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181222
Fürst Ludwig an Herzog Johann Ernst von Sachsen-Weimar
[Inhaltsverzeichnis]
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181222

Fürst Ludwig an Herzog Johann Ernst von Sachsen-Weimar


F. Ludwig bedankt sich für die Ehre, die ihm in einem sachsen-weimarischen Abkommen erwiesen wurde. Er dankt Hz. Johann Ernst (FG 3) auch dafür, daß er den Besuch seiner Brüder Albrecht (FG 17) und Johann Friedrich (FG 18) und den ihrer vier altenburgischen Vettern ermöglicht hat. Der Herzog möge, wie Kammerrat Friedrich v. Kospoth (FG 55) berichten werde, Ludwigs Wunsch nach Rückkehr der beiden Brüder nach Köthen erfüllen. So könnten Johann Ernsts Brüder bald nach Neujahr das Studium des Französischen aufnehmen. Kospoth soll dem Herzog auch Ludwigs Gedanken darüber entdecken, wie Johann Ernst weiterhin in patriotischer Absicht die gemeine evangelische Sache fördern könne. Er werde ihm auch von Wolfgang Ratkes Lehrwerk und Ludwigs Vorschlag für das Münzuntemehmen berichten. Dessen Zweck hätte Ludwig den Weimarer Prinzen schon morgen erklären können, wenn sie nicht wegen der Feiertage so schnell mit ihrem Gefolge abgereist wären.

Beschreibung der Quelle

QThüring. HSTA Weimar: Fürstl. Haus A 285, Bl. 46rv u. 55rv [A: 55v], 46v u. 55r vacant; eigenh.; Sig.

Anschrift

A[Handschrift: [55v]]
Dem Hochgebornen fürsten, herrn Johan Ernsten den jungern, Herzogen zu Sachsen,Jülich, Cleve vnd Berg, landtgraffen in Düringen vnd Marggraffen zu Meissen, || [109] graffen zu der Mark vnd Ravensperg, herren zu Ravenstein etc. meinen freundtlichen viellgeliebten herrn vettern etc. Zu S. L. handen

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[Handschrift: [46r]]
Hochgeborner furst, freundtlicher viellgeliebter herr Vetter, gegen E. L. vnd dero geliebten gebrüdere, bedancke ich mich der angethanen ehre in ihrer vergleichung,1 als woll das E. L. viera gevettern2 vnd E. L. brüder hertzog Albrechten , vnd hertzog Johans Friederichen ,3 anhero zu mir kommen lassen wollen. Wie ich nun in dem ersten mich freundtwilligen bequemett, vnd die machtt genommen, von dem vorgleich gantz vertraute abschrift für mich zubehalten; Also bitte El. ich freundt vetterlichen, sob sie, inmassen ihr der Cammerrahtt Kospott mitt mehrern berichten wirdt, auch beliebung tragen wollen, das vorgemelte EL. gebrudere, baldt nach dem neuen Jhar wieder anhero gelangen, vnd in der Frantzösischen sprache,4 durch gutte anleittung, mitt gottes hulffe, einen gutten anfang machen mögen: An meinem fleiß vnd mühe soll weitter nichts erwinden.5
Nechst deme bitte El ichc ingleichen, sie ihr die gemeine Evangelische sache des vatterlandts,6 als mir ohne dessen bekandt, auch noch hinfortt im besten angelegen sein lassen wollen, worvon der von Kospott El. meine gedancken eröffnen wirdt, wie auch berichtt thuen von Ratichij seinem wergk,7 vnd wie weitt man in dem Müntzvorschlag8 bis dato kommen mögen, dessen zweg vnd ende für dismall noch were morgend zusehen gewesen, wan der feyertage halben E.L. gebrudere mitt deren zügeordenten so sehr nichtt zueilen gehabtt.9 Jch hoffe aber ehr solle noch endtlich folgen. Jm vbrigen allen beruffe ich mich auch auff den berichtt vorgemelttes El. Cammerrahts, vnd bin dero zu freundtvetterlichen treuen diensten iederzeidt bereittwillig, sie hiermitt in den schutz göttlicher Almachtt zu aller gedeihlichen wollfartt befhelende. Geben Cöthen den 22. des Christmonats im Jhar 1618.

E. L. treuer dienstwilliger Vetter Allezeitt
Ludwig fzuAnhalt

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a Verbessert.
b Aus sie
c Eingefügt.
d Eingefügt.

Kommentar
1 Ein unbekannter Vergleich, den Hz. Johann Ernst (FG 3) wohl mit seinen Brüdern geschlossen hatte und der vielleicht die Einrichtung der Weimarer Münze betraf.
2 Johann Philipp (FG 183), Friedrich II. (FG 103), Johann Wilhelm II. (FG 188) und Friedrich Wilhelm II. (FG 577), Herzöge v. Sachsen-Altenburg. Hz. Johann Ernst war einer wohl zutreffenden Vermutung F. Augusts v. Anhalt-Plötzkau (FG 46) zufolge (Thür. HSTA Weimar: Fl. Haus A 285, Bl. 36r; Schreiben Augusts an Johann Ernst, 26. 10. 1618) in Altenburg gewesen. Er dürfte seine Vettern zum Studium in Köthen ermuntert und sie zusammen mit seinen Brüdern dorthin geschickt haben. Am 14. 1. 1619 waren sie noch (oder wieder mit ihren Weimarer Vettern) in Köthen und wollten noch „eine zeitt lang” dort bleiben. LHA Sa.-Anh./ OB: Dess. A 10 Nr. 44, Bl. 13r.
3 Sie waren gerade wieder aus Köthen abgereist. Vgl. Anm. 9. Zu den Besuchen Johann Ernst und seiner Brüder vgl. 180102, 181023, 181207, 181225, 190220 u. 190424.
4 Zu diesem Zweck sollten Albrecht und Johann Friedrich auch französische Bibeln mit || [110] bringen. S. 181225, vgl. 180102.
5 ermangeln. Goetze, 70.
6 Daß sich Johann Ernsts Parteinahme für die evangelische Sache schon herumgesprochen hatte, geht aus einer Nachricht F. Augusts v. Anhalt-Plötzkau an Johann Ernst vom 6. 11. 1618 hervor. Danach hatte August bei einem Besuch Hz. Friedrich Ulrichs v. Braunschweig-Wolfenbüttel (FG 38) gehört, daß dem sächsischen Kurfürsten berichtet worden war, Johann Ernst führe den Böhmen Kriegsvolk zu (Thür. HSTA Weimar: Fl. Haus A 285, Bl. 37r).
7 Vgl. 180000 und die folgenden Briefe zur ratichianischen Reform.
8 Vgl. 181207. Ludwig teilte am 24. 12. 1618Johann Ernst seinen Vorschlag zur Besoldung der Münzwerker mit und sandte am Folgetag seinen Sekretär und den Münzmeister zum Aushandeln einer Übereinkunft mit demselben nach Weimar (181225). Vgl. ebd. die Beteiligung Friedrichs v. Kospoth (FG 55).
9 Hz. Albrecht und Hz. Johann Friedrich waren wahrscheinlich nicht vor dem 19. 12. (vgl. 181207) in Köthen angelangt und schon vor dem 22. 12. wieder abgereist. Zu ihrem Gefolge zählte Friedrich v. Kospoth , vielleicht auch Barthold Nihus (vgl. 180102 Anm. 4 u. 181023).
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