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Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Burggraf und Herr Christoph zu Dohna
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Fürst Christian II. von Anhalt-Bernburg an Burggraf und Herr Christoph zu Dohna


F. Christian II. v. Anhalt-Bernburg (FG 51), der auf dem Regensburger Kurfürsten- und Fürstentag weilt, schreibt unter dem Hirtennamen Mirtillo einen Brief wohl politischen Inhalts an Dohna (FG 20).

Beschreibung der Quelle

QEhemaliges Fürstl. Dohna'sches Majoratsarchiv, Schlobitten. Verschollen. Angaben zit. nach Borkowski (1898), 670f.

Anschrift

AVerschollen

Text


Risposta di Mirtillo,1 Brief Christians II an Burggrafen Christoph d. d. Ratisbonae2 d. 23. Decemb. 1622 im Stile der 1624 gegründeten academie des vrais amants,3 aber wohl mit politischem Hintergrunde.”

Textapparat und Kommentar

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Kommentar
1 Hirtenname als Pseudonym F. Christians II. Mirtillo, der Liebhaber der Amarillis, ist die männliche Hauptfigur in Giovan Battista Guarinis Il pastor fido. Vgl. 250705 I. Die Treue Mirtillos könnte Christian (FG 51) in dem bezeugten Brief auf sein Festhalten an der Sache der protestantischen Partei bezogen haben. Versuchte der kurpfälzische Diplomat Dohna (Der Heilende; FG 20), der nach der Niederlage am Weißen Berge (8. 11. 1620) die Familie des Winterkönigs unterstützt hatte, mit Christian II. Pläne zur Erneuerung des Kampfes gegen die habsburgisch-ligistische Machtkonstellation zu verfolgen, obgleich der Prinz im Begriff stand, die Verzeihung des Kaisers zu erlangen (30. 12. 1622)? Vgl. Conermann III, 22. Das Vertrauensverhältnis zwischen Dohna und Christian , über den auch in den folgenden Jahren der Briefwechsel des Heilenden in Angelegenheiten der FG lief, scheint unter der politischen Abstinenz des Prinzen jedoch nicht gelitten zu haben. Vgl. Dohnas poetisch verschlüsselte Ermahnung an den Prinzen in 280412 I; dazu Conermann II, 77f.
2 Der Regensburger Kurfürsten- und Fürstentag wurde zum 1. 11. 1622 n. St. einberufen. Seine Verhandlungen zogen sich bis zum 25. 2. 1623 hin. Vgl. 220919 K 4. Am 6. 10. 1622 machte sich Christian II. dorthin auf (KT 59) und kam am 30. Oktober an (KT 62), verreiste jedoch zwischendurch und kehrte am 20. 12. 1622 wieder nach Regensburg zurück. Hier empfing er am 22. Dezember ein Schreiben Dohnas , das er am folgenden Tage beantwortete. Christian: Tageb. II, Bl. 33r.
3 Académie des Parfaits Amants, vgl. 231206 u. ö. Borkowskis Hinweis führt in die Irre, da sich die PA erst Ende 1623 zusammenfand und Christians Hirtenname nicht, wie in der PA üblich, D'Urfés L'Astrée entnommen wurde. S. Anm. 1. Christians bukolisches Rollenspiel könnte, ähnlich wie der Gebrauch eines Gesellschaftsnamens der FG in 221214, einem konspirativen Zweck gedient haben. Vgl. Jürgensen, 262f., wo Christian II. als "Initiator dieser Astrée-Mode" an den anhaltischen Höfen und in den damit verbundenen Kreisen gilt, weil der Prinz schon im August/ September 1617 D'Urfé kennengelernt hatte. Vgl. dazu Heinrich Max Regel: Christians II. von Anhalt Gesandtschaftsreise nach Savoyen. (1617). In: Wissenschaftl. Beilage zum 10. Jahresbericht des Hzl. Karls-Gymnasiums Bernburg Ostern 1892, 1-25. In einem späteren Schreiben an Dohna (281000) lehnte Christian II. Romane wie L'Astrée allerdings scharf ab. S. Chroust, 5f.
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