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Gertrud von Eltzen im Kloster Lüne an Gertrud von Eltzen im Kloster Medingen
Frühling, nach 1489, vor 1496
Dankesbrief — Thank-you letter and exchange of giftsKloster Lüne, Hs. 15, Lage 16, fol. 9v
Lateinisch und Niederdeutsch
Die Lüner Subpriorin erkundigt sich bei ihrer Verwandten und Namensvetterin im Kloster Medingen nach deren Wohlergehen und dem einer Verwandten, wohl Lucia von Eltzen. Sie bedankt sich für erwiesene Wohltaten, besonders für Andachtsbilder mit Goldauftrag. Sie beteuert ihren Dank und preist die Bilder als Kraftquelle, die ihr Herz mit Liebe zur Empfängerin füllt. Sie sendet das Geld für die Handschuhe, mit denen die Medinger Klostervorsteherin (wahrscheinlich Margarete Puffen) der Lüner Priorin ausgeholfen hatte und bittet die Empfängerin, sie bei der Klostervorsteherin dafür zu entschuldigen, dass es so lange gedauert hat und sie nicht direkt angeschrieben wurde. Die Absenderin schickt außerdem eingelegte Fische für die Klostervorsteherin, die diese sicher mit der Namensschwester und Lucia teilen werde.
The subprioress of Lüne writes to her relative and namesake in Medingen and asks after her health and that of their relative, presumably Lucia von Eltzen. She thanks her for the gilded devotional images. She sends money for the gloves which the Medingen abbess recently sent to the prioress of Lüne. She apologizes for her long silence towards the Medingen abbess and asks for the message to be passed on orally. She sends pickled fish and lets the abbess decide if she wants to share them with the recipient and her young relatives.
1 G E in Medingh.1
2 Fontem inundantis pietatis Jesum Christum qui nobis in hoc vernali
3 tempore reseravita paschalis iocunditatis reseravit vinarium
4 sue suavitatis pro salutatione condigna amicabiliter vestre cari
5 tati premissum.
Precordialissima N
ik do caritati vestre frunt=
6 liken to wetende, dat ik permittente divina bonitate Dei
byn
7 in bona sospitate idipsum affectere ik van juw vnde uan user leuen
8 amitem L E to wetende tempore longevo secundum beneplacitum divinum
9 Ceterumb preamantissima amita regratior vestre innate caritati pro mul
10 tis et innumeris beneficiis
sunderghen vor de groten lefmodicheyt,
11 de gy my lest bewiseden cum illis pulcherrimis foliis
deau=
12 ratis in quibus manifestius declamastis fidele et benivolum cor vestrum
13 cum caritate plenum
dat is my noch nicht vorgheten, ik mud
14 juw des dancken toto tempore vitec mee
vnde kan des ock
15 nicht vorgheten quamdiu vixerod nam quotiens ea intu=
16 eor oculis corporeis totiens mirum et inauditum gaudium ex
17 perior interius
vnde dar van werd myn herteken sepius re
18 creert, wente wan ik aliqua molestia vexcert byn ex
19 multis occupationibus
vnde den illos principes gloriosos an
20 see, so lad ik my dunken, wo se my pondus totius meroris
21 statim alleuieren,
vnde dar van wert juwe leue jo meͤr vnde
22 meer aucmentert in corde meo
vnde konde ik juw versa vi=
23 ce wor ane tho willen wesen, dat wolde ik ex toto cor=
24 de gherne don et nil opto aut desidero men allene, dat
25 ik juw illam caritatem gruntliken opere mochte exiberen, de
26 ik cum stilo cotidie exprimere quia secundum dictum beati Gregorii
27 Probatio dilectionis exibitio est2 operis tam insufficientiam meam
28 wil ik admitteren summo largitori omnium gratiarum a quo omne
29 datum optimum et omne donum perfectum descendit3 de mote hunc in
30 time caritatis affectum vor vullen vnde juw causa mei
31 geuen tot et tanta gratiarum munera quanta celum continet gau=
32 dia et arva profert flores et gramina quatenus in hoc ameno tempore
My karissima
ik sende juw ad presens
dat gelt vor dat paar
37 hante hanschen, dar reverenda dompna vestra venerande dompne nostre lest
38 wede tho hulpe quam,
vnde we synt humiliter begherende, dat gy
39 vs leffliken excuseren jeghen ere werdecheyt, dat we dar
40 so langhe wede tartert h.,
hoc evenit ex multis innumeris
41 occupationibus
dat we des nene mathe h. konden juw aliqua
42 to schriuende, vor so dorske we vs des nicht presumeren, dat
43 we in se suluen hedden schreuen,
dar vmme dat id so langhe tyd
44 vorghan iß idcirco h. ik maximam fiduciam do juw vnde la=
45 ve certliken, dat gy dat causa nostri wol willen to gude
46 maken vnde er vivo stilo bed declareren intentionem nostram
47 wen we er konnen schreuen h. Ock sende ik juw pisciculos
48 conditos4 vnde nimium obnixe
dat gy de willen don reveren=
49 de dompne vestre ex parte nostra
dar schal se sick mede
50 confortert Deo ad laudem
vnde wel venerabilis caritas sua juw
51 vnde vser lutken amiten L E wad van gheuen, dat wil
52 ik eius benivolentie ghansliken at tmitterenf, wente ik h.
53 dat sepissime vth juwen schriften vor stan, dat se juw materne
54 et pie vor is
in omnibus
dar vmme so dubitere ik dar n. ane,
55 quin vobis optime administrat quitquit acquirere potest Nil plus
56 Cum hoc valeatis in Jesu Christo sponso nostro qui vos inebriet lacte
57 suavitatis et dulcedinis in hac labili vita ut post hoc satia
58 ri mereamini melle sue divinitatis5 in presentia sancte Trinitatis
59 Amen
a hier gestrichen reseravit
b dunklere Tinte ab da
c Doppelschreibung von vite durch Tintenklecks überdeckt
d Doppelschreibung von vixero durch Tintenklecks überdeckt
e hier gestrichen hant
f zu korrigieren in atmitteren
1 Eine Gertrud von Eltzen wird in den Medinger Ablässen für 1481 als 33. Nonne in der Senioritätsliste (UB Medingen, Nr. 534) und 1505 als achte Nonne (UB Medingen, Nr. 622) aufgeführt; dabei könnte es sich um eine Verwandte der aus Ebstorf nach Lüne gekommenen Gertrud von Eltzen handeln. In Medingen ist noch eine weitere Nonne aus der Familie Eltzen nachgewiesen, Lucia von Eltzen, die kurz nach 1481 eingetreten sein muss, da sie in dem ersten Ablass noch nicht nachgewiesen ist, aber im zweiten bereits als 50. von 85 Nonnen und Mädchen; sie ist 1524 als supportaria genannt (UB Medingen, Nr. 674). Datierung des Briefs: nach erstem Ablassbrief (ohne Lucia Eltzen) und vor 1496 (Tod der Lüner Gertrud von Eltzen)
2 Gregorius Magnus, Homiliarum XL in Evangelia, lib. 2, hom. 30, cap. 1, in: Migne PL 76, Sp. 1548.
3 Iac 1,17: Omne datum optimum, et omne donum perfectum desursum est, bei Augustinus (z. B. De sancta virginitate, cap. 32, in: PL 40, Sp. 414) wird daraus: […] Patri luminum gratias agat, a quo descendit omne datum optimum, et omne donum perfectum, dieselbe Formulierung findet sich noch fünfmal bei S. Augustinus, und in der Folge dann auch bei Prosper von Aquitanien und Bernhard von Clairvaux.
4 Vgl. Brief 138 (Lage 12, fol. 20r).
5 Aus dem biblischen Bild von Milch und Honig, nach Hugo von S. Viktor steht die Milch für die Menschheit, und der Honig für die Gottheit Christi: Miscellanea, tit. XCI „Exi de terra tua et de cognatione tua“, Sermo ad fratres, in: PL 177, Sp. 523: Sic enim demum demonstrabitur nobis terra visionis a Domino, in qua ipse videbitur Dominus, quam in repromissionem posuit filiis, lacte et melle manantem: lacte in contemplatione humanitatis, melle in contemplatione divinitatis […]. Et Salvator et Creator unus unum gaudium esset et in lacte carnis, et in melle divinitatis.