F.
Christian II. v.
Anhalt-Bernburg (FG 51) hatte seinen Oheim
Ludwig in einem Gespräch in
Köthen am 24. 6. 1625 (vgl.
Christian:
Tageb. XXIV, Bl. 183r; bei Gelegenheit der
Bestattung Pzn.
Loysa Amoenas v. Anhalt-Köthen , TG 6) und in einem Brief vom
26. 6. 1625 (LHA Sa.-Anh./ OB: Bernb.
A 9a Nr. 198
1, Bl. 12r-15r; eigenh.;
Empfangsvermerk
Ludwigs v. 26. 6. 1626)
gebeten, zwischen ihm und seinem Vater F.
Christian I. (FG 26) zu
vermitteln, welcher dem Plan eines langen Auslandsaufenthalts
Christians II.
und seiner Gemahlin
Eleonora Sophia (TG 39),
geb. Hzn. v. Schleswig-Holstein-Sonderburg, ablehnend gegenüberstand:
„Mon intention projettee doncques, est, de faire un voyage, en
un pays estranger, afin d'eviter les tumultes, & bruits de
guerre, quj s'esmeuvent, & multiplient par toute l'
Allemaigne . Vne des
principales raisons, quj m'incitent a cela, est, l'instigation de
Madame ma Compaigne [...]. A la susdite raison principale de la
sauvetè & seuretè se joinct une autre, quj est, un honneste
desir que ma dite Compaigne a, d'apprendre des langues,
particulierement la françoise & Italienne, & de se bien
façonner, ce qu'elle iuge estre le plus faysable en
France , & ie croy qu'a cause de la
commoditè de l'eau, & par consequent moindre despence, comme
aussy a cause de la religion reformee quj est en
France & a laquelle i'espererois avec
l'ayde de Dieu, de l'induire plustost que si elle estoit proche du
parentage & du Luthe- || [
427] ranisme, celuy là seroit
pratticable. [...] Ainsy doncques ie propose [...] la
ville de Roan , en Normandie,
& pour la proximitè de la ville mesme, & pour la temperature
de l'air, quj ne semble pas trop se devoir esloigner, de celuy de
Holsace.
Paris n'en est distant,
que d'une journee, par la poste, ou M
r.Adolf Börstel , nous
pourroit fidellement assister, de son conseil & bons offices. Je
ne doute pas aussy, que l'exercice de la religion n'y soyt aussy
bien qu'a Lion, & d' autres villes de France:” (Bl.
12r-13v). Diesen Brief scheint F.
Ludwig zusammen mit dem Schreiben
250627 seinem Bruder geschickt zu haben. Der
vermutete andere Motive hinter dem Plan seines Sohns (Annahme fremder
Kriegsdienste?) und knüpfte in seiner Antwort (29. 6. 1625) an
Ludwig seine Zustimmung an harte
Bedingungen (Bl. 16r-17r; 21r-23v). Vgl.
250701
u.
250702. Zu
Adolph v. Börstel (PA) vgl.
190322 u. ö., zu
Rouen 260106.
Die
Beilagen fehlen in der Akte.
Impresen des GB (1624). Vgl.
250701.
In der herzoglichen anhaltischen
Behörden-Bibliothek, in der die Bernburger Schloßbibliothek aufgegangen
war, befand sich das hier gemeinte Werk: „Ruscelli, Jeronimo, Le
imprese illustre etc. Mit Kupf. In Venetia, 1566, Franc. Rampazetto.
1 Bd. gr. 4°. Ldrbd.” [1. Ausg.]
Kat. Dessau BB 11843. Das
Buch fehlt heute im Bestand der StB Dessau. Ob die erst 1629/30 veröffentlichten
Impresenbilder (GB 1629/30) oder die Reimgesetze des
GB
1628 den Einfluß
Girolamo Ruscellis verraten, bleibt zu
untersuchen.
Diederich von dem
Werder (FG 31) und wahrscheinlich auch
Tobias Hübner (FG 25) waren an der
GB-Arbeit beteiligt.
Conermann,
bes. III 28 u. 34f. Von einer eigenen,
Ruscelli gewidmeten Arbeit
(Übersetzung?) eines der beiden ,Reimmeister' ist sonst nichts
bekannt.
Eine der
Schriften gegen die von Dr. Leuker (Leickhardt) und Dr. Wilhelm Jocher
im bayerischen Auftrag herausgegebenen Akten der protestantischen
Partei, an deren Politik F.
Christian I. maßgeblich
beteiligt war: Fürstl:
Anhaltische gehaimbe
Cantzley/ das ist: Gegründte anzeig/ der verdeckten/
vnteutschen/ nachtheiligen
consilien,
anschläg vnd practicken/ welche der
correspondierenden Vnion Häupter vnd
Directores, in der Böhaimischen Vnruhe/ zu derselben Cron/
auch deß H. Römischen Reichs höchster gefahr geführt/ vnd auß
sonderbarer Verordnung Gottes durch die den 8. Nouember jüngst
fürgangne ernstliche/ nambhaffte Böhaimische Niderlag vor Prag/ in
der Anhaltischen gehaimen Cantzley in
originali gefunden vnd der Welt kundtbar worden. Allen so
wol auß: als jnnländischen Potentaten/ Chur: Fürsten/ Ständen vnd
Herr-schafften/ auch sonst menigklich zu beständiger nachricht/
trewhertzige warnung/ vnd warhaffter i
nformation. (O. O. 1621). 342 u. 48 S. Eine Ausgabe
dieser Streitschrift (1621) war 1650 in Fürst
Ludwigs Bibliothek und vielleicht
auch noch bis 1945 in der ehemaligen Bernburger
Schloßbibliothek (
IP 289r bzw.
Kat. Dessau
BB 13402 [mit einer „Verwahrung
dagegen. 1622.” ] u.
BB
26122) vorhanden.
Kat. Dessau
BB 26123 (Nr. 3) bezeichnet wohl die von
F.
Ludwig übersandte
Erwiderung zusammen mit den früheren Schriften als „Anhalt.
Cantzley. 6 Thle. 1625.” Hier werden auch weitere
Veröffentlichungen aus dem Kanzleienstreit genannt, an dem sich
ebenfalls der pfälzische Rat
Ludwig Camerarius und auf bayerischer Seite der Rektor des
Münchener Jesuitenkollegiums,
Jacob Keller , beteiligten:
BB 13406,
BB 26121,
BB 26123 (Nr. 2,
4 u. 5),
BB 26124. F.
Ludwig dürfte eher
die zweite als die erste der beiden folgenden Schriften an F.
Christian I.
gesandt haben:
Kurtze vnd Begründete anzeig/ Was es für ein beschaffenheit
habe/ mit der Schrifft/ welche die Bayerischen erstlich vnter
dem Titul Consultationes, oder
vnterschiedliche Rahtschläge etc. Vnd
bald hernacher vnter dem Titul Böhmische geheime Cantzlei/ etc.Das ist/ Consultationes, oder vnterschiedliche Rahtschläge vnd
vota,
etc.
vnd vnterm schein eines in der Heidelbergischen Cantzlei gefundenen
Protocols/ im Jahr 1624 in offenen Truck gegeben vnd außgesprenget
haben. (O. O. 1625). 23 S.; Berichts und Antwort/ auff die
Bayrisch-Anhaltische Geheime Cantzley/ Dritter Theil. || [
428]
Darinnen der
vermeinte angemaste Schutz der Anhaltischen Geheimen
Cantzley/ oder deren also genanter Dritter Theil/
gründlich widerleget/ vnd also nochmahls ferner dargethan wird/ daß
den Unirten vnd Euangelischen Ständen/ bevorab der Churfürstlichen
Pfaltz vnd dero Räthen/ mit offenbahrer verleumbdung/ durch die
Bayrische
Diffamanten gewalt vnd vnrecht
geschehe.
A. H. M. (O. O. 1625). 96
S. Vgl.
Bericht und Antwort/ Vff die
Bayer-Anhaltische Geheime Cantzley/ Erster und Andrer
Theil. Sampt einem Rathschlag/ der Liga in Franckreich/ Vorjahren zu
Chaloons gehalten (O. O. 1624). 338 S. u. 14 S. Vgl.
Reinhard Koser: Der
Kanzleienstreit. In: Hallische Abhandlungen zur neueren
Geschichte. Halle 1874;
D. Petersen: Die
Bedeutung der Flugschrift: Die Anhaltische Kanzlei. Jena
1867.