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190318
Fürst Ludwig an Herzog Johann Ernst d. J. von Sachsen-Weimar
[Inhaltsverzeichnis]
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190318

Fürst Ludwig an Herzog Johann Ernst d. J. von Sachsen-Weimar


F. Ludwig verfügt nun über 2000 Reichstaler und zusätzlich über die Zinsen auf 5000 Reichstaler, kann Hz. Johann Ernst d. J. (FG 3) das Geld jedoch nicht am Palmsonntag nach Weimar bringen. Er möchte dies stattdessen vom Querfurter Markt aus kommend bald nach Ostern nachholen. Wegen mehrerer Druck- und Korrekturvorhaben bei der französischen und deutschen Grammatik ist Ludwig zurzeit in Köthen unabkömmlich. Zudem haben die Buchdrucker brieflich die Absicht bekundet, ganz aus Köthen abzuziehen. Wegen der anstehenden Arbeiten kann dem jedoch nicht stattgegeben werden. Die Fertigstellung der ratichianischen Grammatiken drängt so sehr, daß den Druckern selbst während der Osterfeiertage nicht erlaubt werden kann, nach Hause zu ziehen. Auch Hz. Johann Ernst d. J. möge sie dringend ermahnen, in Köthen zu bleiben. — Einladung Johann Ernsts zu einem Besuch in Köthen vor den Osterfeiertagen.

Beschreibung der Quelle

Q Thüring. HSTA Weimar: Fürstl. Haus A 285, Bl. 74r–75v [A: 75v], 74v u. 75r vacant; eigenh.; Sig.

Anschrift

A[Handschrift: [75v]]
Dem Hochgebornen Fürsten Herrn Johann Ernsten , dem iüngern, Herzogen zu Sachßen, Gülich, Cleue vndt Bergk, Landtgraffen in Dhüringen, Marggraffen zu Meisßen, Graffen zu der Marck vndt Braunsperg, Herrn zu Rauenstein etc. Vnßerm freündtlichen vielgeliebten vettern.
Cito Cito S. Ldn. Handen

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[Handschrift: [74r]]
Hochgeborner fürst, freundtlicher viellgeliebter herr Vetter, E. L. schreiben1 vom 16. dieses, wirdt mir gleich ietzo vberantwortet, wiewoll ich nun gantz geneigtt gewesen, zu El. gegen diesen palmsontag2 zukommen, die 2000 Reichsthaler alle pahr mitt den zinsen vona 5000 Rthl vorhanden, so fellett mir || [119] doch wegen eingefallener anderer sachen es an ietzo vnmüglich, ich bin aber des freundtlichen erbietens baldt nach den Osterlichen feyertagen, vnd ettwa von dem Querfurtischen marckt nahe Weymar michb zu begeben,3 woltten El. auch so lange mitt dem gelde lassen es bewenden, brechtte ich es alsdan mitt, sonsten soll es noch in der marterwoche4 hienüber geschafft werden. Wir haben gleich diese woche in der Frantzösischen sprache, die schüler lassen auffsagen, die sich dan woll gehalten,5 vnd weill man gleich vber die Frantzösische vorenderung der zeittwörter zudrucken ist, als woll die allgemeine sprachlehr inc derselben sprache6 zu durchsehen Vorhabens, wie auch das Ratichius die deutschen regeln der allgemeinen sprachlehr7 selbsten kunftiged woche vberlesen will, als kan ich fur dismall nichtt abkommen. Die buchtrucker haben gestern einen briff eingeben, darin sie gantz abzuziehen begheren,8 den ich dem Cammerrahtt9 zuschicken lassen, ich aber dafür haltte, ihnen solches zuthuen nichtt zugestanden, das man auff einen stutz10 , ihnen zugefallen die drückerey nun soltte liegen lassen, habe ihnen demnach anzeigen laßen, es köntte ohne El. vorbewust nichtt geschehen, so musten sie auch aushalten, bis man mitt andern wieder vorsehen, vnd hetten es eher anzeigen sollen: Nun woltten sie es gerne wieder zu rechte bringen, vorgebende, als begherten sie nurt diese feyertage nach haus, woltten dan wiederkommen, weill man aber gleich auch in den Grammatichen ist, vnd dieselben künftige woche aufflegen wirdt, können sie fur dismall nichtt abkommen, ersuche demnach El freundtvetterlichen, dieselbe wollen sie ihres theils auch dahin weisen lassen, das sie sich gedulden, vnd dismals aushalten. Köntten El auch es schaffen, vnd noch fur den feyertagen bey vns sein,11 wurde sie vns gewiss allesampt mercklich erfreuen, will demnach in einen vnd den anderen El. freundtlicher erklerung bey zeigern gewertig sein, dieselbe hiermitt in den schutz göttlicher Almachtt zu aller wollfart befhelendt. Geben Cöthen den 18. Martij anno 1619.

E.L. treuer dienstwilliger Vetter
Ludwig fzu Anhalt.

Textapparat und Kommentar


Textapparat
T
a von 5000 Rthl eingefügt
b Eingefügt.
c Eingefügt.
d kunftige woche eingefügt.

Kommentar
1 Nicht nachgewiesen.
2 Etwa 21. 3. 1619 (eine Woche vor Ostern).
3 Vgl. 190324.
4 Woche vor dem Ostertag. Vgl. Stieler, 2533
5 Köthener Französischunterricht nach der Lehrmethode Wolfgang Ratkes . Vgl. 180102 K 3, 181023, 181222, 181225 K 7, 190220, 190308, 190324 u. 190424.
6 La grammaire universelle Pour la didactiqve de Ratichius (Cöten 1619). Dieser französischen Version der lateinischen Universalgrammatik Wolfgang Ratkes (s. 190220 K 9) im Oktavformat (10 Bll. pro Bogen) sind Flexionstabellen (Bl. [B3]r–[B8]v angehängt: „PROPRIETEZ SPECIALES Des Noms Pronoms Verbes & Participes: Selon les DECLINAISONS & CONIVGAISONS." Vgl. 190424.
8 F. Ludwig genehmigte den Druckern Osterurlaub bis zum 3. 4. 1619 einschließlich. S. 190324.
10 ,auf einen Schlag' Goetze, 212.
11 Hz. Johann Ernst entsprach diesem Wunsch nicht. S. 190308 K 5.
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