Jn dem ersten furtrage1 vnd hernach in dem Radtschlage2 etliche Mal werden
die Stende, so das heilige Euangelium angenomen vnd jre Kirchen nach
demselbigen Reformiert haben, mit dem verdacht vnnd aufflage beschreyet,
(5)alß ob sie von der Algemeynen Christlichen Kirchen abgewiechen sein.3 Das
dem nicht also sey, mchte mit gutem grunde Gtlicher schrifft anders
dargethan werden, solche beschwerliche aufflage vnserm Godt jm Himel zu
klagen vnd zu befehlen. Vnd das jm furtrage vermeldet, das die stende des
Reichs gemeinlich4 bewilliget, des Concilij erortrung zu erwarten vnd dem-
(10)selbigem zu leben5 – wiewol es recht vnd ordentlich ist, das in streitigen
sachen der Religion eine ordenlich Christenlich vorsamlunge oder Concilium
gehrt werden sol –, jedoch so die stende der Kirchen vnnd Lehr nach dem
Euangelio reformiert sein vnnd also nye vnderstanden,6 inn das furgenomen
Concilium zu verwilligen vnd sich ana desselben Sententz7 zu halten, aller-
(15)ding begeben,8 haben sie jtzt in dem weit zuviel gethan vnnd jr ewig heyl
vnd Seeligkeit nicht dem Ewigem wort Gottes, sunder den Menschen ver-
trauet.
Jn dem Capittel,b die Lehr belangen, von || [A 2r:] anfang des Radtschlags biß
auff diß Capittel von der Kirchen9 sindt vnder etlichen guten Leren auch der
(20)Artickel der rechtfertigung des Menschen,10 der doch weitleufftigk11 etliche
Allegationes12 auß der Heiligen schrifft nimmtc vnnd diese mit vnrechter
anzihung.13 Von der Kirchen vnnd jhrend gebreuchen, dauon weitleufftigk in
jhreme Buch geschrieben,14 werden die, so bißanher das Euangelium recht
gepredigt, alß Heretici, Schismatici, Ketzer vnd Abtruͤnnige – doch vnbe-
nent15 – angezogen,16 das wir Gott klagen. Auch werden etliche schlusrede
eingefuͤret,17 die auß vorgehender18 Lehr keinsweges volgen. Neben dem
(5)wirdt vermeldet, die Kirch habe zu dem gericht zwang, dieweil sie gewalt
hab zu straffen etc.,19 so doch Christus den Kirchen kein euserlichen, welt-
lichen gerichtszwang aus vermog des Euangelij zugestellet20 hat, wie ehr
spricht: „Mein reich ist nicht von dieser welt“,21 wie ehr auch selbst keiner
ander straffe22 (außerhalb seines Wunderbarlichen opffers) gegen seynen
(10)Juͤngern vnd Predigkindern vnderfangen23 hat, denn allein sie als ein Vatter
vnnd Lehrmeister zu straffen.
Jn den Puncten von dem bersten Bischoffe ist nicht one,24 das eine gebuͤr-
liche Ordenung vnder den Kirchendienern nuͤtzlich sey, aber die spruͤch der
Heiligen schrifft, so die Dichter25 desselbigen buchs allegieren, geben Petro
(15)vnnd seinen nachkommen, den Bbsten zu Rom, kein solche Hocheit vnd
Prerogatiua26 oder || [A 2v:] gewalt, wie das Buch vermeinet vnd auch biß-
anher mehr den zuviel practicirt ist.27 Von den Sacramenten werden inge-
mein die alten sieben Sacrament widerumb erzelet vnnd auffgericht28 mit
einer langen weitleufftigen doch vngrundtsamen29 vnd vnwarem grundt der
(20)schrifft von solchen sieben Sacramenten.30 Wie sie diß Buch der gebuͤr31
hältf vnnd bisanher von den Bpstlichen ist gehalden worden, wissen wir
dieselbige solchergestalt in der Kirchen nicht zu gebrauchen. Von der Tauff
gibt dasselbige Buch zu verstehen, als hetten die Kinder keinen eygen Glau-
ben,32 welchs wir als die erwiessen warheit nicht annemen knnen.33 Des-
-
gleichen auch von der Firmung der Weyhebischoffe:34 Dieweil sie kein
grundt der Heiligen schrifft hat, knnen wir sie nicht billichen.
Von der Beicht ist offenbar, das wir die Leuth,g so diß Nachtmal entpfangen
wollen, vorhin35 nacheinnander ordentlich verhrn vnnd darnach Absoluirn;
(5)haben auch niemandes gebotten oder vorbotten, seine Suͤnde zu erzelen. Das
wirh aber vorhin das Volck zu erzelung der suͤnden mit trawungen36 der
verdamnisse vnd auß diesem grunde, wie diß Buch gesetzet, alß were der
Priester ein Richter vber die Suͤnde vnnd knte sie durch die Absolution
nicht vergeben,37 sie wuͤrden denn muͤndtlich erzelet, dringen solten, das
(10)knnen vnd wissen wir mit guthem gewissen nicht zu thun.
|| [A 3r:] Vom Sacrament des Altars Bringet das Buch die Disputation fuͤr von
der Transsubstantiation, das ist, das die substantz des Brots vnd des Weins
im Heyligen nachtmal Christi inn den heyligen Leib vnnd Blut verwandelt
were, vnd schilt grewlich die andern, so solchs als vnntig nicht halten,
(15)Vertzweyffler38 der Almechtigkeyt Christi vnd das sie jhren Christum zu
einem Luͤgner machen.39 Solchs fuͤrgeben von der Transsubstantiation alß
ein Traum der alten Sophisten,40 der keinswegs in der Heyligen schrifft ist
bewyesen, wissen wir fuͤr kein gewisse warheyt zu halten vnnd lassen den-
noch Christo sein Almechtigkeyt vnnd gewisse warheyt seines Leibs vnnd
(20)Bluts mit Brodt vnnd Wein in seinem Heyligen nachtmal.41
Von der Oelung,42 welche die Rmische Kirch selbs nicht für ein notwendig
Sacrament halten,43 dieweil diß Buch mit falsch angezogenen44 gruͤnden der
schrifft wil auffgedrungen werden,45 wissen wir das nicht zu willigen vnnd
die Oelung fuͤr ein Sacrament zu brauchen.
Desgleichen halten wir fuͤr einen vnnuͤtzen Thandt46 die Ordines47 inn der
Priesterweyhe, wie sie im Buch genennet werden: Thuͤrhuͤter, Beschwerer,
(5)Leser, Akoluthen, Epistler, Euangelier etc.,48 dieweil der gebrauch dieser
Ordnung ausserthalb des Predigs- vnnd Pfarampts vorlangest vergangen vnd
von menschen erdacht, ein vnnuͤtz ding sein.
Von der Ehe will das Buch kein ehescheydung vmb des Ehebruchs willen
dieser gestalt zulassen, das dem gescheydnen sich widerumb || [A 3v:] sunst zu
(10)verehelichen erlaubt sey;49 bestetigt auch die handtlich verlaubnisse50 der
Jungen wider der Eltern wissen vnnd willen.51 Wiewol nun dieser handel inn
die Weltlichen recht gelanget, jedoch soviel wir ausi der Heiligen schrifft
von diesen sachen verstehen knnen, wissen wir – so wir zum Ehegericht
fuͤrder solten getzogen werden – vnser bißanher bekante meynung vnnd
(15)gebrauch52 nicht zu endern.
Jm Artickel von dem opffer der Messe helt diß Buch eine feine rechte Predig
von dem einigen53 Opffer, das Christus einmal an dem Creutz fuͤr vnser
Suͤnde gethan vnnd vollenbracht,54 aber es werden hierauff viel vnrechte
stuͤcke eingefuͤret, die kein grundt haben, noch angenommen sindt. Denn das
Buch saget, vihe opffern55 sey den Heyden von natur alß ein natuͤrlich gesetz
eingepflantzet;56 solches reimet sich mit der warheit nicht. Denn als wenig
die erkentnisse Christi der vernunfft des Menschen ist natuͤrlich eingepflant-
(5)zet, alß wenig sindt der natur die Opffer, so Christum bedeutten, bekandt
gewesen, sonder die Heyden, so von den Patriarchen herkommen, haben die
Opffer allein auß vorbildt der Patriarchen, ohne rechten Glauben, behalten
vnd nachdem sich die vernunfft nicht hat darinn richten knnen vnnd den
glauben der Patriarchen nicht behalten, so haben die vernuͤnfftigsten weysen
(10)Heyden das Opffer der Ochsen fuͤr gantz vnbillich vnnd vnguͤtlich geachtet.
Das buch wil aus der Heyden Opffer er- || [A 4r:] wyesen, das derhalben billich
bey den Christen die Meßopffer sein solle. Solches ist alles vngereimet, wie
das auch gar verzucket57 ist inn diesem Buch, das man zyhe die gnade Gottes
durch das Opffer an sich.58
(15)Wiewol nun von dem einigem Opffer, so Christus einmal für vnns am Creutz
gethan hat, inn dem Buch der Resolution59 recht geschrieben ist,60 jedoch ist
das nicht leidlich, das die Tichter dieses Buchs machen tzweyerley gebrauch
auß dem Abentmal: Der ein gebrauch soll sein, das es sey eine seelige na-
rung der Seelen. Der ander, das es sey ein Opffer der gedechtnisse des Ley-
(20)dens vnd Sterbens Christi, den Aposteln zu opffern mit diesen worten: „hoc
facite“, „das thut“61 beuohlen.62 Daraus hernach volgen wirdt, das man wi-
derumb solle die Messe mit allen Ceremonien mit einschliessung63 des
Canons,64 wie inn der Bebstlichen Kirchen bisanher gebreuchlich, halten
sollen.
Geben auch hernach zu verstehen, alß hette Christus im Nachtmal selber
geopffert vnnd wollen das mit der Heyligen Veter spruͤch schmuͤcken.65 Nun
ist es kundtbar vnd offenbar auß allen Euangelisten, die vom Nachtmal
schreiben, auch auß Sanct Paulo, das Christus im Nachtmal nichts geopffert
(5)hat, auch darinn kein opffer zu thun beuohlen, sondern allein ein gedechtnis-
se seines eigen Opffers, so am Creutz dazumaln bescheen solte vnnd jtzt ge-
scheen ist, gestifftet vnnd eingesetzet. Denn ehr saget aussdruͤckenlich: || [A 4v:]
„Das thut zu meyner gedechtnisse.“66 Was thun? Opffern jn keynem weg,
sundern was ehr vnd die Juͤngern gethan haben, nemlich das Brodt vnnd den
(10)Kelch nemen, segnen, dem Herren dancken, außteylen, essen vnd trincken
vnnd darbey seines Tods gedencken vnnd verkuͤndigen. Also hat der Heylige
Paulus dise wort „hoc facite“, „das thut“ selbs klerlich außgelegt, j. Cor. 11,
da ehr sagt: „Solches thut, so offt jhr das drincket, zu meyner gedechtnisse.
Denn so offt jhr von diesem Brodt esset vnnd von diesem Kelch drincket,
(15)solt jhr des Hern todt verkuͤndigen, biß das ehr kompt.“67 Wider die außle-
gung sein wir schuͤldich, keine ander, ja auch keins Engels vom Himel68
anzunemen. Vnnd dieweil Christus dis hat eingesetzet zu seiner gedecht-
nisse, so hat er hiemit vnuerborgenlich zu verstehen geben, das ehr es zur
speyse der Seelen, das ist zur stercke des Glaubens gestifftet hat. Hierauff
(20)kmmen die dichter dieses Buchs vnd lassen es nicht darbey bleiben, das es
sey ein gedechtnisse des einigen opffers Christi, sunder verkeren dasselbig
mutwillig vnd machen dabey auch ein opffer der gedechtnisse, als solten es
tzwey vnderschidentliche ding sein: ein gedechtnisse des Opffers vnnd ein
Opffer der gedechtnisse,69 so es doch im grund nur ein ding ist, aber von
(25)jhnen dahin gedacht, das hiemit die Bebstliche Messe erhalten wuͤrde. Denn
das die heyligen Vetter, die von den Dichtern dieses Buchs eingezogen
werden, etwan dieses nachtmal ein opffer genennet haben, ist mit diesem
verstandt zu vernemen,70 || [B 1r:] wie sie es selbest zum mehrmalen deuten,
nemlich das es fuͤr sich selbst kein opffer sey, sonder allein ein gedechtnisse
(30)des einigen opffers Christi am Creutz gescheen.
So aber die dichter dieses Buchs wollen mit dem Opffer im Nachtmal verste-
hen das geistliche Opffer, das im glauben geschicht, Christus habe sein Leib
vnnd Blut fuͤr vnser Suͤnde geopffert vnnd stellet das Gepett fuͤr Gottes an-
gesichte, das erj vns Gnedig sein wolle, so ist es nicht mehr ein besonder
(35)Opffer, das den Aposteln vnnd Kirchendienern allein, sondern allen Christen
zu thun befohlen ist, geschicht auch nicht allein im Abentmal, sonder alwe-
ge, soofft vnnd dicke71 ein fromer Christ gleubt vnnd bettet, der Almechtige
Barmhertzige Godt wolle jhme von wegen des Leydens vnnd Sterbens seines
lieben Sons gnedig sein vnd jm seine suͤnde verzeihen.
(5)Demnach wissen wir die lehre dieses Buchs von dem Opffer der gedecht-
nisse alß ein vnderschiedlich ding von der gedechtnisse des Opffers keinswe-
ges, wie es darinne gedeuttet vnnd außgedennet72 wirdt, anzunemen Vnd vns
mit auffrichtung der Bepstlichen Mess darnach zu richten, nachdem wir inn
außteylung des Nachtmals, so wir bißanher auß Gottes gnaden Vermg des
(10)heyligen Euangelions gehalten, die recht gedechtnisse des einigen Opffers
Christi nach nodturfft vnnd zu nuͤtzlichem gebrauch genungsam haben.
Jm Capittel vom gedechtnisse der Heyligen inn der Opffermesse zu halten,73
daraus das || [B 1v:] auch schliesen74 will, man sol die gestorben Heyligen an-
ruffen vnd Letaney75 von jhnen halten, wie im Babstum breuchlich, darauß
(15)viel vnnd ffentliche Abgtterey entstanden ist, knnen wir nicht billigen
noch willigen. Wie aber die Heyligen fuͤr vnß bitten vnnd sie zu ehren sein,
haben wir getrewlich bißanher inn denn predigen nach der Confession vnd
apologey76 genugsam dargethan.
Gleicherweyse knnen wir nicht auffnemen, das man der abgestorben der-
(20)massen gedencken soll, das man fuͤr sie bitte, Gott wolle sie auß dem Feg-
fewr erlsen, auch Vigilien77 vnnd Messen78 fuͤr sie halten, wie das Buch auß
den heyligen Vetern vermeinet zu beweysen,79 vnd wiewol das Buch nicht
außdruckenlich von dem Fegfeur prediget, gibt es doch mit den spruͤchen der
Veter genugsam zu verstehen, das es auff das Fegfeur schantzet.80
Soviel aber der Vetter spruͤch belanget, lehret Augustinus klerlich, das man
im schreiben vnnd meynung nicht mehr glauben geben darff, denn so viel sie
auß der heyligen schrifft oder sunst auß genugsamen kundtschafften erweys-
sen.81 Es hat aber noch kein alter schreiber vnder den Vetern auß der heiligen
(5)schrifft bewehret,82 das ein solch Fegfeur sey, wie sie es vnter dem Babs-
thum fuͤrgeben. Diesmal lassen wir diesen Puncten inn seinem vnwerdt auch
passiren.
Jn dem letzten Capittel von den Ceremonien vnnd gebreuchen des Sacra-
ments83 werden fast alle alte Mißbreuch, im Babstum ge- || [B 2r:] uͤbet, wide-
(10)rumb auffgerichtet, vnder denen wol etliche mittelmessige stuͤcke84 seindt,
darumb man vnntiges zancken solte vermeyden; dabey auch die Kindigen85
lyederlich86 Ceremonien sein sollen alß Fanen, Creutz etc.87 Jedoch, dieweil
der zusatz jnen ingehengt bleibt des alten abergleubischen Mißbrauchs, so
abgangen,88 knnen wir die widerauffrichtung desselbigen nicht billichen.
(15)Vnnd das ergest ist, das die Messe alle ding mit jhren Ceremonien vnnd
Canone also gehalten werden.89 Jtem das man die Vigilien vnnd begrebnis-
sen der Todten begehen sol wie von Alters her vnnd das es sey ein grausa-
micheyt, der Todten – so man itzt ergebene breuche nicht heltet – nicht zu
gedencken,90 eben als solten diese grewliche thun, die mit Seelmessen vnd
(20)Vigilien nach Bebstlicher weyss vnd ordnung der todten nicht gedencken.
Solches kan man zu der Christenlichen Kirch beschwerung91 nicht recht
geben.
Die Karwochen mit jhren huͤltzenern Glocken,92 die Letaney an Sanct Mar-
cus tag93 vnnd dergleichen kindische, lecherliche zusetz werden mehr ver-
achtung vnd gesptte bringen denn andachtung94 zur besserung etc.
Die geduldung des entpfahens des heyligen nachtmals vnder beyderley ge-
(5)stalt wirdk inn diesem beschwerlichem vnnd vns zu annehmlichem anhang
nachgegeben, alleinl das man die entpfahung einerley gestalt, die wider die
einsetzung Christi erhalten wirdt, nicht solte verwerffen.95
Auch werden die Reden dieses Buchs || [B 2v:] Dahin verneinet,m 96 das das
Sacrament inß Heußlin gesetzet97 vnd vmbher getragen werden solte98 vnnd
(10)also widerumb zum mißbrauch der abgangen99 angericht solte werden. Nun
sein die Opffermesse, Seelmesse, Vigilien vnnd andere dergleichen ge-
braucht100 Von wegen jhres alten greulichen Mißbrauchs auß vermg Gottes
worts inn der Kirchen bey vns abgethan. Darumb wollen vnd wissen wir sie
nicht widerumb mehr auffzurichten vnd zu halten.
(15)Der Knigk Ezechias hette101 die Eherne schlange, durch welche vortzeiten
grosse Wunderwerck in der Wuͤste an dem Volck gescheen, gantz abgethan
vnd zubrechen lassen, nachdem sie zu seiner zeit inn einen schedlichen
Missbrauch vnnd Abgtterey gerathen war.102 Dieweil sie nun auß vermg103
Gttliches worts, welches gebeut, die Greuel hinweg zu thun, auffgehaben
wuͤrden, so es niemandt gebuͤret, sie widerumb zu schmuͤcken vnd auffzu-
(5)richten. Also wiewol das Opffer der Messe, die Vigilien, die Letanyen vnd
dergleichen mehr stuͤcken alß lyederlich104 geschmuͤckt werden, jedoch
nachdem sie vorhin inn einem offentlichem Mißbrauch gewesen, auch ge-
wißlichen mancherley Abgtterey inn die Kirchen gebracht haben, vnnd aber
darauff auß vermg Gtliches worts abgethan, so kan man wol den getrewen
(10)dienern Gttliches worts das leibliche Leben nemen, man kan aber nimmer-
mehr rechtmessige Gtliche vrsach finden, die abgethanen Misbreuch, aber-
gleubischen Gottesdinst widerumb anzurichten.
|| [B 3r:] Hierauff wollen wir, soviel vnser Person belanget, die widerauffrich-
tung derselbigen Lebendig105 Durch verleyhung Gttlicher gnaden solcher
(15)gestalt, wie das Buch der Resolution fuͤrgibt, nimmermehr billichen noch
dartzu verhelffen.
Wir sindt als arme Kirchendiener Kei. Mai. vnserm allergnedigsten Herren
Jnn jhr Mai. Weltlichem reich auch E. E. W. allen vnsern muͤglichen fleiß
vnnd gehorsam inn aller vndertenigkeit zu leisten vrpuͤtig.106 Aber so man
(20)wolte ahn das reich Christi, des wir arme Diener sindt, greyffen vnnd vns
etwas schwerlichs wider vnser gewissen inn vnserm ampt auffdringen, ver-
hoffen wir, der Almechtige Barmhertzig Godt werde vnns durch seynen lie-
ben Son fuͤr dem vnrecht zu thun gnediglich bewaren.
Biß hiher haben wir E. E. W. vnser beyder Bedencken vnd meynung inn dem
(25)Buch der Resolution, auch was wir inn der Lehr vnnd Kirchengebreuchen
mit guthem gewissen thun oder nicht thun knnen, gehorsamlich angetzeigt.
Wie sich aber dargegen E. E. W. mit annehmung oder verwerffung dieses
Buchs halten solle, zweyffeln wir nicht, so dafuͤr gehalten wirdt,107 dasn die
Lehr des Heiligen Euangelij, so auß Gottes gnaden zu dieser zeyt an das
(30)Licht kommen, sei die Grundtliche ewige warheit, wie sie auch gewisslich
ist, E. E. W. werde sich selbst daraus, was ihr zu thun vnnd zu willigen sey,
zu berichten wissen.108 Diese sach ist wichtig vnd groß vnd || [B 3v:] gilt eim
jedem sein selbst Seeligkeyt oder Verdamnisse. So wil auch die zeit verhan-
den109 sein, das man zweien Herren zumal110 nicht dienen kan. Hierauff
verhoffen wir, es werden noch bey etlichen Erbarn Stenden oder stedten so
viel Christenliches gemuͤts erfunden, das sie sich mit rechtem eyffer Gottes
des handels vnderfahen111 vnnd Kei. Mai. jhre beschwerden inn einer suppli-
cation112 auff das vnderthenigste anzeigen, dieselben bey jhrer Mai., soviel
(5)nur muͤglich, abzutragen.113 Alßdenn mcht sich E. E. W. dieser Supplica-
tion anhengig machen.114 Denn es hat die Kei. Mai. hierin noch nichts ge-
botten, sondern allein ein zumutung gethan.115 So ist jhr Kei. Mai. inn dem
fuͤrtrag116 selbst vrpuͤtig, inn dem artickel von den Ceremonien vnnd anhan-
genden Artickeln, wa vnnd soviel von nten, jtzundt vnnd alle zeit mit ge-
(10)buͤrlicher maß vnnd ordnung zu geben;117 gibt also den stenden selbst inn die
handt, das sie jhrer beschwerunge fug haben anzuzeygen,118 vertrstet auch
einer miltrung.119
Man mcht aber inn den Supplicationen vier vrsachen fuͤrwenden, nemlich
das die Religionsache durch die Kei. Mai. vnd reichstende auff gemein
(15)Christenlich Concilium geschoben. So denn diese stende noch vnuerhindert
vnnd vnuerdammet sindo vnd verendrung jhrer Lehr vnd Kirchengebreuch
jtzt bescheen120 solten vnnd dennoch nachgeendes vor dem Concilio auch
fuͤrzunemen, so wuͤrde das Concilium vergebens fuͤrgenommen. Jtem so sein
die Lehr vnnd gebreuch nun mehr denn bey fuͤnff oder || [B 4r:] sechs vnnd
(20)tzwentzig Jharen inn jhren Kirchen gestanden, vnnd ist das gemeine volck
auß claren spruͤchen der heyligen Schrifft dahin gewiesen, das es nicht an-
ders heltet, denn es seyn die rechten Gtlichen Kirchengebreuch; hierauff so
wuͤrde die enderung mercklich ergernisse erwecken. Jtem so sein vieler
stedte Buͤrger vnnd vnderthanen grosse, merckliche vnnd verderbliche be-
(25)schwerung von dem zugelegtem Kriegesuolcke begegnet vnd sie also inn
kummerlichen schmertzen vnnd schaden jhrer zeitlichen guͤter vnd narung
kommen.121 So denn vber das jhnen die bißanher gebrauchte Lehr vnnd
Kirchengebreuch genommen wuͤrde, es nicht anders von jhnen verstanden,
denn das, wie man sie vorhin vmb das zeitliche gut gebracht, also wolte man
sie itzundt vmb das ewige auch bringen. Jtem so sey man vrpuͤttig,122 soviel
das zeitliche vnnd pfrundengutt123 belanget, des ordentlichen rechtens oder
gemeiner rechtordnung zu geleben.124
(5)So nun dieses von den erbarn Stedten aus rechter Gottesforcht vnnd gehor-
sam fuͤrgenommen wuͤrde, ist gute hoffnung, Gott wuͤrde sein gnade offent-
lich erzeigen, wie denn vorhin, da es zuuor viel gefehrlicher stundt, der
barmhertzige Gott ein gnedig außkommen geben hatte etc.
Das wir das Jnterim nicht annehmen konnen oder wollen, bewegt vns kein
fuͤrwitz125 oder sundere Affection,126 denn alleine die gewaltigen Spruͤche
Christi, Matt. 10. Capittel: „Wer mich bekennet für der Welt, den wil ich
bekennen für meynem Himlischen Vatter.“127 Paulus zun Galla j. Capittel:
(10)„Wenn ein Engel vom Himel keme vnd prediget ein ander Euangelion denn
ich euch gepredigt hab, der sey verflucht.“128 Johannes inn seyner ij. Epistel am letzten Capittel: „Wer zu euch kmpt vnnd bringt diese Lehr nicht mit,
den nemet nicht zu Hauß, grüsset jn auch nicht, das ihr seyner bsen werck
nicht Teilhafftigk werdet.“129 Muͤssen wir denn vber diesem bekentnis das
(15)Landt reumen, so haben wir diesen trost wie der xxiij. Psalm sagt: „Die Erde
ist des Herren vnnd alles, was dorinnen ist.“130
Muͤssen wir aber die Welt lassen vnd vnser Leben verlieren, so haben wir
diesen Trost Christi, der do spricht: „Jn meines Vaters Reich seindt viel
wonung.“131 So wir nu bestendigk bleiben, so haben wir Menschen vnd
(20)Teuffel zu Feinden. Die menschen aber sterben, die Teuffel werden ver-
dampt. || [C 1r:] Fallen wir aber abe vnnd verleucken das Euangelium, so ha-
ben wir Gott, alle Engel vnd alle Heyligen zu ewigen feinden. Darfuͤr Gott E.
F. G. vnd vns allen gnediglich behuͤten wolle. Amen.
Alle Superattendenten vnd Pfar=
(25)hern des Furstenthumbs
Hessen Etlich vnd vierzigk.132
Bedencken der Stadt N.N.133
Vorsichtige,134 erbare, weyse, guͤnstige, liebe Herrn!Nachdem E.V.E.W. vnns das Jnterim zu vorlesen135 vnnd, was darinnen, der
gewissen halben vnschedlich zu thun, befunden werden, E.V.E.W. anzuzei-
(5)gen befohlen,136 haben wir dasselb vnder handt genommen vnnd semptlich
nach vnserm geringen verstandt erwogen Vnd knnen keinsweges verber-
gen, das wir inn vnsern gewissen nicht geringe entsetzunge vnnd erschre-
cken darob entpfangen, das wir mit dieser allerwichtigesten vnd auch geuer-
lichsten sachen, die Gottes Ehr, rechten, waren Glauben vnnd Gottesdienst
(10)sambt der Seelen heyl belanget, etwas rathen sollen, nachdem man inn das
Jnterim schon bewilliget hat,137 von wegen der schweren vnd schedlichen
ergernisse, die allenthalben vnd inn allewege daraus entstehen vnd eruolgen
wllen. Denn, ob wir vnns gleich die hoffnung wie ein traum einbilden, als
mchten wir der hochbeschwerlichen Puncten, so darein || [C 1v:] vorleibt,138
(15)vberhaben139 bleiben, wo wir etliche geringe ding annehmen,140 so ist vnd
bleibt doch solche hoffnung auch bey vns selbst zur zeit noch vngewis141
vnnd bey allen andern Kirchen, die sich an vnser Exempel stossen vnnd
ergern werden, vngleublich vnd vngruͤndlich,142 vnd wird also auch die
allergeringeste enderung ein ansehen haben eins anfangs, das gantz Jnterim
(20) ins werck zu bringen,143 wie es vormals144 mit worten bewilliget ist.145
Vnnd ist zu besorgen, solchs ergerlich ansehen werde viel schwacher Kir
chen vmbstuͤrtzen146 vnnd gleichwie eine Pestilentz mit gehem147 tode dohin
reissen, das sie als die schwechsten vnnd, die man am hefftigsten wird schre-
cken,148 das gantze Jnterim werden annehmen mit diesen gedancken, als
werde es doch zuletzt auch bey vns eben solchen weg erreichen.149
Desgleichen werden vns auch die Kirchen, die das Jnterim gar nicht anneh-
(5)men,150 auch fuͤr abfallende glieder halten Vnd jhr gemeinschafft vnd gebet
von vns wenden, so vns doch dagegen die Papisten vmb solcher geringer
newerunge willen noch nicht als jhre mitgelieder vnnd rechte Christen – wie
wir auch nicht sollen begeren – erkennen vnd annehmen, vnnd werden wir
als ein newe secten werden vnd new Schisma machen aus vnser eigener
(10)verschuldung,151 so doch das erste Schisma oder spaltung nicht aus vnser
schult, die wir jrthumb vnd missbreuche verlassen vnnd die warheit ange-
nomen haben, sondern aus der Papisten schult, so die warheit verfolget
haben, entsprungen ist vnnd || [C 2r:] wird das letzte erger denn das erste,152
nemlich aus zweyen secten drey werden.
(15)Vber das werden sich die Papisten vber153 vnserm Exempel stercken vnnd in
jhrem alten vnchristlichen, abgttischen wesen fortfahren154 der hoffnung,
wir werden doch entlich alle jhre grewel muͤssen widder annehmen vnnd
jhnen gleich werden,155 vnd wer sich vnter jhnen solchs vnchristlichen, b-
gttischen lebens eussern wird, den werden sie mit wasser, fewr vnd schwert
(20)verfolgen vnnd hinrichten, wie sie vormals bis anher auch gethan haben.156
So ist auch das vor Gott nicht zu vorantworten, das durch annehmung dieses
Jnterim157 das Euangelium vnd aller Gottesdienst zu einem weltlichen
Reichshandel gemacht vnnd vntera die sachen, die vnter das schwert geh-
ren, eingezohen158 werden, so doch das Reich Christi nicht ein weltlich
(5)Reich ist vnd der recht glaube sampt den rechten Gottesdienst nimmermehr
muͤgen mit gewalt vnd schwert erzwungen werden, sondern sollen vnd
muͤssen allezeit freywillig von hertzen vnd aus dem heiligen Geist her
flissen.159
Es geschee auch, wo es also forth160 gehen solte, den andern Kirchen, so
(10)nicht vnder dem R. Reich vnnd dennoch rechte, ware Christen seint, zum
sondern161 nachteil, wenn sie muͤsten gleuben, was auff dem Reichstage
beschlossen wehre oder nochb wuͤrde,162 oder muͤsten aber163 die schande tra-
-
gen, alß gleubten sie nicht recht oder weren alle Schismatici oder abgewen-
te,164 welche schmahe alsdenn Christo selbst widderfuͤre.
|| [C 2v:] Vnnd was knte itzundt anderst widder vnns vermutet vnnd geurteilt
werden, wenn wir vnsern glauben vnnd Gottesdinst nach willen vnnd wolge-
(5)fallen derjhenigen wuͤrden richten, die vnser mit dem schwerdt mechtig
seindt,165 vnangesehen ob sie wider vnd on Gottes wort daher fahren,166 denn
das wir des Tuͤrcken Alcoran,167 wo ehr vnns – do Gott fuͤr sey – vberweldi-
gen, auch wuͤrden annehmen, ehr168 wir Leib, leben, Ehr vnd guth dran-
setzen.169 Vnnd solt dieser sachen halben, das Gott gnediglich verhuͤten
(10)wolle, ein erregung inn deutzschen Landen gescheen,170 knten wir inn
vnserm gewissen nicht entschuͤldigen noch rein achten, das wir nicht auch
zum teil vrsachen dartzu hetten gegeben, so wir mit rath vnnd that dartzu
huͤlffen, das dem Jnterim die thuͤr auffgethan vnnd es inn etzlichen stuͤcken,
noch171 denen, die andern, so vntreglich sein, dester leichter mchten hin-
(15)nachdringen, hetten helffen einfuͤren. Vielmehr wuͤrden wir andern leuten
vordechtigk, als die von der warheit on redliche vrsache widder weren abge-
fallen, vnd also nicht in geringer gefahr gesetzt, dannc der wir gewarten,172 so wir des Jnterims muͤssig stehen.
Vnd ist also offenbar, das in diesem handel die grossen ergernis eingewi-
(20)ckelt173 sein vnnd herfuͤrbrechen wollen, so in der gantzen Christenheit
erstehen vnd erfunden werden mgen. Den damit gibt man vrsachen zum fall
den schwachen Kirchen, die durch vns geergert werden, vnd wird schuldig
an allen seelen, die in solchem fall vorderben. Man meret die trennunge vnnd
wird schuldig an allem dem vnrath, so || [C 3r:] daraus volgen. Man wuͤrde
teilhafftig aller Papistischen grewel vnd alles vnschuͤldigen bluts, so sie ver-
gossen haben vnnd vergiessen werden. Man macht aus dem Reich Christi ei-
nen Tyrannischen, weltlichen mordzwangk, erregt widderwillen vnnd ver-
(5)achtung vnser bey ander Christlichen Nationen, macht sich abfals vordechtig
vnnd gibt vrsach zu allerley bittern gedancken, daraus entlich ein vnwidder-
brenglicher vnrath entstehen vnd eruolgen mchte. Nun spricht jo Christus:
„Wehe dem menschen, durch welchen ergernis kumpt. Es were jhm nuͤtzer,
ein muͤlstein hinge an seinem halse vnnd wuͤrde damit ins Meer vor-
(10)senckt“,174 welchs yo ein schrecklich vrteil ist.
Darumb knnen wir nichts anders erkennen noch sagen, denn das diejenigen
wol gethan, so das gantze Jnterim gewegert haben,175 wissen auch kein an-
ders mit gutem gewissen zu rathen, denn das man seiner gar muͤssig stehe176
vmb der ergernis willen, damit wir vnser gewissen nicht wollen beflecken.
(15)Wo es aber an177 vnnd ausserhalb der ergernis were, so mcht man etliche
stuͤcke one nachteil des gewissensd leiden, etliche auch vmb friedes willen
thun, zuuor178 wenn man gewis were, das man mit dem Abgttischen vnnd
lesterlichen stuͤcken vnbeschwert solt bleiben.179
Leiden knte eine Christliche gemeine,180 was man jhr fur feiertage auffle-
(20)gete, doch mit dem berichte,181 das man feierte, Gottes wort zu hren, Sacra-
ment zu empfahen, zu beten vnnd zu dancken vnd nicht den Heiligen, nach
deren namen || [C 3v:] die Fest genant werden, zu dienen, denn man sol Gott
anbeten vnd jhm allein dienen.182
Leyden knte sie auch, das man jhr etliche tage das fleisch verbte. Aber
dasselbige wil vor eine geistliche Zucht geacht werden, dinstlich dartzu, das
vnser fleisch dem Geist gehorsam sey; muͤssen die, so solch verbot treiben,
den heyligen Paulum gedulden vnd lassen zeugen, wie ehr den j. Thi. iiij
(5)weissaget vnd spricht: „Der Geyst sagt deutlich, das inn den letzten Tagen
etliche werden vom glauben abtretten vnnd anhangen den verfuͤrischen
Geistern vnnd Teuffelslehren durch die, so inn gleisnerey183 luͤgenredner
wuͤrden sein vnnd Brantmal inn jhrem gewissen haben vnd verbieten, ehelich
zu werden vnd zu meiden die speise, die Gott geschaffen hat, zu nemen mit
(10)dancksagung den gleubigen.“184 Das ist ja nicht von Ketzern geredt, die
vorgeblich185 widder die Ehe vnnd Speise plaudern mit vngegruͤnten worten,
sondern von den gewaltigen inn der welt, so die Ehe vnnd Speise mit teg-
licher exequution weren, das ist auß den worten Pauli lauter, klar vnnd vn-
widersprechlich, wollen derhalben niemandt rathen, das ehr sich sollichenn
(15)scharffen worten des heiligen Geistes theilhafftig mache.186 Das man die
priuatabsolution suchet vnd inn der Kirchen erhilt, were nicht allein leidlich,
sondern auch gutt, wenn sie nicht, diee Papistischen Beicht mit allen jhrenn
greueln wider auffzurichten, gefuͤrdert wuͤrde, welche nicht einzureumen ist.
|| [C 4r:] Darumb, wo man die priuatabsolution wieder wil anrichten, da muͤs-
(20)sen die Prediger wieder187 das ntige erzelen aller suͤnden vnd widder die
vormeinte188 genugkthuunge vnser eigen wergk vleissig predigen. Das
mag189 denn wol so viel vnruhe geperen,190 als die Absolution zu einigkeit
dienet.
Singen vnnd lesen inn der Kirchen,191 so lange vnnd so viel, als man wil,
(25)deutzsch oder Lateinisch, sofern es Gottes wort oder ja demselbigem gemess
ist, wer am wenigisten beschwerlich, wo sie nicht jhre sieben tagetzeit192 da-
mit gedechten auffzurichten. Dieweil aber vnser Kirchen zu demselben nicht
verbunden,193 hat man wol fugk,194 darinne vnbeschwerliche ordnunge195 zu
halten oder zu machen, wenn das gemeine ergernis nicht mit einfile.196
Ausserhalb dieser stuͤck wissen wir nichts, das man ahne beschwernus der
gewissen thun knte, wenngleich das gemein vnd gros ergernus hindange-
than wuͤrde, denn die andern Ceremonien alle, so wir hingelegt197 haben
vnnd vom Jnterim wider gefordert werden, seint wider198 auff falsche lehr
(5)gegruͤndet oder abergleubisch, wie zimlich199 ann tag gebracht ist worden.200
Nun knnen wir ja schwerlich vermuthen, das man diesen geringen dingen
einen solchen schein201 eins gehorsams vnnd der einigkeit knne machen,
das man darunder sicher vnnd mit den vbrigen vnleidlichen, abgtischen
Ceremonien, so der ehr vnd herligkeit Christi abbruͤchig sein, vnbeschwert
(10)mcht bleiben.202
|| [C 4v:] Solt man denn ahn alle furcht ein ergerlichen, ein beschwerlichen an-
fang vnnd eingangk des Jnterims machen, dardurch vieler gewissen verwirret
vnd betrbet mchten werden, das wuͤrde Gott keinesweges gefallen vnd vn-
gestrafft nicht bleiben. Wissen vns derhalben slcher ferligkeit203 mit guthem
(15)gewissen nicht teilhafftig zu machen, bitten, E.V.E.W. wollen solchs von vns
nicht anders denn guter, getreuer vnnd vntertheniger meynung vornehmen
vnd das jhnen lassen beuohlen sein.