F.
Ludwig verfügt nun über 2000 Reichstaler und zusätzlich über die Zinsen auf 5000
Reichstaler, kann Hz.
Johann Ernst d. J. (FG 3) das Geld jedoch nicht am Palmsonntag
nach
Weimar bringen. Er möchte dies stattdessen vom Querfurter Markt aus kommend
bald nach Ostern nachholen. Wegen mehrerer Druck- und Korrekturvorhaben bei der
französischen und deutschen Grammatik ist
Ludwig zurzeit in
Köthen unabkömmlich.
Zudem haben die Buchdrucker brieflich die Absicht bekundet, ganz aus
Köthen abzuziehen.
Wegen der anstehenden Arbeiten kann dem jedoch nicht stattgegeben werden.
Die Fertigstellung der ratichianischen
Grammatiken drängt so sehr, daß den Druckern
selbst während der Osterfeiertage nicht erlaubt werden kann, nach Hause zu ziehen.
Auch Hz.
Johann Ernst d. J. möge sie dringend ermahnen, in
Köthen zu bleiben. —
Einladung
Johann Ernsts zu einem Besuch in
Köthen vor den Osterfeiertagen.
Text
[Handschrift: [74r]]Hochgeborner fürst, freundtlicher viellgeliebter herr Vetter, E. L. schreiben
1
vom 16. dieses, wirdt mir gleich ietzo vberantwortet, wiewoll ich nun gantz
geneigtt gewesen, zu El. gegen diesen palmsontag
2 zukommen, die 2000
Reichsthaler alle pahr mitt den zinsen von
a 5000 Rthl vorhanden, so fellett mir
|| [
119]
doch wegen eingefallener anderer sachen es an ietzo vnmüglich, ich bin aber
des freundtlichen erbietens baldt nach den Osterlichen feyertagen, vnd ettwa
von dem Querfurtischen marckt nahe
Weymar mich
b zu begeben,
3 woltten El.
auch so lange mitt dem gelde lassen es bewenden, brechtte ich es alsdan mitt,
sonsten soll es noch in der marterwoche
4 hienüber geschafft werden. Wir haben
gleich diese woche in der Frantzösischen sprache, die schüler lassen auffsagen,
die sich dan woll gehalten,
5 vnd weill man gleich vber die Frantzösische vorenderung
der zeittwörter zudrucken ist, als woll die allgemeine sprachlehr in
c
derselben sprache
6 zu durchsehen Vorhabens, wie auch das
Ratichius die deutschen
regeln der allgemeinen sprachlehr
7 selbsten kunftige
d woche vberlesen
will, als kan ich fur dismall nichtt abkommen. Die buchtrucker haben gestern
einen briff eingeben, darin sie gantz abzuziehen begheren,
8 den ich dem Cammerrahtt
9
zuschicken lassen, ich aber dafür haltte, ihnen solches zuthuen nichtt
zugestanden, das man auff einen stutz
10 , ihnen zugefallen die drückerey nun
soltte liegen lassen, habe ihnen demnach anzeigen laßen, es köntte ohne El.
vorbewust nichtt geschehen, so musten sie auch aushalten, bis man mitt andern
wieder vorsehen, vnd hetten es eher anzeigen sollen: Nun woltten sie es gerne
wieder zu rechte bringen, vorgebende, als begherten sie nurt diese feyertage
nach haus, woltten dan wiederkommen, weill man aber gleich auch in den
Grammatichen ist, vnd dieselben künftige woche aufflegen wirdt, können sie
fur dismall nichtt abkommen, ersuche demnach El freundtvetterlichen, dieselbe
wollen sie ihres theils auch dahin weisen lassen, das sie sich gedulden, vnd
dismals aushalten. Köntten El auch es schaffen, vnd noch fur den feyertagen
bey vns sein,
11 wurde sie vns gewiss allesampt mercklich erfreuen, will demnach
in einen vnd den anderen El. freundtlicher erklerung bey zeigern gewertig sein,
dieselbe hiermitt in den schutz göttlicher Almachtt zu aller wollfart befhelendt.
Geben
Cöthen den 18.
Martij a
nno 1619.
E.L. treuer dienstwilliger Vetter
Ludwig fzu Anhalt.