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Nonne im Kloster Ebstorf an Priorin Sophia von Bodenteich im Kloster Lüne
nach 19. Oktober 1481
Glückwunsch zur Wahl zur Priorin — Letter in praise of Observance and good wishes for the new officeKloster Lüne, Hs. 15, Lage 4, fol. 7r
Lateinisch
Trotz der räumlichen Distanz zwischen Lüne und dem früheren Kloster der Priorin, Ebstorf, sei das Band der heiligen Religion verbindend. Die Absenderin hat durch den Beichtvater erfahren, dass Sophia von Bodenteich zur Priorin ernannt worden sei, damit sie die verirrten Schafe zur heiligen Observanz zurückbringe. Sie folge damit dem Beispiel Christi und habe es auf sich genommen, ihre Nährmutter Ebstorf zu verlassen, wo sie im Duftgarten aufgezogen wurde, denn dort habe sie die Anfänge der heiligen Observanz empfangen. Sie möge weiterhin die göttliche Liebe kosten und den ewigen Segen empfangen. Der Heilige Geist möge den Fortgang des religiösen Lebens stärken, damit sie mit allen Konventualinnen den himmlischen Lohn, die Schau der Dreieinigkeit und Mariens, empfange, die ihnen allen zuteilwerden möge. Es grüßen weitere Schwestern. Sie möge dies kindische Schreiben nicht verachten, da die Absenderin lange nicht mehr die ‚Ars dictaminis’ geübt hat; geschrieben hat es Schwester GBed.
Despite the geographical distance between Sophia von Bodenteich, Prioress of Lüne, and her former convent of Ebstorf, they are bound together by the bonds of holy religion. The Ebstorf nun has heard from her confessor that Sophia von Bodenteich had been appointed Prioress to bring the lost sheep of Lüne back to holy observance. In allusion to several passages from the Gospels and New Testament letters, the Ebstorf nun suggests that, in this way, Sophia is following the example of Christ and has taken upon herself to leave her foster mother Ebstorf, where she was brought up in a sweet-smelling garden (an image from 1 Corinthians), and the place where she first experienced the beginnings of Holy Observance. The nun prays that Sophia may continue to taste divine love and receive blessings and wisdom from God for all eternity, and that the Holy Spirit may strengthen her in continuing the religious life, so that she and all her fellow nuns may receive the heavenly reward and enjoy the vision of the Holy Trinity and the Virgin Mary. Several sisters send their regards. The writer hopes that Sophia will not pour scorn on such childish writing, as she has not practised the ‘ars dictandi’ for a very long time. The letter is signed: Written in love, GBed.
1 Pulcherrimam splendiferam virgunculam
2 ex generoso stirpe Davidis genitam
3 que panem angelorum nobis edidit in
4 salutem pro amicabili salutamine
5 Reverenda domina necnon soror spiritualis in Christo
6 licet interpolitioa locorum nos separavit
103 Karissima nolite spernere mea puerilia
104 quia non frequentavi
artem dictandi
105 per longum tempus amorem mittenti nota=
106 te dilectissma mater vestra GBed in
vera
107 caritate scripsit hanc missivam vestre
108 reverentie.
109 Venerabili ac religiose domine Soffie
de
110 Bodendike mater sue predilecte in Christo reverende
a zu korrigieren in interpositio
b hier gestrichen tempus
c hier überschüssig nutriculam
d hier überschüssig sacre
e hier überschüssig nos
f hier gestrichen cum omnibus cenobitis vestris bravium et= | ernale secundum
1 Die Empfängerin, Sophia von Bodenteich, war in Ebstorf zur Nonne geweiht und ausgebildet worden, bevor sie 1481 in Lüne zur Priorin gewählt wurde.
8 Nach Mt 19,29 (Bibeltext: Et omnis qui reliquerit domum, vel fratres, aut sorores, aut patrem, aut matrem, aut uxorem, aut filios, aut agros propter nomen meum, centuplum accipiet, et vitam aeternam possidebit, etc.); zusammengefasst in der Communio zur Messe am Fest eines hl. Apostels: Amen, dico vobis, quod vos, qui reliquistis omnia, et secuti estis me, centuplum accipietis, et vitam aeternam possidebitis, so im ‚Liber responsalis‘ Gregors I., in: Migne PL 78, Sp. 821, heute stattdessen im ‚Commune confessorum non pontificum‘.