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Nonne im Kloster Lüne an eine mit ihr verwandte Nonne im Kloster Ebstorf
14. September, unbekanntes Jahr
Dankesbrief — Thank-you letter for intercessory prayersKloster Lüne, Hs. 15, Lage 16, fol. 14r
Lateinisch und Niederdeutsch
Die Absenderin dankt der Empfängerin für ihre Gebete, von denen sie überzeugt ist, dass sie sie vor Krankheit bewahrt haben. Solche Fürbitten sind ihr gegenwärtig besonders wertvoll, da sie wegen ihres Amtes beständig unterwegs ist und in der Erfüllung ihrer Amtspflichten kaum Zeit für Erholung hat. Sie versteht, dass der Vorwurf der Empfängerin, sie habe ihr zu lange nicht geschrieben, aus reiner Liebe geäußert wurde. Sie habe einfach keine Zeit zum Schreiben gefunden. Ob es ihrer leiblichen Schwester in Lüneburg gut gehe, wisse sie nicht, da dort derzeit die Pest umgehe und sie lange keinen Besuch erhalten habe. Sie verspricht zu berichten, sobald sie Neuigkeiten hat. Priorin Sophia von Bodenteich und Subpriorin Gertrud von Eltzen lassen Grüße ausrichten.
The Lüne nun is convinced that thanks to the prayers of her relative she has been spared illness. Such prayers are particularly required at this moment as, because of her office, she constantly has to wander around to fulfil her vow of monastic obedience and scarcely has any time for rest. The Lüne nun knows that the criticism of the recipient towards her for not writing was out of affection. She could not write because of lack of time. She has not seen her own sister for a long time because of the plague in Lüneburg and will be in touch as soon as she has news. Greetings are exchanged.
1 Sub florida arbore sancte crucis per quietem contemplationis suaviter
2 repausare ac illius fructus dulcedinem plene degustare1
Karissima
3 mater et amita vestram cupio dilectionem non latere me valde gavisam
4 perspecta littera vestra per cuius tenorem sum certificata de corporali vestra
5 valitudine in qua vos conservare dignetur omnipotens Deus fortis et potens sibi
6 secundum beneplacitum voluntatis sue sibi ad laudem et gloriam vobisque ad salu=
Etiam ut affectatis scire
46 de sorore me unica
wer se ock in sanitate sy, dar enkan
47 ik juw sunderghes n. van scriuen, wente se h. lange n.
48 to my wesen, wente communis plaga pestilentie geyt seer
49 vmme in Luneborg2 dar vmme kan ik n. van er vrescken; wert
50 my wert to wetende, dat wil ik juw libenter scriuen Nil plus sed
51 veneranda dompna nostra S B et mater subp G E faciunt vos valde caritati
52 ve salutare centenis millenis salutationibus peto etiam causa mei salu
53 tare reverendam dompnam vestram nostram matrem karissimam uti optime
54 ac affectusissimed sitis dicendo ei tot dulcia salutamina quod umquam
55 de corde Christi ulli homini perfluxerunt solamina Et cum hoc valeatis fe
56 liciter et longeve in illo qui eadem arbora pependit pro salute nostra
57 ut pomum rubicundum cuius rore odore et sapore vos dulciter
58 recreet in via et eternaliter satiet in patria Amen
Scriptum in die
59 Exaltationis sancte Crucis.
a hier überschüssig opus, das erste opus teilweise durch Tintenfleck überdeckt
b zu korrigieren in offentionis
c hier gestrichen visitert
d zu korrigieren in affectuosissime
1 Vgl. Darstellung des Wiechmannsburger Antependiums. Dasselbe Incipit,Sub florida arbore sancte crucis […] dulcedinem degustare, findet sich auch in einer Ebstorfer Sammlung, Klosterarchiv, Hs. IV 20, fol. 89r, aus Handschriften, hg. von Giermann et al. (1993); Härtel/Ekowski, Handschriften (1989), S. 115. Höchstwahrscheinlich handelt es sich um denselben Brief, der hier in Lüne seitens des Absenders, und in Ebstorf empfängerseitig überliefert ist.
2 Zu der Pest in Lüneburg vgl. Brief 301 (Lage 21, fol. 14v-15r) und Bülters, Wissen (2022), Kap. III. 2.2, Heilkundliche Praxis im Klosternetzwerk.