➨ Hinweis: Die Edition ist in Bearbeitung und daher nur eingeschränkt zitierfähig.
Zur Zeit sind Änderungen und Korrekturen am Text und in den Apparaten möglich.
Nach der endgültigen Veröffentlichung werden etwaige Korrekturen und Ergänzungen in einem Änderungsregister gelistet.
Nonne im Kloster Lüne an ihren Bruder
undatiert
Genesungswunsch an kranken Bruder — Letter to a sick brotherKloster Lüne, Hs. 15, Lage 15, fol. 12r
Niederdeutsch und Lateinisch
Die Absenderin habe von der Frau des Empfängers von seiner schweren Krankheit erfahren. Sie sei bereits in Sorge gewesen und habe sich schlecht gefühlt, was sich nun erkläre. Er sei ihr einziger Verwandte; sie würde ihm herzlich gern helfen und für ihn beten. Durch Leid und Pein erwerbe man den Weg in den Himmel, also bittet sie ihn um geduldiges Ertragen. Christus werde ihm sicher helfen. Er möge aber heiße Getränke vermeiden und vielmehr Ziegenmilch mit Brunnenkresse trinken; dies hätte vielen erkrankten Nonnen im Kloster wieder auf die Beine geholfen.
The Lüne nun has heard from her sister-in-law about her brother’s severe illness, presumably her only living relative. She wishes him a speedy recovery and hopes that he will soon be well. Moreover, she recommends that he avoids hot drinks and takes a cure made out of goat’s milk and watercress. This has helped many sick nuns in the convent to get back on their feet again.
1 [J]esuma Christum den ouersten arsten de vs so leff h. ghehat dat he
2 vs allen ghewascken h. in synem egene duren blode van
3 vnsen sunden vnde h. us so geloset van der crancheit des
4 ewigen dodes den scriue ik dy myn alderle broder myd
5 m. vnwerdi. bede vor enen trostli. grod in medeli.
6 m. herten
So ik van dyner Ersa. hus.
m. leuen N
7 h. gehord dat du leyder seer kranck bist dat is
8 m. led van grunt m. herten Ick h. lange tyd grote
9 sorge vnde bekumme. van dynent wegen hat do du so
10 lange vthe werest vnde ik n. konde weten wo it dy
11 gynck Myn herte h. my uaken seer we dan vnde
12 gekullen alse eyn swere vnde was m. so seer beklem
13 met dat ik suluen n. wuste wat my schelen moch.
14 sunder nu vole ik ersten rechte wat my sus lange
15 h. ghescadet dat h. dyn crancheit gewest wente
74 Hir mede beuale ik dy in Marien scod sunt vnde salich
75 to langen tyden Amen.
1 Beliebte Formel, die auf Horaz, Carmen 1,3 gerichtet an Vergil, zurückgeht, vgl. Kommentar zu Brief 155 (Lage 13, fol. 8r).
3 Incertus 184, De modo bene vivendi, 184; Bonaventura, Phaetra Lib. IV, De Gratiosis, Cap. XLVIII in: Opear Omnia, ed. Peltier, vii (Paris: 1866) schreibt es Isidor, Synonymis c. VII, zu.
11 Nicht identifiziertes Zitat.
12 Zu Diätvorschlägen bei Krankheit vgl. Bülters, Wissen (2022), Kap. III. 2.2, Heilkundliche Praxis im Klosternetzwerk.