discuriret / er gesehen / daß das Weiblein so offt getreten worden / daß es als krafftloß zu ihrer beyden Füssen herab gefallen. Sie nisten unter den Ziegeln der Tächer / in Maurlöchern / wie auch / ihre Jungen sanfft unterzubringen und zu legen / in Heu und Federn; Zu zeiten nehmen sie die Schwalben-Nester ein; Ihre Stimme ist zwitzern. Sie lieben den Menschen sehr / und können von den Kindern gewehnet werden / daß sie ihnen von ferne nachfliegen / sich auff ihre Hände setzen / auß ihrem Munde essen und trincken: Wann sie bedränget / sollen sie sick zu den Menschen wenden / un̅ Schutz bey ihnen suchen. Xenocrati [206] fiel einer in den Schooß / welcher von einem Habicht verfolget worden: Es gibt vielerley Gattung der Meysen / weisse / gelbe / bunte / weißschwäntzlein / Berg-Meysen / wilde Ringel- und Indianische Meysen / und dergleichen. Der Canari-Vogel hat von den Canarischen-Insulen / wovon er zu uns gebracht wird / seinen Nahmen: Ist so groß als eine gemeine Meyse / mit einem weissen / kleinen und spitzigen Schnabel: Die Flügel und Schwantz sind bißweilen grün. Das Männlein hat mehr gelbes auff der Brust / Bauch und auff dem Kopff / als das Weiblein: Muß mit Canari-Saamen / Zucker und Alsine, oder Hühnerdarm / wornach er besser singet / gefuttert werden. Sie singen laut und starck / mit einer zusammenhangenden Stimme / hoch und niedrig / welche sie mit unterschiedlichen Veränderungen zu biegen wissen: Die Kleinleibige mit einem langen Schwantz / sind die besten. In Holland sind diese Vögel bey gantzen Zuchten auffgebracht / so daß nun mehr dieser Arth ein grosser Überfluß jedoch alle zahm / alda zufinden; Einige / die sie abgerichtet / haben nicht geringen Verdienst davon genossen: Sie lernen auch Melodeyen und Lieder pfeiffen / dergleichen sind wohl vor 60. 80. ja 100. Gülden verkauffet. Das Zeißgen ist ein Vögelein mit einer gelben Brust / zimlichem / doch dün̅- und scharffen Schnäbelein / hat zween schwartze Flecken / einen an der Stirnen / den andren unter dem Schnabel; Deß Männleins Flecken sind viel schwärtzer / ist auch auff dem Leib viel gelber / als das Weiblein. In kalten Ländern wird es selten / oder niemahls / auch nicht alle Jahr in Italien gesehen. Es isset gerne Conyza-Saamen / sonsten hat es mit dem Distelfincken einerley Speise. Sie nisten in den Wäldern oder auff dem Gebirge / legt 4. oder 5. auch / nach etlicher Meinung / 12. Eyer. Sein Gesang ist sehr lieblich / und macht es nicht allein deß Distelfincken / sondern auch andrer Vögel Stimme nach. Sie fliegen Schaarsweise / und werden in dem Herbst leichtlich bey gantzen Hauffen auff einmahl gefangen. Der Distelfinck ist / (gleich dem Zeißgen) ein Vögelein / so man in gewisse dazu gemachte Häuslein setzet / daran zwey Eimerlein hangen / welche auff und nieder gehen / in das eine wird das Essen / in das andre das Trincken gethan / solches lernen sie selber auffziehen / und mit den Klauen halten / biß sie satt gegessen oder getruncken haben. Ihr Gefieder und Farb ist grau und dunckel / die Flügel sind Saffran gelb / mit schwartz unterzogen / der Haupt-Zopff ist schwärtzlicht / der Schnabel [207] scharff / roth / und bey seiner Endung dunckel. Das Weiblein hat Aschfarbe Flügel / und einen weissen Kropff. Sie fressen Klettensaamen / Zwiebeln / Rauten und Kartendistel-Saamen / vom Hanffsaamen werden sie so fett / daß sie nicht mehr singen können. Sie nisten in den Stämmen der Bäume / brüten im Majo, Junio und Augstwonat / doch hält man die / so im letzten Monat außschlieffen / vor die besten: sie legen bey 8. oder 9. Eyer. Wann ein Männ- und Weiblein zusammen in einen weiten Käficht gesetzet werden / so gesellen sie sich / brüten und zeugen Jungen. Sie singen allezeit / am allermeisten aber / wann sie jemand ihres Geschlechtes singen hören; Fliegen Schaars Weise bißweilen wohl 2000. Meilen weit.

Von der Nachtigal / Krametsvogel / Thumpffaffë un̅ Goldam̅er.
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INter allen Wurmfressenden Sing-vögeln führet die Nachtigall billich den ersten Preiß / die vornembste heisset Hypalais, die andre / so ihr am nächsten kommet / Atricapilla. Die Gestalt ist unnötig zu beschreiben / weil sie überall sich sehen lässet und also genugsam bekandt ist: An ihrer Zungen fehlet das eusserste Punctlein / und hat solche schärffe nicht / wie andre Vö [208] gel. Das Weiblein ist an Gestalt dem Mänlein gleich / jedoch fället jenes bißweilen mehr auff Aschfarb / wie auch die Jungen / diejenige / so von Schwenckfeld die grosse genannt wird / ist fast gantz Aschfarb / und hat wenig rothes. Ihr eigentlicher Unterscheidt sowol in der Farb / als Grösse ist nicht leichtlich zuerforschen / jedoch sagt man / daß des Männleins rechtes Auge grösser sey / als das lincke. Sie werden durch die Anmuthigkeit des Frühlings angereitzet / ihre natürliche Geburts-Glieder zur Ziehlung zu kitzeln / ausser dieser Zeit aber lassen sie sich nicht sehen: Man hält beständig davor / daß die am lieblichsten singet / und den Gesang mit langem Athem außhält / auch öffters auff einem Bein stehet / und unbeweglich stehen bleibet / sey das Männlein: Das Weiblein springet hin und her im Käficht / und bringet einen kurtzabgebrochnen schwachen Gesang hervor: Ihre Wohnungen und Auffenthalt sind unterschiedlich / etliche in Wäldern welche gemeiniglich die grössesten sind / andre auff Bergen / wieder andre an sümpffigen Orthen / in Hägen oder Zäunen / etliche an flachem ebenen Lande. In Irrland und Batavien gibt es keine. Zu Athen sind sie in solcher Menge / daß sie einen Nahmen davon erlanget / und Athenienser Nachtigaln genennet werden. Der Ardenner Wald ist auch damit gantz erfüllet: Wann der Sommer kompt / lassen sie sich nicht mehr sehen / umb den Herbst verbergen sie sich gar biß an den Frühling: werden theur verkauffet / bevorab / wann man vermuthet / daß es Mänlein / so den Winter über in dem Käficht gewohnt haben: Ihre Speise sind Würme Ameisen und dero Eyer. Im Käficht essen sie harte Eyer / und Brodtkrohmen oder Brosamen. Ihre Neste machë sie länglich im Frühling / Meyen / und Anfang deß Sommers / bißweilen an der Erde unter den Hagen der Zäune / und Stämme der Bäume / bißweilen in grünen dicken Sträuchen / nehmen dazu die Blätter von Bäumen / Kaff un̅ Moß / legen insgemein 6. Eyer / wann sie brüten / singen sie nicht mehr / wie Aristoteles zeuget. Albertus hält das Wiederspiel. Hesiodus berichtet / daß sie nicht weniger durch die Lieblichkeit ihres Gesanges / als durch auffsitzen deß Leibes / ihren Eyern Geist und Leben mittheilen. Plinius schreibet: Wann die Felder / und Blätter an den Bäumen zugrünen anfangen / singet die Nachtigal vierzehen Tag und Nacht beharrlich aneinander. Ist ein Vogel / welcher in Ansehung seiner natürlichen Sing-Kunst ein Wunder der Natur / und aller Musicanten Instrumenten und Künste übertrifft und ihrer gleichsam spottet / sintemahl in einem so kleinen Leib [209] eine so starcke Stimme ist / und solches nicht einfältig / oder auff einerley Arth / sondern bald nach der Sing-Kunst ordentlich eingerichtet / dann ihre Stim̅e völlig / grob / klein / geschwinde / langsam / und mit läuffen / auff gantze / halbe / viertel Thonen / wunderlichen Musicalischen durchschnitten / hoch / mittelmässig / kurtz / tieff / bebend / und sonst auf allerley manier verändert wird: Die Jungen sitzen / und geben Achtung auff der Alten-gesang / machen ihnen nach / was ihnen vorgemacht wird / und verbessern sich von tag zu tag biß sie zu gleicher Vollkommenheit gelangen. Martyr sagt / daß sie in Hispaniola / und der Insul St. Jaen. jahr auß jahr ein singen / die Thracier glaubten / daß sie umb Orpheus Grabmahl viel heller singen. Die jungen Käysere haben ehemahln Nachtigaln gehabt / welche Griechisch und Latein gekunt. Sie murmeln bey sich selber / und lernen im̅er etwas neues / es seyen melodeyen / Läuffe / oder Worte. Zu Regensburg ist eine gewesen / welche die Worte / so sie bey Tage gehöret / bey Nacht in hochteutscher Sprache außgesprochen / daß mans gar wohl verstehen können. Die Weiblein brüten ihre Jungen bey stetem singen in dem Nest auß. In Holland gibt es Vögelein / die ihre Stim̅e nachahnen / ist aber bey weitem nicht so kräfftig / un̅ werden Bastartnachtigaln genennet. Zu Rom ist ehmals eine schnee-weisse Nachtigal / dergleichen dann sehr selten gefunden worden / vor 150. Eronen erkaufft und bezahlet / und folgends des Käysers Claudii Gemahl / Agrippinae verehret. Es sind Nachtigaln gefunden worden / welche / auff jemands Befehl / und Zusprechen / gesungen / und ihren Gesang so viel herrlicher erhoben / sovielmehr Beliebung auffzumercken sie bey den Anwesenden verspüret haben / sonderlich aber wann solch ihr Gesang mit Flöten / und musicalischen Instrumenten ver gesellschafftet worden. Von dem Kramets-Vogel ist unnötig viel zuschreiben / massen derselbe zum theil unter die Schnepffen mit gezählet wird. Sie weichen nicht weit von unß / sondern bleiben nahe bey unß; daß sie auch / nach etlicher Meinung / schorffig werden solten / ist ohne grund / und behalten ihre Federn. Deß Winters werden sie in den Hecken ertappet; in Teutschland werden sie den gantzen Winter durch gesehen: Und zu solcher Zeit sind sie alle einer Farbe / im Sommer aber umb den Halß bunt / da sie dann sehr hell und lieblich singen. Ihr Fleisch ist guter Nahrung und angenehmen Geschmacks. Sie lernen plaudern und Liederchens fleuten. Es muß aber dieser ihr Schnabel und Füsse Pomerantzenfarb sein.
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Der Thumpfaff / oder wie er sonsten genennet mag werden / singt ebenmässig gantz lieblich / und kan gar füglich einige Lieder zu pfeiffen unterrichtet werden / wie er dann in Hoch- und Niederteutschland viel in Käfichten gefunden / und zu solchem Ende unterhalten wird. Mit diesen und dergleichen Vögeln werden die Vogel-Häuser in grosser Herren / und sousten vermögender Liebhaber Lustgärten / außstaffiret. Der Goldammer ist ein wenig kleiner / als die Schnepffe / oder Krametsvogel / lebet von einer rothen Frucht / ist oben auff dem Kopffe schwartz / hat einen goldfarben gläntzenden Schnabel / gleicher Farbe sind auch seine Federn / die Ortfedern an den Flügeln sind auß braun gelb gläntzend: daher er den Namen / Goldammer oder Goldfincke bekommen: Er machet sein Nest so zierlich und behende / daß es nicht zuerkündigen / nachzuspüren / wo er auß oder einflleucht: Wann sie sich paaren wollen / fliegen sie bey Schaaren.

Von dem Kiwitt / Graßmücken / Guckauch / und Wachtel.
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DEr Kiewitt ist seiner Gestalt und Gefieder nach wol bekant / dann seine Federn sind dick / braun / und auß dem schwartzen grünlecht / an dem Bauch sind sie zum theil weiß / hinten auff dem Kopff hat er ein kleines übersichstehendes Häublein: Man hat auch Schnee weisse / und noch andre ohne Häublein gesehen. Sein Flug ist schnell / und seine Stimme wird durch seinen Nahmen / Kiwitt / außgedrucket, Seinen Auffenthalt hat er bey Seen / Ströhmen und Flüssen / hält sich im flachen Felde / sonderlich in Heyden / und kompt nicht ins Wasser. Er isset Würme / Fliegen / Käfer / Wespen / Häuschrecken / und ander Ungeziefer; Verschlingen auch weisse Steinlein. Deß Sommers fliegen sie eintzeln / deß Winters bey Schaaren / und zwar in grosser Anzahl / so daß sie gantze Felder bedecken. Haben stumpffe Flügel / und machen bey ihrem Flug ein grosses Geschrey. Wann sie brüten / oder Jungen haben / und jemand sich zu ihrem Neste nahet / fliegen sie auff ihn zu / stellen sich / als wolten sie die Jungen verlassen / biß sie den Frembden von den Jungen und Nest hinweg gebracht haben. Ihre bunte Eyer werden im Frühling auffgesuchet / und vor lecker Bißlein theur verkauffet. In Franckreich werden sie zur Speise genossen / und dem Hasen-Fleisch gleich gehalten; Werden auch so feist / als wann sie gemästet wären; Gesnerus sagt / er habe sie gegessen / und gut am Geschmack / aber schlechter Nahrung [211] befunden; deß Winters werden sie auch bey unß gefangen / un̅ zu tische gebracht. Die Graßmücke / welche groß und braun / übertrifft im Gesang die andren. Bellonius wil sagen / daß sie im Singen der Nachtigal sehr nahe komme. Es finden sich einige / so etwas kleiner / und grüner Federn sind. Sie fangen Würme / Fliegen / Raupen / kleine Spinnen an und auff den Zweigen der Bäume / sitzen selten auff der Erden / deß Winters verlieren sie sich gar. Der Guckauch leget seine Eyer in ihre Nester / welche dann die Graßmücke außbrütet / und die Jungen als seine eigene anfferzeucht: Auch finden sich eine Gattung / die an der Brust weiß / und einen aschfarben Kopff hat / diese machen ihre Nester auß Flachß: Imgleichen schwartzköpffige / deren Haupt in der Jugend röthlich / und hernach schwartz wird. Die Weiblein behalten allzeit einerley Farbe. Noch finden sich einige mit weissen Bäuchen / und kleinen Augen / machen ihre Nester in Hecken / und ziehen deß Winters hinweg: Aldrovandus aber hat eine Gattung angemercket / welcher der Nahme der Graßmücken eigentlich gebühren solle / diese machet ihr Nest unier dem [212] Graß in runder Form, leget im Meyen offtmahls fünffe / bißweilen auch 7. grüne mit kleinen Stippen unterschiedene Eyer / und wann sie mit einem Finger angerühret werden / lässet sie dieselbe unaußgebrütet liegen. Diese ist groß / obenher gantz Asch-Farb / im übrigen aber weißlicht und Aschfarbig durcheinander eingesprenget: Der Zopff ist mit schwartzen Stippen geflecket. Der Guckauch ist nach Aristotelis Lehre / vom Geschlecht des Habichts / wie er dann demselben etlicher massen gleichet: Plinius hingegen wiederspricht solches / in Ansehung er vom Habicht verfolget und getödtet wird. Es finden sich zweyerley / so an Grösse unterschieden. Sind an Farbe / nicht aber an Klauen und Kopff dem Habicht / sonsten aber der Leibes-Beschaffenheit nach / mehr der Tauben gleich. Jedoch / wird niemand / weiln sie offt gesehen werden / und wohl bekannt sind / sonderliche Beschreibung ihrer Gestalt erfordern. Sie werden in allen Ecken und Enden der Welt / außgenommen Morenland und America, gefimden. Deß Sommers haben sie nach Arth der Vögel / in dero Neste sie ihre Eyer zulegë gedencken / ihren Auffenthalt auf den Bäumen / Steinklippen / und an den Ufern der Ströhme: Deß Winters verstecken sie sich in die Höle der Erden / Steine und Bäume: Es wird zur Kurtzweil erzehlet / daß / als einsmahls ein Blockholtz / so inwendig hohl / in den Ofen / einzuhitzen / gesteckt worden / ma??? einen darinnen verborgenen Guckauch ruffen gehöret. Sie fressen Fliegen / Raupen / Getraide / und Fleisch; Dahero sagt man / daß die jungen Guckauche / der andren Vögel / so sie außgebrütet / ihre Jungen ja die Alten selber / wann sie erstlich erwachsen / auff fressen. Er ist kalter Eigenschafft / und leget zu Zeiten ein oder zwey Eyer / und solches in der Ringeltauben / Lerchen / Gelbfincken / und absonderlich deß Graßfincken Nest / welche dieselbe / nicht aber der Guckauch selber / entweder wegen seiner natürlichen Kälte / oder wegen seiner Furchtsamkeit außbrüten. Etliche vermeinen die Ursache / daß er seine Eyer in frembde Nester lege / komme daher / daß ihme aller andren Vögel wieder ihn tragende todt Feindschafft bewust / und auch die allerkleinste ihn plagen / deßwegen er sich dieser List gebrauche / damit sein Geschlecht nicht möge untergehen. Es ist auch eine sonderliche Gattung / so in den Klippen nistet: Deß Winters / wann sie sich / nach Arth der Schwalben und Bären verstecken / sind sie nackend / und ohne Federn / sitzen / als wann sie gepflückt wä [213] ren / in den hohlen Löchern / und ernehren sich mit deme / waß sie im Sommer erworben und zusammen getragen haben. Das junge Guckauchs Fleisch ist lieblich / und auß der massen weich. Ihre Flucht ist kurtz abgebrochen / und bleiben niedrig bey der Erden. Sie ruffen nichts / als ihren eignen Nahmen; Ihre Stimme wird etlicher Orthen biß zu Ende des Heumonats / und umb die Zeit St. Johannis Tages gehöret. Was die Wachtel anlanget / wollen wir deroselben Beschaffenheit / Gestalt und Farbe dieses Orths nicht berühren. Das Weib- und Mänlein sind etlicher massen an Farbe unterschieden / das eine ist etwas Erd- und rothfarbiger / dem andren ist der Schnabel brauner / und mit mehr Haaren besetzet / auch die Füsse weniger gelb. Diese Arth ist in der Insul Delus, wie auch Arabischen Meerbusen hoch Mohrenland / Medera und Caprea in grosser Menge befindlich. Bey der Stadt Cerampolis sind sie in solchem Überfluß / daß es heutiges Tages Porto de Qualeis, daß ist / Wachtel-Hafen genennet wird. Sie werden in grosser Menge auß Africa ins Neapolitanische geschüchtet / fallen auff die Schiffe / daß mann sie mit den Händen greiffen kan. Und dieses waren eben die Vögel / an welchen die Kinder Israël, als sie in der Wüsten herumb schwebten / Gott versuchten / und nach Fleisch schryen / den Todt gefressen / dergestalt daß sie zur Straffe bey tausenden / da sie das Fleisch noch zwischen den Zähnen hatten / dahin fielen. Sie fliegen langsam / und wann sie reisen / haben sie einen Heer-Führer / Ortygometra genannt / welcher / so bald er an den verlangten Orth kompt / und vom Habicht ersehen wird / demselben zum Raub und Speise dienen muß.

Von der Meve / Rebhuhn / Kämpff-Hahnen / und Spreen.
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DIe Meven sind in Ansehung ihrer Leibs-Gestalt sehr wohl bekannt: Jedoch sind sie ihrer Farbe und Grösse nach unterschieden / wovon sie ihre absonderliche Benennungen erlanget. Die Fisch-Meven finden sich überflüssig / bey Seen / Strande deß Meers / Pfützen und Ströhmen / und solches am allermeisten bey vorstehendem oder gegenwertigen ungestümen Gewitter. Neben den Fischen essen sie auch Muscheln / welche sie in die Lufft führen / und auff die Steine herabfallen lassen / damit sie zerschmettert werden: imgleichen Heuschrecken / Spinnen / wovon sie das Tarentinische Land befreyen und reinigen: In Liguria thun sie den Oliven grossen Schaden.
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Sie machen ihre Nester in den See-Klippen und Felsen / auß welchen süß Wasser fleußt oder quellet. Deß Sommers legen sie 2. oder 3. Eyer. Ihre Flucht ist behend und schnell / dannenhero Mercurius von Homero dem Larus, welches in griechischer Sprach eine Meve heisset / vergleichen wird. Wann sie auff die Fischer zufliegen / hält mans ein Zeichen eines reichen Fischfanges; Daher sagt man / daß sie mit den Menschen Freundschafft halten / weil sie gern beym Fischfange sind / und Fische essen: Sie fliegen hoch in die Lufft / und wann Wind vorhanden ist / fliegen sie gegen denselben. Es gibt aschfarbe / Sterling / weisse / schwartzköpffe / gantz schwartze / Fischer / und dergleichen mehr / welche an Farbe / Gestalt auch grösse und kleinheit deß Leibes einiger maassen unterschieden sind: Wozu dann auch die Cataracta, und Cepphus müssen gerechnet werden: Die erste wird darumb also genannt / weil sie mit Gewalt auff ihren Raub niederfället / ist etwa so groß / als eine kleine Meve / jedoch stärcker / weisser Farb / und dem Tauben-Habicht gleich. Der Cepphus hat einen braunen Schnabel / am Ende gekrümmet / kleine braune Augen / Kopff / [215] Halß / Brust / Bauch nebst den Schenckeln sind auß dem weissen und rothen mit einigen durchgehenden gelben und braunen Flecken sprencklicht / die Füsse / und das daran befindliche Fleisch / sind dunckelfarb / und ist er an Leibsgestalt der Meven ähnlich. Er hält sich am Meer auff / und nehret sich von dessen Schaum. Folgt dem Stockfisch nach / wegen der kleinen Fische / so sie mit ihren Zähnen zerreissen. Ist dermassen erschrocken / wann er donnern höret / daß er sich auß der Lufft ins Wasser stürtzet. Der Rebhühner / oder Feldhühner Beschaffenheit / eusserliche Gestalt und Gefieder achten wir unnötig zu beschreiben: Sondern allein ihrer Unterscheidt / und Nahmen / als da sind / rothe / aschfarbe / Damascenische weisse Feldhühner / und Haselhühner / die Feldhühner sind sehr geil / wann das Männlein nur ein Weiblein höret oder siehet / oder nur seine eigene Gestalt in einem Spiegel erblicket / so entgehet ihm der Saame / sie legen 18. 19. biß 20. Eyer in ein Nest / und wann deren einige zerbrechen / stehlen sie andren Vögeln ihre Eyer / ihre Zahl wieder zuerfüllen; Sie legen dieselbe in den welchen Staub auff der Erden nieder / verzäunen ihr Nest mit Dornen und Sträuchen / damit sie von andren Thieren nicht beschädiget werden. Wann daß Weiblein brütet / versteckt es sich vor dem Männlein / damit nicht durch dessen Geilheit und Begierde zu treten / die Eyer zerbrochen werden. Wann der Weidman sich zu dem Neste des brütenden Feldhuhns nahet / so läufft es ihm entgegen / fält ihm zu seinen Füssen / und stellet sich schwach und kranck / hebt sich alsdann einmahl hervor / und fält wieder zu Boden / als ob es Mangel an seinen Flügeln / oder Füssen hette / alsdann läufft es einwenig nach dem Vogelsteller zu / und wann ers greiffen wil / weichet es zurück / biß solang es ihn seitwerts vom Nest abgeleitet / und den Jungen raum gemacht / sich in die Hecken zuverkriechen / und zuverstecken. Auch haben die Jungen / wann sie mercken / daß man sie gesehen / einen listigen Fund an sich; Sie legen sich auff den Rücken / nehmen einen Erdschollen zwischen die Beine / womit sie sich bedecken (weil sie bey unß / und an mehr Orthen / gemeiniglich Erdfarb sind) daß man sie nicht wohl sehen kan. Gesnerus meldet / daß die Rebhühner in diesem Stück zubelachen seyn / daß sie meinen / wann nur der Kopff bedecket ist / könne man den übrigen gantzen Leib nicht sehen. Hiezu können auch die Hasel-Aur-Birck und Schnee-Hühner füglich gezählet werden / deßgleichen die Kramets-Vögel und Phasanen / welche alle gute niedliche Speise darreichen / [216] und den Rebhühnern an gutem Geschmack nichts bevor geben. Wann der Phasan seinen Schnabel in die Erde stecket / lässet er sich bedüncken / er sey gar wohl verwahret: Wird ihm eines Phasanen Gemälde vorgehaltë / schauet er solches so begierig an / daß er sein selber vergisset / und gar leichtlich von dem Vogler überraschet wird. Die Kämpff-Hahnen sind nicht gar so groß / als eine Taube / haben lange dünne Beine / langen Schnabel / womit sie in die Erde bohren / un̅ die Würme / Ameisen / und Hornissen / welche ihre Speise / herauß klauben: Sind unterschiedlicher Farbe / mehrentheils bunt / jedoch ungleich / weiß / grau / braun und schwärtzlich: Haben ihren Auffenthalt am meisten in flachen Feldern / deß Sommers siehet man sie viel in den Niederländischen Provincien / Wasserland / oder Kermerland / wie auch andren Orthen mehr / woselbst die Männlein fast ohnauffhörlich mit einander kämpffen und streiten / dahero auch ihr Nahme / daß sie Kämpffhahnen genennet werden / entsprossen. Ihr Fleisch ist wohlschmäckend / und wird vor eine delicaresse gehalten. Die Spreen sind allenthalben wohl bekant / gleichwohl an Gefieder und Farbe unterschieden / etliche mit weissen / schwartzen / bunten / und dergleichen Federn / der Schnabel ist scharff / die Füsse sind Saffrangelb. Sie sind überall anzutreffen / jedoch vornemblich in den Haberfeldern / und besten Weiden: des Winters stecken sie in den Thürnen / un̅ unter den Tächern: sie essen allerley so ihnen vorkompt / absonderlich gerne Trauben / wovon sie feist werden / Gersten / Buchweitzen / auch Würme / bißweilen auch todten Fleisch. Erfüllen mit ihrem Geschrey offtmals die Häuser / und Ohren der Einwohner; nisten auff Arth der Meysen / legen etwa 7. oder. 8. Eyer / und brüten des Jahrs 3. mahl. Sie fliegen Schaarsweise un̅ schwärmen gleichsam in einem runden Ballen; ihrer etliche lernen andrer vögel Stim̅e nachmachen: In Franckreich gibts ihrer die gantze Wörter nachplaudern können.

Von der Lerchen / Rothfälchen / Hortulanen und Schwalben.
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DIe Lerche ist / unsers Erachtens / wegen ihres lieblichen / angenehmen und durchdringenden Gesangs / unter denen bey unß befindlichen Sing-Vögeln / der Nachtigal am nächsten: Sie belustigt sich mit sonderbahrer Fröligkeit / mit außgedehnten Federn in der Lufft / hat eine laute helle Stimme / und scheinet / ob wolte sie durch derselben Veränderung die Schön- und Lustbarkeit solcher Zeit preisen und erheben / massen sie bey Regen- oder sonsten trü [217] bem Wetter selten oder niemaln singet: ihr Gesang ist nicht niedrig bey der Erden / sondern wann sie solchen anfänget / erhebt sie sich empor in die Luft / so hoch / daß man sie kaum sehë kan / schiesset alsdann plötzlich wieder herab / dabey singend. Sie werden wehr in den Morgenstunden / als deß Mittags gehöret / dan um solche Zeit halten sie inne. Man̅ keine grosse Kälte oder Frost ist / fänget sie umb Liechtmessen / oder in der Fasten / anzusingen: Wann sie gefangen / werden sie in grosse Käfichte / mit grünem Wasen in die Lufft gehangen / und lassen alsdann nicht ab zusingen. Sie essen Getraide / auch Würme / und ungeflügelter Heuschrecken-Eyer / weßwegen die Einwohner der Insul Lemnos sie in hohem Werth halten. Ihre Nestlein machen sit auß dürren Wurtzeln der Kräuter / an der Erden / und solches deß Jahrs drey mahl / erstlich im Majo, hernach im Junio / und endlich mitten im Julio, richten auch dieselbe dergestalt gegen den Wind / un̅ ins Graß hinein / daß sie von keinem vorübergehenden / noch von dem Habicht können gesehen werden. Sie legen jedesmahl fünff Eyer / davon fälschlich angegeben wird / daß sie von den Kröten außgebrütet werden; Glaublicher ist / daß der [218] Abgang der Alten im brüten / durch die herabfallende Sonnen-Strahlen ersetzet werde. Wann die Jungen außgehecket / und noch nackend sind / werden sie von den Alten übers Feld geführet / ihre Nahrung zusuchen. Die Raben / un̅ Habichte sind ihre Feinde / welche ihnen nachstellen / vor welchen sie sich dermassen entsetzen / wann sie sie sehen / daß sie auß Furcht den Menschen in die Hände fliegen. Wann das Erdreich mit Schnee bedecket ist / kommen sie zu den Misthauffen und Kornscheüren / ihre Speise zusuchen. Die junge feiste Lerchen / werden / als eine schmackhaffte Speise / gegessen. Ihrer Gestalt nach werden sie unterschieden in gehäubte / ungehäubte / Feld-Lerchen / und gleichartige / wovon insonderheit zu schreiben unnötig. Dem Gesang nach sind die gehäubte die besten. Das Rothkälchen bleibet den gantzen Sommer bey unß / deß Winters fleucht es hinweg / es isset Fliegen / Mücken / Ameisen-Eyer / Spinnen / und zerbrochne Wallnüsse: Sein Nestlein machet es in hohlen Bäumen / Mauren / und Hinterhäusern / da wenig Leuthe hinkommen: leget 2. oder 3. Eyer auff einmahl / bringet auch die junge Guckauch auff: Im Frühling setzet es sich auff die Gipffel der Bäume / und singet seinen Gesang: Deß Winters ist es still. Den Gelbfincken wollen wir darneben stellen / deß zwey Geschlechte bekant / das eine heisset bey den Italiänern Cia, das andre / wegen seiner Stroh-farbe / Cia pagliaria, bey den Engeländern aber Gelgorst. Werden mit andrem Geflügel gar leicht gefangen. Ihre Nahrung ist Gerste / Weitzen und Brodt; Deß Winters suchen sie ihre Speise in Pferde Mist; Wann sie gefangen / und in das Käficht gesetzet werden / halten sie 2. biß 3. Monden mit dem Gesang ein / hernach kehren sie wieder zu ihrem gewöhnlichen Gesang. Deß Winters fliegen sie bey gantzen Schaaren nach Italien zu. Der Hortulan ist an Grösse einem Kämpff-Hahnen gleich / jedoch mit kürtzern Beinen und Schnabel / ist in allen Stücken besser / und wird viel gegessen: Es gibt ihrer zweyerley Gattung / die eine gelblecht / die andre aschfarb / welche von den Italiänern Berg-pluviers genennet werden. Sie werden in Franckreich überflüssig / selten aber in Schweitzerland gefunden / und zu Bononien niemals auff dem Marckte verkaufft. Etliche schreiben / daß dieser Vogel vom Taulebe / aldieweil nichts in seinem Bauch gefunden wird; welches aber der Warheit unähnlich / dann er suchet die Würme auß feuchter Erden / und isset sie: Bellonius schreibet / er habe einen auffschneiden lassen / und Wespen in dessen Bauch gefunden: Bezeuget [219] auch / daß sie Würme essen: Weil sie aber nur einen Hungerdarm haben / wird in ihrem Leibe gemeiniglich nichts gefunden: Sie fliegen auch anderstwohin / dann in Franckreich werden sie im Frühling wenig / und im Sommer gar nicht gefunden: Im Fliegen / welches zum wenigsten bey fünffzigen geschiehet / folgen sie allezeit dem Wind / und fliegen nicht gegen Wind; des Nachts hält sich jeder vor sich allein / des Morgens frühe siehet man sie hier und da etwa auf eine viertheil oder halbe Stunde von einander in die Ründe zerstreuet / locken einander mit pfeiffen / gehorchen einem auß ihrem Hauffen / gleich wie ihrem Könige / welchen die Vogelsteller den Schreyer nennen / kommen also von allen Orthen und Enden wieder zusammen. Sie werden unter die besten Leckerbißlein gezählet / dergestalt / daß an gewissen Orthen zum Sprichwort von einem Weichling und Leckermaul gesagt wird / er sey mit keinem Hortulanen begnüget. Wan̅ man sie zum Braten zurichten will / werden sie nicht außgenom̅en / sondern mit dem Eingeweid an den Brat-Spieß gestecket. Die Schwalben anlangend / nachdem selbige längst den Gassen / Strassen / Flüssen / und Ströhmen / bald hoch / bald niedrig an der Erden / mit grosser Geschwindigkeit oben und umß unß herumb fleugt / ist sie / ihrer Beschaffenheit und Federn nach / auch den kleinen Kindern unsers Orthes bekant: Sie werden in allen Landen gefunden / außgenommen in der Stadt Theba, weil solche so offt erobert und zerstöret ist / und zu Bizia in der Landschafft Thracien / wegen deß Thereus Unthat welcher seine Geschwey beschlaffen / und selbiger hernach die Zunge außschnitte / damit solche abscheüliche That nicht an den Tag kommen möchte. Die Schwalben haben unter allen andren fleischfressenden Vögeln / keine krumme Klauen-In AEgypten bleiben sie über Winter: Von unß aber weichen sie umb solche Zeit an wärmere Örther / solches geschiehet im Semptember und October. Man hat offtmals viel nackende und federlose in den warmen Schlufftlöchern der Berge gefunden. In einem Walde Hoch-Teutschlandes ist ein hohler Eichbaum umgehauen worden / welcher inwendig voller Schwalben gewesen: In den mittnächtigen Ländern versamlen sie sich in das Schilff / und werden offtmals von den Fischern / bey gantzen Klumpen zusammen gerollet liegend / heraußgezogen / in warme Badstuben gebracht / und auffgetanet / da sie dann wieder lebendig worden / und herumbgeflogen: haben aber nicht lange darnach gelebet.
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Von dem Zaunköniglein / Bienen-Specht / Merops genannt / und Widhopffen.
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DAs Zaunköniglein hat einen dünnen / langen / und von schwärtze gläntzenden Schnabel / welcher nebst der Zungen und beiden Kinnbacken / inwendig gantz roch ist / der Zopff auff seinem Haupt / wie auch Halß und Rücken sind braun / doch etwas gelblich / die Augen / so von einigen schwartzen Federlein umbgeben werden / sind schwartz: Die Flügel / und Schwantz oben auß dem rothen braun / die Brust / Untertheil der Flügel / nebst dem Anfang und Ende des Schwantzes gelbe: Der Nagel an der hintersten Klauen ist der grösseste unter allen / dem folget der mittelste unter dem vordern / die übrige sind gleich. Es werden dieser Arth Wöget auch mit Häublein gefunden / haben dabey ein weisses Flecklein / der gleichen an voriger Gattung nicht zusehen. Diese letzte aber find mit ihrem goldgelben Häublein auch grün- und purpurfarb gesprenckelten Federn / dermassen prächtig und schön anzusehen / daß einem der sie auschauet / zur Verwunderung billige Ursach gege [221] ben wird; Deß Winters stecken sie in Löchern und Höhlen / deß Sommers unter den Zweigen der Bäume / sonderlich beym Wacholder-Stauden: Ihre Nahrung sind Mücken / Fliegen / Ameisen / Holtz- und andre Würme. Man sagt / daß sie sich zuweilen mit den Fliegen dermassen überladen / daß sie Lebens-Gefahr außstehen müssen. Sie legen etwa sechse biß sieben Eyer / in Grösse einer Bohnen / solches / wie dann auch das Brüten / geschiehet zweymahl des Jahrs. Im kalten Winter schlagen sie sehr helle mit Gesang an. Die Kleine ihres Leibes ist durch die Arglistigkeit ihres Verstandes durch die Natur ersetzet worden / massen sie sich dann hochmüthig unternehmen dürffen / sich mit dem Adler in den Kampff einzulassen; Wann sie schon einem Menschen so nahe kommen / daß es scheinet / als könte man sie mit der Hand erhaschen / können sie doch mit grosser Behändigkeit entwischen. Ihrer viel kriechen des Winters zusammen in ein Loch / die kleine Wärme / so die Natur ihrem Cörperlein verliehen / durch ihre Anzahl und Gedränge zu vermehren. Wann sie am Spieß gebraten werden / so drähen sie (ohnerachtet sie nicht umbgewendet werden) sich selbst herumb / dann weil die Seite gegen dem Feuer leichter wird / die andre ungebratene aber schwer ist / schlägst es leichtlich über. Wann sie über Gewohnheit sich mit ihrem Gesang lustig machen / ziehen sie / ihrer Truckenheit halber / die dampfige Lufft mit grossen Vergnügen in sich / wodurch Regenwetter angedeutet wird: Eben also auch / wann sie in die Erdlöcher kriechen. Der Bienen-Specht / Merops, oder / wie er sonst genannt wird / Honig und Zuckerfresser / ist grösser / als eine Spree / sonsten der Amsel in etwas ähnlich. Aristoteles meldet / daß die untersten Federn bleich / die obersten blau / wie am Eißvogel / und die hintersten roth sein. Aldrovandus gibt eine Beschreibung deß Männleins und Weibleins. Das Männlein / sagt er / hat einen langen / harten / wie eine Sichel gekrümmten / und etlicher massen dreyeckigen Schnabel / sein Strahl ist so hochroth / daß ihme keine rothe Farbe gleich kommet. Das Weiblein ist über den gantzen Leib nicht so frisch und lebendig gefärbet / hat einen grünlechten Rücken: hat eine dünne länglichte Zunge / und kan den Schnabel so weit auffsperren / daß es (nach Alberti Bericht) eine zimliche Anzahl Fliegen / welche sich in seinen feuchten weitauff gesperrten Mund setzen / auff einmahl fangen kan: In der Insul Creta werden sie häuffig gefunden und gesehen / wie auch in Italien / aber nirgends im festen Lande Griechenlandes.
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Sie leben von Bienen und Honig / essen gerne Zucker / Feigen / und andre Süssigkeit / daher sie Honig- oder Zuckerfresser genannt werden: Sie nehmen auch vor lieb mit den Heüschrecken / so dann auch Kletten-wild Petersilgen-Rüb-Saamen und Weitzen: Ihre Nester machen sie in Löchern / die bißweilen 5. oder 6. Ellen tieff sind / bringen auch 6. oder 7. Jungen auß. Sie fliegen bey Schaaren / und solches öffters umb die Berge / da viel Quendel wächset: Da andre Vögel über sich nachdem Gesichte gekehret fliegen / verrichten diese ihren Flug hinter sich nach dem Schwantz zu. Ihre Stimme ist grül grürü ürubül / welche dann laut / und weit gehöret werden kan. Sie bleiben nicht an einem Orthe / und bringen ihre Jungen von einer stätte an eine andre / damit sie nicht gefangen werden. Die Jungen (wie Aristoteles meldet) sind den Alten hinwiederumb auffwärtig / welche sie / so bald es ihr Alter erleiden wil / ernehren / und zur Vergeltung Speisezuführen. Der Widhopff ist an Grösse einer Wachtel gleich / und aschfarbig weiß und schwärtzlich: hat einen schwartzen / runden / langen / etwas gekrümten / und an der seiten stachen Schnabel: auff seinem Kopff stehen 26. Federn auff gericht empor / deren je eine von der andren eines Fingersbreit gesetzet / gehen beym Schnabel an / und mitten über den Kopff her / und kan der Vogel selbige / nach seinem Gefallen / auffrichten oder einziehen / dahero wird er von den Poëten Vittata avis, der Vogel mit der Hauben / genennet. Solche bewegung geschiehet vermittelst eines gewissen Gliedes / so zwischen dem Anfang des Schnabels und der Hauben des Kopffs an einem hohlen Orth gelegen / welches von des zopffs Ende / und fleischigem Anfang der Stirnen seinen Ursprung hat / und sich oberhalb der Naselöcher wiederumb endiget. Hat eine kleine Zunge / am Anfang breit / am Ende scharff / und dreyeckig. Nach Aristotelis Bericht / hält sich der Widhopff in Bergen / und Wäldern auff. Isidorus hingegen vermeldet / daß er sich in Todtengräbern und heimlichen Gemächern mehrentheils befindet. Sonsten gibt die Erfahrung / daß sie selten auff Bäumen / sondern mehrentheils auff der Erden / und im Koth sitzend angetroffen werden. Sie verbergen sich die meiste Zeit im Jahr in die Enge der Berge / und Löcher der Bäume / weßwegen sie im Frühling Federloß gefunden werden. Sie essen Myrthusbeerlein / Würme / Fliegen / Mücken / und Weintrauben / und die zwar so überflüssig / daß sie da von truncken werden. Sie nisten in den Hügeln der Pfützen und Süm [223] pffe / beschmieren an statt des Schlammes ihr Nest mit Menschen-Roth / zu zeiten auch in hohlen Bäumen: Sie legen drey Eyer / wie Rebhühner-Eyer jedoch härter / und etwas kleiner / heßlichen Ansehens / und übeln Geruchs. Ihr Flug ist langsam / ihre Stim̅ und Geschrey ist murmelhafftig / wann sie schwache Stimme von sich geben / bedeutet es Regen / schreyen sie starck / ists eine Anzeigung / daß ein Fuchs im Busche sitzet und lauret. Wann sie besagter massen / durch überflüssiges Trauben-Essen truncken worden / nehmen sie Adiantum ins Maul / so vergeht ihnen der Rausch. Ihr verschlossenes Nest öffnen sie mit einem gewissen Kraut: Das Widhopffen Hertz wird in der Medicin vor ein herrliches Mittel wider das Seiten-Stechen gerühmet. Wenn man mit seinen Federn räuchert so sterben und vergehen Motten und Schaben. Von einigen außheimischen Vögeln / un̅ dem Indianischen Emeu. ES werden in frembden und weitab gelegnen Landen / vornemblich bey den Indianern / viel wunderseltzame Geschlechte / und Gestalten der Vögel gefunden; als da ist der Ost-Indische Kakatun welcher über seinen gantzen Leib schloßweiß / und etwas grösser ist / als ein Papagon / welchem sie sonst an Schnabel und Füssen gleichen / oben auff dem Kopff trägt er einen Feder-Busch / welche gemeiniglich hinten herab hangen / wann er aber zornig und böse wird / richtet er solche in die Höhe / welches dann schön ist anzuschauen. Der Vogel Charadrio ist auch gantz weiß / ohne einige Schwärtze; Davon schreibet Epiphanius, daß wann jemand kranck / und dieser Vogel zu ihm gebracht wird / kehre er sein Angesicht abwerts von dem patienten, so sey die Kranckheit tödtlich / wann aber gute Hoffnung zum Leben / wende er das Gesicht gegen dem Krancken. Auff der Insul Mauritius in Ost-Indien / wie auch an andren mehr Orthen / bevorab in West. Indien werden Vögel gefunden / so groß als ein Schwan / werden Dronten oder Dickärse genannt / haben grosse Köpffe / und Häutlein darauff in Gestalt einer Kappen / sind ohne Flügel / an deren statt aber haben sie 3. oder 4. schwartze Federlein / an statt deß Schwantzes sind 4. oder 5. krause Pflaum-Federn graulechter Farbe: Ihr Hinterster ist dick und rund / da von sie den Nahmen haben: Sie haben in ihrem Magen ins gemein einen Stein so groß als eine Faust / welcher braun un̅ grau / voller Löcher / und hohl / dennoch so hart als ein Bimßstein ist.
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Die Pinguins, welchen Nahmen sie haben / nicht ihrer Feiste halber / wie es nach dem Latein lauten solte / sondern wegen ihrer weissen Köpffe / dann diß wird durch das englische Wort angedeutet / sind schwartz auff dem Rücken / auffm Bauch weiß / etliche haben einen weissen Ring umb den Halß / daß also das weiß- und schwartze an ihnen gleichviel ist. Die Haut ist fast wie Kaninichen-Fell / und so dick als eine Schweins-Haut / der Schnabel ist grösset / und breiter als ein Rabenschnabel / jedoch nicht so krumm: Der Halß ist kurtz / und der Leib so groß / als eine Ganß / gleichwohl etwas schmaler / an statt der Flügel haben sie zwey mit Pflaumfedern besetzte Floß-Federn herabhangen / mit welchen sie gar hurtig schwimmen können. Ihr Auffenthalt ist mehrentheils im Wasser / und kommen sie anderst nicht auffs Land / als zur Brütezeit: Ihrer drey oder vier sitzen gemeiniglich beysammen in einem Loch / haben schwartze Füsse / den Gänsefüssen sehr ähnlich / doch ein wenig schmaler; Sie gehen auffrecht / lassen ihre Floßfedern / als ob es Arme wären / herab hangen / scheinen also von ferne / als Zwerge oder Pygmaei, welches seltzam zu sehen: Sie leben von keiner andren Speise / als Fi [225] schen / gleichwohl haben sie / wann sie gekocht worden / keinen Nachschmack davon / sondern sind gar angenehmen Geschmacks. Ihre Nester machen sie / gleich wie die Kaninichen / sehr tieff in die Sandhügel / wodurch das Land dergestalt untergraben wird / daß man offt biß an die Knie hinein fället / wann man darüber hergehet / bey welchem dann die Vögel zufallen / und den fremden Gast in die Fersen beissen. Die Alten wägen etwa 13. 14. 15. biß 16. Die Jungen von 8. biß 12. Pfund schwer. In Guinea gibt es Vögel in grösse eines Adlers / dessen Kopff eines kalkuhnischen Hahnen-Kopff gleichet / sind sehr stoltz und boßhafftig / thun den Einwohnern viel Böses / diese fürchten sich auch sehr vor ihnen / so daß sie ihnen Speise auff die Berge bringen: Werden genenet Pastro de Diago, daß ist / Gottes-Vogel. Sie wühlen immerdar im Koth und Unslath / stincken als Ottern / daß man sie von ferne riechen kan. In Brasilien werden verschiedene Gattung der Raub-Vögel gefunden / unter andren einer mit schwartzen Federn / schönen Augen / und krummen Schnabel / worauff ein sehr grosses Horn sich ereuget / gibt einen grossen Schall von sich / so sehr weit kan gehöret werden. Auff der Insul Maragnan gibt es Stoß-Vögel / die zweymahl so groß sind / als ein Adler. In Indien Candores solcher Grösse / daß sie gantze Schaffe / und Kälber verslucken können. Auff der Insul Loubes in West-Indien fingen die holländische Boßleuthe einesmahls zween Vögel wunderseltsamer Grösse / die waren 2. Ellen hoch / und 3. Ellen breit / die Flügel / Schnabel / und Klauen waren dem Adler gleich / der Halß einem Schaffshalß / auff dem Kopff hatten sie Kämme / wie Hahnen-Kämme / wunderlichen Ansehens. Solche und dergleichen Vögel finden sich mehr in Indien / China, Japon, Peru, und dergleichen alle an Gestalt / Grösse und Beschaffenheit unterschieden. Unter welchen nicht zuvergessen der Indiansche Emeu oder Yandeu, dieser hat abhangende Federn / welche zottig herabhangen / scheinet / als hette er keine Flügel / deren er dennoch kein Gebrechen hat / sondern sind an der Seiten / so mit Federn bedecket / verborgen / und bestehen in vier grossen schwartzen Federn: Dieser Vogel / wann er mit seinem Halß und Kopff auffgericht stehet / gehet er seiner Grösse / Höhe und Länge einem Menschen bevor: Werden in der Insul Marahon gefunden / ist sonst an Leibs-beschaffenheit und Gestalt dem Chinesischen Straussen gleich / außer dem Kopff / Beinen / und Leibsgrösse: Dann dieses / des Emeus Kopff und Schna [226] bel ist den Gänsen gleich / wiewohl etwas breiter / der andre hat einen Feder-Busch auff dem Kopff in Gestalt einer Cronen: Dieser hat nur ein dickes / starckes / schuppiges Bein / der Fuß bestehet auß vier runden / grossen Klauen / zwo stehen vorwerts / und zwo hintersich / gleichs fals wit scharffen Nägeln versehen. Diese Arth oder Geschlecht Straussen / so der Indiansche Emeu, oder Yandeu genennet wird / kan mit dem einen dicken und starcken / von der Natur gerade mitten unter dem Leibe befestigten Bein so schnell lauffen / daß weder einiger Mensch / noch Jagthund selbige einholen mag; sintemahl sie wenig oder gar nicht fliegen können / sondern mehrentheils auff der Erden lauffen; am Halß unter dem Kinn haben sie zwey lange Gewächse / welche überzwerg herunter hangen / und mit Fug 2. Ditten möchten genen̅et werden. Die Federn hange Creutzweise herab über den langen Halß biß gar auff den Leib. Von einigen frembden breitfüssigen Wasser-Vögeln / und von der Ganß Bassanus genannt. DEr Phalacrocorax oder Wasser-Rabe / welchen Gesnerus den Fischer-Raben nennet / hat zween Füsse / der eine ist breit / und zum Schwimmen tüchtig / der andre mit Klauen versehen / den Raub damit zufassen; Daß also / wann er einen Fisch im Wasser ergriffen / und wegen desselben Schwäre nicht mit ihme in die Höhe fliegen kan / er selbigen mit dem einen / mit Klauen gewaffneten Bein fest hält / mit dem andren Breitfuß aber nach dem Ufer schwimmet. Über das findet sich eine Wasser-Rabe dieses Geschlechts / welchen die Frantzosen Cormorant nennen / der gantze Ähle verschlinget / so aber allzeit durch die Därme hinten wieder außkriechen / und hervor kommen / und also bißweilen wohl neun mahl wieder eingeschluckt werden / ehe dann sie bey ihm bleiben. Aldrovandus schreibet von dem Phalacrocorace, daß er so groß als ein Capaun / mit einem langen / scharffen / rothen Schnabel / und fast gantz kahlem Kopffe / und sey solches allein mit der Haut bedecket / welche ihrer substantz, und Farbe nach / dem Fleisch gleich sey / sein Halß ist / gleich dem Capaunen / mit langen Federn behänget. Unter allen breitfüssigen Vögeln / den Biber außgenommen / sitzet und nistet allein dieser auch auff den Bäumen / und lebet so wohl im saltzigen Meer / als frischen Wasser. Er ist sehr schädlich bey den Fisch-Teichen / weil er viel Fische todt beisset / verschlinget / und die Teiche beraubet. Bißweilen [227] führet er einen mittelmässigen Ahl in die Lufft empor / und ringet damit geraume Zeit / ehe dann er ihn verschlinget. Hiezu gehöret auch der Wald-Rabe / ob selbiger zwar kein Breit-Fuß oder Wasser-Vogel ist: Es ist aber dieser so groß als ein Huhn / von ferne scheinet er über seinen gantzen Leib schwartz / wann man aber nahe bey ihm / und in der Sonne ist seine Farbe mit grün vermischet; Sein Schnabel ist lang / und röthlich / auch bequem / daß er in die kleine Löcher der Erden und Bäume gesteckt werde: Hat hinten auff dem Kopff eine Haube / ob sie es aber alle zusammen haben / wird gezweifelt: Die Füsse sind länger als der Hühner / mit gespaltenen Klauen. Er isset Fische / Heüschrecken / Frösche und Kröten. Sein Nestmachet er in Steinklippen verfallenen Thürnen und Pforten / dahero er von unß Hochteutschen Lutz-Trapp genennet wird. Er le get 2. oder 3. Eyer / fleucht sehr hoch / und ist fast der erste Vogel / welcher im Anfang des Junii wegfleucht. Wann die Jungen etliche Tage vorher / ehe sie flück werden / außgenommen / werden sie so zahm / daß sie hinauß auffs Land fliegen / und wieder zu Hause kehren. In Istria / bey dem Vorgebirge Pola, werden sie von einem Menschen mit einem Seil gezogen / gefangen / gekocht / oder gebraten / und zur niedlichen Speise gebraucht. Die Vogelsteller lassen [228] in jedem Nest ein Ey liegen / damit sie folgendes Jahr desto begieriger wieder kommen / und bleiben mögen. Wiewohl der von Gesnero beschriebene Nacht-Rabe kein Breitfuß ist / so hält er sich doch beym Wasser in den Schilff-Büschen auff / und nehret sich mit Fischen. Nistet auff hohen Bäumen / leget 3. oder 4. Eyer / schreyet auß dem Schilff / und machet ein Gelaut / als wann einer sich über gebe und erbreche. Der breitfüssige Rabe Aristorelis, oder kleine Wasser-Rabe / welchen etliche den schwartzen Taücher nennen / ist schwärtzlich über den gantzen Leib / außer dem Halse / woselbst etwas rothes untergemischet ist: Hat einen krummen schwartzen Schnabel / so gegen dem Vorkopff weißlecht / das übrige ist schwartz / die Schenckel / Füsse und deroselben Häutlein sind brann. Die Ganß Bassanus, sonsten Solen- oder Schottische Ganß / ist ihrer Grösse nach viel grösser und länger / als die gemeine zahme Ganß / jedoch nicht so breiten Leibes / sondern schmaler und länglichter. Der Kopff ist der Ganß in allem gleich / der Schnabel länger / vornen rund / an gestalt / wie oben-beschriebener Löfler / hat einen auffgerichteten Halß / länger und dicker als deß Reygers / dem Schwanen-Halß nicht gar unähnlich. Das Vordertheil des Leibes ist wie die Ganß / daß Hintertheil wie ein Reyger / jedoch grösser / sowohl an Farb / als Gestalt / anzusehen: Die Beine kommen dem Schwan und Reyger gar nahe / die Füsse sind / wie an andren breitfüssigen Wasser-Vögeln / welches alles auß der Figur viel eigentlicher ersehen werden kan. Diese Vögel sind an keinem Orthe / als umb das Gebirge Bas, so durch keine Menschliche Kräfften erobert werden kan / anzutreffen / woselbst sie umb die Frühlings-Zeit anlangen: Erstlich fliegen ihrer etwa 3. oder 4. als Kundschaffter / vorauß / denen folgen etliche Tage hernach die andren. Machen ihre Nester in den Klippen dieses Gebirges / und schleppen eine solche Menge Holtzes zu Behneff ihrer Nester zusammen / daß die Einwohner daherumb sich ein gantz Jahr damit behelffen können. Ihre Eyer / welche sie auff die Klippen legen / brüten sie mit den Füssen auß / indem sie einen nach dem andren drauff setzen / wovon sie den Nahmen Sohlen-Ganß / bekommen haben: Sie ätzen ihre Jungen mit den besten Fischen / wann sie im fliegen eines bessern gewahr werden / werffen sie den ersten hinweg / lassen sich herab ins Wasser / und fangen den andren; Ja sie zerstreuen eine solche Menge Fische / daß sie die Besatzung des Schlosses oder Vestung mit Speise unterhalten. Sie haben einen kleinen Darm / worinnen ein gewisses Öhl / son [229] derbahrer Tugend / befindlich / welches wieder das Gliederwehe sehr hoch gehalten wird. Wann die Jungen gefangen und gebraten werden / geben sie einen Geruch von sich / wie Hering / das Fleisch ist hart / und muß mit Wein / damit es nicht zu hart in dem Magen liegen bleibe / begossen werden / welches die Schotten in ihrer Heymath wohl gewahr werden. Man machet von ihrem Unschlitt eine Salbe / welche mit deß Plinii Comagene an Kräfften / Tugend und Würckung mit Fug mag verglichen werden. Es ist nicht außzusprechen / mit was Verlangen die Einwohner deß Orths die Ankunfft dieses Vogels erwarten / alldieweil er sie so überflüssig mit Fischen versorget / und so viel Brenholtz ihnen zuführet: Dahero gegen seine Ankunfft die kleinen Kinder nach dem Meergestade hinlauffen / sich nach ihm umbsehen / und wann sie seiner gewahr werden / sich zum höchsten drob erfreuen.

Von dem grossen schwätzhafften Papagoyen.
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DRoben ist von den Papagoyen insgemein etwas vermeldet worden. Hierzu wollen wir etwas von dem grossen schwätzhafften Papagoy gedencken. Es sind aber solche an Grösse / Schönheit der Farben / und deren Mannigfaltigkeit unterschieden: diejenige / so von den Haitinen Quacamayas genennet werden / wie auch die Mexicaner sind gantz roth / ausser den Schultern / und Schwantz / welche blau sind / an Grösse gleichen sie unsern grössesten zahmen Hühnern / haben grosse / weisse und krumme Schnäbel / schwartze Füsse / und der gleichen Fleisch / ihrer etliche lernen / und reden die menschliche Sprache / doch grob und ungeschicket: Sie erziehen ihre Jungen gleich andren zahmen Vögeln / in den Häusern / da sie unterhalten werden: Es gibt auch bleich grüne / mit schwartzen Schnäbeln und Füssen / Schultern und Schwantz sind hochgrün / an Grösse kom̅en sie mit den obbemeldten überein. Diese enthalten sich auff den Gipffeln der Berge / und hohen Fichtenbäumen / haben ein starckes Geschrey / und fliegen bey paaren: keine dieser Gattungen hat nießbar Fleisch / weil es schwartz und unlieblichen Geschmacks ist. Sie bewegen alle die Fersenklau / welches keine andre Thiere thun können. Ximenes, wann er von Hispaniola redet / vermeldet / daß alda ohnzählich viel grüne Papagoyen / mit purpurfarben Flecken gefunden werden / deren in dieser Insul dreyerley Geschlechte anzutreffen / grosse / mittelmässige und kleine. Die Grosse werden von den Indianern Siguara genannt / haben einen weissen / nicht aber grünen / [230] oder rothen Flecken über dem Schnabel / wodurch sie von denen / so in andren Insuln befindlich / unterschieden werden. Die Siguara geben ein gröber und völliger Gelaut von sich / als die andren / und sind sehr gesprächig / wann sie zu Menschlicher Sprache gewehnet werden: Dergleichen waren diejenige / so in dem Käyserlichen Lust-Garten zu Ebersfurth an der Donau / unterhalb Wien / unterhalten worden. Dergleichen sind auch dem Großfürsten in Moscau zum Geschencke gebracht. Philippus Marnix, Herr zu St. Adelgunde hatte einen / welcher lachte / daß er schütterte / wie ein Mensch / als er von den umbstehenden in Frantzösischer Sprache mit diesen Wortë: Riez Perroquet, riez, angeredet wurde daß ist / lache Papagoy / lache / hat er in selbiger Sprach zur Antwort gegeben (wie er dann / ohne Zweifel / dazu abgerichtet gewesen) O le grand sot, qui me faict rire: daß ist ein grosser Geck / der mich macht lachen. Der gleichen Papagoy ist auch gesehen worden bey Maria de Brime, Hertzogin von Croy / und Arschott, welcher so außbündig schön und an Farben so treflich war / das nichts schöners können gesehen werden: Dieser Papagoy liebte eine Wase ermeldter Hertzogin dermassen / daß wann sie in ihre Kammer gieng / er ihr nachfolgte / [231] und dorffte kein Mensche ihre Kleider anrühren / der nicht mit Beissen wolte von ihm angefallen werden / so eyfersüchtig bezeigte sich dieser Vogel. Lerius gedencket eines noch viel grössern Geschlechts der Papagoyen / von den Brasiliern Arat genannt / welche auß der maassen groß / und schönes Gefieders sind: Die Orthfedern an den Flügeln und Schwantz sind anderthalb Fußlang / mit unterschiedlichen treflichen Farben gleichsam bemahlet: Dieser sehr grossen gibt es zwo Gattungen / die eine / wie gesagt / nennen sie Arat, die andre Canade, werden von ihnen sehr hoch gehalten / aldieweil sie ihnen deß Jahrs dreymahl die Federn abpflücken / und ihre Kleider / Mützen / Schilde / und Haußgeräthe damit außstafieren / und ob zwar dieses kein Haußvogel ist / so sitzet er doch mehr auff den hohen Bäumen mitten am Wege / als tieff hinein in den Wäldern. Sie lieben ihre Jungen über alles / welche sie / nach Arth der Affen / mit der einen Klauen fassen / und gleich einer Mutter ihrem Kinde thun / an die Brust drucken: Halten ihren Kopff an der Jungen / und dieser an ihren Kopff / als wann sie selbige küssen wolten. Über das erzehlet bemelter Lerius von andren Geschlechten / die bey den Brasiliern gesehen werden / unter welchen die Grössesten / die / einen dicken Leib haben / und von ihnen Tupinamby und Ajours genennet werden / die aber gar selten zu unß gebracht werden: Ihre Köpffe sind mit rothen / gelben und violbraunen Federn unterschieden / die Flügel sind hochroth / der Leib grün / der Schwantz gelb und lang; Diese lernen die Worte so vollkommen außsprechen / gleich als ob es Menschen wären. Lerius setzet hinzu / daß eine Brasiliansche Frau in einem Dorff / zwo Meilen von der Insul / in welcher er nebst andren Frantzosen gewohnet / einen solchen Papagoy gehabt / der so viel Verstand sehen lassen / daß es schiene / ob hette er begreiffen und unterscheiden können / alles was die / so ihn erzogen hatte / sagte; Dan̅ als wir / fähret Lerius fort / Lusthalber nach dem Dorff reiseten / und bißweilen vorüber giengen / pflag sie unß zu ruffen: Wollet ihr mir einen Kamm oder Spiegel geben / so wil ich verschaffen / daß mein Papagoy alsobald vor euch soll singen und tantzen? Wann wir dann ihrem Begehren ein Genügen thaten / sprach sie etliche Worte zu dem Papagoy / welcher darauff anfing nicht allein auff dem Stock / darauff er sasse / herumb zu tantzen / sondern auch zuplaudern / pfeiffen / und der Brasilianer Geschrey / wann sie zu Felde ziehen / nachzuaffen: Kurtz davon zu reden / so [232] bald seine Frau sagte / singe / so sang er / tantze / so tantzte er: Wann sie dann nicht bekam / was sie begehret hatte / und mit Unwillen zum Papagoy sagte / Auge, daß ist schweig still / so schwieg er so unbeweglich / daß er weder Zunge / noch Füsse zu rühren / kunte überredet und bewogen werden. Noch findet sich ein Geschlecht / so sie Marganos nennen / und gantz nichts achten / weil sie bey ihnen in solcher Menge / als bey unß die Tauben / werden auch zur Speise gebraucht. Und dieses sind die Papagoyen / so zu unß gemeiniglich überbracht werden. In Potosien wird ein Papagoy wunderbahren Verstandes gefunden / welcher von ihnen Lorus genannt wird. Er ruffet die Indianer / so ihm begegnen / bey dem Nahmen ihres Vatterlandes / Colla, Leuca, Huayru, Quechuaenz, gleich als ob er ihre Lebens-Arth und Kleidung kennete: Er hat eine Indiansche Frau / die sich vor eine von Adel außgegeben / gekennet / und / als er sie gesehen / geruffen / Huayru, Huayru, die Leuthe da ihr von her seydt / sind viel unedler / als diejenigen / von welcher Geschlecht ihr entsprossen zu sein vorgebet: Diese Frau / theils beschämet / theils zornig / (dann sie gab vor / sie wäre vom königlichen Stamm / von der Seiten entsprossen) verfluchte diesen Vogel mit außspeien und schelten. Es hatte ein Weinschencke der gleichen einen Vogel / welcher die Klage seines Hauß-Herrn offtmals angehöret / daß sein Wein nicht abgienge / weil er Essig-saur war: Diese Worte nahm er in Acht / und als er vor die Thür gehänget wurde / rieff er ohn unterlaß: Der Wein ist sauer / der Wein ist sauer / welches die Kaufleuthe leichtlich glaubten: Biß endlich der Weinschencke ihn mit Wasser begossen (dann dieser Vogel scheuet das Wasser) und ihn also gestraffet / worauff er sich solches abgewehnet / und ruffen lernen: Der beste Wein / der beste Wein / welches der Papagoy hernachmals vor der Thür offtmals überlaut außgeruffen. In der Insul Cuba in West-Indien / wie Johannes de Laet vermeldet / gibt es sehr viel Papagoyen / welche / wann sie jung / sehr gut zu essen sind / solches geschiehet im Majo und vorher / werden von den Indianern / weil sie sehr einfältig / und leicht zu fangen / auff folgende Arth erhaschet: Sie setzen einen Knaben von 11. oder 12. Jahren in einen Baum / bedecken ihm das Haubt mit Graß und Stroh / setzen ihm einen lebendigen Papagoy auff die Hand / welchen der Knabe auff den Kopff hicket / so daß er ein klägliches Gelaut machet; alsobald kompt eine Menge Papagoyen herzu geflogen / [233] welche sich auff diesen Baum niedersetzen / unterdessen hat der Knabe ein Stecklein mit einem Strick an dessen Ende bey sich / weiß alsdann mit Behendigkeit dem einen hier / dem andren da mit den Strick umb den Kopff zu werffen / und nach sich zu ziehen / drähet ihnen den Halß umb / und läst sie unter den Baum fallen / auff solche Weise fangen sie ihrer so viel / als ihnen beliebet / dann so lang der Papagoy / welchen der Knab auff der Hand hat / kläglich lautet / fliegen die andren nicht hinweg: Gleicher Manier gebrauchen sich die Spanier die Ringeltauben zufangen. Ende des dritten Theils.
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