Etwas eingenommen.
Der Morell, (Doctor Spiegel z 3 mal) der
|| [[Handschrift: 74r]]
Tanzmeister vndt der Bereiter
haben mich besucht.
Zeitung daß der Graff von Turn mit
60000 Mann eingefallen vndt der
Marggraf Hans Georg, das herzog-
thumb Jägerndorff, wieder einzu-
nehmen baldt folgen werde.
Meinen paroxismum gar starck bekommen,
vmb 16 vhr, das ist vmb eylf zu Mittag
nach deütscher iziger zeit. Die kälte
hat eine stunde gewehret, die hize
biß in die nacht.
Durch Doctor Spiegeln dem Capitaneo auf die
gestrigen communicirten zeitungen die mey-
nigen mittgetheilet, welches in der stille
wol abgegangen.
Der herzog von Venedig Priulj, ist gestern
vmb 18 vhren todes verfahren.
Der neẅe Consulier ein herr von Frey
<Fraw>berg hat mich heütte morgends besucht
vndt der Morell.
Hab ich mich müßen schröpfen laßen,
welches ich zuvorn nie gethan.
Ein wenig gespielet.
Jn einem buch Admiranda Nilj
genannt welches Wendelinus ge-
macht mir etwas vorlesen laßen.
Conversirt etcetera mit meinen leütten
Vndt Doctor Spiegeln, wie gewöhnlich. perge
Montag☽ 4. ⁄ 14. August
Hab ich das fieber sehr starck beynebens
großer Mattigkeit gehabt. Es hat vmb halber
15 angefangen.
Ein klistier, gebraucht gegen abends.
Dienstag♂ den 5. ⁄ 15. August
Etwaß eingenommen.
Conversirt. Gelesen wiewol wenig,
vndt darff ich wegen Schwindels vndt
hauptwehes, nicht lang auf bleiben.
Mittwoch☿ den 6. ⁄ 16. August
Das fieber wieder gehabt, vndt es ist
eine tertiana producta, ein verlängert
drey tägicht fieber, dann es sonsten so lange
nicht wehren sollte, vndt die allerersten
fünf tage, ist es eine febris continua
gewesen.
<Morell hat mich besucht, dann des Doctor Spiegels
visite<a> ist ordinaria.>
Donnerstag♃ den 7. ⁄ 17. August
Die zeitungen gelesen von des Türcken einfall
in Polen vndt besorglich in Schlesien, deßgleichen
von den empörungen in Vngern, vngewißheit
herzog Christians accommodation. perge
Schreiben von Meiner gnädigen herzlieb(st)en FrauMutter, von
Henrich Börstel vndt Johann Löben ent-
pfangen. Mein gnädiger herzlieber hervatter ligt noch
am podagra darnieder. Will bruder Ernst baldt her-
schicken. Der kleine bruder Friedrich ist gesundt vndt
mit den kleinen schwesterlein allda. Herzog Christian
ligt an der Weser, vndt Tilly nicht weit darvon.
Dennemarck kömpt auch darzu, haben noch wenig <einander> gethan.
Herrvatter soll sich dem Kayser stellen vndt hat noch
kein sicher gelaidt.
Vom Antoninj ein schreiben entpfangen,
Meiner gnädigen herzlieb(st)en FrawMutter wieder ge-
schrieben durch eines andern handt.
Freitag♀ den 8. ⁄ 18. August
Das fieber wieder gehabt, von 14
vhren an. Rosenzucker als eine artz-
ney, eingenommen.
Etwas zum purgieren eingenommen.
An den Antoninj geantwortett.
Zeitung daß herzog Christian den Tilly, mit verlust,
4 mille Mann geschlagen.
Daß der Kayser kranck.
Die vngern mit Bethlen Gabor aufrührisch.
Die Tattern durch Polen in Schlesien fallen werden.
Der anstandt zwischen Schweden vndt Polen
auf ein Jahr lang gemacht. perge
Das fieber gar gelinde gehabt.
vom Antoninj abermal ein schreiben
entpfangen.
Artzney eingenommen.
Jch bin numehr 24 iahr alt, heütte geworden.
Die Admiranda Nilj so mir der
Wendelinus zugeschickt, durchblettert.
An den Antoninj geantwortett. et cetera
[Dienstag, 12. August]
Dienstag♂ <den 12. ⁄ 22. August> Heütte, Gott lob, hat mich das
fieber gar schlechtlich angegriffen, vndt
ich habe keine kälte gespüret, <aber
das haüptwehe ist noch vorhanden.>
Mittwoch☿ den 13. ⁄ 23. August
Wie gewöhnlich, das gebeht halten vndt mir
etwas vorlesen laßen. So hat mich der Doctor
Spiegel besucht, vndt heütte als den 20sten, tag
in acht genommen.
Jch habe mich wie ich pflege in abwesen-
heit des Medicj, gar vnordentlich ge-
halten, vndt an stadt daß ich sonsten allzu-
viel gesotten oder roh waßers zu
trincken pflege hab ich heütte etzliche
pfirschen gegeßen.
Vom Alvise Secchini ein alt antwortt, schreiben,
beynebens mündlichem bericht, durch
Doctor Spiegelln entpfangen.
<Aloyse
Secchinj,
ein kaufmann
von Venedig, de
nostre religion.>
Donnerstag♃ den 14. ⁄ 24. August
Die avisen haben gebracht, daß herzog Christian
vom Tilly biß auffs haüpt geschlagen
worden, vndt bey 6000 Mann, darunter
den Graffen von Stirumb <vndt zwey
herzoge von
Saxen> verlohren, ein
3000 gefangene darunter der iunge
Graf von Turn vndt Rheingraffe, etcetera
ein 16 stück geschütz vndt meistes
bagage auch 14 fahnen. Der herzog von Wey-
mar soll tödtlich verwundet seyn.
An stadt daß ich fasten sollen <biß zu abends>, hab ich einen hauffen
<frische> feigen, vndt brodt gegeßen, auch waßer getruncken.
Artzney eingenommen.
Mich Gott Lob, beßer anfangen zu befinden,
vndt ordentlicher zu halten.
Samstag♄ den 16. ⁄ 26. August
Bin ich auß dem bett aufgestanden wie-
wol ich eine kleine anregung zum fieber
gehabt.
<Das Meer ist so vngestümm gewesen, daß man von
venedig hieher nicht kommen können.>
Sonntag☉ den 17. ⁄ 27. August
Zeitung daß mehr, als ein halb dutzent Cardi-
näle todtkranck seyn.
Daß sie mit der wahl des herzogs zu Vene-
dig auch noch nicht eines werden können.
Die Niederlage herzog Christians, continuirt,
doch nicht so hefftig. Jtem der anzug des von
Jägerndorffs vndt Graffen von Turns mit
Tattern vndt vngern. perge Jtem, daß der Kayser
alle Evangelische auß Wien, vndt
Oesterreich, vertreibet.
Padua Von Pöblitzen ein schreiben entpfangen.
Gestern ist ein Zabarella erschoßen
worden.
Artzney gebraucht.
<Frische> Weinbeerlein oder schwarze rosinlein
gegeßen, wie sie am stamm wachsen.
Sie seyndt röter als wann sie
gedörret seyndt. Haben einen
süßen geschmack, vndt sonst
schlechtlich vndterschieden von andern
<Mußkateller>weintrauben, als daß sie etwas kleiner,
<vndt keine kern haben.>
Dienstag♂ den 19. ⁄ 29. August
Der großen weintrauben daumens dick
heütte, vndt die tage vnwißendt des Doctors gegeßen[,]
Jtem der großen pfirschen mit roten kern.
Es will die zeitung, mit hertzog Christians
niederlage, noch zweiffelhaftig gemacht werden[.]
Mittwoch☿ den 20. ⁄ 30. August
Es hat mir Doctor Spiegel eine rote weintraube
|| [[Handschrift: 78r]]
verehrt, gar eines lieblichen sonderlichen geschmacks
welche 4 pfundt gewogen. Das erste gewächs
soll auß Egypten kommen.
Sonsten sagt man das am lago di Garda trauben
zu 23 pfundt gewachsen, welches schier denen
im gelobten lande gleich sein würde.
<Nota Bene[:] Es ist falsch
dann wir es
darnach allda
anders befunden,
<es müsste denn
absonderlich geschehen sein.>>
Donnerstag♃ den 21. ⁄ 31. Augustj.
Doctor Spiegel hat mich noch immer besucht.
Nach gehaltenem gebeht, vndt lection in
der Bibel, in dem Melleficio Historico,
vndt der Arte Militare des Savorgnano
gelesen.
Brieffe an herrvattern, schwester Eleonore
vndt fräulein Sybille, an Fürst Ludwigen, Henrich
vndt Adolff Börstelln, den Antoninj,
dem Obersten Pöbliz geschrieben.
Ein schreiben, von Adolff Börstelln, entpfangen.
Mit dem Morell wieder etwas in der Spannischen
sprache gevbet.
Doctor Spiegel wie noch ordinarie zwey mal bey
mir gewesen.
Jm Melleficio Historico vndt Savorgnano gelesen.
Padoua. Die formen, früchte in wachs zu gießen, zu
lernen, angefangen. etcetera etcetera etcetera etcetera etcetera
Zeitung daß der Graff von Turn, vndt Marg-
graf von Jägerndorff, mit 60 mille Türcken vndt
Tattern, in Polen eingefallen, bey 100 mille stück
viehes sonderlich pferde beütte gemacht, vndt
wegen innheimischer vneinigkeit des Königes
vndt der Stände, keinen wiederstandt gefun-
den. Wollen nach Schlesien zu. etcetera
Jtem: das die Evangelischen von Wien alle
vertrieben werden.
Das in herzog Christians niederlage nur
1500 Mann geblieben, 6 mille aber gefangen
worden, deren alsobaldt 4 mille sich vnter-
halten laßen, welches einer verrähterey,
nicht vnähnlich, siehet.
Das die heyrath, zwischen Engellandt,
vndt Spannien, noch fortgehen soll.
Doctor Spiegel, frühe kommen, vndt auch nachmittags.
Nach dem Morgengebeht der Morell.
Von Antoninj schreiben entpfangen.
Nachmittags gelesen.
Es ist der Wachsposierer zu mir kommen
mir die formen zu lernen wie man früchte
gießen soll, aber weder gestern noch
heütte hat es ihme recht angehen wollen.
Artzney eingenommen.
Zeitung daß der Türckische Kayser 50 mille Mann,
wieder den Rebellischen Bassa von
Balsera ins feldt zu ziehen, aufgemahnet.
Daß der König in Franckreich alle galleren
vndt gallionen so er wieder Rochelle
gebraucht abgefodert[!], vndt wiederumb
nach Marseille geschickt, wie auch, den
großen gallion von Malta, welcher im zu
rück fahren nach anheimbs, an zwey En-
gelländische kriegsschiff soll kommen seyn, vndt
dieweil es nacht gewesen, haben sie beyder-
seits einander vor Corsaren angesehen,
vndt starck zusammen gestoßen, daß vnter
andern 3 Ritter von Malta, vndt ez-
liche Engelländer geblieben.
Sonst sollen die Corsaren noch starck streiffen,
vndt die galleren von Biserta nicht bekommen
|| [[Handschrift: 79v]]
worden seyn, wie man lezmals geschrieben.
Der Printz Philibert von Savoye, Vice-
Rè in Siclien vndt Spannischer Admiral
zur See, soll 30 galleren von Messina in
Levante einen streiff zu thun, außgeschickt
haben.
Es seyndt bey ein halb duzent Cardinäle
<vndt mehr,> zu Rom gestorben<kranck worden, theils gestorben.> Soll daher kommen, dieweil
sie in vergangener großen hitze, im concla-
vi bey des Pabsts wahl, so dumpficht, ver-
sperret gewesen, vndt mit eiß das
trincken, vndt das gemach külen laßen,
<auch der vnmäßige zorn, vndt Neidt darzu kommen.>
Die venezianer können sich noch nicht, des
herzogs wahl halben, dieweil ihrer etliche
solche vorwenden, endtschließen, wiewol der
Raht, die 41, so den herzog machen sollen,
zu eylen, angetrieben.
Doctor Spiegel, hat mich, wie er pfleget, zwey-
mal, besucht.
[Montag, 25. August]
Montag☽ den 25. August ⁄ 4. September Jst nach dem Doctor
|| [[Handschrift: 80r]]
Padua. Spiegel vndt gehaltenem Täglichem
gebeht, der Morell zu mir kommen.
Nachmittags, des Morells lection vorge-
nommen vndt Spannisches argument gemacht. perge
Der Wachsposierer zu mir gekommen.
An den Antoninj geschrieben.
Doctor Spiegel, zwey mal wie gewöhnlich.
Der Wachsposierer, mit den formen.
Jm Mellificio Historico vndt Savorgnano
gelesen.
Es ist mir frische Butter, auf die weyse,
wie man sie in Deütschlandt macht,
vndt eben so gut, welches eine selzam-
keit alhier ist, verehrt worden.
Es ist noch gewiß daß die Tattern in
Polen eingefallen vndt viel
viehes auch menschen endtführet.
Nach dem gebeht, frühestück, vndt
exercitio des Morells, nach Venedig
gezogen.
welsche Meilenm. | |
Erstlich auff Stra
ein flecken, allda wir den schönen garten, vndt gang, von sehr großen Citronaten (Cedrara) des Julio Contarinj gesehen. |
5 |
Von Stra auff Dolo | 5 |
Von Dolo auf Oriago
biß dahin vorzeiten die See gegangen. |
5 |
Von Oriago auf Lezafusina | 5 |
Von Lezafusina zu waßer nach Venedig
allda ich schreiben von Meinem gnädigen herzlieben herren- vatter vndt FrauMutter entpfangen. |
5 |
Die gläser zu Muran besehen, man arbeitet
aber izo nicht in den glaßhütten.
Jtem: das lusthauß vndt garten zu Muran des
Procurators Cornaro.
Jtem: Eines andern Cornaro pallatium daselbst.
Von dannen wieder nach venedig, allda
|| [[Handschrift: 81r]]
wir auch heütte früehe die kirche, Sankt Giovanni
Paolo besehen. Jst ein schön gebeü, mit vielen
altarn vndt Capellen auch Marmel gezieret.
Darinnen vndter andern das monumentum
des herzogs Leonardj Lauredanj sehwürdig.
Jtem die zwey bildnüße zu pferde von
Metall, des Nicolo Vrsini, vndt Leonar-
do Ponte, FeldtObersten, vndt andere begräb-
nüße. Vor der kirchen, stehet des Barto-
lomeo Coglione auch venezianischen FeldtOber-
stens, bildnüß, von Metall zu pferde.
Nachmittags, hinauß nach Malamocco ge-
fahren. Jst ein städtlein auf dem lido gelegen.
Hat ein Castell darbey. Allda, ist auch
ein port, oder Meerhafen, wannen<wo die> großen
schiffe liegen, derer wir etzliche besehen, als
ein lastschiff, auß Hollandt, der wallfisch
genennet, darauf ein 18 oder 20 stück gewesen.
Jtem ein venedisch kriegesschiff der große
Delfin auf welchem in die 30 stücke an izo,
wann es aber Seefährtig, wol 40 hat.
Es ist ein hüpsch schiff, ordentlich mit <3> bödem[!],
vndt vnten, noch einem last bodem[!], wol versehen,
vndt sonsten wol bewehret. Soll innerhalb 14
tagen, naher Cypern vndt Syrien ablauffen.
|| [[Handschrift: 81v]]
Venetia Sonsten hat es wenig schiffe an itzo alhier,
vndt seindt mehrentheils außen. So liegen
auch die meisten großen schiffe, wie man vnß
berichtet, al lio, e porto, dellj doj castellj.
An herrvattern vndt FrauMuttern
geschrieben.
Der Oberste Durant hat mich besucht.
Es ist gestriges abends, ein Contarinj,
procurator, dj Sankt Marco, zum hertzog,
erwehlet worden, dieweil sich der pro-
curator Nany, vndt Barbaro <Es seindt
auch noch mehr
competitoren,
als man hat
gesagt von einem Legge,
vndt einem Veniero etcetera
gewesen.> nicht ver-
gleichen können.
Heütte, haben wir nachmittags, des Procu-
rators Legge, pallast, besichtiget, welcher
feine zimmer vndt Saal hat, auch gemälde,
vndt ander haußgerähte, neben einem garten.
Des Grimanj, Cornaro, Foscarinj, vndt anderer
mehr, herrliche palläste, so auf dem großen
Canal, gebawet seindt, haben wir nicht
|| [[Handschrift: 82r]]
können die besichtigung erlangen, dieweil
allzuviel Frawenzimmer darinnen wohnhafft.
Von dannen, ge zu des Soranzo pallast
welcher verschloßen, also daß wir abziehen müßen.
vndt darfür Sankt Georgio Maggior eines
von den stadtlichsten vndt schönsten Benedicti-
ner klöstern in Jtalien, besichtiget. Es lieget
in dem theil der stadt das man Giudecca
heißet, vndt ist ein großer breiter canal
der Canal della Giudecca, also daß es
heütte nicht allzu sicher wegen des vnge-
witters <mit der
gondell> hinüber zu fahren gewesen.
Die gondolen seyndt kleine scharff zuge-
spizte schifflein, in der mitten bedeckt
vndt doch so breit das zwey personen ge-
mächlich neben einander sizen können,
darnach in die länge auf ieglicher seytte
ein drey personen, also daß ein 6[,] ein 7[,]
ein 8 wol sich darauf bequemen können.
Vorn vndt hinden seyndt sie an den spizen
mit eysen beschlagen, vndt in der mitte
v mit schwarzem tuch bedeckt. Sie seindt
alle in einer größe, vndt dörfen vermö-
ge der gesetze nicht größer noch stadtlicher
zugerichtet werden. Es soll ihrer vber
die 10 mille in der stadt haben, vndt was venedische
|| [[Handschrift: 82v]]
Edelleüte seindt, die haben alle ihre abson-
derliche gondelen, aber sonst, findet man derer
zur genüge an allen Canälen.
Obgedachtes Sankt Georgio, ist eine sehr schöne
vndt stadtliche kirche von der<m> herrschafft<hertzog>
<Sebastiano> Giany, erbauet, mit Cuppole[,] schönen altaren
vndt gemälden, auf die art wie Santa Justi-
na zu Padua.
Das kloster ist auch wol sehwürdig, dann
es treffliche[,] schöne vndt hohe creütz-
gänge hat, ein höffe oder drey inn-
wendig, ein schön groß refectorium,
vndt ein gemahlt kunst stück darinnen,
von der hochzeit zu Cana in Galilea.1
Die Mönche haben vnß gar höflich entpfangen,
vndt einen trunck bringen laßen.
Dieweil sie etwas von meiner person inne
worden, haben sie mir auch die Sacristey
(darinnen stadtliche gestickte Meßge-
wandt mit erhabenem golde auf gülde-
nem stück vndt perlen) vndt ihr heylig-
thumb, welches sie argentaria genennet,
sehen laßen.
Dieses silberwerck, seyndt köpfe von
Sankt Jörgen, vom Sankt Stefano, Sankt Eusta- || [[Handschrift: 83r]]
chio, Sankt Felice vndt andern mehr, in
silber ein ieglicher eingefaßt. Jtem ein
arm vom Sankt Eustachio, ein arm von Sancta Lucia,
bischofshüte, mit edelgesteinen versezt,
andere viel gebeine in silber eingefaßt,
vnten in demselben schranck, seindt Sacra-
menthaüßlein[,] stadtliche leüchter[,] becken[,]
rauchfäßer vndt dergleichen alles von silber,
also das der ganze schranck, wol etwas
werth mag seyn.
Der garten ist schön, nicht so sehr, wegen s der
gewächs, die er in sich hat, als eines schönen
langen ganges halben, zu ende deßelbigen,
es ein schön außehen aufs Meer hinauß,
vndt auch auf die stadt zu, hat.
Sonsten ist der eine von obgemeldten dreyen
höffen, auch ein kleiner garten, vndt hat
etzliche Cypreßenbaüme, sonderlich in der
mitten einen schönen breiten, mit lorber
vmbzaünet.
Die Jnsel darauf Sankt Georgio Maggior lieget,
ist ihrer<m> vermelden nach, die größeste in Venedig
vndt hat 4 welscher meilen im vmbkreiß.
Es seindt 60 Mönche darinnen mehren theils vene-
dische Edelleüte, 30 diener in Mönchsröcken gekleidet,
vndt sonst in allem ein 100 Maüler die da eßen. perge
Sie seindt vber die maßen reich.
Von Sankt Georgio, nach einem kirchlein, da-
rinnen das Heilige grab, abgehauen, in der größe,
wie des herren Christi grab seyn soll.
Von dannen nach den Capuzinern, einer
kirchen, so in pestilenzzeiten, von der herr-
schafft erbauet worden. Jst gar ein fein
gebeüde.
Das kloster aber ist gar schlecht, wie der
armen Capuziner ihre klöster zu seyn
pflegen, vndt es hat ein 100 Mönch darinnen.
Sollen sich alle von Allmosen nähren.
Ein gemahlt, Marienbildt, stehet an der
treppe, wann man hinauff, zu den zellen
gehet, das schätzet man gar hoch.
Von den Capuzinern au nach pi dem Marx-
platz zu, piazza di Sankt Marco, allda ein
großes Jubilieren vndt frolocken vnterm
volck gewesen, von wegen des neẅer-
wöhlten hertzogs Simon Contarinj, <welchen man
auß seinem hause
da die procuratorj
di Sankt Marco zu
wohnen pflegen,
ins pallazzo della
Signoria getragen,
dann er ein procurator di Sankt Marco, gewesen, vndt auf diese würde,
am wenigsten gedacht, sonst ein frommer Mann.>welchen
sie auffm Seßel offentlich getragen, vndt
brodt vnter das volck geworfen worden.
Nach dem wir auf dem schönen platze, eine
weile spatziret, seindt wir darnach nach
ponte Rialto, der weit berühmbten brücke
|| [[Handschrift: 84r]]
wegen des schwibbogens vber den großen canal
vndt stadtlichen fundaments, zu gangen, vndt
also wieder nach vnserer herberge all'A-
quila nera.
Die piazza di Sankt Marco ist anders wo be-
schrieben worden.
Abends hat man dem neẅerwöhlten her-
tzog, zu ehren starck geschoßen.
Haben wir morgens früeh, einen standt <oben auf der Marxkirchen> eingenommen, den neẅerwöhlten herzog,
Francesco Contarinj, vber den platz
<di Sankt Marco,> tragen zu sehen, v<w>elches auf einem Seßel
geschehen, vndt zwey Senatores in rohten
röcken saßen neben ihm, <das eine
war sein
bruder, der
ander sein
Neff nipote,> einer stundt
hinder ihm, vndt sie warfen geldt, auß,
vnter das volck, welches hauffenweyse
herumb war, darnach wurde er, in einem
gange <auffm Palazzo
della Signoria>, bey Sankt Marx kirchen gekrönet, dahin
wir, wegen des gedrenges, nicht kommen
können.
Baldt darnach, hat man vns, den schatz gezeiget,
zu Sankt Marco, in der kirchen, welcher sehr stadtlich,
|| [[Handschrift: 84v]]
vnter andern:
Ein groß gefäß von granaten.
Eines von Agata.
Eines von Calcedonien.
Eine schale von einem großmächtigen Türkiß.
Ein eymerlein von granaten.
Ein schön außgearbeitet crucifix von
goldt vndt edelgesteinen.
Ein stück von einer perlen in goldt gefaßt
so groß als ein <klein> hünerey.
Ein demantring, auf 10 mille kronen werth
geschätzet, so König Henricus 3. auß
Franckreich hineyn verehret. Die venezia-
ner haben ihn laßen in eine güldene
lilie, das Französische wapen einfaßen.
Ein corno oder herzogliche krone,
mit stadtlichen edelgesteinen vnter an-
dern einem spizigem demant, einem car-
funckel von hohem werth, <wegen seiner
farbe,> auch allerley
andern stadtlichen edelgesteinen <vndt perlen> gezieret.
Zwey große carfunckel, so groß als hüner-
eyer von vnsäglichem werth.
Zwey einhörner, von dem Männlin vndt weiblin.
Zwelff sehr stadtliche bruststücke von goldt,
vndt schönen edelgesteinen vndt perlen,
|| [[Handschrift: 85r]]
Venedig welche, als die venezianer Constantinopel
eingenommen, in der eroberung bekommen worden,
vndt haben der <Orientalischen> Kayserin ihre iungfrawen, auf
hohen festen, solche bruststücke tragen müßen.
Ein stadtlicher Saphir in goldt eingefaßt.
Viel andere schöne sachen mehr, von goldt vndt
edelgesteinen, auch die krone auß Candia.
Zwey venezianische edelleütte haben vns,
den schatz gezeiget, vndt wir haben,
müßen vnsere wehren, im eingang,
der schatzkammer ablegen.
Von dannen zu der Griechen, kirche, gegangen,
darinnen keine geschnitzte, aber wol ge-
mahlte bilder, <Nota Bene[:] Sie sagen,
sie haben, die geschnitzten bilder,
zum vndterscheidt
der heydenschafft,
abgeschafft.> darinnen<vndt> ihnen die freyheit
ihrer Religion zugelaßen wirdt, vndt sie er-
kennen <auch> keinen andern Pabst, als den patriar-
chen von Constantinopel. Es wohnen ihrer
gar viel in Candia, vndt sonsten in der herr-
schafft gebieth, gegen Griechenlandt zu. Es
sollen ihrer alhier in die 6000 wohnen. Sonsten
hat es auch viel andere frembde nationen nicht
allein von Franzosen[,] Deütschen vndt Welschen,
sondern auch Sclavoniern, Albanesern, <Juden auß
ponente vndt
Levante,
Persianer,> Türcken, vndt
Armeniern, welche letzten Christen seyn, vndt auch ein
kirchlein, alhier, haben. perge
Nachmittags
|| [[Handschrift: 85v]]
Die weitberühmbte kirche, zu Sankt Marco,
ist außwendig mit cuppole vielen Marmel-
seülen, darunter auch welche von Serpentin
vndt Porphir, gezieret. Oben auff, den
cuppole mit welchen es gebauet, vndt
sonsten mit bley gedeckt. Vberm <dem einen> Thor
stehen 4 nach der kunst gegoßene pferde
von Metall. Diese sollen ezlicher mey-
nung nach von Fridrich Barbarossa vmb
des eydes willen auß der kirchen einen stall
zu machen, (welches dahin nach der gefängnüß
seines Sohns gemiltert worden) dahin gege-
ben sein worden. Andere sagen sie seyen
von Constantinopel kommen, vndt habe
sie noch Kayser Constantinus sch hauen laßen.
Jnnwendig ist die decke an der kirchen
gantz vergüldet, vom Mosaischem bildt-
werck opera Mosaica, einer kostbahren
von steinlein zusammengesezter arbeit, vndt
kunst so nun zu vnsern zeiten verloren, ge-
zieret, vndt mit Marmelsteinen gepflaß-
tert. Diese kirche war<ist> die haüptkirche
alhier, vndt wirdt<ligt> Sankt Marcj leichnam
<den sie vor> dieser Stadt patron halten, vndt den löẅen
|| [[Handschrift: 86r]]
im wapen führen, darinnen begraben. Diesem
Evangelisten zu ehren, ist auch die kirche,
als welche <vor> eine von den schönesten in Europa
gehalten wirdt, erbauet worden.
Jn hohen festen vndt processionen wirdt obge-
melter schatz, auf den großen altar ge-
sezt, daß ihn, iederhmänniglich, sehen kan, aber
sonsten ist es gar schweer zu deßen besich-
tigung, als nur vornehmen personen, zu
gelangen.
Nachmittags das Arsenal oder zeüghauß, so vor
anderthalb iahren zu einer Jnsel gemacht worden,
besichtiget. Jm vorüberfahren vorhero erstlich,
daß hauß darinnen die bißkotten, auf die
schiffe gebacken werden, besehen. Seyndt 44 öffen,
vndt kan täglich in iedem offen ein Stöer bißkotten
seyndt 127 pfundt, gebacken werden, vndt solches
durch eytel deütsche, welcher zu zeiten wann es
in vollem schwang zu 200 seyn sollen. Es war ein
großer vorrath von Meel vndt bißquit darinnen.
Eine gallere so stets vorm Marxplatz in dem
waßer ligt, vndt voller Sclaven ist beschauet,
es werden auch die angehenden Sclaven darauff
gleichsam einer schule gevbet.
Das Arsenal hat drey welscher meilen im vmbfang,
vndt mit einer guten starcken mawer vmbgeben.
|| [[Handschrift: 86v]]
Auf der mawer sindt etliche Thürne[!] allda
sie des nachts wacht halten.
Erstlich haben sie vns auf die rüstkammer
geführet, allda gewehr vollauff 50 galleren
außzurüsten, verstehe Mußketten[,] hellebarten,
picken, rüstungen, sturmhauben, g<p>antzer
vor die galleotten, flitschpfeil vndt bogen
vor das Griechische, vndt Sclavonische
kriegsvolck, vndter andern auch ein groß-
mächtig armbrust so vor alters an stadt des
geschüzes gebraucht worden mit eysernen
großen pfeilen wie halbe spieße.
Jn einem andern Saal, vor 6000 Mann zu
fuß, außrüstunge.
Weiter hinauff, Jm dritten armature di
rispetto, gewehr zun wann m<wann man> etwas mehr
müste darzu haber<n>, <auf die 100 galleren.>in allem in den drey
sälen auf 200 galleren außzurüsten.
Wei
Jn ein zeüghauß darinnen vber die 70 stück
geschütz aufs landt zu gebrauchen.
Ein ander zeüghauß mit vielen stücken zu
waßer zu gebrauchen.
Wiederumb eines zu landt.
Wieder eines zu waßer 50 galleren sechs
galleazzen zu armiren.
Drey kammeren oben auf darinnen auf 76 mille
|| [[Handschrift: 87r]]
Venedig Mann fußvolcks ihrem vermelden nach zu armiren,
darunter 26 mille picken alles in zimlicher feiner
ordnung.
Ein andere kammer<zeüghauß> 12 galleazzen außzurüsten,
150 biß auf 200 stück<Mann ia auch 300> bißweilen auf eine
galleazze.
Ein andere rüstkammer, 50 galleren zu armiren.
Ein zeüghauß darinnen die laden zun stücken
seyndt aufs landt.
Ein magasin von rädern zun stücken.
Ein großer vorrath von Salpeter, das
pulfer aber wirdt zu Lio gemacht.
Man hat vnß auch noch lange zuvor, das hauß
gezeiget darinnen die schifseile gemacht
werden, 175 klafter lang, vn<w>ir habens auf
484 schritt gemeßen.
Ein magasin, darinnen laden zun stücken
aufs waßer innen seyndt, vndt darinnen
ein groß kammerstück so vnter der erden in
abwerfung eines Castells in Candia gefunden
worden vndt voller güldenen vndt silbernen
müntz von Sankt Helena gewesen.
Nota Bene[:] Jn der obigen rüstkammer eine des Baiamonte
Tiepolo welcher sich zum Tyrannen alhier machen
wollen vndt ohngefehr von einem weibe mit einem
Stößel erworfen worden, seine rüstung gesehen.
|| [[Handschrift: 87v]]
Jtem die pistolen auf 500 Mann die er bey
sich zu ermordung der herrschafft gehabt vndt
ihre celaten vndt sebell. Nota: Alle die<ihre>
rüstungen so darbey haben nur eine arm-
schiene den lincken nemlich damit man es vnterm
Mantel desto weniger sehen mögen.
Jtem: des allerersten herzogs Giacopo Ziany2
welches geschlecht außgestorben vndt nicht
die Zane seyn, seine rüstung, als er
wieder Kayser Fridericum Barbarossam
der venediger General gewesen.
Das eyserne stirnblat des Bartolomeo
Cogliony seines pferdes.
Alte lederne sturmhauben so den schuß nicht
gehalten.
<Zwey>Ein altvätterische sättel darinnen man einen
kerl mit eysen einschließen kan.
Ein magasin darinnen 84 mille eyserne kugeln vndt
etliche panier die vom Türcken vor Lepanto
erobert worden, inmaßen wir auch in obgedachten
rüstkammern, <4> Fanò oder leüchten die die Türkischen
General geführet vndt ihnen damals abgenommen
worden gesehen.
Viel wust von holzwerck zu rudern <vndt mast
beümen>, welches
mit großem vnkosten auß Dalmatia vndt Friul
|| [[Handschrift: 88r]]
Venedig. anhero geführt muß werden.
Von hier in die Schiffhaüser darinnen, ordina-
rie ein 200 stehen, vndt in die 250 galleren
vndt galleazzen stehen können.
Nota: vnter andern haben sie auf eine nit allzu
große gallere gezeiget vndt gesagt es wehren
44 mille eyserne nägel darauf.
Es arbeiten, in die 2000 personen täglich
im Arsenal, vndt kriegen 1500 venedische ducatj
alle tage zu lohn.
Es seyndt stetigs außen in die 40 galleren
an izo 37 vndt 4 galleazzen vnterm
Schiffobersten Bolegno den Golfo rein zu halten.
Wir haben eine galleazzea<zwey gallere> gesehen eine mit
64 rudern, vndt eine gallera bastarda mit
80 rudern wieder den Duc d'Ossuna vor
vier iahren erbauet.
Auf eine neẅerbaute galleazza oder gallera
grossa gestiegen, welche 40 stück führen soll[,]
44 schritt lang ist, vndt 22 kammern, auch
60 ruderbäncke hat. Eine galleazze zu
Von dannen erbauen vndt außzurüsten, soll
80 mille venedische Ducatj kosten, eine gallere 50 mille oder 60 mille. perge
Von dannen bey dem alten nichts geachten doch
schönem Bucintoro fürüber auf den neẅen,
welcher
|| [[Handschrift: 88v]]
welches zu vergülden 100 mille Zecchinj soll ge-
standen haben. Es ist 45 schritt lang, vndt
so groß wie eine galleazze, hat in dem
vntersten boden die ciurma vndt ruderbäncke.
Oben auff den siz vor den herzog vndt den
ganzen Senat wann sie in festo ascensionis
hinauß aufs Meer fahren sich mit demsel-
ben zu verloben zu anzeigung ihrer herrschafft.
Es seyndt allerhandt figuren von mancherley
sachen was einer dencken kan darinnen abge-
bildet,<in holz geschnizt,> vndt vergüldet, auch des Scanderbegs
großes bildt, vndt männer den Sclavoniern
gleich die das hindertheil a<den himmel vberm siz> auf dem nacken
zu tragen scheinen. Der Marxloẅe darauf
eine Jungfrau <Justitia> sizet vndt ihn bändiget. Jn der
puppa oder hindertheil ist außwendig eben auf
die weyse die schlacht vor Lepanto abgebildet,
mit der vberschrifft: Sanguine parta.
Oben auf pflegt mans in obgedachtem fest mit
rotem atlaß zu bedecken, vndt innwen-
dig mit schönen Teppichen vndt vorhängen zu zieren.
An den seytten seyndt allerhandt meerfisch
die man nur erdencken möchte, abgebildet,
vndt wann diß schiff im Meer gehet siehet
man nichts, dann lauter goldt inn[-] vndt außwendig.
Venedig Von dannen zum ruderhauß auf 200 galleren
vorrath.
Bey den zeüghaüsern haben wir auch gar große
Ancker in menge gesehen, deßgleichen in die
12 gießhaüser zun stücken.
Von<m> ruderhauß ins seigelhauß allda die seigel
gemacht werden auf die galleren. Ein großer
vorrath ist darinnen von leinwandt vndt seigeln.
Nota Bene Jn zeüghaüser einem ein sehr großer
Mörsel vndt viel granaten.
Das letzte war der keller darinnen
guter wein, vndt den schifleüthen außgetheilet
wirdt. Man hat ihn vns auch zu kosten geben.
Jn summa dieses Arsenal wirdt für das
vornehmste in gantz Europa gehalten, vndt
ist einer <absonderlichen> stadt nicht vngleich, inmaßen wir
ein vier stunden zu besichtigung deßelben
zugebracht, vndt seindt doch nicht langsam <auch nicht in alle
winckel>
gegangen.
Abends hat man wiederumb dem herzog zu
ehren starck geschoßen vndt freüdenfeẅer
gemacht.
[Sonntag, 31. August]
Sonntag☉ den 31. August ⁄ 10. September[:] Auf der Marxkirchen zugesehen
wie der neẅe herzog, in der procession zur kirchen
|| [[Handschrift: 89v]]
gegangen.
Erstlich giengen etzliche Trummeln vndt
schalmeyen vorher, darnach Trummeter,
darnach die clerisey, darauf die Mönche
in ihrem ornat, wie auch der bischoff.
Hierauf folgete der herzog, in einem goldt-
gelben güldenem stück, vndt langem
Rock de an deßen schweif, drey kerl
getragen. Darnach der<ie> rahtsherren, alle
in schönen rohten röcken <mit rohten
sammeten vmbschlägen (stole)
vber die achsel>, theilß von damaß-
ken, theilß von atlaß, theilß von Ormesin,
bey die 150 in guter ordnung, zwey, vndt
zwey, welches sehr prächtig zu sehen.
Also kam der herzog auß seinem pallast
in Sankt Marx kirchen, sein Söhnlein gieng<ein büblein
von ohngefehr
8 iahren gieng
vor ihm her,
das wirdt ballotino genennet,
dieweil es im
großen raht die ballotten<en>
in die büchsen wirfft.> vor
ihm herb, vndt eben in solcher procession gieng
er nach gehaltener Meß vndt schönen
Musica wieder auß der kirchen in
den pallast, allda die Senatores abschiedt
von ihme genommen vndt <er hat> sich bedanckt
gegen einem ieglichen absonderlich.
Wir haben heütte morgen auch der Griechen
kirche vndt Ceremonien gesehen. Es ist eine
|| [[Handschrift: 90r]]
Venedig Meß in ihrer sprach. Sie singen auch psalmen
vndt behten alles in ihrer sprach. Machen creütze
auf Päbstisch, vndt consecriren die das brot,
in dem sie der meynung, der leib Christi sey
darinnen, doch brauchen sie den wein darzu.
Sie communiciren vnter beyderley gestallt,
aber nur auf hohen festen. Sonsten aber
nach der predigt, pflegen sie brot außzu-
theilen, einem ieglichen so darvon will <wanns auch
schon ein frembder ist,> ein
stück, zu anzeigung der gemeinschafft der glieder
Christj, vndt liebe des nechsten. Solches brot
theilete der erzbischoff von Philadelphia
ein feiner alter Mann, auß. Philadelphia
ist eine von den sieben städten an welche Johan-
nes der Evangelist vndt Apostel die Offen-
bahrung geschrieben. Der größeste Jrr-
thumb den sie haben ist, daß sie glaüben der
Heilige Geist gehe nur allein vom vatter, nicht
aber vom Sohn auß. Jhre pfaffen oder priester
dörffen sich nur einmal verheyrathen. Jhre
Mönch aber nimmermehr, müßen auch immer-
zu fisch vndt zugemüse, <aber> kein fleisch eßen.
Wir seyndt auch auff den Marx thurn[!] gestiegen, alda
man die Stadt schön vbersehen kan, sonderlich weil
es klar wetter gewesen, vndt weit aufs Meer
hinauß. Es ist gar bequem hinauf zu steigen,
|| [[Handschrift: 90v]]
dann es keine treppen <hat>, sondern man gehet gleich
ebenes fußes, also daß man hinauf reytten
köndte.
Jn der Türcken hauß gegangen, allda sie ihre
waren haben vndt sonsten beynebens den Persia-
nern wohnen. Es ist wenig darinnen zu
sehen, dann ihre sachen zu ihrer ankunfft
gleich anfangs aufgekaufft werden. Doch
haben wir von einem Persianer, noch ein
hüpsch stück zarter lein wandt, von
baumwollen vmb<24 ellen,> vmb 15 Ducatj Venezianj
zu kauff bekommen. Sie bieten alsobaldt
ein ding, so theüer, als es werth ist, zancken
vndt fluchen nicht, wie wir, laßen sich auch
nichts abbrechen, vndt darff man sich nicht
leichtlich eines betrugs bey ihnen besorgen.
Wir hetten sie gern, eßen sehen, aber es war
noch nicht zeitt, vndt ist nichts anders, als daß
sie auf der erden creützweyse, die beine vber-
einander schlagen, vndt auf den versen, vmb
einen außgebreiteten Tebicht, darauf das eßen
stehet, herumb sitzen. Der vndterscheidt die na-
tionen zu kennen, bestehet darinnen, daß die
Türcken, gantz weiße bünde tragen, vndt ein
|| [[Handschrift: 91r]]
Venedig klein spitzlein darinnen von andern farben.
Die Persianer aber, tragen bundte bünde, von
mancherley farben. Die Armenier tragen blaue
bünde, bißweilen auch bundte aber nicht so plat
vndt so groß, wie der Persianer ihre. Die
Jehnigen, so gelbe bünde, alhier tragen, seyndt
Juden, welche von Constantinopell, vndt auß
Morgenlandt, kommen. Die Griechen gehen
gekleidet wie die Jtaliäner, doch tragen ihrer
viel lange schwarze röcke, theilß auch lang haar.
Zeitung das die Cardinäle zu Rom anfangen wieder
gesundt zu werden.
Das die Türcken im Königreich Napolj starck
streiffen.
Das die Toßcanischen galleren, die Türkische
Capitana auß Negroponte bestritten vndt
gewonnen, <nahe> bey die 200 Christen erlediget.
Das es zu Malta starck an der pest stirbet,
vndt zu Napolj an der petecchien.
Das der Türkische Kayser noch händel in Persien
hat mit dem Bassa von Balsera am Caspischen
Meer, welcher sich wieder ihn empöret, vndt
zum Persianer geschlagen.
Venedig. Nachmittags, dem fest des Toro, oder Ochsen-
hatz zugesehen, welches auf dem Marxplatz
beschehen, mit vndterschiedlichen Ochsen.
Deßgleichen il giogo delle pugne, allda
erstlich auf einer gemachten brücke,
die iungen, darnach erwachsene kerl,
einander weidlich ins gesicht gestoßen.
Von dannen die kirche Santa Maria a torno
<(darbey> ein Nonnenkloster<)> besichtiget, welche
zwar klein aber fein gebawet, vndt
an der decke vergüldet.
Hinüber alla Giudecca das Benedictiner
kloster Sankt Michel besichtiget. Jst wol
zu sehen, vndt ein schön gebeẅ, von einem
venezianischen Edelmann vndt courtisane aufgeführet.
Von hier auß ins ballhauß, welches alla funda-
menta nuove ist, vndt sehwürdig darinnen
gespielet.
Zeitung bekommen, daß mein bruder Fürst
Ernst, heütte zu Padoua angelanget.
Jre Liebden seindt noch diesen abendt, zu mir kommen.