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Nonne, wahrscheinlich Priorin Gertrud, im Neukloster (Buxtehude) an Priorin Sophia von Bodenteich im Kloster Lüne
13. Juli nach 1499
Dankesbrief — A nun from Buxtehude thanks Prioress Sophia von Bodenteich for her friendshipKloster Lüne, Hs. 15, Lage 21, fol. 2v
Lateinisch und Niederdeutsch
Die Absenderin dankt der Lüner Priorin für die positiv aufgenomme Bitte, sie als Freundin anzunehmen. Ihr Konvent ist der gewünschten Gebetsleistung für den Lüner Propst, für die Verstorbenen und für den Beichtvater Heinrich Maß nachgekommen. Sie dankt herzlich für den gespendeten Zement und einen ungarischen Gulden. Auch die Klöster Ebstorf und Walsrode haben geholfen. Darüber hinaus dankt sie für das Geschenk eines Tuches und für Gebäck. Gott möge der Empfängerin das vergelten und sie vor dem Unglück bewahren, wie es über sie selbst gekommen ist. Die Empfängerin soll auch dem Propst und dem Beichtvater ihren Dank aussprechen. Sie hat außerdem gehört, dass im Lüner Konvent viele Nonnen schwer krank sind, für die ihr Konvent beten will. Sie ist dankbar, dass die Empfängerin ihre Freundschaft zu Nonne N erlaubt hat. Ihr Propst und ihr Konvent lassen sie grüßen; sie selbst grüßt ebenfalls den Propst, den Beichtvater Heinrich Maß und die ganze Lüner Gemeinschaft, besonders Mutter N, Freundin N, die eine Verwandte der verstorbenen N ihres eigenen Konvents ist, für die sie wiederum Fürbitte erbittet. Stark abgekürzter Brieftext.
The Neukloster nun, possibly Prioress Gertrud, thanks Prioress Sophia von Bodenteich for her personal friendship and the help with the reconstruction of the convent in Buxtehude by sending cement, money and personal gifts. The convents of Ebstorf and Walsrode also assisted but she did even more. As members of the same prayer fraternity the Neukloster nuns have prayed for the deceased of Lüne. She thanks the prioress that she has granted the request for a special friendship with another Lüne nun (cf. letter #297) and asks that Heinrich Maß, the confessor of Lüne, visits Neukloster.
1 Gratiarum actioa
2 Agnum sine macula quem egregia virgo Margareta iam sequitur1
3 stola candida pro salute melliflua Venerabilis et precordialis. N
4 meaque specialissima et sincerissima nova adoptata amica
5 quam tamen dudum novi et amavi2 Quantas grates amantissime carita
6 ti vestre umquam referre possum nec verbis explicare nec calomob
ullo
7 modo valeo exarare vor also grote ghude vnde leffmo., de gy
8 m. h. bewi. in primis in eximia v. humilitate
dat gy pariuc d
9 parvitatem m. n. vorsmadet h. sed elegistis in amicam me turba
10 tissimam et egenam que prossuse
nullam caritatem nec ullam dilectionis
exhibi
11 tionem vobis prebere possum Implevi tamen melius quo potui ea que pe
12 tistis legi faciens in capitulo n. primam orationem dominicam pro venerabili domino
13 v. preposito qui presencialiter vobis laudabiliter preest similiter unam pro defuncto
14 pro quo exsolvimus officium defunctorum ex integro Insuper unam pro honorabili
15 domino H M et pro vobis proque omnibus cure vestre creditis adiungentes
Grates nichilominus perexcellentissimas vestre
19 venerabili refero dominationi et satis merite vor juwe auer groten
20 mylden vnde kostliken gaue, dar gy my ita large mede=
21 begauet h. alze myd dem backenf
kalcken3 vnde dem vn=
22 gerschen g4 dar gy inopie n. starckliken synt ane tho
23 hulpe komen vnde warliken venerabilis domina in Ebbe5 similiter venerabilis
24 domina in
Walsrode6 quas etiam plurimum diligo
synt my ock
25 leffliken to hulpe komen sed vestra reverentia supergressa est uni=
26 versas
Dar en bouen h. gy tantillam personam m. singularibus
27 muneribus satis large begauet videlicet cum panno illo
28 perpulcherrimo et tortis dulcissimis necnon speciebus
29 preciosis in tantum7 dat ik juw dar nummer ad plenum vor
30 danken kan in eternum etiam si omnia membra m. verterentur
31 in linguas8 et etiam omnia et singula membra m. pennis scriberent
32 sed ille largissimus et ditissimus omnium retributor bonorum
33 a quo bona cuncta procedunt recompenset dilectioni v. vicissitudinem
34 hanc non solum in futuro sed etiam in presenti vnde beware juw per
35 merita amarissime passionis sue pro talibus eventibus
alze
36 dar id vns to komen is,9 ac insuper mercede pro eo vos cor
37 roboretg coronet una cum venerabili d. v. prepositio10 centuplicato
38 et millecupletato eiusque remuneratio censiesh milies
39 que millesies supergrediatur datum vestrum magnificum.
73 Venerabili ac religiose domine N priorisse predigne monialium
74 in Lune intime sue amice quam plurimum sibi venerande et
75 cordialiter dilecte.
a als Überschrift im Kasten
b zu korrigieren in calamo
c hier gestrichen pariu
d ausradierte Buchstaben unklar
e zu korrigieren in prorsus
f hier gestrichen backen
g hier gestrichen cor | roboret
h zu korrigieren in centies
i hier gestrichen bydden
j hier gestrichen cure
1 Nach dem Vorbild der Magnifikatantiphon zur Vesper am Fest der hl. Unschuldigen Kinder: Innocentes pro Christo infantes occisi sunt ab iniquo rege, lactantes interfecti sunt, ipsum sequuntur agnum sine macula et dicunt semper gloria tibi Domine (Cantus ID 003351) bzw. der Antiphon zum zweiten Psalm der Laudes am Fest der hl. Ursula und ihrer Gefährtinnen: Inter quos undena virginum milia sequentes agnum sine macula laudant illum gaudentes caelesti laude per saecula, alleluia (Cantus ID 202596). Vielleicht war im Kloster Lüne eine analog gebildete Antiphon zum Fest der hl. Margarete in Gebrauch, im ‚Breviarium Bursfeldense‘ findet sich eine solche allerdings nicht, dort hat die hl. Margarete überhaupt nur eine commemoratio (mit Antiphon zu den Laudes aus dem commune virginum), kein eigenes Fest.
2 Im vorausgehenden Text, Brief 285 (Lage 21, fol. 1r-1v), hatte die Absenderin, wahrscheinlich Priorin Gertrud, um die Erlaubnis gebeten, sich als besondere Freundin der Lüner Priorin betrachten zu dürfen; offenbar hatten sich die Beiden einst in Ebstorf kennen gelernt, vgl. die Anm. zu Brief 14 (Lage 2, fol. 7v) Wahrscheinlich Priorin Gertrud, vgl. Kommentar zu Brief 14 (Lage 2, fol. 5v-7v). Von ihr stammen sicher Brief 14 (Lage 2, fol. 5v-7v), Brief 23 (Lage 3, fol. 13v-14v) und Brief 39 (Lage 5, fol. 1r-3v), außerdem wahrscheinlich der vorliegende, sowie Brief 285 (Lage 21, fol. 1r-1v), Brief 286 (Lage 21, fol. 1v-2v), Brief 289 (Lage 21, fol. 4r-4v), Brief 296 (Lage 21, fol. 10v-11v), Brief 297 (Lage 21, fol. 12r-12v) und Brief 298 (Lage 21, fol. 13r-13v).
3 Zu den Zementspenden, die Nikolaus Schomaker nach Neukloster (Buxtehude) für den Wiederaufbau nach der Verheerung durch die ‚Schwarze Garde‘ sendete vgl. Brief 14 (Lage 2, fol. 6r). Auch Brief 23 (Lage 3, fol. 13v-14v), Brief 285 (Lage 21, fol. 1r-1v), Brief 286 (Lage 21, fol. 1v-2v), Brief 289 (Lage 21, fol. 4r-4v), Brief 296 (Lage 21, fol. 10v-11v), Brief 297 (Lage 21, fol. 12r-12v) und Brief 298 (Lage 21, fol. 13r-13v) haben die Lüner Spenden für den Wiederaufbau in Neukloster (Buxtehude) zum Gegenstand.
4 Die Abkürzung für Gulden ist hier nicht ganz sicher aufzulösen. Sophia von Bodenteich könnte jedoch durchaus, neben der erbetenen Materiallieferung von Zement, auch mit Geld für den Wiederaufbau in Buxtehude ausgeholfen und Ungarische Gulden geschickt haben, die um 1500 in Europa weit verbreitet waren.
5 Barbara von Hodenberg, 1495-1511 Priorin von Ebstorf.
6 Walburga Graurock, seit 1483 Priorin von Walsrode. Wie die Adressatin des hier vorliegenden Briefes, die Lüner Priorin Sophia von Bodenteich, war auch sie einst aus Ebstorf gekommen, um die Leitung einer Kommunität zu übernehmen, die sich der Bursfelder Reformbewegung angeschlossen hatte. Sie legte zwischen 1504 und 1509 krankheitsbedingt ihr Amt nieder. Vgl. Dieter Brosius, Art. Walsrode, in: Klosterbuch, hg. von Dolle/Knochenhauer (2012), S. 1489.
7 Offenbar hatte die Lüner Priorin nicht nur dafür gesorgt, dass dem Neukloster Hilfe für den Wiederaufbau zuteilwurde, sondern sie hatte ihre Jugendfreundin zudem auch mit einem (vielleicht bestickten) Laken, Torten und Gewürzen beschenkt.
8 Verbreiteter Spruch, vgl. Anm. zu Brief 23 (Lage 3, fol. 13v).
9 Gemeint ist sicherlich die Zerstörung des Klosters Neukloster durch die ‚Schwarze Garde‘, ein Landsknechtsregiment, das zunächst im Solde der Herzöge Johann IV. und Erich von Sachsen-Lauenburg, dann im Dienste des dänischen Königs Johann I. stand, am ersten Advent 1499 hatten sie Neukloster gänzlich verheert. Vgl. Fuhst, St. Marien Neukloster (2004), S. 8; 31-32; 37-38. In der Schlacht bei Hemmingstedt indes, am 17. Februar 1500, wurde die 4000 Mann starke Einheit von den Dithmarschern vernichtend geschlagen, dabei fiel auch ihr Kommandant, Thomas Slentz (Lammers, Die Schlacht (1953)). Auch in Lüne hatte man, wie die Klosterchronik bezeugt (Lüne Hs. 13, zum 14. Februar 1500) Anlass zur Beunruhigung, letztlich war man dort aber verschont geblieben.
10 Nikolaus Schomaker
11 Heinrich Maß, Beichtvater in Lüne, zuvor in Buxtehude, vgl. Kommentar zu Brief 14 (Lage 2, fol. 5v-7v), sowie Brief 23 (Lage 3, fol. 13v-14v), Brief 33 (Lage 4, fol. 7r-10r), Brief 39 (Lage 5, fol. 1r-3v), Brief 40 (Lage 5, fol. 4r-rv), Brief 131 (Lage 12, fol. 11r-13r), Brief 285 (Lage 21, fol. 1r-1v), Brief 286 (Lage 21, fol. 1v-2v), Brief 291 (Lage 21, fol. 5r-5v), Brief 294 (Lage 21, fol. 9v), Brief 295 (Lage 21, fol. 10r-10v), Brief 296 (Lage 21, fol. 10v-11v), Brief 298 (Lage 21, fol. 13r-13v), Brief 300 (Lage 21, fol. 14r-14v) und Brief 301 (Lage 21, fol. 14v-15r).
12 Maß hatte es offenbar nicht allzu eilig, zu seinen früheren Beichtkindern zurückzukehren, in späteren Briefen wird sein Ausbleiben mehrfach beklagt, so am 28. September 1501 oder 1502, Brief 291 (Lage 21, fol. 5r-5v) und am 8. November 1501, Brief 14 (Lage 2, fol. 5v-7v).
13 Wenn der hier vorliegende Brief, wie Brief 23 (Lage 3, fol. 13v-14v), aus dem Jahr 1500 stammt, könnte es sich bei der Verstorbenen wird um Margarete Wichmanns handeln, die, ausweislich der Lüner ‚Klosterchronik‘, am 1. Juli 1500 im Alter von 20 Jahren gestorben war, vgl. Die Chronik, hg. von Stenzig (2019), S. 86. Für das Jahr 1501 verzeichnet die Klosterchronik hingegen keinen Sterbefall. Die Buxtehuder Mitschwestern haben für die Tote ihr debitum fraternitatis, nämlich das Gebetsgedächtnis, erfüllt.
14 In Brief 285 (Lage 21, fol. 1r-1v) hatte die Verfasserin um die Erlaubnis ersucht, mit der bezeichneten Lüner Nonne eine besondere Freundschaft pflegen zu dürfen.
15 13. Juli.