Einführung

Benito Jerónimo Feijoo: Teatro Crítico Universal
Sina Rauschenbach

1. Titel 1
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Teatro Critico Universal, Discursos varios en todo género de materias, para desengaño de errores comunes: Escrito Por El Muy Ilustre Señor D.Fr. Benito Gerónimo Feyjoó y Montenegro, Maestro General del Orden de San Benito, del Consejo de S.M. &c. Tomo Primero. Nueva Impresion, En la cual van puestas las adiciones del Suplemento en sus lugares. Madrid MDCCLXXVIII. Por D. Joaquín Ibarra, Impresor de Cámara de S.M. Con las licencias necesarias. A costa de la Real Compañia de Impresores, y Liberos. Madrid: Lorenzo Francisco Mojados, 1726. - Bd. 1: LXXXII, 414 S., 1 Ill., 4°. - Bd. 2: XXXII, 439 S., 4°. - Bd. 3: LVI, 395 S., 4°. - Bd. 4: XL, 478 S., 4°. - Bd. 5: XLVIII, 433 S., 4°. - Bd. 6: XLVIII, 419 S., 4°. - Bd. 7: XLIV, 446 S., 4°. - Bd. 8: LVI, 459 S., 4°. - Bd. 9: Suplemento De El Theatro Critico, 16 unpag. S., 406 S., 9 unpag. S., 4°. [opac ↗15073767X]

2. Verfasser
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Benito Jerónimo Feijoo (8.10.1676-26.09.1764) ist einer der wichtigsten Denker im Vorfeld der spanischen Aufklärung. 1676 im galizischen Casdemiro geboren, trat Feijoo mit 14 Jahren dem Benediktinerorden bei. Nach seinem Studium an den Ordensschulen von Pontevedra, Santiago, Salamanca und León ging er 1709 nach Oviedo, wo er zuerst im Kloster San Vicente und später an der Universität Theologie und Philosophie lehrte. Gleichzeitig wurde er 1721 und 1729 zum Abt von San Vicente gewählt. Bekannt wurde Feijoo vor allem durch seine im Teatro Crítico Universal zum Ausdruck gebrachten Bemühungen, Spanien aus der intellektuellen Isolation zu führen und mit den Neuentwicklungen der Philosophie und der Wissenschaften auf dem Rest des europäischen Kontinents vertraut zu machen. Eine Fortsetzung fanden Feijoos Bemühungen in den Cartas eruditas y curiosas, die zwischen 1742 und 1760 in fünf Bänden erschienen. Ferdinand VI. ehrte den Benediktinerpater, indem er ihn 1748 zum „Consejero real“ ernannte.

3. Publikation
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3.1. Erstdruck
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Erschienen in Madrid 1726-1739 und 1740. Der erste Band erschien bei Lorenzo Francisco Mojados, alle weiteren und der Supplement Band mit Ergänzungen und Korrekturen wurden bei Francisco de el Hierro publiziert.


Standorte des Erstdrucks


Bd. 1 (1726)


Bd. 2 (1728)


Bd. 3 (1729)


Bd. 4 (1730)


Bd. 5 (1733)


Bd. 6 (1734)


Bd. 7 (1736)


Bd. 8 (1739)


Bd. 9 (1740)

3.2. Weitere Ausgaben
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3.2.1. Neueditionen und Teileditionen (Auswahl)
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Teatro Crítico Universal. Hg. von Agustín Millares Carlo. 3 Bde., Madrid 1923-1926.

Obras escogidas del padre fray Benito Jerónimo Feijóo. Bd. 4: Teatro critico. Madrid 1961.

Teatro Crítico Universal. Cartas Eruditas y Curiosas (Antología). Hg. und eingeleitet von Carmen Martín Gaite. Madrid 1969.

Teatro Crítico Universal. Hg. von Ángel Raimundo Fernández González. Madrid 1980.

Teatro Crítico. Ensayos filosóficos. Hg. und ausgewählt von Eduardo Subirats Rüggeberg. Barcelona 1985.

Teatro Crítico Universal o discursos varios en todo género de materias, para desengaño de errores communes. Hg. und eingeleitet von Giovanni Stiffoni. Madrid 1986.

La prosa de la Illustración. Feijoo y Jovellanos. Hg. von Manuel Camarero. Madrid 1996.

Defensa de la mujer. Discurso XVI del Teatro crítico. Hg. von Victoria Sau. Barcelona 1997.

3.2.2. Volltexttranskriptionen der Bände 1-8
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Biblioteca Feijoniana 1997. Vorlage: nicht ermittelbar.

Edición digital de las obras de Benito Jerónimo Feijoo. Vorlage: nicht ermittelbar.

3.2.3. Digitale Ausgaben
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Digitale Ausgaben der Erstausgabe 1726-1740
  • Bd. 2 (1728): Google ebooks 2010. Vorlage: Exemplar der Biblioteca Complutense Madrid, Sign. BH DER 16010.
  • Bd. 3 (1729): Google ebooks 2010. Vorlage: Exemplar der Biblioteca Complutense Madrid, Sign. BH DER 16011.
  • Bd. 5 (1733): Google ebooks 2009. Vorlage: Exemplar der Biblioteca de Catalunya Barcelona, Sign. k.A.
  • Bd. 6 (1734): Google ebooks 2009. Vorlage: Exemplar der Biblioteca de Catalunya Barcelona, Sign. k.A.
  • Bd. 7 (1736): Google ebooks 2009. Vorlage: Exemplar der Biblioteca de Catalunya Barcelona, Sign. k.A.
  • Bd. 9 (1740): Google ebooks 2008. Vorlage: Exemplar der Biblioteca Complutense Madrid, Sign. 2/58685 V.9.
Weitere digitale Ausgaben verschiedener Bände und Editionen in chronologischer Reihe
  • Bd. 1 (1765): Google ebooks 2010. Vorlage: Bibliothèque Municipale de Lyon, Sign. k.A.
  • Bd. 1 (1769): Google ebooks 2009. Vorlage: Exemplar der Biblioteca Nacional de Catalunya Barcelona, Sign. k.A.
  • Bd. 1 (1777): München: bsb digital. Vorlage: Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, Sign. H.lit.p. 123 pe-1.
  • Bd. 1 (1781): Google ebooks 2008. Vorlage: Exemplar der Biblioteca Universidad Complutense Madrid, Sign. k.A.
  • Bd. 2 (1777): München: bsb digital. Vorlage: Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, H.lit.p. 123 pe-2.
  • Bd. 3 (1777): München: bsb digital. Vorlage: Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, H.lit.p. 123 pe-3.
  • Bd. 3 (1777): Google ebooks 2009. Vorlage: Exemplar der Biblioteca Nacional de Catalunya Barcelona, Sign. k.A.
  • Bd. 4 (1777): München: bsb digital. Vorlage: Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, H.lit.p. 123 pe-4.
  • Bd. 4 (1778): Google ebooks 2009. Vorlage: Exemplar der Biblioteca Nacional de Catalunya, Sign. k.A Barcelona.
  • Bd. 5 (1777): Google ebooks 2010. Vorlage: Exemplar der Biblioteca Universidad Complutense Madrid, Sign. k.A.
  • Bd. 5 (1778): München: bsb digital. Vorlage: Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, H.lit.p. 123 pe-5.
  • Bd. 6 (1777): München: bsb digital. Vorlage: Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, H.lit.p. 123 pe-6.
  • Bd. 7 (1777): München: bsb digital. Vorlage: Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, H.lit.p. 123 pe-7.
  • Bd. 7 (1769): Google ebooks 2007. Vorlage: Exemplar der University of Oxford, Sign. FINCH.V.48.
  • Bd. 8 (1777): München: bsb digital. Vorlage: Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München, H.lit.p. 123 pe-8.
  • Bd. 9 (1774): Google ebooks 2006. Vorlage: Exemplar der University of Michigan, Sign. k.A.

4. Inhalt
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Feijoos Teatro Crítico Universal umfasst 118 Reden („Discursos“) in 8 Bänden. In diesen Reden werden Themen aus den unterschiedlichsten Bereichen der Philosophie, Religion, Metaphysik, Literatur, Sprache, Politik und Pädagogik, der experimentellen Wissenschaften, Medizin, Astronomie, Geographie und Ökonomie angesprochen. Insgesamt geht es Feijoo darum, als Pädagoge zu wirken und dem spanischen Volk einen Weg aus Vorurteil, Aberglaube und Isolation zu weisen. Diese Absicht erklärt Feijoo bereits im ersten Band in seiner Vorrede an den Leser. In seiner ersten Rede „Voz del Pueblo“ (Bd. 1, „Discurso primero“) wiederholt Feijoo, dass die Stimme der Mehrheit nicht immer zwangsläufig auch als Prüfstein für die Wahrheit angeführt werden könne. Alleinige Prüfsteine für Wissen und Wahrheit seien stattdessen die Vernunft und die Offenbarung, die nicht im Widerspruch zueinander stünden, sondern sich gegenseitig befruchteten und ergänzten. Zentral für Feijoos Auftreten gegen religiöse Irrlehren und den Aberglauben sind Reden wie „Astrología Judiciaria y Almanaques“ (Bd. 1, „Discurso octavo“, „Demoníacos“ (Bd. 8, „Discurso sexton“, „Milagros supuestos“ (Bd. 3, „Discurso sexton“), „Profecías supuestas“ (Bd. 2, „Discurso cuarto“), „Artes divinatorias“ (Bd. 2, „Discurso tercero“), „Duendes y Espíritus familiares“ (Bd. 3, „Discurso cuarto“). In anderen Reden – wie in „Medicina“ (Bd. 1, „Discurso quinto“) – verteidigt Feijoo am Beispiel der Medizin die experimentelle Methode in den frühneuzeitlichen Wissenschaften. Dabei schließt er unmittelbar an seine Apología del escepticismo médico an, in der er bereits 1725 Martín Martínez und den „Neuerern“ („novatores“) gegen die Kritik ihrer Gegner zur Seite getreten war. Die Reden „Antipatia de Franceses y Españoles“ (Bd. 2, „Discurso nono“) und „Amor de la Patria y pasión nacional“ (Bd. 3, „Discurso décimo“) sind wesentlich von Feijoos Plädoyer für eine Annäherung an das aufgeklärte Frankreich und die Dekonstruktion nationaler Mythen und Vorurteile gepägt. In einem ähnlichen Zusammenhang steht die Rede „Españoles americanos“ (Bd. 4, „Discurso sexto“), in der Feijoo den Vorurteilen und der Überheblichkeit entgegentritt, mit denen Spanier den criollos in der Neuen Welt gegenübertraten. In der neueren Forschungsliteratur ist aber auch Feijoos „Defensa de las mujeres“ (Bd. 1, „Discurso XVI“) mit besonderem Interesse rezipiert worden (Blanco Corujo). Schließlich widmet sich der Autor in „El no sé qué“ (Bd. 6, „Discurso duodécimo“) dem Konzept des „gewissen Etwas“, das er auf den Bereich des ästhetischen Geschmacks überträgt, um so die Aufmerksamkeit auf einen subjektiven Restbestand ästhetischer Perzeption zu lenken.

5. Kontext und Klassifizierung
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Feijoos Teatro Crítico Universal steht im Kontext des radikalen Skeptizismus der englischen und französischen Frühaufklärung. Vorbilder für Feijoo waren John Locke (1632-1704), Pierre Bayle (1647-1706) und Bernard le Bovier de Fontenelle (1657-1757). Feijoo wurde bisweilen selbst als „spanischer Fontenelle“ bezeichnet (Gumbrecht, Bd. 1, S. 484.) Prägend für seinen Ausgangspunkt, Irrlehren und Aberglauben auszulöschen, war die Idolenlehre Francis Bacons. Insbesondere ging es Feijoo darum, die spanische Aufklärung, die mehr als die französische von praktisch-utilitaristischen Erwägungen geprägt war und als „Aufklärung von oben“ ihren wesentlichen Ausdruck in den politischen und wirtschaftlichen Reformmaßnahmen der Bourbonen fand (Bernecker, S. 90), an philosophische und wissenschaftliche Entwicklungen in andern europäischen Ländern des 18. Jahrhunderts anschlussfähig zu machen und ihr gleichzeitig einen vorurteilsfreien, aber stabilen religiösen und nationalen Rahmen zu bewahren. Mit seinem Bewusstsein für den Rückstand und die Krise Spaniens seiner Zeit befand sich Feijoo in der Tradition anderer spanischer Reformer wie Diego de Torres Villaroel (1693-1770) oder Juan Pablo Forner (1756-1797), hob sich aber insofern von diesen Reformern ab, als er die Schuld an der Krise nicht in „kulturelle[r] Überfremdung“, sondern „mangelnde[r] Bereitschaft der spanischen Gesellschaft zur Revision ihres Wissens“ suchte (Gumbrecht, Bd. 1, S. 483).

6. Rezeption
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Das Teatro Crítico Universal wurde sofort nach seiner Publikation ein Publikumserfolg: Bis zu Feijoos Tod im Jahre 1764 wurde in 200 Auflagen eine halbe Million Exemplare gedruckt (Ertler, S. 51). Außerhalb Spaniens wurden noch zu Lebzeiten Feijoos französische und italienische Teilübersetzungen des Teatro Crítico Universal verbreitet. In Spanien selbst löste Feijoos Polemik eine Debatte aus, die nur dadurch unterbunden werden konnte, dass Ferdinand VI. 1750 persönlich einschritt und in einem königlichen Erlass alle Verurteilungen seines Ratgebers verbot. Unter Feijoos Kritikern ist besonders Salvador José Mañer hervorzuheben, der 1729 ein Anti-teatro crítico sobre el primero, y segundo tomo del Teatro crítico verfasste. Als Verteidiger Feijoos traten z.B. Martín Martínez (Carta defensiva sobre el primer tomo del Teatro crítico universal, 1726) und Martín Sarmiento (Demostración crítico-apologética del Teatro Crítico Universal, 1732) auf (Für Digitalisate und weitere Werke in der Auseinandersetzung siehe http://www.filosofia.org/feijoo.htm). Auch der Inquisition lag eine Anzeige gegen Feijoos Rede „Importancia de la ciencia física para lo moral“ (Bd. 8, „Discurso XI“) vor, die aber ebenfalls auf Intervention Ferdinands VI. nicht weiter verfolgt wurde (Navarro Durán, S. 230). Nach 1787 wurde das Teatro Crítico Universal nicht mehr aufgelegt, weil verhindert werden sollte, dass die revolutionären Unruhen sich aus Amerika und Frankreich auf die Iberische Halbinsel ausbreiteten (Ertler, S. 51f.). Im 19. Jahrhundert wurde Feijoo einerseits von Autoren wie Marcelino Menéndez Pelayo (1856-1912) vorgeworfen, ein rückwärtsgewandtes Spanienbild in Spanien und in der Welt verbreitet zu haben, andererseits wurde Feijoo von der Generación del 98 neu „entdeckt“ (Navarro Durán, S. 231). Für eine Zusammenstellung zur zeitgenössischen Literatur über das Teatro Crítico Universal – zusätzlich zu den in der Bibliographie genannten Werken – siehe http://bib.cervantesvirtual.com/bib_autor/feijoo/pcuartonivel.jsp?conten=estudios (12.12.2011).

7. Bibliographische Nachweise und Forschungsliteratur
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1Grundlage der formalen und inhaltlichen Beschreibung ist die Auflage Madrid 1777-1779, die auch der ↗digitalen Volltexttranskription der Biblioteca Feijoniana 1997 zugrunde gelegt ist.
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