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La Metempsicose d'Arlequin [Auszug]

5) La Metempsicose d'Arlequin in einem Aufzuge. Nach dem Entwurf des ältern Riccoboni zum erstenmale aufgeführt den 19. Jenner 1718.

Flaminia will durchaus den Mario nicht heyrathen, den ihr ihr Vater Pantalon vorschlägt, weil ihr, wie sie sagt, das Andenken des Adonis, dessen Geschichte sie gelesen, viel zu kostbar sey, als daß sie einen andern lieben sollte. Sie fügt hinzu, ob Adonis gleich todt sey,
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so zweifle sie doch im geringsten nicht, daß seine Seele, nach der Lehre des Pythagoras, von der sie völlig überzeugt ist, nicht in einen andern Körper übergegangen seyn sollte, und zwar aller Wahrscheinlichkeit nach, in den Körper eines Jägers, weil er an der Jagd ehedem so viel Vergnügen gefunden. Nach dem Exempel dieses ihres Liebhabers, wolle sie sich auch gänzlich der Jagd widmen, um endlich einmal den liebens würdigen Jäger, in welchen die Seele des Adonis gefahren, zu finden, und ihn zu ihrem Gemahle zu machen. Pantalon ist hierüber in eben so grosser Verzweiflung als Mario, der die Flaminia auf das zärt lichste liebt, und beyde suchen bey dem Scapin Rath und Hülfe, der sich die Unwissenheit des Harlequins zu Nutze macht und ihn ohne Mühe überredet, daß die Seele des Adonis in seinen Körper gefahren sey. Er stellt ihn also der Flaminia in der Verkleidung eines Jägers vor, und glaubet zuversichtlich, daß sein häßliches Gesicht sie von ihrer seltsamen Grille abbringen werde. Doch weit gefehlt, daß dieser Be trug diese Wirkung haben sollte, so unterhält er vielmehr die Flaminia in ihrem Wahne, und sie beschließt den Harlequin, seiner Häßlichkeit ungeachtet, zu lieben, weil sie es aufrichtig glaubt, daß die Seele des Adonis in diesen Jäger gefahren sey. Doch endlich nimmt Scapin auch daher Gelegenheit, sich der Grillen der Flaminia und der Leicht gläubigkeit des Harlequins noch weiter zu bedienen, und versichert, daß Mars, auf die inständige Bitte des Mario, den Harlequin verwandelt habe; daß dieser Gott die Verheyrathung der Flaminia mit dem Mario durchaus verlange, dabey aber verspreche, daß die Seele des Adonis in den Körper des ersten Kindes, welches aus dieser Heyrath ent springen werde, fahren solle. Flaminia heyrathet also den Mario. Das Theater öfnet sich; es erscheinen Bauern und Bäuerinnen, welche die Verwandlungen des Narcissus, des Hyacinthus, der Daphne und Clitia vorstellen; und das Stück wird mit Singen und Tanzen be schlossen.


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