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190308
Fürst Ludwig an Herzog Johann Ernst d. J. von Sachsen-Weimar
[Inhaltsverzeichnis]
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190308

Fürst Ludwig an Herzog Johann Ernst d. J. von Sachsen-Weimar


F. Ludwig dankt Hz. Johann Ernst d. J. (FG 3) für das Geschenk eines Zuchthengstes. Er sendet ihm die Briefe seiner Schwester Gfn. Anna Sophia v. Schwarzburg-Rudolstadt (TG 1) zurück und drückt seine Freude über ihre Genesung und ihren demnächst erwarteten Besuch aus. Wie er es schon dem weimarischen Kammerrat Friedrich v. Kospoth (FG 55) andeutet hat, hofft Ludwig , daß Johann Ernst noch diese Woche zu Beratungen über den ratichianischen Lehrversuch nach Köthen kommt, am besten zusammen mit Kospoth . Diese Woche sollen auch die Lustspiele des Terenz fertiggedruckt sein. Die volkssprachlichen Versionen der Köthener Grammatica universalis kommen danach an die Reihe. Der Fürst erwartet die Rückkehr Balthasar Walthers aus Wittenberg und die Ankunft von Ludwig Lucius . Wegen Simon Frisius habe er im Haag einen Auftrag erteilt.

Beschreibung der Quelle

QThüring. HSTA Weimar: Fürstl. Haus A 285, Bl. 72rv u. 77rv [A: 77v], 72v u. 77r vacant; eigenh.; Sig.

Anschrift

A[Handschrift: [77v]]
Dem Hochgebornen fürsten, herren Johan Ernsten , den Jüngern, Hertzogen zu Sachsen, Gülich, Cleve vnd Berg, Landtgraffen in Düringen, vnd Marggraffen zu Meißen, Graffen zu der Marck vnd Ravensperg, meinem freundtlichen viellgeliebten herren vetern etc.
Zu s. e.1 handen

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[Handschrift: [72r]]
Hochgeborner furst, freundtlicher viellgeliebter herr Vetter, das E. L. mir so ein stattliches wollgewachsenes pferdt, zum Schellhengst,2 aus eigener beweg- || [117] nus vorehren wollen, dessen thue gegen E L. ich mich zum dienstlichsten bedancken, mitt dem freundtlichen erbieten, solches in dergleichen vnd einem mehrern bey furfallender gelegenheitt gerne wieder zuverschulden. Die brieffe von der Schwester von Schwartzburg Ldn.3 haben E. L. hierbey wieder zuentpfahen, ich erfreue mich, das J. L. wieder frisch vnd gesundt, will hoffen sie doch zwischen Ostern vnd Pfingsten woll wirdt können hier sein.4 Jch verhoffe es sollen E. L., als ich dero durch den CammerRahtt Kospoten andeuten lassen, noch diese woche wieder anhero zu mir kommen,5 so können sie dan selber sehen, was auffgesetzett, vnd dan noch vnterschiedene abdreden gehalten werden, dahin ich dan das vbrige auch spare: Diese woche wirdt der Terentius6 gantz ausgetrucktt sein, der kommett vber zwantzig bogen, wegen vnterschiedener register, so hinden an getrucktt worden; Nun wirdt man stracks zu den general Sprachlehren7 schreiten. Magister Gvalter8 ist nach Wittenberg , vnd wirdt, geliebts Gott, morgen oder vbermorgen wieder hier sein, Lucius 9 wirdt in der woche fur Ostern erwartett, vnd ist Frisij 10 wegen nun auch in den Hagen11 geschicktt. So ich El. für dismall nichtt verhalten sollen, dieselbe nechst freundtlicher begrüssung von allen theilen, hiermitt in den schutz göttlicher Almachtt zu aller gedeylichen wollfartt befhelendt. Köntten El. den Cammerrahtt auch wieder mittbringen, were es mira so viell desto lieber. Geben Cöthen 8. Martij 1619.

El. dienstwilliger treuer Vetter
Ludwig fzu Anhalt.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a Eingefügt.

Kommentar
1 eigenen
2 Schäl-, Zuchthengst.
4 Zwischen dem 28. 3. und 16. 5. 1619.
5 Zwischen Januar (s. 181225 K 4) und Juni 1619 ist ein Besuch Hz. Johann Ernsts (FG 3) nicht bekannt. Einen Aufenthalt Hz. Johann Ernsts in Köthen bezeugt erst ein Brief F. Ludwigs v. 4. 6. 1619 (an F. Johann Casimir v. Anhalt-Dessau , FG 10; LHA Sa.- Anh./OB: Dess. A 10 Nr. 44, Bl. 21r). Danach wollte der Herzog bis zum 7./8. 6. bei F. Ludwig bleiben, unterzeichnete jedoch dort noch am 11. 6. einen zwischen ihm, Ludwig und Wolfgang Ratke geschlossenen Rezeß (KR 58). F. Ludwig traf dagegen wohl selbst am 31. 3. (s. 190324) in Weimar ein.
6 [Holzschnittrahmen:] PUBLII | TERENTII | COMOEDIӔ | SEX, | pro Didactica | RATICHII | recensitae; | Cum tribus Indicibus. | [Zierstück] | COTHENIS | ANHALTINORUM. | [Linie] | M. DC. XIX . 8°; Bl. [A]r–[X 4]v. Vgl. Bl. [X 4]v: „FINITUM COTHENIS ANHALTINORUM TYPIS ILLUSTR. D. XII. Martii. ANNO DOMINI M. DC. XIX.” Der Text der Komödien endet auf S. 263/B1. [R 4]r; es folgen drei Register: Bl. [R 4]v „INDEX SENTENTIARVM TERENTII."; Bl. S 5r „INDEX VOCABVLORVM TERENTII EXPLICATORVM."; Bl. [T 8]r „INDEX PHRASIVM TERENTII." U. a. in StB Dessau (Kat. Dessau BB, 11992) u. ULB Halle, Franckesche Stiftungen (158 F 2). Da Dünnhaupt Druckerei, Nr. 2, kein Exemplar dieses Drucks kannte, bezog er das Datum des Druckschlusses fälschlich auf die noch 1619 erschienene Titelauflage (Hauptunterschied: „AD DIDACTICAM | recensitae"), die auch noch auf den 12. 3. 1619 verweist.
7 Gemeint ist die deutsche, französische, griechische, italienische und hebräische || [118] Version von Wolfgang Ratkes Grammatica universalis: Pro didactica Ratichii. (Cothenis Anhaltinorum 1619). Vgl. Dünnhaupt Druckerei, Nr. 7, 8, 9, 12, 39 u. 98. Drucke der hebräischen Grammatik sind nicht nachgewiesen. Zur französischen Version vgl. 180102 K 3, 181225 K 7, 190220 K 9, 190318, 190324 u. 190424.
10 Simon Wynhoutsz. (Weynouts) Frisius [Vries] (um 1580–1629), Radierer, Stecher, Schriftschneider, Zeichner, auch Maler, Händler und Agent. NNBW IX, 263f., Thieme/ Becker XXXIV, 579f., F. W. H. Hollstein: Dutch and Flemish, Etchings, Engravings and Woodcuts, ca. 1450–1700. Bd. 7 (Amsterdam, o. J.), 13–39. Frisius versorgte die Köthener Druckerei mit hebräischen Lettern (s. 191229). F. Ludwig machte Hz. Johann Ernst am 19. 6. 1619 von einem Schreiben des Schriftkünstlers an Ratke Mitteilung. Danach konnte Frisius auf drei Monate nach Köthen kommen und die dortigen Schriftgießer im Schriftschneiden unterweisen. Aus Zeit- und Geldgründen — die Arbeit in den Niederlanden erschien F. Ludwig sehr teuer — wollte der Fürst Frisius ab August in Köthen verpflichten. Man habe der hebräischen und anderen Matern vonnöten. Bis zum August, wenn Ludwig zurückkomme, würden die Schriftgießer auch das meiste mit den geliehenen Matern und Schriften geleistet haben. Thür. HSTA Weimar: Fl. Haus A 285, Bl. 103. Vgl. 191229 u. 191231.
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