Mich zu Leiptzigk licentiirt, vndt beyde Börstel, wie auch
Bidersehen1 dim alda gelaßen, vndt mich mitt Einsiedeln,
<Rödern, vnd> Rindorfen, aufgemacht, mitt Meiner kutzsche, vndt vier
kleppern, nacher Weymar zu, ob Gott will zu raysen.
Die hofmeisterinn von Plötzka ist auch mitt nachgefahren.
Meilenm. | |
heütte von Leiptzigk nacher Weißenfelß zu Mittage | 4 |
von dannen, nach der Nawmburgk Nachtlager
Sechß dragoner vom general Commissario vndt Obersten Schleinitz, seindt mir zur convoy, von Leiptzigk auß mittgegeben worden, wiewol ich sie schwehrlich erhalten können. |
2 |
<6> |
<Zwey meilen von Leiptzigk das feldt bey Lützen besehen, da die Schlacht geschehen,>
<vndt mein bruder geblieben.>
Donnerstag♃ den 2. Junij.
Meilenm. | |
Von der Nawmburgk, nach Weymar
vndterwegens gefüttert, auf halbem wege. Etwan ein 1½ meilen von Nawmburg ist eine partie fußvolck 24 Mann starck a an vnß kommen, so aber baldt ihr Fendrich fort marchiren heißen. |
5 |
hertzog Wilhelm an den ich geschrieben gehabtt,
hat mir vom adel entgegen geschickt, vndt mich
annehmen laßen, mich auch selber, mitt seinem eltisten
Sohn, willkommen geheißen.
Nach Bernburgk geschrieben, vndt die dragoner auch abgefertigett.
Vormittags hat hertzogk Wilhelm sich in meinen petitis bemühet.
Nachmittags aber seindt wir mitteinander hinauß auf die
iagt, es seindt drey hirsche geschoßen worden, einen
habe ich geschoßen, zweene herzog Wilm. Seine beyde eltisten
Söhne, hanß Ernst, vndt hanß Wilmchen seindt
auch mitt draußen gewesen. Seine beyde iüngsten
Söhne heißen: Adolf Wilhelm, vndt hanß Geörgen,
der elltiste von allen vieren hanß Ernst, ist im
achten iahr, hat an der rechten handt zween daumen,
der alleriüngste biß dato, hanß Geörge ist im
andern iahr. Gott behüte sie alle viere. Es seindt
schöne liebe kinder.
Jm rückwege von der iagt, einen hasen gehetzt,
vndt hertzogk Ernst mein vetter, ist vnß begegnet,
haben einander angesprochen.
Bey der Mittagsmahlzeitt war auch der Oberste
Steinbach, so aufm weißen berge, (da er capitain
war vndter den Kaplirischen,) neben mir, vom
Obersten Verdugo gefangen worden, vndt haben
vnß der allten geschichten erinnert.
Bey beyden Mahlzeitten, hat eine feine
musica aufgewartett.
herzog Wilhelm, hat mir schöne gläser gezeigett,
so alhier wie fast zu Venedig, <an>itzo gemacht werden.
heütte Morgen, bin ich alhier zu Weymar, in garten
gegangen. Darnach in die dreßelstuben, darinnen
sich hertzogk Wilhelms Liebden mitt artigen sachen
zu drehen, sehr delectiren. Er hat mich auch in
sein cabinet geführt, darinnen Jhre Liebden schöne
mathematische instrumenten, auch hüpsche bücher,
theilß auß der Münchenischen kunstkammer
haben.
Nachmittags predigt gehört, jn der kirche,
auß meiner stube, vndt hertzog Albrecht
ist darnach in mein losament kommen, mich anzu-
sprechen, da wir dann gar amice mitteinander
geredet.
Zeitung daß der König in Polen, von einem Frantzosen2,
(welcher darzu von Jesuitern subornirt sein solle)
an den rücken mitt einem schoß3 gestreift seye
worden, weil er ihn durch sonderliche vorsehung
Gottes, durch den leib, dahin es gemeint gewesen,
nicht treffen können.
La gouvernante de Plözka, laquelle est
venuë icy avec moy, a estè six ans durant,
continuëllement enceincte.
Auf heüttigem pfingstfest, zweymal in die kirche.
Jn garten spatziret, mitt hertzogk Wilhelm vormittags[.]
Nachmittags nach der predigt haben die herren alle
drey, herzog Wilhelm, hertzogk Albrecht, vndt herzog Ernst, mich
in mein gemach begleitett, vndt sich zu allem guten,
in meinen sachen erbohten, Dieu <nous> en donne les effects.
Der Oberaufseher in der Grafschaft hennebergk,
ein Marschalck von geschlecht, ist auch darbey gewesen,
im gemach, vndt mitt hertzog Wilhelm, wieder hinauß
gegangen, alß ich mitt den andern beyden herren conversirt.
herzog Wilhelm hatt mir eine invention gewiesen von hamilto-
nischen Regimentsstücklejn, da man 6 schöße4 darauß kan
geschwinde nacheinander abgehen laßen gar artig.
Jtem: bey dem Mahler, allerley Mahlereysachen,
vndt künstliche stücke gesehen.
Abermals zweymal in die kirche.
hertzogk Albrecht vndt Seine gemahlin, wie auch
hertzog Ernst, haben zu Mittage, mitt vnß gegeßen,
extraordinarie.
Alle drey herren, haben mir angezeigt die
convocation ihrer landtschaftStände, vndt wie
Sie mich gerne contentiren wollten, da nur media
vorhanden wehren. perge Dilationes.
Doctor Frantz ist wegen der FrawMuhme von Krannich-
feldt mich dahin einzuladen, bey mir gewesen.
Doctor Braun, habe ich auch zu mir kommen laßen.
Nach Krannichfeldt habe ich geschrieben, meiner ankunft halber.
Diesen abendt, haben wir bey hertzogk Albrecht vndt
Seiner gemahlin zu Nacht gegeßen, in seinem hause vndt residentz.
Er hat vnß gar höflich vndt wol tractirt.
Vormittags abermal zur kirchen.
Darnach mitt dem hennebergischen Oberaufseher,
einem von Marschalck, gute vertraẅliche discourß
gepflogen, wegen itziger zeitt beschaffenheitt,
wie auch der angefangenen heßischen vndt Wirtz-
burgischen Friedenstractaten.
Meilenm. | |
Nachmittags, nach Krannichfeldt gezogen,
die Frawmuhme alda angesprochen, welche mich gar höflich willkomb geheißen, vndt viel confidente dißcourß mitt mir gehabt. |
2 |
Ein Trompter von hertzogk Wilhelm, so diese<gestern>
abendt noch <von Weymar> anhero geschickt worden, bringt
den fröliche[n] avis, daß meine Muhme die hertzoginn
alda gestern abendt zwischen 7 vndt 8 vhren, gar
glücklich vndt leicht, mitt einem iungen Freẅlein,
|| [[Handschrift: 129v]]
von Gott gesegnet, vndt gnediglich endtbunden worden,
nach dem ich Meinem vetter dem hertzog zu Mittage, auß
vermeinten indiciis, prophezeyet, es würde gewiß
eine iunge Tochter sein. So baldt aber hetten wir
nicht gedacht, daß die hertzoginn niederkommen sollte.
Gott seye davor gepreyset.
Wegen plackereyen händel gehabtt.
Discourirt mitt Meiner FrawMuhmen, von allerley
guten sachen.
Donnerstag♃ den 9ten: Junij.
Nach Arnstedt mitt der FrawMuhme gezogen,
den schönen garten alda zu besehen – – – – 1½ Meilenm:
von Krannichfeldt. Jst wol zu sehen, wegen seiner
großen capacitet, schönen gängen vndt compartementen,
waßerspiel vndt fontanen, durchrauschendt
wäßerlein vndt Forellenbach, auch einer hüpschen
grotten darinnen, vndt etzlichen lusthaüßerlein, in deren
einem, wir mahlzeitt gehalten, vndt wol tractirt
worden. Die rennbahne, vndt reithauß ist auch aller-
nechst daran.
Nach der Mahlzeitt, habe ich das hauß besehen, vndt
bin in des königs losament stadtlich logirt worden.
Darnach habe ich den löblichen alten 66iährigen Grafen
Günther von Schwartzburgk, in seinem losament
|| [[Handschrift: 130r]]
angesprochen, weil er vnpaß, vndt an händen
vndt füßen also beschaffen, daß er nicht wol
außm seßel aufstehen können. Jst sonst ein
feiner wackerer leühtsehliger alter herr.
Darnach des freẅleins artiges gärtlein
besehen, vndt wieder mitt contento nacher
Krannichsfeldt – – – – – – – 1½ [Meilen]
vndterwegens briefe von bernburg bekommen,
mitt zimlicher satisfaction.
Zu Krannichfeldt der Fraw Muhme gärten besehen.
Alda zu Krannichsfeldt der behtstunde mitt bey-
gewohnet.
Meilenm. | |
Darnach, wie diese tage gleichsfalß, vornehme
verstendige discourß von Meiner Fraw- Muhme, (welche gewiß ein spiegel aller Tugendt ist) mitt angehört, vndt seindt nach der Mahlzeitt, mitteinander in Gottes nahmen auff Weymar gezogen alda vnß hertzogk Wilhelms Liebden gar gern auffgenommen, vndt tractirt, nach dem mir auch zu Krannichsfeldt aller guter wille wie- derfahren. |
2 |
Jnß abendtgebeht nachmittags.
Darnach zur vogelstange im armbrust vnß exercirt.
Conversationes, mitt der FrawMuhme, vndt vertröstungen,
im vbrigen.
Jn die kirche, vormittags zur predigt, Nachmittags zum gebeht,
darnach ist daß rechte schießen zum vogel angegangen,
darbey jch, (more solito, in talj casu) gantz kein
glück gehabtt, wejl ich mir auch meine vor
diesem, beschädigte achßel, durch gesterige viele
probschüße verderbett.
Avertissement Que l'Electeur de Saxe, a exclus
du fief de Lusacie, les Ducs de Weymar, y compre-
nant seulement les Ducs d'Altemburgk.
Jtem: Qu'on on leur a ostè l'expectance du fief
de la Contè d'Jsemburgk, la donnant au Land-
grave George de Hessen. Ce sont deux poincts
quj les touchent de près.
Des Morgends, in die behtstunde.
Nachmittags zum hofmedico Martino Gebler, sampt
allen anwesenden Fürstlichen personen, seiner hochzeitt
beyzuwohnen, darbey man dann gar lustig gewesen.
Es waren hertzogk Wilhelm mitt seinen drey
elltisten herrlein, herzog Albrechtt mitt seiner gemahlin,
wie auch herzog Ernst, die Fraw Muhme von Schwarzburg[,]
Freẅlein Kunegunda Juliana, vndt ich, benebenst
vnserm allerseits meistem comitat. Die hochzeitt
wurde in des Medicj hause celebrirt, vndt wie-
derfuhre ihm, so wol bey der Trawe, alß
bey der Mahlzeitt recht adeliche ehre. Seine
brautt war eines Gräflich Schwartzburgischen Cantzlers
wittwe. <Nach der Mahlzeitt hat man getantzt.>
heütte vormittags aber, bin ich mitt herzog Ernsten,
auf seinem Forwerck zu Litzendorf gewesen,
die FrawMuhme war auch mitt. Er hat <eine> feine
kleine gelegenheitt, alda angerichtett, vndt
hüpsche gemälde in den losamentern stehen. Der
garten aber, ob er schon klein, ist er doch so artig
angerichtett, daß ein 60erley, baẅme, sechtziger-
ley Stauden, vndt in die 400 kraütter, vndt blu-
mengewächße, darinnen zu befinden, darundter
köstliche simplicia, auß den Morgenländern.
Nach diesem schoß man wieder nachm vogel,
vndt hielte Mahlzeitt vndter den gezellten.
hertzogk Wjlhelm hat endtlich den vogel herundter
geschossen, vndt den aufgesetzten pocal wieder gewunnen.
Schreiben von Wien, vom iungen Johann Löw[.]
Zeitung daß herzog Berndt vndt die Frantzosen sehr starck
dißeyt des Reins marchiren, vndt Gallaaß
sich retiriren thete.
Jtem: das die vorstädte zu Wittemberg ange-
stackt, vndt abgebrandt worden seyen.
<Vor[-] vndt> Nachmittags conversation mitt der FrawMuhmen,
wie auch mitt hertzogk Wilhelm.
habe einer comœdie zugesehen, wie die iungen herrn,
etzliche <iungen> deponirt. Darnach auch die gemächer
vndt losamenter alhier zu Weymar aufm hause.
<Diesen abendt wieder beym hoffmedico zu gaste gewesen, vndt getantzt.>
Vormittags mitt herzogk Wilhelm, vndt der
Frawmuhme conversirt, auch mitt hertzog Ernst in sejn
hauß vndt garten spatzirt, allerley schöne gemälde
auch andere rareteten von willkommen[-], vndt Trinck ge-
schirren zu besehen. Er hat mir auch zween stücke de
lapide Nephritico verehrt.
Nachmittags, nach gehaltener Mahlzeitt mitt
hertzogk Wilhelm, seindt wir mitteinander in die
behtstunde gegangen.
Zur abendtmahlzeitt, hat vnß allerseits hertzog
Ernst eingeladen. Wir seindt auch meistentheilß erschienen,
|| [[Handschrift: 132r]]
ausser hertzogk Wilhelm, welcher bey Seiner gemahlin
geblieben.
Donnerstag♃ den 16. Junij.
heütte Morgends ist die FrawMuhme wieder
nach Krannichfeldt verrayset.
Mitt hertzogk Wilhelm allerley conversirt, vndt
Veitt Ludwig von hutten, mein alter bekandter,
hat sich auch anhero gefunden.
Gegen abendt, haben mir Meine freundliche liebe
vettern, hertzogk Wilhelm, herzogk Albrechtt,
vndt herzog Ernst, gar freundlich zugesprochen, itzige
zeitten vndt vnvermögen angezogen, iedoch die
gute affection repræsentirt, e faranno la metà
addesso, ed alla fiera dj Nawmburgo5, poj il resto
alla Sankt Michele. Jddio <mj> dia buon successo e
fortuna desideratissima.
Die abendmahlzeitt, seindt wir vber alle
maßen lustig gewesen, wie auch hernacher. haben
getantzt, vndt ad hilaritatem usque gezechtt,
auch vnß mitt der schönen Musica, jn dem herren
erfreẅet. O Dieu redonne moy la liesse perduë!
Die hertzoginn von herzog Albrecht vndt Seine gemahlin, wie
auch herzog Ernst, vndt Freẅlein Kunigunde, seindt mitt
herzog Wilhelm vndt mir, bey der Taffel gewesen, auch 2 hutten etcetera[.]
Zweymal heütte vormittags predigt gehöret,
ejnmal in meiner stube, an der kirche, das
andermal in der hertzoginn ihrem gemach <vndt wochenstube.>
Darnach mitt hertzogk Wilhelmen zum feẅerwergker
spatzirt, vndt abriß gesehen, derer vor diesem ge-
haltenen Feẅerwercke. Von dannen, jnß
forwergk, alda am kornbodem[!], feine inventiones
von gehaltenen freẅdentäntzen vndt sonsten, noch
zu sehen.
hertzog Ernst, jst verrayset.
Nachmittags, allerley conversirt, co'l Duca, vndt
gegen abendt, mitt Jhrer Liebden im ballhause gespielet.
Meilenm. | |
heütte bin ich nach Erfurdt gezogen, ligt von
Weymar alda ich die fortification besehen, vndt die neẅgebawten wercke, an Schleüsen, abschnitten, retranchementen, außerwercken, so der König in Schweden noch angegeben, befinde daß es weitt- laüftige wercke seindt, darzu viel volcks behuffig, vndt kein eintziges real bollwerck. Die Stadt ist groß. Wir haben im vmbritt, || [[Handschrift: 133r]] ein drey stunden zugebrachtt, vndt zwey depu- tirten von der Stadt, bey vnß gehabtt, ohne des herzogs zwey Junckern, Leyhtsch vndt Rabensteiner, so mitt gewesen, nebenst meinen zweyen. Daß waßer Gera, so durch die Stadt rinnet, wirdt an vielen ortten in den graben geleitett. Vber der Stadt, ligt ein casteel die Cyriacksburgk genennet, welche Sie etwas commandiren thut, wiewol zimlich von weittem. Es hat auch sonsten weinberge vndt höhen, welche die Stadt beherrschen. Allenthalben ist die stadt nicht feste gemachtt, außer waß das waßer thut, vndt alte Thürne[!] vndt mawren, darnach an den andern ortten, die vorgedachten wercke. Jch bin in der hertzoge von Sachßen Weymar, ihrem hause logirt gewesen, dahin auch der hennebergische Oberaufseher zu mir kommen, vndt mitt vnß mahlzeitt gehalten. Der Raht hatt mir den wein verehrt. |
3 |
Nach der Mahlzeitt, die große glocke auf
dem Turn[!] der Thumbkirchen besehen. hat 5 klaff-
ter vmbfangen, vndt ist ein par Spannen dick.
Es hat einen schönen prospect, auff die Stadt vom
selbigen Turm.
Zeitung daß Landgraf Wilhelm, gewiß vor hanaw
mitt 10 mille Mann gerücktt, den Lamboy aufzu-
schlagen, vndt hanaw zu endtsetzen.
Jtem: daß herzogk Berndt, vor Dole in Burgundt
gerücktt selbige Stadt zu belägern, Gallaaß
aber marchire gegen ihn, es zu secouriren, nach dem
Zabern soll vber sein, auf herzogk Berndts partey. Der
König, seye noch zu Donawertt.
Meilenm. | |
Nachmittags von Erfurdt, wieder biß Weymar
gegen abendt, vndt ist herzogk Wilhelms Liebden eben im badt gewesen, darumb Sie sich auch endtschuldigen, vndt mich in meinem losament, mitt etzlichen Junckern vndt auch den beyden hutten, speisen laßen. |
3 |
Nota: auf eine meile weges von Weymar
haben wir das dorf Nora paßirt, alda eine
pfütze, darinnen das waßer wann die
Sonne darauf scheinet, in blut sich verwan-
deln soll. Wir haben es aber nicht sehen
können, weil wir zur vnzeitt kommen.
Nicht ferrne darvon, stehet noch ein wilder
birnbawm, so vor drey iahren, verdorret gewesen,
hernachmals halb geblüet, an itzo trägt er
allenthalben schöne grüne bletter, vndt fruchtt.
|| [[Handschrift: 134r]]
Man will von einer Schlacht, so sich da herumb
begeben solle, prophezeyen, vndt daß sich ein herzogk
von Sachßen, also ermüdet von der Schlacht daran
lehnen solle. Tempus demonstrabit.
Auch zeitung gestern, daß die harzschützen das hauß
Manßfeldt occupiret, vndt mitt 500 Mann
besezt, großen schaden thun sollen, wie dann
auch die ChurSächsischen vndt Kayserlichen partien auf
drey meilen wegs, an Erfurdt hinan
streiffen.
Vormittags, zur predigtt.
Nachmittags in die behtstunde, weil ordinarie alhier
nachmittags nicht geprediget wirdt.
Darnach zum vogel schießen, welchen ich drey-
mahl getroffen.
Wir haben auch draußen mahlzeitt gehalten.
Nach der abendtmahlzeitt, hat mir hertzogk
Wilhelm, ein schön feẅerwergk zu ehren halten
laßen, vom Jupiter, vndt Cadmo, vndt ezlichen ver-
änderten figuren, auch ezlichen rädlein, feẅerkugeln,
vndt rackeetlejn gar artig zugerichtett.
Zweymahl in die behtstunde, vor: vndt Nachmittags.
Vergleich mitt hertzogk Wilhelm <vndt sejnen herren brüdern> getroffen, wegen
der schuldtanforderung, vndt solches schriftlich verreceßirt.
Die Summa der abgestatteten 2200 ThalerThlr: durch Thomas Benckendorf ein-
nehmen laßen.
Diesen abendt, treẅhertzig abschiedt genommen, vndt
die verehrungen außtheilen laßen.
Meilenm. | |
heütte früh, in Gottes nahmen, von Weymar aufge- brochen, vndt gefahren, zu vormittags biß nach Schulpforten 4 alda wir im kloster gefüttert[.] |
4 ½ |
Nach dem eßen, das kloster, die bibliothecam,
vndt die kirche besehen, darinnen ein Monu- mentum eines bischofs von Mörseburg, so ein Fürst zu Anhaltt gewesen, Adolff genandt gesehen. |
|
An itzo seindt im kloster etwan 6 Tjsche
voll Studenten, da ihrer sonsten wol e<t>zliche Sibentzigk vndt mehr sein sollen. |
|
Von Schulpforten, (alda mich der verwalter
im kloster tractiret) nach der Nawmburgk |
½ |
Von dannen nach Weißenfelß Nachtlager
alda der haüptmann Dißkaw ins wirtzhauß zu mir kommen, vndt mich besuchtt, weil er mich im Schloß nicht aufnehmen können. Jch habe ihn zu ende der Mahlzeitt darbey gehabtt. |
2 |
<Summa> |
<7 Meilenm.> |
Monsieur Reex, Weymarischer CammerJuncker ist
heütte den gantzen Tag mittgeritten.
Zeitung daß hamburg vom König in Dänemark belägert, wo sie die Schwedischen
thesauros nicht heraußer geben.
Abschiedt vom Reex, dem ich einen rubinring
verehrt, vndt gestern dem Rabensteiner zu Weymar
einen Türkißring, wegen fleißiger aufwarttung.
Meilenm. | |
Von Weißenfelß, (alda wir wegen abgeworfe- ner brücke, durch die Sahle flößen müßen) nach halle, darvor wir wieder einmahl durch einen arm der Sahle, vndt eine halbe meile darvon, durch die Sahle, weil sie klein, durchgefahren. Jst, gelegen, voneinander, nach dem wir zwey Meilenm: von Weißenfelß bey Merseburgk vorüber gefahren. Die vn- sicherheitt, wegen streiffender partheyen, wirdt sehr groß gemachtt. Gott helfe vnß durch. |
4 |
Zu halle habe ich den weittberühmbten Cappellen-
meister vndt organisten, Samuel Scheidt laßen zu mir
fordern. Er hat gantz extraordinarie lieblich vndt wol
auf dem clavicordio geschlagen, dergleichen ich mein lebetag
nie gehöret, vndt meritirt dem Kayser zu dienen.
Der iunge Marrazin ein <Kayserlicher> Oberster, des general Wachmeisters bruder
wie auch der Obrist leutnant Stammer haben mitt vnß zu Nacht gegeßen.
Donnerstag♃ den 23. Junij.
Meilenm. | |
Von halle mitt der Weymarischen auch anderer convoy,
wie auch mitt<in comitat> des obersten Marrazin, vollends nach Bernburgk vndterwegens zwey partien angetroffen, zwischen Werderßhausen vndt Bernburg[,] die eine hatte vieh bey sich. |
5 |
Zu Bernburg conversation mitt dem hofraht Schwartzenberger[,]
mitt dem Marschalck Erlach, vndt seinem Sohn,
hernachmalß, nach der Mahlzeitt, mitt dem alhier
einlogirten ChurSächsischen Obersten Brinck, vndt dem præsidenten[.]
habe auch raht gehalten, mitt Mejnen rähten.
Einen gantzen hauffen schreiben bekommen, von Madame[,]
vom herzog Augusto von Braunschweig von meinen beampten, &cetera[.]
Mitt Almßleben auch conversirett. <Difficoltà per tutto.>
Der Diaconus in der Stadt alhier, Paulj Ludwigs vatter,
ein gelehrter, frommer, vndt exemplarischer pred[iger]
ist vor wenig tagen, mitt todt abgegangen, wie
auch der allte landtrichter, so des Ampts gelegen-
heitt wol gewust. Die gerechten werden weggeraft
vor dem vnglück, vndt die richtig vor sich gewandelt
haben, kommen zum friede, vndt ruhen in ihren kammern.
Der Morzin, ist auß der Stadt alhier gezogen, <vndt hatt
sich endtschuldigen laßen, daß er mjr nicht auffwartett.>
Wegen capitän Bellegeois, händel gehabtt. <Conversatio
mitt Schwartzenberger
Vndt Paul Ludwig[.]>
Meine sachen angefangen zu ordiniren.
Deliberatio: vndt in diversum agitirt worden,
ob ich nach hamburg oder Regenspurg zu verraysen.
Bürgemeister[!] Orlaub, vndt der kämmerer Döhring
haben mir dieser Stadt Bernburg große noht vndt
drangsahlen wehemühtig geklagt. Gott helfe ihnen.
Co'l negromonte diversj discorsj importantj, e
varje deliberazionj.
Nach dem ich die verwüstete Rüstkammer besehen,
vndt andere gemächer, wie man alhier zu Bernburg
alß wie in der zerstörung zu Jerusalem gehausett,
b habe ich den Marschalck Erlach, Schwarzenberger
vndt den Stadtvogtt zu gaste gehabtt.
Gestern war jch auch im lustgarten.
Dem Stadtvogt, die hülfe zur verfertigung
des Sahlbuchs alhier recommendirt, wie
auch wegen des Diaconats in der Stadt, vndt
tergiversation des rahts vndt der bürgerschaft,
ihm die meynung zimlich deützsch gesagt.
|| [[Handschrift: 136v]]
etcetera
Nachmittags, hinauß nach Zeptzig auf das forwerck
wie auch auf die äcker, alda ich eine große ver-
wüstung, vndt schlechte bestellung gesehen.
Deus abstulit; quj dedit benedictionem.
Zeitung daß man am donnerstage eine convoy wagen,
dabey 30 Mußcketirer gewesen, von 40 pferden
<bey Wolfen> chargirt worden, vndt 6 Reütter davon ge-
blieben, die Soldaten sollen sehr grimmig, vndt
gierig, selber auf einander sein.
heütte haben meine leütte ein großes vnglück
gehabtt, in dem sie von den bürgerpferden zwelf
pferde mitt wagen naher höchstedt geschicktt,
Mühlsteine abzuholen, dieselbigen ob sie schon
6 Brinckische Mußcketirer, zur convoy
mittgehabtt, vndt 4 wagenknechte, seindt
sie doch von der convoy schändtlich verlaßen,
vndt ihnen die pferde zu höchstem schaden, auß-
gespannet worden. Wirdt ihnen zu bevor-
stehender erndte großen vngelegenheitt vervrsachen,
denn ohne daß, fast keine pferde mehr in der Stadt,
vndt vorm berge vorhanden. Weiß auch nicht, wie
ich mein getreydig soll einführen laßen.
Jn die kirche vormittags.
Briefe von Wörlu<j>z vndt von Madame[.]
Oberster Brinck ist zu Mittage mein gast
gewesen, mitt præsidenten[,] Marschalck vndt
deßen Sohn. <Libertà in varij discorsj.>
Præparatoria ad jter, <mitt Schwartzenberger vndt andern.>
Befehliche, vndt Ordinantzen, hinc inde ertheilt.
Den Medicum Doctor Brandt, laßen hehrkommen, wie
auch den allten Meister Friederich Balbirer, meinen
schaden, so mir defluxiones causirt, zu besehen, vndt
sonsten zu rahten. Jch habe auch den Medicum absonderlich
consulirt, wegen preservatifen vorn calculum,
vndt Scarabutum. Pro calculo, vermeinet er,
vngesaltzene butter, einen welschen nuß groß,
des Morgends in einer brüh eingegeßen. Oder 7
bittere Mandeln, des Morgends nüchtern gegeßen,
oder pfirschkern, Oder aber 9 oder 7 wacholderbeeren,
weil die medicj, vom numero septenario viel halten.
Vorn Sc<ch>arbock aber, wehre endtweder conserva cochln<e>a-
riæ einer welschen nuß groß, des Morgends gegeßen, sehr
gut, oder noch viel beßer, die essentia cochleariæ, davon
5[,] 6 biß 7 oder gar 9 tropfen, in warmer brüh mane eingenommen.
J'ay expediè, & contentè Röder, comme aussy le page
Brandt, et fait donner satisfaction a la pluspart
des serviteurs, quj viennent avec moy. Dieu me vueil-
le donner heureux succéz, <a tous mes desseings, & entreprinses.>
Escrit a Madame, ma chere compaigne, & ailleurs.
Mitt dem præsidenten raht gehalten, ihm nachmittags a Dieu
gesagt, vndt auch den Marschalck von mir abschiedt
nehmen laßen. Jtem: Paul Ludwjgen.
Es soll heütte ein gewaltiges reytten im felde
gewesen sein. Gott helfe vns, wie bißhero,
mitt glück, vndt contento, aller ortten hjndurch.
Mes desseings sont sujets a beaucoup d'hazard.
Si Dieu ne m'assiste par une fortune extraordinajre,
je suis perdu. J'espere desormais, qu'il m'exaucera.
Meilenm. | |
Jn Gottes nahmen, mitt guter intention; (welche Gott
gesegenen wolle) fortt, nacher halle von Bernburg Der Oberste Brinck sprach mich noch diesen Morgen an, vndt gab mir seinen Fendrich zu, mitt funfze- hen convoyern, welche von halle wieder zurücka giengen. |
5 |
Melcher Syber ist zu Mittage mein gast gewesen.
Weil ich zu halle remoras gefunden, weitter fortzu-
kommen, habe ich mich alda aufhalten müßen. habe
auch einen hüpschen garten alda, Valtin<ollkaht> Grebens
|| [[Handschrift: 138r]]
Stadtkämmerers alda besehen.
Man hatt zeittung, daß der Banner vom hatzfeldt
geschlagen seye, si credere fas est.
heütte früh habe ich Rödern vndt Brandten,
gäntzlich expedirt, noch zu Bernburgk.
Von halle auß an Schwarzenberger geschrieben, wegen
Wesembecks, vndt Nawmburger marckts6, auch
wegen des Schafmejsters, vndt restitution meiner
abgenommenen Schafe.
Melchior Syber aufn abendt wieder gehabtt, vndt
allerley angeordnet.
Meilenm: | |
Von halle mitt 11 convoyern zu Fuß, auff
die Nawmburgk zu |
5 |
Frantz von Trota, gewesener Cammer-
president, ist mittgeraysett, ein feiner
wolqualifizirter Mann, von gutem dißcurß.
Man hat den weg, (bey Mörßburg vorüber)
sehr vnsicher gemachtt, wir seindt aber wol
durchkommen, Gott lob.
Der FrawMuhme von Krannichfeldt,
ihr aufwärter, hat sich auch bey mir præsentirt,
ob ich wegen des Grafen von Buchhanß, oder sonsten,
etwaß zu commendiren haben möchte.
Nota Bene[:] Jm A<E>rzStift Magdeburg hats 18 Aempter,
vndt der erzbischof etwan, 120 mille ThalerThlr: aufs aller-
meiste einzukommen, 26 Städte, (darundter die
zween vorstädte zu Magdeburg nemlich die Neẅstatt
vndt Sudenburg mitt eingerechnet) vndt 690
dörfer, <<bey 700> vndt von zween inn 300 dienstpferde.>
On estime qu'au pays de l'Electeur de Brandenburg
il y a, 5000 chevaux feudataires, dienst-
pferde, y comprenant la Prüsse aussy, & tout
ce quj luy appartient. En l'Electorat
de Saxen, il y a 1700 chevaux de service,
feodal, Ritterpferde, oder lehenpferde. perge <oder dienstpferde>
L'Eveschè de Merseburg, rente de 40 ou 50 mille
florins, & l'Eveschè de Halberstadt de mesmes.
En celuy d'Halberstadt il y a trois villes, et
82 villages, <& 12 gentilshommes.>
L'Electeur de Saxe, a de revenu plus d'un
million, & le Duc de Brunswyck autant. Ce
sont de grands Princes; quj ont assèz, pour se pouvoir contenter.
Ô Dieu, donne moy, les mesmes moyens; pour me contenter.
Johann Joachim Gehring zugesprochen so alhier ist.
heütte gehet der Nawmburger Marckt7 an, gestern ist
er eingeleüttet worden. Auf den Sonnabendt gehet die
zahlwoche an, vndt endet sich dienstag abends.
Donnerstag♃ den 30. Junij.
Heyne Silm ist zu mir kommen.
Carll henrich von Nostitz, welcher pagen weyse
von mir verlegt worden in Franckreich,
vndt daß gewehr zu Ore<ange> in der garnison
getragen, auch reytten, fechten, Tantzen vndt
die Frantzösische sprache gelernett, auch in die
zwey iahr also von mir verlegt worden, der
hatt sich heütte Morgen bey mir præsentirt,
nach dem er mitt zween iungen herren von
Dona, von Orange auf Paris, vndt von dannen
nach Calais, zur See auf Amsterdam, vndt
ferrner nach Hamburg, von dannen aber
mitt den kaufleütten, (nicht ohne vndterschied-
liche angriffe vndt gefahr) hieher gerayset,
vndt sich eben mitt fuhren, auf Bernburgk,
vnwißendt meiner ankunft, verdingen wollen,
da er ohngefehr, meinen leütten, auf der
gaße begegnett. Er har mir auch schreiben
vom herren von Dohna; gouverneur zu Orange,
mittgebrachtt. Gott lob vndt danck, der
ihm also durchgeholfen, der helfe ferrner, mir, vndt
allen den meynigen, mitt glück hjndurch. Amen.
Escrit a Madame a Dessa, Item: a ma femme. Jtem:
au Guerissant.
Schoor des Obersten Werder sohn præcep-
tor hat mich angesprochen.
Ruhmroht hertzogk Wilhelms Stallmeister,
hat mich angesprochen<ansprechen lassen>, weil er ohne daß, alhier ist.
Zeitung daß die ChurSächsische oder Kayserliche Reütterey,
die Schwedischen zu Tangermünde vberfallen, ihnen
drey Regiment ruinirt, vndt also einen
glücklichen succeß gehabtt. Sie hetten aber
mitt dem Frawenzimmer, vndt andern Jnnwoh-
nern in Tangermünde, sehr vbel vndt Barbarisch gehausett.
Jst also nichts daran, wie man heütte spargiren
wollen, daß der Churfürst wehre vor Magdeburg
aufzubrechen, von den Schwedischen gezwungen worden,
vndt hette eine Schlachtt, verlohren. Es sollen
auch gar gewiß, etzliche Schwedische hohe Offizirer
zu Tangermünde, sein gefangen worden.
Capitän Müller soll auch zu Leiptzigk vom Obrist leutnant
Trandorf, gar wol gehalten werden, mitt
ihme eßen, vndt frey ledig gehen, vndt nicht
zu Dresen[!] steine schneiden dörfen, wie man
erstlich außgesprengett. Das jst sein danck,
das er mein hauß Bernburg also gedefendiret,
<wieder meinen willen.>