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Der Mönch J in der Kartause Ahrensbök an die Nonne Gertrud de Ancklem im Kloster Lüne
30. April, unbekanntes Jahr
Ablehnung eines Besuchs — A Carthusian monk refuses to visit LüneKloster Lüne, Hs. 15, Lage 11, fol. 7v
Lateinisch
Wätjer, Die Geschichte (1988). Vgl. Briefe 119 und 121.
Die Empfängerin hatte einen persönlichen Besuch erbeten, um die im Brief angesprochenen Themen mündlich zu besprechen. Der Absender habe sich aber allen Ämtern entzogen, die mit dem Verlassen des Klosters verbunden seien. Wenn es etwas gäbe, das er aus der Ferne für die Nonnen regeln könne, tue er das gern. Der Bruder der Empfängerin sei am 3. Juni in der Gegenwart des Absenders verstorben, nachdem er von Mönch Paul die letzte Ölung empfangen hatte. Der Absender berichtet ferner von den Gebetsgewohnheiten des verstorbenen, frommen Bruders der Empfängerin. Die Empfängerin hatte nach einem bestimmten Buch aus dem Nachlass des Bruders gefragt, doch nach seinem Tod seien seine Bücher, wie üblich, unter die Mönche verteilt worden. Grüße an die Priorin und besonders an Mette van dem Berge, seine Schwester.
The sender has received a letter from the Lüne nun Gertrud de Ancklem in which she asked for him to visit to discuss several matters mentioned in it in person. He writes that this is not possible because he has recused himself from all offices which allow their holders to leave the monastery, and he hopes that his superiors will spare him such roles. However, if there were anything that he could resolve for the sisters from a distance, he writes that he would do so gladly. In his opinion temporarily eschewing the sacrament is more edifying than receiving it weekly, because he feels that it shows greater obedience towards the church. However, it should be noted that the decision on how often a person should receive (or abstain from) communion was technically not down to them, but to their confessor. The sender reports that the addressee’s brother died on 3 June in the presence of the sender after receiving the Last Rites from Brother Paulus (probably Paulus Grambek, Prior of the Carthusian monastery at Arnsbök from 1438 to 1453). He then fell into a delirium for the whole day, so his fellow monks were constantly with him to ease his way with prayers. The sender reports that the monks hoped for a good outcome for him, as his whole life had been pious, sympathetic and dedicated to serving his other, weaker brothers. During their prayers for him, some of the brothers had said the Angelus or rosaries, as well as special prayers to the Trinity and for the intercession of the Virgin Mary and other saints. Others were content with praying a simple psalm, as the addressee’s late brother would have been. The sender had asked after a certain book that had been in her late brother’s possession; however, the sender reports that the addressee’s late brother’s Carthusian devotional books had been divided among the remaining brothers after his death, as was customary, meaning that he was unable to reserve any for her because they had already been distributed. He sends greetings to the prioress, and especially Mette van dem Berge, his sister.
1 Post presentis vite laudabilem decur=
2 sum gloria sempiterna perfrui et ad thalamum
3 celestis sponsi cum gaudio deduci Venerabilis
4 domina et in Christo Jesu soror precordialissima scripta
5 vestra gratianter recepi Et sicut desi
6 deratis presentiam meam personalem ut forte
7 viva voce latius quam et scripta vos in con=
64 Frater J ordinis Carthusiensis7
65 Religiose virgini Gertrudi de Ank=
66 lam prope Luneborch sorori sue karissime
67 detur.
1 Dem Brauch der alten Kirche folgend durften auch jene Gläubigen, die in der sakramentalen Beichte die Absolution empfangen hatten und deshalb hoffen durften, sich im Gnadenstand zu befinden, nicht grundsätzlich beliebig häufig kommunizieren. Die Häufigkeit der Kommunion – und auch die vorübergehende Enthaltung davon – lagen vielmehr im Ermessen des Beichtvaters. Darüber: Arnauld, Communion (1643) (zahlreiche spätere Auflagen).
2 Der Verstorbene, von dem hier die Rede ist, war offensichtlich der Bruder der Empfängerin. Ob seinerseits auch der Absender des Briefes ein weiterer leiblicher Bruder ist, erscheint fraglich – in der Anrede bezeichnet er sie als seine soror in Christo, das lässt eher auf eine Geistes- als auf eine leibliche Verwandtschaft schliessen. Andererseits lässt er in Lüne Mette (Mechtild) van dem Berge als seine carissima soror besonders grüßen – vielleicht war er mit ihr tatsächlich auch leiblich verwandt.
3 Wohl Paulus Grambek, der zwischen den Jahren 1438 und 1453 als Prior belegt ist, vgl. Wätjer, Die Geschichte (1988), S. 58.
4 Die Brüder wiederholen eine gewisse Anzahl von ‚Ave Maria‘ und nennen das die Blumenkette oder den Psalter der allerseligsten Jungfrau – damit ist sicherlich das Rosenkranzgebet gemeint.
5 Die Gebetbücher aus dem Besitz des verstorbenen Bruders der Adressatin waren alle nach dem Brauch der Kartäuser geschrieben.
6 Priorin Mette van dem Berge (1458, 1468). Vgl. Klosterbuch, hg. von Dolle/Knochenhauer (2012), Bd. 2, S. 946.
7 Dieser Bruder muss in der Kartause Ahrensbök sein, nach Hinweis in Brief 119, in dem auch Gertrud von Anklam erwähnt wird.