Text

Thyest

II.

Thyest.

Innhalt.

Atreus und Thyest, die Söhne des Pe lops, regierten beyde zu Argos, ein Jahr um das andre. Thyest verliebte sich in die Ge mahlin seines Bruders, in die Aerope, und entwendete durch deren Hülfe den güldnen Wid der, mit dessen Besitze das Schicksal des Reichs verknüpft war. Er flohe davon, und entging auf einige Zeit der Rache des Atreus. Doch dieser dachte unaufhörlich auf die Vollziehung derselben, und hielt endlich eine verstellte Ver söhnung für das sicherste Mittel. Seine eignen Kinder mußten den Thyest bere den, daß er sicher zurückkommen könne, weil sein Bruder alle Feindschaft bey Seite gelegt habe. Er kam. Atreus empfing ihn mit al ler Freundlichkeit, deren die Bosheit fähig ist, wenn sie eine leichtgläubige Beute in ihr Netz
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lockt. Allein wie unmenschlich waren die Fol gen. Atreus ermordete die Kinder seines Bru ders am Altare; und machte seinen Bruder ein Mahl daraus, über welches die Welt nicht auf hören wird, sich zu entsetzen. — — Mehr braucht man hoffentlich, zur Einleitung in das Stück selbst, nicht zu wissen.

Auszug.

[] Die Bühnen eröffnen der Schatten des Tan talus und die Furie Megära. Tantalus war der Großvater des Atreus und des Thyest. Man kennet seine Verbrechen, und seine Strafe in der Hölle. Jezt bringt ihn Megära auf die Oberwelt. Er erstaunt und glaubt, daß man eine Veränderung der Quaalen mit ihm vorneh men wolle. Doch Megära entdeckt ihm gar bald, daß er seine Familie mit Wuth und Haß anstecken und zu den grausamsten Verbrechen ge neigt machen solle. Jn diesen werde um den Vorzug gekämpft, und wechselsweise zücke man den Dolch. Der Zorn kenne weder Maaß noch Scham, und blinde Raserey reitze die Ge müther. Die Wuth der Aeltern daure fort, und anhaltende Bosheit pflantze sich von einem Enkel auf den andern. Ohne jemandem Zeit zu gönnen, sein Verbrechen zu hassen, fehle es nie an einem neuen, und nie sey eines allein in einem allein. Es wachse, indem es gestraft wird. Den übermüthigen Brüdern entfalle der
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Scepter, und ein zweifelhaftes Glück scheine sich ihrer im Elende anzunehmen. Es wanke betriegrisch zwischen ihnen, und mache jezt aus dem Mächtigen den Unglücklichen, und jezt aus dem Unglücklichen den Mächtigen. Ein be ständiger Wechsel treibe ihr Reich umher. Ab scheulicher Laster wegen mögen sie vertrieben werden, und in eben so abscheuliche Laster mö gen sie wieder fallen, wenn sie Gott in ihr Va terland zurück bringt. Allen müssen sie so ver haßt seyn, als sich selbst. Nichts halte sich ihr Zorn vor unerlaubt. Der Bruder fürchte den Bruder, den Sohn der Vater, und den Vater der Sohn. Böse sollen die Kinder um kommen, und noch böser erzeugt werden. Die feindselige Gattin laure auf ihren Mann. Man führe den Krieg über das Meer; vergoßnes Blut überschwemme die Länder, und die sie gende Wollust triumphire über mächtige Füh rer der Völker. Unzucht sey in dem gottlosen Hause das geringste et cetera
Alle diese Verwün schungen, und noch mehrere, sind prophetisch und beziehen sich weit auf das zukünftige hinaus; auf das, zum Exempel, was sich mit der Clytem nästra, mit dem Orest, mit dem Agamem non und Menelaus und andern Verwandten des Pelopejischen Hauses zutragen sollte. End lich kömmt Megära auf die nähern Gräuel mit mehrer Deutlichkeit, und verkündiget dem Tan talus das grausame Mahl, vor welchem sich die
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Sonne zurück ziehen werde. An diesem sollst du deinen Hunger stillen. Vor deinen Augen soll der mit Blut gemischte Wein getrunken werden. Endlich habe ich die Speisen gefun den, die du selbst fliehen wirst. — — Auf diese schrecklichen Worte, will der Schatten davon eilen, und alle seine höllischen Strafen scheinen ihm dagegen geringe. Doch die Furie zwingt ihn, mit Streit und Mordlust vorher das Haus und die Gemüther der Könige zu erfüllen. Um sonst wendet er ein, es sey zwar billig, daß er Strafe leide, aber nicht, daß er andern zur Strafe diene. Umsonst beklagt er sich, daß er gleichsam, als ein giftiger Dampf aus der ge borstenen Erde geschickt werde, welcher Pest und Seuchen unter die Völker bringen müsse. Um sonst will er es wagen, nochmals schwazhaft zu seyn, und seine Enkel vor allen Verbrechen viel mehr zu warnen. Doch die Furie droht und vermehrt in dem Schatten das innere Gefühl seine Quaalen so heftig, daß er ihr in den Pallast folgen muß, wo er überall Raserey und Blut durst verbreitet. — — Man muß sich einbil den, daß dieses sogleich geschicht, sobald er über die Schwelle getreten. Der Pallast empfindet es, daß er von einem unseligen Geiste berührt wird, und zittert. Die Furie ruft ihm zu, daß es genug sey, und befiehlt ihm, in die unterir dischen Höhlen zu seinen Martern zurückzukeh ren, weil die Erde ihn nicht länger tragen wolle,
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und die ganze Natur sich über seine Gegenwart entsetze. Sie beschreibt dieses Entsetzen in ein Dutzend schönen Versen, die sie hier hätte erspa ren können, und macht dem Chore Platz. [] Der Jnhalt seines Gesanges ist eine Bitte an die Götter, alle Verbrechen von dem königlichen Hause abzuhalten, und nicht zuzugeben, daß auf einen bösen Großvater ein schlimmrer Enkel folge. Er sagt, es sey bereits genug gesündiget worden; und führt dieses zu beweisen, die Geschichte des Myrtilus und die blutige Mahlzeit an, wel che Tantalus den Göttern vorgesetzt. Von der Strafe des letztern macht er ein sehr künst liches Gemählde, welches aber den Leser kalt läßt, und beschließt es so abgebrochen, daß einige Kunst richter zu glauben bewogen worden, es müsse das eigentliche Ende hier fehlen.

Zweyter Aufzug.

[] Auch dieser Aufzug besteht nur aus einer ein zigen Scene, zwischen dem Atreus und einem Vertrauten. Atreus ist gleich Anfangs ge gen sich selbst unwillig, daß er noch bis jezt, we gen den schimpflichen Beleidigungen seines Bru ders, ungerochen sey. Er tadelt sich, daß er nicht schon längst alles in Blut und Flammen gesetzt. Wie gern hätte er sich wollen unter dem einstür zenden Pallaste begraben lassen, wenn er nur zu gleich auch den Bruder zerschmettert hätte. Auf Atreus, beginne etwas, was keine Nach=
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welt billige, aber auch keine verschweige. Auf! erkühne dich einer blutigen gräßlichen Schand that; einer Schandthat, auf die mein Bruder neidisch werde; die er selbst begangen zu haben wünschen möchte. Du kannst seine Verbre chen nicht rächen, ohne sie zu übertreffen. Doch durch welche Abscheuligkeit werde ich ihm überlegen seyn können? Auch in seinem Elende ruhet er nicht. Das Unglück macht ihn eben so hartnäckig, als übermüthig ihn das Glück macht. Jch kenne seinen ungelehrigen Geist. Biegen läßt er sich nicht, aber brechen läßt er sich. Ehe er sich also wieder erhohlt, ehe er neue Kräfte sammelt, muß ich ihn angreifen: denn bleib ich ruhig, so greift er mich an. Jch komme durch ihn um, oder er muß durch mich umkommen. Das Verbrechen ist mitten zwi schen uns, gleich einem Preise, aufgestellt, wel cher dem gehört, der es zuerst unternimt.

[] Der Vertraute

So kann dich das wi drige Urtheil des Volks nicht schrecken?

Atreus

Das ist eben das beste an einem Reiche, daß das Volck die Thaten seines Be herrschers eben sowohl dulden als loben muß.

Der Vertraute

Die, welche man aus Furcht loben muß, eben die haßt man auch aus Furcht. Der aber, welcher nach dem Ruhme einer wahren Liebe strebt, will sich lieber von den Herzen, als von den Stimmen loben lassen.
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Atreus

Ein wahres Lob kann auch oft ei nem geringen Manne zu Theile werden; aber ein falsches nur dem Mächtigen. Die Unter thanen müssen wohl wollen, was sie nicht wollen.

Der Vertraute

Wenn der König, was recht ist, will, so wird sein Wille gern aller Wille seyn.

Atreus

Derjenige König ist nur halb Kö nig, welcher nur das, was recht ist, wollen darf.

Der Vertraute

Wo weder Scham, noch Liebe zum Recht, weder Frömmigkeit noch Treue und Glaube ist, da ruhet das Reich auf schwa chem Grunde.

Atreus

Scham, Liebe zum Recht, Fröm migkeit, Treu und Glaube sind kleine Tugenden für Bürger. Ein König thue, was ihm nützt.

Der Vertraute

Auch einem bösen Bruder zu schaden, mußt du für Unrecht halten.

Atreus

Alles ist gegen ihn billig, was ge gen einem Bruder unbillig ist. Denn welcher Verbrechen hat er sich enthalten? Von welcher Schandthat ist er abgestanden? Durch Schän dung hat er mir die Gemahlin, und durch List das Reich entrissen. — — Mit diesem letztern zielet Atreus auf die schon erwehnte Raubung des goldnen Widders, mit dessem Besitze das Reich verbunden war. Es gehen verschiedene Zeilen auf die Beschreibung desselben, bis er end=
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lich wieder schließt: Meine Gemahlin ist ver führt; die Sicherheit des Reichs ist untergra ben; das Haus ist beschimpft; das Blut ist ungewiß worden. Und nichts ist gewiß, als daß mein Bruder mein Feind ist. Du zit terst? — — fährt er zu dem Vertrauten fort. — — Sieh auf den Tantalus und Pelops. Dieser ihren Beyspielen zu folgen, werden meine Hände aufgebothen. Sprich, wie soll ich das verhaßte Haupt verderben?

Der Vertraute

Ein tödlicher Stahl ver giesse sein feindseliges Blut.

Atreus

Du redest von dem Ende der Stra fe, und ich will von der Strafe selbst hören. Ein sanftmüthiger Tyrann mag umbringen lassen. Jn meinem Reiche wird der Tod als eine Gnade erlangt.

Der Vertraute

So ist alle Frömmigkeit bey dir hin?

Atreus

Fort, Frömmigkeit! wenn du an ders jemals in unserm Hause gewesen bist. Das wüthende Heer der Furien, die zwistliebende Erynnis, und sie, die in beyden Händen schreckliche Fackeln schüttelt, Megära, ziehe da für ein. Jch brenne vor Wuth, und dürste nach unerhörten unglaublichen Verbrechen. — —

[] Der Vertraute fragt ihn, worinne diese Ver brechen bestehen sollen, und ob er sich des Schwerds oder des Feuers zu seiner Rache bedienen werde. Doch beydes ist ihm zu geringe; Thyest selbst
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soll das Werkzeug seiner Rache seyn. Er ent deckt hierauf sein unmenschliches Vorhaben, und ermuntert sich von Zeit zu Zeit selbst, den Muth darüber nicht sinken zu lassen, sondern es, so gräßlich es auch sey, unerschrocken auszuführen. Auf den Einwurf, welchen ihm der Vertraute macht, daß es sehr schwer halten werde, seinen Bruder in das Netz zu locken, antwortet er, daß er ihn schon durch das anzukörnen wissen werde, was ihm wichtig genug scheine, sich der äusser sten Gefahr deswegen auszusetzen. Nehmlich durch die Hofnung zu regieren. [] Voll von dieser Hofnung, wird er dem Blitze des dro henden Jupiters entgegen zu eilen kein Beden ken tragen. Voll von dieser Hofnung, wird er, was er für das größte Ubel hält, selbst den Bruder zu sehen, nicht anstehen. — — Und diese Hofnung will er ihm durch seine eignen Söhne machen lassen, durch den Agamemnon und Menelaus nehmlich, die er mit der Aerope noch vor ihrer Untreue erzeugt hatte. Der Ver traute räth ihm, andre Mittelspersonen darzu zu erwehlen, damit die Kinder nicht einmal das an dem Vater thun möchten, was er sie jezt an dem Vetter zu thun lehre. Doch Atreus ist von der Ruchlosigkeit seines Bluts schon so über zeugt, daß er zur Antwort giebt: Wenn sie auch niemand die Wege des Betrugs und der Verbrechen lehret, so wird sie doch das Reich dieselben lehren. Du fürchtest, sie möchten
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böse werden? Sie werden böse gebohren.
— — Der Vertraute macht ihm noch eine Einwen dung, und giebt ihm zu überlegen, ob er sich auch wohl auf die Verschwiegenheit so junger Leute verlassen dürfe? Oder, spricht er, willst du sie etwa selbst hintergehen, und ihnen deine wahre Absicht nicht entdecken? Ja, antwortet Atreus; sie sollen keinen Antheil an meinem Verbrechen haben. Und was ist es auch nö thig, daß ich sie zu Mitschuldigen machen will? — — Doch den Augenblick besinnt er sich, daß dieses für ihn zu gut gedacht sey. Er schilt sich selbst feig, und vermuthet, daß wenn er seiner Kinder hierinne schonen wolle, er auch seines Bruders schonen werde. Agamemnon und Menelaus sollen es wissen, wozu er sie brauche, und eben daran will er es zugleich erkennen, ob sie auch wirklich seine Kinder sind. Wenn sie ihn nicht verfolgen, wenn sie ihn nicht hassen wollen; wenn sie ihn Vetter nennen: so ist er ihr Vater. — — Er will eben fortgehen, als er sich gleichwohl noch plötzlich anders besin net. Ein schüchtern Gesicht, sagt er, pflegt manches zu entdecken, und grosse Anschläge verrathen sich wider Willen. Nein; sie sollen es nicht wissen, zu welcher That sie die Werk zeuge werden. Und du — — (zum Ver trauten) halte unser Vorhaben geheim! — —„ Dieser versichert, daß er sowohl aus Furcht, als
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aus Treue verschwiegen seyn werde, und geht mit dem Atreus ab. [] Der Chor, welcher zu diesem Aufzuge ge höret, nimmt von der Herrschsucht der zwey Brüder Gelegenheit, eine Menge Sittensprüche über den falschen Ehrgeitz anzubringen, und mehr spitzig als gründlich zu bestimmen, worinne das wahre Königreich bestehe. Jhr wißt es nicht, die ihr nach Schlössern geitzet! Nicht der Reichthum, nicht der Glanz des Tyrischen Purpurs, nicht das strahlende Diadem macht den König. Nur der ist König, welcher alle Furcht abgelegt, und alles Böse aus der wil den Brust vertrieben hat. Nur der, welchen nicht der ohnmächtige Ehrgeitz, welchen nicht die immer wankende Gunst des Pöbels be wegt. — — Nur der, welcher von seiner sichern Höhe alles weit unter sich sieht. Nur der, welcher seinem Schicksale willig entgegen eilt, und ohne zu klagen stirbt. — — Es ersteige, wer da will, die schlüpfrige Spitze des Hofes; mich soll die süsse Ruhe sättigen, und verbor gen will ich in sanfter Stille dahin leben. Allen Quiriten unbekannt, sollen meine Jahre sachte vorüber fliessen. Und wenn meine Tage ohne Geräusche verschwunden sind, will ich Lebens satt und ohne Titel erblassen. Auf den wartet ein harter Tod, der, wenn er sterben muß, allen viel zu bekannt ist, sich selbst aber nicht kennet.
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Dritter Aufzug.

[] Diesen eröfnet Thyest mit seinen Söhnen, und unter diesen führet Plisthenes das Wort. Sie langen auf die betriegerische Einladung des Atreus, an. Thyest erfreuet sich An fangs, daß er endlich seine Vaterstadt, und die Götter seiner Väter, wenn anders, setzt er hinzu, Götter sind, wieder siehet. [] Bald, spricht er, wird mir nun das Volk aus Argos fröhlig ent gegen kommen. Doch auch Atreus wird mit kommen. O fliehe Thyest, und suche die dunkeln Wälder wieder, wo du unter dem Wilde ein ihm ähnliches Leben führtest. Laß dich nicht den falschen Glanz des Reiches blen den. Wenn du auf das siehest, was dir an gebothen wird, so siehe auch auf den, der dir es anbietet. Unter den härtesten Beschwerlich keiten bin ich bisher muthig und frölich gewe sen. Doch nun falle ich in marternde Furcht zurück; der Geist ist in banger Erwartung, und möchte den Körper nur allzugern zurück bewegen. Jeder Schritt stockt, den ich thun will. — — Plisthenes erstaunt über die Unentschlossenheit seines Vaters, doch Thyest fährt fort: Warum stehe ich noch an? War um quäle ich mich noch über einen so leichten Entschluß? Da ich niemanden trauen darf, soll ich meinem Bruder, soll ich der Hofnung zu regieren trauen? Was fürchte ich schon über wundene, von mir schon gebändigte Uebel?
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Warum fliehe ich Trübsalen, in die ich mich bereits geschickt? Jch will, ich will elend seyn. Zurück also, Thyest, zurück, und rette dich, da es dir noch vergönnt ist.

Plisthenes

Was bewegt dich, o Vater, deinen Schritt von der nun wieder erblickten vä terlichen Burg zurück zu wenden? Warum willst du dich selbst so grossen angebothenen Gütern entziehen? Dein Bruder hat seinen Zorn abge legt, und wird aufs neue dein Bruder. Er giebt dir deinen Antheil an dem Reiche zurück, sammelt die Glieder des zerrütteten Hauses, und setzt dich wieder in den Besitz deiner selbst.

Thyest

Du willst die Ursache der Furcht wissen, die ich selbst nicht weis. Jch sehe nichts, wovor ich mich fürchten sollte, und fürchte mich dennoch. Jch will gern gehen, aber die Knie sinken unter mir zusammen, und ich werde mit Gewalt von dem Orte zurück getrieben, zu dem ich doch will. — —

Plisth

O schlage alles nieder, was dein Gemüth so unentschlüßig macht, und betrachte, was für Belohnungen deiner warten. Du kannst regieren, Vater — —

Thyest

Unter beständiger Furcht des Todes.

Plisth

Du sollst die höchste Gewalt erlan gen. — —

Thyest

Die höchste Gewalt ist die, nichts zu begehren.
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Plisth

Du kannst nun deinen Kindern ein Reich lassen.

Thyest

Kein Reich fasset zwey Regenten.

Plisth

Wer will wohl elend seyn, wenn er glücklich seyn kann?

Thyest

[] Glaube mir; das Grosse gefällt nur durch die falschen Namen, die wir ihm beylegen. Mit Unrecht fürchtet man ein geringes und har tes Schicksal. So lange ich auf der Spitze der Ehren stand, habe ich nicht einen Augenblick zu zittern aufgehört, und mich selbst für mein eignes Schwerd an meinen Lenden gefürchtet. O welch ein Glück ist es, niemanden im Wege zu stehen, und auf dem Boden hingestreckt, sichre Speisen zu geniessen! Kein Verbrechen schleicht sich in schlechte Hütten, wo man sich an einem geringen Tische sorglos sättigen kann. Das Gift wird aus Golde getrunken; und ich weis es aus der Erfahrung, wie weit das schlechte Glück dem guten vorzuziehen ist. — — Hier verirrt sich Thyest in eine poetische Beschreibung der aus schweifenden Pracht und UippigkeitUeppigkeit der Grossen. Sie ist schön und paßt sehr wohl auf die dama ligen Zeiten der Römer; aber auch deswegen verliert sie in dem Munde des Thyest sehr vieles von ihrer Schönheit. Endlich schließt er mit den Worten: Es ist ein Reich über alle Reiche, das Reich entbehren zu können.

Plisth

Man muß das Reich nicht ausschla gen, wenn es Gott giebt.
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Thyest

Noch weniger muß man darnach trachten.

Plisth

Dein Bruder bittet dich ja, zu re gieren.

Thyest

Er bittet und das ist schrecklich. Hier muß eine List verborgen liegen.

Plisth

Die brüderliche Liebe kann ja wohl das Herz, woraus sie vertrieben worden, wieder einnehmen, und neue Kräfte, anstatt der verlohr nen, sammeln.

Thyest

Wie? Atreus sollte seinen Bruder lieben? — — Eher wird die Nacht die Erde erleuchten; eher wird das Feuer mit dem Wasser, der Tod mit dem Leben, der Wind mit der See Bündniß und Friede schliessen.

Plisth

Vor welchem Betruge fürchtest du dich denn aber?

Thyest

Vor allem? Und was kann ich meiner Furcht für Grenzen setzen, da seine Macht so groß ist, als sein Haß?

Plisth

Was kann er gegen dich vermögen?

Thyest

Für mich fürchte ich auch nichts, sondern ihr allein, meine Kinder, macht, daß ich den Atreus fürchte.

Plisth

Aber du bist schon gefangen, und fürchtest dich, gefangen zu werden? Mitten in der Noth ist es zu spät, sich dafür zu hüten.

Thyest

So kommt denn. Nur dieses ein zige will ich, euer Vater, noch betheuern: Jch folge euch, nicht ihr mir.
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Plisth

Gott wird unsere gute Absicht gnä dig ansehen. Setze den zweifelhaften Fuß nur weiter. [] Hier kommt Atreus darzu und macht durch seine Erscheinung die zweyte Scene dieses Auf zuges. Jn den ersten Zeilen, welche er in der Entfernung vor sich sagt, freut er sich, daß er seinen Bruder nunmehr im Netze habe; und zwar ganz, mit allen seinen drey Söhnen. Der zweyte dieser Söhne hieß Tantalus, wie wir weiter unten hören werden; der Name des drit ten aber kömmt in dem Stücke nicht vor. Kaum, sagt Atreus, daß ich mich mäßigen, und die ausbrechende Wuth zurücke halten kann. So wie ein Spierhund, der an dem langen Leitbande das Wild ausspärt, und mit gebück ter Schnautze die Wege beschnaubert. So lange er noch durch den schwachen Geruch sich weit von dem Eber merkt, ist er folgsam, und durch irret schweigend die Spur. Doch kaum fühlt er sich der Beute näher, so stemmt er sich, kämpfet mit dem unbändigen Nacken, und ruft winselnd seinen säumenden Führer, bis er sich ihm entreißt. Wenn der Zorn Blut wittert, wer kann ihn verbergen? Und doch muß ich ihn verbergen. — — Jn dem Munde des Dichters würde dieses Gleichniß sehr schön seyn, aber in dem Munde der Person selbst, welche diese schwer zu zähmende Wuth fühlet, ist es ohne Zweifel zu gesucht und zu unnatürlich. —
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Je näher Atreus seinem Bruder kömmt; desto mehr verändert er seine Rede. Jetzt, da er un gefehr von ihm gehört werden kann, beklagt er ihn schon, und erstaunt über seinen armseligen Aufzug. Jch will mein Wort halten, fährt er fort. Und wo ist er denn, mein Bruder? — — Hier geht er endlich auf ihn los: Um arme mich, sehnlichst gewünschter Bruder! Aller Zorn sey nunmehr zwischen uns vorbey. An diesem Tage feyre man den Sieg des Bluts und der Liebe. Weg mit allem Hasse aus un sern Gemüthern.

Theseus<Thyest>

Ach, Atreus, ich könnte alles rechtfertigen, wenn du dich jezt nicht so erzeigtest! Ja, Bruder, ich gestehe es; ich gestehe es, ich habe alles verbrochen, dessen du mich schuldig ge halten. Deine heutige Liebe macht meine Sache zur schlimmsten Sache. Der muß ganz schul dig seyn, den ein so guter Bruder hat für schul dig halten können. Zu den Thränen muß ich nunmehr meine Zuflucht nehmen. Siehe mich hier zu deinen Füssen! Laß diese Hände, die noch keines Knie umfaßt haben, die deinigen umfas sen. Laß uns allen Zorn bey Seite legen; laß uns allen Unwillen aus den Gemüthern ver bannen. Empfange diese Unschuldigen als die Unterpfänder meiner Treue.

Atreus

Verlaß diese erniedrigende Stellung, und umarme mich, mein Bruder. Und auch ihr, ihr Stützen unsers Alters, edeln Jünglinge
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laßt euch an meine Brust drücken. Lege das schmutzige Kleid ab; verschone meine Augen mit einem solchen Anblicke; laß dir einen Schmuck reichen, der dem meinen gleich ist; und tritt freu dig in den Besitz deines Antheils an dem brü derlichen Reiche. Jch will mich des grössern Lobes erfreuen, meinen Bruder unverletzt der väterlichen Würde wieder hergestellt zu haben. Ein Reich besitzen, ist Zufall; ein Reich schen ken, ist Tugend.

Thyest

Möchten dir doch, Bruder, diese deine Wohlthaten die Götter würdig vergelten. Meine Armseligkeit schlägt es aus, die königliche Binde anzunehmen, und die unglückliche Hand scheuet sich vor dem Scepter. Erlaube mir, daß ich mitten unter dem Volke verborgen leben darf.

Atreus

Unser Reich leidet zwey Regenten.

Thyest

Was du hast, soll mir so gut seyn, als ob ich es selbst hätte.

Atreus

Wer wollte die freywillig zufliessen den Güter des Glücks verschmähen?

Thyest

Der, welcher es erfahren hat, wie schnell sie wieder dahin sind.

Atreus

So willst du deinen Bruder die unschätzbarste Ehre nicht erlangen lassen?

Thyest

Deine Ehre hat bereits die erhabenste Staffel erreicht, und nun ist es nur noch um meine zu thun. Ja, ich habe es fest beschlossen, das Reich auszuschlagen.
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Atreus

Wenn du deinen Antheil nicht wie der nimmst, so will ich meinen verlassen.

Thyest

Wohl ich nehme ihn. Jch will den Namen der mir aufgelegten Herrschaft füh ren; dir aber allein sollen Gesetze und Waffen mit mir dienen.

Atreus

So laß dir denn um die ehrwürdige Stirne das Diadem binden. Jch will gehen, und den Göttern die versprochnen Opfer bringen. [] Hiermit gehen beyde Theile ab, und der zu diesem Aufzuge gehörende Chor erhebt die brü derliche Liebe des Atreus, dem man kaum einen Funken derselben hätte zutrauen sollen. Er vergleicht diese nach langen Verfolgungen wieder hergestellte Freundschaft, einer angenehmen Meer stille, welche auf einen schrecklichen Sturm folgt. Er macht dabey Schilderungen über Schilde rungen, welche keinen andern Fehler haben, als daß sie die Aufmerksamkeit des Zuschauers zer streuen. Vielleicht zwar, daß sie diesen Fehler nicht geäussert haben, wenn die Alten anders die Kunst, etwas so zierlich herzusingen, daß man kein Wort davon errathen kann, eben so gut verstanden haben, als wir Neuern sie verste hen. — — Der Schluß dieses Chors sind abermals einige moralische Anwendungen über das veränderliche Glück, besonders der Grossen. [] O ihr, welchen der Herrscher über Erd und Meer, das grosse Recht des Lebens und des Todes anvertrauet hat, entsaget den stolzen
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aufgeblasenen Gebehrden. Was der Geringere von euch fürchtet, eben das drohet euch ein größrer Herr. Jedes Reich stehet unter einem noch mächtigern Reiche. Oft sahe einen, den der anbrechende Tag im Glanze fand, der un tergehende im Staube. Niemand traue dem ihn anlachenden Glücke; niemand verzweifle, wenn es ihm den Rücken zukehret. Clotho mischt gutes und böses, und treibt unaufhörlich das Rad des Schicksals um et cetera

Vierter Aufzug.

Jn dem Zwischenraum dieses und des vorher gehenden Aufzuges, muß man sich vorstellen, daß Atreus seine Grausamkeiten begangen habe. Sie waren zu schrecklich, als daß sie der Dichter, der sich der Regel des Horaz ohne Zweifel er innerte: Nec pueros coram populo Medea trucidat: Aut humana palam coquat exta nefarius Atreus. dem Zuschauer hätte zeigen sollen. Er läßt sie also blos erzehlen; und giebt sich, diese Erzehlung mit dem Ganzen auf eine kunstmäßige Art zu verbinden, so wenig Mühe, daß er weiter nichts thut, als einen Mann, den er Nuncius nennt, herauskommen und dem Chore von dem, was er gesehen hat, Nachricht geben läßt. Der Chor wird also hier zu einer spielenden Person, welches in den alten Trauerspielen nichts ungewöhnliches ist. Gemeiniglich führte alsdann der Coryphäus
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das Wort, der entweder mit dem ganzen Chore, oder nur mit einem Theile desselben zurück blieb, nachdem es die Umstände erforderten. Wir werden unten sehen, warum man annehmen müße, daß er hier nur mit einem Theile zurück geblieben sey. Seine Reden sind sehr kurz, und geben blos dem Erzehler Gelegenheit, so umständlich, als es nöthig ist, zu seyn. Dieser nun tritt voller Schrecken und Entsetzen hervor, und wünscht von einem Wirbelwinde durch die Lüfte gerissen und in eine finstre Wolke gehüllet zu werden, damit er dem Anblicke eines so gräßlichen Verbre chens entkommen möge. [] O Haus, dessen sich selbst Pelops und Tantalus schämen müssen.

Der Chor

Was bringst du neues?

Der Erzehler

Wo bin ich? Jst dieses das Land, in welchem Argos, Corinth und das durch die frommen Brüder berühmte Sparta liegt? Oder bin ich an dem Jster unter den wilden Alanen? Oder bin ich unter dem ewi gen Schnee des rauen Hircaniens? Oder unter den schweifenden Scythen? Was ist es für eine Gegend, die zur Mitschuldigen so abscheulicher Verbrechen gemacht wird?

Der Chor

Welcher Verbrechen? Entdecke doch — —

Der Erzehler

Noch staunet meine ganze Seele, noch ist der vor Furcht starrende Körper seiner Glieder nicht mächtig. Noch schwebt das Bild der gräßlichen That vor meinen Augen et cetera
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Der Chor

Du marterst uns durch die Un gewißheit noch mehr. Sage, wovor du dich entsetzest, und nenne den Urheber. Einer von den Brüdern muß es seyn, aber welcher? Rede doch — —

Nunmehr wäre es ohne Zweifel billig, daß der Erzehler sogleich zur Sache käme, und diese geschwind in wenig kurzen und affectvollen Worten entdeckte, ehe er sich mit Beschreibung kleiner Umstände, die vielleicht ganz und gar unnöthig sind, beschäftige. Allein was glaubt man wohl, daß er vorher thut? [] Er beschreibet in mehr als vierzig Zeilen vor allen Dingen den heiligen Hayn, hinter der mitter nächtlichen Seite des Pelopeischen Pallasts, in welchem Atreus die blutigen Opfer geschlacht hatte, ohne dieser mit einer Sylbe zu gedenken. Er sagt uns, aus was für Bäumen dieser Wald bestehe, zu welchen Handlungen ihn die Nach kommen des Tantalus geweihet; mit was für gelobten Geschenken und Denkmählern er ausge ziert und behangen sey. Er meldet, daß es darinne umgehe, und mahlt fast jede Art von Erscheinungen, die den Tag sowohl als die Nacht darinne schrecklich machten. — — Jch begreife nicht, was der Dichter hierbey muß gedacht ha ben; noch vielweniger begreife ich, wie sich die Zuschauer eine solche Verzögerung können ge fallen lassen. Eine kleine Vorbereitung, wenn etwas sehr wichtiges zu erzehlen ist, wird gar wohl erlaubt; sie reitzt die Zuhörer, ihre Aufmerk
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samkeit auf das, was folgen soll, gefaßt zu halten. Allein sie muß diese Aufmerksamkeit nicht vor weg ermüden; sie muß das, was in einer Zeile eine sehr gute Wirkung thun würde, nicht in vierzig ausdehnen. — — Doch damit ich auch meinen Tadel nicht zu weit ausdehne, so will ich das Gemählde des Hayns an seinen Ort gestellt seyn lassen, und mit dem Dichter wieder weiter gehen. [] Als nun, läßt er den Erzehler fort fahren, der rasende Atreus in Begleitung der Kinder seines Bruders in den Hayn gekommen war, wurden die Altäre sogleich geschmückt. Aber nun, wo werde ich Worte finden? — Die Hände werden den edlen Jünglingen auf den Rücken gebunden, und um ihre Stirne wird die traurige Opferbinde geschlagen. Da fehlt kein Weihrauch, kein geheiligter Wein; das Opfer wird mit Saltzmehl bestreuet, ehe es das Schlachtmesser berühren darf. Alle Ordnung wird beybehalten, damit ja eine solche Lasterthat nicht anders als auf die beste Weise geschehe.

Der Chor

Und wessen Hand führte das Eisen?

Der Erzehler

Er selbst ist Priester; er selbst hält das blutige Gebeth, und läßt aus schrecklichem Munde das Sterbelied tönen. Er selbst stehet am Altare, befühlt die dem Tode Geweihten, legt sie zurechte, und ergreift den Stahl. Er selbst giebt Acht, und kein einziger
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Opfergebrauch wird übergangen. Der Hayn erzittert; der ganze Pallast schwankt auf dem durchschütterten Boden, und drohet bald hier bald dahin zu stürzen. Oben zur Linken schießt ein Stern durch den Himmel, und ein schwarzer Schweif bemerkt seine Bahn. Der in das Feuer gespritzte Wein wird Blut; dreymal ent fällt dem Haupte das Diadem; die Bildsäulen weinen, und ein jeder wird von diesen Vorbe deutungen gerührt. Nur Atreus allein bleibt unbeweglich und sich selbst gleich, und hört nicht auf die drohenden Götter zu schrecken. Länger will er nicht verweilen, er springt wieder zu dem Altare, und schielet mit grimmigen Blicken um sich. So irret ein hungriges Tiegerthier in den Gangetischen Wäldern zwischen zwey jungen Stieren. Es ist auf den einen Raub so begie rig, wie auf den andern, und nur ungewiß, wel chen es zuerst zerreissen solle. Jezt bleckt es den Rachen auf diesen; jezt bleckt es ihn auf jenen zurück, und hält seinen Hunger in Zweifel. Nicht anders betrachtet der ruchlose Atreus die Schlachtopfer seines verfluchten Zornes, und steht bey sich an, welches er zuerst, und welches er hernach abthun wolle. Es wäre gleichviel, aber doch steht er bey sich an, und freuet sich, über seine verruchte That zu künsteln.

Der Chor

Aber gegen wen braucht er end lich den Stahl zuerst?
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Der Erzehler

Das erste Opfer — — damit man, ohne Zweifel, die kindliche Ehrfurcht nicht vermissen möge — — wird dem Groß vater geweihet. Tantalus ist dieses erste Opfer.

Der Chor

Mit welchem Muthe, mit wel chem Gesichte duldete der Jüngling den Tod?

Der Erzehler

Unbesorgt für sich selbst stand er da, und verschwendete keine Bitte vergebens. Aber der Wütrich stieß und drückte so lange nach, bis sich der Stahl in der Wunde verlohr, und die Hand an die Gurgel traf. Da er das Eisen zurückzog, stand der Leichnam; und als er lange gezweifelt hatte, ob er auf diese oder auf jene Seite fallen sollte, fiel er endlich auf den Vetter. Voller Wuth riß dieser hierauf den Plisthenes zum Altare, und schickte ihn dem Bruder nach. Er hieb ihm den Hals ab; der Rumpf fiel vor sich nieder, und der Kopf rollte mit einem un verständlichen kläglichen Murmeln auf den Boden hin.

Der Chor

Nachdem er diesen doppelten Mord vollbracht, was that er alsdann? Schonte er des Knabens? Oder häufte er Verbrechen auf Verbrechen?

Der Erzehler

So wie ein Löwe in Ar menischen Wäldern mit siegender Wuth unter den Rindern tobet, und mit blutigem Rachen, auch nach gestilltem Hunger, seinen Grimm nicht ableget; sondern noch hier einen Stier und noch
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da einen anfällt, bis er mit müden Zähnen endlich auch den Kälbern drohet: eben so wüthet Atreus und schwellet vor Zorn. Er hält das vom dop pelten Morde blutige Eisen, vergißt was für ein schwaches Kind er zu durchstossen habe, und hohlt weit von dem Körper aus. (*) Der Stahl drang in der Brust ein, und fuhr durch den Rücken heraus. Das Kind fiel, löschte mit seinem Blute das Feuer auf dem Altar, und starb an der zwiefachen Wunde.

Der Chor

Abscheuliche Lasterthat!

Der Erzehler

Jhr entsetzet euch? Wenn er hier inne gehalten hätte; so wäre er noch fromm. 1
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Der Chor

Was kann noch verruchters in der Natur gefunden werden?

Der Erzehler

Jhr glaubt, es sey das Ende seines Verbrechens? Es ist nur eine Staffel desselben.

Der Chor

Aber was hat er weiter thun kön nen? Er hat vielleicht die Leichname den wilden Thieren zu zerreissen vorgeworfen, und ihnen den Holtzstoß versagt.

Der Erzehler

Wäre es doch nichts als das! — — —

[] Nunmehr folgt eine sehr gräß liche Beschreibung, die aber so eckel ist, daß ich meine Lesern damit verschonen will. Man sieht darinne, wie Atreus die todten Körper in Stücken zerhackt; wie er einen Theil derselben an die Spiesse gesteckt, und den andern in Kessel geworfen, um jene zu braten und diese zu kochen; wie das Feuer diesen grausamen Dienst verwei gert, und wie traurig der fette Rauch davon in die Höhe gestiegen. Der Erzehler fügt end lich hinzu, daß Thyest in der Trunkenheit wirk lich von diesen abscheulichen Gerichten gegessen; daß ihm oft die Bissen in dem Schlunde stecken geblieben; daß sich die Sonne, obgleich zu spät, darüber zurück gezogen; daß Thyest sein Un glück zwar noch nicht kenne, daß es ihm aber schwerlich lange verborgen bleiben werde. [] Mehr hat der Erzehler nicht zu sagen. Er geht also wieder fort und die vorhin abgegangene Helfte des Chors tritt herein, ihren Gesang an
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zustimmen. Er enthält lauter Verwunderung und Entsetzen über das Zurückfliehen der Sonne. Sie wissen gar nicht, welcher Ursache sie das selbe zuschreiben sollen, und vermuthen nichts geringers, als daß die Riesen einen neuen Sturm auf den Himmel müßten gewagt haben, oder daß gar der Untergang der Welt nahe sey. Hieraus also, daß sie nicht wissen, daß die Sonne aus Abscheu über die Verbrechen des Atreus zurückgeflohen, ist es klar, daß sie bey der vorhergehenden Unterredung nicht können gegenwärtig gewesen seyn. Da aber doch aller dings der Chor eine unterredende Person dabey ist, so muß man entweder einen doppelten Chor annehmen, oder, wie ich gethan habe, ihn theilen. Es ist erstaunend, daß die Kunstrichter solcher Schwierigkeiten durchaus nicht mit einem Worte gedencken, und alles gethan zu haben glauben, wenn sie hier ein Wörtchen und da einen Umstand, mit Auskrahmung aller ihrer Gelehrsamkeit, erklären — — Vielleicht könte man auch sagen, daß der einzige Coryphäus nur mit dem Erzehler gesprochen, und daß ausser ihm der gantze Chor abgegangen seye. Vielleicht könnte man sich dieserwegen unter an dern darauf berufen, daß der Erzehler selbst ihn als eine einzelne Person betrachtet und in der einfachen Zahl mit ihm spricht; als Zeile 746. — — — Sceleris hunc finem putas? Kurz vorher redet er ihn zwar in der vielfachen
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Zahl an, wenn er ihn in der 744. Zeile fragt: exhorruiſtis? Allein dieses exhorruiſtis wäre sehr leicht in exhorruiſti zu verwandeln, welches ohnedem der Gleichförmigkeit wegen höchst nothig ist. — — Von dem Chore selbst will ich nicht viel sagen, weil er fast aus nichts, als aus poeti schen Blümchen bestehet, die der befürchtete Untergang der Welt, wie man leicht vermuthen kann, reichlich genug darbiethet. Unter andern geht der Dichter den ganzen Thierkreiß durch, und betauert gleichsam ein jedes Zeichen, das nunmehr herabstürzen und in das alte Chaos zu rück fallen würde. Zum Schlusse kömmt er wieder auf einige moralische Sprüche. [] So sind wir denn, nach einer unzehligen Menge von Sterb lichen, die, welche man für würdig erkannt hat, von den Trümmern der Welt zerschmettert zu werden? So sind wir es, die auf die lezten Zeiten verspart wurden? Ach, wie hart ist unser Schicksal; es sey nun, daß wir die Sonne verlohren, oder sie vertrieben haben! Doch, weg ihr Klagen! weg Furcht! Der ist auf das Leben zu begierig, der nicht einmahl sterben will, wenn die Welt mit ihm untergeht.

Fünfter Aufzug.

[] Die grausame Mahlzeit ist vorbey. Atreus kann seine ruchlose Freude länger nicht mäßigen, sondern kömmt heraus, sich seinen abscheuligen Frolockungen zu überlassen.
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Diese sind der vornehmste Jnhalt des ersten Auftritts in diesem Aufzuge. Aber doch ist er noch nicht zufrieden; er will den Thyest, zum Schlusse der Mahlzeit, auch noch das Blut seiner Kinder zu trincken geben. Er befiehlt daher seinen Dienern, die Thore des Pallasts zu eröfnen, und man sieht in der Ent fernung den Thyest am Tische liegen. Atreus hatte bey Zermetzlung der Kinder, ihre Köpfe zurücke gelegt, um sie dem Vater, bey Eröf nung seines Unglücks, zu zeigen. Er freuet sich schon im voraus über die Entferbung des Gesichts, mit welcher sie Thyest erblicken werde. Das, spricht er, muß ich mit ansehen. Jch muß es mit anhören, welche Worte sein Schmerz zuerst ausstossen wird. Jch muß dabey seyn, wenn er starr und für Entsetzen wie entseelt da stehen wird. Das ist die Frucht meiner That! Jch mag ihm nicht sowohl elend sehn, als elend werden sehn. — — Er wird mit Vergnügen gewahr, daß Thyest schon fast truncken sey, und hoft daher, daß ihm seine List mit dem Blute, welches er unter alten Wein von einer starcken Farbe mischen wolle, desto eher gelingen werde. — — Ein solches Mahl muß mit einem solchen Truncke beschlos sen werden. Er, der lieber mein Blut ge truncken hätte, soll das Blut der Seinen trin cken. Hört, schon stimmt er festliche Gesänge an, und ist seines Verstandes kaum mehr mächtig.
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Hier nun kömmt Thyest langsam hervor, und sein Gesang ist eine Ermunterung seiner selbst, alle traurige Vorstellungen fahren zu lassen. [] Heitere deine Blicke zur gegenwärtigen Freude auf, und verjage den alten Thyest aus deinem Gemüthe! Aber so sind die Elenden! Sie trauen dem Glücke nie, wenn es sie gleich wie der anlacht, und freuen sich mit Widerwillen. Welcher ohne Ursache erregter Schmerz verbeuth mir diesen festlichen Tag zu feyern, und befiehlt mir, zu weinen? Was ist es, das mir mein Haupt mit frischen Blumen zu kränzen nicht erlauben will? Es will nicht; es will nicht! — Unerwartete Thränen rollen die Wangen herab, und mitten unter meine Worte mischen sich Seufzer — — Ach, der sein Unglück ahn dende Geist verkündiget mit diesen Zeichen ein nahes Leiden! — — Doch mit was für trau rigen Erwartungen quälst du dich, Unsinniger? Ueberlaß dich deinem Bruder voll leichtgläu biger Liebe! Es sey nun was es sey, so fürchtest du dich entweder ohne Grund, oder zu spät. Gern wollt ich Unglücklicher mich nicht fürchten, aber mein Jnnerstes bebet vor Schrecken. Schnell strömet aus den Augen eine Fluth von Zehren, und strömet ohne Ursache. Jst es Schmerz, oder ist es Furcht? Oder hat auch eine heftige Freude ihre Thränen? Nunmehr redet ihn Atreus an: [] Laß uns, Bruder, unsere Freude verbinden, diesen
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glücklichen Tag würdig zu begehen. Heute wird mein Thron befestiget; heute wird ein Friede gestiftet, wie er unserer brüderlichen Treue geziemet.

Thyest

Die reiche Tafel hat mich genung gesättiget; ich glühe vom Weine. Aber wie unendlich könnte meine Freude vermehret werden, wenn ich mich mit den Meinigen freuen dürfte.

Atreus

Glaube, daß sie so gut verwahrt sind, als ob du sie in deinen Armen hieltest. Sie sind hier, und werden hier bleiben. Von deinen Kindern soll dir nichts verlohren gehen. Jch will dich ihre Gesichter, die du so sehnlich verlangst, sehen lassen; ich will sie dich alle ge niessen lassen. Deine Begierde soll gesättiget werden; fürchte nichts. Sie liegen noch jetzt, mit meinen Kindern zugleich, an dem frohen Tische; aber man soll sie gleich herhohlen. Nimm nur unterdessen diesen unsern Geschlechtsbecher, mit Bachus Gaben erfüllet, aus meiner Hand — Thyest vermuthet bey diesen zweydeutigen Re den, noch nichts arges. Er greift mit Danck sagung nach dem Becher, ihn vor dem Angesichte der väterlichen Götter auf eine ewige Liebe aus zuleeren, und ist eben in der Stellung, ihn an den Mund zu führen; als seine fürchterliche Ahndungen zunehmen. Was ist das? die Hand will nicht gehorchen? die Schwere des Bechers wächst und ziehet die Rechte mit nieder? Jch bringe ihn dem Munde näher, und ver=
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giesse zitternd den Wein, ohne die betrogenen Lippen zu netzen. Sieh! selbst der Tisch springt von dem erschütterten Boden in die Höh! Kaum leuchtet das Feuer! Die schwere öde Luft er starret schrecklich zwischen Tag und Nacht! Das krachende Gewölbe des Himmels drohet zu stürzen! Schwartze Schatten verdicken die Finsterniß, und die Nacht verbirgt sich in Nacht! Alles Gestirne flieht! Es drohe, was uns auch drohe; nur daß es meinen Bruder, nur daß es meine Kinder verschone! Auf mein unwürdiges Haupt allein breche das Wetter los. Ach, jezt, jezt gieb mir meine Kinder wieder.

Atreus

Jch will sie dir geben, und kein Tag soll sie dir jemahls wieder rauben. — — Hier muß man sich vorstellen, daß Atreus einen Winck giebt, und die zurück gelegten Häupter und Hände der Kinder herbey bringen läßt, unterdessen daß Thyest in dem vorigen Tone fortfährt: Welch ein Aufruhr durchwühlet mein Eingeweide? Was zittert in meinem Jnnern? Jch fühle eine ungeduldige Last, und aus meiner Brust steigen Seufzer auf, die nicht meine sind. Kommt doch, meine Söhne! Euer unglücklicher Vater ruft euch. Kommt doch! Euer Anblick wird diesen Schmerz ver jagen. Hörte ich sie nicht? Wo sprachen sie? — — Nunmehr sind ihre traurigen
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Ueberbleibsel hier, und Atreus siehet sich an seinem erwünschten Augenblicke.

Atreus

Halte deine väterlichen Umarmun gen bereit! Hier sind sie! (indem er sie ihm zeigt,) Erkennst du deine Söhne?

Thyest

Jch erkenne den Bruder! Erde! und so eine Schandthat konntest du auf dir dul den? — — Dieses ist der Anfang von den gräßlichsten Verwünschungen seines Bruders und seiner selbst. Das ich erkenne den Bruder ist ohne Zweifel ein Meisterzug, der alles auf einmal dencken läßt, was Thyest hier kann empfunden haben. Er scheinet zwar etwas von einer spitzigen Gegenrede an sich zu haben, aber gleichwohl muß seine Würckung in dem Munde des Schauspieles vortreflich gewesen seyn, wenn er das dazu gehörige starrende Erstaunen mit gnug Bitterkeit und Abscheu hat ausdrucken können. — — Es fehlt so viel, daß Atreus von den Verwünschungen seines Bruders sollte gerührt werden, daß er ihn viel mehr auf die spöttischste Art unterbricht:

Atreus

Nimm sie doch lieber hin, die so lange begehrten Kinder. Dein Bruder ver wehrt es dir nicht länger. Geniesse sie; küsse sie; theile unter alle drey die Zeichen deiner Liebe.

Thyest

War das der Bund? War das die Aussöhnung? Jst das die brüderliche Treue? So legst du deinen Haß ab? Jch kann dich nun nicht bitten, mir meine Kinder unverlezt zu las
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sen; aber das muß ich dich bitten, ein Bruder den Bruder, was du mir, deinem Verbrechen, deinem Hasse unbeschadet, verstatten kanst. Erlaube mir, ihnen die lezte Pflicht zu erweisen. Gieb mir ihre Körper wieder, und du sollst sie sogleich auf dem Scheiterhaufen brennen sehen. Jch bitte dich um nichts, was ich besitzen, sondern um etwas, was ich verlieren will.

Atreus

Was von deinen Söhnen übrig ist, sollst du haben; was von ihnen nicht mehr übrig ist, das hast du schon.

Thyest

Hast du sie den Vögeln zur Speise hinwerfen lassen? Oder werden sie zum Frasse für wilde Thiere gespart?

Atreus

Du selbst hast deine Söhne in ruchlosen Gerichten genossen.

Thyest

Das war es, wovor sich die Götter entsezten! Das trieb den Tag in sein ostliches Thor zurück! Jn welche Klagen soll ich Elender ausbrechen? Welche Worte soll mein Schmerz wählen? Hier seh ich sie, die abgehauene Köpfe und die vom zerschmetterten Arme getrennten Hände! Das war es, was dem hungrigen Vater nicht herab wollte! Wie welzet sich das Eingeweide in mir! Der verschlossene Greuel tobet und suchet einen Ausgang. Gib mir, Bruder, das von meinem Blute schon trunckene Schwerd, um mit dem Eisen meinen Kindern den Weg zu öfnen. Man versagt mir das Schwerd? So mag denn die hohle Brust von
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traurigen Schlägen ertönen. Halt ein, Unglück licher! Verschone die Schatten. Wer hat der gleichen Abscheuligkeit gesehen? Welcher Henio che auf den rauhen Felsen des unwirthbaren Cau casus? Welcher Procrustes, das Schrecken der attischen Gegenden? Jch Vater drücke die Söhne, und die Söhne den Vater. So kann test du denn bey deinem Verbrechen keine Maaß?

Atreus

Maaß muß man in den Verbrechen halten, wenn man sie begehet, nicht aber wenn man sie rächet. Auch das ist mir noch zu geringe. Aus den Wunden selbst hätte ich das warme Blut in deinen Mund sollen fliessen lassen, damit es aus ihren lebendigen Leibern in deinen gekom men wäre. Mein Zorn hat mich hintergangen. Jch war zu schnell; ich that nichts, als daß ich sie mit dem Stahle am Altare niederstieß, und die Hausgötter mit diesem ihnen gelobten Opfer ver söhnete. Jch trennte die Glieder von den todten Körpern und hieb sie in kleine Stücken. Diese warf ich in siedende Kessel, und jene ließ ich am langsamen Feuer braten. Jch hörte sie an dem Spiesse zischen; ich wartete mit eigener Hand das Feuer. Alles dieses hätte ihr Vater weit besser thun können. Meine Rache ist falsch aus geschlagen. Er hat mit ruchlosem Munde seine Kinder zermalmt; aber er wußte es nicht; aber sie wußten es nicht. — — Thyest hebt hierauf neue Verwünschungen an, und alles was er von dem Beherrscher des Himmels bittet, ist dieses,
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daß er ihn mit dem Feuer seines Blitzes verzeh ren möge. Auf diese einzige Art könne seinen Kindern der letzte Dienst, sie zu verbrennen, er wiesen werden. Oder wenn keine Gottheit die Ruchlosen zerschmettern wolle, so wünscht er, daß wenigstens die Sonne niemals wieder zurück kehren, sondern eine ewige Nacht diese unmensch lichen Verbrechen bedecken möge.

Atreus

Nun preise ich meine Hände! Nun habe ich die Palme errungen! Meine Laster wä ren umsonst, wenn es dich nicht so schmerzte. Nun düncket mich, werden mir Kinder gebohren. Nun düncket mich, dem keuschen Ehebette die verletzte Treue wiedergegeben zu haben.

Thyest

Was hatten aber die Kinder ver brochen?

Atreus

Daß sie deine Kinder waren.

Thyest

Dem Vater seine Söhne — —

Atreus

Ja, und was mich freuet, seine gewissen Söhne.

Thyest

Euch ruf ich an, ihr Schutzgötter der Frommen — —

Atreus

Warum nicht lieber die Schutz götter der Ehen?

Thyest

Wer vergilt Verbrechen mit Ver brechen?

Atreus

Jch weiß, worüber du klagst. Es schmertzt dich, daß ich dir mit dem Verbrechen zuvorgekommen bin. Nicht das geht dir nahe, daß du diese gräßliche Mahlzeit genossen, sondern
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daß du sie nicht zubereitet. Du hattest im Sinne, deinen unwissenden Bruder gleiche Gerichte vor zusetzen, und mit Hülfe der Mutter, meine Kinder eines ähnlichen Todes sterben zu lassen; wenn du sie nur nicht für deine gehalten hättest.

Thyest

Die Götter werden Rächer seyn; und diesen übergeben dich meine Wünsche zur Strafe.

Atreus

Und dich zu strafen, will ich deinen Kindern überlassen.


1(*) Die Worte heissen in dem Originale: Ferrumque gemina cæde perfuſuin tenens, Oblitus in quem rueret, infeſta manu Exegit ultra corpus - - - Alle Ausleger übergehen diese Stelle, und gleich wohl zweifle ich, ob sie von allen gehörig ist ver standen worden. Das exigere corpus ist mir un gemein verdächtig. Jch weis wohl, was bey dem Virgil exigere enſem per corpus heißt; allein ob schlechtweg exigere corpus eben dieses heissen könne, daran zweifle ich, und glaube nicht, daß man bey irgend einem Schriftsteller ein ähnliches Exempel finden werde. Jch erkühne mich daher, eine kleine Veränderung zu machen, und anstatt infeſta manu zu lesen infeſtam manum; so daß ultra, welches man vorher adverbialiter nehmen mußte, nunmehr zur Präposition wird, die zu corpus gehöret. Was aber manum exigere heisse, und daß es gar wohl aushohlen heissen könne, wird man leicht einse hen. Vielleicht könnte auch die Bedeutung, da exigere versuchen, probiren heißt, hier zu Stat ten kommen.

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