Gfn.
Anna Sophia (TG 1), von
F. Ludwig über
Ratkes Aufenthalt in
Köthen informiert,
bittet den Pädagogen um Auskunft über sein jetziges Vorhaben. Sie hat lange nichts von
Ratke gehört und befürchtet, er werde sich mit seinem Werk wegen einiger undankbarer
und unverständiger Leute von den Deutschen abkehren und das Land verlassen. Als
Beispiel für das vorhandene Interesse an seiner Arbeit weist
Anna Sophia auf eine
Stiftung ihrer verstorbenen Schwester Hzn.
Dorothea Maria v. Sachsen-Weimar hin.
Deren ältester Sohn Hz.
Johann Ernst d. J. (FG 3) habe in Fortführung der Bestrebungen
Dorothea Marias die ganze Schule zu
Weimar reformiert und einen Drucker angestellt.
Vor allem sei schon eine deutsche Grammatik erschienen, deren Vorrede
Ratke
rühmend erwähne. Der Pädagoge möge
Johann Ernst schriftlich oder in eigener Person
beraten und auf Fehler in der Grammatik und der Lehrweise aufmerksam machen.
Anna
Sophia versichert
Ratke des Danks
Johann Ernsts und warnt ihn vor unsicheren und
zeitraubenden Lehrversuchen an anderen Orten.
F. Ludwig werde ihn über die in
Weimar
gemachten Fortschritte unterrichten und ihm erklären können, daß mit der Reform
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keine Kränkung seiner Person oder Verfälschung seines Werks beabsichtigt gewesen sei.
Anna Sophia beabsichtigt,
Ratkes Lehrweise auch in die Schulen der Gft.
Schwarzburg
einzuführen, jedoch bedürfe es dazu noch der Erlaubnis.
Text
[Handschrift: [21r]]Copia am 8. Maij an h W R
1
h u h W
2
inSonderß lieber h W R. Dieweill ich vnlangsten, auß;
Ditull meineß
hl.
3
brudern
fludtwig 4 schreiben vernommen, daß der h bey Jl zu
Cötten ist,
alß habe ich nicht vnder lassen wollen dieseß brieflein an den h. zuschreiben,
mitt bitt Er wolle mich doch berichten, wo Sein
intention itzundt hingerichtet,
vnd wo mitler zeitt, Sein Christlich furhaben vnd gutheß werck geruhet, vnd
waß für guthliebente hertzen, Er zu Solchem angetroffen habe, Jch bin recht
sehre Sorgfeltig
5
für den h. gewesen, weill ich so lange nichtz von Jhme gehörett,
wie ich auch am nehern meim bruder f
ürst l
udwig geschrieben, daß mir
gar vngleicher bericht einkomen ist, vnd gantz gerne verstanden habe, daß der
h. noch in Deutschlant ist, vnd zu meinem br
uder ankommen, will nicht hoffen,
daß der h vmb etlicher vndanckbaren leithe (die eß mehr auß vnuerstant verwerffen)
willen, Drumb gantz
a
Sich von vnß teitschen wenden werde, vnd nicht
die Jenigen auch ein wenig drunder betrachten, die sich vmb daß werck angenommen
haben, vnd noch gerne, nach aller miglichkeitt, in Jhrem lande befördert
wüesten, eß hatt sich Ja mein liebe Selige Schwester
6
die h
ertzogin zu
Wei
mar (wie dem h zum theill selbsten bewust) solcheß sehr hoch angelegen
sein lassen, wie hl Selige, auch noch auf dem thott bette verortnung gethan
haben, vnd ein Sonderlich
legatum,
7
den Jenigen verortnet, so sich zu vnderweisung
der Jugent, auf Solche artt bequemen, würden; So hatt fernerß JLdn Elste
Sohn h
ertzogJohann Ernst forth gefahren, die ortnung in die gantze Schull zu
weimar eingeführett.
8
Ein eignen trücker
9
zur handt bekommen, vnd So viel
man nützlicheß
[Handschrift: [21v]] herbey bringen, alß Sonderlich eine Teitsche
gramaticam10
drucken lassen, darinnen deß h person woll, in der vorreden gedacht würdt,
vndt man nur winschte, die volkommenheit zu haben, weill man an dem wenigen
so furhanden ist, so viell nützlicheß befinden thut, alß sehe ich meineß
theilß sehr gernen, wolltte auch dem h. auß wolmeinung, vnd Sonderbarer
affection, die ich zu dem Cunstlichen werck thrage, drumb gebetten haben, ob
Er sich so viell (dem werck zum besten) vberwinden könte, vnd entweder durch
schreiben, oder in der person mein vetter h
Johann Ernst zu Weimar Anleitung
thun, wie hl ferner in dem werck könten forth kommen, vnd wie Sie etwan in
den
modo docendo, auch in der teitschen Gramatica verstossen hetten, folgentz
zu recht weisen,
11
der h. soll nicht zweifeln, daß solcheß zu gar grossem danck
würde angenommen werden, vnd waß man dem h nur selbesten, vnd dem
furnemen werck zum besten nach migligkeit würde erweisen können, gar guthwillig
geleistet werden, den So gleich der h wieder an frembde örtter verrücken
würde, da man noch gar nichtz darfon weiß, waß eß fruchten kan, vnd Erst
wiederum die
Proba anstellen, so vergehett die guthe zeitt, der h. kömt nimer
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zurruck vnd daß werck möchte mer gehindertt alß gefördertt werden, der h
rede mit meinn bruder f
ürst ludt
wig auch darfon, Sl wiessen wie weitt eß zu
Weimar
b gebracht worden ist, vnnd daß [22r] man eß gar nicht dem h zum
schimpf, oder verkleinerung deß werkeß gemeint habe, soll aber dem h. furneme
vnd besser gelegenheit an die handt stossen, woltte ich Jhn durch dieseß
auch nicht gerne hinderlich sein, Sondern habe eß nur für mich auß guthem
wolmeim erinern wollen, den ich durch daß mittell verhoffett wir woltten eß
mit der zeit durch Götliche verleihung, auch noch der lieben Jugent zu guth in
vnsre grafschaft
Schwartzburg bekomen, aber eß müsste erst an höhen örtten
12 confirmiret werden, wiell den h lenger, nicht aufhaltten Er wirdt eß zum besten
vermerken
A S gzu Sh.