Abkürzung für colendissimo?
Um vor dem Kaiser die Lösung seines Vaters
Christians I. (FG 26) aus der Reichsacht zu fördern. Vgl.
230809.
Die allgemein
nach ihren visierlosen Helmen so benannten dalmatinischen, kroatischen und albanischen
Reiter im Dienste der Republik
Venedig .
Im Osmanischen Reich stürzte eine Revolte der Ulema am 30. 8.
1623 n. St. Sultan
Mustafa I. und seinen Großwesir
Mere Hüseyn . Als Nachfolger
Osmans II. war
Mustafa erst 1622 (zum zweiten Mal) auf den Thron gelangt. Am 2.
10. 1623 hatte
Christian Ludwig mitgeteilt: „Si hà nuove di
Costantinopolj che'l Gran
Turco sîa dismesso della sedia reale da suoj Bascha & rimessone in suo luogo il figliulo
primogenito del strangolato
Osman , mà queste cose non passeranno senza grandiss
i.
motj e rumorj nell'imperio Ottomano.” (LHA Sa.-Anh./ OB: Kö. A 9a Nr. 30, Bl. 60r).
Mustafas Nachfolger
Murad IV. war der Sohn des 1617 gestorbenen Sultans
Achmed
I. Ausführlicher
Christian: Tageb. III (6./16. 10. 1623): „Die Zeitungen geben daß der
regirende Sultan
Mustafa zu
Constantinopel abgesezt, in das alte
Serraglio mit seiner
Mutter verwiesen, vndt der iunge Sultan
Amurath von eylff iahren des erwürgeten
Osmans bruder, zum Kayser an seine Stadt erwehlet worden. Vndt das der Bassa von
|| [
219]
Algirone mit 50000 Mann großen schaden dem Ottomanischen Reich zufüge, in dem
er alles mit fewer vndt mordt verherge, vorwendende er müße seines Kaysers
Osmans
vnbillichen todt rächen. Er soll sich auch einer festung bemächtiget vndt bey die 1000
Janitschären erwürget haben. Als ihn nun der
Cicala , mit des GroßTürcken, macht,
entgegen ziehen wollen, hat er nur ein 6000 Mann zusammen bringen können. Dieses
muß vor des
Mustafà absezung geschehen seyn.” Am 12./22. 10. 1623 schrieb
Christian :
„Zu
Constantinopel soll der Sultan
Mustafa das Kayserthumb gutwillig ohne Rumor,
dem
Amurath seinem vettern des strangulirten Sohn cediret vndt mit großem frolocken
vndt beyfall der Türcken vbergeben haben, Es ist aber keine entpörung deßwegen
endtstanden.”
Vgl. den Bericht des
Johann Zeidler (Bécs, 24. 9. 1623) über das Aufgebot: „Wegen des
Bethlen Gabors
anziehenden Kriegsvolks [...] besorgt man sich grossen Schadens, derowegen uf den 9.
October, st. novo, die Ständeausschüsse aus den nächstgelegenen österreichischen Vierteln
anhero zur Deliberation erfordert sein, das österreichische Ufbot ergehen zu lassen,
der dreissigste Mann soll aufziehen, der zehnte Mann und die Gild-Pferde in Bereitschaft
sein.”
Acta et documenta historiam Gabrielis Bethlen Transsilvaniae principis
illustrantia. Ed. Antonius Gindely. Budapestini 1890, 355. Am 8. 9. 1623 teilte
Christian
F.
Ludwig mit: „Jn
Austria e nella
Stiria stanno con molto sospetto, e terrore per glj
Vngherj e
Transylvanj , che sono molto grossj in campagna. A Lubiana città, capo della
Provincia del Cragno, che i Latinj dicono
Carniola han fatto radunare tutte le gentj,
del paese, per farne scielta e mandarle [56v] ad opporsi in soccorso della
Stiria . Tuttavia
la stagione è troppo avantj e non sò quel che potessero fare senon scorrerie, tanto più
chi considera le arme e la natura dj quelle gentj, che non sono atte a prender piazze.
L'essito di quella facenda si vedrà presto.” LHA Sa.-Anh./ OB: Kö. A 9a Nr. 30, Bl.
56. Daß der Krieg dennoch voll entflammt war, mußte
Christian am 12./22. 10. 1623
in seinem Tagebuch vermerken: „
Bethlen Gabor soll auch albereit etliche platze an der
Vngrischen Gränze dem Kayser abgenommen haben vndt sich numehr für des Käysers
feindt erkläret [haben.]”
Christian: Tageb. III;
KT 170.
Venezianisches Hafenstädtlein
in
Istrien .
Meistens Datia (PI. Datie), venezianische indirekte Steuer.
Adriaan van den Spieghel (Spigelius), geb. 1578 in
Brüssel , gest. 7. 4. 1625 in
Padua .
Erwarb in
Padua die Doktorwürde, ließ sich dann in
Mähren nieder. 1605 wurde er in
Padua zum Professor für Anatomie und Chirurgie ernannt, wo er außerordentlich
erfolgreich war.
Hirsch V, 364. Dort auch eine Übersicht seiner medizinischen Werke.
Vgl.
L. Rosetti, F. Zen Benetti: Nuove ricerche sull' anatomico fiammingo Adriaan van
den Spieghel (1578-1625). In: Quaderni per la storia dell'università di Padova V (1973),
45-89.
Christian berichtet mehrmals über die fiebrige Erkrankung (s.
230802 u.
KT
168), zuletzt in seiner Antwort auf F.
Ludwigs Glückwunsch zu seiner Genesung (s.
230913) in einem Schreiben an seinen Oheim vom 2. 10. 1623: „Ringrazio V. A. della
congratulazione ch'ella mi fà, per la ricuperazione della mia sanità, mà dipoj, hò havuto
|| [
220]
un grosso intoppo di ricaduta laqual non m'hà ancora affatto abbandonato.” (LHA
Sa.-Anh./ OB: Kö. A 9a Nr. 30, Bl. 60r)
F.
Christian und sein Bruder
Ernst
lehnten die ihnen angetragene Wahl zum Consigliere der Deutschen Nation an der
Universität von Padua offenbar deshalb ab (
Christian, Tageb. III; 4./14. 10. 1623;
KT
168), weil sie die zeitliche Bindung scheuten und ihr fürstlicher Rang zu große Erwartungen
weckte.
Christians Stallmeister
Hartmann von Hallweil übernahm aber am folgenden
Tag das Amt eines Consigliere der von der deutschen Nation mitvertretenen
Spanier. Er war am 18. Mai 1623 in
Nürnberg zur Reisegesellschaft gestoßen (
KT 121).
S.
Christian, Tageb. III; 5./15. 10. 1623 (
KT 169): „Die deutsche Nation hat meinen
Halweyler Zum spanischen Consulier erwehlet, wiewol kein Spanier alhier ist, doch Zu
erhaltung Jhrer gerechtigkeit [...].” Zum Geschlecht 'Hallweil' vgl.
Zedler, XII, 321-324: „Halweil oder Hallweyl, Halweil, Halleweil, Halleweyll — Schloß im
Aergöw in
der
Schweiz , am Hallweiler See gelegen. Stammhaus der von Halweil.” Die H. zählten
1569-1710 wegen
Beilingen zum
Kanton Kocher im Ritterkreis
Schwaben .
Köbler, 199.
Frh.
Rudolph v. Frauenberg . Aus einem reichsritterlichen Geschlecht, das bis 1623
zum Kanton
Neckar-Schwarzwald und bis 1636 zum
Kanton Kocher des Ritterkreises
Schwaben gehörte.
Köbler, 153.
Zedler IX, 1770. Vgl.
Christian: Tageb. III; 19./29. 9.
1623 (
KT 168) u. ö., hier: „Den Consulier der deutschen Nation, einen herrn von
frauberg zu gast gehabt.” Vgl.
Mat. Padua, 171: Acta consiliario Johanne Rhodio Dano,
6. 10. 1623 - 7. 11. 1624, d. d. 9. 12. 1623: „[...] exequias nobilissimi domini Melchioris
ab Hunighen [Hünicke] Saxonis qui iuvenis caeteroquin strenuus, nudius tertius hora
XXIV levi contentione oborta, in platea ab illustrissimo domino
Rudolpho Dhuliers
libero barone de Frawenberg iurisconsultorum Germanorum consiliario, confossus Deo
pie animam reddidit.” Vgl.
KT 193: „Die traurige Zeitung erfahren, daß der gute
Melchior Friedrich Hincke vom Consulier Zu Padua dem
Hrn. von Froberg erstochen
worden.” (5./15. 12. 1623) u.
Mat. Padua, 174 d. d. 23. 4. 1624: „gratulamur illustrissimo
domino Aloysio Delphino, praefecto urbis novo [...] serius quidem ob procrastinatam
consiliarii illustrissimo
baroni a Frawenberg successori electionem, cuius officia anticipare
noluimus [...].”