Text
Cartell1
Der Akten weiber so von der Gottin
Diana2
seint hieher geschickt worden
Gestern alß wir zum schornstein hinaußgefahren, vndt vf vnsern bocken hier
in den negsten waldt mitteinander zütanczen angelangett wahren, kam ein
vberauß schones weibsbiltt zu vns, welcher angesicht nicht anders alß milch
vnd bludt war[,] ihre gelbe hahr hiengen verstrewett vf ihren schultern vf ihrem
Kopff trug sie einen silbernen mon, an ihrer handt einen guldenen bogen, vf
ihren Rücken einen Kocher vnd Pfeile, vnd sonst war sie grün bekleidet. Diese
sprach zu vnß Lieber so ihr Ja begehret zu tanczen so thutt mir den gefallen,
schonet euch biß morgen vndt begebt euch alßdan, in den saal so ich euch
zeigen will, daselbst will ich euch die 10 schonste hirten hinein führen mitt
euch zudanczen, die ihr ewr Lebtag gesehen habt, wir wahren alßbaltt willig
vndt versprachen ihr solches ins werck zu seczen, welches wir auch nunmehr
gethan haben, aber vnser [36v] Gevatter
Lucifer kam heutt vnderwegens zu vnß,
vndt sagte wist ihr wohll was ihr an dem ortt thun soltt da ihr ieczundt
hinfahrett, das weibsbiltt so euch dahin geschickt ist die Gottin
Diana, welche
es verdreust, das ihre hirtten mitt den
humoren der Liebe aufcziehen, vnndt so
etwa einer das Lob in einigem
humor erlangete, das die andern solchem noch
weitter nachhengen solten, Darumb schicket sie euch dahin euch für ein
Remedium
Amoris zugebrauchen vndt ihnen durch euch alle ihr
humor zubenehmen,
Alß wir dieses hortten sagten wir nein der boße
3 soll ihr nicht angehen so
musten wir nichts geiernett haben in vnsern altten tagen, darumb so gebt
achtung, ist vns schon die schonheitt vnndt Jugent vergangen so haben wir
gelernett, das wir schon
4 , heßlich Altt Jung, Vernunfftig vnuernunfftig vndt
[37r] in was gestaltt es vnß gefeltt sein konnen wan wir wollen vndt wan wir
vermercken, das wir in einer gestalt nicht anmutig seint, verwandeln wir vnß
geschwindt in eine ander wir könten
a vnß alle wan
b wir wolten, in die allerschonsten
Jungfrawen verwandeln,
c wollen vnß in vielerley gestaltt verendern,
auf das ihr vnsere wunderbahrliche geschicklikeitt erkennen lernet vndt
Diana
sich hinführo nicht mehr vnderstehe vnß zu vexiren, dan es kein Kinderspiell
ist wan altte weiber danczen.
Darumb
d habt
e ihr euch alle
f wohl furzusehen, das ihr recht in
g vns verliebt
werdett, dan es kein kinderspiel ist wan alte weiber danczen.
[37v-38r vacant]
[38v]
(1)Destino
(2)Eittellkeitt vnndt thorheit mitt Fackeln
Die Music
(3)Konnen Hirtten Fauni oder Satyri sein
(4)Discordia soll die Intrada singen
|| [405] (5)Angst vnndt Herczenleidt mitt fackeln
(6)Celadon5 wirdt durch Passion an einem leibfarbenbandt geführett
(7)Hylas6 wirdt durch vnbestendikeitt an einem weißen bandt geführtt
(8)Lycidas7 wirdt durch eiffer an einem Blawen bandt geführet
(9)Palemon8 wirdt durch Kaltsinnikeit an einem silberfarben bandt
geführtt
(10)Syluander9 wirdt durch Melancolie an einem schwarczen bandt
geführt
[39r]
(11)Vngluck vnndt Schaden mitt fackeln
(12)Corilas10 wirdt durch Freude an einem gelben bandt geführtt
(13)Tircis11 wirdt durch verzweiffelung an einem feuille morte12 bandt
geführett
(14)Calydon13 wird durch hoffnung an einem grünen bandt geführett
(15)Damon14 wirdt durch zorn an einem Rothen bandt geführtt
(16)Pantesmon15 wirdt durch geduldt an einem braunen bandt geführett
(17)Vergenglichkeitth vnndt Rew mitt fackeln
(18)Cupido soll vnder den 10 hirten herumb lauffen
(19)Destino soll das Cartell vberlieffern
[39v]
Destino soll gekleidt sein wie ein Bawr, vndt doch eine güldene Krone vf dem
haupt vndt zepter in der Handt haben
Eittelkeitt soll gekleidt sein wie eine Jungfraw, soll in der handt einen Spie-
gell tragen
Thorheitt soll gekleidet sein wie ein Nar vndt in der handt eine pouppin16
haben
Die Musici sollen gekleidet sein wie man sonst die hirten oder Satyri kleidett
Discordia soll gekleidet sein wie eine Jungfraw, bundt das keine färbe mitt
der andern accordire in den henden soll sie tragen einen Blasebalck
Angst vnndt Herczenleitti wie Jungfrawen bekleidet
Angst soll ein hercz in einer Preßen tragen, vndt Herczenleidt ein hercz in
ein schwarcz bandt gewickelt.
[40r] Celadon soll leibfarb bekleidet sein, welches lieb vnndt schmercz be-
deute
Passion oder Leiden soll wie ein Jungfraw bekleidet sein, ihr Leib mitt Pfeilen
durchschoßen, an ihrem halß ein strick vnndt ein Amboß in der Handt haben
Hylas soll weiß oder wiederschein17 welches coulleur changeante ist, gekleidet
seinj
Vnbestendikeitt soll wie ein Jungfraw bekleidet sein mit flügell vf dem
Rücken vnndt an fußen in der handt soll sie Blumen oder Laub so da abfelt
tragen
Lycidas soll in blaw welches eiffer bedeutet gekleidet sein
|| [406] Eiffer soll auch wie eine Jungfraw bekleidet sein ihr Rock soll voller augen
vnndt ohren sein vnndt in der hand soll sie einen gemahlten Argum haben
[40v] Palemon soll silberfarb bekleidet sein welches die farbe des kaltten erzes
ist
Kaltsinnikeitt soll auch wie eine Jungfraw doch gancz vnachtsamb gekleidet
sein in der handt soll sie ein eiszapffen tragen
Vnglück soll gekleidet sein wie ein Jungfraw, vnndt ein zerbrochenes Segell
in der handt tragen
Schaden soll auch gekleidet sein wie ein Jungfraw soll ihr geltt vnndt klei-
noden von ihr werffen
Syluander soll in die Melancolische schwarcze farb gekleidett sein
Melancolie, soll wie ein Jungfraw, iedoch in schwarcz bekleidet sein, ihren
kopff soll sie in der handt tragen.
[41r] Corilas soll gelb gekleidet sein, welches freude vndt iouissance bedeutett
Freude soll wie ein Jungkfraw bekleidett sein vnndt in der handt kartten,
würffel, Pfeiffen vnndt dergleichen tragenn.
Tircis soll feuille morte tragen, welches die verczweiffelte färbe ist, der blätter
so abgefallen sindt
Verczweiffelung soll wie ein Jungfraw bekleidet sein, soll ein bloßen dolch
vf ihr hercz seczen
Calydon soll grun bekleidet sein welches die hoffnung bedeutett
Hoffnung soll wie eine Jungfraw bekleidet sein einen grünen krancz vf dem
Kopff vnndt ein ancher in der handt tragenn.
[41v] Damon soll Roth bekleidet sein, welches Zorn bedeutett
Zorn soll wie eine Jungfraw bekleidet sein mitt hengenden haren, vnndt soll
eine brinnende fackell in der handt tragen
Pantesmon soll Braun bekleidet sein welche färbe der gedultt zuge[e]ignett ist
Geduldt soll wie eine Jungfraw bekleidet sein einen krancz vf dem Kopff
vnndt ein Lemblein vnderm arm tragen.
Vergenglichkeitt soll wie eine Jungfraw bekleidet sein in der hand soll sie
eine Raucherende Rauchkercze tragen.
Rewe soll gekleidett sein wie die Leutt die sich so selbst steupen vndt soll
sich auch schlagenn vnndt Geißeln
Cupidinis kleidung ist wohll bekant.
[42r]
Der Edlen Hirtten so an dem
Cristallinen fluß des
Lignons18 wohnhafftig, welche
sich vorlengst guttwillig in diesen standt begeben haben.
Die starcke vnndt gleichsamb veste Mauren vnserer dicken vndt schattichtten
wälder, haben vns nicht verwahren können, das
Cupido dieselbe nicht vberstiegen
vndt zu vns hierein hatte kommen können, vnser niedriger vnndt schlechter
standt, (in welchen wir die wir sonst die blume der dapffersten
Cauallieri waren
vns vnlengst guttwillig begeben haben, dieweil wir vermeint mehr ruhe vndt
|| [
407]
contentement darein zu finden) hatt vnß nicht entschuldigt, das wir im
19 herberge
in vnseren herczen bereitten solten, vnsere gute
polcy20 vnndt gesetzt
21 ,
seindt nicht starck genung gewesen das sie nicht von ihm vmbgestoßen, vnndt
in die seinige soltten verwandelt worden sein, vnsere eintrechtige gemüther,
durch die vnderschiedliche
humor dardurch er vns gefangen, nicht lenger beisammen
wohnen konnen, sondern vnser fridt vndt einigkeitt ist in eine [42v]
hefftige zwiespaltt vndt
k vnerhortten streitt gerathen, Verwundert euch nicht,
ihr Edlen
Cauallieri vndt schone
Damen, das wihr, (ob wohll anczusehen geringe
vnndt schlechtte hirtten) solcher gestalt oder wahll hefftiger, alß ihr wohll
pflegett von
Cupido angerennet zu werden, auch belagert vndt vberwunden
seindt worden, Dan ob wihr wohll vnsern edlen standt verendert haben, so
seint doch drumb vnsere Edele gemuter, so vnß angebohren nicht verendert
worden, welche die Liebe mehr alß den standt suchet. So ihr aber die vnderschiedliche
humor der Liebe vielleicht noch nicht recht kennet, so wißet das
Cupido auch solche an vns gleich wie in einem spiegell ieczo fürstellet: damitt
ihr aber auch erfahrett auß was vhrsachen wihr vnsre wälder verlaßen, vnndt
alhie bey euch erschienen, so wißett das vnder vnß vnlengst eine grausame
discordia wegen der vnderschiedlichen [43r]
humor so
Cupido vnder vnß außgesprenget
entstanden ist, in dem ein Jeder vnder vns
Manteniren will das sein
Humor der rechte vnndt edelste zue Lieben seye, welches keiner dem andern
gestehen will, vnd mehr wihr wohll die lenge
22 zu den waffen greiffen mochtten,
welches vnß nicht allein schedlich sondern auch schimpfflich nachzureden
wehre, alß begehren wir, dieweill wir vnder vnß selbst niemantt erwehlen konnen,
der vnß wiederumb vergliche, sintemahl die vnsrigen alle Parteyisch sein
das ihr (alß deren furtreffliches
Judicium in diesem
l subiect vnß wohl bewust ist)
vnß samptlich die wier von den vnderschiedlichen
humoren der Liebe, nemblich
passion, vnbestendikeitt, Eiffer, Kaltsinnikeitt Melancholie, Freude, Verczweiffelung,
Hoffnung Zorn vndt gedult gefangen herein geführet vndt von den
aigenschafften denen wir nicht entfliehen konnen, nemlich Eittelkeitt, Thorheitt
Angst, Herczenleidt, Vnglückh, Schaden, Vergenglikeit vnndt Rew begleidett
werden, wohl anschawen [43v] vndt betrachten, vnsern zustant bey
euch bewegen vnser gemüeter lernen erkennen, vndt vnß einen gnedigen außschlag,
nemlich welches
humor vnder vnß der Edelste, vnndt Rechteste zu lieben
sey, eroffnen, wollett: Darmitt das vnsere zwispaltt hindan geseczt, einem
vnder vnß die
victoria erscheine, vndt den andern ein gutt exempel durch denselben
gegeben were, Solches in aller vnderthenikeitt wiederumb zuuerdienen
erkennen sich schuldig vndt willig.
Celadon der passionirte.
Hylas der vnbestendige
Lycidas der Eiffrige
Palemon der Kaltsinnige
Syluander der Melancolische
Corilas der Froliche
Tircis der verczweiffelte
|| [408] Calydon der Hoffende
Damon der Zornige
Pantesmon der geduldige.
[44r]
Auff dieser weltt thu' ich alles regieren
Ein ich verwerff den andern thu ich zieren
Vnbillich thut man sich viel vnderstehen
Dan alles wie ich will muß ergehen
(5)Gleich wie ein gloß23 gancz schon ist anczusehen
so es aber einmahll feltt ists drumb geschehen
also was ich anfang muß ich gestehen
Gancz eittell ist vndt kan nicht bestehen
Jch thu nach nichts alß meiner Kurczweill trachten
(10)auf dieser weltt thu ich alles gleich achtten
laß alles sehn wie es geht, Laß mich nichtt Krencken
ich thue gancz keiner sach weitter nachdencken.
[44v]
Discordia so die Jntrada
singett
Hab danck Pluton das du mich24 thust gewehren
Das ich ieczundt aufczihe mitt solchen ehren
(15)Dan so baltt ich die wonung dein
verließ vnndt auf erden thett sein
thett ich all mein wüntsch erlangen
weill ich alßbaldt bekam gefangen
zehen hirtten aller andern zier
(20)Darüber ich ieczt triumphir
Die Lieb vermeint den Ruhm allein zu haben
vndt ihn zu geben gleich Humor vndt gaben
aber solches thett mißfallen mihr
thett mich drumb wiederseczen ihr
(25)Vndt ob woll ihr gewalt groß vndt Prächtig
So war ich ihr dennoch zu mechtig
|| [409] Ein Jeder so mihr inclinirt
So wirt er auch leichtlich verführt
[45r]
Ehe ich ankam waren in allen herczen
(30)Gleich freudt, gleich leid, auch gleiche lieb vndt schmerczen
keiner dem andren nichts warff für
keiner den andren verachtet schier
Nuhn mach ich daß sie sich thun haßen
keiner will sich nicht sagen laßen
(35)Drumb führ ich sie zu euch herein
ob concordia bey euch thett seinm
Jch zittre, ich bebe, ich thu mich krencken
kan nimmer an nichts frolichs gedencken
Ein kalten schweiß, mein leib stetig thut tragen
(40)kan nimmermehr kein frolich aug aufschlagen
All andre glieder konnen Leid außstehen
aber deß herczen Leid thut allen vorgehen
Eß kan den schmercz nicht Lang erleiden
drumb muß es baltt vom Leib abscheiden
[45v]
(45)Schmercz Pein Jammer vndt weh muß außstehen
der so in rechter Lieb begehrt zue Leben
Er muß nach nichts alß nach der Liebe streben
Muß aller ander gedancken müßig gehen
Kein vnglück muß ihn Je machen abstehen
(50)Der thot selbst seiner Lieb kein endt muß geben
Es gehe wie es woll sein trew muß oben schweben
Muß ehe alles abczzustehen vor Lieb vergehen
Also hab ich mitt meinem treuen herczen
Gelibt Astream meines Lebens Crone
(55)ob wohll mitt großer passion vnd schmerczen
So meritirt sie doch viel mehr die edle Sonne
Drumb wer von Rechter Lieb will sein genennet
Jn dem solch passion muß sein erkennett
Jch leid ich lieb ich thu bestendig bleiben
(60)der thott selbst kan die Lieb nicht von mir treiben
|| [410] Dan wo ich einmahl recht eingewurczelt bin
Müst man mich auch ins grab mitt nehmen hin
[46r]
Das man nicht rühm trew oder bestendikeitt
Jst auf der erdt kein Nerrischer ding zu finden
(65)Fürnemlich in der Liebe weil sie thun binden
Gleich wie mitt einem strick die Edle freiheitt
Zu vben ist an mir die vnbestendikeitt
weill ich damitt thu all Lieb vberwinden
mitt ihr kan ich meine wunden verbinden
(70)Bin doch bestendig weil ich stets Lieb die schonheitt
Also hab ich geliebt wohll tausent Damen
hab mich doch alczeitt wohll furgesehen
Das ich nicht verschercz der Freiheitt nahmen
Den ich mir nich[t] recht in die Kart Laß sehen
(75)Drumb rath ich wer recht Lieben will vf erden
Das er zuuor Hylas schüler muß werden.
Gleich wie das Laub wan der wind druber wehet
Leichtlich abfeilet vndt ganczlich nicht bestehett
Also in allem meinem thun ich binn
(80)Bleib kaum ein Augenblick vf einem sin
[46v]
Die Rechte Lieb kan man darbey erkennen
wan sich der eiffer darein thut einschleichen
Eiffer muß niemalß von der Lieb abweichen
Sonst kan man sie nicht billich eine Liebe nennen
(85)Also hab ich ihn auch recht lernen kennen
Das wohll darin nie ist gewest meins gleichen
Den so Phillis ein mahll von mir thet weichen
Thett ich im Eyffer gleich eim fewr brennen
war sie freundlich ich dacht sie thet mein spotten
(90)Redt sie mitt eim ich dacht sie thet ihn Lieben
Thett sie es nicht dacht ichs er hets ihr verbotten
Das ichs nicht merckt thett mich so stets bedrüben
Doch weill es das Kenczeichen rechter Liebe
Rath ich das sich ein Jeder darin vbe.
(95)Jch sehe vndt höre mitt tausent ohren vndt äugen
thu mich selbst quelen vnndt das hercze nagen
|| [411] Alles was geschicht leg ich zum ergsten auß
bring mich in Leiden kan mir nicht helffen draus
[47r] Zuuiel ist vngesundt pflegt man zu sagen
(100)Also ists vngesundt, vndt sehr zu scheltten
wan man die Lieb bißweil nicht Lest erkelten
Sondern thut gar zu brinnende Liebe tragen
Wan man zu hefftig Liebt thut sichs zu tragen
Das schier kein verstandt mehr bey ihm thut gelten
(105)Das hercz muß seiner thorheitt dan entgeltten
Vndt ists zu späth sich darob zubeclagen
Doris hab ich geliebt stets von Herczen
Doch nicht so das ich ihr nicht kont vergeßen
Der Liebt nicht recht sondern ist nur vermeßen
(110)Welcher vermeint stets zu Leiden Liebes schmerczen
Drumb wehr den nahmen rechter Lieb will führen
thu mitt kaltsinnikeitt sein Liebe temperiren
Mein Complexion phlegmatisch wirdt genendt
mein sin kein vbermaßige hieze kendt
(115)Jch thu von mir allen vbervleiß treiben
Laß meine Sachen fein beimn gleichen bleiben
[47v]
Melancolie thut oft viel herczen Plagen
doch keine so sehr alß die der Lieb ergeben
in traurikeitt die stetig müßen Leben
(120)So wollen den Ruhm rechter Liebe tragen
wan ich Dian nicht sehe so thu ich klagen
bin ich bey ihr thu[t] sich mein Leid erheben
wan ich denck das ich sie balt muß begeben
kan also mich von keiner freude sagen
(125)Doch ist mir all mein traurikeitt ein freude
wan ich bedenck das ich dardurch recht liebe
Auch all mein trauren darin ich mich vbe
Jst sueß weill ich es fur Diana Leide
Drumb wer ein rechter Liebhaber will werden
(130)muß mitt Melancolie leben auf erden.
Jch wein ich seufftz ich thu mich stets beclagen
ich trag mein Leid bey mir thu es niemant sagen
|| [412] Dieweillo mein bleiche gestaltt vnndt mein geberden
Zu leczt meines Leidts verräther werden.
[48r]
(135)Wo ich hin kam da ist es gutt gewesen
vnangenehm bin ich an allen ortten
Kom doch alß wieder wo ich schon gewesen
Dan für mir hilft kein zuschließen der Pforten
Jch bin ein gast welcher kompt vngeladen
(140)Ob ich schon binp vnd bringe nichts dan schaden
So muß der fürwar gar wohll fursehen
Der mihr allezeitt wolt können entgehen.
[48v]
Nach freudt vndt lust stehet ains Jeden verlangen
Contentement thutt Jederman begehren
(145)Drum wen das glück diesen sol gewehren
Muß sein sachen auch Recht darnach anfangen
wan ich selbst desperirt wehre ich gefangen
wan ich mich selbst nicht tröst wer wolt wehren
Melancolie die so vieln bringt beschweren
(150)Jch schaffe mir selber freud, thu freudt erlangen
Jch thue mitt frolikeitt mein Stella Lieben
so sie mich wiedrumb Liebt bringt mirs mehr freude
So sie mich hast Laß ich michs nicht betrüben
Dan wer sich noch betrübt hatt doppel Leiden
(155)Drumb wehr recht Lieben will mitt freudt thu lieben
Laß sich kein klein vngück Jemalß betrüben
Tanczen vnndt springen vnndt frolich Leben
ist all mein sorg darnach ich thu streben
Jch kan mich kein traurig Mine machen
(160)weill mir der mundt nur stets stehet zu lachen.
[49r]
Hoffnung kan nicht bestehen wan sichs zutreget
Das die vhrsach zu trauren ist vnerträglich
Sie muß verleschen, verczweiffeln muß gancz Cläglich
Der solch elendt versucht wie mein hercz treget
|| [413] (165)Meine Cleon ist thott dardurch ich pflegett
Jn freudt vnndt allem Lust zue Leben täglich
Waß soll ich hoffen mein schmercz ist vnsäglich
Verczweiffelung die Victoria vber mich träget
Verczweiffelt vnndt trostloß will ich stets bleiben
(170)Begehren nichts alß nur ein schellen25 thott
All trost vndt Hoffnung will ich von mir treiben
Verczweiffelung hilfft mir ab, Hoffnung bringt mich in noth
Drumb wehr recht Lieben will hoff nicht lang vf sein Leiden
thue mitt verzweiffelung sein Leidt vndt leben abscheiden.
(175)Jch weiß von keinem drost thu auch keinen entpfangen
Des thotes eigen zu sein steht mir all mein verlangen
Guetts vndt böß thu ich alles gleich achten
weill ich gancz desperirt alles thu verachten
[49v]
Wer woltt die edle Hoffnung nicht stets Preisen
(180)So sie in allen Stenden nucz vndt trostlich
Fürnemlich aber ist die hülffe Lieblich
So sieq den Liebhabern stets thutt beweisen
Sie thut vnß vf das zukünfftig stets weisen
Alles vnglück vnndt leidt ist vns ertraglich
(185)wan wir gedencken das gudt ist noch zukünfftigk
Die zeitt verzehrett stahll vnndt eisen
Mitt Hoffnung lieb ich Celideam mein Leben
Jn Glück Vnglück, in freudt, in Lieb vndt Leidt
Vndt ob sie schon einem andern wurdt gegeben
(190)So erwartte ich mitt Hoffnung meines glücks zeitt
Drumb wehr den nahmen Rechter Lieb will tragen
thue nimmermehr der Hoffnung gancz absagen
Der Edle Lorberbaum stets thut Floriren
Der wintter kan sein laub nicht offendiren
(195)Also kan kein vnglück mich auch Je machen sagen
Mein Hoffnung kein grün Laub ieczt mehr thut tragen.
[50r]
Mitt zorn vndt gewalt man alles beczwingett
Zornig mus sein der so der Lieb will Leben
er muß gancz nicht nach discretion streben
(200)Sonsten er nichts Jemalß zu wege bringett
|| [414] Gedultt noch auch demuth bey ihm klingett
Kinder vndt weiber mögen sich den ergeben
denen ihr destin kein ander waffen hatt geben
Bey mir aber allein der zorn durchdringet
(205)wan ich Fortunae stets geduldig druge
wurdt sie mich selbst zu Leczt recht wohll außlachen
wan ich mitt demut all mein Leiden wuge26
würden gar schlecht bestallt sein meine Sachen
drumb wer da in der Lieb gerecht will leben
(210)thu nimmer in stolcz vndt zorn nichts nachgeben
Mitt vngestumb thu ich alles anfangen
nach nichts alß schaden mich stets thut verlangen
Jch begehre nichts alß nur zu vben Räch
denck nicht das mich es oft gerewt hernach
[50v]
(215)Ein sprichwortt ist geduldt alles vberwindett
das solches wahrhafftig sey thu ich bekennen
Content kan sein der so gedult thut kennen
Fürnemlich in der Liebe sich solches befindett
Durch gedult tragen alles Leid verschwindett
(220)Sie thut das vnglück selbst Ringen vndt trennen
Auch wirdt ein Jeder den klug vndt weise nennen
Der mitt geduldt in alles sich recht findet
Also hab ich Doris geliebt viel Jahre
ob schon viel schmercz vndt Pein ich hab entpfunden
(225)vndt ob schon haß vndt neidt mein Lohn stets wahr
Hab ich doch mitt gedult alles vberwunden
Drumb wer sich recht zu lieben Lest gefallen
Erwehlt gedultt vor andern tugenden allen
Vnglück, schimpff vnndt elendt ich vberwinde
(230)Nimmermehr ohne drost ich mich befinde
Das macht das ich schweigen vndt leiden kan
ducke mich dan doch das wetter sein willen will han
[51r]
Schon sein hilft nichts Reichtumb kan nicht bestehen
weißheitt geschicklikeitt muß auch vergehen
(235)Alles was sich nur vf erde mag anczeigen
Es sey was es woll es muß an meinen Reigen.
|| [
415]
Ein Sprichwort ist am Ende wirt sichs finden
solches thu ich an mir stets wahr befinden
Dan wan ein sach erst ist zum endt gelauffen
(240)Muß ich mich schlagen vndt mein hahr außrauffen
Hier bin ich auch man thutt mich gar woll kennen
Drumb ists vnnotig das ich mich thu nennen
wer wolt doch sein der mich konte verstecken
Findt ich mich doch an allenn ortt vndt Ecken.
Fin.