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Priorin Mechtild Wilde im Kloster Lüne an Priorin Anna Behr im Kloster Walsrode
14. Oktober 1527
Dankesbrief für Briefe und Medizin — Thank-you letter for letters and medicineKloster Lüne, Hs. 15, Lage 9, fol. 10r
Lateinisch und Niederdeutsch
Vgl. Brief 104
Die Lüner Priorin berichtet der Priorin von Walsrode, dass einige der Lüner Schwestern krank sind. Sie dankt für den Trost nach dem Tod einiger Schwestern, die während ihrer Krankheit alle daran litten, dass ihnen die Füße anschwollen, vermutlich von Wasser. Ihrer Verwandten Elisabeth Medingen gehe es langsam besser; sie gehe allerdings am Stock. Dank für die übersandte Medizin und für die guten Ratschläge. Bitte um Auskunft, wie die Lavendelsalbe zubereitet werde, da noch Lavendel im Kloster vorhanden sei. Gerne folge sie der Bitte, sich weiter um Elisabeth Medingen und eine andere Schwester zu kümmern. Sie sei Tag und Nacht bereit zu helfen, denn seit 24 Jahren sind sie mit ihr durch Feuer und Wasser gegangen und haben ihr die Bürde tragen helfen. Austausch von Grüßen.
The prioress of Lüne informs the prioress of Walsrode that some Lüne nuns are ill. She thanks her for some comforting words after the death of some sisters. They all suffered from swelling of the feet, presumably with water. Anna’s relative Elisabeth Medingen is slowly recovering and walking on her own with the aid of a stick. Mechtild thanks Anna for the medicine and the good advice. She asks her how to prepare the lavender salve, as there is still lavender available in the convent (see Letter 104, also addressed to Prioress Anna Behr, and Letter 4, which contains instructions on how to prepare a lavender salve to be applied to the wrists and temples and a drink made with lavender to remedy the effects of paralysis). She will gladly agree to the request to look after Elisabeth Medingen and another sister. She is ready to assist day and night. For twenty-four years, they have travelled with her through fire and water, and helped her to bear her burdens. Greetings are exchanged.
1 P Walsrade1
2 Regem regum omnium facientem nuptias
3 filio suo et cotidie vocantem quosque fideles
4 ad prandium pro salute et caritativa sa=
5 lutatione cum innexu divini amoris
6 Venerabilis domina utique et fautrix mea spe
7 cialissima in visceribus Jesu Christi multum dilecta
8 visis vestris scriptis amicabilibus ad me
9 delatis supramodum sum gavisa de sos
10 pitate vestra in qua vos pius Jesus per longa
11 tempora conservare dignetur Et simili
12 modo notifico reverentie vestre quod ego
13 omnipotentis Dei favore etc fruor sos=
14 pitate cum omnibus filiabus meis dilectis
15 sed tamen heu adhuc alique ad infirmi
16 torium detinentur que longo tempore nil va=
17 luerunt Ceterum my venerabilis et precordia
1 Priorin Anna Behr (reg. 1509-1545). Vgl. Brosius, Art. Walsrode (2012), S. 1493.
2 Bezeugt UB Lüne am 30. August 1510.
3 Vgl. Brief 4 (Lage 1, fol. 2r), in dem die Behandlung mit Lavendelwasser an den Handgelenken und Schläfen, sowie zur Einnahme zur Linderung einer Lähmungserkrankung, beschrieben wird. Ebenso Brief 104 (Lage 9, fol. 17v-18r), auch an Anna Behr. Zu der Lavendelsalbe und der Krankheit in Walsrode vgl. Bülters, Wissen (2022), Kap. III. 2.2, Heilkundliche Praxis im Klosternetzwerk.
4 Omnia quae (hier: quecumque) fecisti nobis ist der Introitus des 20. Sonntages nach Pfingsten – das war 1527 der 3. November, denn dem alten deutschen Brauch folgend galt als erster Sonntag nach Pfingsten nicht der erste nach dem Pfingstsonntag, sondern erst derjenige, der auf die Pfingstoktav folgte.
5 14. Oktober 1527.