|| [ID00001]
Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe Dritter Theil /
Worinnen enthalten
Die Abbildung und Beschreibung der Gestalt /
Orthen / Nahrung / Alter / Eigenschafft / Zücht- und Fortpflantzung allerhand
Geflügels / so sich auff dem Lande und Wasser enthält.
Oßnabrück /
Zu finden bey Johann Georg Schwänder. Im Jahr 1678.
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Von dem Vogel-Greiff.
DIeser Vogel und alles was davon geschrieben / wird von vielen vor eine lautere
Fabel gehalten. Nichts desto weniger wollen wir zu Vergnügung deß geneigten
Lesers alhier vermelden / was von andern dißfals auffgezeichnet worden:
Vermuhtlich kan unter dieses vogels Nahmen
verstanden werden der grosse Adler / von welchen etliche so viel erzehlet und
auff die Bahn gebracht haben / massen die Erfahrung bezeuget / daß in Oosten und
Norden viel grössere Thiere als bey uns / gezeuget werden. Wann die ser Greiff
nach seiner Gestalt / in beygehender Figur betrachtet wird / so sihet man / daß
er vierfüssig / daß Haupt die Flügel / der Schnabel / und die Füsse dem Adler /
daß Hintertheil mit einem Löwen / gleich habe. Etliche sagen er sey einem Löwen
/ andere einë Wolffe an Grösse gleich.
|| [142]
Mandeviel bezeuget / daß er acht mahl grösser als ein Löwe sey / der Rücken ist
mit schwartzen / die Brust mit rothen / und die Flügel mit weissen Federn
bedecket. Sie halten sich auff dem Riph eischen und Hyperborischen Gebirge /
unweit von dem Orthe da der Nordstern auffgehet / und werden auch bey den
Indianern und Bactrianern gefunden; Sie machen / wie man sagt / ihre Nester von
Gold / welches sie selbsten graben / worein sie 2. doch grössere / härter
trockner- und bessere Eyer / als der Adler legen. Philostratus sagt daß ihrer
Flügel rippen an dicke einem Finger gleich seyn / und mit einem kleinen rohten
Haütgen zusammen gehefftet werden. Es wird von ihnen auch gesaget / daß sie daß
Gold in Scythia Asiatica verwahren / weßwegen zwischen ihnen und den Arimaspen
sich ein tödtlicher Haß enthalte. Doch bezeuget AElianus daß diese mit einer
sonderlichen List und Kühnheit sich deß Goldes auß ihren Nestern (wann nemlich
diese Vögel auff den Raub außgeloffen oder geflogen) zubemächtigen wissen. Sie
sind auch sehr begierig / und raubsüchtig / auff die Pferde / mit welchen sie
eine tödtliche Feindschafft haben / selbige zum öfftern bekriegen / zerreissen
und verschlingen; Es ist glaublich / daß dis der von M. Paulo Veneto,
beschriebene Vogel-Ruck seyn soll / der an Gestalt dem Adler gleichet / aber
einer ungemeinen Grösse / und wird solcher auff gewisse Jahrszeiten in den über
Madagascar liegenden Insuln gesehen / sie sind so mächtig / starckt / und so
über grosser Krafft / daß ihrer einer alleine / ohne einige Hülff / einen
Eliphanten fängt / raubet / in die Höhe geführt / und auff die Steinklippen
fallen lest / damit er ihn auff solche Manier destobesser zerreissen und
aufffressen könne.
Die meisten Federn in seinen Flügeln / sollen 12. Schritt lang seyn / und der
dicke nach gleicher proportion mit der Länge; Einem jedwedern stehet frey /
hievon nach seinem Gutdüncken zu glauben waß ihm gefelt / massen die seefahrende
Leute / sowohl voriger als gegenwertiger Zeiten davon stille schweigen.
Dieser Vogel wird Greiff auch wohl Harpya genennet / wegen seiner Raubgierigkeit
/ Auffspürung / zerreissens / und verschlingens / alles dessen so ihm von
Thieren oder Vögeln begegnet un̅ vorkompt / also auch / daß andre
Thiere und Vögel wie grausam und listig sie auch seyn mögen / doch erschrecken /
zittern und beben / wann sie diß geflügelt reissigen Thiers gewahr werden / und
sich mit aller Geschwindigkeit / davon machen / un̅ in Hölen und
Löchern verkriechen und verbergen / und damit sie seinen reissenden Klawen und
alles [143] zubrechendem Maul entkommen mögen: Seine
Bewegung und Fortgang ist so geschwind / daß weder Thier noch Vogel / so ihm
unter Augen kombt / seinen Klauen entgehen kan / sondern ihm zu einem Raub und
Beute dienen muß / allermassen er über der Erden zu schweben scheinet /
bißweilen setzet er die Füsse / mit unsäglicher Geschwindigkeit auff die Erde /
worauff er so behende / daß es kaum kan mit Augen gesehen werden / fortschreitet
/ dann so fassen die weitaußgespreitete Flügel wiederumb Wind / und schiesset er
/ wie ein Blitz in die Lufft / fähret in die Höhe / bald diesen / bald jenen
Raub zuholen: Gleichwohl stucket er / wegen schwere seines Leibes / wieder
allmählich herab / biß er mit den Klauen die Erde erreichet / und betreten kan /
auff solche. Weise verrichtet er seinen Lauff.
Der Poët Hesiodus tichtet / sie seyn von Electra, Oceani Tochter / entsprossen:
Andre sagen / sie seyn Töchter deß Meers und der Erden.
In einer weit über Madagascar belegenen Insul soll einsmahls ein erschreckliches
Gefecht in der Lufft gesehen worden seyn / wie Hyginus bezeuget / zwischen einem
sothauen Greiffen / und einem grossen abscheulichen fliegenden Drachen / welches
2. biß 3. Stunden aneinander gewähret / daß auch das Blut in den Strohm
geflossen / welcher davon roth gefärbet worden / es hat aber keiner über den
andern einigen Vortheil davon getragen: Bißweilen sind sie gantz herab auff die
Erde gekommen / haben einander sehr grimmig angegriffen / gerissen und gebissen
/ dann wieder immer streitende sich in die Lufft gezwungen / biß sie endlich
matt und krafftloß diesen Tag voneinander abgelassen / und der Drache seines
Weges geflogen / der Greiff aber sich nach den Goldbergen / als seinem Neste
begeben: Folgenden Tages gieng der Streit an selbigem Orth wider an / in
gegenwart einer ungläublichen Menge der Einwohner / die voller Entsetzung und
Verwunderung waren: Und dieses hat also drey Tage nach einander gewäret / mit
solcher grausamen Furie / Hitz und Grimmigkeit / daß es jedesmahl. 2. oder 3.
Stunden gedauret / und doch keiner dem andren etwas abgewinnen oder seinen
Gegentheil umbbringen können.
Von dem Strauß.
DEr Strauß ist ein sehr grosser Vogel / und mag / außer dem Greiffen / mit Fug
der Grösseste heissen / oder wenigstens unter die aller grössesten gezählet
werden. Diodorus vergleichet ihn / der Grösse nach / dem Kamelthier. Plinius
sagt / wann er seinen Halß hoch empor strecket / so könne er [144] einen zu Pferde sitzenden Reuter / überreichen. Er hat einen
kleinen / aber scharffen Schnabel / in seinem Kopff / welches klein ist / wird
kaum etwas Gehirn gefunden. Solcher sein Kopff ist mit wenig Härlein besetzet /
so an dem Weiblein bleich gelbe / an dem Männlein etwas gelber / der Halß ist
auß dem dunckeln roth gefärbet: Die Augbrauen stehen an beyden Seiten / wie bey
den Menschen / die oberste sind mit Haren besetzet / wider aller andren
Vögelgebrauch: Er hat einen langen Halß / sein Rücken (dessen Federn / an dem
Männlein gantz schwartz / an dem Weiblein aber dunckler / und sehr gelinde
/ fast wie Wolle anzugreiffen) ist so breit / daß ein saugendes Kind darauff
liegen kan / die Federn in den Flügeln sind gleicher Farbe / aber an dem
Obertheil gantz weiß: innerhalb der Flügel hat er sehr scharffe Federn / und wie
etliche wollë / bein-harte Stacheln / mit welchen er selber sticht / und
gleichsam zu schnellerem Lauffen anspornet. Doch hat Aldrovandus / in dem er
fleissig darnach gesuchet / solche an ihnen nicht finden können: Die
Schwantz-Federn / sind an dem Männlein weiß / und an dem Weiblein dunckelbraun;
die Hüfften sind grob / werden bey den Knien etwas schmaler / können einiger
massen [145] mit Menschen-Knien überein; Die Beine sind
sonsten des Cameelthiers Beinen nicht unähnlich / sind ober und unterhalb des
Knies mit harten Schuppen bebecket / seine Füsse / als wie Hirsch-Füsse
gespalten / wormit sie einen Stein zufassen pflegen / welchen sie im Fliehen
nach ihren Verfolgern zurück schleudern / und dadurch von sich abtreiben.
Der Strauß kan sich / seiner Schwere halber von der Erden nicht erheben / er
läufft aber so geschwinde / daß nachdem seine Flügel / die er im Lauffen zu
solchem Ende außspannet / Wind gefasset / kein Reuter ihn in vollem Rennen zu
Pferde einholen kan.
Sie halten sich in Africa, Lybia, AEthiopia, Arabien und Syrien auff / die in
Mohren-Land sind die grössesten: Sie wohnen gern in Wüstneyen / und wässerigen
Orthen / und werden mannigmahl in solcher Menge beysammen gesehen / daß es / wie
eine Armee zu Pferde / scheinet. Im Fressen ist er so unflätig / und so
wunderlicher Eygenschafft / daß er alles verdauen und verzehren kan / was er
auch ohne Unterscheid einschluckt / es sey Eysen / Stahl / Stein und Beine / wie
Strabo bezeuget. Es wurde ein Straußführer von Brentio befraget / der sagte /
daß er das Eysen zwar verschlinge / aber wieder gantz / oder ohne sonderlichen
Abgang / wider von sich gebe. Albertus schreibet / daß er einem Strauß zwar
Eysen vorgeworffen / so er aber nicht verschlingen wollen / wie er wohl mit
grossen zerschmetterten Knochen / und Kieselsteinen gethan.
Dieser Vogel ist / nach seiner Grösse zu rechnen / sehr dum̅ und
unverständig / massen wann er seinen Kopff und Halß hinter eine Hecke / oder ins
Graß verbergen kan / meinet er / daß er gantz bedecket / und von niemand könne
gesehen werden. Sie sind sehr zur Unzucht geneiget / und paaren sich gleich wie
der Bactrianische Cametus so daß das Weiblein sich auff den Rücken leget.
Selbiges leget im Heumonat wol 80. oder mehr Eyer / welche gar groß und harter
Schalen sind / solche Eyer / weil sie sehr weit begriffen / werden von den
Garamanten zu Trinck-Geschirren gebrauchet / sie werden in den Sand geleget /
und durch der Sonnen-Hitze / nicht zugleich / sondern eines nach dem andren
außgebrütet / und auff gehickt.
Ihre Federn werden / wegen der schönen und mancherley Farben / zum Zierath auff
den Helmen von den Kriegs-Leuthen gebrauchet / und bey den Türcken allein den
Janitscharen zutragen verstattet.
Das Strauß-Fleisch wird von den Arabern / Mohren / und AEgyptiern zur Speyse
genossen / daher ihnen der [146] Nahme / Strauß-Fresser /
beygelegt worden. Heliogabalus hat einmahls 600. Strauß-Köpffe / daß Gehirn
darauß zu essen / aufftragen lassen. Sie haben einen grossen Stein in dem Magen
/ welcher die Krafft hat / daß wann er an dem Halse getragen wird / er dem
schwachen Magen / in Verdauung der Speyse / behülflich sein solle.
Von dem Hemmerling / oder Goldammer.
DEr Hemmerling hat bey Pfützen / Bächen / und Ströhmen seinen Auffenthalt.
Aristoteles hat nicht eigentlich beschreiben können / was dieses vor ein Vogel;
er ist heslicher Farb und Stimme / deß Tages verkreucht er sich / des Nachts
kompt er hervor. Dieser Vogel wird Icterus, Cholerius, und Galgulus genennet /
wird sehr selten in Persien gefunden / und daselbst vor die Könige gesuchet /
weil ohnfehlbar davor gehalten wird / daß er die gelbe Sucht heyle.
Sein Kopff ist gantz schwartz / mit einem Striemen umbgeben / die Schenckel sind
lang und dünne / etwas röhtlicher Farbe / der Halß und Vorkopff ist weiß / die
Brust schwartz.
Es wird von vielen gesagt / daß durch das blosse Anschauen dieses Vogels die
Gelbsüchtige gesund werden / ja / was noch mehr ist / wann dieser Vogel die
Kröte nur anstehet / solle sie die Gelbsucht davon bekommen.
Alldieweil er sich des Lages verbirget / und des Nachtes sehen lässet / ist bey
den Persianern das Sprichwort entstanden: Verbirge es / wie ein Goldammer.
Dieser Vogel leget seine Eyer in die Ritzen / Brüche und offene Löcher / die an
den Ecken der Dämme an den Ströhmen / und Pfützen zufinden / welche er langsam
außbrütet / und seine Jungen mit grosser Sorgfalt auffbringet und bewahret. Sie
paaren sich deß Jahrs nur einmahl: hernach wird das Männlein vom Weiblein nicht
weiter zugelassen / sondern mit eifriger Grausamkeit hinweggebissen.
Von dem Pelican oder Löffelganß / und dem Porphyrion.
ALldienweil die Beschreibung des Pelicans bey vielen alten gelehrten
Naturkündigern unterschiedentlich / und ungewiß ist / welchem am meisten
zutrauen / massen unter den Alten Isidorus, Aristoteles, und Oppianus, unter den
neuen Gesnerus, Albertus und Ulysses Aldrovandus davon geschrieben; So wollen
wir uns zu der Beschreibung des jenigen Pelicans wenden / welcher im Jahr 1648.
zu Amsterdam / auch nachgehends hin und wider in Teutschland ist gezeiget
worden: sei Leib war so groß als ein Schwan / [147] auch
gleicher Füsse / mit dem Unterscheid / daß sie braungelber Farbe wahren: Hatte
einen kurtzen / oder fast gar keinen Schwantz / lange Flügel / und einen Halß /
wie ein Schwan / der Kopff gleichte der Gauß / der Schnabel wahr ohngefehr einer
halben Ellen lang / und zween Finger breit / die Zunge war klein / als ob es nur
ein Anfang derselben gewesen / unter dem Vordertheil des Schnabels / hieng ein
Beutel von Haut oder Kropff herunter / von welchem / wann er leer / wenig kan
gesehen werden: Der Schnabel war braungelb / vornen an dem Ende deß obersten
Schnabel-Theils war ein Hacke / der
sich unterwerts krümmete / röhtlicher Farbe / womit er seine Brust öffnen solte.
Er aß anders nichts / als Fische auß süssen Wassern: Die Farbe seines Leibes war
Apffel-Blüte / doch wurde gesagt / daß er anderthalb Jahr vorher noch schloßweiß
gewesen seye: Die Gestalt seiner Füsse gab an den Tag / daß es ein Masser-Vogel
war / so auß West-Indien herauß gebracht worden
In der Statt Rhodis ist einer gesehen worden / viel grösser als eine Ganß /
ohngefehr und nicht viel kleiner als ein Schwan: Aldrovandus hat einen gekaufft
/ der an Länge nicht allein einem Manne nichts bevor gab / sondern [148] denselben übertraff / hat 24. Pfund und 12. Untzen
gewogen / der Leib war weiß / der Schnabel bräunlich / mit etwas roth durck
zogen.
Sie leben und haben ihren Auffenthalt in fischreichen Seen / und Ströhmen /
fangen Fische / und verschlucken dieselbe / ob sie schon 1. 2. 3. biß vier Pfund
schwer / gleich dann auch die Tauch-Enten / welche sie so lange in den Kopff
hicken / biß sie liegen bleiben / und alsdann von ihnen verschlungen werden: Sie
schlucken Muscheln und Schnecken mit sampt den Schalen in sich / wann sie sich
dann durch die innernerliche Hitze öffnen / speyen sie dieselbe wieder von sich
/ und essen allein das Fleisch / haben nur einen Durchgang / welcher von dem
Schnabel oder Mund biß an den Hintern reichet. Sie werden in grosser Menge bey
Gazanus einer Stadt in AEgypten, in Hetrurien, West. Indien an der Ost-See / in
Norder-Franckreich / und andern Orthen mehr gefunden. Ihre Nester machen sie an
den Ufern der Ströhme und Seen / auß Reisicht der Bäume: Legen soviel Eyer
darein / als die Schwanen / an Grösse wie ein Ganß-Ey / und bringen auff gleiche
Weise ihre Jungen auff.
Zwischen dem Pelican, und der Schlangen ist eine angebohrne Feindschafft. Dann
wann der Pelican außgeflogen / vor seine Jungen Speyle zu suchen / kreucht ihm
die Schlange in seyn Nest / und ertödtet die Jungen / wann dann die Mutter
wiederkompt / und ihre Jungen todt findet / soll er dieselbe (wie man sagt) drey
Tagelang betrauren: Hernach öffnet er ihm selber die Brust / besprenget die
Jungen mit seinem Blut / wodurch sie wiederumb lebendig und gesund werden: Wann
ihm nun dergestalt sein Blut abgelauffen / wird er schwach und kranck / so daß
die Jungen außzufliegen / und vor ihre schwache Mutter Speyse zuholen genötiget
werden / etliche auß natürlicher Liebe entzündet / nehmen ihre Pflicht in acht /
andre schlagen auß der Arth / und achten der Mutter nichtes. Welches / wann es
die wider zu kräfften gelangte Mutter verspüret / begibt sie sich zu denen / die
sie gespeyset / nimbt sich ihrer an / und schafft ihnen Unterhalt / die
Undanckbaren stösset sie von sich / oder tödtet sie. Sie fliegen mit grossem
Gereusch ihrer Flügel / bißweilen bey gantzen Schaaren. Sie streiten jährlich in
Lycien, ohnferne deß Flusses Xanthus, mit den Raben / Krähen / und andren
fleischfressenden Vögeln / und wann sie die Oberhand behalten / vermuthen die
Einwohner ein fruchtbar / und überflüssiges Jahr an Getrayde und Viehe.
|| [149]
Von dem Porphyrion.
DEr Porphyrion, oder Purpur-Vogel / ist unter allen Vögeln der jenige / so im
trincken das Wasser käuet: Was sie essen wollen / stecken sie vorher ins Wasser
/ fassen solches mit ihrem Fuß / an statt einer Hand / und bringens also in den
Schnabel welcher purpurfarb / die Beine aber lang und roth sind: Über den
gantzen Leib sind sie blau / mit einigen grünen / und rothen Flecken bemahlet /
der Schwantz ist klein / und stehet über sich empor.
Wann sie essen wollen / erwehlen sie einen gleichen ebenen Orth / da sie
spatzieren und hüpffen können / welches sie gerne thun / und dadurch leichtlich
gefangen werden: Gleichwohl essen und paaren sie sich nicht leichtlich in
Gegenwart und Anschauen der Menschen.
Die Naturkündiger schreiben von ihnen / daß wann dieser Vogel an einen Menschen
verspüret / daß er einen Ehebruch / begangen / er von Traurigkeit sterben solle.
Dieses mögen vielleicht mehr Vogel thun. Wann sie in Häusern erzogen werden /
geben sie auff die Weiber absonderliche Achtung / und wann sie vermercken oder
vermuhten / daß sie ihren Männern untreu worden / hängen sie sich selber auff /
und offenbaren dadurch des Weibes Sünde / Missethat / und Schande. Sie haben
eine grosse Gewogenheit und Beliebung zu den Thieren / bey welchen sie erzogen
sind / und womit sie umbgehen; Dann als einsmahls ein solcher Vogel mit einem
Hanen erzogen / und derselbe nachgehends hinweg genommen worden / hat er sich zu
tode gehungert.
Von dem grossen Casuar, und Falcinel, oder Falcata.
DIeser grosse Vogel Casuar, wird von den Indianern auch Emen oder Eme genannt: Er
ist grössern Leibes und höher als ein Storch / die Füsse und Beine sind wie deß
Straussen / die Federn braun / doch hat er gelbe Füsse und Beine / mit welchen
er viel hinten außschläget / vornen an der Brust hat er einen harten Schild / so
länglich rund / der Halß vom obersten Theil des Haupts / biß zu Anfang des
Rücken ist ohngefehr 13. quer Daumen lang / sehr seltzam anzuschauen / fast wie
am Kalkunischen Hauen; Doch gehen die Wammen am Halse über sich / quer über den
Kopff hin / worauff sie wohl Fingers dick liegen / sind härtlich / und röthlich
blauer Farbe. Der Leib an sich hält in die Breite zween Fuß / die Schenckel und
Oberbeine biß an die Füsse sind 17. Daumen lang / die Länge des Leibes von der
Brust bist an den Steuß / drey Fuß: die Federn / welche den gantzen Leib / [150] nebst dem Untertheil des Halses nächst der Brust / und
Schenckel bedecken / sind durchgehends gedoppelt / so auß einem kleinen /
kurtzen Gewächs oder Knöpflein hervorkommen / und auffeinander schliessen / oben
ein wenig dicker / unterwerts etwas dünner und zarter / auch unterschiedlicher
Länge: hat einen kleinen / oder gar keinen Schwantz. Diese Vögel sind im Lauffen
sehr geschwinde / können sich wegen Schwere ihres Leibes nicht empor heben oder
fliegen / und zwar dahero / weil das Obertheil des Flügels / so an dem Cörper
befestiget / bedeckende Federn hat / welche mit denen / so an der Brust stehen
/ übereinkommen. Die Schenckel sind in die Ründe fünff daumen dick / mit vielen
Rinden und breiten Schuppen bedecket / sonderlich oberhalb des Fußbügels: Sie
haben dicke harte Füsse / mit drey dicken scharffen Klauen gewaffnet / vornen
sind sie mit Schuppen bedecket / hinten zusammen gehend / unter welchen die
mittelste länger / als die andren / ist / und bestehet in 3. Glenchen / die
innerste in einem / die eußerste in zweyen; die Grösse und Länge der Nägel /
welche dick / hart und hornig / ist ohngefehr 2. Daumen; der Kopff ist / nach
deß leibes Grösse zu rechnen / klein / und fast gantz kahl / auß dem [151] schwartzen blaulecht / so auch das Obertheil des
Halses / unter welchem sich einige schwartze Haare sehen lassen: Sie haben
grosse Augen / welche etwas über dem Spalt deß Schnabels stehen / sind brennend
und streng / fast den Leuen-Augen gleich / mit einigen schwartzen Haaren
umbgeben / die kleine blosse Ohrlöcher stehen gleichfals hinter den Augen. Der
Vordertheil des Schnabels ist gekrümmet / hat ein wenig über der Endung zwey
Löcher / welche an statt der Naselöcher / von dero Mittel biß an den Haupt-Zopff
eine gerade über sich stehende Krone von einer hörnichten Materie zusehen /
ohngefehr drey Daumen hoch / auß dem gelben braunlecht / welche / wann sie die
Federn verändern abfället / und mit den neuen Federn wider wächßt: Das Obertheil
des Schnabels ist von seinem Spalt an biß zur eußersten Endung ohngefehr 5.
Querfluger lang / das vorderste Theil des Halses ohngefehr 4. Querfinger unter
dem Schnabel / woran zwey sleischige Heutlein oder Bärte 2. Daumen lang / rother
Farbe / herab hangen: Das Hintertheil am Halse und Kopff ist kal / rother Farbe
/ das Untertheil mit rothen und schwartzen / durcheinander vermengten Federn
bedecket. Ob zwar dieser Vogel / eben wie der Strauß / einen kleinen / und fast
gantz kahlen Kopff hat / und alles / was ihm vorgeworffen wird / in sich frißt;
Sind doch seine Füsse nicht gespalten / sondern mit drey scharffen Klauen
bewehret / womit er grosse Stärcke erweisen kan; Massen eine gräfliche Person
einen dergleichen Casuar in seinem Lust garten gehalten / welcher dann (wie
bemelte hohe Person bezeuget) einen Baum / der so dick / als eines Mannes
Schinbein gantz abgebrochen / und die Rinde davon mit seinen Füssen und Klauen
abgerissen. Dann sie gebrauchen keine Gewalt mit ihrem Schnabel vorwerts /
sondern kehren sich rückwerts umb / und fallen mit verwendten Klauen denjenigen
an / mit welchem sie streiten wollen.
Wie wohl dieser Vogel / alles was ihm vorkompt / einschluckt / als nemblich
gantze Pomerantzen / und dergleichen / so ist doch ihre gewöhnliche Speyse /
Weitzen und Weißbrodt in grosse Stücke gebrochen / ungleichen frische Hüner-Eyer
/ die er mit der Schalen verschlinget. Im Jahr 1603. kamen einige Schiffe auß
den Moluceischen Insulen in Holland an / die hatten zwey solcher Vögel
mitgebracht / an welchen gesehen worden / daß das Männlein zu weilen hinten sein
Geburts-Gelied herauß steckte / wie an den Camelen gemercket wird; Sie storben
aber unterwegens / und musten auß dem Schiff geworffen werden. Ihre Eyer sind
schön [152] und groß / mit gelb-schwartzen Flecken / und
nicht so groß / als ein Strauß-Ey / die doch auch zu Trinckgeschirren können
gebrauchet werden.
Von dem Falcinel, oder Falcata.
DIeser Vogel ist an Leibesgrösse und Gestalt dem Reyger gleich / gleichwohl
grüner Farbe / hin und wieder mit roth vermenget / hat einen braunen Kopff und
Halß / mit einigen untermengten schwartzen Flecken: Sein Schnabel ist lang und
dünne / vornen krum / hat lange Schenckel / und gespaltene Füsse: Ihre Speise
sind Regenwürme / Frösche und junge Ahle / wie auch andre Fische. Wann sie sich
auffs Fischen begeben / bleiben sie gantz stille stehen / gleich ob sie todt
wären / und damit sie ihren langen Halß nicht sehen lassen / krümmen sie
denselben in viel Falten / wissen also die Fische zu belauren / und zufangen.
Es schreibet Aristoteles, daß dieser Vogel in AEgypten gezähmet wird / und der
Menschen Sprache so eigentlich verstehet / daß er / wann er von einen Schlaven
oder Schlüngel gescholten wird / (massen die alten Mährlein dichten / daß er auß
einem Sclaven zum Vogel worden) böß und zornig werde.
Von dem Storchen / und Reyger.
WIr wollen uns mit Beschreibung der Gestalt und Beschaffenheit der Storchen nicht
auffhalten / weil solche jedermänniglichen wohl bekand. Es hat aber noch niemand
so wohl der alten / als neuen Naturkündigern eigentlich wissen können / von
Wannen diese Vögel herkommen / oder wo sie von unß hinziehen.
Dieses aber ist gewiß / daß sie auß weitabgelegenen Ländern herkommen / eben als
die Krähen die uns mit ihrer Ankunfft den Winter / gleich wie die Storchen den
Sommer verkündigen. Wann der Storchen Abzug vorhanden / versamblen sie sich an
einem bestimmten Orth / warten daselbst auff einander / und welcher zu Späte
kompt / den beissen sie todt.
Dannenhero / wann nach dem Abzug noch Storche bey uns gefunden und gesehen werden
/ selbe von denen sind / welche auß Furcht des Todes nicht als die letzten
folgen wollen / sondern hinterblieben.
Wann nun keine mehr übrig zuerwarten / außer den gefangenen oder zahm gemachten /
fliegen sie alle zugleich mit einander auff eine gewisse [153] Stunde / und bestimmete Zeit hinweg.
Bellonius schreibet / daß sie in AEgypten und Mohrenland fliegen / und
bestättiget / als ein selbst-anschauender Zeuge / daß im Herbst und Weinmonat
das gantze flache Feld / daselbst beleget gewesen.
Als ich (sagt er) ohngefehr umb die Stadt Abydos war / habe ich am 24.
Augustmonat eine grosse Menge Störche allda gesehen / welche an der Zahl
ohngefehr zu 3. biß 400. anzusehen wahren: Sie flogen von Reusland und Tartarey
/ kreutzweise in die Quer über den Hellespont, und als sie gegen der Insul
Tenedos über waren / kehreten
sie sich mit einem langen Zug umb / biß sie in einem Kreyß zusammen kamen / ehe
sie aber wieder von dem Propontide fortgingen / theilten sie sich in kleine
Schaaren / und folgeten einander Mittagwerts nach. Es wird einhellig von allen
geschrieben / daß Niemand ihren Abzug / noch ihre Wiederkunfft / zugleich /
gesehen hat / noch wie sie ankommen sind / welches beyderley bey Nacht
geschiehet / ob man sie zwar bey Tage hier und dar / hin und wieder fliegen
siehet.
In Asien sagen sie / die Pythones [154] kommen; Da sie sich in
einem weiten Felde versamblen / durch einander klappern / als wann sie (wie
Heldelinus zeuget) Kriegs-Rath / oder einen Reichstag hielten / und ihre gantze
Heers-Macht mustern / womit sie einige Tage zubringen / verurtheilen und
straffen diejenigen / so zulange außbleiben / oder sonsten etwas verbrochen
haben / wann nun einer also verurtheilet ist / wird er von andren also fort
umbgebracht.
Ihre Nahrung sind Frösche / Schlangen / Fische / und wann sie in grossem Hunger
nichts anders haben können / fressen sie Kröten: Fast in allen Ländern ist
ernstlich verbothen ihnen Schaden zuzufügë / absonderlich aber in denen Ländern
/ darin̅en es viel Schlangen gibt / als in Thessalien und
AEgypten, in welchen auß Mohrenland viel fliegende Schlange / so Menschen und
Viehe grossen Schaden zufügen / jährlich ankommen / wieder welchen die Storchen
streiten / selbe tödten und verschlingen: Weßwegen durch ein offentlich Befehl
bey Leibes-Straffe verbotten / einen Storch alda zu tödten.
Sie nisten / nach Varronis Zeugniß / niemahls im Feld / sondern oben auff den
Häusern / Schornsteinen / Kirchgebäuen / und hohen dürren Bäumen: Bey ihrer
Wiederkunfft suchen sie ihre alte Nester / welche sie / wann sie dieselbe in
gutem Stande finden / reinigen / was vom Wind daran beschädiget / außbessern /
zu welchem Ende das Männlein zehen Tage vor auß kommet / und immittelst das
Weiblein mit grossem Verlangen erwarten solle / und wann er selbiges kommen
sihet / erzeiget er durch Klappern und sonsten grosse Freuden-Zeichen: Sie
paaren sich allein in ihren Nestern / worauff das Weiblein 15. 30. nachfolgenden
Tagen vier Eyer / an Farb und Grösse den Gänßeyern gleich / leget / bey gutem
Wetter brüten sie innert Monats frist auß / und zwar mit solcher Hitze / daß
ihnen die Federn darüber außfallen. Sie lieben ihre Jungen dermassen / daß im
Jahr 1536. da der grosse Brandt zu Delfft gewesen / und sie ihre Jungen nicht
auß der Brunst retten können / sie dieselbe mit außgespanten Flügeln vor der
Flammen zuschützen sich bemühet / und weil solches nicht helffen wollen / lieber
ihr Leben vor ihre Jungen lassen / als dieselbe zu überleben / alle mit einander
durchs Feuer verdorben.
Sie legen den Stein Lychnitis, ihre Jungen zu befriedigen / in ihre Neste / weil
solcher die Schlangen vertreibet. Die Fledermäuse halten sie mit Andorn-Blättern
davon ab. Wann sie verwundet / können sie sich selber mit Orego curiren. Wann
die Störchin mit einen andren Storchen zugehalten [155] zuhaben befunden wird / hat sie anders nicht zu gewarten / als daß sie von den
andren Storchen tobt gebissen / oder ihrer Augen zum wenigsten beraubet wird.
Wann sie alt oder blind werden / so werden sie von den Jungen auff den Schultern
getragen / ernehret / und den Blinden die Speyse in den Schnabel gestecket.
Von dem Reyger.
DIe Reyger sind unterschiedlicher Gattungen: Es gibt ihrer Aschfarbe / weisse /
schwartze / Starenreyger / wie auch Cocci, und Brasilianische Reyger / welche
schöner Farben / und bey nahe so groß sind / als ein Storch. Sie haben ihren
Auffenthalt mehrentheils bey Seen / Morassen / und andren wäßerigen Orthen / und
solches in grosser Menge bey Bononien / Ferraria, Mantua und Ravenna, wie auch
in Engeland / woselbsten bey Leibs- und Lebens-Straffe verbothen ist / einen
Reyger zu tödten: In Franckreich sind einige Gesetze wegen der Reyger
angeordnet: In der Reyger-Insul der neuen Welt haben die Spanier so viel Eyer
gefunden / daß sie gantze Wagen voll damit beladen haben. Sie sind eines
leichten / zarten und magern Leibes / haben einen langen Halß und Schnabel /
welcher dann dick / starck / inwendig hohl / und außwendig scharff ist / die
drey Klauen an den Füssen sind lang / mit zimlichen Häutlein zusammen gefüget /
die vierte Klaue stehet hinten / ist an statt der Fersen / und zimlich lang.
Ihre Nahrung sind Fische / und Austern / welche sie einschlucken / und wann sie
sich durch die innerliche Wärme deß Magens eröffnen / wieder von sich geben /
und also auß dem Schilff wieder einfressen.
Von dem Kalkunschen-Hanen und Huhn.
DIeses Vieh hat seinen Nahmen von der Insul Calicut in Indien / von Wannen sie
Anfangs zu uns gebracht worden. Sie sind sehr boßhafftiger und zorniger Natur /
welches auch daher erscheinet / daß wann man mit dem Munde pfeiffet / oder ihnen
ein roth Kleid vorhält / sie / bevorab die Hahnen / sich so hefftig erzürnen /
daß der Kamm / so sie an dem Schnabel haben / und gantz zusammen geschrumpffet
ist / wohl viermahl so lang / und so roth als ein Blut wird / gleich dann auch
alles Gequabbel so umb den Halß hanget / und sonsten blau außsiehet / sich in
blutroth verwandelt; Alsdann recken sie den Schwantz hoch in die Ründe auff /
wie auch alle die andren Federn über sich / und scharren mit den Flügeln die
Erde: Wann die Hahnen ein Jahr [156] alt werden / bekommen
sie einen Bart / welcher ihnen an der Brust zwischen den Federn herab hänget /
solcher wächset zu Zeiten einer Spannenlang.
In Africa werden dergleichen Hüner sprencklicht gefunden / mit allerhand bunten
Farben / diese nennet man Meleagros, nach den Schwestern Meleagri, welche (wie
Ovidius tichtet) in Kalkunen sind verwandelt worden. Zuzeiten vermischen sie
sich mit den Pfauen / und kompt überauß schöne Arth davon. Sie brüten im Früling
/ achten ihre Jungen nicht sonderlich.
Sie sind anfänglich auß Africa in Jatalien gebracht und alda zur Speyse
gebrauchet worden. Sie sind zwar etwas kostbahr zu unterhalten und zuerziehen /
das Fleisch aber ist so niedlich / daß es auff Fürsten und Herrn Taffeln / bey
Gastmahlen / und Hochzeiten auffgesetzet / und zu Vergnügung der Leckermäuler
diensam befunden wird.
Sie sind vor alters von den armen Heyden der Abgöttin Isis Tithonia geopffert
worden / da nemblich ihr Fleisch und dessen niedlicher Geschmack jederman noch
nicht bekannt war.
|| [157]
Von dem Kranchen.
VAchdem dieses Vogels Gestalt jederman fast bekant / massen sie an allen Orthen /
und mehrentheils allen Enden der Welt durch fliegend gesehen werden / und
gemeiniglich grau / oder Aschen-Farb sind / als erachtet man unnötig / viel
davon zuschreiben.
Venetus, nachdem er die gemeine und gewöhnliche Kranchen mit dem Vorderntheil an
den Seiten schwartz / vornen weiß / den Haupt-Zopff mit einem rohten Flecken
schwartz / und ferner das übrige Aschefarb vorgestellet / ausser den grossen
Federn in den Flügeln / und denen so hinterwerts nach dem Schwantze stehen /
welche gläntzend und krauß sind; auch die Lufft-röhr / welche ohngefehr umb das
Brustbein durch das gantze Fleisch eingefüget / wodurch sie einen so grossen
Laut machen / daß sie von weiten können gehöret werden; Imgleichen / daß ihr
Halß achtzehen Daumenlang: So erzehlet er viel Geschlechte derselben / so er in
der Tartarey gesehen / deren etliche schwartze / andere weisse Flügel / welche
mit goldgelben Stippeln / als Augen besprenget / etliche klein / und mit langen
Federn roth / und schwartz gefärbet / gezieret gewesen: Es gibt auch grosse /
mit rothen und schwartzen Augen / grau-aschefarbe: In Cuba sind sie 2. mahl so
groß / als unsere gemeine: In America hat sie Columbus gantz roth gefunden.
Daß sie an allen Ecken der Welt gesehen werden / kommet auß Begierde der Wärme.
Umb die Flüsse / Hebrus, Strymon und Knister finden sie sich in grosser Mänge /
auß Thracien / woselbst sie sich auffhalten / streichen sie über in Lybien:
In AEgypten und Mohrenland bleiben sie den Winter über / wie AElianus bezeuget.
Das jenige was Plinius von den Pygmaeis oder Zwergen schreibet / daß sie nemblich
keine Ruhe oder Frieden von den Kranchen haben solten / als allein umb die Zeit
/ wann sie in ein ander Land verreisen: Imgleichen / daß / wie Munsterus vorgibt
/ die Pygmaei nur drey Spannen hoch werden / item daß in ihrem Lande allzeit
Sommer sey / daß sie auff Böcken und Ziegen reiten / gewaffnet seyn / in dem
Frühling die Kranchen-Eyer bestürmen / und ihre Jungen umbbringen / damit sie
nicht die Überhand gewinnen / und sie selbst das Land zuverlassen gezwungen
werden / solches alles [158] ist nichts anders / als eine pur
lautere Fabel und Gedicht; ihre Speyse ist Getrayde und Kräuter. Wann sie
Westwerts gegen dem Winde fliegen / werden sie zur Geylheit angefrischet; Sie
vermischen sich mit den Weiblein gleich den Sperlingen / und nicht niederhuckend
/ wie die Hüner. Sie legen insgemein zwey Eyer / zwischen welchen bißweilen ein
Stein gefunden wird / welches Albert. etliche Jahr nacheinander also befunden.
Die Arth ihres Außheckens ist biß auff diese Stunde noch von niemand
beschrieben.
Ihre Lebens-Zeit wird insgemein mit acht Jahren beschrencket. Leonicus Thomaeus
hat in seinem Hause / 40. Jahr nacheinander einige auffgezogen: Aristoteles
bezeuget / daß im Alter ihre Federn schwartz werden.
Diese Vögel tragen gegeneinander grosse Liebe / und lassen sowohl in ihrem
Fliegen / als in der Nachtwache / sonderbahre Treue verspüren: Wann sie reisen
wollen / stellen sie einen Heer-Führer / der den Vorzug hat / und dem der Weg
bekant ist / vornen an / die Alten hinter / und die Jungen in die Mitte / und
machen einen Triangel mit der Spitze vornen zu / wann sie gegen dem Wind ziehen
müssen / denselbigë zubrechen / und mit den Flügeln die Lufft zuspalten:
Bißweilen ziehen sie sich auch wohl in einen runden Kreyß zusammen. Sie halten
des Nachts gute Schildtwache / massen einer von ihnen / so auff der Wacht ist /
einen Stein in der einen Klauen hält / damit er / wan etwan der Schlaff ihn
übernimbt / durch das Abfallen des Steins alsobald wieder erwache: Und wann
dieses seine Wachtzeit verflossen / macht er durch sein Geschrey einen andren
wieder munter / der an seine statt wieder eintritt / und also folglich
Abwechslungs-Weise.
Sie tragen gegen ihren Jungen eine dermassen brünstige Liebe / daß man ehemahln
gesehen hat / daß das Männlein das Weiblein mit einer tieffen Wunde verwundet /
darumb das es die Jungen von ihm abziehen wollen.
Von dem Pfauen.
ALdieweil dieser Zeit der Pfau von jederman gesehen und bekandt worden / wollen
wir uns mit Beschreibung seiner Gestalt / Farbe / und Schönheit / alhier nicht
auffhalten.
Vor alters sind sie dermassen rar, und wegen ihrer zierlichen schönen Federn /
und gläntzender Farbe / welche sie gegen der Sonne / mehrern Glantzes willen /
auß spreiten / dabeneben auch ihres königlichen Trittes und Ganges halber / in
solchem Preiß gewesen / daß sie zu Athen umb ein gewisses Geld / alle Neu-Monden
/ gezeiget worden / 30. [159] Jahrlang / zu welchem Ende
viele auß Thessalien und Lacedaemonien dahin gebracht wurden. Nachdem Alexander
ihrer Anfangs bey den Indianern ansichtig worden / hat er bey hoher Straffe
verbotten / ihrer einen zu tödten. Tiberius ließ einem den Kopff abschlagen /
darumb / daß er ihme einen Pfauen auß seinem Thiergarten entwendet hatte.
Eustathius bezeuget / das niemand / so dieselbe beschädiget / ungestraffet
bleibe. Und wann dem Anthiphonti zuglauben / so ist ehemahln ein Paar / nemlich
Männlein un̅ Weiblein / umb 1000. Drachmas Goldes / oder 1000.
Dukaten verkaufft worden.
Was ihre Farb und Gestalt anlanget / so sind sie unterschiedlicher Gattung / nach
dem Land / darinnen sie gezeuget: Etliche sind schwartz und gelbe / als in Terra
Firma, andre weiß / in Graubündten sind sie schwartz / und fliegen in den
Wäldern; in Japon haben die Weiblein so etwas kleiner / nicht mehr als 16. Augen
in dem Schwantz. Baby. lonien hat die allerschönsten / Meden die
schmackhaffteste. Auß Asia sind sie erstmahls in Griechenland überbracht: In
Indien werden sie von allerley Arten gefunden: Wann der Pfau wegen seiner
Schönheit gelobet wird / spreitet er seine Federn auß / und kan in der [160] Sonnen-Schatten vernehmen / welche unter ihnen den
schönsten Glantz geben / solche hält er allezeit vorauß / und pranget damit /
wann er aber seiner Füsse ansichtig wird / lässet er auß Betrübniß seinen
Hoffart fallen / und seinen gläntzenden Schwantz und Federn niedersincken: Wann
sie ihre Federn verändern / schämen sie sich dermassen / daß sie sich
verbergen.
Vom Vogel Phoenix.
OB ein Phoenix in rerum naturâ, oder unter allen Geschöpffen zufinden sey / oder
nicht / solches ist zu allen Zeiten / und noch biß auff gegenwertige Stunde
zweifelhafft gewesen: Doch haben nichts desto weniger die berühmteste
Schribenten die Vestigia und Merckmahl seiner Beschreibung / es sey nun
erdichtet / oder der Warheit gemäß / in ihren Schrifften hinterlassen: Dahero
man allhier bewogen / diesen Vogel nicht mit dem Strich des Stillschweigens
durch zuziehen / sondern insgemein etwas davon zuberichten.
Ob zwar in Indien / und Morenland viel seltzamer Geschlechte von mancherley Farb
und Gestalt Vögel gefunden werden: So soll doch dieser vortrefliche Vogel
Phoenix allein in Arabien zu finden sein / woselbst er auch gebohren wird /
wiewohl er seines gleichen in der Welt nicht hat / wird auch selten gesehen /
ist an Grösse einem Adler gleich / hat einen goldgelben Halß / der gantze übrige
Leib ist purpur Farb / der Schwantz Himmelblau / mit rothen Federn
durchsprenckelt: Auff dem Kopf trägt er eine zierliche Crone / so in einem
Feder-busch / von außbündigem Glantz und Schönheit / bestehet. Die Araber halten
ihn in grossen Ehren.
Er soll in die 660. oder wie andre / 500. ja gar 1460. Jahrlang leben. Cornelius
Valerius schreibet / daß zur Zeit da Quintus Plantius, und Sixtus Pappinius zu
Rom Burgermeister gewesen / ein fliegender Phoenix in AEgypten sey gesehen
worden.
Achthundert Jahr nach Erbauung der Stadt Rom, zu Zeiten Keysers Claudii, wurde
ein Phoenix hingebracht / und offentlich auff ihre Fest-tage gezeiget / wie
solches die alten Geschicht-Bücher bezeugen / an deren Warheit von den Römern
niemaln gezweifelt worden. Im Jahr nach Christi-Geburt 52. ist dieser wundersame
Vogel in AEgypten gesehen worden / wie Hedion bezeuget.
Wann die Zeit seines Todes herzu nahet / soll er ein Nest mit Myrrhen / Cassien /
Weyrauch / und wolriechenden Zweigen der Bäume von außbündig [161] lieblichem Geruch machen / und sich darein zusterben setzen
/ welches durch die Hitze der Sonnen / und das Wehen / schlagen und Funckeln
seiner Flügel angezündet / und er also zu Aschen verbrand wird: Den dritten Tag
hernach wächset auß seinem Marck / Beinen und Gebährungs-Krafft / so er vorher
in sein Nest geworffen / ein kleines Würmlein / worauß der junge Phoenix
erfolget / welcher dann deß dritten Tages über seines vatters Gebeine ein
Todten-lied singet: dahin zielet Hiob mit diesen Worten: Ich will meine Tage
vermehren wie der Phoenix, und meinen Geist in mein Nest geben.
Achilles Staetius, ein Griechischer Autor schreibet von diesem Vogel also: daß er
an Grösse einem Pfauen gleich / jedoch viel herrlicher / sey / seine Federn
schön bemahlet / als ob sie mit Gold und Purpur durch gesetzet wären / der
prächtige Glantz seiner Crone / so von der Natur auff sein Haupt gesetzet /
deren ründe die Sonnenstrahlen vorstellet / geben einen Wiederschein von sich /
dahero er der Sonnen-Vogel genennet wird / der Leib ist Lazur und himmelblauer
Farbe / sehr angenehm und lustig anzusehen / und wirfft allezeit seine Strahlen
von sich. Hernach fleucht dieser neue Vogel mit gewissem gewichte Myrrhen / wann
er vorher versuchet / ob er solches nebst seines vatters Gebeinen so einen
weiten Weg fortbringen könne / nach Heliopolis, oder Sonnenstatt / mit einer
ungläublichen Menge anderer ihme nach folgender / und umb ihn herumb fliegender
Vögel / als mit einer Leibguardia und Trabanten begleitet / woselbst er die
Gebeine sampt der Myrrhen auff der Sonnen-Altar niederleget / selbe
zuverbrennen. Dieser junge Phoenix wird alsdann von dem Priester besichtiget /
und so er gewisse Zeichen an ihm befindet / läßt er sich von ihm angreiffen /
und wann er die Merckmahlen deß Todes seines Vatters zeiget / wird er vor den
rechten Phoenix angenommen.
Von dem Adler.
DEr hochfliegende Adler wird vor einen König aller Vögel gehalten / nicht zwar
wegen seiner Zierde und Tugenden / sondern dieweil er sie mit Gewalt und
Tyrannischerweise verfolget / zerreisset / und umbbringet / wo er sie nur
bekommen und einholen kan; dahero kompt es / daß alle Vögel / so wohl kleine /
als grosse / einen tödtlichen Haß wieder ihm tragen / die kleine fliegen ihm
auff den Rücken / ziehen ihm die Federn auß / die Kranchen und Störche begegnen
ihm mit ihrem spitzigen Schnabel / und stechen ihn damit.
|| [162]
Wir wollen uns aber mit Beschreibung der Gestalt / Farbe / Federn und
Beschaffenheit des Adlers nicht auffhalten. Es gibt Land- und Meer-Adler / deren
etliche weiß / mit schuppigen Füssen / andre schwärtzer / mit Schwanen Füssen
versehen sind.
Diese haben eine sonderbahre nachdenckliche Manier die Muscheln und Austern
zufangen: Sie nehmen sie auß der See / und führen sie empor in die Lufft / als
ob sie dieselbe wolten fliegen lehren / lassen sie alsdann von oben herab fallen
/ dadurch zerbricht die Schale / und das inwendige fressen sie herauß.
Dergleichen Austern eine bekam der
Poët AEschylus auff seine weisse und kahle Glatze / und wurde dadurch todt
geworffen / wie ihme solches vorher propheceyet war. Sie nehren sich auch von
Fischen / welche sie durch eine Feistigkeit / so sie hinte??? auß ihrem Steuß
tröpffen lassen / und eine betäubende Krafft hat / eben wie Bilsensafft / oder
Opium, dermassen zubetäuben und gleichsam in Ohnmacht zubringen wissen / daß sie
selbe gemählich / und zu ihren Begnügen fangen können. Diese See-Adler haben so
ein scharffes Gesicht / daß sie von der Höhe herab die Fische im Wasser können
schwimmen sehen / schiessen darauff mit grosser Geschwindigkeit ins Wasser /
theilen es mit der Brust voneinander / und fangen sie Fische weg. Hierzu
schärffen sie ihrer Jungen Gesichte / welche / wann sie noch [163] ohnbefidert / mit ihren Flügeln schlagen / damit sie beharrlich in
die Sonne sehen / welche alsdann ohnmächtig werden / oder auch denen das Wasser
auß den Augen rinnet / oder die da blintzen / die stossen sie von oben herab auß
dem Nest / und werffen sie / als Bastardten / auff die Erde.
Zu dieser Gattung gehören auch die Enten-stosser / welche sich am Rande deß Meers
und an die In-Seen setzen / und alda warten und lauren auff die Enten und andre
Wasser-Vögel.
Von dem Land-Adlern / deren etliche schwartz / kleiner / die stärckeste / und
raubbegierigste / andre braun / und dunckel-farb / mitweissen oder bunten
Schwäntzen / wie auch dem Gold-Adler / Beinbrecher und dergleichen wollen wir
nicht absonderlich / sondern ins gemein reden. Es werden aber diese an allen
Orthen / in den Eychen-Wäldern / Felsen und Klippen / da viel Raub fället /
gefunden.
Ihre Nahrung ist Tauben / Gänse / Schwanen / Hüner / Schaff / Hirsche und
Hindin-Fleisch / und dergleichen. Die Africanische Schribentë bezeugen / daß
sich daß Männlein bißweilen mit der Wölfin paare. Sie nisten auff hohen Bäumen /
und Klippen / da kein schädlich Thier ihrem Neste kan beykommen: Legen 2. Eyer /
oder zum höchsten 3. mittelmässiger Grosse / und eine harte / und wohlgestalte
substantz von welchen dreyen bißweilen eins von den Gold-Adler drein geleget
werden solle. Es wird in ihren Nestern gemeiniglich der Stein Aëtis oder
Adler-Stein gefunden.
Zwischen dem Adler und Drachen ist eine grosse Feindschafft / weil dieser des
Adlers-Eyer mit grosser Begierde suchet / weßwegen dieser den Drachen anfällt /
und mit ihm kämpffet / wo er ihn kan bekommen / und solches mit grosser Gefahr
seines Lebens.
AElianus erzehlet / daß einsmahls 16. Schnitter zusammen im Felde gewesen /
welche wegen Hitze von Durst fast verschmachtet / und ihres Mittels einen mit
einem Krug abgeschicket / auß dem nechstdabey gelegenen Brunnen Wasser zu holen
/ dieser nahm die Sense in die Hand / und den Krug auff die Schultern / gieng
damit nach dem Brunnen / als er dahin kam / fand er einen Adler hefftig mit
einer Schlangen / oder Drachen kämpffen / und sahe daß der Drache mehrentheils
die Überhand gewonnen / massen er dem Adler mit seinem langen Schwantz
dergestalt umb die Flügel und gantzen Leib beklemmet / daß er sich nicht mehr
regen können: Wie der Schnitter solches wahrgenommen / hieb er mit seiner Sensen
zu / und schnitte die Schlange mitten voneinander / wodurch der Adler [164] erlöset wurde: Gieng darauff nach dem Brunnen / und
schöpffte Wasser / brachte solches seinen Gesellen / welche mit grosser Begierde
daran fielen / und truncken: Als aber dieser / der das Wasser geholet / und den
Adler errettet hatte / auch trincken wolte / kam der Adler geflogen / und schlug
ihm den Krug auß der Hand welches ihm sehr verdroß: Wie er aber sahe / daß einer
nach dem andren von seinen Gesellen dahin fiel / und ihren Geist auffgaben (dann
die Schlange hatte den Brunnen vergifftet) erkandte er deß adlers Danckbarkeit /
und Vergeltung vor die erzeigte Wohlthat.
Von dem Vogel Mituporanga.
DIeser Vogel wird in Brasilien gefunden / ist ein wenig grösser als eine Lerche /
im Gesang unsern Meysen gleich / der gantze Leib / Halß und Kopff ist schön
blutroth / Schwantz und Flügel / bevorab dero Anfang / schwartz-gläntzend / mit
etwas roth vermischet: Die schwartze Schenckel sind unten kahl / oben aber mit
schwartzen Federn bedecket: Der Schnabel vergleichet sich mit dem
Meysen-Schnabel / ist oben und unten nach der Spitze schwartz das übrige nach
dem Kopff zu ist weiß / die darauff stehende Federn sind rauh / und stehen
bißweilen / wie an Meysen / über sich gekräuset / die Federn über den gantzen
Leib sind inwendig schwartz / außwendig roth / doch wann sie zusammen gefalten /
scheinen sie außwendig gantz roth; Der Schwantz ist bey nahe drey Fingerlang /
an den Füssen hat er 4. Klauen / so wie bey andren Vögeln / gestaltet. Man hält
davor / daß dieser Vogel mit dem zornigen und alleszureissenden Adler in grosser
Freundschafft stehe.
Von dem Schwanen.
ES ist wohl zu glauben / daß kein Mensch bey unß / welcher zu einigen Jahren und
Kundschafft gelanget / gefunden werde / dem die Gestalt / Beschaffenheit und
Farbe deß Schwanen / sowohl in seiner Jugend / als in seinem vollkommenen Alter
/ nicht solte bekannt seyn: Dannenhero wir dessen Beschreibung / als ein
unnötiges Werck / übergehen: Es leben aber die Schwanen auff dem Land / doch
mehrentheils im Wasser / worauß sie ihre grösseste Lust schöpffen: AElianus
bezeuget / daß sie in der Morischen-See sich bey gantze Schaaren sehen lassen:
Sie enthalten sich bey grossen Hauffen in den Flüssen Caystrus, Donau / Tanaïs,
Strymon, Meandrus, Eridanus, Mincius, gleich auch der Temß.
Sie essen Kräuter / Getrayde und [165] Fisch-Häute; Die jenige
so auff dem Meer Spina in Schottland treiben / essen sehr begierig den Samen
eines gewissen Krauts / welches dahero Schwanen-Kraut genennet wird / und wann
mans auff die Erde wirfft / nicht faulet. Ihre meiste Lust und Auffenthalt sind
stillstehende Wasser und Seen / damit sie durch das Rauschen des Wassers / in
dem Schwimmen nicht gehindert werden: Sonsten werden sie durch gantz Teutsch-
und Holland / auch andre bekante Örther zufinden. Die zahme Schwanen sind wegen
ihrer leibes Schwere zum Fliegen träg und untüchtig / die Wilden aber sehr
hurtig und
geschwinde / als die nicht so sehr mit ihrer leibes Schwere überladen: jedoch
haben sie dieses gemein im Fliegen / wann sie ihre Flucht anstellen / so legen
die hintersten ihre lange Hälse auff der vordersten Rücken / und wann dieser
müde worden bleibet er zu rücke und lässet seinen Halß wieder auff deß
hintersten Rücken ruhen / und also ferner Wechsels-weise. In der Vermischung
schläget das Männlein dem Weiblein zuforderst seinen langen Halß umb den ihrigen
/ als ein Zeichen der Liebe / steiget alsdann darauff und so ferner. Nach dem
paaren fleucht das Männlein / welchem das Weiblein [166] eine
Zeitlang folget / endlich stillhellt / sich schüttelt / den Schwantz im Wasser
rüttelet / und sich also wiederumb reiniget.
Von der Schneeganß / grossen Ganß / und Endten.
DIe kleine Ganß hat niedlich und weich Fleisch / so eben nicht recht weiß /
sondern braünlicher Farbe / sie ist etwas grösser / als ein Rabe / oder gemeine
Endte / hat braune Striemen quer über den Halß / Brust und Bauch: kleiner als an
der Wildenganß / hat untenher weislichte Federn / welche oben mit schwartzen
bedecket sind / die Flügel sind Bleyfahl / der Schwantz kurtz und schwartz; Sie
fliegen und schreyen wie die wilden Gänse: enthalten sich bey Seen / und
berauben das besamete Land. Gegen dem Herbst kom̅en sie auß den
kalten mittnächtigen Ländern / damit sie der strengen Kälte daselbst entweichen
/ bey gantzen Schaaren mit dem Nordwindt zu unß geflogen / lassen sich an dem
Ufer der Süder See / ohnfern Texel, Wieringen / Amelandt / und dergleichen
mittägigen Orthen nieder / bleiben alda solange / biß daß ihre Blütezeit vorüber
ist.
Von den Gänsen.
DIe Erfüllung der Haußhaltung / so dieser fette / so zahm als wilder Vogel / die
Ganß uns / und allen benachbarten Einwohnern zuführet / wie auch das jährliche
Verzehren der Martins Ganß / so fast allenthalben im Gebrauch / nebst dero
anmuthigen Geschmack / haben ihre Beschaffenheit / Gestalt und Wesen jederman
bekannt gemacht. Sie theilen sich in wilde und zahme. Diese werden in
Schne-Baum-Staar-Fuchs- und Brasilianische schwartze See-Gänse unterschieden /
von welchen absonderlich zuschreiben / unnöhtig erachtet wird. Dieser
Gänse-Fleisch / ins gemein / insonderheit aber das Gebratene war Voralters auff
der Pharaonen Tafel ein trefliches Gericht. Alexander Severus, ließ es nicht zu
Tische tragen / als an hohen Fest-tagen: Hannibal hielte derselben Geschmack
anmuthiger / als der wohlgeschmackten Numidischen Hüner. Und wer wolte noch
diese Stunde / wann eine feiste wohlgebratene Ganß auff dem Tische stehet /
einen verdencken / daß er seine Schuldigkeit im Essen / wann bevorab der
hungerige Mage dazu ledig / und Zähne darauff geschärffet / bester massen würde
beobachten?
An starckem Geruch / und scharffen Gehör geben sie den wilden Schweinen nichts
nach: Ihre Wachtsamkeit haben sie darinnen erwiesen / in dem sie das Römische
Capitolium beschirmet / dann als solches verrätherischer Weise [167] von den Feinden erstiegen / und die Hunde mit Brodt gestillet waren
/ waren die Gänse mit ihrem Schnattern und schreyen fertig / brachten die Römer
auß dem Schlaff / und auff ihre Hut / daß der Feind unverrichter Dinge abziehen
müssen.
Man lieset von einer Ganß / welche sich beharrlich an den Philosophum Lacium
gehalten / und weder auff der Strassen / noch in der Badstuben / weder Tag noch
Nacht von ihm weichen wollen / welches eine Anzeigung ihrer Begierde zur
Weißheit.
Von den Endten.
Nachdemmahlen die Gestalt der zahmen Endten / ihr Fleisch / und Eyer / so sie in
grosser Menge legen / insonderheit im Mertzen und Aprilen / ihr brüten und
außschliessen / durch die Erfahrung sattsamb kundt worden / wollen wir uns damit
nicht auffhalten.
Die Wilde sind in mancherley Gattungen unterschieden nach dem Anschauen ihrer
Farbe / Gestalt / oder Grösse / auch dem Orth und Land / da sie erziehlet und
außgeschlossen sind. Unsere gemeine wilde Endten geben sich durch ihre Farb und
Gefieder zu erkennen / und werden mit grossem Vortheil [168] der Einwohner / so wol in den Ställen / als an den See-kanten jährlich /
insonderheit umb die Herbstzeit bey viel tausenden gefangen / und hin und wieder
verkaufft / gekaufft und gegessen. Hieher gehören auch die Kropff-Enten / lang
schwäntze / Krick-Enten / und Tauch Entlein / von derë lieblichen Geschmack /
Erfüllung der Einwohner / und davon auffkommenden Gewinn die so sie fangen /
nicht geringe Ursach haben / sich zubedancken.
Die Indianische / Lybische / Coroische und Brasilianische zahme / wie auch
frembde wilde Endten sind an Gestalt / Farbe / und leibes Grösse / von den
Unsrigen weit unterschieden: Gonzales de Mendoza schreibet von einer besondern
Erfindung / die bey den Chinesern im Brauch / die Enten zubestricken / dan̅ sie haben abgesonderte Orthe / wie Ställe in dem Wasser / in
deren einen wohl 4000. Enten sind: die Eyer / so sie legen / werden in Kuhemist
geleget / durch desselben Hitze sie außgebrütet / und zu gehöriger Zeit von den
Chinesern selbst auff gekippet werden: Bey kaltem Wetter wird Stroh unter den
Mist geleget / und angezündet / die Eyer dadurch zuerwärmen: Die junge Endten
werden in besondere Ställe / worinnen einige alte Endten / welche selbige
zuerziehen abgerichtet / gehalten werden / gesetzet / biß daß sie alt genug /
und geschickt / mit den Alten umbzugehen; deß Morgens werden sie bey tausenden
außgelassen / und gehen auff die mit Reyß besamete Äcker / suchen ihre Weyde /
deß Abends werden sie mit einem Fell- oder Trummel wieder zusammen gelocket /
und jede in ihren Stall beschlossen / sintemahl sie durch den Schall der Trummel
jeder seinen Stall und Wohnung zu unterscheiden weiß.
Von der Eule / und Falcken.
WIr wollen unß mit Beschreibung der Gestalt / Farbe / Federn und Beschaffenheit
dieses Vogels nicht auffhalten / weil solche einem jeden fast bekant. Sie sind
an leibes Grösse und Gestalt unterschieden / wie es dann Nacht-Eulen und
Kirch-Eulen gibt: Die Nacht-Eule lebet in der Wildniß / hat einen krummen
Schnabel / und unter allen Vögeln die grösseste Augen / ist von keinem Gesang
oder Klang / worvon ichtwas könte geurtheilt werden / sondern treibet ein
greslich Geheul / und jämmerlich Geschrey: Sie leben von dem Raub der Thiere /
so deß Nachts auff der Erden und sonsten herum lauffen / als Mäuse / un̅ ander klein Ungeziefer. Bißweilen fangen und verschlingen sie
wol Hasen / Füchse / Dächse / und dergleichen; deß Tags verstecken sie sich [169] in hole Bäume / finstere Löcher / Scheuren / Hölen /
Steinritzen / rauhe Wildnissen / und wüste unreine Örther / Massen / wann sie
bey tage von andern Vögeln gesehen werden / dieselbe auff sie fallen / und der
Eulen die Federn außrüpffen; daher kompts / daß die Vogelsteller sich der Eulen
in ihrem Garn gebrauchen / damit andre Vögel herbey zu locken / und zu fangen:
Bißweilen binden sie eine Eule zu solchem Ende auff einen Baum / dessen Äste sie
rundumbher mit Vogel-Leim bestreichen dann kommen die andern Vögelein die Eule
zuverspotten / auff die Äste und Zweige sitzen / beschmieren sich mit Vogelleim
/ und
werden also gefangen. Die Kirch-eulen gleichen an Grösse der Ratzen / fangen und
fressen ebenfals Ratzen und Mäuse. Wann die Eule mit andern Vögeln streitet /
gebraucht sie sich eines sonderlichen Vortheils / massen / wann sie von vielen
angefallen wird / legt sie sich auff den Rücken / ziehet sich zusammen /
schützet sich mit den Klauen und Schnabel. Wann der Habicht nahe dabey ist /
steht er ihr bey / gleich ob wäre er durch Blutfreundschafft / oder eine andre
Sympathische Bewegung dazu verbunden und hilfft ihr getreulich fechten.
Die Eulen ins gemein halten sich [170] bey unß auff in den
Löchern grosser Gebäude / altem zerfallenen Gemäur / Kirchen und dergleichen:
Wanns regnen wil / machen sie viel Geschrey; Sie haben Feindschafft mit den
Bienen / Wespen / Hornissen / und Blut–Igeln. Nigidius bezeuget / daß die Eule
deß Winters sechzig Tage aneinander schlaffe / und neunerley Stimme führe. Es
wird die Nacht-Eule / wann sie feist / (hoc autem rarò fit, autnunquam)
bißweilen zur Speise gebraucht / und soll ihr Fleisch / wann es wohl g???kochet
/ und zubereitet ist / einen lieblichen Geschmack haben.
Die Nacht-Eulen-Augen sollen / wann sie gepülvert / auch einigen Nutzen in der
Artzney haben / und werden vor ein Mittel / fliessende und juckende Augen zu
heylen gehalten: Die Asche vom Eulen-Kopff / wann ein Sälblein davon gemacht /
vertreibet das Miltzstechen.
Von dem Falcken.
INter dem Nahmen des Falcken werden von unterschiedlichen Schribenten alle
Geschlechte der Raub-Vögel / die zur Jacht gebrauchet werden / verstanden. Es
sind aber mancherley Arten der Falcken / als da sind Feld- und Strandfalcken /
edele / unedele / und mittelmässige / so auß paarung der edlen und trägen
gebohren werden / welche auch heilige / Kirch- und Berg-Falcken genennet werden:
Auch gibt es frembde / höckerige / weisse / rothe / blaufüssige / Ast-Falcken /
Steinkautzen / und andre dergleichen mehr Nahmen / alß Reiß-Habichte / Buteo,
Klincker und so ferner; deren jedwedere Gattung absonderlich zuerzehlen unnötig.
Die Gestalt der Falcken insgemein / und einiger absonderlich ist mehrentheils
bekandt.
Wann diese Vögel ins Wilde fliegen / sind sie sehr begierig auff den Raub: Wan̅ sie aber gezähmet / und absonderlich dazu unterwiesen und
abgerichtet wordë / dienen sie grossen Herrn und Fürsten zu ihrer grössesten
Lust und Ergötzung / werden deßhalber häuffig unterhalten / gespeiset / und zur
Vogel-Jacht gebrauchet.
Sie haben eine wundersame Weise zu fliegen im Anfang / Mittel und Ende ihrer
Jacht; Dann wann sie auff den Raub außfliegen / schiessen sie mit schnellem Flug
in die Höhe / lassen sich / wie ein Blitz wieder herunter / legen die Klauen /
womit sie stossen wollen / vor die Brust / fliegen mit solcher Gewalt und
Geschwindigkeit auff den Vogel / daß sie einen Laut / als ein Windsbraut /
machen / und den Vogel im herabschiessen stossen / und solche tieffe Wunden
schlagen / daß er vom Kopff biß an den Schwantz auffgerissen / oder [171] gar ohne Kopff zur Erden herab stürtzet. Der Kampff /
so sie mit dem Reyger führen / ist ihnen sehr gefährlich / massen wann der
Reyger sich unter ihm befindet / strecket er seinen langen Schnabel / den er biß
dahin verborgen behalten / hervor in die Höhe / und empfängt ihn im
Herunterschiessen damit dermassen / daß der Falck offtmahls mit der Brust gerade
dadurch fället / und einer sampt dem andren mit auffgerissenem Ingeweide auff
die Erde niederplatschet. Sie haben Feindschafft mit der Lerchen / welche lieber
in die Hände der Menschen / als in die Klauen der Falcken fallen will;
Imgleichen mit einem kleinen Wasser-Vogel / welcher wann er das Falcken-Geschrey
höret / sich lieber von den Menschen mit Steinen lässet zu tode werffen / als
daß er sich in die Flucht nach der Lufft begeben solte. Die sich in den
mittnächtigen Ländern enthalten / sind die besten: Bosnia zeuget weisse / und
die Länder gegen Morgen bringen keine geringe. Sie wohnen mehrentheils auff
hohen Bergen / oder auff hohen Bäumen in den Wäldern. Sie rauben auff allerley
klein Geflügel / als Tauben / Lerchen / Fincken / Alstern / Küchlein / Reyger /
Endten / und dergleichen; kämpffen auch wohl mit den Habichten / und bißweilen
mit den Adlern. Sie werden mit Tauben / Hüner-auch zu zeiten mit
Schöpsen-Fleisch in den Käfichten gefuttert: werden mit unterschiedlichen
Kranckheiten / als Husten / Schnuppen / Geschweren am Haupt / und dergleichen
geplaget.
Von dem Raben / Älster oder Heyster / und Krähen.
DEr Rabe übertrifft die Krähe an Grösse / und ist so schwartz / daß er wegen
seiner übermässigen Schwärtze blau einiger massen scheinet / solche Farbe hat
auch sein krummer Schnabel / welcher an beyden Seiten eingebogen / hat helle
Augen / und eine breite Zunge / so an der Wurtzel schwartz ist; in den
Nordländern sind weisse Raben gesehen worden: In Liefland und Bothinia gibts ein
Geschlecht / See-Raben genannt / deren Schnabel / gleich einer Sägen / mit
Zähnen besetzet ist. Ihr Auffenthalt ist an verfallenen feuchten und öden
Plätzen / alten Thürnen / und hohen eingefallenen Gemäur / welche sie dann / so
lang sie ihre Nahrung alda haben können / nicht verlassen. Sie essen Geträide /
Äpffel / Feigen und Kirschen / welche sie mit den Stielen verzehren; imgleichen
Würme / weßwegen sie den Fußstapffen der Ackerleute / so da pflügen / nachfolgen
/ dan̅enhero bey den Engeländern bey schwerer Straffe verboten /
die Raben zu beleidigen. Auch fressen sie das Aaaß auff dem Felde / der [172] armen Sünder an Galgen / Pfälen / und auff den Rädern
der Gerichtsstätten: Auch sind zu zeiten Fische ihre Speyse. In Bothniâ erwürgen
sie nicht allein Hasen und Caninichen / sondern auch Lämmer und Böcke /
dergestalt / daß ein gewisser Preiß gesetzt ist / vor den der einen Raben-Kopff
bringet. Bißweilen fangen sie die lebendigen Lerchen und Meysen / und verzehren
dieselben. Sie haben sehr grossë Durst / leben lang / und sind einander
dermassen getreu / daß wan einer von ihnen stirbt / der überbliebene sich nit
wieder paaret. Sie sind starcken Geruchs / worin̅en sie dem Geyer
nichts nachgeben / sind aber
langsamer im Fliegen. Ihr Verstand ist verwunderns werth: Zu Erffurt ist einer
gewesen / so das Geld vom Tische weggestohlen / und solches in so viel Groschen
/ daß es ein Pfundschwer außgetragen / unter einen Stein vergraben. Ein anderer
grüssete den Käyser Augustum, als er von der Actianischen Schlacht / sieghafft
wiederkommen / mit den Worten: Aue Caesar, Victor, Imperator, gegrüsset seystu
Käyser / Überwinder / Befehlgeber / und wurde von ihm vor eine grosse summa
Goldkronen erkauffet. Ein andrer flog alle Morgen zu Rom auff den Marckt und
grüssete Tiberium, hernach Germani [173] cum, und
Drusum mit dem Käyser-Nahmen / un̅ wan̅ sie vorüber
giengen / rief er ihnen nach / und nan̅te sie / Patres patriae,
daß ist Vätter deß Vatterlandes: Als er getödtet / würde er begraben / und sein
Mörder auch erwürget. Es ist auch einer gewesen / welcher / wann ihn gehungert /
den Koch so eigentlich bey seinem Nahmen geruffen / als ob es von einem Menschen
geschehen. Der Schuster bekam seine Unkosten wohlbezahlt / weil er seinen Raben
die Worte: oleum & operam perdidi, daß ist alle Mühe und Kosten ist
verlohren / gelehret.
Von der Aglester oder Älster.
DIese bunte Vögel sind begierig auff das Essen / und muß ihnen alles / waß sie
finden / zur Speyse dienen. Sind auch sehr zur Unzucht geneiget / legen etwa 9.
Eyer / und bringen offt blinde Jungen auß. Sie machen ihre Nester in Dornhecken
und Büschen / inwendig mit Schlam / haben 2. enge Eingänge / machen bißweilen 2.
Nester / diejenige so ihnen nachstellen / zubetriegen / sie können die Eyer /
wie auch ihre Jungen / mit den Klauen fassen / und auß einem Nest ins andre
tragen. Wegen kürtze ihrer Fittichen können sie nicht hoch oder weit fliegen /
sondern hüpffen auff der Erden / und bewegen den Schwantz / wie die Bachsteltze.
Sie können allerley Stimme und Gelaut nachahnen / und allerhand artig Geschwätze
lernen: Plutarchus erzehlet / daß zu Rom ein Balbierer eine Alster gehabt /
welche nicht allein menschliche Sprache gelernet / sondern auch das Geplerr /
Stimme und Schall der Thiere und Vögel eigentlich nachmachen und außdrücken
können / ja so gar den Klang der Seiten-Spiele / pfeiffen und Flöten / dermassen
/ daß sie auch die mensur in acht genommen und gehalten. Es war ein Edelman /
welcher auff sein Eheweib ein böses Auge hatte / und seiner Älster befohlen /
ihm anzumelden / wann ihre Buhlschafft bey ihr gewesen; als er nun einsmahls zu
Hause gekommen / habe ihm der Vogel zugeruffen: Juncker / der Buhler ist
dieselbe Nacht / da es so geregnet und gehagelt / wieder bey der Frauen gewesen:
Dann sie hatten / in dem der Ehebrecher ins Hauß kommen / das Keficht umbher
wohl zugemacht und bedecket / auch dabey mit Erbsen und Wasser auff die Älster /
von oben herab geworffen und gegossen.
Von der Krähen.
DIese Vögel werdë um̅ die Städte / Häuser / Üfer / Ströme / un̅ vielen mehr Orthë gesehen. Sie leben lang / nisten auff hohen
Bäumen / und thun sich nicht zusam̅en / wen jemand gegenwertig;
legë 2. Eyer / welche das Weib [174] lein mit solcher
Brunst außbrütet / daß ihm unterher die Federn davon außgehen / und deß Orths
gantz kahl wird: Sie speysen ihre Jungen / wann sie schon gantz Flück sind /
fliegen ihnen nach und vor ihnen her / und tragen grosse Sorge vor dieselbe /
welches dann die Jungen in ihrem Alter ihnen wieder vergelten / und ihnen die
Speyse mit grossem Fleiß zubringen: Sie fangen Fische / essen auch Fleisch / und
allerhand Früchte / dahero sie auch Allfresser genannt werden.
In dem das Weiblein brütet / wird es von dem Männlein gespeyset. Wan eins von
ihnen stirbet / vermischet sich das überbliebne / gleich den Raben / mit keinem
andern. Sie machen viel unlieblich Geschrey und Rumor / in dem sie immer ihre
Gewöhnliche Stimme hören lassen. Es ist ehmals eine auß Baeotien gebracht worden
/ welche viel zusammen gefügte Worte außsprechen kön̅en. Sie haben
Freundschafft mit den Storchen und Reygern mit welchen sie wieder den Fuchs
kämpffen / fliegen auch mit denselben über Meer. Tragen Feindschafft mit der
Nacht-Eulen / deren Eyer sie auß sauffen / mit dem Wiesel / so ihr Nest beraubet
/ und mit dem Rohrdommel / der sie erwürget.
Von dem Papagoy / und Aracanga, oder Ost-Indischen Raben.
DIe Papagoyen sind insgemein einerley eußerlicher Leibs-Gestalt mit dem geringen
Unterscheid / außerhalb der Grösse / Farbe / und absonderliche Merckzeichen / so
wohl in Federn / als an den Fittichen / wie auch dem Kopff / und darauff
stehendem Zöpflein. Werden derohalben in grosse und kleine unterschieden / und
in Betracht der Beschaffenheit ihrer Farben und Zöpffe unterschiedlich benennet.
Unter den Grossen finden sich gelbblaue / weißzöpffige / grüne / deren Flügel
oben roth sind und der gleichen. Unter den kleinen sind etliche Stumm / geben
gleichwohl einen Thon / so perroquet klinget / von sich / dahero sie auch
perroquetten genennet werden. Es gibt auch Papagoyen / die man Fahlköpffe /
Blaurothe / Fahlrothe / kleine grüne rohtgelbe / und dieser Arth gekapte nennet:
Und wer wolte alle derselben Gattungen herzehlen können? Sintemahl die
verständige Naturkündiger über die Hunderterley an grösse und farbe
unterschiedene Arthen angemercket haben. Die Alten haben davor gehalten / daß
sie allein in Indien gezeuget würden / und von dannen zu unß kämen. Zu Alexandri
deß grossen Zeiten / sind sie in Taprobana, und zu Neronis, in Quagada, einer
Insul in Mohrenland gesehen worden. Zu zeiten Diodori Siculi kamen sie auß
dem [175] eußersten Syrien herauß. Im Königreich Calecut
werden sie in solchem Überfluß gefunden / daß sie allen Reiß verzehren.
Deßgleichen sind sie in West-Indien in solcher Menge / daß es die Insul der
Papagoyen genennet worden. Das Königreich Senega hat ihrer auch keinen Mangel.
Wann sie in der Wildniß fliegen / essen sie Getrayde / Erbsen / Bohnen / den
wilden Saffran Samen / davon sie feist werden / allerhand Früchte mit harten und
weichen Schalen / auch Muscat-Nüsse / zu welchem Ende sie zum öfftern nach der
Insul Banda hinüber fliegen. Die zahme essen / was ihnen gegeben wird /
alß Fleisch / Brodt / insonderheit Zucker / trincken Wasser / aber doch lieber
Wein / durch welches Geträncke sie nicht allein muthwillig und truncken /
sondern auch auß der massen beschwätzt werden.
Sie halten mit dem Wolff Freundschafft / gehen mit ihm auff die Weyde /
imgleichen mit den Turteltauben / und Menschen / umb welcher willen sie in
America die Wälder verlassen / und sich zu den Häusern verfügen. Solange sie
nicht abgerichtet / ist ihre Stimme von keinem eigentlichen Klang. Ihr Verstand
kom̅et nahe bey den Menschlichen in Erlernung der Sprache /
wor [176] innen sie alle andre Vögel übergehen
/ sprechen die Worte sehr verständ- und deutlich auß / und solches noch leichter
/ wann sie innerhalb der ersten 2. Jahren unterrichtet / als wann sie alt
worden. Die faulen werden mit einem dünnen eysern Stäblein auff den Kopff
gesehlagen / sonsten empfinden sie / wegen ihrer Härtigkeit / die Schläge nicht.
Der Cardinal Ascanius hat einen umb hundert Gold-Cronen gekaufft / hat das gantze
Symbolum der Apostel hersagë / un̅ in unzerbrochener Ordnung
recitiren können. König Henricus der Achte in Engeland hatte einen Papagoy / der
fiel in die Temß / rieff umb Hülff / und versprach zwantzig Pfund Sterling: als
er nun geborgen und gerettet / befahl er / daß man dem / so ihm herauß geholffen
vier Schilling geben solte: Cardanus schreibet / daß sie die Eigenschafft /
etwas zuberahtschlagen haben sollen. Pherecides berichtet / daß die Männlein
auffmercken / und verrahten / wann etwa Gifft bereitet / und in ein Hauß
gebracht wird. Andre melden / daß umb die Insul Java Papagoyen zufinden / welche
das jenige / was sie gefragt worden / verstehen / und Antwort darauff geben.
Constantinus Manasses bezeuget / daß sie den Täntzern mit Bewegung ihres Haupts
/ und mit ihren gebognen und blinckenden Fittichen nachfolgen / welches die
Erfahrung bekräfftiget.
Von dem Vogel Aracanga oder Ost-Indischen Raben.
DIeser Vogel ist fast so groß als eine Taube / mit einem Schnabel Fingerslang und
breit / vornen zu scharff / und stehet das Obertheil über das Untertheil her /
fast eben wie beym Papagoy / schwartz und unter sich gekrümmet / hat weite
Naselöcher / und ein groß Maul / welchen er biß an die Augen auffsperren kan /
dergestalt daß die Öffnung mit dem Schnabel einen Triangel machet. Die Zunge ist
kurtz / die Augen auß dem schwartzen blaulecht / unter dem Kropff / welcher
breit / und an dem Halß hat er viel herabhangende schwartze fleischige Gewächse
/ wie Ditten eines Fingerslang / der Kopff ist mit dunckelbraunen / der gantze
Halß / Brust / Bauch / Leib und Ober-Schenckel mit fahlen Federn besetzet /
welche vornemblich auff dem Rücken / mit schwartzen / und gegen dem Schwantz mit
grünen untermenget: Hat einen langen schmahlen Schwantz von einer Feder: Die
Unterschenckel sind schwartz / eines Fingerslang / hat zwo Klauen / und die
dritte strecket er hinten an dem Fuß auß / daran sind schwartze scharffe Nägel /
die unter die [177] andre vermischete grüne Federn geben ihme
die eußerliche Gestalt der Farbe auß dem grünen. Sein Geschrey laut als kock /
kick / auch wohl kur / kur.
Von dem Vogel Quiraquerca.
DIeser Brasilianische Vogel ist so groß / als eine Lerche / jedoch scheinet er
etwas grösser / weil er längere Flügel und Schwantz hat; Sein Kopff ist plat /
breit und groß / die Augen gleichfals groß und schwartz / hat ein kleines
dreyeckig plattes Schnäbelein / oben etwas gekrümmet / oben und unter dem
Schnabel hat er rundherum einige außstehende Federn / eines Fingerslang / die
als Säubörsten anzusehen. Der Leib ist fast gantz rund / die Füsse bestehen in
vier Klauen / unter welchen die mittelste die längste / mit einem Nagel / so bey
allen schwartz / hörnicht / und wie ein Kam̅ gekerbet / versehen /
die Flügel sind einen halben Fuß / und der Schwantz acht Fingerlang / der gantze
Vogel ist auß dunckel Aschefarb / mit dunckelgelben / oder weissen Flecken
vermenget / hinten auff dem Kopff / und umb den Halß hat er einen goldgelben
Ring / die Klauen sind mit einem Häutlein zusammen gefüget.
Von der Brasilianschë Älster / Toucan, Xochitenacati, un̅ Guara.
DIe Brasiliansche Alster wird von etlichen Ramphstos, wegen ihres grossen
Schnabels / von andren Barbaren aber Pfefferfresser genennet. Die Grösse ihres
Leibes ist zwischen der Alster und Trostel / sein Kopff im Ansehen des Leibes
groß / dick und schwartz / der Schnabel breit / und zwo Handbreit lang / gleich
einer Sägen mit Zähnen versehen / und alles von vielen Schuppen zusammen
gesetzet / sehr dünner substantz, wie ein Häutlein / beynigt / gläntzend / hell
/ inwendig hol und weit / daß er viel Lufft fassen kan; welches die Ursach ist /
daß dieser Vogel keine Naselöcher hat / die Augen sind zimlich groß mitten im
Kopff / hat einen rauhen Halß / schwartze Flügel / die Brust gläntzet mit einer
goldgelben Farbe / vornenher mit etwas röthlichem vermischet / der Bauch und
Schenckel sind rother Farb / der Schwantz schwartz / jedoch beym Ende schön
roth. Er lebet vom Pfeffer / welchen er sehr begierig und geschwind verschlinget
/ den er aber wiederumb roh und unverdauet von sich gibt: Die Einwohner halten
diesen Pfeffer / (als welcher durch dieses vogels Krafft gemässiger werden)
besser / als den frischen: Man will sagen / daß wann er an die Ufer der Flüsse
komme / er auch kleine Fische mit seinem weiten und langen Schnabel fange /
fresse und verschlinge.
|| [178]
Von dem Toucan.
DIeser Vogel vergleicht sich in Grösse mit der Älster / hat eine gelbe Brust /
der übrige gantze Leib ist schwartz / hat einen grossen Schnabel / zum wenigsten
so lang / als eine Hand breit ist / außwendig gelb / inwendig aber gantz roth.
Er wird so zahm / daß er im Hause brütet / Jungen außhecket und erziehet: Er
isset vielerley Speyse / und fast allerhand eßbahres / so ihm gegeben wird / ist
sehr kurtzweilig / in dem er mit den Leuthen / und auch Kindern
im Hause spielet / und zuweilen artliche Possen machet / so daß die Brasilianer
sie gern in ihren Häusern haben / und viel davon halten / und findet man selten
ein Hauß darinnen dergleichen Vögel nicht anzutreffen: Er hat ein starckes
Geschrey / und kan mit einer so durchdringenden Stimme ruffen / daß mans gar
weit hören kan.
Von dem Xochitenacati.
ZU den obbeschriebenen gehöret auch diese Arth Vöget: Der Xochitenacati ist an
Gestalt und Besch affenheit der Tauben sehr ähnlich / hat einen [179] schwartzen scharffen Schnabel / wie auch dergleichen Augen / mit
einem gelben Strahl / die Flügel sind weiß und schwartz durch einander gefärbet.
Von dem Schnabel gehet ein schwartzer Strich nach der rechten Seiten der Brust:
Die Flügel sind vornenher gelbe / der gantze Leib ist auß dem weissen
bleichfärbig / außgenommen die Füsse und Schenckel / so braun / und die Nägel so
bleichweiß sind. Er hält sich bey den blühenden Bäumen / und nehret sich von
deroselben honigsüsser Feuchtigkeit / ziehet seine Jungen sehr treulich und
sorgfältig auff / und sind ihrer nicht viele zubekommen sondern wenig an der
Zahl und sehr rar, weßwegen sie von den Einwohnern sehr hoch geachtet
werden.
Von dem Guara.
ES finden sich zweyerley Geschlechte dieses Vogels / die einen Nahmen führen /
und doch unterschieden: Das erste hat die Grösse einer Älster / das andre eines
Reygers. Was das erste betrifft / hat selbe arth / einen langen / vornen krummen
/ Schnabel / und lange Füsse. Wann es erstlich außgehecket / ist es schwärtzlich
/ folglich wird es aschefarb / wann es aber anfänget zu fliegen / wird es
schloßweiß / dann wieder allmählich roth / biß endlich bey annahendem Alter
seine Federn purpurfarb werden / welche es auch also lebenszeit behält. Sie
leben von Fisch / Fleisch / und andrer Speyse / allzeit mit Wasser vermischet.
Sie brüten unter Tach / und fliegen bey Schaaren / in der Sonnen geben sie ein
schön blinckend spectacul von sich. Die Indianer bedienen sich ihrer Federn zu
Cronen / und andrem Zierath / so sie davon machen / womit sie dann / wonn sie
dieselben auff dem Haupt / oder am Leibe / tragen / sich nicht eingeringes
einbilden / und auff ihre Arth sehr damit stoltziren.
Die andre Gattung ist so groß / als ein Reyger / lebet auff dem Land und Wasser /
und wird in Brasilien umb den Fluß Marchaon, und Rio de Jeneiro, überflüssig
gefunden: hat einen Schnabel / so an Gestalt und Länge einë Pohlnischen Säbel
nicht ungleich / auß dem weissen Asch-farb / schwartze Augen / Halß und Leib /
wie der weisse Reyger / die Flügel endigen sich mit dem Schwantz / welcher kurtz
und abwerts stehet / die Schenckel sind lang / deren oberstes Mittel mit Federn
bedecket / das übrige aber kahl ist: Er hat an seinen Füssen vier Klauen / nach
gemeiner Arth / kurtze Nägel / und werden mit einem Häutlein zusammen gefüget /
die Schenckel sind kahl / gleich den Füssen auß dem weissen grau. Der gantze
Vogel ist mit schönen rothen Federn beklei [180] det /
allein die Schlagfedern der Flügel haben schwartze Zöpffe: Wann dieser Vogel
erstlich ausgeschlossen / ist er schwärtzlicher Farbe / hernacher wird er
Asch-farb / und folgends weiß / beginnet darauff allgemach roth zuwerden; in dem
andren Jahr seines Alters wird er Tauben-farb / oder Columbin, und wann er älter
wird / bekommet er eine schöne rothe Farbe: Er nähret sich mit Fischen und
Fleisch / und muß allzeit Wasser dabey haben. Die Brasilianer machen von seinen
Federn unterschiedlichen Zierrath zu ihrem Leib / welche sie nicht anziehë /
sondern den Leib damit behängen / und alsdann sind sie auffs schönste geputzet
und gezieret / und zwar am meisten auff ihre Festtage / Neu-Monden / und andre
heydnische Feyertage.
Von dem Vogel Cariocatacte, einsahmen Maußbicker / un̅ Amsel.
DIeser Vogel wird also genennet weil er mit keinem andren ausser der
Vermischungszeit sich gesellet / Gesnerus, Nyphus, und Aldrovandus melden / daß
die dritte Amsel / so Aristoteles beschreibet / von den Römern die Dreck-Amsel
genennet worden / und solches / (Wam wir dem Alberto glauben) dahero / weil
dieser Vogel sich in den Cloacken und heimlichen Gemächern auffzuhalten pfleget.
Er ist etwas kleiner / als eine gemeine Amsel / gantz schwartz / mit einem
länglichen Schnabel / der etwas gekrümmet / einem / nach proportion deß Leibes
kleinen / oben eingedruckten / und an den Seiten / nemblich an Augen und Ohren /
schwartzen Kopffe; unten am Halse ist er blau gefärbet. Das Weiblein ist gantz
dunckelfarb / an der Brust mit gelben Flecken gezeichnet / und ist dem Männlein
gantz ungleich. Aristoteles hat geschrieben / daß sie in Schalen / in testis,
und nicht in tectis, daß ist / auff den Tächern / sintemahl das griechische Wort
[Greek words] ein Irdin Geschirr oder
Schale bedeutet / ihren Wohnplatz haben. Albertus bezeuget / daß sie sich zu
andrë Sperlingen in die Mauren verfügen / und mit selbigen nach Speyse
außfliegen. Gesnerus sagt / daß sie in den Sandhügeln bey der See Lar nisten /
und sich zu keinen andren Vögeln gesellen. Es ist ein Sang-Vogel / und wird zu
Meyland und Genua wegen seines Gesanges umb groß Geld verkauffet: Bellonius
schreibt von einem / der so dick / als der Schnepffe Itias, und ist einiger
massen / wie ein Nachtigall / anzusehen / der Schnabel ist ründlich / weiß und
scharff / und am Ende schwartz / die Federn unter der Brust sind Dattelfarb /
mit Flecken besprenget: Der Rücken aschfarb / mit [181] goldgelben Sprenckeln; die Füsse dem Schnepffen gleich / der Schwantz rothlich
/ wie an der Nachtigall / welchen er / so bald er auß dem Neste genommen wird /
verändert. Sie nisten auff einsamen Klippen / und werden selten im flachen Felde
gesehen. Er hält sich auf gewisse Jahrszeiten unter Tach auff: singet bey Nacht
so wol als bey Tag / und absonderlich bey Liecht.
Der König Franciscus in Franckreich hielte dieses Vogels Gesang so hoch / daß er
keinen andren wolte singen hören / oder auch unterhalten / als diesen allein.
Diesem vergleichet sich am nächsten /
derjenige Vogel / welcher bey unß Steinrotel / oder Blau-Vogel genen̅et wird: Er ist auß dem Geschlecht der Älster / hat auch einen Stein-harten
Schnabel; Niemand hat jemals eine gantz blaue Amsel gesehen; Dieser ist so groß
/ als eine Spröwe / an der Brust / Bauch und Lenden blau. Der Schnabel ist
anderthalb Fingerlang / unter den Naselöchern dunckel-farb / unten mit einen
Häcklein / obenher gekrümmet / und wird das Untere vom Obertheil mehrentheils
bedecket; Er wohnet in den höchsten und rauhesten Schnee-Klippen / in Creta,
Cytarea, Coreyra, Zante, Cubea, und umb den Fluß Athesis. Er nistet an
abgelegnen einsamen Ohrten / un̅ leget seine Jungen / damit sie
vor [182] den Steinböcken gesichert seyn mögen / gar
tieff in die Hölen und Löcher: Es hat dieser Vogel eine sehr süsse / anmuthig-
und liebliche Stimme / welche im, Singen gar lustig anzuhören: Wann er umb
Mitternacht auffgewecket wird / singet er auff zusprechen und antreiben der
Menschen noch heller und frischer: Vor dem Herbst verändert er mit der Farb auch
seine Stimme / sitzet mit außgedehnten Flügeln / und murmelt bey sich selber /
ersinnet neue Gesänge / und vergisset der alten nicht. Seine Farbe verwandelt
sich umb die Winterszeit in schwartz-blau / im Frühling bekompt sie wieder ihre
vorige Gestalt: Wann er erwachsen / oder einmahl auß dem Nest / und in das
Fliegen gerathen / wird er hernach durch keine List noch Erfindung gefangen. Er
hat die Arth an sich / daß er / wie andre Vögel / den Menschen nach den Augen
hicket / behält ein Ding so wohl / daß er auch durch umbdrähen der Kehlen und
Stimme viel darnach weiset / und ist sein Gesang dermassen vortreflich / daß er
dadurch allenthalben in Werth und hohen Preiß gehalten / deßwegen auch von
grossen Fürsten und Herren gekaufft / und an ihren Höfen gehalten wird; und
solches noch mehr / wegen seiner Gelirnigkeit / maassen er alles was ihm
vorgepfiffen / oder sonsten vorgemacht wird / alsobald eigentlich nachzusingen /
und mit der Stimme außzudrücken weiß. Zu diesem Geschlecht gehöret auch die
rothe Trostel / die außländige / und gleich gearthete Trostel. Jene wird von den
wälschen Vogelstellern die Meer-Spree genannt / ist ein wenig kleiner: Der
Rücken / Brust und Oberflügel sind roth und Fleischfarb / der Schnabel / da er
an den Kopff gefüget / schwartz / das übrige incarnat, der Kopff krauß / Flügel
und Schwantz sind schwartz / die Orthfedern fast kastanien-braun. Das Weiblein
ist an Farbe bleicher / und nicht so hoher Farb / als das Männlein.
Sie sind eines niedlichen / feisten / und angenehmen Geschmacks.
Die frembde sind zweyerlen / als Brasiliansche und Indiansche: jene ist / der
grösse nach unterschieden / hat einen kürtzern Schnabel / ihre Leibes-Farb
(ausser dem Schwantz und Flügeln / welche schwartz sind) ist hoch roth / und
zwar im eußersten Grad dieser Farbe; der Schwantz lang / die Schenckel schwartz
/ der Schnabel sehr krum̅ / und inwendig gelbe. Die Füsse sind
grösser / als nach Proportion deß Leibes / dunckel / und etwas Aschefarb.
Diese die Indianische / so Apos genennet wird / hat einen Schnabel wie eine
Trostel / am Ende schwartz und krumm / unten an dem Kopff weißlecht / Kopff /
Bauch und Rücken sind hochrother Farbe / Schwantz und Flügel [183] schwartz / weßwegen er Schwartzroth möchte / genennet werden.
Sonsten gibt es / ausser vorerwehntë / noch vielerley Geschlechte der
Cariocatacten oder Trosteln / als nemblich die Berg-Trostel in Hochteutschland /
die etwas kleiner / als eine Schnepffe / die Pferde-Trostel / also genannt /
weil sie in den Wäldern die Würme auß dem Pferde-Mist herauß suchet / ist den
vorigen an Grösse gleich / aber bärtig: Die Zwiefärbige oder bunte / daher / daß
sie dunckel schwartz / und dunckel gelb gefärbet ist / also genennet.
Die gleicharthige sind zweyerley / kommen mit den gemeinen überein /
Meysen-Hicker und Meysen-Trosteln / also daß unnötig sich mit dero Beschreibung
länger auffzuhalten.
Von der Pica Glandaria, Caruba, und Acangtur.
DIeser Vogel hat einen schwartzen Kopff / mit weissen Flecken bemercket / der
gantze Leib ist bunt geflecket / auff-Arth und Weise / wie die Älster / jedoch
kleinern Leibes: Er bleibet den gantzen Sommer über / deß Winters aber fleucht
er hinweg / oder verbirget sich / und lässet sich nicht sehen / als biß auff den
Sommer / da kompt er vornemblich umb die Nüß- und Mandelnzeit hervor / von
welchen er den Nahmen hat / sintemahl diese Arth heisset Pica Glandaria, daß ist
/ Nußbeisser / massen seine absonderliche [184] Speyse
darinnen bestehet / und er solche sehr gerne isset: Wan̅ die grüne
Schelffen / und harte Schalen etwas weich / kan er sie artlich auffmachen / in
dem er ein rund Löchlein drein bicket / und dadurch den gantzen darinn
verborgenenen Kern herauß hicket. Sie fangen und fressen auch Fliegen / Mücken /
Ameysen-Eyer / und Spinnen: Ihre Neste machen sie in außgehölten Bäumen und
Löchern / Mauren / alten Häusern / da wenig Leute handthieren / oder gesehen
werden. Sie legen 3. oder 4. Eyer / welche sie mit sonderbahrer Brünstigkeit und
Zucht außbrüten / und wann sie außgehecket / aufferziehen: Sie bringen auch
junge Kuckuck auf / welche bißweilen in ihren Nestern gefunden werden; des
morgens sehr frühe singen sie auff den Gipffeln der Häuser / und solches
vornemblich im Früling; Jedoch wann ihre Jungen sind außgebrütet / wie auch im
Winter / wird kein Gesang von ihnen gehöret / und sind sie umb solche Zeit gantz
stille: Wann sie sitzen und brüten / und jemand bey ihrem Nest vorüber gehet /
fangen sie auß Furcht und Sorge / daß ihr Nest möchte zerstöret werden /
anzuruffen: sie sind an Gestalt und Farbe der Älster / an Grösse aber dem
Sperber gleich. Zu diesem Geschlecht gehöret auch / die Brasiliansche Pica
Caruba, wie dann auch Acangatura. Die erste ist ohngefehr / wie eine Taube /
groß / mit bunten Flecken / asch farb mit roth vermischet / rothë Schenckeln und
Füssen / frißt unter andren Würme / Ameysen und Nüsse / machet viel Geschrey und
Wesens in den Wäldern / hüpffet und springet von einem Zweig auff den andren /
mit einem Nachtrab der Jungen; Dann weil diese noch nicht vollkömmlich Flücke
sind / und der Mutter nachfolgen können / bleiben sie einen weiten Sprung
zurücke stehen / dadie Flucht der Flügel / so ihnen noch gebricht / ihnen
zustatten kom̅en solte / deßwegen schreyen und ruffen sie / als
die kleinen Kinder / ihrer Mutter nach / biß sie kompt / und die Jungen in den
Schnabel / und zwischen die Beine fasset / und über die distantz, davor sie
stehen blieben / hinüber führet. Die Alten pflücken vor ihre Junge die Nüsse von
den Bäumen / machen sie auf / hicken den Kern herauß / und stecken solchen ihren
Jungen / welche dann sehr begierig darauff gaffen / in den Mund. Am
kurtzweiligsten ist anzusehen / daß wann die Jungen eine Nuß abgebrochen / sie
gelauffen kommen und solche den Alten bringen / und zulangen / oder vor die
Füsse legen / selbe ihnen auffzumachen / und den Kern zugeben: Daß also die
Einwohner manche Lust / auß dem Gesichte der Jungen mit den Alten / schöpffen.
Was ihre Arth und Weise zu führen anlanget / auch sonderbahre Lie [185] be / so sie gegeneinander tragen / sind
seltsame Auffzüge: welche Geberdung sie dan̅ nicht allein im
wilden treiben / sondern auch / wann sie zahm / und in Häusern erzogen oder zu
denselben gewehnet werden / nicht unterlassen. Die Brasiliansche Acangatura ist
/ der Grösse nach / dem bunten Heister gleich / sein Schnabel ist eines
Fingerslang / dessen Obertheil ein wenig gekrümmet / im übringë aber
dunckel-gelblicht: Hat helle Augen mit einem duncklen Ring; Der Halß ist 2.
Fingerlang / der Leib 3. der Schwantz bestehet in 8. Federn / ist auch 8.
Fingerlang: Die Oberschenckel sind mit Federn besetzet / und anderthalb
Fingerlang / die untere gleicher Länge / an den Füssen hat sie 4. Klauen / eben
wie der Papagoy / die 2. kürtzeste inwendig / außwerts die beyden längsten / an
jedem Fuß: der gantze Kopff ist mit Federn besetzet / als ein Schopff / welche
in der Mitte nach der Länge biß an den Kiel dunckel / an den Seiten aber
gelblicht sind; Hinwiederumb sind die Federn am Halse und Flügeln in der Mitte
gelblicht / an den Seiten aber dunckel / das eusserste an den Flügeln ist fast
gantz dunckel / der Bauch / Rückë (ausser den Flügeln) die Oberschenckel / und
der Anfang der Flügel / haben in die Länge vierdthalb Finger / mit auß dem
weissen bleich-gelben Federn bedecket: Das übrige am Schwantz ist dunckel /
dessen eusserste Enden einen weissen Rand haben: Die Unterschenckel und Füsse
sind meergrün: Diese Vögel enthalten sich in Wäldern / woselbst sie viel Wesens
und groß Geschrey treiben; ihre Speyse sind Nüsse / Würme / Spinnen / Fliegen /
Ameysen / Reyß / Hirssen / und dergleichen. Sie brüten / hecken / führen und
erziehen ihre Jungen / gleich Vorigen. Die Weiblein sind so geyl / daß sie sich
/ wo sie nur eins Männleins gewahr werden / zu demselben gesellen / und zur
stunde nieder sitzen / und von ihme beschreiten lassen / welchen / wann es ihr
eigen Gatte ersiehet / und ohngefehr dazu kommet / oder ertappet / es alsobald
das frembde Männlein mit dem Weiblein so lange beisset und hicket / biß sie
beyde hart verwundet / einander zuverlassen zwungen werden: bißweilen wird auch
eines vom andren gar zu tode gebissen.
Es haben die Weib- und Männlein gantze Scharen Jungen umb sich herumb / die ihnen
nachfolgen: Dahero kompts / daß eine so grosse Menge solcher Vögel in dem Lande
befindlich / daß auch gantze grosse Wälder damit angefüllet werden / alldieweil
sie so geyl / und überflüssig im Erziehlen und Außhecken sind / daß auch die
Brasilianer und Einwohner daselbst ihre Last daran haben / dan sie fallen
bißweilen in solcher Menge auff daß mit Reyß / Hirß und andren Getrayde
besaamete Land / daß sie es gantz verderben / und verzehren.
|| [186]
Von dem grün Specht / und andren Arthen deß Spechts.
ES sind die Spechte insgemein fast alle einerley Gestalt / gleichwohl an Farbe /
und Leibes-Grösse / in Indianische und Ausländische unterschieden.
Die gemeine Spechte werden in allen Ländern / außgenommen Niederland / und wie
plinius meldet / in dem Tarentinischen gefunden. Sie haben alle insgemein kurtze
/ doch gar starcke Schenckel / an den Füssen vornen und hinten zwo Klauen /
welche nahe zusammen
men gefüget sind / damit sie die Bäume / darauff sie klettern / desto fester
begreiffen mögen / sie haben einen harten Schwantz / dessen Federn am Ende fast
gantz kahl sind / auff welche sie sich im Steigen / nicht weniger als auff die
Beine / stützen; Sie leben von Würmen / Mücken / und sonderlich von Ameysen /
dann sie stecken ihre lange Zungen in die Ameysen-Hauffen / welche dann sich
häuffig drauff setzen / werden also / wann sie die Zunge einzieh en / von ihnen
verschlungen. Wann sie schnurgleich auff die Bäume klettern (dann sie [187] rückling mit dem Bauch und Füssen auff den Bäumen /
hinter sich abhangend / wie die Katzen / hinauff lauffen) und mit ihrem Schnabel
darauff stossen / können sie gar leichlich an dem Klang mercken / ob auch Würme
/ oder sonst ichtwas zu ihrer Nahrung diensames / darinnen verborgen sey. Sobald
er an die Bäume hicket / mercket er alsofort / ob es ein durchgehend Loch sey /
oder nicht; Sie essen auch Äpffel / und Eicheln / aber kein Fleisch. Sie nisten
in Löchern / und wohl gar auff den besten Öhl-Bäumen / bauen ihre Neste mit
solcher Kunst / und hohlen sie dergestalt auß / daß das Loch nicht ründer mit
einem Zirckel von der Hand des besten Feldmessers könte gezogen werden / brüten
auff einmahl 6. oder 7. Jungen auß / welche der Schwere des Kopffes halber mit
dem Hintersten zu erst auß dem Topffe kriechen. Sie setzen sich niemaln auff
Stein / oder harte Klippen / damit sie ihre Klauen nicht darauff stumpff machen.
Scaliger bezeuget / daß sie auch / wie die Älster / schwätzen lernen / aber sehr
unverständlich / und mit grosser Beschwerlichkeit.
So viel den Grünspecht / welchen Aristoteles Kolion nennet / anlanget / so ist
derselbe so groß / als eine Turtel-Taube / hat einen schwartzen / harten /
starcken und scharffen Schnabel / zween Fingerlang / der Kopff ist etwas dick /
und die Platte theils mit rothen / theils schwartzen Flecken gesprenckelt: Die
Augen sind mit schwartzen und rothen Flecken umbgeben / der Rücken und Flügel
grün / jedoch mit etwas gelb vermischet / das unterste am Schnabel / wie auch
die Brust / Bauch und Schenckel sind bleichgrün / so daß sie scheinen / als ob
sie auß grün und weiß vermischet wären. Im Fliegen erhebt er sich über die
allerhöchste Bäume. Über das giebt es grosse Grünsprechte / mit krummen
Schnäbeln / welche mit unterschiedlichen Flecken an den Flügeln gezeichnet / im
übrigen aber den andren gleich sind. Auch findet man gelbe / Aschfarbe /
Blaufüssige / und unter den Gemeinen einige mit unterschiedlichen Merckzeichen
und Farben deß Leibes gleich auch dessen Grösse versehen / absonderliche
Gattungen / deren wir vor dißmahl nicht gedencken wollen. Den Maurspecht
betreffend / ist derselbe grösser / als eine gemeine Meyse / und dicker als eine
Spree / haben dicke und lange Füsse / und Klauen / deren vornen drey / und
hinten eine stehet / einen langen / dünnen und schwartzen Schnabel /
mehrentheils aschefarb: Der Bauch ist weiß / die Flügel sind roth und schwartz /
der Schwantz kurtz.
Er hanget an den Mauren der Thürne / und andren steinernen Gebäuden / samlet auß
deroselben Ritzen und [188] Löchern die Würme / nistet in
deroselben Löchern: Hat eine angenehme / liebliche Stimme.
Der Baum-specht ist an Grösse der Turteltauben gleich / in der Jugend ist er grün
/ wann er aber sein völliges Alter erreichet / und zu Jahren kompt / wird er
(ausser den Flügeln) über den gantzen Leib gelbe / das Haupt aber ist mit
schwartzen Strichen gezeichnet; Des Sommers lässet er sich sehen / wann aber der
Nordstern auffgehet / fleugt er hinweg: Wann er schläfft / hänget er an seinen
Füssen / damit er desto sichererer sein möge: Er isset Würme / gleich der Älster
/ dabey auch Feigen / dannenhero er Feigenfresser genennet wird: Wann einer / so
mit der Gelbsucht behafftet / ihn anschauet / stirbet er / der Krancke aber wird
dadurch gesund.
Sein Nest so er an die Bäume hänget / ist bißweiln von Wolle / oder auch Hen oder
Stroh / bald auß Hauff / und andren rauhen materie gemacht / solches bindet er
mit Flachs / Stroh / Seyden und Pferde-haaren / daß es Bestand hat / und siehet
auß / wie ein Bienenkorb. Belangend den ausländischen Specht / so haben die
Ost-Indianer dessen eine Gattung / so sie Alcatran nennen / welcher wegen Grösse
des Leibes und Schnabels sehr berühmt ist / sintemahl der Schnabel zwo
Spannnenlang / der am Ende scharff zugehet / die Federn am Leibe sind Asch-farb.
Ferner hat es eine Arth / Picutus genannt / dessen Schnabel grösser ist als der
gantze Leib / und da er an den Kopff gefüget / ist er drey Finger breit / ist
auch etwas gekrümmet / damit durchbohret er die Bäume / wehret und verthädiget
sich auch damit wieder die kleine Affen / man sagt / daß er an Statt der Zungen
eine Feder in seinem Schnabel habe.
Der Indianische Chlorio ist mehrentheils über den gantzen Leib her gelbe /
außbenommen die Crohne auff seinem Kopff / die blaue Flecken an seinem Schwantz
und Flügeln / seinen Schnabel und Füsse / welche gantz roth sind. In America
gibt es Spechte / die eine sonderbahre Krafft haben / das Hauptwehe zu curiren /
wann sie nemblich zur Speise genossen / oder auffs Haupt gebunden werden /
weßwegen sie Haupt-Vögel von den Einwohnern genennet werden / sie sind Aschfarb
/ haben rothe Häublein auff dem Kopff / dabey schwartze Flügel: Noch findet sich
eine Gattung / in weidhopffs Grösse / dunckeler Farbe / hat einen langen weissen
Schnabel / dreyer Finger lang / womit er die Bäume durchhacket.
In Neu-Gallicien gibt es Spechte / so klein und nicht viel grösser als eine Meyse
/ in solchem Überfluß / daß / [189] wann sie bey Schaaren
fliegen / und sich auff besaamet Land niederlassen / alle Kornähren und Geträide
des gantzen Landes augenblicklich auff einmahl davon verdorben und zernichtet
wird.
Von der Indianschen Spreen / Sturnus Indicus.
DIeser Vogel gehöret auch zu dem Geschlecht der Spreen / und wird Pterophoenicus
/ von den Indianern aber Acolchi genannt / davon schreibet Nierenberg also: Die
Schönheit deß Acolchi seiner Flügel und rothen Schultern / erhebet ihn über viel
andre Vögel selbigen Landes / dermassen / daß die Spanier ihn mit dem Nahmen deß
Commendators-Vogels beehren / alldieweil er die Feldzeichen der Reuterey nicht
uneben abbildet / und an den Seiten mit dergleichen Farben einher pranget.
Die andre von den Spaniern mit dem Nahmen Tordos bedeutete Gattung anlangend /
sind silbige den vorigen an Grösse / Farb und Beschaffenheit gleich / gesellen
sich auch zu denselben überall / wiewol die Achseln anfangs Goltgelb / nach dem
rothen ziehlend / scheinen / hernach aber im Alter sich gar in Goldgelb
verwandlen.
Wann sie in ein Käficht gesetzet werden / lernen sie die menschliche Sprache /
und schwätzen sehr artlich. Sie essen was ihnen vorkommet / jedoch mehrentheils
Brodt / und Indiansche Kornfrüchte. Es werden diese Vögel in kalten / und auch
warmen Ländern angetroffen. Sie vermehren sich häuffig / nisten auff hohen
Bäumen / ohnferne bewohnten Örtern und Städten / und nahe bey der menschen
Gesellschafft / woran sie sich sehr ergötzen / und dahin sie sich gerne begeben
/ wie auß folgender Erzehlung ferner erhellen wird. Ihre grosse Anzahl / wann
sie ins Wilde fliegen / ist den Einwohnern / an ihrem Geträide auff den
Baufeldern und Ackerbau über die massen schädlich; Dann sie verheeren und
verwüsten allen Saamen / wo sie sich bey tausenden setzen und niederlassen.
Sie fliegen und zwar vornemblich in warmen und am Meer belegenen Ländern /
vermessen darauff loß / da sie denen zu Pferde sitzenden oder zu Fuß gehenden
Menschen auff das Haupt oder Schultern sitzen / spreiten ihre Flügel auß / und
lassen sie gegen die Sonne gläntzen / beschauen sich dabey mit hin und wieder
kehren und herumb drähen / nicht anderst / als ob sie sich wegen der Schönheit
ihrer Federn etwas einbildeten / und solche den Menschen zeigen [190] wolten: Ja es scheinet / ob wolten sie denen zu Pferde oder Fuß
vorüberreisenden Gesellschafft leisten / und geben mit ihren Geberden
zuverstehen / als wann sie mit ihnen ein Gespräche halten wollen: welches dann
(wann sie den Einwohnern an ihren Früchten nicht so grossen Schaden zufügten)
ihnen eine sonderbahre Kurtzweil / und nicht geringe Gunst und Zuneigung zu
diesen Vögeln verursachen möchte: Weil sie aber wegen ihrer schädlichen
Zernichtung der Früchten / und grosser Anzahl denselben sehr verdrießlich fallen
/ werden sie gemeiniglich gefangen / getödtet / und / ohnangesehen ihr Fleisch
keine nützliche
noch liebliche Nahrung gibt / von ihnen auffgessen.
Sie schwätzen und spielen immerfort / es sey im Käficht oder auch freyer
Behausung / da ihnen zu wandlen zugelassen. Es scheinet fast / als ob einiger
menschliche Verstand bey ihnen zufinden wäre / dann in dem sie zum Schwätzen
abgerichtet / und im Lernen langsam erfunden werden / und nicht so geschwinde
daßjenige / so ihnen vorgesagt wird / begreiffen und nachsprechen können /
worüber sie dann außgemacht / und vor dumm und ungeschicket gescholten werden /
alsdann siehet man / wie sie den Kopff und Flügel sincken lassen / steiff [191] stehen / und traurig außsehen / als ob sie Läunisch
wären / in sich selbst murmelten / und den Worten nachdäpten / damit sie selbe
nachsprechen lernen / und herschwätzen möchten: Wann sie dann solche gefasset /
und außsprechen können / und deßwegen gelobet werden; schwingen sie die Flügel /
drähen den Kopff hin und her / hüpffen / springen und lassen allerley
Freudenzeichen der erlangten Wissenschafft / und verdienten Lobes halber /
verspüren.
Wann sie durch die Häuser lauffen und der menschen Gesellschafft gewohnet sind /
sonderlich wann sie zu plaudern abgerichtet / sind sie gar kurtzweilich /
leuthselich mit dem Gesinde / und spielen mit den Kindern / setzen sich auff
dero Schooß / und fliegen auff den Tisch / als ob sie mit dazu gehörten / wann
es Zeit zur Mahlzeit / sind sie fertig dabey / essen mit den andren Gästen /
welchen sie mit ihrem Geplauder / Possen und Anzeigung der Freundschafft
allerhand Kurtzweil machen / daß also die Einwohner / absonderlich die Spanier /
von sothanen Commendadors-Vögeln / sehr viel halten. In der Vermischung sind sie
sehr unkeusch / brüten und hecken / gleich unsren Innländischen Spreen.
Von dem AEgyptischen Vogel Ibis.
MAn gibt vor / daß dieser Vogel die Menschen / und zwar anfangs die AEgyptier /
am aller ersten das sonderbahre Hülff-Mittel / zu Clystiren / gelehret / und
durch sein Exempel gezeuget haben solle / massen / wann dieser Vogel
Verstopffung des Leibes hat / füllet er seinen Halß mit Peckel und vielem
saltzigem Meerwasser / stecket seinen Schnabel hinten in den Affterdarm /
zwinget also daß Wasser von hinten zu in seinen Leib / setzet ihm selber ein
Clystier / wordurch er purgiret wird / Öffnung bekommet / und also sein Gedärme
reiniget, Er ist an Leibes-grösse / und vielen andren Beschaffenheiten deßfals
dem Storchen sehr ähnlich / doch hat der Ibis einen krummen Schnabel; Seinen
Auffenthalt hat er am Ufer des Flusses Nili in AEgypten.
Er hat einen hefftigen und tödlichen Haß und Streit wieder die Schlangen / nach
dero Brüt und Jungen er sehr begierig ist: Dahero kompts / daß die AEgyptier ihn
Vorzeiten vor einen Abgott geehret / wann dieser Vogel gefangen / und auß dem
Land weggeführet werden wil / hungert er sich selbst zu tode.
|| [192]
Von dem Wulp, und Cocco Thraustis Indica.
DIeser Wasservogel hat eine sehr eigentliche Gleichheit mit dem Täucher / ist
doch grösser und dicker / wie auch feistern Leibes / hat kleine Flügel / welche
an dem Leib zur Seiten herab hangen / ihr Gefieder ist rauch / und bißweilen
gelber / dunckeler und brauner Farbe / auch hat er einen breitern Schnabel /
welcher scharff / und rundherumb gleichsam mit Sägenweiß gesetzten Zähnlein
versehen / womit er die weiche Rinde von den Bäumen / bevorab den Weyden-bäumen
abschehlet / und verzehret: Sie gehen auch auf den Fischfang / so ihnen zur
Speise dienen müssen / dann sie tauchen unter Wasser / da
sie sich ohne Athem holen oder Lufft schöpffen / eine lange Zeit aufhalten
können. Wann sie von den Wasser- oder Land-Raubvögeln verfolget werden / tauchen
sie unter / und wann sie wieder empor kommen / legen sie sich biß an die
Naselöcher obenher dem Wasser gleich / kompt dann der Stoßvogel auff sie an /
tauchen sie wieder unter / dergestalt / daß sie nicht leichtlich können gefangen
werden. Sie nisten un̅ brüten in den hohlen Wurtzeln der Bäume /
und bewachsenen Ufern und Teichen / legen ihre Eyer / und hecken auff Arth und
Weise der Tauch-entlein auß. Haben ein weiches / wohlgeschmacktes Fleisch / und
geben gute Nahrung: Aber wegen ihrer Arglistigkeit werden sie selten gefangen.
|| [193]
Noch findet sich ein außheimisches Geschlecht mit dickem Kopff / und schwartzem
Schnabel / der Rücken ist mit drey oder viererley Farben / als nemblich gelb /
röthlich / aschefarb-grau / mit roth vermischet / unterschieden: Die vier Federn
an seinen Flügeln / sind oben am Ende schwärtzlich / die Brust nahe am Haupt mit
einem weissen Ring umbgeben / aller seiner Federn Wurtzeln sind blutroth / und
hat nur drey Klauen an seinen Füssen: Inwendig ist er den Geträid-essenden
Vögeln durchhin gleich.
Von dem Cocco Thraustis Indica.
DIeser Indiansche Vogel wird von den Einwohnern bey Cabo Verde Fruso, von den
Portugiesen aber Cardinals-Vogel genennet / weil sein Haupt mit einem
Cardinals-Hut scheinet gezieret zu sein / er hat dreyeckige krause Löcke auff
dem Kopff / rother Farbe / womit auch der Halß / Brust und Bauch gefärbet. Die
Ecken seiner Flügel sind bleichroth: Nach seiner Leibs-proportion hat er einen
langen / und kleinen Finger breiten Schwantz / der einwenig über sich gerichtet
stehet / kurtze weisse Schenckel / starcke Nägel / welche dabeneben etwas
gekrümmet.
Er nehret sich von Buchweitzen / Mandeln / und Maur-rauten / und nimmet die
Speise / so ihme gereichet wird / auß der Hand. Die Stimme andrer Vögel bevorab
der Nachtigall weiß er artig nachzumachen.
Er lässet sich zum öfftern herab ins Wasser / seine / wie es scheinet innwendige
Hitze etwas zumässigen. Wan̅ ihm ein Spiegel vor die Augen
gehalten wird / und er seine Gestalt darinn erblicket / machet er einen
wunderseltzamen Schall / lässet seine Haube niedersincken / strecket seinen
Schwantz auß / nach Arth der Pfauen / beweget die Flügel / hat seltzame Geberden
/ und fleucht nach dem Spiegel zu. Die Portugiesen haben mit diesem Vogel
kurtzweilige Zeitvertreib / dann sie setzen 3. oder 4. Spiegel in einen
zugemachten Orth / stellen den Cardinals-Vogel mitten darzwischen / daß er bald
an dieser bald an jener Seiten / in dem er sich hier und dar herumb drähet / in
die Spiegel siehet / alsdann machet er ein so frembdes närrisches Geschrey / und
seltzame Auffzüge / mit Außdehnung seines Schwantzes und Federn / mit seinem
fliegen / und Geberdung bald gegen diesem / bald jenem Spiegel / daß alle / die
es anschauen / zu einem übermässigen Gelächter beweget werden / un̅ ihre sonderbahre Ergötzlichkeit daran haben / und dergleichen Kurtzweil und
Possenspiel bey ihren Gästereyen sich gebrauchen / dan es solte sich dieser
Vogel / wann die [194] Spiegel nicht bey Seite gethan würden
/ auff solche Weise zu tode fliegen. Zu diesem Geschlecht gehöret auch der Vogel
/ welcher des Sommers in Italien / deß Winters aber / oder in der Herbstzeit in
den hochteutschen Wäldern gesehen wird / und sich an Grösse fast der Spreen
vergleichet / hat einen harten Schnabel / welcher seines Leibesgrösse nach zu
rechnen / zimlich groß / sein Kopff ist obenher Pomerantzenfarb / unter dem
Kropff hat er einen schwartzen Flecken / einen asche-farben Halß / goldgelben
Rücken / seine Flügel sind an den eussersten Enden auß dem gelben grünlecht /
wie der Ring an den Ringel-tauben: Der Schwantz ist am Ende weiß / unten
goldgelb / Bauch / Brust und Kopff / sind dergleichen Farbe.
Von dem Löfler.
DIeser Vogel vergleichet sich an Grosse dem Reyger / der Leib ist wie ein
feistleibige Henne / doch mit einem dickern Kopff / und einigen langen
herabhangenden Federn / kleinen Augen / mit einem goldgelben Strahl / hat einen
mittelmässigen langen Schnabel / an dessen eusserstem Ende die Gestalt zweyer /
auffeinander gestürtzeten Löffel / erscheinet / dahero er den Nahmen eines
Löflers bekommen: Sein grosser und dicker Kopff ist auß dem weissen aschfarbig
anzusehen / wie auch der gantze Leib; hat lange Naselöcher / mit einer weit
voneinander gehenden Kählen / wann er das Maul auffsperret. Die Füsse sind gelb
/ mit drey gespaltenen Klauen / welche durch zwischen-durchgehenden Häutlein
zusammen gefüget sind / unterschieden / an dero Ende braune scharffe Nägel / die
hinterste und vierdte Klaue strecket er / ohne Häutlein / hinter sich auß /
welche dann sehr scheinbar / und mit dergleichen scharffen Nagel versehen
ist.
Von dem Hahnen und Huhn.
NAchdemmahlen die Beschaffenheit / Gestalt / Unterscheid der Farben und Grösse /
sowohl auch das Eyerlegen / dero Unterscheid / das Brüten und Außhecken der
jungen Küchlein / nebst der Weise ihrer Vermischung / und Züchtungs-arth / so
sich bey Hahnen und Hühnern eräuget / dem günstigen Leser / der ichtens zu
Verstand und Jahren gelangt / nicht unbekant sein muß / in dem solche in unser
Gegenwart / bey unß und benachbarten Landen und Königreichen in Menge gezeuget
werden / und zwar einiger Unterscheid an Grösse und Gestalt befunden wird /
gleichwohl auff einerley Weise außgebracht und gehecket werden / außgenommen an
einigen [195] außheimischen Orthen / allwo sie in Kuhmist
außgebrütet / und durch Menschen-Hülffe außgebracht werden; So halten wir
unnötig / das Papier mit dessen Beschreibung anzufüllen.
Die Außheimische betreffend / wollen wir ihre vielfältige unterschiedliche
Gattung zu betrachten vor uns nehmen / und deren etliche wenige vorstellen.
Aristoteles meldet / daß die Hadrianische Hüner auff unterschiedliche Arth
gefärbet seyen / und alle Tag ein Ey legen / aber dabey ihre Küchlein
todtbeissen: Die Atheniensische legen grossen Fleiß an / dieselbe auffzubringen:
Die Zwerg oder Kriechhüner / wie
auch die kleine Ost. Indische Hünlein / werden bey uns gesehen / und von andren
Orthen hergebracht.
Auch finden sich Tanagrische / Lydische / Rhodiser / Chalchidische / Midiceische
und Alexandrinische Hüner. Von den Tanagreischen werden wegen deß Kämpffens
vornemblich die Hahnen gepriesen / welche den Lydiern an grösse / und an Farbe
den Raben gleich sind / können an Grösse und Muthigkeit mit den Englischen
verglichen werden: Dann hier zu Lande werden die Englische Hanen und Hüner vor
die besten gehalten. Die Lombardische treten mit hohen Beinen herein / und sind
mit [196] goldgelben Federn bedecket. Im Königreich
Tarnassery sind die Hahnen und Hühner dreymahl grösser als hier zu Lande die
unsrigen. In Jamaica geben sie weder an grösse / noch Geschmack den Pfauen
ichtwas bevor. In Thessalonica wird eine Gattung Hühner gefunden / so allzeit
stum und niemahln gaxen / oder krähen; in einer gewissen Morgenländischen Stadt
giebt es Hühner die da Wolle tragen / und sind weisser Farbe. Im Königreich
Mangi haben sie schwartze Haare / so den Katzenhaaren gleich. Die Gestalt und
Beschaffenheit aller dieser sowohl in Ost-als West-Indien / befindlichen / wie
auch der Chinesischen / Japonschen / Pernanschen und Guineischen herzuzählen
würde beydes langweilig und verdrießlich fallen. Die innerliche Stücke sind
durch ihren angenehmen Geschmack und vielfältige Geniessung ihres Fleisches
mehrentheils jederman bekant worden; nur allein haben die Hahnen ihre testiculos
unter der Leber / die Hüner aber oberhalb deß Steusses. Die Gebähr-mutter hat
ein 2. faches Loch / das unterste / durch welches das Ey wann es zur
Vollkommenheit gelanget / herauß gehet / daß oberst und inwendige / welches
unter dem Diaphragmate seinen Anfang nimbt / und seine vollkommene Form zu
erreichen / inwerts gehet / endet sich und lieget an der lincken Seiten deß
Rückgrats / dann die rechte Seite / und der Mittelpunckt des Bauches ist mit den
Därmen erfüllet.
Ihre Nahrung und Speise ist bekant / sie essen auch gerne Weintrauben / und
Feigen / wovon sie unfruchbar und rotzig werden. Ihre Vermehrung und dero
Beschaffenheit anlangend / so ists ein geiler Vogel / und soll der Hahn auf
einen Tag wohl 50. 60. ja biß 80. mahl treten: Bißweilen in Ermangelung der
Hühner setzet er sich auff Phasanen / Rebhühner / ja ein Hahn auf den andrë /
und werden alsdann beyde verbrandt. Die Hahnen so in Herculis Tempel unterhalten
und erzogen wurden / flogen niemahls nach den Hühnern Hebes, welches
immerwehrend zwischen beyden Tempeln fliessender Strohm / hinüber / als wann sie
durch die Geilheit dazu angetrieben worden. Wann der Hahn das Huhn zu besitzen
ankompt / leget es sich an die Erde; nach der Vermischung schüttet das Huhn die
Federn / machet sich krauß / und stäubet also den auß der Vermischung
entfangenen Dampff wieder von sich.
Von ihren Eyern / Geschmack / Grösse / Unterscheid / und gebrauch zur Haußhaltung
/ und sonsten / ist ferner etwas zugedencken unnötig; Deßgleichen auch von ihrem
Brüten / allein dieses ist kurtzweilig zusehen / wann dem Huhn Enten-Eyer unter
geleget und von [197] ihm außgebrütet worden / selbiges
alsdann anfänglich seine Arth nicht kan unterscheiden / biß die außgeheckte
junge Endtlein / ihrer Natur nach / das Wasser suchen / und die Glucke als
entrüstet / und mit Verwunderung an dem Wasser-rand ihren vermeinten Küchlein
nachsiehet. Der Hühner Stime ist veränderlich / umb die Legezeit gaxen sie / umb
die Brütezeit glucken sie / und kräen / wann sie wollen getreten sein.
Es lässet sich bey den Hahnen ihrer Weiber halben eine sonderliche Eyfersucht
vermercken / wobey sie eine grosse Königliche Macht erzeigen / lassen auch
keinen frembden Hahnen auß der Nachbarschafft ihre Hühner treten / sondern
fangen darüber mit ihnen ein grimmiges Gefecht an / ohnerachtet sie / wann sie
die benachbarten Hühner können habhafft werden / solches selber nicht
unterlassen. Die Muthigkeit und Streitbarkeit / sampt dero Arth und Weise im
kämpffen und fechten ist männiglichen bekant. Zu Pergamo würde davon jährlich
ein Schauspiel gehalten; Darauß hat Miltiades den Griechen einen vortreflichen
Sieg wieder die Perser verkündiget. Themistacles sein Kriegsheer wieder die
Persianer angefrischet. Die Mahometaner so in denen / umb die Stadt Tarnassary
belegene Dörffern wohnen / haben ein seltzahmes Gewette und Kurtzweil mit ihren
sehr grossen Streit-Hahnen / so sie darauff halten / und setzen bißweilen 10.
Dukaten gegeneinander / vor den jenigen / dessen Hahn im Kampff den Platz
behält. Der Überwinder an beiden seiten / erzeiget seinen Trotz und
Hertzhafftigkeit durch seiner Augen Funckeln / Auffrichtung des Halses / und
muthiges Krähen; Der Überwundene krähet nicht / nachdem sein Muth ihm entfallen
/ hält mit der Stimme ein / und verstecket sich / als durch die Schamm betäubet
/ in das erste Loch / daß er findet.
Der Hahn erschröcket mit seinem Krähen / die Löwen / Panther-Thier / und
Basiliscken. Über das wäre noch viel vom Hahnen und Hühnern zu schreiben /
welches dem geneigten Leser bey andren Schribenten nachzusehen belieben
wolle.
Von dem Tauben.
DIß Geschlecht der Tauben insgemein wird allenthalben gefunden: Vor alters waren
sie überflüssig in Assyrien bey der Stadt Ascalon, und wurden deß Orthes vor
heilich gehalten / und war bey Straffe durch ein Gesetz verbotten / selbe zu
tödten oder zu essen. [198] Imgleichen in der Insul Cypern /
Paphos, Cythera, Sicilien / und Cuido, darumb daß sie der Abgöttin Veneri bey
den Heyden geheiliget waren. Ich geschweige allhier die Tauben-Insul / so in dem
Tyrrhenischen Meer belegen / wie auch die Lucanische Insuln da gantze Schiffe
mit Tauben beladen worden; So dann das Königreich Peru, Fessa und andere.
Es kan der Tauben Eigenschafft nach dem eusserlichen nicht wohl unterschieden
werden / es sey dann das man sie innerlich beschauet / jedoch wird an der
schwachen Stimme die Taube / und an der groben der Tauber erkant. Das
Paaren deß Taubers und Tauben geschiehet auff vorgangenes Schnäbeln / bißweilen
wann der Tauber 2. oder 3. Tage weggewesen / ohne dasselbe. Wegen der Zeit ihrer
Vermischung / Brüt / und Außheckung sind unter den alten und neuen
Naturkündigern als Plinio, Aristotele, und Alberto, ungleiche Meinungen; jedoch
kan die heutige Erfahrung / und jetziger Taubenhändler Befindung den besten
Außschlag geben. Sie legen 2. biß 3. Eyer / auß deren erstem / der alten Meinung
nach / ein Tauber / auß dem anderen aber eine Taube außschlieffen solle: Sie
brüten und hecken in warmen Ländern öffters [199] zehen oder
zwölff mahl in einem Jahr. Es ist kein Wunder / daß zu Marci Varronis Zeiten
fünfftausent Tauben in einem Tauben-Hauß unterhalten worden / sintemahl in wenig
Jahren 10. Paar zu einer solchen Anzahl sich vermehren können. Das Brüten wird
beydes von dem Tauber und Tauben verrichtet / massen der eine des Tages / und
die andre des Nachts sich drauff setzet: die Tauben übertreffen an Keuschheit
alle andre Vögel / dan̅ ob ihrer schon viel in einem Tauben-hauß
wohnen / so wird doch keine mit eines andren Gatten sich vermischen: Dannoch
sind die Tauber ohne Ursache Eifersüchtig / bald stecket ihm der Kropff voller
Klagen / bald schmecket ihm die Speise nicht / dann gehet es wieder an ein
Schnäbeln / und suchet sich das Weiblein mit dem Männlein wieder zu versöhnen /
un̅ demselben Adtrag zu thun / darauff schicket sie sich
wieder zur Wollust: Sie haben beyde ihre Jungengleich lieb / wann die Taube zu
langevom Nest bleibet / wird sie von dem Tauber drauff getrieben / gestraffet /
und gezwungen. So bald die Jungen außgeschloffen / geben sie ihnen saltzige Erde
/ so sie auß dem Harnwinckel hervor suchen / zuessen / damit erwecken sie bey
ihnen die Fruchtbahrkeit und Lust zu essen / wodurch auch die Dauung besser
befordert wird. Im Fliegen bleiben sie allezeit beysammë / es geschiehet aber
solches nicht hoch / noch weit / ohnerachtet Bellonius schreibet / daß sie in
Paphlagonien so hoch in die Lufft fliegen / daß sie sich auß dë Gesichte
verlieren: Dieses habë sie an sich / wan̅ sie vom Adler verfolget
werden / ist es ein hochfliegender / so erwehlë sie das niedrige un̅ die Erde / ist es ein niedriger Adler / suchen sie die Höhe und freye Luft.
Wan̅ eines von ihrem Geschlechte in die Irre gerathë / helffen
sie ihm wieder zu recht; es sind diese zahme Tauben / vor Alters / un̅ noch heutiges Tages an statt der Post- oder fliegenden Bothen
und Brieffträger gebranche worden / durch solches Mittel ist / auff einen Tag /
die Überwindung Taurosthenis an seinen Vatter / welcher von Bruto belägert war /
vom Berg Olympo biß nach AEgina, und in Mulina alle geheimnissen im Läger deß
Romischen Burgermeisters verkundhafftet worden. Gleicher massen hat sich die
Stadt in ihrer Belägerung dieses Mittels bedienet. Der Tauber wird an seiner
Farb / und Kurren erkant: Sie haben einander sehr lieb / welches im Brüten zu
sehen / da sie einander sehr freundlich begegnen / und mit allerhand Hülff und
Beystand sich diensthafft erzeigen. Ja der Tauber läst sich nicht verdriessë /
um das Nest vor sein Weiblein den Kampf anzutreten / bißweilen streiten zween
umb eine Taube / und welcher den Platz [200] behält / hält
sich nachgehends zum Weiblein.
Die Tauben sind unterschiedlicher Geschlechte / und Nahmen: Es gibt wilde und
zabme / Kirchen- und Hauß-Tauben / welche nach ihrer Arth / und Gestalt / sowohl
/ als ihrer Farbe / Gefieder / und andren Eigenschafften absonderliche Nahmen
haben / beydes in Unsern / als auch andren außheimischen Landen: Dann es finden
sich Kropff-Tauben / Rauchfüssige / Mon-Tauben und Dreyer / von dero
mannigfaltigkeit / Schönheit und Eigenschafften von den alten zu ihrer Zeit /
sowohl als von heutigen Liebhabern bey unser Zeit viel geredet / und wie vor
alters / also heutigen Tages / viel Geldes dadurch verthan worden.
Zu dem Geschlecht der Tauben gehören auch die Turteltauben / deren in heiliger
Göttlicher Schrifft / so offt meldung geschiehet: Wie dann auch die
Ringeltauben.
Die Turteltauben sind an Leibes-Gestalt nicht unterschieden / sondern nur allein
an der Farbe / und Zeichen des Gefieders: Der Türckische Käyser hat ein paar /
sonderbahrer Gattung an König Henricum in Franckreich geschicket. In kalten
Ländern sind sie weiß: Zu unsern Zeiten ist ein paar gesehen worden / von
welchem das Weiblein weiß / das Männlein aber Aschfarb gewesen: Die gemeinen
sind / ihrer gewöhnlichen Farbe nach / bekant. Die Indianische und andre
außländische sind unterschiedlicher Farbe / und sprecklicht. Sie werden
allenthalben gefunden / jedoch an einem Orthe mehr / als am andren. In
Mohrenland sind sie so häuffig / daß sie mit ihrem Schatten die Sonne
verfinstern: Ihre Wohnung ist auff hohen Bergen / und machen ihre Nester in
hohen Öhl- und andren Bäumen / wie die Ringeltauben. Beyderley Vermehrung kompt
überein: Sie legen deß Jahrs zweymahl / Männlein und Weiblein brüten
wechselsweise: Wann die Jungen drey Monat erreichet / werden sie fruchtbahr;
Ihre Speise sind Eycheln / Oliven / und essen über die massen gerne Gersten:
Wann sie gezähmet / ist Semmelbrodt in Wein geweichet / ihre angenehmste Speise.
Ihre Stimme ist kurren. Männlein und Weiblein fliegen allezeit zusammen / eben
wie die Ringeltauben / und wann eines von ihnen stirbet / paaret sich das
überbliebne nicht wieder / sondern trauret sein Lebenlang / die Ringeltaube
setzet sich hernach gar auff keinen grünen Zweig mehr.
|| [201]
Von dem Fincken / Schnepffen / Rauchbart und Wachtel.
DEr Fincke ist am Vordertheil deß Kopffs / und Halses dunckelblau / nach dem
Steuß zu grünlecht / Brust und Bauch sind zwischen roth und braun: Das Weiblein
ist dunckler / und nicht so heller Farb / die Brust und Bauch ist zwischen roth
und weiß. Man hat auch wohl gantz weisse gesehen / wie auch einige / so auß dem
weissen gelblecht. Deß Winters lieben sie mässige Kälte / des Sommers sind sie
gern an warmen Orthen: Dann die übermässige kälte machet die Weiblein so matt /
daß in Schweitzerland man sie mit der Hand greiffen kan.
Sie nisten auff den untersten Zweigen
der Bäume / futtern ihre Neste inwendig mit Wolle / und Spinneweben / außwendig
mit Moß; legen 5. oder 6. Eyer. Sie haben keine gewisse Weise zu singen / die
Männlein haben eine helle und starcke / die Weiblein eine kleine und schwache
Stimme: Wegen ihrer Arglistigkeit sind sie schwer zu fangen / auch nicht leicht
zu bändigen / hungern sich offtmahls zu tode.
Zu diesen gehören die Bergfincken / und Hänfling: Jener ist auff dem [202] Kopff / Rücken und Schwantz schwärtzer / die Brust und
Kopff röther / als der gemeine / die Flügel sind mit röthlichen Strichen
durchzogen.
Der Hänfling ist an Grösse und Gestalt einer Mensen gleich / eisengrauer Farbe:
So auch deß Gesneri rother Hänfling / und Aldrovandi Meer-Hänfling. Die
Rohrfincken / die sich im Schilff auffhalten / ihre Speise ist Leinsaamen /
Hauff-Rüb-Kohlsaamen / Buchweitzen / Canarisaamen und Habergrütz: Umb die
Herbstzeit kommen die Fincken mit dem Ost-winde in Niederland / und werden in
grosser Anzahl gefangen und verzehret.
Etlichen werden mit einem glüenden Eisen die Augen außgebrandt / welche dann in
Käfichten vor die Fenster gehangen werden / und deß Morgens mit singen / sich
und andre lustig machen.
Die Schnepffen sind zweyerley Land- und Wasser-Schnepffen. So sind auch
Hartzbicker / und Trichas / der Ilias-Schnepff und der gleichen. Der Hartzbicker
/ ist grösser / als andre Schnepffen und etwas kleiner / als eine Taube / Kopff
und Flügel sind dunckelfarb / die Federn bey dem Schwantz mit gelb vermischet /
und über den gantzen Leib sprencklich. Aldrovandus hat / wie er schreibt / eine
gesehen / so an den Schlag-Federn der Flügel / und am Schwantz so weiß war / daß
es geschienen / als wäre sie gantz weiß; gleichwohl war das Haupt / Rücken und
Flügel Aschfarb: Ihre Nahrung ist Gummi und Hartz von Dannenbäumen. Des Winters
nehren sie sich vom Saamen fruchtbahrer Bäume / und sind sonderlich begierig
nach den Wachholder- und Vogel-Bern: werden zu allen Zeiten bey unß gesehen.
Die Trichas, oder Haar-Schnepffe hat den Nahmen von ihrem Geschrey / ist an
grösse und Gestalt fast einer Trostel gleich / hat einen gelblichten Schnabel /
Maul und Zunge sind gleichfals gelb / der Halß ist Aschefarb mit schwartzen
Flecken besprenget / der Rücken grün und grau / über das Mittel hat sie
schwärtzliche Federn / bey dem Steuß Aschefarbe / der Schwantz ist gantz
schwartz / die Flügel sind theils schwartz und roth / der Halß und Brust
unterschiedlicher Farben. Im Sommer wird sie selten gesehen / deß Winters aber
sind sie häuffig in Engeland anzutreffen / zu allerletzt kommen sie in die
Schweitz: Ihre Nahrung sind Wachholderbeeren / Stechpalmen- und Vogelbeern.
Sie haben ein lautes Geruff / fliegen bey Schaaren / und machen im Fliegen ein
groß Geschrey.
Die Ilias-Schnepffe ist über den Rücken her gantz dunckel / die Brust ist [203] verschiedentlich gefärbt der Bauch in der Mitte
weißlecht an den Seiten roth / wie auch unter den Flügeln / der Schnabel ist
inwendig gelbe. Sie nisten in Ungarn / und Böhmen / halten sich auch häuffig in
Sand-hügeln auff. Zu Anfang des Winters fliegen sie hinweg / etwa vierzehen Tage
nach den Hanrschnepffen oder Pilares / begeben sich in die Schweitz / und kommen
umb Ostern wieder. Sie nehren sich von Weinbeern / und thun dem Weinstock
grossen Schaden.
Die Wasser-Schnepffen haben ihren Auffenthalt bey den Pfützen / Sümpffen /
Morassen / und öffters an den Sand-Hügeln und See-Stranden / sind alle auff
einerley Arth gefiedert / haben / ausser geringer Veränderung einerley Farbe /
und etwas längere Beine / und Schnabel / auch kleinere Köpffe / als die
Landschnepffen / essen kleine Fische / Schnecken / und Würme / und dergleichen.
Der Brasiliansche Rauchbart ist ein Vogel vom Geschlechte der Phasanen / fast
brauner Farbe / wie ein Rebhuhn / ha??? lange Flügel / und einen langen
einfärbigen Schwantz / der am Ende weiß ist / einen schönen wolgebildeten
Schnabel / der am Ende krum und spitzig / oben / unten / und rund umb den
Schnabel her / stehen etliche spitzige Haare / oder stachlichte Federn in
zimlicher Länge und Zahl hervor / wovon er den Nahmen / Rauchbart / bekommen:
Ist etwas kleiner als ein Rebhuhn / der gantze Vogel gläntzet von Schwärtze /
außer den Flügeln / welche mit etwas grünem vermischet. Sein Fleisch ist weich /
niedlich / und wohlgeschmackt / und wird bey den Brasilianern und Portugiesen /
so delicat, als Phasanen / oder Rebhühner Fleisch / gehalten.
Die Wachtel ist von obigem Vogel darinnen unterschieden / daß sie grössern Leibes
/ und ungleiche Klauen an den Füssen hat / auch der Rauchbart den Steuß über die
Endung der Flügel herauß stecket / welche doch bey den Wachteln mit gleich
außgehet / diß umb soviel mehr / weil die Wachtel etlicher massen unter die
Meer- oder Wasser-Vögel gerechnet werden können / wie solcher Unterscheidt in
der Figur vor Augen gestellet / wird: Dieser Vogel ist seiner Farbe / Gestalt
und Eigenschafften nach bey uns fast jederman bekant / insonderheit ist er wegen
seines wohlschmeckenden Fleisches / und Anschlagens seiner Stimme /
berühmet-Etliche setzen ein Männlein in ein Käficht / hängen solches an die
Häuser / so fänget es des Morgens sehr frühe sein Wachtel geschrey an / welches
sehr annehmlich zu hören / und an statt einer Uhr dienen kan. Diese Vögel
haben [204] grossen Mangel an Weiblein / dahero die
Vogelsteller oder Weideleuthe mit einem Wachtelpfeiflein des Weibleins Stim̅e nachahnen / so kom̅en die Männlein alsobald
gelauffen / un̅ werdë leichtlich gefangen. So bald die Jungen auß
dem Ey geschloffen / fliegen sie kurtz darauf herumb / und suchen ihre
Nahrung.
Von der Bachsteltze / Meyse / Canari-Vogel / Zeißgen / und Distelfincken.
DIe Bachsteltzen / so von der stetigen Bewegung des Schwantzes ihren Nahmen
bekommen / haben alle die Arth an sich / daß sie herumb fliegen und Fliegen
fangen / daher sie sich gern bey Wassern und Weiden finden lassen. Faventius und
Massa haben hinterlassen / daß das Pulver dieses verbrandten Vogels ein
sonderbahr bewehrtes Mittel wieder den Blasenstein sein solle. Ihre Farb ist
weiß und gelbe / wohin auch die Spipola, Sparda und andre Fliegenfänger können
gezogen werden. Die weisse hat einen langen Leib und Schnabel / dabey einen
schwartzen Zopff auff dem Haupt / solcher ist am Weiblein Aschfarb / der Kropff
gelbe / im übrigen ist es dem Männlein gleich: Sie folgen zum öfftern dem Pflug
nach / damit sie die Würme auß der Erden klauben. Die gelbe sind zweyerley Arth:
Die erste hat einen kleinen Kopff / nach der proportion deß Leibes zurechnen /
brauner Farb / einen länglichten schwartzen Schnabel / kurtze Flügel / der Bauch
ist etwas weiß und gelb / die Federn der Flügel schwartz / und in der Mitten
überzwerg weiß / der Schwantz ist gespalten und länger / als der gantze Leib.
Die andre Gattung hat einen schmalen Schnabel / so schwartz / und vornen etwas
krum / und ist vom Kopff biß an den Hintern gelber als die erste. Der Kopff und
Rücken sind fast Eisenfarb / daß Kinn ist mit einem weissen Flecklein / gleich
als einem Bart / gezeichnet.
Der Meysen (als eines gar zu wohl bekanten Vogels) Gestalt und Gefieder insgemein
/ erfordert keine Beschreibung. Sie werden in Hauß- und Wald-Meysen
unterschieden: Albertus schreibet / es werden einige gefunden / die oben auff
dem Kopff roth sind. In der Insul S. Thomas gibt es grüne / die singen. In Meden
ist ehemals ihrer eine so grosse Anzahl gewesen / daß die Einwohner auß dem Land
/ weiln diese Vögel alles Geträide verzehret hatten / anders wohin ziehen
müssen. Zu Delfft in Holland werden zu Zeiten auff einen Tag mehr als 100. auff
eines Brauers Kornboden gefangen. Ihre Nahrung ist Geträide / Saatkorn / Gersten
/ Flie [205] gen / Schnecken / Pferdefliegen / Wespen
/ Käfer und Bienen. Die Männlein sind sehr geil / leben derhalben selten über 1.
Jahr / die Weiblein aber länger. Scaliger hat gesehen / daß eine Meyse 10. mahl
in einer Stunde in ein Mauerloch geflogen / und das Werck der Liebe mit dem
Weiblein verrichtet: Aldrovandus aber hat solche Vermischungin einer Stunde wol
zwantzig mahl gesehen. Der Autor dieses Buchs erzehlet / daß als er einmals mit
seinem Vatter auff dem Lande gewesen / und sie miteinander vor dem Hause
gestanden und discuriret / er gesehen / daß das Weiblein so offt getreten worden
/ daß es als
krafftloß zu ihrer beyden Füssen herab gefallen. Sie nisten unter den Ziegeln der
Tächer / in Maurlöchern / wie auch / ihre Jungen sanfft unterzubringen und zu
legen / in Heu und Federn; Zu zeiten nehmen sie die Schwalben-Nester ein; Ihre
Stimme ist zwitzern. Sie lieben den Menschen sehr / und können von den Kindern
gewehnet werden / daß sie ihnen von ferne nachfliegen / sich auff ihre Hände
setzen / auß ihrem Munde essen und trincken: Wann sie bedränget / sollen sie
sick zu den Menschen wenden / un̅ Schutz bey ihnen suchen.
Xenocrati [206] fiel einer in den Schooß / welcher von
einem Habicht verfolget worden: Es gibt vielerley Gattung der Meysen / weisse /
gelbe / bunte / weißschwäntzlein / Berg-Meysen / wilde Ringel- und Indianische
Meysen / und dergleichen.
Der Canari-Vogel hat von den Canarischen-Insulen / wovon er zu uns gebracht wird
/ seinen Nahmen: Ist so groß als eine gemeine Meyse / mit einem weissen /
kleinen und spitzigen Schnabel: Die Flügel und Schwantz sind bißweilen grün. Das
Männlein hat mehr gelbes auff der Brust / Bauch und auff dem Kopff / als das
Weiblein: Muß mit Canari-Saamen / Zucker und Alsine, oder Hühnerdarm / wornach
er besser singet / gefuttert werden. Sie singen laut und starck / mit einer
zusammenhangenden Stimme / hoch und niedrig / welche sie mit unterschiedlichen
Veränderungen zu biegen wissen: Die Kleinleibige mit einem langen Schwantz /
sind die besten. In Holland sind diese Vögel bey gantzen Zuchten auffgebracht /
so daß nun mehr dieser Arth ein grosser Überfluß jedoch alle zahm / alda
zufinden; Einige / die sie abgerichtet / haben nicht geringen Verdienst davon
genossen: Sie lernen auch Melodeyen und Lieder pfeiffen / dergleichen sind wohl
vor 60. 80. ja 100. Gülden verkauffet.
Das Zeißgen ist ein Vögelein mit einer gelben Brust / zimlichem / doch dün̅- und scharffen Schnäbelein / hat zween schwartze Flecken / einen
an der Stirnen / den andren unter dem Schnabel; Deß Männleins Flecken sind viel
schwärtzer / ist auch auff dem Leib viel gelber / als das Weiblein. In kalten
Ländern wird es selten / oder niemahls / auch nicht alle Jahr in Italien
gesehen. Es isset gerne Conyza-Saamen / sonsten hat es mit dem Distelfincken
einerley Speise.
Sie nisten in den Wäldern oder auff dem Gebirge / legt 4. oder 5. auch / nach
etlicher Meinung / 12. Eyer.
Sein Gesang ist sehr lieblich / und macht es nicht allein deß Distelfincken /
sondern auch andrer Vögel Stimme nach. Sie fliegen Schaarsweise / und werden in
dem Herbst leichtlich bey gantzen Hauffen auff einmahl gefangen. Der Distelfinck
ist / (gleich dem Zeißgen) ein Vögelein / so man in gewisse dazu gemachte
Häuslein setzet / daran zwey Eimerlein hangen / welche auff und nieder gehen /
in das eine wird das Essen / in das andre das Trincken gethan / solches lernen
sie selber auffziehen / und mit den Klauen halten / biß sie satt gegessen oder
getruncken haben. Ihr Gefieder und Farb ist grau und dunckel / die Flügel sind
Saffran gelb / mit schwartz unterzogen / der Haupt-Zopff ist schwärtzlicht / der
Schnabel [207] scharff / roth / und bey seiner Endung
dunckel. Das Weiblein hat Aschfarbe Flügel / und einen weissen Kropff. Sie
fressen Klettensaamen / Zwiebeln / Rauten und Kartendistel-Saamen / vom
Hanffsaamen werden sie so fett / daß sie nicht mehr singen können. Sie nisten in
den Stämmen der Bäume / brüten im Majo, Junio und Augstwonat / doch hält man die
/ so im letzten Monat außschlieffen / vor die besten: sie legen bey 8. oder 9.
Eyer. Wann ein Männ- und Weiblein zusammen in einen weiten Käficht gesetzet
werden / so gesellen sie sich / brüten und zeugen Jungen. Sie singen allezeit /
am allermeisten aber / wann sie jemand ihres Geschlechtes singen hören; Fliegen
Schaars Weise bißweilen wohl 2000. Meilen weit.
Von der Nachtigal / Krametsvogel / Thumpffaffë un̅ Goldam̅er.
INter allen Wurmfressenden Sing-vögeln führet die Nachtigall billich den ersten
Preiß / die vornembste heisset Hypalais, die andre / so ihr am nächsten kommet /
Atricapilla.
Die Gestalt ist unnötig zu beschreiben / weil sie überall sich sehen lässet und
also genugsam bekandt ist: An ihrer Zungen fehlet das eusserste Punctlein / und
hat solche schärffe nicht / wie andre Vö [208] gel.
Das Weiblein ist an Gestalt dem Mänlein gleich / jedoch fället jenes bißweilen
mehr auff Aschfarb / wie auch die Jungen / diejenige / so von Schwenckfeld die
grosse genannt wird / ist fast gantz Aschfarb / und hat wenig rothes.
Ihr eigentlicher Unterscheidt sowol in der Farb / als Grösse ist nicht leichtlich
zuerforschen / jedoch sagt man / daß des Männleins rechtes Auge grösser sey /
als das lincke. Sie werden durch die Anmuthigkeit des Frühlings angereitzet /
ihre natürliche Geburts-Glieder zur Ziehlung zu kitzeln / ausser dieser Zeit
aber lassen sie sich nicht sehen: Man hält beständig davor / daß die am
lieblichsten singet / und den Gesang mit langem Athem außhält / auch öffters
auff einem Bein stehet / und unbeweglich stehen bleibet / sey das Männlein: Das
Weiblein springet hin und her im Käficht / und bringet einen kurtzabgebrochnen
schwachen Gesang hervor: Ihre Wohnungen und Auffenthalt sind unterschiedlich /
etliche in Wäldern welche gemeiniglich die grössesten sind / andre auff Bergen /
wieder andre an sümpffigen Orthen / in Hägen oder Zäunen / etliche an flachem
ebenen Lande. In Irrland und Batavien gibt es keine. Zu Athen sind sie in
solcher Menge / daß sie einen Nahmen davon erlanget / und Athenienser Nachtigaln
genennet werden. Der Ardenner Wald ist auch damit gantz erfüllet: Wann der
Sommer kompt / lassen sie sich nicht mehr sehen / umb den Herbst verbergen sie
sich gar biß an den Frühling: werden theur verkauffet / bevorab / wann man
vermuthet / daß es Mänlein / so den Winter über in dem Käficht gewohnt haben:
Ihre Speise sind Würme Ameisen und dero Eyer. Im Käficht essen sie harte Eyer /
und Brodtkrohmen oder Brosamen. Ihre Neste machë sie länglich im Frühling /
Meyen / und Anfang deß Sommers / bißweilen an der Erde unter den Hagen der Zäune
/ und Stämme der Bäume / bißweilen in grünen dicken Sträuchen / nehmen dazu die
Blätter von Bäumen / Kaff un̅ Moß / legen insgemein 6. Eyer / wann
sie brüten / singen sie nicht mehr / wie Aristoteles zeuget. Albertus hält das
Wiederspiel. Hesiodus berichtet / daß sie nicht weniger durch die Lieblichkeit
ihres Gesanges / als durch auffsitzen deß Leibes / ihren Eyern Geist und Leben
mittheilen. Plinius schreibet: Wann die Felder / und Blätter an den Bäumen
zugrünen anfangen / singet die Nachtigal vierzehen Tag und Nacht beharrlich
aneinander. Ist ein Vogel / welcher in Ansehung seiner natürlichen Sing-Kunst
ein Wunder der Natur / und aller Musicanten Instrumenten und Künste übertrifft
und ihrer gleichsam spottet / sintemahl in einem so kleinen Leib [209] eine so starcke Stimme ist / und solches nicht einfältig / oder
auff einerley Arth / sondern bald nach der Sing-Kunst ordentlich eingerichtet /
dann ihre Stim̅e völlig / grob / klein / geschwinde / langsam /
und mit läuffen / auff gantze / halbe / viertel Thonen / wunderlichen
Musicalischen durchschnitten / hoch / mittelmässig / kurtz / tieff / bebend /
und sonst auf allerley manier verändert wird: Die Jungen sitzen / und geben
Achtung auff der Alten-gesang / machen ihnen nach / was ihnen vorgemacht wird /
und verbessern sich von tag zu tag biß sie zu gleicher Vollkommenheit gelangen.
Martyr sagt / daß sie in Hispaniola / und der Insul St. Jaen. jahr auß jahr ein
singen / die Thracier glaubten / daß sie umb Orpheus Grabmahl viel heller
singen. Die jungen Käysere haben ehemahln Nachtigaln gehabt / welche Griechisch
und Latein gekunt. Sie murmeln bey sich selber / und lernen im̅er
etwas neues / es seyen melodeyen / Läuffe / oder Worte. Zu Regensburg ist eine
gewesen / welche die Worte / so sie bey Tage gehöret / bey Nacht in
hochteutscher Sprache außgesprochen / daß mans gar wohl verstehen können. Die
Weiblein brüten ihre Jungen bey stetem singen in dem Nest auß. In Holland gibt
es Vögelein / die ihre Stim̅e nachahnen / ist aber bey weitem
nicht so kräfftig / un̅ werden Bastartnachtigaln genennet. Zu Rom
ist ehmals eine schnee-weisse Nachtigal / dergleichen dann sehr selten gefunden
worden / vor 150. Eronen erkaufft und bezahlet / und folgends des Käysers
Claudii Gemahl / Agrippinae verehret. Es sind Nachtigaln gefunden worden /
welche / auff jemands Befehl / und Zusprechen / gesungen / und ihren Gesang so
viel herrlicher erhoben / sovielmehr Beliebung auffzumercken sie bey den
Anwesenden verspüret haben / sonderlich aber wann solch ihr Gesang mit Flöten /
und musicalischen Instrumenten ver gesellschafftet worden.
Von dem Kramets-Vogel ist unnötig viel zuschreiben / massen derselbe zum theil
unter die Schnepffen mit gezählet wird. Sie weichen nicht weit von unß / sondern
bleiben nahe bey unß; daß sie auch / nach etlicher Meinung / schorffig werden
solten / ist ohne grund / und behalten ihre Federn. Deß Winters werden sie in
den Hecken ertappet; in Teutschland werden sie den gantzen Winter durch gesehen:
Und zu solcher Zeit sind sie alle einer Farbe / im Sommer aber umb den Halß bunt
/ da sie dann sehr hell und lieblich singen.
Ihr Fleisch ist guter Nahrung und angenehmen Geschmacks.
Sie lernen plaudern und Liederchens fleuten. Es muß aber dieser ihr Schnabel und
Füsse Pomerantzenfarb sein.
|| [210]
Der Thumpfaff / oder wie er sonsten genennet mag werden / singt ebenmässig gantz
lieblich / und kan gar füglich einige Lieder zu pfeiffen unterrichtet werden /
wie er dann in Hoch- und Niederteutschland viel in Käfichten gefunden / und zu
solchem Ende unterhalten wird. Mit diesen und dergleichen Vögeln werden die
Vogel-Häuser in grosser Herren / und sousten vermögender Liebhaber Lustgärten /
außstaffiret.
Der Goldammer ist ein wenig kleiner / als die Schnepffe / oder Krametsvogel /
lebet von einer rothen Frucht / ist oben auff dem Kopffe schwartz / hat einen
goldfarben gläntzenden Schnabel / gleicher Farbe sind auch seine Federn / die
Ortfedern an den Flügeln sind auß braun gelb gläntzend: daher er den Namen /
Goldammer oder Goldfincke bekommen: Er machet sein Nest so zierlich und behende
/ daß es nicht zuerkündigen / nachzuspüren / wo er auß oder einflleucht:
Wann sie sich paaren wollen / fliegen sie bey Schaaren.
Von dem Kiwitt / Graßmücken / Guckauch / und Wachtel.
DEr Kiewitt ist seiner Gestalt und Gefieder nach wol bekant / dann seine Federn
sind dick / braun / und auß dem schwartzen grünlecht / an dem Bauch sind sie zum
theil weiß / hinten auff dem Kopff hat er ein kleines übersichstehendes
Häublein: Man hat auch Schnee weisse / und noch andre ohne Häublein gesehen.
Sein Flug ist schnell / und seine Stimme wird durch seinen Nahmen / Kiwitt /
außgedrucket, Seinen Auffenthalt hat er bey Seen / Ströhmen und Flüssen / hält
sich im flachen Felde / sonderlich in Heyden / und kompt nicht ins Wasser.
Er isset Würme / Fliegen / Käfer / Wespen / Häuschrecken / und ander Ungeziefer;
Verschlingen auch weisse Steinlein. Deß Sommers fliegen sie eintzeln / deß
Winters bey Schaaren / und zwar in grosser Anzahl / so daß sie gantze Felder
bedecken. Haben stumpffe Flügel / und machen bey ihrem Flug ein grosses
Geschrey. Wann sie brüten / oder Jungen haben / und jemand sich zu ihrem Neste
nahet / fliegen sie auff ihn zu / stellen sich / als wolten sie die Jungen
verlassen / biß sie den Frembden von den Jungen und Nest hinweg gebracht haben.
Ihre bunte Eyer werden im Frühling auffgesuchet / und vor lecker Bißlein theur
verkauffet. In Franckreich werden sie zur Speise genossen / und dem
Hasen-Fleisch gleich gehalten; Werden auch so feist / als wann sie gemästet
wären; Gesnerus sagt / er habe sie gegessen / und gut am Geschmack / aber
schlechter Nahrung [211] befunden; deß Winters werden sie
auch bey unß gefangen / un̅ zu tische gebracht.
Die Graßmücke / welche groß und braun / übertrifft im Gesang die andren.
Bellonius wil sagen / daß sie im Singen der Nachtigal sehr nahe komme. Es finden
sich einige / so etwas kleiner / und grüner Federn sind. Sie fangen Würme /
Fliegen / Raupen / kleine Spinnen an und auff den Zweigen der Bäume / sitzen
selten auff der Erden / deß Winters verlieren sie sich gar. Der Guckauch leget
seine Eyer in ihre Nester / welche dann die Graßmücke außbrütet / und die Jungen
als seine eigene anfferzeucht: Auch finden sich eine
Gattung / die an der Brust weiß / und einen aschfarben Kopff hat / diese machen
ihre Nester auß Flachß: Imgleichen schwartzköpffige / deren Haupt in der Jugend
röthlich / und hernach schwartz wird. Die Weiblein behalten allzeit einerley
Farbe. Noch finden sich einige mit weissen Bäuchen / und kleinen Augen / machen
ihre Nester in Hecken / und ziehen deß Winters hinweg: Aldrovandus aber hat eine
Gattung angemercket / welcher der Nahme der Graßmücken eigentlich gebühren solle
/ diese machet ihr Nest unier dem [212] Graß in runder Form,
leget im Meyen offtmahls fünffe / bißweilen auch 7. grüne mit kleinen Stippen
unterschiedene Eyer / und wann sie mit einem Finger angerühret werden / lässet
sie dieselbe unaußgebrütet liegen.
Diese ist groß / obenher gantz Asch-Farb / im übrigen aber weißlicht und
Aschfarbig durcheinander eingesprenget: Der Zopff ist mit schwartzen Stippen
geflecket.
Der Guckauch ist nach Aristotelis Lehre / vom Geschlecht des Habichts / wie er
dann demselben etlicher massen gleichet: Plinius hingegen wiederspricht solches
/ in Ansehung er vom Habicht verfolget und getödtet wird. Es finden sich
zweyerley / so an Grösse unterschieden. Sind an Farbe / nicht aber an Klauen und
Kopff dem Habicht / sonsten aber der Leibes-Beschaffenheit nach / mehr der
Tauben gleich. Jedoch / wird niemand / weiln sie offt gesehen werden / und wohl
bekannt sind / sonderliche Beschreibung ihrer Gestalt erfordern. Sie werden in
allen Ecken und Enden der Welt / außgenommen Morenland und America, gefimden.
Deß Sommers haben sie nach Arth der Vögel / in dero Neste sie ihre Eyer zulegë
gedencken / ihren Auffenthalt auf den Bäumen / Steinklippen / und an den Ufern
der Ströhme: Deß Winters verstecken sie sich in die Höle der Erden / Steine und
Bäume: Es wird zur Kurtzweil erzehlet / daß / als einsmahls ein Blockholtz / so
inwendig hohl / in den Ofen / einzuhitzen / gesteckt worden / ma??? einen
darinnen verborgenen Guckauch ruffen gehöret.
Sie fressen Fliegen / Raupen / Getraide / und Fleisch; Dahero sagt man / daß die
jungen Guckauche / der andren Vögel / so sie außgebrütet / ihre Jungen ja die
Alten selber / wann sie erstlich erwachsen / auff fressen.
Er ist kalter Eigenschafft / und leget zu Zeiten ein oder zwey Eyer / und solches
in der Ringeltauben / Lerchen / Gelbfincken / und absonderlich deß Graßfincken
Nest / welche dieselbe / nicht aber der Guckauch selber / entweder wegen seiner
natürlichen Kälte / oder wegen seiner Furchtsamkeit außbrüten. Etliche vermeinen
die Ursache / daß er seine Eyer in frembde Nester lege / komme daher / daß ihme
aller andren Vögel wieder ihn tragende todt Feindschafft bewust / und auch die
allerkleinste ihn plagen / deßwegen er sich dieser List gebrauche / damit sein
Geschlecht nicht möge untergehen. Es ist auch eine sonderliche Gattung / so in
den Klippen nistet: Deß Winters / wann sie sich / nach Arth der Schwalben und
Bären verstecken / sind sie nackend / und ohne Federn / sitzen / als wann sie
gepflückt wä [213] ren / in den hohlen Löchern / und
ernehren sich mit deme / waß sie im Sommer erworben und zusammen getragen haben.
Das junge Guckauchs Fleisch ist lieblich / und auß der massen weich. Ihre Flucht
ist kurtz abgebrochen / und bleiben niedrig bey der Erden.
Sie ruffen nichts / als ihren eignen Nahmen; Ihre Stimme wird etlicher Orthen biß
zu Ende des Heumonats / und umb die Zeit St. Johannis Tages gehöret. Was die
Wachtel anlanget / wollen wir deroselben Beschaffenheit / Gestalt und Farbe
dieses Orths nicht berühren. Das Weib- und Mänlein sind etlicher massen an Farbe
unterschieden / das eine ist etwas Erd- und rothfarbiger / dem andren ist der
Schnabel brauner / und mit mehr Haaren besetzet / auch die Füsse weniger gelb.
Diese Arth ist in der Insul Delus, wie auch Arabischen Meerbusen hoch Mohrenland
/ Medera und Caprea in grosser Menge befindlich. Bey der Stadt Cerampolis sind
sie in solchem Überfluß / daß es heutiges Tages Porto de Qualeis, daß ist /
Wachtel-Hafen genennet wird. Sie werden in grosser Menge auß Africa ins
Neapolitanische geschüchtet / fallen auff die Schiffe / daß mann sie mit den
Händen greiffen kan.
Und dieses waren eben die Vögel / an welchen die Kinder Israël, als sie in der
Wüsten herumb schwebten / Gott versuchten / und nach Fleisch schryen / den Todt
gefressen / dergestalt daß sie zur Straffe bey tausenden / da sie das Fleisch
noch zwischen den Zähnen hatten / dahin fielen. Sie fliegen langsam / und wann
sie reisen / haben sie einen Heer-Führer / Ortygometra genannt / welcher / so
bald er an den verlangten Orth kompt / und vom Habicht ersehen wird / demselben
zum Raub und Speise dienen muß.
Von der Meve / Rebhuhn / Kämpff-Hahnen / und Spreen.
DIe Meven sind in Ansehung ihrer Leibs-Gestalt sehr wohl bekannt: Jedoch sind sie
ihrer Farbe und Grösse nach unterschieden / wovon sie ihre absonderliche
Benennungen erlanget. Die Fisch-Meven finden sich überflüssig / bey Seen /
Strande deß Meers / Pfützen und Ströhmen / und solches am allermeisten bey
vorstehendem oder gegenwertigen ungestümen Gewitter. Neben den Fischen essen sie
auch Muscheln / welche sie in die Lufft führen / und auff die Steine herabfallen
lassen / damit sie zerschmettert werden: imgleichen Heuschrecken / Spinnen /
wovon sie das Tarentinische Land befreyen und reinigen: In Liguria thun sie den
Oliven grossen Schaden.
|| [214]
Sie machen ihre Nester in den See-Klippen und Felsen / auß welchen süß Wasser
fleußt oder quellet. Deß Sommers legen sie 2. oder 3. Eyer. Ihre Flucht ist
behend und schnell / dannenhero Mercurius von Homero dem Larus, welches in
griechischer Sprach eine Meve heisset / vergleichen wird. Wann sie auff die
Fischer zufliegen / hält mans ein Zeichen eines reichen Fischfanges; Daher sagt
man / daß sie mit den Menschen Freundschafft halten / weil sie gern beym
Fischfange sind / und Fische essen: Sie fliegen hoch in die Lufft / und wann
Wind vorhanden ist / fliegen sie gegen denselben. Es gibt aschfarbe / Sterling /
weisse / schwartzköpffe / gantz schwartze / Fischer / und dergleichen mehr /
welche an Farbe / Gestalt auch grösse und kleinheit deß Leibes einiger maassen
unterschieden sind: Wozu dann auch die Cataracta, und Cepphus müssen gerechnet
werden: Die erste wird darumb also genannt / weil sie mit Gewalt auff ihren Raub
niederfället / ist etwa so groß / als eine kleine Meve / jedoch stärcker /
weisser Farb / und dem Tauben-Habicht gleich. Der Cepphus hat einen braunen
Schnabel / am Ende gekrümmet / kleine braune Augen / Kopff / [215] Halß / Brust / Bauch nebst den Schenckeln sind auß dem weissen und
rothen mit einigen durchgehenden gelben und braunen Flecken sprencklicht / die
Füsse / und das daran befindliche Fleisch / sind dunckelfarb / und ist er an
Leibsgestalt der Meven ähnlich.
Er hält sich am Meer auff / und nehret sich von dessen Schaum. Folgt dem
Stockfisch nach / wegen der kleinen Fische / so sie mit ihren Zähnen zerreissen.
Ist dermassen erschrocken / wann er donnern höret / daß er sich auß der Lufft
ins Wasser stürtzet.
Der Rebhühner / oder Feldhühner Beschaffenheit / eusserliche Gestalt und Gefieder
achten wir unnötig zu beschreiben: Sondern allein ihrer Unterscheidt / und
Nahmen / als da sind / rothe / aschfarbe / Damascenische weisse Feldhühner / und
Haselhühner / die Feldhühner sind sehr geil / wann das Männlein nur ein Weiblein
höret oder siehet / oder nur seine eigene Gestalt in einem Spiegel erblicket /
so entgehet ihm der Saame / sie legen 18. 19. biß 20. Eyer in ein Nest / und
wann deren einige zerbrechen / stehlen sie andren Vögeln ihre Eyer / ihre Zahl
wieder zuerfüllen; Sie legen dieselbe in den welchen Staub auff der Erden nieder
/ verzäunen ihr Nest mit Dornen und Sträuchen / damit sie von andren Thieren
nicht beschädiget werden. Wann daß Weiblein brütet / versteckt es sich vor dem
Männlein / damit nicht durch dessen Geilheit und Begierde zu treten / die Eyer
zerbrochen werden. Wann der Weidman sich zu dem Neste des brütenden Feldhuhns
nahet / so läufft es ihm entgegen / fält ihm zu seinen Füssen / und stellet sich
schwach und kranck / hebt sich alsdann einmahl hervor / und fält wieder zu Boden
/ als ob es Mangel an seinen Flügeln / oder Füssen hette / alsdann läufft es
einwenig nach dem Vogelsteller zu / und wann ers greiffen wil / weichet es
zurück / biß solang es ihn seitwerts vom Nest abgeleitet / und den Jungen raum
gemacht / sich in die Hecken zuverkriechen / und zuverstecken. Auch haben die
Jungen / wann sie mercken / daß man sie gesehen / einen listigen Fund an sich;
Sie legen sich auff den Rücken / nehmen einen Erdschollen zwischen die Beine /
womit sie sich bedecken (weil sie bey unß / und an mehr Orthen / gemeiniglich
Erdfarb sind) daß man sie nicht wohl sehen kan. Gesnerus meldet / daß die
Rebhühner in diesem Stück zubelachen seyn / daß sie meinen / wann nur der Kopff
bedecket ist / könne man den übrigen gantzen Leib nicht sehen.
Hiezu können auch die Hasel-Aur-Birck und Schnee-Hühner füglich gezählet werden /
deßgleichen die Kramets-Vögel und Phasanen / welche alle gute niedliche Speise
darreichen / [216] und den Rebhühnern an gutem Geschmack
nichts bevor geben. Wann der Phasan seinen Schnabel in die Erde stecket / lässet
er sich bedüncken / er sey gar wohl verwahret: Wird ihm eines Phasanen Gemälde
vorgehaltë / schauet er solches so begierig an / daß er sein selber vergisset /
und gar leichtlich von dem Vogler überraschet wird.
Die Kämpff-Hahnen sind nicht gar so groß / als eine Taube / haben lange dünne
Beine / langen Schnabel / womit sie in die Erde bohren / un̅ die
Würme / Ameisen / und Hornissen / welche ihre Speise / herauß klauben: Sind
unterschiedlicher Farbe / mehrentheils bunt / jedoch ungleich / weiß / grau /
braun und schwärtzlich: Haben ihren Auffenthalt am meisten in flachen Feldern /
deß Sommers siehet man sie viel in den Niederländischen Provincien / Wasserland
/ oder Kermerland / wie auch andren Orthen mehr / woselbst die Männlein fast
ohnauffhörlich mit einander kämpffen und streiten / dahero auch ihr Nahme / daß
sie Kämpffhahnen genennet werden / entsprossen. Ihr Fleisch ist wohlschmäckend /
und wird vor eine delicaresse gehalten.
Die Spreen sind allenthalben wohl bekant / gleichwohl an Gefieder und Farbe
unterschieden / etliche mit weissen / schwartzen / bunten / und dergleichen
Federn / der Schnabel ist scharff / die Füsse sind Saffrangelb. Sie sind überall
anzutreffen / jedoch vornemblich in den Haberfeldern / und besten Weiden: des
Winters stecken sie in den Thürnen / un̅ unter den Tächern: sie
essen allerley so ihnen vorkompt / absonderlich gerne Trauben / wovon sie feist
werden / Gersten / Buchweitzen / auch Würme / bißweilen auch todten Fleisch.
Erfüllen mit ihrem Geschrey offtmals die Häuser / und Ohren der Einwohner;
nisten auff Arth der Meysen / legen etwa 7. oder. 8. Eyer / und brüten des Jahrs
3. mahl. Sie fliegen Schaarsweise un̅ schwärmen gleichsam in einem
runden Ballen; ihrer etliche lernen andrer vögel Stim̅e
nachmachen: In Franckreich gibts ihrer die gantze Wörter nachplaudern
können.
Von der Lerchen / Rothfälchen / Hortulanen und Schwalben.
DIe Lerche ist / unsers Erachtens / wegen ihres lieblichen / angenehmen und
durchdringenden Gesangs / unter denen bey unß befindlichen Sing-Vögeln / der
Nachtigal am nächsten: Sie belustigt sich mit sonderbahrer Fröligkeit / mit
außgedehnten Federn in der Lufft / hat eine laute helle Stimme / und scheinet /
ob wolte sie durch derselben Veränderung die Schön- und Lustbarkeit solcher Zeit
preisen und erheben / massen sie bey Regen- oder sonsten trü [217] bem Wetter selten oder niemaln singet: ihr Gesang ist nicht
niedrig bey der Erden / sondern wann sie solchen anfänget / erhebt sie sich
empor in die Luft / so hoch / daß man sie kaum sehë kan / schiesset alsdann
plötzlich wieder herab / dabey singend. Sie werden wehr in den Morgenstunden /
als deß Mittags gehöret / dan um solche Zeit halten sie inne. Man̅
keine grosse Kälte oder Frost ist / fänget sie umb Liechtmessen / oder in der
Fasten / anzusingen: Wann sie gefangen / werden sie in grosse Käfichte / mit
grünem Wasen in die Lufft gehangen / und lassen alsdann nicht ab zusingen. Sie
essen Getraide / auch Würme / und ungeflügelter
Heuschrecken-Eyer / weßwegen die Einwohner der Insul Lemnos sie in hohem Werth
halten.
Ihre Nestlein machen sit auß dürren Wurtzeln der Kräuter / an der Erden / und
solches deß Jahrs drey mahl / erstlich im Majo, hernach im Junio / und endlich
mitten im Julio, richten auch dieselbe dergestalt gegen den Wind / un̅ ins Graß hinein / daß sie von keinem vorübergehenden / noch von
dem Habicht können gesehen werden.
Sie legen jedesmahl fünff Eyer / davon fälschlich angegeben wird / daß sie von
den Kröten außgebrütet werden; Glaublicher ist / daß der [218] Abgang der Alten im brüten / durch die herabfallende Sonnen-Strahlen ersetzet
werde. Wann die Jungen außgehecket / und noch nackend sind / werden sie von den
Alten übers Feld geführet / ihre Nahrung zusuchen. Die Raben / un̅
Habichte sind ihre Feinde / welche ihnen nachstellen / vor welchen sie sich
dermassen entsetzen / wann sie sie sehen / daß sie auß Furcht den Menschen in
die Hände fliegen.
Wann das Erdreich mit Schnee bedecket ist / kommen sie zu den Misthauffen und
Kornscheüren / ihre Speise zusuchen. Die junge feiste Lerchen / werden / als
eine schmackhaffte Speise / gegessen. Ihrer Gestalt nach werden sie
unterschieden in gehäubte / ungehäubte / Feld-Lerchen / und gleichartige / wovon
insonderheit zu schreiben unnötig. Dem Gesang nach sind die gehäubte die besten.
Das Rothkälchen bleibet den gantzen Sommer bey unß / deß Winters fleucht es
hinweg / es isset Fliegen / Mücken / Ameisen-Eyer / Spinnen / und zerbrochne
Wallnüsse: Sein Nestlein machet es in hohlen Bäumen / Mauren / und Hinterhäusern
/ da wenig Leuthe hinkommen: leget 2. oder 3. Eyer auff einmahl / bringet auch
die junge Guckauch auff: Im Frühling setzet es sich auff die Gipffel der Bäume /
und singet seinen Gesang: Deß Winters ist es still. Den Gelbfincken wollen wir
darneben stellen / deß zwey Geschlechte bekant / das eine heisset bey den
Italiänern Cia, das andre / wegen seiner Stroh-farbe / Cia pagliaria, bey den
Engeländern aber Gelgorst. Werden mit andrem Geflügel gar leicht gefangen. Ihre
Nahrung ist Gerste / Weitzen und Brodt; Deß Winters suchen sie ihre Speise in
Pferde Mist; Wann sie gefangen / und in das Käficht gesetzet werden / halten sie
2. biß 3. Monden mit dem Gesang ein / hernach kehren sie wieder zu ihrem
gewöhnlichen Gesang. Deß Winters fliegen sie bey gantzen Schaaren nach Italien
zu.
Der Hortulan ist an Grösse einem Kämpff-Hahnen gleich / jedoch mit kürtzern
Beinen und Schnabel / ist in allen Stücken besser / und wird viel gegessen: Es
gibt ihrer zweyerley Gattung / die eine gelblecht / die andre aschfarb / welche
von den Italiänern Berg-pluviers genennet werden. Sie werden in Franckreich
überflüssig / selten aber in Schweitzerland gefunden / und zu Bononien niemals
auff dem Marckte verkaufft. Etliche schreiben / daß dieser Vogel vom Taulebe /
aldieweil nichts in seinem Bauch gefunden wird; welches aber der Warheit
unähnlich / dann er suchet die Würme auß feuchter Erden / und isset sie:
Bellonius schreibet / er habe einen auffschneiden lassen / und Wespen in dessen
Bauch gefunden: Bezeuget [219] auch / daß sie Würme essen:
Weil sie aber nur einen Hungerdarm haben / wird in ihrem Leibe gemeiniglich
nichts gefunden: Sie fliegen auch anderstwohin / dann in Franckreich werden sie
im Frühling wenig / und im Sommer gar nicht gefunden: Im Fliegen / welches zum
wenigsten bey fünffzigen geschiehet / folgen sie allezeit dem Wind / und fliegen
nicht gegen Wind; des Nachts hält sich jeder vor sich allein / des Morgens frühe
siehet man sie hier und da etwa auf eine viertheil oder halbe Stunde von
einander in die Ründe zerstreuet / locken einander mit pfeiffen / gehorchen
einem auß ihrem Hauffen / gleich wie ihrem Könige / welchen die Vogelsteller den
Schreyer nennen / kommen also von allen Orthen und Enden wieder zusammen.
Sie werden unter die besten Leckerbißlein gezählet / dergestalt / daß an gewissen
Orthen zum Sprichwort von einem Weichling und Leckermaul gesagt wird / er sey
mit keinem Hortulanen begnüget. Wan̅ man sie zum Braten zurichten
will / werden sie nicht außgenom̅en / sondern mit dem Eingeweid an
den Brat-Spieß gestecket.
Die Schwalben anlangend / nachdem selbige längst den Gassen / Strassen / Flüssen
/ und Ströhmen / bald hoch / bald niedrig an der Erden / mit grosser
Geschwindigkeit oben und umß unß herumb fleugt / ist sie / ihrer Beschaffenheit
und Federn nach / auch den kleinen Kindern unsers Orthes bekant: Sie werden in
allen Landen gefunden / außgenommen in der Stadt Theba, weil solche so offt
erobert und zerstöret ist / und zu Bizia in der Landschafft Thracien / wegen deß
Thereus Unthat welcher seine Geschwey beschlaffen / und selbiger hernach die
Zunge außschnitte / damit solche abscheüliche That nicht an den Tag kommen
möchte. Die Schwalben haben unter allen andren fleischfressenden Vögeln / keine
krumme Klauen-In AEgypten bleiben sie über Winter: Von unß aber weichen sie umb
solche Zeit an wärmere Örther / solches geschiehet im Semptember und October.
Man hat offtmals viel nackende und federlose in den warmen Schlufftlöchern der
Berge gefunden. In einem Walde Hoch-Teutschlandes ist ein hohler Eichbaum
umgehauen worden / welcher inwendig voller Schwalben gewesen: In den
mittnächtigen Ländern versamlen sie sich in das Schilff / und werden offtmals
von den Fischern / bey gantzen Klumpen zusammen gerollet liegend / heraußgezogen
/ in warme Badstuben gebracht / und auffgetanet / da sie dann wieder lebendig
worden / und herumbgeflogen: haben aber nicht lange darnach gelebet.
|| [220]
Von dem Zaunköniglein / Bienen-Specht / Merops genannt / und Widhopffen.
DAs Zaunköniglein hat einen dünnen / langen / und von schwärtze gläntzenden
Schnabel / welcher nebst der Zungen und beiden Kinnbacken / inwendig gantz roch
ist / der Zopff auff seinem Haupt / wie auch Halß und Rücken sind braun / doch
etwas gelblich / die Augen / so von einigen schwartzen Federlein umbgeben werden
/ sind schwartz: Die Flügel / und Schwantz oben auß dem rothen braun / die Brust
/ Untertheil der Flügel / nebst dem Anfang und
Ende des Schwantzes gelbe: Der Nagel an der hintersten Klauen ist der grösseste
unter allen / dem folget der mittelste unter dem vordern / die übrige sind
gleich. Es werden dieser Arth Wöget auch mit Häublein gefunden / haben dabey ein
weisses Flecklein / der gleichen an voriger Gattung nicht zusehen. Diese letzte
aber find mit ihrem goldgelben Häublein auch grün- und purpurfarb gesprenckelten
Federn / dermassen prächtig und schön anzusehen / daß einem der sie auschauet /
zur Verwunderung billige Ursach gege [221] ben wird;
Deß Winters stecken sie in Löchern und Höhlen / deß Sommers unter den Zweigen
der Bäume / sonderlich beym Wacholder-Stauden: Ihre Nahrung sind Mücken /
Fliegen / Ameisen / Holtz- und andre Würme. Man sagt / daß sie sich zuweilen mit
den Fliegen dermassen überladen / daß sie Lebens-Gefahr außstehen müssen. Sie
legen etwa sechse biß sieben Eyer / in Grösse einer Bohnen / solches / wie dann
auch das Brüten / geschiehet zweymahl des Jahrs. Im kalten Winter schlagen sie
sehr helle mit Gesang an. Die Kleine ihres Leibes ist durch die Arglistigkeit
ihres Verstandes durch die Natur ersetzet worden / massen sie sich dann
hochmüthig unternehmen dürffen / sich mit dem Adler in den Kampff einzulassen;
Wann sie schon einem Menschen so nahe kommen / daß es scheinet / als könte man
sie mit der Hand erhaschen / können sie doch mit grosser Behändigkeit
entwischen. Ihrer viel kriechen des Winters zusammen in ein Loch / die kleine
Wärme / so die Natur ihrem Cörperlein verliehen / durch ihre Anzahl und Gedränge
zu vermehren. Wann sie am Spieß gebraten werden / so drähen sie (ohnerachtet sie
nicht umbgewendet werden) sich selbst herumb / dann weil die Seite gegen dem
Feuer leichter wird / die andre ungebratene aber schwer ist / schlägst es
leichtlich über. Wann sie über Gewohnheit sich mit ihrem Gesang lustig machen /
ziehen sie / ihrer Truckenheit halber / die dampfige Lufft mit grossen Vergnügen
in sich / wodurch Regenwetter angedeutet wird: Eben also auch / wann sie in die
Erdlöcher kriechen. Der Bienen-Specht / Merops, oder / wie er sonst genannt wird
/ Honig und Zuckerfresser / ist grösser / als eine Spree / sonsten der Amsel in
etwas ähnlich. Aristoteles meldet / daß die untersten Federn bleich / die
obersten blau / wie am Eißvogel / und die hintersten roth sein. Aldrovandus gibt
eine Beschreibung deß Männleins und Weibleins. Das Männlein / sagt er / hat
einen langen / harten / wie eine Sichel gekrümmten / und etlicher massen
dreyeckigen Schnabel / sein Strahl ist so hochroth / daß ihme keine rothe Farbe
gleich kommet.
Das Weiblein ist über den gantzen Leib nicht so frisch und lebendig gefärbet /
hat einen grünlechten Rücken: hat eine dünne länglichte Zunge / und kan den
Schnabel so weit auffsperren / daß es (nach Alberti Bericht) eine zimliche
Anzahl Fliegen / welche sich in seinen feuchten weitauff gesperrten Mund setzen
/ auff einmahl fangen kan: In der Insul Creta werden sie häuffig gefunden und
gesehen / wie auch in Italien / aber nirgends im festen Lande Griechenlandes.
|| [222]
Sie leben von Bienen und Honig / essen gerne Zucker / Feigen / und andre
Süssigkeit / daher sie Honig- oder Zuckerfresser genannt werden: Sie nehmen auch
vor lieb mit den Heüschrecken / so dann auch Kletten-wild Petersilgen-Rüb-Saamen
und Weitzen: Ihre Nester machen sie in Löchern / die bißweilen 5. oder 6. Ellen
tieff sind / bringen auch 6. oder 7. Jungen auß. Sie fliegen bey Schaaren / und
solches öffters umb die Berge / da viel Quendel wächset: Da andre Vögel über
sich nachdem Gesichte gekehret fliegen / verrichten diese ihren Flug hinter sich
nach dem Schwantz zu. Ihre Stimme ist grül grürü ürubül / welche dann laut / und
weit gehöret werden kan. Sie bleiben nicht an einem Orthe / und bringen ihre
Jungen von einer stätte an eine andre / damit sie nicht gefangen werden. Die
Jungen (wie Aristoteles meldet) sind den Alten hinwiederumb auffwärtig / welche
sie / so bald es ihr Alter erleiden wil / ernehren / und zur Vergeltung
Speisezuführen.
Der Widhopff ist an Grösse einer Wachtel gleich / und aschfarbig weiß und
schwärtzlich: hat einen schwartzen / runden / langen / etwas gekrümten / und an
der seiten stachen Schnabel: auff seinem Kopff stehen 26. Federn auff gericht
empor / deren je eine von der andren eines Fingersbreit gesetzet / gehen beym
Schnabel an / und mitten über den Kopff her / und kan der Vogel selbige / nach
seinem Gefallen / auffrichten oder einziehen / dahero wird er von den Poëten
Vittata avis, der Vogel mit der Hauben / genennet. Solche bewegung geschiehet
vermittelst eines gewissen Gliedes / so zwischen dem Anfang des Schnabels und
der Hauben des Kopffs an einem hohlen Orth gelegen / welches von des zopffs Ende
/ und fleischigem Anfang der Stirnen seinen Ursprung hat / und sich oberhalb der
Naselöcher wiederumb endiget. Hat eine kleine Zunge / am Anfang breit / am Ende
scharff / und dreyeckig. Nach Aristotelis Bericht / hält sich der Widhopff in
Bergen / und Wäldern auff. Isidorus hingegen vermeldet / daß er sich in
Todtengräbern und heimlichen Gemächern mehrentheils befindet. Sonsten gibt die
Erfahrung / daß sie selten auff Bäumen / sondern mehrentheils auff der Erden /
und im Koth sitzend angetroffen werden. Sie verbergen sich die meiste Zeit im
Jahr in die Enge der Berge / und Löcher der Bäume / weßwegen sie im Frühling
Federloß gefunden werden.
Sie essen Myrthusbeerlein / Würme / Fliegen / Mücken / und Weintrauben / und die
zwar so überflüssig / daß sie da von truncken werden. Sie nisten in den Hügeln
der Pfützen und Süm [223] pffe / beschmieren an statt
des Schlammes ihr Nest mit Menschen-Roth / zu zeiten auch in hohlen Bäumen: Sie
legen drey Eyer / wie Rebhühner-Eyer jedoch härter / und etwas kleiner /
heßlichen Ansehens / und übeln Geruchs. Ihr Flug ist langsam / ihre Stim̅ und Geschrey ist murmelhafftig / wann sie schwache Stimme von
sich geben / bedeutet es Regen / schreyen sie starck / ists eine Anzeigung / daß
ein Fuchs im Busche sitzet und lauret. Wann sie besagter massen / durch
überflüssiges Trauben-Essen truncken worden / nehmen sie Adiantum ins Maul / so
vergeht ihnen der Rausch. Ihr verschlossenes Nest öffnen sie mit einem gewissen
Kraut: Das Widhopffen Hertz wird in der Medicin vor ein herrliches Mittel wider
das Seiten-Stechen gerühmet.
Wenn man mit seinen Federn räuchert so sterben und vergehen Motten und Schaben.
Von einigen außheimischen Vögeln / un̅ dem Indianischen Emeu.
ES werden in frembden und weitab gelegnen Landen / vornemblich bey den Indianern
/ viel wunderseltzame Geschlechte / und Gestalten der Vögel gefunden; als da ist
der Ost-Indische Kakatun welcher über seinen gantzen Leib schloßweiß / und etwas
grösser ist / als ein Papagon / welchem sie sonst an Schnabel und Füssen
gleichen / oben auff dem Kopff trägt er einen Feder-Busch / welche gemeiniglich
hinten herab hangen / wann er aber zornig und böse wird / richtet er solche in
die Höhe / welches dann schön ist anzuschauen.
Der Vogel Charadrio ist auch gantz weiß / ohne einige Schwärtze; Davon schreibet
Epiphanius, daß wann jemand kranck / und dieser Vogel zu ihm gebracht wird /
kehre er sein Angesicht abwerts von dem patienten, so sey die Kranckheit
tödtlich / wann aber gute Hoffnung zum Leben / wende er das Gesicht gegen dem
Krancken. Auff der Insul Mauritius in Ost-Indien / wie auch an andren mehr
Orthen / bevorab in West. Indien werden Vögel gefunden / so groß als ein Schwan
/ werden Dronten oder Dickärse genannt / haben grosse Köpffe / und Häutlein
darauff in Gestalt einer Kappen / sind ohne Flügel / an deren statt aber haben
sie 3. oder 4. schwartze Federlein / an statt deß Schwantzes sind 4. oder 5.
krause Pflaum-Federn graulechter Farbe: Ihr Hinterster ist dick und rund / da
von sie den Nahmen haben: Sie haben in ihrem Magen ins gemein einen Stein so
groß als eine Faust / welcher braun un̅ grau / voller Löcher / und
hohl / dennoch so hart als ein Bimßstein ist.
|| [224]
Die Pinguins, welchen Nahmen sie haben / nicht ihrer Feiste halber / wie es nach
dem Latein lauten solte / sondern wegen ihrer weissen Köpffe / dann diß wird
durch das englische Wort angedeutet / sind schwartz auff dem Rücken / auffm
Bauch weiß / etliche haben einen weissen Ring umb den Halß / daß also das weiß-
und schwartze an ihnen gleichviel ist. Die Haut ist fast wie Kaninichen-Fell /
und so dick als eine Schweins-Haut / der Schnabel ist grösset / und breiter als
ein Rabenschnabel / jedoch nicht so krumm: Der Halß ist kurtz / und der Leib so
groß / als eine Ganß / gleichwohl etwas schmaler / an statt der Flügel haben sie
zwey mit Pflaumfedern besetzte Floß-Federn herabhangen / mit welchen sie gar
hurtig schwimmen können. Ihr Auffenthalt ist mehrentheils im Wasser / und kommen
sie anderst nicht auffs Land / als zur Brütezeit: Ihrer drey oder vier sitzen
gemeiniglich beysammen in einem Loch / haben schwartze Füsse / den Gänsefüssen
sehr ähnlich /
doch ein wenig schmaler; Sie gehen auffrecht / lassen ihre Floßfedern / als ob es
Arme wären / herab hangen / scheinen also von ferne / als Zwerge oder Pygmaei,
welches seltzam zu sehen: Sie leben von keiner andren Speise / als Fi [225] schen / gleichwohl haben sie / wann sie
gekocht worden / keinen Nachschmack davon / sondern sind gar angenehmen
Geschmacks. Ihre Nester machen sie / gleich wie die Kaninichen / sehr tieff in
die Sandhügel / wodurch das Land dergestalt untergraben wird / daß man offt biß
an die Knie hinein fället / wann man darüber hergehet / bey welchem dann die
Vögel zufallen / und den fremden Gast in die Fersen beissen. Die Alten wägen
etwa 13. 14. 15. biß 16. Die Jungen von 8. biß 12. Pfund schwer.
In Guinea gibt es Vögel in grösse eines Adlers / dessen Kopff eines kalkuhnischen
Hahnen-Kopff gleichet / sind sehr stoltz und boßhafftig / thun den Einwohnern
viel Böses / diese fürchten sich auch sehr vor ihnen / so daß sie ihnen Speise
auff die Berge bringen: Werden genenet Pastro de Diago, daß ist / Gottes-Vogel.
Sie wühlen immerdar im Koth und Unslath / stincken als Ottern / daß man sie von
ferne riechen kan.
In Brasilien werden verschiedene Gattung der Raub-Vögel gefunden / unter andren
einer mit schwartzen Federn / schönen Augen / und krummen Schnabel / worauff ein
sehr grosses Horn sich ereuget / gibt einen grossen Schall von sich / so sehr
weit kan gehöret werden. Auff der Insul Maragnan gibt es Stoß-Vögel / die
zweymahl so groß sind / als ein Adler. In Indien Candores solcher Grösse / daß
sie gantze Schaffe / und Kälber verslucken können. Auff der Insul Loubes in
West-Indien fingen die holländische Boßleuthe einesmahls zween Vögel
wunderseltsamer Grösse / die waren 2. Ellen hoch / und 3. Ellen breit / die
Flügel / Schnabel / und Klauen waren dem Adler gleich / der Halß einem
Schaffshalß / auff dem Kopff hatten sie Kämme / wie Hahnen-Kämme / wunderlichen
Ansehens. Solche und dergleichen Vögel finden sich mehr in Indien / China,
Japon, Peru, und dergleichen alle an Gestalt / Grösse und Beschaffenheit
unterschieden. Unter welchen nicht zuvergessen der Indiansche Emeu oder Yandeu,
dieser hat abhangende Federn / welche zottig herabhangen / scheinet / als hette
er keine Flügel / deren er dennoch kein Gebrechen hat / sondern sind an der
Seiten / so mit Federn bedecket / verborgen / und bestehen in vier grossen
schwartzen Federn: Dieser Vogel / wann er mit seinem Halß und Kopff auffgericht
stehet / gehet er seiner Grösse / Höhe und Länge einem Menschen bevor: Werden in
der Insul Marahon gefunden / ist sonst an Leibs-beschaffenheit und Gestalt dem
Chinesischen Straussen gleich / außer dem Kopff / Beinen / und Leibsgrösse: Dann
dieses / des Emeus Kopff und Schna [226] bel ist den
Gänsen gleich / wiewohl etwas breiter / der andre hat einen Feder-Busch auff dem
Kopff in Gestalt einer Cronen: Dieser hat nur ein dickes / starckes / schuppiges
Bein / der Fuß bestehet auß vier runden / grossen Klauen / zwo stehen vorwerts /
und zwo hintersich / gleichs fals wit scharffen Nägeln versehen. Diese Arth oder
Geschlecht Straussen / so der Indiansche Emeu, oder Yandeu genennet wird / kan
mit dem einen dicken und starcken / von der Natur gerade mitten unter dem Leibe
befestigten Bein so schnell lauffen / daß weder einiger Mensch / noch Jagthund
selbige einholen mag; sintemahl sie wenig oder gar nicht fliegen können /
sondern mehrentheils auff der Erden lauffen; am Halß unter dem Kinn haben sie
zwey lange Gewächse / welche überzwerg herunter hangen / und mit Fug 2. Ditten
möchten genen̅et werden. Die Federn hange Creutzweise herab über
den langen Halß biß gar auff den Leib.
Von einigen frembden breitfüssigen Wasser-Vögeln / und von der Ganß Bassanus
genannt.
DEr Phalacrocorax oder Wasser-Rabe / welchen Gesnerus den Fischer-Raben nennet /
hat zween Füsse / der eine ist breit / und zum Schwimmen tüchtig / der andre mit
Klauen versehen / den Raub damit zufassen; Daß also / wann er einen Fisch im
Wasser ergriffen / und wegen desselben Schwäre nicht mit ihme in die Höhe
fliegen kan / er selbigen mit dem einen / mit Klauen gewaffneten Bein fest hält
/ mit dem andren Breitfuß aber nach dem Ufer schwimmet. Über das findet sich
eine Wasser-Rabe dieses Geschlechts / welchen die Frantzosen Cormorant nennen /
der gantze Ähle verschlinget / so aber allzeit durch die Därme hinten wieder
außkriechen / und hervor kommen / und also bißweilen wohl neun mahl wieder
eingeschluckt werden / ehe dann sie bey ihm bleiben. Aldrovandus schreibet von
dem Phalacrocorace, daß er so groß als ein Capaun / mit einem langen / scharffen
/ rothen Schnabel / und fast gantz kahlem Kopffe / und sey solches allein mit
der Haut bedecket / welche ihrer substantz, und Farbe nach / dem Fleisch gleich
sey / sein Halß ist / gleich dem Capaunen / mit langen Federn behänget.
Unter allen breitfüssigen Vögeln / den Biber außgenommen / sitzet und nistet
allein dieser auch auff den Bäumen / und lebet so wohl im saltzigen Meer / als
frischen Wasser. Er ist sehr schädlich bey den Fisch-Teichen / weil er viel
Fische todt beisset / verschlinget / und die Teiche beraubet. Bißweilen [227] führet er einen mittelmässigen Ahl in die Lufft empor
/ und ringet damit geraume Zeit / ehe dann er ihn verschlinget. Hiezu gehöret
auch der Wald-Rabe / ob selbiger zwar kein Breit-Fuß oder Wasser-Vogel ist: Es
ist aber dieser so groß als ein Huhn / von ferne scheinet er über seinen gantzen
Leib schwartz / wann man aber nahe bey ihm / und in der Sonne ist seine Farbe
mit grün vermischet; Sein Schnabel ist lang / und röthlich / auch bequem / daß
er in die kleine Löcher der Erden und Bäume gesteckt werde: Hat hinten auff dem
Kopff eine Haube / ob sie es aber alle zusammen haben / wird gezweifelt: Die
Füsse sind länger als der Hühner / mit gespaltenen Klauen. Er isset Fische /
Heüschrecken / Frösche und Kröten. Sein Nestmachet er in Steinklippen
verfallenen Thürnen und Pforten / dahero er von unß Hochteutschen Lutz-Trapp
genennet wird. Er le get 2. oder 3. Eyer / fleucht sehr hoch / und ist fast der
erste Vogel / welcher im Anfang des Junii wegfleucht. Wann die Jungen etliche
Tage vorher / ehe sie flück
werden / außgenommen / werden sie so zahm / daß sie hinauß auffs Land fliegen /
und wieder zu Hause kehren. In Istria / bey dem Vorgebirge Pola, werden sie von
einem Menschen mit einem Seil gezogen / gefangen / gekocht / oder gebraten / und
zur niedlichen Speise gebraucht. Die Vogelsteller lassen [228] in jedem Nest ein Ey liegen / damit sie folgendes Jahr desto begieriger wieder
kommen / und bleiben mögen.
Wiewohl der von Gesnero beschriebene Nacht-Rabe kein Breitfuß ist / so hält er
sich doch beym Wasser in den Schilff-Büschen auff / und nehret sich mit Fischen.
Nistet auff hohen Bäumen / leget 3. oder 4. Eyer / schreyet auß dem Schilff /
und machet ein Gelaut / als wann einer sich über gebe und erbreche.
Der breitfüssige Rabe Aristorelis, oder kleine Wasser-Rabe / welchen etliche den
schwartzen Taücher nennen / ist schwärtzlich über den gantzen Leib / außer dem
Halse / woselbst etwas rothes untergemischet ist: Hat einen krummen schwartzen
Schnabel / so gegen dem Vorkopff weißlecht / das übrige ist schwartz / die
Schenckel / Füsse und deroselben Häutlein sind brann. Die Ganß Bassanus, sonsten
Solen- oder Schottische Ganß / ist ihrer Grösse nach viel grösser und länger /
als die gemeine zahme Ganß / jedoch nicht so breiten Leibes / sondern schmaler
und länglichter. Der Kopff ist der Ganß in allem gleich / der Schnabel länger /
vornen rund / an gestalt / wie oben-beschriebener Löfler / hat einen
auffgerichteten Halß / länger und dicker als deß Reygers / dem Schwanen-Halß
nicht gar unähnlich. Das Vordertheil des Leibes ist wie die Ganß / daß
Hintertheil wie ein Reyger / jedoch grösser / sowohl an Farb / als Gestalt /
anzusehen: Die Beine kommen dem Schwan und Reyger gar nahe / die Füsse sind /
wie an andren breitfüssigen Wasser-Vögeln / welches alles auß der Figur viel
eigentlicher ersehen werden kan. Diese Vögel sind an keinem Orthe / als umb das
Gebirge Bas, so durch keine Menschliche Kräfften erobert werden kan /
anzutreffen / woselbst sie umb die Frühlings-Zeit anlangen: Erstlich fliegen
ihrer etwa 3. oder 4. als Kundschaffter / vorauß / denen folgen etliche Tage
hernach die andren. Machen ihre Nester in den Klippen dieses Gebirges / und
schleppen eine solche Menge Holtzes zu Behneff ihrer Nester zusammen / daß die
Einwohner daherumb sich ein gantz Jahr damit behelffen können. Ihre Eyer /
welche sie auff die Klippen legen / brüten sie mit den Füssen auß / indem sie
einen nach dem andren drauff setzen / wovon sie den Nahmen Sohlen-Ganß /
bekommen haben: Sie ätzen ihre Jungen mit den besten Fischen / wann sie im
fliegen eines bessern gewahr werden / werffen sie den ersten hinweg / lassen
sich herab ins Wasser / und fangen den andren; Ja sie zerstreuen eine solche
Menge Fische / daß sie die Besatzung des Schlosses oder Vestung mit Speise
unterhalten. Sie haben einen kleinen Darm / worinnen ein gewisses Öhl /
son [229] derbahrer Tugend / befindlich /
welches wieder das Gliederwehe sehr hoch gehalten wird. Wann die Jungen gefangen
und gebraten werden / geben sie einen Geruch von sich / wie Hering / das Fleisch
ist hart / und muß mit Wein / damit es nicht zu hart in dem Magen liegen bleibe
/ begossen werden / welches die Schotten in ihrer Heymath wohl gewahr werden.
Man machet von ihrem Unschlitt eine Salbe / welche mit deß Plinii Comagene an
Kräfften / Tugend und Würckung mit Fug mag verglichen werden. Es ist nicht
außzusprechen / mit was Verlangen die Einwohner deß Orths die Ankunfft dieses
Vogels erwarten / alldieweil er sie so überflüssig mit Fischen versorget / und
so viel Brenholtz ihnen zuführet: Dahero gegen seine Ankunfft die kleinen Kinder
nach dem Meergestade hinlauffen / sich nach ihm umbsehen / und wann sie seiner
gewahr werden / sich zum höchsten drob erfreuen.