Balthasar Venator (1594-1664), gekrönter Poet (1614) und Freund des
Martin
Opitz (FG 200), welcher ihn 1629 in seiner
Schäfferey von der Nimfen Hercinie (Brieg
1630) auftreten ließ. Vgl.
Reifferscheid, 780f.;
Erich Volkmann: Balthasar Venator. Phil.
Diss. Berlin 1936. Der ehemalige Heidelberger Hofsekretär lebte seit 1624 als Erzieher
der Kinder
Georg Michael Lingelsheims in
Straßburg . Über seine bei der Eroberung
Heidelbergs ausgestandenen Leiden, seine Gefangenschaft und den anschließenden
Kriegsdienst berichtet
Venator im Widmungsschreiben zu seinem
„Panegyricus Iano
Grutero scriptus" (Genevae 1630), zit. v.
Reifferscheid, 870f. Nach
Reifferscheid hatte
Opitz zuletzt an ihn am 10. 5. 1625 geschrieben (a. a. O., Nr. 170).
Venator beantwortete
den vorliegenden Brief in
Straßburg am 24. 3. 1626 (a. a. O., Nr. 198; Original in
FB Gotha: Chart. A 473, Bl. 42, hiernach zit.; veröffentlicht in
Jaski, 1-4). In diesem
Schreiben bedankte er sich für die Übersendung der Neuerscheinung:
Die Klage-Lieder
Jeremia; Poetisch gesetzt Durch Martin Opitz; sampt noch anderen seinen newen gedichten
(Görlitz 1626);
Opitz II.2, 749-776. Voller Bewunderung fragte
Venator : „Quantum
autem voluptatis speramus ex Argenide, ex ψalmis ex alijs?” Er stellte die günstigen
Umstände, unter denen
Opitz solche Werke schaffen könne, den ärmlichen Verhältnissen
gegenüber, unter denen ein Mann wie
Ianus Gruterus im Städtchen
Bretten ohne
Förderung durch Fürsten und andere Große leben müsse. Er selber könne von Glück
reden, da er im Hause
Lingelsheims einen Unterschlupf gefunden habe, wo er von der
Gelehrsamkeit und Weisheit dieses Mannes profitiere. Wenn ihn auch ein solches Leben
nicht befriedige und ohne Hoffnung lasse, füge er sich dennoch in sein Schicksal.
Abraham v. Bibran (1575-1625) — dessen Tod
Opitz auch in der Vorrede zu den
Klage-Liedern gedacht hatte — wolle er nicht vergessen (s. Anm. 21), jedoch sei er jetzt
|| [
484]
zu sehr in Eile.
Venator schloß mit Grüßen an
Bernhard Wilhelm Nüßler (s.
250700 I
u.
260617 K 15) und
Caspar Kirchner (
250510,
250700 I u.
260617 K 14) und legte
seinem Brief zwei eigene Werke bei: „Vitam Spinæ, et Epicedium Obentrautio factum."
Über
Venators Schreibfaulheit beklagt sich auch
Ianus Gruterus in einem Brief an
denselben vom 26. 11. 1625. Darin heißt es u. a.: „Morbo quod excusas silentium, inique
facis. Dolor enim cum sit querulus, nulli rei magis acquiescit, quam si amicis communicet
sua incommoda.” (a. a. O., 231). Über
Venators Befinden vgl. noch
Reifferscheid, Nr.
175, S. 224 (
Gruterus an
Lingelsheim , 10. 8. 1625): „Admodum doleo valetudinem dn.
Berneggeri ac dn.
Venatoris , sed spero iam cum sanitate rediisse in gratias. Caniculares
enim morbi non sunt durabiles.” A. a. O., Nr. 196, S. 247f. (
Gruterus an
Venator , 5. 3.
1626) In dem von Todesstimmung gekennzeichneten Brief („Ego sane iam nunc in
procinctu sum, ut, simul atque supernae tubae placuerit, evocanti occurram.” ) schreibt
Gruterus : „Tantum valet usus patratque vel omnia super fidem: nedum id tu non assequaris
tali aetate, tali indole, tali industrria. Hoc unum doleo, etiam tibi esse cum morbo
negocium. Verum eum facile dispuleris exercendo terram. Miseri, omnia agimus alia
quam debebamus! Studia ea avare persequimur, quibus cruciemus cerebrum et phantasiam.”
Überblick über
Venators und
Opitz ' Korrespondenz bei
Volkmann, a. a. O.,
16-18.
Hor. I carm. 1, 19. Wein vom Massicum (Monte Massico zwischen Latium
und Kampanien).
Hor. I carm. 27, 1: „Natis in usum laetitiae scyphis Pugnare
Thracum est: tollite barbarum Morem”
Wohl
Johannes Scultetus , wie
Opitz aus
Bunzlau in
Schlesien , kaiserl. gekrönter Poet, Schüler
Matthias Berneggers in
Straßburg. Reifferscheid, 768. 772;
DBA 1304, 95. Vgl.
Reifferscheid, 768:
Scultetus ' Arbeit über Suet.
Caesar 77-79 („In C. Suetonii Tranquilli XII Caesares diatribe XII. quam in Argoratensi
academia praeside M. Berneggero [...] examini publico submittet ad diem Iulii [ohne
Tag] Iohannes Schultetus, Bolesla-Silesius. Argentorati, excudebat H. Findlerus A.
1623” ) ist
Johannes Wessel ,
Caspar Kirchner ,
Michael Bartsch und
Martin Opitz gewidmet.
Der Ausdruck „De itinere in Gallias" in
Opitz ' Brief bezeichnet nur den Weg
bzw. die Richtung der
Venator nach
Straßburg führenden Reise. Eine Fahrt
Venators
nach
Frankreich ist für diese Zeit nicht belegbar. Vgl.
Volkmann, a. a. O.
Im Februar
1625 mit
Caspar Kirchner und einer schlesischen Gesandschaft nach
Wien ; von April
an wechselnder Aufenthalt in
Liegnitz ,
Breslau ,
Bunzlau (Eltern des Dichters) und
Brieg
und bei Adligen auf schlesischen Gütern; zwischenzeitlich (Sommer 1625) in
Wittenberg
im Hause
Augustus Buchners (FG 3620), Reisen nach
Dresden und
Anhalt . Die erhaltenen
Briefe erlauben keine exakte Rekonstruktion der Aufenthaltsdauer an den genannten
Orten.
Opitz erlangte zwar im Jahre 1626, bald nach dem vorliegenden Schreiben, eine
Stellung als Sekretär
Karl Hannibals zu Dohna (s. u.), mußte aber in dessen Geschäften
auch häufig verreisen.
S. Anm. 1. Das Werk enthält eine lateinische Widmung
an die Organe der Stadt
Schweidnitz (
Bunzlau , 2. 1. 1626), Nachdichtungen der Klagelieder,
des 42. Psalms und der Verse des „Cleanthes, ex interpretatione Senecae, epist.
CVII." und ein „Trost Liedt." von
Opitz . S.
Opitz, II.2, 751-776. An
Augustus Buchner
schrieb
Opitz am 9. 6. 1626 aus
Breslau : „Tu Germanicas nostras Musas strenue, ut
video et recte juvare pergis. A me nihil interea prodiit præter Threnos Jeremiæ nostra
poësi redditos.” Abschrift, UB Basel: G
2 I, 18, 1, Bl. 156v. Vgl.
Opitz: Handschriften
(Geiger), 34 u.
Reifferscheid, Nr. 198, 6
Unbekannt. Vgl.
Kaspar Gottlieb Lindner: Umständliche Nachricht
von des weltberühmten Schlesiers, Martin Opitz von Boberfeld, Leben, Tode und
Schriften. 2 Tie. Hirschberg 1740-1741, I, 186: „Er [
Opitz ] war auch itzo Sinnes, nach
Frankreich zu reisen, theils damit er dieses durch Krieg und Gelehrsamkeit blühende
Reich besehen, theils die dasigen gelehrten Männer persönlich sprechen und verehren
könnte. Ja es bothen sich bereits ein parr [!] schlesische Edelleute an, die er als Hofmeister
dahin führen sollte. Allein das Schicksal hielt ihn zu grössern Dingen zurücke,
zu denen er auch geschickt gnug war.” Lindner scheint sich auf den vorliegenden Brief
zu stützen.
Opitz gestattet dem Werke seines ehemaligen Heidelberger Gastgebers
Caspar v. Barth (1587-1658) nicht das Schicksal des Vogels Phoenix, der auf
einem wohlduftenden Nest von Zimt und anderen Substanzen (Ov. met. 15, 397ff.:
Kassien, Narde, Zimt und Myrrhen) stirbt, von der Sonne entzündet verbrennt und aus
der Asche zu neuem Leben zurückkehrt. Lact. Phoen., vgl. Claudian. carm. min. 27
(Phoenix). Über das gespannte Verhältnis zwischen
Barth und
Opitz vgl.
250510 K ll.
Opitz kam im Mai 1622 nach
Siebenbürgen und kehrte nach etwa einem Jahr in
seine Heimat zurück.
Suffenus, ein in seine eigenen Verse verliebter Dilettant.
Nach Catull. carm. 22, 1ff. ; vgl. 14, 19.
Julius Wilhelm Zincgref (1591-1635),
der Herausgeber der ersten Werkausgabe des Dichters: Martini Opicii. Teutsche Poemata
vnd Aristarchvs Wieder die Verachtung Teutscher Sprach, Item Verteutschung
Danielis Heinsij Lobgesangs Iesu Christi, vnd Hymni in Bachum Sampt einem anhang
Mehr auserleßener geticht anderer Teutscher Pöeten (Straßburg 1624), in:
Opitz II.1,
161-292.
Matthias Bernegger nennt ihn am 1. 1. 1626 in einem Brief an
Friedrich
Monau in
Breslau „opulentissimum sartorem” , erregt sich über diesen harten Gläubiger,
wünscht ihm gar die Pest auf den Hals und fügt erklärend hinzu: „Nam reditum suis
ut audio pollicitus est ad praeteritas nundinas autumnales.”
Reifferscheid, 830. Vgl. 323,
Daniel Czepko an
Christophorus Colerus (7. 5. 1628): „Fama et vita claudus ille Gradius,
nebulonum eximius et nequam nequaquam e postremis, mecum fuit, et de quo
nescio non flagitia, quae ipse patravit forsitan, dispersit, mendaciorum follis. Hac ipsa,
|| [
486]
qua scribo, percepi, illum adhuc in finibus nostris haerere; cum Nicolao Thoma actiones
habuit gravissimas. Pater praeter necessarios sumptus nihil solvit, et Gradium rem et
filium perdidisse, constanter dixit.”
Ianus Gruterus (1560-1627), I. U. D., Prof.
der Geschichte und Bibliothekar der Palatina, der große Heidelberger Gelehrte, s. Anm.
1 u. 10.
ADB X., 68-71;
Ersch-Gruber, I. 95, 356-363.
Opitz ' erster bekannter Brief an
Gruterus ist vom 20. 11. 1626 datiert.
Reifferscheid, 274;
Palm, a. a. O., 173.
Abraham v.
Bibran , s. Anm. 1.
ADB II, 614. Vgl.
Lindner, a. a. O., 173f., Anm. 41: „Diesem
grundgelehrten und berühmten Hrn. von
Bibran und Kitlitztreben auf Woitsdorf hat
Henelius in Siles. togata ein würdiges Lob aufgesetzt, welches in seiner Siles. ren. VIII.
p. 485 nachzulesen ist. Mit kurzem gedenke ich nur, daß er 1575 geboren, zu
Görlitz
und
Leipzig studirt, Wälschland,
Spanien ,
Frankreich ,
Engeland und
Holland durchreiset,
französische und wälsche Sprache vollkommen verstanden, daß er mit den größten
Gelehrten in und außer
Deutschland Briefe gewechselt, daß er der Fürstenthümer
Schweidnitz und Jauer Oberlandesrechtsitzer und Landesältester gewesen und 1625
gestorben ist.”
Opitz hatte
Venator 1624 eine Hofmeisterstelle im Dienste
Bibrans
versprochen. (O. an V., 5. 10. 1624;
Reifferscheid, 195). Da
Venator damals schon die
Stellung im Hause
Lingelsheims angetreten hatte, zerschlug sich das Projekt. Das geforderte
Epigramm
Venators auf
Bibran ist unbekannt. In seinem Brief an
Opitz v. 24.
3. 1626 (s. Anm. 1) versprach
Venator dem Freunde, das Gedicht zu schreiben: „
Bibrani
non obliviscar, sed id iam fieri non potuit, cum hae ipsae festinandae erant.” Vgl.
Volkmann, 16 u. 17.