Hz.
Johann Ernst d. J.
v. Sachsen-Weimar (FG 3), der gerade von einer Reise nach
Weimar zurückgekehrt ist, plant einen
Besuch bei F.
Ludwig in
Köthen .
Ludwig bittet ihn, auch dann zu kommen,
wenn seine Schwester Gfn.
Anna Sophia v. Schwarzburg-
Rudolstadt (TG 1 ), Gfn.
Erdmuthe Juliana v. Gleichen und
Dr.
Johannes Weber nicht
anwesend sein sollten, weil man auch dann Gutes vollbringen könne. Da
Ludwig soeben eine
Kutsche zur Abholung Dr.
Zacharias Brendels d. Ä. gesandt hat, sollen
Johann Ernst und sein Bruder
Friedrich (FG 4) die
Professoren
Balthasar
Walther und
Michael Wolf
zur Arbeit an der ratichianischen Reform mitschicken und ihnen zumindest den
ersten Teil des Talmuds und
Wolfgang
Ratkes Bücher mitgeben. Die zurückbleibenden anderen Bücher werde
Johann Ernst
gewiß herbeischaffen. — Die Vorbereitungen für die
Köthener Druckerei sind erst jetzt abgeschlossen; die
Drucker werden binnen vierzehn Tagen eintreffen. —
Ratke schlage
Mgfn.
Sophia v.
Brandenburg-Ansbach (TG 59) vor, einen des Französischen und
Deutschen kundigen Mitarbeiter an seiner Reform nach
Köthen zu schicken, Verschwiegenheit versprechen zu
lassen und dort für einige Monate zu unterhalten. —
Ludwig wird das ihm mitgesandte
Schreiben
Anna
Sophias an
Johann Ernst einstweilen behalten und bittet den Herzog
auszurichten, daß ein Besuch der Schwester ihm jederzeit gelegen sei. Er
bedankt sich für die von
Johann || [103] Ernst geschickten Bilder.
Ratke sehe es gerne, wenn
der Herzog
Barthold Nihus
mitbringe. — Der Besuch von
Johann Ernsts Brüdern ist F.
Ludwig sehr angenehm.
Text
Hochgeborner furst, freundtlicher viellgeliebter herr Vetter, aus E. L.
schreiben, so mir vorgestrieges tages eingehendigett, habe ich mitt
erfreuung dero glückliche wiederkunfft, vnd guttes auffwesen vernommen, wie
auch das E. L. gesinnett, auff fernere nachrichtt, der Schwester von
Schwartzburg
1 vnd gräffin von Gleichen
2 halben, gerne zu mir
zukommen.
3 So viell nun EL. ankunfft betreffen thutt, wollen
sie dieselbe nurtt
4 anstellen, so baldt es
ihro geliebett, vnd mir die zeitt E. L. anlangens zuwissen thuen, sie kommen
mir allezeitt woll vnd zu rechtte, so soll auch in abwesenheitt furgedachter
furst- vnd gräfflichen personen, als woll
doctor
Webers5 für diesmall
ettwas guttes können vorrichtett werden. Weill ich dan gleich einen kutschen
hiermitt naher doctor
Brendeln 6 abgefertigett, als stelle ich zu EIL
7 freundtlichen gefallen,
ob sie die verordnung thuen wollen, das die beyden
professores, Gualterus 8 vnd
Wolfius ,
9 zugleich mitt demselben möchten
herüberkommen,
10 welche auffs weinigste den
ersten theill des Thalmuts, vnd dan das pack bücher
Ratichio zustendig, mitt zur stette bringen
köntten,
11 vnd dan auch was mitt arbeiten helffen. Mitt
den andern büchern,
12 so hinderstellig bleiben, zweiffele ich nichtt, EL.
ihrem erbieten nach, die verschaffung woll thuen werden. Die Trücker mögen
nun binnen viertzehen tagen von dato an,
13 sich
gewiss alhier einstellen, ehe hatt man mitt dem pappier, vnd anderer
bereitschafft nichtt können ferttig werden. Wegen der
Marggräffin von Anspach 14 erklerett
sich
Ratichius dahin, das ehr
geneiget, Jhrer Liebden gerne hierinnen zu dienen, wan sie einen feinen
gesellen, welcher der Frantzösischen vnd deutschen sprachen woll kundig,
hieher schicken, vnd nurtt denselben auff ihre kosten etzliche Monatt
haltten wollen, welcher dan, der vorschwiegenheitt halben, dergleichen als
andere gethan, EL. vnd der
schwester von
Schwartzburg wissendt, würde verheissen
15 müssen, hierentgegen
vorsiehett sich aber
Ratichius
das Jhre L
iebden vnd dero herr, auff gutt befinden,
sich dieses wergks dan auch gerne mitt werden annehmen. Der
schwester von
Schwartzburg L
iebden wollen EL. meine
dienste hinwieder vormelden, dero schreiben an EL. will ich so lange [35v]
bey mir behaltten, vnd mögen sonsten Jhre liebden zu mir kommen, wan es ihr
am gelegensten;
Ratichius
bedanckett sich zum höchsten mitt erfreuung, das Jhre Liebden dem wergk zum
besten so viell guttes hin vnd wieder darzu geredett vnd gethan, vnd
vermeinett, wan ehr
doctor Webern hernach haben möge, es
noch woll zu passe kommen werde. EL. aber kommen nurtt in gottes nahmen, es
soll doch
|| [
104]
die zeitt nichtt vbell angelegett werden; Für die vberschickten
gemelde,
16
thue ich mich zum freundtlichsten bedancken, will sie, weill ich gleich
nürtt ietzo aus der Weinlese wieder kommen, vnd sie fur mir funden,
durchsehen, vnd EL. ferner meine gedancken eröffnen. Befehle El. hiermitt
nebest freundtlicher begrüssung an dero geliebten gebrüdere, in den schutz
göttlicher Almachtt. Geben zu Cöthen den 23. des
Weinmonats im Jhar 1618.
EL. dienstwilliger treuer Vetter
Ludwig fzu Anhalt Ratichius sehe auch gerne, wan
El. M.
Neuhusen 17 mitt gebrachtt hetten,
wegen dero gebrudere habe El. ich nichts furzuschreiben, wollen sie aber
einen oder den andern mittbringen,
18
geschiehett es mir zu freundtschaft, nurtt das El. sich mitt der schlechtten
gelegenheitt gedulden.