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Eine gemeine Protestation (1548)
bearbeitet von Hans-Otto Schneider
[Inhaltsverzeichnis]

|| [143]

|| [A 2r:] Vnser Herr Christus Jhesus, als er hart1 vor seinem Leiden gefenck-
lich fr die Hohen Priester vnd Schrifftgelerten gefrt, allenthalben verklagt
vnnd geengstiget ward, klaget er sehr erbermlich vber gewalt vnd vnrecht
mit solchen worten: „Wenn ichs euch sag, so gleubt jhrs nicht, vnd wenn ich
(5)euch frag, so antwortet jhr nicht vnnd last mich gleichwol nicht loß.“2 Denn
die Jdischen Pfaffen waren so verstockt in jhrer boßheit, das sie jhm nicht
gleuben wollten, ob er gleich die warheit redete vnd seine Lehr mit kreffti-
gen zeugniß der heiligen Schrifft vnnd Gttlichen wunderthaten beweiste.
Vnd wiewol er seine vnschuldt frwandte,3 kondt er dennoch fr solchen
(10)vnbillichen Richtern kein Recht erlangen. Sondern als die Heuchler sahen,
das sie von jhm mit krefftigen argumenten widderlegt vnd vberweiset weren,
worden sie noch viel vnsinniger4 vnnd wolten jhn mit steinen zu todt werf-
fen.5 Vnnd endtlich, als nun des Herrn Christi vnschuldt so hell am tag war,
das jhm auch der Gottlose Heid Pilatus seiner vnschuldt zeugnis geben mus-
(15)te,6 da fiengen sie allererst an, jhren schwartzen greulichen gifft gar herauß-
zuschtten, zuriessen jhre Kleider vnnd schrien: „Creutzige jhn, creu- || [A 2v:]
tzige jhn! Sein Blut sey vber vns vnd vnsere Kinder!“7
Solche gewalt vnd Tyranney an einem vnschldigen Menschen, ya an dem
lebendigen Sohn Gottes, am Heilandt der gantzen welt zu vben, ist ja ein
(20)elender, erbermlicher jammer. Das aber ist allererst ein vermaledeit8 Teuff-
lisch stck,9 das nicht die Heiden, sondern die das volck Gottes genennet
wurden, ya die Hohenpriester solche schmach vnd marter dem Herrn Christo
angelegt haben.
Aber Gott sey es geklagt, die vndanckbare vnnd vermaledeite welt handelt
(25)mit Chrjsto vnd seinen Brdern, das ist: mit der warhafftigen Christlichen
Kirchen, nicht anders. Derhalben knnen alle gliedmaß der Kirchen Gottes
mit jhrem Bruder Christo dis trawerliedlein mit allem recht singen: „Wenn
man euch sagt, so gleubt jhr nicht“ etc.10 Denn es wirdt der Christlichen Kir-
chen sampt dem heiligen Euangelio allenthalben (als in geschichten der
(30)Apostel geschrieben stehet) wiedersprochen,11 insonderheit aber von den
Heuchlern vnnd werckheiligen, die allezeit die hefftigsten feind Christlicher
Kirchen gewest sind, seind vnnd biß zum end der welt bleiben werden.

|| [144]

Weil denn der Christenheit jhr leben allezeit in der welt blutsawer12 wirdt
vnd des Teu- || [A 3r:] ffels vnd der Gottlosen wten so groß ist, das die Gott-
frchtigen kein recht fried oder ruhe fr jhren feinden erlangen knnen,
wenn man sie schon auffs allerklerlichst vnd grndtlichst von der warheit
(5)Gttlicher Leer berichtet, mchte wol jemandt dafr achten, das den Chris-
ten nichts bessers sey, denn still dazu schweigen vnd alles gehn lassen, wie
es gehe, auff das man nur ein wenig mit fried bleiben mcht.13
Aber der Herr Christus selbs hat am Charfreitag nicht aller ding stillge-
schwiegen, sondern ffentlich bezeuget, das er des lebendigen Gottes war-
(10)hafftiger Sohn sey, werde auch noch zur rechten seins Himlischen Vatters
sitzen;14 darmit er beide, sein vnschuldt vnnd auch das gestrenge gericht
Gottes vber die Gottlosen, sein wiedersachern genugsam zu verstehen gab –
welches sie hernachmals woll geflet han vnd noch in ewigkeit flen wer-
den.
(15)Vber das, so gibt vnser Herrgott neben andern frnemlichen vrsachen auch
darumb seiner Christlichen Kirchen sein heiligen Geist vnd Predigampt, auff
das die welt gestrafft15 werd von wegen der snde, das sie Christum nicht
annehmen will, vnnd von wegen des vnrechten gerichts, das sie die heil-
samen Lehr des Euangelij so vnbillich verdammet, auff das durch solche
(20)Predigt jhr viel bekeret werden vnd hernachmals jederman entschldigt sey,
wenn die Gottlosen, so sie auff jhrem verstock- || [A 3v:] ten sinn beharren
vnnd sich an keine warnung keren wollen, mutwillig yns ewige verdamnis
fallen.
Derhalben ist die Christlich Kirch pflichtigk, jhre Lehr vnd vnschuldt zu
(25)jeder zeit ffentlich darzuthuen vnnd zu verteidigen. Frnemlich sol vnnd
kan sie solches jtzundt inn keinem weg16 vnterlassen, weil die widdersacher
widder Gott vnnd Recht mit schwerdt vnnd fewr vnsere Lehr vnuerhorter
sach17 verfolgen vnnd vns zu newer verfrischer Lehr ntigen, so doch
vnsere Lehr jhnen – wie wir hernachmals beweisen wollen – nicht verborgen
(30)ist, das sie die Gtliche helle warheit sey.
Vnd wir wissen nur seer wol, ob vns gleich die aller billichsten vnnd wich-
tigsten vrsach zu solcher klagschrifft bewegen, das wir dennoch von etlichen
als von Epicurern18 werden darvber verlachet werden, gleichwie es auch dem
Herrn Christo widderfur, als er vor dem Pilato von der warheit sagen wolt.19

|| [145]

Jtem die Tyrannen, welche sonst nicht leiden knnen, das die armen, vnter-
drckten Leut nur mit einem seufftzen jhren grossen schmertzen vermercken
lassen, werden one zweiffel dadurch nur viel grimmiger auff vns werden.
Weil aber vns obgemelte vrsach darzu bewegen vnnd auch zu verhoffen ist,
(5)es werden noch bey den widdersachern Etliche ehrliche Leut gefunden wer-
den, welche, ob sie vnns gleich nicht aller- || [A 4r:] ding wolgewogen sindt,
werden sie gleichwol erkennen, das vnser flehen vnnd bitten billich vnnd
recht ist. Vnnd frnemlich wirdt vnser Herr Gott selbs one zweiffel durch
solch vnser weinen vnnd klagen beweget werden.20 Derhalben sollen wir
(10)nicht vnterlassen, vor Gott vnnd dem Menschen beide, vnsere vnschuldt-
beschwerung21 vnnd auch das vnsinnige wten vnnd toben der feind, frzu-
tragen.
So wir aber, dazu hefftigk gedrungen aus grossem yammer, wrden etwas
scherffers reden, wollen wir gutherzige leser gebeten haben, auff das sie es
(15)vns zu gut halten, sintemal nimmermehr etwas so hefftigk gesagt kan wer-
den, das mit jhrer vnaussprechlichen grausamkeit mcht zu vergleichen sein;
vnnd wolt Gott, das solches nicht war were, o wie gern wolten wir schwei-
gen! Vber das sind wir jtzundt nicht gesinnet, vnsere rede zu lencken nach
den ohren der welt, welche des liebkosens vnnd fuchsschwentzens22 gewonet
(20)ist, sondern wollen vns befleissen, vnsere klag vnd protestation fr Gott dem
allmechtigen vnd der gantzen welt mit bequemen23 eigentlichen worten, so
viel vns jmmer mglich ist, frzubringen.
Derhalben bezeugen vnnd klagen wir fr Gott vnd der gantzen welt, das die
obgesagten || [A 4v:] Gottesfeind, die heuchler vnd tyrannen, widder alle recht
(25)vnd billigkeit vns vnd vnsere Religion vberfallen, welche niemals gebrli-
cherweiß zu urteilen frgenohmen, viel weniger verdampt worden ist, son-
dern von allen rechtsinnigen, die nur zimlich bericht daruon vberkommen,
fr rechtschaffen vnnd war erkandt wirdt.
Denn erstlich ist jederman wissentlich,24 das alle recht, Geistlich vnd Welt-
(30)lich, gebieten, das auch der allernichtigste vnnd ergste mensch, es betreff
viel oder wenig, nicht vnuorhorter sach verdampt werde, so fern er sich zu
verantworten erboten hat, sondern das jederman, auch den allervorwegesten
buben, frbringung jhrer sach nach ordentlicher weiß erlaubt vnnd vergnnet
werde.25
(35)Zum andern ist auch wissentlich, das seeliger gedechtnis Doctor Martinus
Luther
Anno 1518, als jhm der Babst so hefftig zusetzte, sich auch auff ein

|| [146]

frey Concilium beruffen vnnd erboten hatt, das er vberal vnd zu jeder zeit
seiner Lehr grndtlichen bericht von sich geben wolle.26 Desgleichen (Wie
vnuorborgen ist) haben auch hernachmals Frsten vnnd Stedt hefftig protes-
tirt vnd demtiglich gebeten.27
(5)Weil denn alle recht gebieten, das ein jeder verklagter, auch in geringsten
hendeln, sol zur verhr vnd antwort gelassen werden, warumb hat solchs
dem Herrn Doctori Martino Luthe- || [B 1r:] ro vnnd andern Lerern vnnd Gott-
frchtigen mennern, item Frsten, Stedten vnd gantzen Lendern, so sich
Gttlichs worts annehmen, auff jhr demtiges flehen vnd bitten nicht wie-
(10)derfaren knnen? Wie, ist denn kein Recht mer in der welt, gedencken sie
denn nicht anders denn als Reuber vnd wilde Thier mit den Leuten vmbzuge-
hen?
Wenn jrgent ein einiger mensch von eim Tyrannen vnuerhorter sach vmbge-
bracht wirdt, schreit jederman (vnnd nicht vnbillich), das er schendtliche
(15)tyranney gebet vnnd darmit verdienet hab, das er hie vnd dort28 gestrafft
wrde. So bedenke nun bey sich selbs ein jeder mensch, der nur ein mensch-
lichen blutstropffen in seim leib hat, wie gar ein teufflische vnnd nicht allein
tyrannische oder wlffische grausamkeit es sey, das diejhenigen, zu welchen
man sich jhrer eidspflicht halben schutz vnnd schirm versehen solt,29 so viel
(20)gelerter Gottfrchtiger Leut, Stedt, Frstenthumb vnnd Lender mit schwerdt
vnnd feur verfolgen, ehe denn sie zu verhrung jhrer sachen zugelassen sind.
Ferner: So man dafur helt, das in leiblichen sachen solche tyranney in kei-
nem weg zu dulden sey, lieber, was sollen wir doch sagen oder was fr klag,
red vnd stim sollen wir fren, entweder vnser vnschuldt vnd elend oder der

|| [147]

Gotlosen teufflisch wten vnd toben, welches weit die Pharaonische tyran-
ney30 vbertrifft, fr Gott || [B 1v:] dem allmechtigen, damit der gantzen welt
vnd allen Creaturen, kundtbar zu machen? Weil die Gottlosen dieser zeit sich
vnterstehen, vnns nicht allein der gtter des zeitlichen lebens, sondern auch
(5)des ewigen lebens vnd des warhafftigen erkentnis Gottes, darzu das mensch-
lich geschlecht frnehmlich geschaffen ist, mit mancherley trug vnd list vnd
mit vnrechter gewalt zu berauben.
Jst doch vor zeiten einem jeden ketzer (so ers begert hat) auff den Concilijs
macht gegeben worden, freien bericht vnd entschldigunga seiner Ler furzu-
(10)bringen, wenn er gleich ffentliche Gotteslesterung gelert hat, als dem
Arrio31 vnd andern rottengeistern. Aber jtzundt kan so vielen Doctoribus,
Stedten, Lendern vnnd nationibus solche freiheit von den widdersachern
nicht widderfaren, die doch selbst bekennen mssen, das wir widder32 Got-
teslesterung noch ketzerey leren, one allein33 das sie vns schult geben, wir
(15)richten spaltung an, welches sie doch auß heiliger Schrifft nicht beweren34
knnen. Frwar, so es auch bey den Heiden fr ein grausams laster ist gehal-
ten worden, so man jemand vnuerhorter sachen verdammet hat, wie viel
mehr ists bey den Christen, die sich Christlicher lieb befleissen sollen (von
welcher die widersacher wol viel plaudern, aber gleichwol nichtsdesteweni-
(20)ger auffs aller begirlichst nach vergiesung Christlichs Bluts trachten), fr ein
verfluchte tyranney zu halten, das man so viel Land || [B 2r:] vnd Leut, die
niemals zu rechter verantwortung zugelassen sind, inn ban thut,35 mit
schwert vnnd fewr verfolget, Gttlichs worts vnnd Christlicher Religion
beraubt?
(25)Wolan, wollen jtzt beruhen lassen die gerechtigkeit, die vns von gesetzes
vnd rechts gewonheit halben widderfaren solt. Haben nicht die Keiser selbst,
der Babst vnnd seine Bischoff verheissen, das sie vns ein freies Concilium
geben wollen?36 Wenn halten sies aber? Warumb Tyrannisieren vnnd toben
sie indes also mit schwert vnd fewr wider vns, ehe wir verurteilt sind? War-
(30)umb zustren sie vnsere Kirchen? Warumb verfolgen sie an allen rten mit
solchem wten vnnd toben vnsere Lehr, die wir bereit vnd von hertzen
gefrewet sint, jhnen, wenn sie wollen, auff einem freien Concilio zu bewei-
sen, das sie des Herrn Christi Lehr sey?

|| [148]

Sie mchten aber vielleicht sagen, sie hetten vns bereit an ein frey Concilium
zu Trident37 gegeben oder das sie vns hernachmals eins vergnnen wollten?
Ja das widderspiel38 sicht39 man wol, vnnd ist schwerlich zu verhoffen, das
der Babst mit seinem anhang jhemals dieser zusag besser nachkommen wer-
(5)de. Denn das Conciliabulum40 zu Trident ist kein frey oder recht Concilium
gewest,41 hat auch nicht rechtschaffen von vnser sach geurteilet, wie solchs
auff mancherley weiß kan erweist vnd dargethan werden.42
|| [B 2v:] Denn so etwan jhr zween43 ein sach fr gericht außzufren hetten, da
der eine wil den andern mit gewalt von der handlung oder gericht treiben,
(10)darnach allererst part,44 kleger vnd richter sein wolt, wer kndt so vnuer-
schempt sein, das er solch vrteil fur recht vnd billich erkennen drfft, wenn
gleich der gantze handel nicht mer denn ein schebige45 zigen betroffen het?
Nun aber ist der gantzen welt bekannt, das die wiedersacher eben zu einer
zeit das Tridentische Concilium hielten Vnnd zugleich vnser Kirch mit Krieg
(15)vberfielen,46 auff das wir ja nicht beim Concilio erscheinen vnnd vnsere
sachen frbringen sollten. Noch gleichwol schemeten sich vnsere wieder-
sacher nicht, dasselbige Conciliabulum fr ein recht Concilium zu vertei-
digen, wolten vns dasselbige mit gewalt beybringen, vnd das noch mehr ist:

|| [149]

Ehe denn das Conciliabulum versamlet ward, zwang der Gottlose Achab47
die gelerten in seinem Landt, das sie schweren48 musten, sie wolten anneh-
men alles dasjhenige, so darinnen beschlossen wrde.49 Hie sicht man, wie
der Gottlosen trichte klugheit so ein geschwinder50 gifftiger wurm ist; sie
(5)will auch, man soll sich mit eidt auch zu einem knfftigen ding verpflichten,
welches niemand wissen kan, ob es zu Gottes ehr oder vnehr gereichen wol.
Aber der gerechte, gtige Gott hatt entlich das Tridentische Conciliabulum
zutrent51 vnnd der gantzen welt zum spot vnd schauspiegel52 ge- || [B 3r:]
macht, also das nicht allein die Gottlosen Meßpfaffen53 vnd das ander Bebs-
(10)tisch gesind54 , so daselbst versamlet gewesen, mit jhren decretis sind zu-
schanden worden, sondern auch die hohen Heubter des Erdbodems, so solch
Concilium zu vnterdrckung Christlicher Lehr versamlet hatten, haben jhr
eigen gerechtigkeit darinnen nicht erhalten knnen.55 Also sind sie nach dem
rechten gericht Gottes selbst in die gruben gefallen, welche sie der armen
(15)Christlichen Kirchen gegraben hatten,56 vnnd sind darvber mit jhren Concili-
js vnnd finantzen57 der gantzen welt zum gelechter vnd spot worden.58
Ferner aber, das sie vns auch hernachmals nimmermehr ein frey Concilium
einreumen werden, des sicht man gewisse vrsachen vor augen: Nemlich Das
sie sich so bemhen, jhr gifftigs Interim mit gewalt in vnsere Kirchen einzu-
(20)dringen.59 Denn so sie willens weren, inn kurtz ein rechtschaffene verhrung

|| [150]

vnserer Lehr zu halten, wrden sie gewißlich nicht vmb so einer kurtzen zeit
willen die gantze welt erregen vnd vnrugig60 machen.
Vber das, weil sie sehen, das sie mit dem negsten61 Concilio also mit schand
vnnd spot bestanden sind, befrchten sie sich, man knne vnsere Lehr auch
(5)hernachmals durch ein Concilium nicht vnterdrcken.
Zudem, so ist auch ein ander Buch, welches || [B 3v:] Tittel heist „Reformatio
Ecclesiae“,62 jtzundt außgangen, bestetiget vnnd von den Bischoffen ange-
nommen, welches das gantze Babsthumb in sich helt Vnd dazu allenthalben
erschreckliche verfolgung anstifftet Vnnd in summa gantz vnd gar mit greu-
(10)lichen Gotteslesterungen vnd Christlichem Blut besuddelt ist.
Weil diesem also ist, kan man leichtlich abnemen, ob furthin eines freien
Concilij vonn jhnen zu vermuthen sey, oder ob nicht jhre practiken63 vnd
anschleg dahin gerichtet sein, wie sie gantz vnnd gar die gantzen warheit
vertilgen vnd vns widerumb auff den alten papistischen abgttischen grewel
(15)vnd jrthumb des Babstthumbs bringen mchten vnnd grausame tde anlegen
alle denjhenigen, so Christum bestendigk bekennen.
Aber wolan, wir wollens setzen, als wolten sie einmal ehrlich handeln vnnd
krtzlich als one gefehr vber zwey oder drey jar jhrer verheissung nach-
kommen. Meinstu aber, das sie vns ein Concilium geben werden, das da
(20)mcht leidlicher sein vnd sich von einem bessern geist versammelen vnnd
regieren lassen denn das nechst vergangene64 oder fast alle andere Concilia
die jnnerhalb diesen fnffhundert jaren65 sindt gehalten worden? Sehr viel
Leut (haben wir leider sorg) wrden jemmerlich betrogen werden, so sich
auff solche hoffnung vertrsten wollten. Noch dennoch wollen wir || [B 4r:]
(25)setzen, das sie vns krtzlich ein recht frey Oecumenicumb concilium werden
zulassen, vnd wollen bitten, das es also geschehe. Warumb wollen aber die
widdersacher derselben zeit nicht erwarten? Warumb verstren sie so viel

|| [151]

Christlicher Kirchen? Warumb vergiessen sie mutwillig so viel vnschldiges
Christlichs bluts? Warumb richten sie vmb so einer geringen zeit willen ein
solchen grausamen yammer an? Wollen sie zuuor vns vmbbringen vnnd das
Euangelium Chrjsti austilgen vnnd hernachmals erst richten, ob sie vns
(5)hetten vmbringen vnnd diese Lehr aussrotten sollen oder nicht?
Wir bitten vnnd ermanen sie aber vmb Gottes vnd der gerechtigkeit willen
vnd wllen hiemit fr dem angesicht Gottes des allmechtigen vnnd seiner
heiligen Engel auch fr der Christlichen Kirchen vnnd aller welt bezeuget
haben, auff das doch die Christen inndes nicht so grausamlich auff die
(10)fleischbanck66 geopfert vnnd Christliche Kirchen nicht so jemmerlich zer-
streut wrde, bis solang wir im knfftigen Concilio (Welchs man verheissen
hat) ordentlicherweiß verhort vnd nach außweisung des rechtens mit Gttli-
cher Schrifft vberweist67 vnnd verdammet werden.
Jst auch etwan noch ein einiger68 mensch vnter allen jtzigen tyrannen oder
(15)vnter jhren rathgebern, der da ein fncklein Gottesfurcht, || [B 4v:] Leutsee-
ligkeit69 oder mer sinn vnnd witz70 in sich hab, der da bedencke, das vnser
klagen vnd flehen seer billich vnd recht sey, vnnd fr recht erkenne, das man
sich vnser, als des armen Lazari, der vor des Reichen mans thr mit allerley
plag vnd elend vmbgeben ligt,71 erbarmen vnnd verschonen soll? Nein; zwar
(20)wir gleuben nicht, das einer vnter jhnen allen ist, der des gesinnet sey, oder
ya gar wenig. Denn die klegliche not vnnd das demtige flehen der elenden,
welche zuuor denselben stoltzen tyrannen alle trew vnd wolthat erzeiget han,
verhnen vnnd verstossen sie auff das aller hochmtigst, wie solchs nicht
allein der gefangene lbliche Churfrst,72 sondern Regenspurgk73 vnd gantz
(25)Deudtschland jtzund flen muß, so sie doch tausentmal besser vmb jhre
tyrannen verdienet hetten. Jnn summa: Ob wir gleich vnser sachen auffs
beste frbringen, also das die wiedersacher selbst bekennen mssen, das wir
gerecht vnd vnschldig sein, gleichwol gehet es vns nicht anders, als dem
Sohn Gottes selbst gegangen ist. Sagen vnd beweisen wirs, so gleuben sie es
(30)nicht; fragen wir sie, so geben sie vns keine antwort – vnd lassen vns gleich-

|| [152]
-
wol nicht los, sondern schreien one vnterlas: „Weg, weg mit jhnen! Creu-
tzige sie! Creutzige sie!“74
Darber, o Herre Gott, mach dich auff, mach dich auff, lieber Herrgott, vnnd
schaw auff des Gottlosen wten vnd toben der grausamen tyrannen Vnnd
(5)das klegliche elend deines volcks, das so hart geplaget wirdt.75
|| [C 1r:] Sie haben vns bißher lange zeit verfolget vnnd plagen vnnd engstigen
vns noch on vnterlaß mit vnzelichen beschwerungen,76 noch wollen sie vns
vber das alles auch von der reinen Lehr des Euangelij ntigen zu annehmung
einer newen Lehr (Interim genandt), so durch einen vorwegen77 Gottes-
(10)verreter oder drey78 gemacht ist, welche sonst an jhrem vorigen schand-
flecken vnd bubenstcken79 (wie der gantzen welt bekandt ist) hetten jhr
leben lang genugsam abzuwischen gehabt, wenn sie sich gleich nicht vnder-
standen hetten, auffs new an Gottes wort Ritter zu werden.80 Solcher Gottlo-
ser Bswicht gifftigen Syrop,81 der one zweiffel aus dem Becher der Babi-
(15)lonischen hurn,82 des Babsts zu Rom, geschenckt ist, wollen sie jederman
beybringen vnnd drawen83 mit schwerdt vnd fewr zu verfolgen vnd auszu-
tilgen alle diejhenigen, die es nicht annemen wollen oder sunst demtiglich
bitten, das sie solchs Mandats mchten vberhoben sein.
Vnd so sie jemandt fraget, ob sie auch recht dran thun, antworten sie one
(20)schew, wie der tyrannen art ist: „Sic uolo, sic iubeo, sit tibi pro ratione
meum imperium“,84 das ist so viel gesagt: „knie nider, dir geschicht nicht
vnrecht“.85

|| [153]

Vnnd so man jhnen frhalten wolt die Rechtsprch, darinnen gegrndet ist,
welcher gestalt sie vnser Oberkeit sind, oder sie erinnern jhres eides pflicht
vnd zusagung, die sie deutsch Landt so offt gethan haben,86 so wrden sie
baldt || [C 1v:] schreien, wir werenc auffrrisch vnnd hetten crimen laesae
(5)maiestatis begangen. O das diesen steinern, adamantischen87 hertzen doch
einmal in sin kommen mcht, das sie bedechten, was da sey des ewigen
Knings Gttliche Maiestet schenden, vnd was fr grosse pein vnd straff
solchen freuelhafftigen, trutzigen vbertretern zu gewarten sey!
Nun wolten wir dennoch gern von jhnen berichtet werden, warumb man als88
(10)eben dis new Buch fr warhafftige Lehr annemen solt. Ists jhnen denn vom
Himel offenbart? Oder hat das heilige leben vnd wandel der Gottsuorreter
vnd schmarutzler,89 die dis Chymeram90 d oder meerwunder gezimmert
haben, so grosses ansehen bey jhnen, das sie denselbene geiffer vnnd vnflat
fr warhafftige Lehr halten knnen?
(15)Knnen sie aber nicht eigentlich wissen, ob dasselbige Buch one jrthumb sey
oder nicht, so ists ja ein vnsinnig, teufflisch wesen, das sie sich vnterstehen,
new vngegrndte Lehr von der wichtigen Religionssachen mit gewalt in der
Kirchen Christi zu bestetigen, vnangesehen das dadurch vnzelich viel seelen
in gefahr jhrer seeligkeit gesteckt werden vnnd Gott seiner ehr beraubt wird.
(20)Jst derhalben ein erschrecklicher jammer, das sie nicht allein vnser zeitlich
gut vnd leben, sonder auch vnser seeligkeit anfechten, mit welcher trawen91
in keinem weg92 widder93 schertz noch kinderspiel zu treiben ist, wie sie zu
thun gedencken.
|| [C 2r:] Aber vnmglich ist es, so sie anderst noch ein wenig sinn vnnd witz94
(25)haben, das sie nicht wissen oder verstehen sollten, das lauter abgttische,
falsche Lehr inn diesem Interim verborgen ligt. Denn wer sicht nicht, das
falsche vnd vnrechte Ler darinnen furgetragen wirt?

|| [154]

Erstlich leret es, man sol die warhafftige rechtfertigung dem vordienst vnser
brnstigen liebe zuschreiben.95 Zum andern verfinstern sie die Lehr vom
glauben, weil sie sprechen, das auch die Gottlosen als Judas den rechten
glauben haben.96 Zum dritten, ob sie wol von krefften der Sacrament viel
(5)plaudern, dennoch leren sie gar nichts von dem rechten glauben, on welchen
die Sacrament nicht knnen ntzlich entpfangen werden; ja zu jhrem gericht
werden sie es entpfangen!97 Zum vierden zutrennen sie mutwilligklich die
wort des Herrn Christi, mit welchen er sein abentmal eingesetzt hat, vnd
machen zwo Ceremonien draus, so doch der recht, natrlich verstandt des
(10)texts vnnd helle außlegung Pauli. i. Chor. xj.98 ffentlich darwidder schreien
vnnd bezeugen, das dieselben wort gesagt sind allein von der einigen Com-
munion oder entpfahung des Sacraments, die allen vnnd jeden Christen be-
uolen ist.99 Wer hir nicht sihet, das Gottes des almechtigen wort mutwilligk
verfelscht vnnd zurissen wirdt, der mus ya stockblind sein oder sunst mit
(15)sehenden augen nicht sehen wollen.100 || [C 2v:] Zum fnfften bestetigen sie
den abgttischen wahn von der vorbit der Heiligen, welchs ffentlich der
Apostolischen Lehr von dem einigen mitler Jhesu Christo101 entgegen ist.102
Zum sechsten beschmeissen103 sie das hochwirdige Abentmal des Herrn mit
greulichen mißbreuchen widder alle Gotteswort, also nemlich mit opfern fr

|| [155]

die todten,104 mit proceß tragen,105 mit anbeten106 vnd der gleichen, welches
in Gttlichem wort nicht allein nicht geboten, sondern vielmehr auffs heff-
tigst verboten ist.107
Nun allererst, weil jtzt erzelte jrthumb alle jederman kan vrteilen, das sie
(5)falsch vnnd vnrecht sind, sihestu wie ein verfluchte greuliche vermessenheit
in den tyrannen sey, die die Christliche Kirchen mit gewalt zu newer Lehr
ntigen, die sie selbs wissen vnnd verstehen, das sie Gottloß vnnd falsch ist,
vnd ist im grund kein vnterscheid zwischen vnsern tyrannen vnd Nabucho-
donosor.108 Denn gleicherweiß wie der Knig Nabuchodonosor jhm lies ein
(10)glden Bildt auffrichten, welches er wol wust, das es nicht anders war denn
ein todes Werck, aus Gold gemacht, noch gleichwol ließ er ein Gotloses
vnsinnigs gebot außgehen, das alle vlcker vnter seinem Reich denselben
Abgott anbeten sollten, vnd drawete,109 wie er die, so solch mandat vbertre-
ten wrden, die ergste plag vnd tde anlegen wolt, bedacht aber gar nichts,
(15)das es Gottloß vnd tyrannisch gehandelt wer, || [C 3r:] da er einen todten,
hlfflosen klotz auffstellete, anstadt des lebendigen Gottes anzubeten, vnd
wolt darber beide, Gott dem almechtigen seiner ehr berauben Vnd vnschl-
dige, Gotfrchtige menschen so grausamlich peinigen vnnd erwrgen,110
also auch vnser tyrannen: Wiewol jhnen vnuerborgen ist, das das Interim
(20)nichts anders sey, denn ein vnfletiger lgentandt, durch Gottlose erwegenef
bßwichter aus vielen greulichen jrthumen zusammengeschmirt, dennoch
vnterstehen sie sich, dasselbige mit gewalt inn der Christlichen Kirchen
einzudringen, vnd also ein Abgott auffzustellen an dem ort, da allein des
almechtigen Himlischen Vaters, des ewigen Knigs, wort vnd Gottesdienst
(25)solte gelert vnd getrieben werden. Vnnd zur bestetigung dieses Abgots ver-
giessen sie vnschldigk Blut der Christen, berauben vnd treten dem schpf-
fer Himels vnnd der Erden seine Gttliche ehr vnnd Maiestet mit fssen, zu
jhrer selbst vnd ander vnzelicher menschen ewigen verderben.
O wehe den verblenten, verstockten tyrannen vnnd jhren Epicurischen klg-
(30)lingen vnnd orenkrawern,111 das sie jhre schreckliche Gotteslesterung vnnd

|| [156]

tyrannische grausamkeit nicht betrachten! Das sie so gar nicht erschrecken
vor dem zorn des almechtigen Gottes, welches sie nun lange zeit allzuuiel
auff sich geladen vnnd gesamlet han! Sie solten ya dennoch einmal ge-
dencken, das sie auch nichts mer denn sterb- || [C 3v:] liche, elende menschen
(5)sind, die da heut odder morgen auch mssen vor dem gericht des gerechten
ewigen Gottes vorstehen.
Kein strassenreuber hat jhemals sein lebenlang so grausamen raub vnd mr-
derey im wald begangen, der mit rauben vnd morden diesen Cainskindern112
zu vergleichen wer. Denn jhene streben nicht mehr denn nach ein wenig gelt,
(10)diese aber lassen sich an vnserm gelt vnd gtern nicht gengen, sondern
wollen vns zeitlich vnd ewig leben darzu nehmen. Jhene fallen allein die an,
mit denen sie kein verbundtnis gemacht haben, diese aber vberfallen diejhe-
nigen, durch welche sie vormals zu der ehr vnnd herrligkeit, inn welcher sie
jtzt also prangen vnd tyrannisiren, erhoben sind, welchen sie sich auch mit
(15)siegel vnd brieff vnd mit ernstlichen eidspflichten auffs hchste verbunden
haben.113 Vberdas, wens weit geret, so toben die reuber allein widder die
menschen. Aber die jtzigen tyrannen sampt jhren meister klglingen, die der
Teuffel durch seinen geist so kn gemacht hat, das sie nach jhrem gtdn-
ckelg newe Religiones ertichten drffen, fallen dem allmechtigen Gott selbst
(20)inn sein regiment vnnd nehmen jhm sein ehr.
O der teuffelischen, vnsinnigen vermessenheit derjhenigen, so so trutzig
verfelschen drffen den heimlichen ewigen rath der heiligen Dreyfaltigkeit,
der vns aus lautter barmher- || [C 4r:] zigkeit Gottes inn der heiligen Schrifft
offenbart ist, welchen widder114 die heiligen Engel, noch der Sohn Gottes
(25)selbs hat verendern drffen! Ja alles, was der Sohn Gottes hier auff Erden
gethan vnnd gelidden hat, ist alles darumb geschehen, das die Schrifft erfl-
let wrde!115
Die widdersacher schreien vnd werden one zweiffel hernachmals, wenn jhn
solch vnser klagschrifft frkumpt, noch hefftiger schreien, das wir jhre
(30)Maiestat verkrtzen vnnd zu nahe reden. Aber das wir billich fug vnd recht
zu solchem klagen vnd flehen han Vnd das sie die Gttliche Maiestet des
ewigen Knigs verletzen, trutzlich verachten vnnd mit fssen tretten, das
wollen sie nicht bedencken. Wolan, sie mgen fortfaren! Weil aber der
ewige herschende Gott warhafftigk allen snden feindt ist vnd nimpt sich der
(35)elenden not an vnd will, das man seine Maiestet nicht allein vnuerhnet
lassen, sondern mit aller reuerentz frchten vnnd ehren sol, drffen sie nicht
dencken, das vnser Herr Got ewig darzu stil schweigen wird. Denn so sie

|| [157]

vns, wenn wir jhnen ein wenig die warheit sagen drffen, eine todtsnde
daraus machen vnd dieselbigen hoch auffmutzen,116 auff das sie vns mit
einem schein des rechten vnschldiglich vmb leib vnd leben bringen –
Glaubs nur knlich, vnser Herr Gott wird zu seiner zeit solchen gesellen
(5)auch wissen hencker vber den hals zu schicken, die sie in der Helle in ewig-
keit || [C 4v:] peinigen werden vmb jhre mutwillige Gottlose werck, mit
welchen sie sich tag vnd nacht befleissen, die Gttliche Maiestet mit seiner
lieben Kirchen aus der welt zu jagen.
„Ja“, sprechen sie, „wir sind die Oberkeit, nach Gttlicher ordnung dem
(10)menschen eingesetzt, vns muß man gehorsam sein!“ – Hrt jhr aber nicht
auch den heiligen Geist, der dargegen schreiet, man soll Gott mehr gehorsam
sein als dem menschen,117 wie solches auch alle Propheten, Apostel vnnd
Heiligen mit der that erzeiget han?
Weil sie sich denn rhmen, das sie im hohen ampt der Oberkeit sitzen:
(15)Warumb schtzen sie denn nicht die frommen vnd straffen die bsen?118
Warumb bringen sie ehrliche Leut, die ein Gttlichen, ehrlichen wandel
fren, so jhemerlich vmb jhr leben vnd verteidigen die abgttischen Gottes-
verechter? Warumb ermorden sie vnsere Priester vmbs Ehestands willen, das
bey aller Barbarey vnnd wildem volck nie erhort ist, vnd ehren die Papisti-
(20)schen Pfaffen vnd menschen, die in allerley hurerey vnnd vnzucht ersoffen
sind? Warumb Creutzigen sie Christum vnd lassen Barrabam loß,119 jnndem
das sie fried mit dem Trcken machen,120 auff das sie die armen, vnschldi-
gen Christen vnterdrcken vnnd austilgen mgen? Warumb wollen sie den
Weysen vnd Witwen, das ist der armen verlassenen Kirchen, nicht jhr Recht
(25)sprechen oder zulassen, auff das jhr sach verhret werde? || [D 1r:] Ja wol
solten sie es zulassen, weil sie selbs diejhenigen sind, die sich vnterstehen,
des Herren Chrjsti Kirchen von grundt auff zu verheren.
Ferner, weil sie nach Gttlicher ordnung ins Regiment eingesetzt sind:
Warumb lassen sie jhre gewalt nicht zu Gottes Ehr gereichen? Warumb
(30)bestetigen vnnd zwingen sie die welt zu Teufflischer Abgtterey vnnd vertil-
gen die rechten Lehr vnd Gottesdienst, die Gott selb durch seinen lieben
Sohn Jhesum Christum gelert, eingesetzt vnd biß ans end der welt zu halten
befolhen hat?121
Darumb sind sie selbst diejhenigen, die jhre eigene Maiestet verletzen, vnnd
(35)niemand anders, indem das sie des ewigen Himlischen Knigs Maiestet

|| [158]

verletzen. Denn es stehet geschrieben: „Die mich ehren, die wil ich widder
ehren, sagt der Herr.“122
Den Pharaonem pflegen wir als einen wterich hart zu beschldigen.123
Seind aber nicht vnsere tyrannen ergere Gottesverechter vnnd bluthund denn
(5)alle Pharaones jhemals gewesen sind? Jhener Pharao nam den Jden allein
jhr zeitlich gut vnd leben, aber die jtzigen Pharaonen gedencken vns vber das
zeitlich leben vnnd gut auch vnsere seelen vnd das ewige leben zu nehmen.
Jhener hatte den Jden kein trewpflicht gethan, wardt derhalben nicht mein-
eidigk zu schelden, ob er jhn gleich kein gnade beweist. Aber die jtzigen
(10)tyrannisyrn vnnd wten wid- || [D 1v:] der diejhenigen, die sie zu ehren ge-
macht han, denen sie auch schldigk wern, jhren genedigen schutz vnd trew
jhr lebenlang zu beweissen von wegen der eidspflicht, mit welchem sie sich
gegen jhnen verbunden han.124
Jhener kennete Gott nicht, vnderstundt sich auch nicht, den rechten Gottes-
(15)dienst oder Lehr von Gott zu verendern. Die jtzigen tyrannen aber drffen
vnder dem schandtdeckel125 Christlichs namens beyde, die Lehr vnnd auch
die Maiestet des Son Gottes, verspotten, verfelschen vnd auffs feindseeligst
verfolgen.
Derhalben sind vnsere wterich allen tyrannen, die von anbegin gewesen,
(20)weit mit grausamer Gottlosen blutdrstigkeit vnd Gotteslesterung vberlegen.
Die Gottlosen, wenn sie solches lesen, werden one zweiffel sprechen: „ War-
zu dienet solch zetergeschrey126 , ist doch gleichwol ewer Lehr sonderlich
den hchsten potentaten noch nicht erkandt, das sie rechtschaffen sey?“
Darauff antworten wir Erstlich also: Eben darber schreien vnd klagen wir,
(25)das man vnser sach vnerkandt verdammet vnnd vnterdrckt, ehe sie auff
einem Concilio, welches die hohen Potentaten so offt verheissen han, ordent-
licherweiß verhort wird. Jtem das so vnzelich viel Gottfurchtiger ehrlicher
leut, beide Menner vnnd Frawen, vberal von den tyrannen vnverhorter sach
so jemmerlich ermordet werden, denn man erfert es leider allzu offt, wie die
(30)Christen im Niderlandt, Osterreich vnnd zum teil || [D 2r:] auch im
Oberlandt127 von den Teuffelspawern, den tyrannen, so vnbarmhertzig durch
scharffrichtern gemartert, gequelet vnd ermordt werden, alß128 vor kurtzer
zeit haben sie ein Gotfrchtige Matron, die eines Graffen verlasne129 Wit-

|| [159]
-
fraw war, mit jhrem einigen130 Sohn entheubt,131 darumb das sie den An-
thoniussewen132 nicht wolt das bettelen in jhrem Landt vergnnen.133 Ey
welch ein ehrlich134 vrsach hat sie zu einem solchen grausamen mordt be-
wegt!
(5)Zum andern wissen wir – Gott hab lob! – , das in gantz Europa weit vnnd
breit kundtbar ist, das diese Lehr, die wir mit Gottes hlff bis an vnser end
bestendig bekennen wollen, das reine, lauter wort Gottes sey. Denn das ist ja
war, das alle fromme leut, die sich warhafftigk auff ehr vnd tugent befleis-
sen, vnserer Lehr beyfallen, sobald als sie grndlich bericht daruon gefast
(10)haben, welches, nachdem es der tckische fuchs, der Antechrist, vnnd sein
Teuffelsgeschir135 , vermerckt hat, lest er vberdiemassen grosses auffsehen
han, auff das nicht sein vnterthan die helle warheit aus der vnsern Schrifft
vnnd Bcher zu lesen krigen, vnd lest die leut vber das136 mit vngereimten137
lgen widder vns von vnserer Lehr abhendigk138 machen vnd vorreitzen139 ,
(15)so viel jhnen jmmer mglich ist.
Aber jr elende Gotlose heuchler vnd Papisten, es hilfft euch doch nicht ewer
vnsinnig rasen vnn toben, denn das jr ein verlorne sachen habt, gibt euch
nicht allein ewer gewissen zeugnis, welchs euch so verzagt macht, das jr
nicht drfft ans licht || [D 2v:] ewer sachen tretten oder die selbigen frey f-
(20)fentlichen erkennen lassen, sondern auch das rechtschaffene warhafftige
Concilium der rechten Christlichen Kirchen, das ist: alle fromme Gotfrchti-
ge leut sprechen, das jhr vnrecht seidt, vnd fallen vns bey, sobald als sie
grndtlichen bericht vnser sachen verstanden haben.
Vber das ist die warheit vnserer Lehr auch den tyrannen selbs nicht frembd,
(25)welch mit viel argumenten kan beweiset werden:
Denn erstlich ist jederman wissentlich,140 das vnsere Doctores vor vij. yaren
auff dem Reichstage zu Regenspurgk den Artickel von der rechtfertigung,

|| [160]

von der erbsnde vnnd etliche ander Artickel mehr erhalten haben, also das
der widdersacher gelerten selbs zulassen musten, das gemelte Artickel mit
der heiligen Schrifft vbereinstimmen vnd daryn gegrndt sind.141 Auch wie
gantzem deudtschen Landt wissentlich ist, wolte sie Keiserliche Maiestet
selbs als warhafftige Artickel bestetiget han, wo es nicht des Babsts Legat
verhindert het.142 Solten aber dieselben vnstrefflichen Artickel nun so eben
nicht mehr gelten oder warhafftigk sein, darumb das sie der Babst nicht hat
wollen bestetigen?
Zum andern hatt der vrige Bisschoff zu Meintz143 ffentlich bekandt, das
(10)die Artickel von || [D 3r:] der Priester Ehe vnd von entpfangung beider gestalt
des Sacraments rechtschaffen sind, welche sie auch jtzundt lassen gut blei-
ben. Vber das, weil vnserer Priester Ehestandt zeugnis in der heiligen
Schrifft hat144 vnd auch vor vns nach Christi geburt in der Christlichen
Kirchen in gebrauch vnnd ehren ist gehalten worden,145 wer kndte denn so
(15)gar ein klotz sein vnnd nicht verstehen, das der vnsern Priesterehe tausent-
mal heiliger ist denn der Geistlichen im Babstumb vnsinnige vnnd teuffli-
sche vnzucht? Noch gleichwol haben die wtigen bluthundt so viel frommer
Priester in jhrem Landt vmbgebracht vnd lassen sie noch vmbringen darumb,
das sie sich in Ehestand begeben. Aber die schendtlichsten vnzucht, die nicht
(20)zu sagen ist, lassen sie jhren geistlichen gern zu vnd stercken sie noch darin.
Zum dritten: Wer ist doch so gar seiner sin vnd vernunfft beraubet, das er
den vnsinnigen gtzendienst vnd die anruffung der bilder, der im Babstumb
also eingewurtzelt ist (da man eben so wol ein klotz als den lebendigen Gott
‚Vater vnser’ heist), billigen kndt? Es sey denn, das er selbst auch zu einem
(25)Gotzen wer worden, wie der Psalm sagt: „Es sind den Gotzen gleich alle
diejenigen, so sie auffrichten vnd jhre hoffnung auff sie stellen“,146 das ist:

|| [161]

Die gtzendiener sind nicht allein jhrer vernunfft, sondern auch jhrer auß-
wendigen sinn147 beraubt, weil || [D 3v:] sie nicht mercken knnen, das die
Gtzen nicht anderst denn klotz vnd steinen vnd keine lebendige Gtter
sindt.
(5)Zum vierden: Wer sicht nicht, das der tendelmarck148 vnd wechseltisch,
wenn sie mit jhren ablaßbrieff,149 messen vnnd vigilien150 treiben, eitel151
betrigerey vnd geuckelwerck152 ist?
Zum fnfften: Weil man im Babstumb die predigt Gtlichs worts vnterlest
vnnd anstat des Euangelij entweder den Aristotelem leret Oder sunst dem
(10)volck ein merlein oder einesh traum frsagt, wer mag doch so gar vnuer-
stendigk sein, das er nicht sehen knd, das solches der Christenheit der bitter
todt selbst vnnd grndlich verderben sey? Denn die Predigt Gtlichs worts
ist allein der fruchtbare regen vnnd heilsame weid, on welchem die gewissen
baldt versmachten vnnd vmbkommen, wie solches vnter dem Babstumb viel
(15)frommer hertzen lange zeit geflet vnnd tewer beweinet haben.
Zum sechsten: Welcher frommer mensch wolt jm auch nicht auffs hchste
mißgefallen lassen der Papistischen geistlichen sewisch153 Epicurisch leben,
durch welches sie verhindert vnd vngeschickt werden, das sie jhr ampt wid-
der154 recht bedencken noch verwalten knnen. Denn dasselbige vnehrlich
(20)teufflisch leben, in welchem gemeiniglich alle Bebstliche geistlichen ersof-
fen sind, ist ein gewisses zeichen, das sie falsche lerer vnd mit dem vnreinen
geist besessen sind.155
Knnen derhalben alle rechtsinnige leicht- || [D 4r:] lich ermessen, das wir
solchen Bebstischen grewel vnd vnsinnigkeit nicht on vrsach, sondern mit
(25)allem recht verfluchen vnd straffen.
Zum siebenden gibt vns der heilige Geist vnd warhafftig verstand Gtlicher
schrifft (mit welchen gaben der Herr Christus niemand denn allein sein
Kirchen zirt) ffentliche zeugnis, das wir die rechten Kirch sind. Denn
vnsere widdersacher, ob sie gleich sunst pflegen allenthalben vnuerschempte
(30)lgen widder die warheit auffzubringen, knnen sie doch jhei nicht frber,

|| [162]

sondern mssen bekennen, das wir – Gott hab lob – auff den drffern solche
Pffarrherj haben, welche inn heiliger Schrifft viel verstendiger vnd gebter
sind denn jhre Prediger, welche sie in grossen Stedten fr seelsorger auffstel-
len.
(5)Zum achten kan auch daraus erkennet werden, das vnsere Lehr warhafftig
vnd der Papisten falsch sey, das alle diejhenigen, so sich auffs aller vleissigst
auff vnsere Lehr begeben haben, sind entlich mit einem seeligen end von
hinnen zum Herrn gescheiden,k nemlich in rechter anruffung des Son Gottes,
in gewisser hoffnung des ewigen lebens vnnd in bestendiger bekenntniß der
(10)warheit, welches dem Ehrwirdigen Herrn vnd Vater Martino Luther nicht
allein namhafftige Doctores, sondern auch Edle Graffen, die in eigener
person bey seinem abschied gegenwartz156 gewesen sind, herrlich zeugnis
geben knnen.157 || [D 4v:]
a Marginalie am rechten Rand
Aber wieviel berumpte Papistische Doctores sind nicht allein inn
(15)verzweiffelung gestorben, sondern haben fr jhrem end ffentlich geschrien,
wie das sie inn ewigkeit mssen verdammet sein darumb, das sie erkante

|| [163]

warheit
b Marginalie am rechten Rand
verfolget haben?161 Vnnd haben also dieselbigen gesellen an jhrem
todbeth beides, sich vnnd jhre Lehr, verdammet, vnsere aber gerecht gespro-
chen. Solcher exempel (welche doch nicht allen zugleich bekandt sind)
haben sich seer offt mit vielen zugetragen, als mit dem Lathomo,162 welcher
(5)ein Doctor zu Luen war. Jtem negstmals, da sich die widdersacher auff das
Interim rsteten, hat jhnen vnser Herr Gott ein erschrecklich schwer exempel
seines zorns fr die nasen gestelt an jhrem frnemsten Doctor Johan Hoff-
meister
,163 welcher nicht weit von Augspurgk auch solches tods gestorben
ist. Diese erfarung kan allen denen, so die sach recht bedencken wollen, das
(10)gewiste164 zeugnis geben, welche Lehr recht oder vnrecht sey.
Zum letzten: Dieweil vnsere widdersacher so lange zeit verheissen haben,
ein frey Concilium zu geben, auff welchem vnsere sach mit freyem, öffentli-
chem bekentnis mcht frgebracht werden, vnd sind doch gleichwol nicht so
kn, das sie es vns zulassen, sondern wten vnnd toben widder vns mit
(15)vnzelichen listen vnd Neronischer165 grausamkeit vnnd wollen vnsere Lehr
vnuerhorter sachen mit gewalt vertilgen – geben sie nicht mit solchem
Cainschen166 frhaben kler || [E 1r:] lich zu verstehen, das vnser sach gerecht
sey, Jhre sach aber knne inn keinem weg bestehen, es sey denn, das vnsere
zuuor mit gewalt vnterdrckt vnd zur verhrung nicht zugelassen werde? Ja
(20)freilich sicht man wol aus jhren wercken, das sie jhrer sach nicht trawen
vnnd bse gewissen darber tragen. Denn vnser Herr Christus sagt selbst,

|| [164]

das die lgen sich schemet ans licht zu kommen, die warheit aber hat lust, im
licht zu wandeln.167
Denn die Kinder dieser welt sind ya nicht so gar vnuorsichtig, das sie nicht
lieber wolten mit ehren denn mit vnehren jhre sach erhalten; derhalben wenn
(5)die Papisten einige hoffnung hetten, das sie vnser Lehr nach verhrter sachen
vnter eim168 schein der gerechtigkeit verdammen kndten, wrden sie one
zweiffel nicht mit so ffentlicher vngerechter gewalt vnnd arger list nach
vnterdrckung vnser Lehr trachten vnd vns gleich als reissende Wolff vnnd
Beren169 vberfallen, vnangesehen ob vns recht oder vnrecht geschehe.
(10)Derhalben, o jhr Antichristen, o jhr Pharaones, o jhr hetzhunde, die jhr erger
seid denn die Pharaones selbst, hret zu, jr verfolger Gtlichs worts, die jhr
des Teuffels dienstboten seid vnnd mit jhm werdet in ewiger Hellischer qual
vnd pein darumb gemartert werden, hret zu, mit euch reden wir jtzt, Euch
sol das vor der gantzen welt, vor der Sonnen, vor dem Him || [E 1v:] lischen
(15)heer der Engel vnnd vor dem thron der ewigen Gttlichen Maiestet gesagt
vnnd Protestirt170 sein, das wir ernstlichen bitten, flehen vnnd begeren, das
vnsere oder vielmehr des Herrn Christi Lehr von euch zu freier, ffentlicher,
rechtschaffener verhrung zugelassen werde!
Derhalben weil jhr euch rhmet, das jhr an Gottes stadt171 zu Richtern vber
(20)den Erdboden gesetzt seid, so gebt vns macht, vnser sachen fr einem freien
Concilio, wie recht vnnd billich ist, frzubringen; gebt vns doch raum, auff
das vnsere sach recht verhret vnd gerichtet werd.
So jhr solches, wie jhr offtmals verheissen vnnd auch von ampts wegen zu
thun schldig seid, erzeigen werdet, vnnd kndt vns als denn mit Gttlicher
(25)Schrifft vberweisen,172 das wir ketzerey getrieben haben – Als denn wtet
vnnd tobet widder vns nach ewrem gefallen vnnd setiget173 euch von dem
Blut der Christen, nach welchem euch bißher so hefftigk gedrstet hat Vnnd
habt desselbigen bereitan hundertmal mehr denn des Trkischen vergossen!
Vnterdes aber last ab, die Gotfrchtigen vnerhorterl sach zu morden, vnd
(30)lasset ab, diesen ewern abgott in vnsere Kirchen mit gewalt einzudringen!
Seidt jhr aber verzagt, solchs || [E 2r:] zu thun, so gebet jhr ffentlich zu ver-
stehen, das jhr an ewer sachen verzweiffelt vnd wol sehet, das ewer sach
falsch vnnd vnrecht, vnser aber gerecht vnnd warhafftigk sey. Denn warumb
solt jhr euch sunst frchten, mit dieser ewern Gottlosen Lehr vnnd Babiloni-

|| [165]
-
schen abgott174 auff ein recht Concilium zu erscheinen etc.? Frwar keiner
andern vrsach halben, denn das jhr sehet, wie das ewer lgentandt vnnd
grewlich jrthumb neben vnserer warhafftigen Lehr nicht knnen one ewer
grosse schand auff einem freien Concilio beim Liecht beschawet werden.
(5)Derhalben weil jhr sie mit recht nicht erhalten knnet, wolt jhr sie mit vn-
rechter gewalt vnnd mordt verteidigen, gleich als der Teufflischen Kinder art
ist, welcher Vatter von anbegin nichts denn Lgen vnnd mordt gestifftet
hat,175 vnnd nichts anders thut jhr abgesagten176 feindt des Allmechtigen
Gottes, denn das jhr vns mit ketten, gefencknissen vnd hencker
(10)vberpuchen177 wolt, vnd bemhet euch on vnterlas, vns mit drawen, freuel
vnd gewalt zu dempffen, sintemal178 ewer sach sunst mit recht nicht bestehen
kan.
Klglich kndt jrs angreiffen vnd geschwinde179 pracktiken180 machen, es
darff nicht wort,181 vnd seid gleichwol darneben lauter toren, wenn jhr Gott
(15)so gar vor ein gauckelman182 haltet, das jhr gedenckt, vngestrafft von jhm zu
kommen. || [E 2v:] Nein lieber gesell, du seiest wer du wilt, mach dich bß183 ,
als du ymmer kanst, gleichwol wirdt nicht sehr lang dahin sein, das du auch
fr den gestrengen Richterstuel Gottes tretten vnnd rechenschafft von dei-
nem Gottlosen leben geben must.184 Was gilts, jhr bluthunde vnnd Sophisten,
(20)die jhr jtzundt Gottes wort so vnuerschempt vnnd listigk verfelschet, mit
fssen tretet vnnd verfolget, ob jhrs nicht flen werdet, das der ewige, ge-
rechte Gott auch inn seim Regiment Kercker, Ketten, Hencker vnd vnaus-
sprechliche pein hat, in welchen jhr nicht zehen oder hundert jar, sondern in
ewigkeit vnendliche schmertzen, heulen vnnd zeenklappern185 werdet haben
(25)mssen.
Gedencket doch einmal, jhr verblenten, verstockten hertzen, weil auch die
kleinen kindlein der vngleubigen von wegen der einigen erbsnde in ewigen
todt geworffen werden, so sie sterben, ehe denn sie durch die Tauff der

|| [166]

Christlichen Kirchen eingepflantzet sind,186 wie wird euch ergehen, die jhr
alle ffentliche snder, alle strassenreuber, alle tyrannen vnnd auch die
Trcken selbst mit Gotteslesterung vnd blutgiriger grausamkeit vbertrefft?
Warumb vnterstehet jhr euch, des Allmechtigen Gottes warhafftigk wort zu
(5)vertilgen, vnnd vergiesset darvber mutwillig so viel gerechts, vnschldiges
blut, damit jhr euch teilhafftigk macht alles Bluts der Gottseligen, welches
von Abels zeit || [E 3r:] an biß auff diesen tag vergossen ist?187 Solches alles
thut jhr darumb, auff das der Babilonischen hurn Gotslesterliche Ler vnd
abgttisch Epicurische grewel vnd vnzucht durch euch mit hchster gewalt
(10)beschtzet werd.
Frwar, der Jngste tag, welcher den Gotlosen, wie der Prophet sagt, ein
erschrecklicher tag ist,188 wird schier189 hereinbrechen, an welchem alle
menschen, so von anbegin gewesen, vor den gestrengen Richterstuel des
gerechten ewigen Richters Jhesu Christi werden stehen mssen.190 Daselbst
(15)wird vber euch schreien nicht allein die Christliche Kirch, die jhr jtzt so
grausamlich mit Schwert vnd Fewr verfolget, vnd das vnschldige gerechte
blut, welches on vnterlas so viel von euch vergossen wirdt, sondern auch die
Trcken selbst werden vor dem ewigen Richter euch verdammen, welche ob
sie gleich keine Christen seind, wissen auch noch nicht, das vnsere Lehr
(20)recht vnnd vnstrefflich ist, gleichwol verfolgen sie dasselbige nicht so grim
mig als jhr. Ja, das toben der Juden, die Christum, seine Propheten vnd
Apostel ans Creutze geschlagen vnnd schmeliche tde angelegt191 haben, ist
viel genediger gewest denn ewre Gotslesterung vnd blutdrstigkeit.
Die armen Leut, so jhr widder Gott vnnd recht mit schwert vberfallet vnnd
(25)vnterdrckt, zwingt jhr, das sie euch mssen zu fuß fallen, noch last jhr nicht
ab, sie zu beschedigen, wenn || [E 3v:] jhr sie schon aller jhrer gtter vnnd
freyheit beraubt habt,m sondern ntiget sie vber das, auch Christum vnnd die
rechten Religion zu verleugnen. O wie bedenckt jhr so gar nicht, wenn jhr
krtzlich fr dem schrecklichen Richterstuel des gerechten Richters tretten

|| [167]

mst, das euch daselbst auch kein flehen helffen wirdt, weil jhr euch jtzundt
der elenden nicht annempt, sondern sie viel mehr vnterdrckt vnnd auffs
jemmerlichst verfolgt!192
Warumb seid jhr doch so hochmtig vnd vngehewr?193 Was last jhr euch nur
(5)bedncken? Seid jhr nicht eben so wol arme, elende, sterbliche menschen als
wir? Warumb last jr denn ewern stoltzen sinn vnd vbermuth nicht sincken?
Warumb tobet jhr noch so seer widder Gott vnnd die menschen? Odder war
fr halt jhr vns?194 Meinet jhr, das wir kleine wrmlein oder schuhaddern195
sind, das jhr vns so mutwilliglich on alle schew vnnd Gottesfurcht mit fssen
(10)trettet? Macht euch denn ewer vbermut so gar tricht, das jhr nicht geden-
cken knd, das wir ebensowol menschen nach Gottes Bild geschaffen sind
als jhr?196 Sind wir nicht ebensowol inn Christi namen getaufft als jhr?197
Aber die Pharaones vnnd Senacherib,198 wens hart vor jhrem end vnnd
verderben ist, pflegen jhm nicht anderst zu thun, gleich als Salomon sagt,
(15)Prouer. xvj.: „Wer zugrundtgehen sol, der wird zuuor || [E 4r:] stoltz, vnnd
stoltzer mudt kmpt fr dem fall.“199
Jhr gebt vns schuldt, gleich als sein wir diejhenigen, die wir alles vnglck
vnnd zwitracht anrichten vnnd die gantze welt vnrgigk machen, gleichwie
der Wolff das vnschldige Lemlein anklagt, als hett es jhm den Bach ge-
(20)trbet, so doch das arme Lemlein weit vom Wolff zuvnterst am Bach getrun-
cken hett.200
Jhr thut vns aber hieran groß vnrecht, vnnd diese stinckende lgen ist eins
aus dem frnemsten meisterstcken ewers Vatters, des Teuffels, welcher, ob
er gleich alles bsen ein anfenger ist, gleichwol wil ers nicht gethan haben,
(25)sondern scheubet201 es alles auff den armen Christum vnd auff sein arme
Kirchen, derselbige mus auffrur in gantz Judea erwecket vnd Gott gelestert
haben.202 Also wird die warhafftige Lehr von der argen welt allezeit der
grsten zweier laster halben angeklagt, nemlich das sie auffrrisch vnnd
Gotteslesterung sey.

|| [168]

Also gab man auch S. Paulo Acto. xvij. Schuldt, wie das er spaltung in Sted-
ten habe angerichtet,203 vnd Achab wuste den Heliam auch hefftig anzufah-
ren: „Bistu der man“, sprach er, „der solch elend inn Jsrael anrichtet?“204
Aber dieses sind vnuerschempte, gifftige, Teufflische lgen (wie oben
(5)gesagt ist), die bereitan205 n von gelerten || [E 4v:] Gottfrchtigen mennern
genugsam widderlegt sind, vnnd ist nicht schwer zu ermessen, das jhr Teuff-
lischer sinn vnd mut, der allein nach tyrannischen regiment vnnd vertilgung
Gttlicher warheit steht, ein anfenglicher vrsprung sey alles vbels.
Denn das vnser Herr Christus spricht, er sey nicht kommen, fried sondern
(10)zwytracht auff erden zu senden,206 das ist eigentlich nicht sein oder seiner
heilsamen Lehr schuldt, sondern die Teuffel vnd Gottlosen allein sind des-
selben zwitrachts ein vrsach, welche nicht allein die warheit nicht annemen
wollen, sondern dieselbigen mit Schwert vnd Fewr verfolgen.
Wir schreien teglich vnd haben nun bißher lange zeit nichts anderst ge-
(15)schrien, denn das man vns vnnd den gantzen vmbkreiß der Christenheit fried
vnnd billiche verhrung vnserer sachen vergnnen vnnd widder den Trcken
streiten wolle. Jhr aber sampt ewern Gottlosen Lerern schreiet nichts anders
denn „Crucifige, crucifige!“,207 vnd sonderlich ewre feigenfresser208 vnnd
ohrenkrawer209 schreien, man knne kein gelck widder den Trcken haben,
(20)wo nicht zuuor vnsere oder vilmehr des Herrn Christi Lehr vnd seine nach-
folger ausgerottet vnd gedempffet werde.
Alles dasjhenige, das wir euch zusagen, halten wir euch; jhr aber thut das
widder- || [F 1r:] spiel.210 Denn ewre Gottlose, falsche Propheten Lehren, man
sol den Ketzern kein glauben halten.211

|| [169]

Vns zwinget das ernste gebott Gottes, zu bekennen die Lehr des Herren
Christi, welche in der Heiligen Schrifft begriffen ist vnnd auff welche wir
alle getaufft sind.212 Das jhr aber die ffentlichen warheit Christlicher Lehr
wissentlich verfolgt vnnd das Antichristische Babstumb widderumb besteti-
(5)get, des habt jhr keinen befehl von Gott, sondern thut solchs aus lautter
mutwillen, frwitz, bberey213 vnnd Gottesverachtung.
Die guten knst, erbarkeit der sitten vnd alles, das zu heil der Kirchen Land
vnnd Leut dienen mag, frdern wir, so viel vns jmmer mglich ist. Dagegen
aber vnterdrcket jhr gute knst, vnnd den vnreinesten, beflecktesten standt
(10)des Ehelosen lebens der Papistischen Geistlichen, welchs der frnemst vr-
sprung aller snd vnnd schand ist, beschtzet jhr, vnnd wollet widderumb
auffs new den gantzen erdtboden damit beschmeissen, vnnd in summa: All
ewer sinn vnnd muth ist allein gerichtet zu erhaltung vnnd frderung alles
desjhenigen, das zu bestetigung ewrer tyranney helffen mag.
(15)Vber das, so ist niemals widder von ewren Geistlichen noch anderm volck
kein person ewr Religion halben vmgebracht worden,214 jhr aber || [F 1v:] habt
vnzelich viel vmb vnserer Religion willen getdtet, auch offtmals diejheni-
gen, die nur ein wenigk vmb geringer vrsach willen vordechtlich215 gewesen
sind, als hielten sies mit vns, wie solchs bezeuget das obgemelt exempel von
(20)dem grausamen mordt, den jhr an der Greffin vnnd jhrem einigen Sohn
begangen habt, nur darumb das sie den stinckenden AnthoniusSewen das
betteln nicht vergnnen wolt.216
Derhalben kan man hieraus scheinbarlich217 sehen, wie das ewer Vatter der
Teuffel vnnd jhr seine Kinder,218 die jhr des lebendigen Gottes wort verfol-
(25)get, gewißlich die warhafftigen vrsachenstiffter vnnd anreger seid alles des
vngelcks, das sich zu vnsern zeiten zutregt, vnd das dem Herrn Christo
vnnd vns armen Leuten, die wir vberal so sehr geplaget sind, inn diesem fall
kein schuldt mit recht kan auffgeleget werden, sintemal wir nichts anders
denn das seeligmachend Euangelium, welches der gantzen Welt Heil vnnd
(30)Seeligkeit anbeut, Lernen vnnd Predigen, vnnd dulden darber beyde vom
Teuffel vnnd auch von euch vielfeltige anstsse219 vnd vngenad.
Aber es gilt doch nichts bey euch, ob wir euch gleich viel von recht sagen,
denn jhr keret vns nur die spitzen vom schwert zu220 vnd drawet vns mit

|| [170]

ewern scharhansen221 vnnd eysenfressern.222 || [F 2r:] Weil223 jhr dieselbigen
vmb euch herumb habt, drfft jhr beides, Gott vnnd die menschen, pochen
vnnd trotzen.
Seid jhr aber nicht die vnsinnigsten Leut, weil jhr auch das nicht bedenckt,
(5)wie das kein Regiment gelckseeligk mit wten vnnd grausamkeit mag
gefrt werden vnnd das solche geschwinde224 Herrschafft nicht lang bestand
haben knne? Aber solches sind wir jtzt nach der leng zu erzelen nicht gesin-
net, sondern wollen vielmer daruon sagen, wie das Gott, der Himel vnnd
erden geschaffen hat, ein rechter, dapfferer Kriegsman ist; derselb kan ma-
(10)chen (wie der xlvj. Psalm sagt),225 das alle Krieg auff der gantzen welt ms-
sen auffhren; er kan schwert vnd bogen zubrechen vnd die Heerwagen mit
fewr verzeren, das alle vlcker erkennen, das er der warhafftige Gott sey,
welcher sein ehr in dem gantzen weltkreis mit ehrlichen226 thaten verkleret.
Zum andern ist dieser großmechtige Knig auch seer zornig vber alle Gottlo-
(15)sen, frnemlich aber vber die verfelscher seines Gttlichen worts. Denn also
stehet geschrieben Psal. ij.: „Ksset den Son, auff das jhr nicht vmbkommet,
wenn sein zorn gehling227 als ein fewr angehen wirt.“228 Jtem Psal. cx.: „Am
tag seines grims wirt er die Knige verwunden“;229 vnnd auff das jhr nicht
zweiffeln drfft, sondern gewiß darfr halten, das er vber euch auch seer
(20)ergrimmet sey, darumb hat er euch nicht weit von || [F 2v:] Augspurgk ein
erschrecklich beyspiel seines zorns sehen lassen an dem frnehmsten Meis-
ter ewer Lehr, nemlich an Johan Hoffmeister,230 welcher (wie ob gemelt vnd
jederman bekant) ist in verzweiffelung gestorben, hat tag vnnd nacht ge-
schrien, das er ewiglich muß verdammet sein, darumb das er die erkandte
(25)warheit verfolget habe.
Derhalben, so es anderst mglich ist, das jhr noch buß thun kndt, so bekeret
euch vnnd wachet einmal auff von ewrem schlaff231 vnnd bedenckt doch
einmal, wie schwere snd es sey, so lange zeit Gott vnnd sein wort zu verfol-
gen! Last euch von hertzen leid sein vnnd hret auff, erkandte warheit zu
(30)vertilgen; bestetiget nicht die schrecklichen Abgtterey vnnd grewel des
Babstumbs, die so grob sind, das man sie mit henden tasten kann, vnd so
groß, das sie (wie in Apocalipsi geschrieben stehet) biß an den Himmel
reichen,232 sondern entsetzt euch vnnd erschrecket vor dem grimmigen zorn

|| [171]

Gottes, der euch bereitan vber ewrem kopff schwebet, vnd faret nicht fort,
mehr einzuschencken inn das maß, welches bereitan allzuseer vberleufft; die
Axt ist euch gewißlich an die wurtzel des baums gelegt.233
Oder so jhr gar verblendet vnd verstocket vnnd so tieff in ewern lastern
(5)ersoffen seid, das jhr ewer snd nicht erkennen kndt, so bedenckt nur allein
das, welchs auch ein jeder Trck oder || [F 3r:] Heid verstehen kann: Das jhr
widder Gttlich vnd Menschlich recht, ja widder ewer eigen eidespflicht vnd
gewissen handelt, weil jhr vns vnd vnsere sach, ehe sie mit recht verhret
vnd verdammet ist, so grimmig verfolget.
(10)Wir bitten euch derhalben vmb Gottes willen vnnd Protestiren solchs Zum
offterm mal mit kleglicher bitt fr Gott vnnd der gantzen welt, das wir ein
frey Concilium begeren, Vnnd erbieten vns, daselbst einfeltigen grndtlichen
bericht von vnserm glauben vnnd Lehr zu geben. Darumb gebet vns doch ein
frey Concilium, welchs jhr vns von alles rechts wegen schldigk seid zu
(15)geben, welches jhr vns auch offtmals mit so tewren worten verheissen habt!
Aber was hilffts, das wir mit diesen Teuffelskindern234 reden? Oder was
hoffen wir etwas von jhnen zu erlangen, weil wir jhnen so lange zeit vmb-
sonst mit demtigem flehen angelegen vnd zu fus gefallen sind vnnd sie
nichtsdesteweniger on vnterlas erkante warheit verfolgen, ffentliche jr-
(20)thumb verteidigen, new Abgtterey auffrichten, vnns alle, die wir Christeno
recht bekennen, todt wollen haben vnnd widder den heiligen Geist selbst
sndigen.235
Vermercket jhr nun nicht, das sie inn verkerten sinn gegeben sind, sintemal
solches leichtlich zu verstehen ist, nicht allein aus jtzt gemelten stcken,
(25)darmit sie doch jhren Gottlosen ver || [F 3v:] kerten sinn vnnd mut ffentlich
entdecken, sondern auch darauß, das sie mit dem erbfeindt des Christlichen
namens, dem Trcken (welchem sie jtzt fein die ban236 bereiten, weil sie
Deudschlandt also gar schwechen) fried machen237 vnd jhm noch mechtigk
groß gelt darzu geben, auff das er sie nur vnangefochten lasse, damit sie
(30)vertilgen vnd außrotten knnen die heilsamen Lehre Christi vnnd seine
Kirchen, welche nicht allein vnschldiglich von jhnen verfolget wird, son-
dern jhnen alles guts erzeigt hat. Heist das nicht recht Barrabam loßlassen
vnd Christum Creutzigen?238
Wollen derhalben diese verstockten vnnd verblendten wterich faren lassen,
(35)vnd erstlich, so jrgent fromme Leut sind, die es noch etlicher massen mit
dem Babstumb halten, darumb das sie vnser sach noch nicht grndtlich er-

|| [172]
-
kand haben, dieselbigen ermanen wir, sie wollen jhr seeligkeit in acht haben
vnnd mit allem fleiß nachforschen, welches die warhafftige Ler Christi sey,
vnd vnsere Ler nicht so vnbesunnen richten, den sie mssen frwar dem
ewigen Richter am Jngsten tag von jhrem vrteil rechenschafft geben, vnnd
(5)so sie von vnserer Lehr, die sie noch nicht recht verstanden haben, leicht-
fertigk vrteil fellen werden, wie leider jtzt der meiste hauff thut, werden sie
trawen239 dem ernsten gericht Gottes auch nicht entfliehen, denn weil man
sunst von keim ding leichtfertig vrteilen sol, bis so lang das man die rechten
warheit wisse, wie || [F 4r:] viel weniger sol man von Gttlichem wort vnbe-
(10)dechtlich reden. Wir streiten jtzundt mit niemandt eigens weltlichs nutzes
halben, sondern wir wolten gern, das dasjenige, welches ein jglich mensch,
der da seelig werden will, hoch von nten ist, vnuertunckelt vnnd vnuertrie-
ben gelassen wrde, nemlich der einige240 weg zur seeligkeit, der da ist
durch den glauben an den Herrn Jhesum, die warhafftige erkentnis Gottes, zu
(15)welcher das gantz menschlich geschlecht frnehmlich geschaffen ist. Vnnd
vmb dieser einigen vrsach willen werden wir von der vndanckbaren welt,
den heilosen tyrannen, vnnd von den abgesagten Gottesfeinden, dem Teuffel,
so jemmerlich gehasset vnd verfolget.
Zum andern wollen wir auch vns selbst, das ist alle recht Gottfrchtigen, die
(20)auff dem gantzen weltkreis wonen, vermanet haben, das wir vns nicht von
dem wort Gottes widerumb verfren oder abschrecken lassen, sintemal wirp
durch Gottes genad die grndtliche warheit Christlicher Lehr (Gott hab lob
vnd danck) einmal erkennet haben, vnd dasselbige nicht allein aus heiliger
Schrifft, aus der gelerten Leut bch vnnd aus der erfarung, inn welchem wir
(25)entpfinden, das vnser eigen gewissen vnnd der Heilige Geist selbst inn
vnsern hertzen zeugnis gibt von der warheit dieser Lehr, sondern auch aus
dem bekentnis der widder- || [F 4v:] sacher, welche vor keinem freyen, recht-
schaffenem gericht mit jhrer sach erscheinen drffen, sondern erzeigen sich
gegen vns nicht anderst als etwan ein Strassenreuber. Derselbige weiß wol,
(30)so jhm ein Wanderman frkumpt, das er kein recht zu seinen gtern habe.
Darumb lest er jhn nicht fr gericht laden, sondern trachtet mit allem vleis
nach gelegenheit, wie, wo odder wenn er den Wanderman vberfall vnd jhm
das gelt nehmen mg.
Last vns derhalben dieser wtenden tyrannen verfolgung also auffnehmen
(35)vnnd leiden gleicherweiß als vnschldige Leut, denen solche straff nicht von
gerechten Richtern zuerkant ist, sondern widderfert jhnen als den Wander-
leuten, die von Reubern, Wolffen, Beeren, Drachen odder andern grausamen
Wilden thieren im waldt on schuldt widder alle billigkeit angefallen werden.

|| [173]

Denn wir wissen, das die Gottfrchtigen allweg das gelck haben auff dieser
welt, das sie allein vnerhorterq sachen mssen verurteilt werden, wiewol der
Cainskinder Teufflischer, grimmiger haß vnnd boßheit so groß ist, das sie
auch viel frommer Christen vmbs leben bracht haben, obgleich derselbigen
(5)sach vnnd vnschuldt ffentlich frgebracht vnd erkandt ward, wie beides die
Hystorien der Heiligen Schrifft vnnd auch andere geschicht, die sich her-
nachmals inn der Kirchen zugetragen, sol- || [G 1r:] ches vberflssig bezeugen,
vnnd bleibt fr vnnd fr biß an der welt ende, das der Gottlose gleißner241
Cain den warhafftigen Gottesdiener Abel on alle gerechtigkeit auffs jemmer-
(10)lichst zu todt schlecht.242
Sanct Paulus sagt: „Alle, die recht Gottfrchtigk leben wollen in Christo,
werden verfolgung leiden“,243 vnnd auff das wir Gottes Veterlichen willen
gegen vns erkennen knnen, wenn wir von jhm gezchtiget werden, sagt
sanct Paulus an eim andern ort: „Welche Gott lieb hat, die selben zchtiget
(15)er auch, diejhenigen aber, die nicht gezchtiget werden (als man jtzund an
vnsern Papisten, frnemlich aber an jhren Geistlichen vnd an den Trcken
sihet) sind nicht rechte kinder, sondern Pasthart.“244
So wir denn nu wissen, das vnsers Herrn Gotts Veterlicher will ist, das wir
ein zeitlang das Creutz gedldig tragen Vnnd in keinem weg von Gott vn-
(20)serm Himlischen Vatter abtrnnig werden sollen, will von nten sein, das
wir allezeit fr augen haben den spruch Christi: „Wer mich verleugnet vor
dem menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem Himlischen Va-
ter“245 etc. Jtem weil wir mit Christo leiden, werden wir auch mit Christo,
wie Sanct Paulus sagt, seiner herrligkeit teilhafftigk werden.246
(25)Mit seinem heilsamen todt hatt der Herr || [G 1v:] Christus den todt vberwun-
den vnd jhm all seine macht genommen, das er nichts mehr schaden kan
denen, die an den Herrn Christum gleuben.247
Last vns derhalben nicht frchten fr dem tod, welcher vns warhafftiglich
nichts anders ist denn ein eingang zu dem newen, ewigen leben, sonderlich
(30)aber sollen wir den todt, welcher vns von den verfolgern Gttlichs worts
angelegt wirdt, nicht frchten.
Denn sintemal wir von den tyrannen nicht vnserer snden halben gepeiniget
werden, sondern von wegen der bekentnis Christlicher Lehr, auff das Gottes
name mit vnserm leiden vnnd todt gepreiset werde, was wolt vns liebers sein
(35)denn dieses elend leben, das doch sunst vergencklich vnnd vnzelichen jam-

|| [174]
-
mer vnnd vngelck vnterwoffen ist, vmb Gottes ehr willen verlassen, son-
derlich weil wir auch fr Gott von allen vnsern snden durch das Blut Jhesu
Christi gereiniget sind248 Vnnd der todt der Christen fr vnserem Hernn Gott
thewer geachtet wirdt, wie der cxvj. Psalm sagt: „Der todt seiner Heiligen ist
(5)werd gehalten fr dem Herrn.“249
Die Heiden haben vor zeiten gemeint, das nichts lblichers sey, denn so
jemand in einem Ritterlichen kampff zu rettung seiner ehr vnnd des Vatter-
lands sein leben in die schantz wa- || [G 2r:] gen darff.250 Wir aber streiten
jtzund nicht fr das jrdische, sondern fr jhens Himlische Vatterlandt,251
(10)kempffen auch nicht vmb vnsere vergenckliche ehr, sondern erstlichen Got-
tes, darnach auch vmb vnsere ewige ehr.
Last vns derhalben vberal vnnd allezeit bereit sein, diesen elenden maden-
sack, der so viel seuch vnnd kranckheiten zu gewarten hatt, mit allen freuden
dahinzusetzten fr die ehr Gottes Vnnd vnaussprechliche freud vnd herrlig-
(15)keit, die vns der Herr Jhesus Christus mit seinem Blut erworben hat, die kein
aug (Wie j. Corin.ij. geschrieben stehet) hat gesehen vnnd kein ohr hatt
gehrt, vnnd in keines Menschen hertzen ist kommen, was Gott bereitet hatt
denen, die jhn lieben.252
Darumb last vns frewen mit den Aposteln, das wir wirdigk sein mgen,
(20)etwas vmb des Herren nahmen willen zu Leiden. Vnnd wenns Gottes will ist,
das wir Marterer253 werden sollen, so last vns mit frlichem bekentnis durch
diesen zeitlichen tod zu der ewigen seeligkeit des Himmelreichs rennen.
Vnnd wir sollen gentzlich dafr halten, das wir seelige Gotteskinder sind, so
sichs zutragen wrde, das wir diesen verweßlichen crper, der doch sonst
(25)bald verfaulen wird, msten || [G 2v:] bey dieser sachen zusetzen, welch vor
aller welt mit ehren bestehet. Vnd so sie von jhemand mit gefahr des Leib-
lichen guts odder lebens fein getrost bekennet wird, gereicht es nicht allein
jhnen, sondern auch Gott dem Almechtigen selbst zu ewiger ehr.254
Last vns derhalben im glauben fest stehen vnnd dem ewigen fluch sampt
(30)Hellischer pein verkndigen nicht allein den ffentlichen abgesagten Gottes-
feinden, die des Herrn Christi Kirchen vnnd erkante warheit Gttlichs worts
verfolgen, jtem den Judasgenossen, die Christum verraten vnd warhafftige
Religion verfelschen vnd (deutlich dauon zu reden) allein vmb schnde

|| [175]

hoffnung eines Bisschoffthumbs Christum verkauffen,255 sondern auch den
losen Mammelucken256 wollen wir Gottes zorn anzeigen, das ist: allen
denen, die einer schlechten gefahr halben Christum verleugnen Vnnd das
malzeichen des thiers (dauon Apocali. xiij. geschrieben stehet) annemen257
(5)Vnnd gedencken nicht allein dem Herrn Christo, sondern auch dem verfluch-
ten Mammon258 vnnd dem bauch,259 ja dem Teuffel selbst zu dienen, welcher
eins teils jtzund nicht allein vnuerschempt dem Herrn Christo abtrnnig
werden, sondern auch so verwegen sind, das sie solche abtrnnigkeit bescho-
nen260 vnnd nicht wollen vnrecht gethan haben. Solche gesellen werden one
(10)zweiffel gleicherweiß || [G 3r:] vber eine kleine zeit auch der Mahometischen
Lehr beyfallen vnd sich beschonen wollen.
Aber vnser Herr Gott lest sich nicht betriegen, sondern dieselbigen elenden
Leut werden sich selbst betriegen vnnd grossen Gottes zorn auff sich laden.
Pfu euch an, jhr Mammonsknecht, die jhr vmb ewers kauffens vnnd verkauf-
(15)fens willen (wie Apocalipsi. xiij. geschrieben stehet) das Bild des Thiers,
Nemlich das Interim, anbeten vnd das malzeichen des thiers annehmet!261
Das ist viel hher der tyrannen denn Gottes gunst achtet!
Aber wehe denen, die das Bild des thiers anbeten odder sein malzeichen
annehmen werden, wie Apocalipsis xvj. geschrieben stehet.262
(20)Von dem vorzweiffelten, abtrnnigen buben263 Eißleb,264 der die Himlischen
Gtlichen Ler so frech vnd mutwilligen verfelschen darff,265 wollen wir auff
dismal nichts sagen. Denn sein trotziger mutwil vnnd die straff, die jhm nicht
lang aussenbleiben wird, sind grsser, denn das man hefftigk genug dauon
reden odder gedencken knd.
(25)Last vns auch ein schew vnnd eckel haben vor denen, die durch jhr vernffti-
ge klugheit zu thoren werden vnd lassen sich bedncken, man solle von
wegen gemeines friedens den abgesagten Gottesfeinden etwas zu gefallen in

|| [176]

der || [G 3v:] Religion nachlassen,266 gleicherweiß als sey es mglich, das man
Christum vnnd Belial,267 das Himelreich vnnd die Hell, vereinigen vnnd
zusammenreimen knne, odder als sey die Religion ein Menschenwerck
vnnd stehe in jhren Henden, das geringste pncktlein dauon zu vergeben, so
(5)doch der Sohn Gottes selbs nichts hat daran verendern knnen, sondern hat
alles gethan vnnd erlidden, auff das er dem willen des Himlischen Vatters
gehorsam were Vnnd die Heilige Schrifft erfllet wrde.268
Last vns munter sein, lieben brder, vnd fest stehen im glauben widder die
Teuffel vnnd wtige tyrannen!269 Last vns zu Gott vnnd dem Menschen
(10)schreien vnnd alles dasjhenige thun, das zur außbreitung heilsamer Lehr
dienen magk! Vnd last vns nicht so bald feig werden odder an Gottes hlff
verzagen, obs gleich den Gottlosen ein zeitlang woll gehet. Denn sie werden
darumb also erhhet, auff das jhr fall dester grsser sey.270 Vnd vnser Herr
Gott pflegt die zchtigung an seinem Hauß anzufahen, aber endtlich schttet
(15)er seinen zorn auff die Gottlosen,271 welches jhnen auch jtzundt durch so viel
zeichen vnnd gesicht,272 die in der Lufft vnnd auff Erden gesehen werden,
gedrawet273 wirdt.
Fr eim jar lies vnser Herr Gott ein mechtige grosse meng der hauschre-
cken274 in die Graff- || [G 4r:] schafft zu Tyrol fallen,275 gleich als er vor zeiten
(20)dem Pharaone gethan hatt,276 auff das er sie durch sichtbarliche zeichen sei-
nen zorn erkennen vnnd fhlen lies, vnd ist kein zweiffel, es wirdt ein grosse
straff vber sie kommen, aber das sey Gott heimgestelt.277
Jndes last vns das vnser thun vnd munter sein, denn es gilt vns jtzundt nicht
vnsere freiheit odder gtter, auch nicht dis zeitlich leben allein, sondern vmb
(25)das ewige leben vnd vmb die warhafftigen erkentnis Gottes ists vns zu thun.

|| [177]

Derhalben last vns allesampt vntereinander eintrechtigk vnnd in der erkanten
warheit bestendigk sein vnnd inn keinem weg von der rechten Lehr des
Herrn Chrjsti abfallen, welche auch die frembden vlcker fr warhafftigk er-
kennen vnnd mit grossen freuden annehmen.
(5)Frnemlich aber sollen alle Lehrer, Pfarrhern vnd seelsorger zu dieser zeit
Wacker vnnd nicht stumme hund sein, wie der Prophet sagt,278 sondern weil
sie sehen, das der Wolff, das ist der Teuffel vnnd vnsere widdersacher, die
herd des Herrn Christi zustrewen vnnd zureissen, sollen sie dieselbigenn mit
dem schwert des Geists, das ist mit Gottes wort,279 weidlich vnnd vnuerzagt
(10)angreiffen Vnnd die armen schefflein vermanen, das sie sich vor || [G 4v:] den
Wolffen htten. Sie sollen aber nicht stumme, forchtsame hunde sein, die
den Wolff da allererst anbellen, wenn sie jhn flihen sehen, wenn er aber vn-
ter die herd des Herren felt vnnd die armen schefflein jemmerlich zureist,
schweigen sie stil, zittern vnd verbergen sich.
(15)Auch ist jtzundt frnemlich diese vermanung hoch vonnten, das kein seel-
sorger leichtfertiglich von seiner herd fliehen soll, ob jhm gleich jemand aus
den Obersten Regenten solches gebieten wrde. Denn sie sind nicht knecht
odder diener eines odder zweier scharhansen,280 die da Gott vnd seine Religi-
on verachten, sondern des Herrn Christi vnd seiner Kirchen. Sollen sie
(20)derhalben vleissig acht haben auff die herd, vber welche sie der heilige Geist
zu auffmerckern vnnd httern gesetzt hat, darumb das sie die Kirchen Gottes
wol regieren sollen.281
Denn was wolt das fr ein leichtfertigkeit sein, so sie sich wolten von einem
jeden wind bewegen lassen282 vnnd baldt flchtigk von der herd Christi
(25)lauffen! Stehet derhalben fest, jhr Prediger, duldet etwas, erwartet hlff vnd
erlsung von Gott Vnd trstet die blden283 gewissen, denn in solchen be-
trbten zeiten ist am meisten trost vonnten.
Wenn euch aber die gantze Kirchen odder Gemein wird ausstossen, da
allererst schttelt || [H 1r:] den staub von ewern fssen vnd Protestirt, das jhr
(30)vnschldig seid an jhrem blut.284
Denn wie hetten die Heiden vor zeiten leichtlicher knnen die Christenheit
außtilgen, denn so die Apostel vnnd jhre nachfolger, sobald als es von einer
Gottlosen Oberigkeit befollen ward, hetten daruonlauffen odder stilschwei-
gen wollen?

|| [178]

O dieses sind alzu zarte285 marterer,286 die des Herrn Christi herd, allein
wens fried im Lande ist, also hin vmb lohn hten, so sie aber sehen, das sich
der Wolff herzunahet, thun sie, wie der mitling art ist, nemlich schweigen
odder fliehen daruon.287
(5)Frwar es wird schier288 die zeit kommen, da der rechte vnnd gute Hirt289
solche stumme hunde,290 den291 er seine herd befollen hat, hart straffen wird.
Wer Christo nachfolgen will, der muß sein Creutz mitnehmen, da wird nicht
anderst aus. Wer aber das Creutz nicht tragen will, der mag dem Teuffel
nachfolgen vnd hie gute tage suchen.292 Aber hunderttausentmal besser ist
(10)es, mit Christo leiden als mit dem Teuffel regieren.
Wolan, so last vns Gott mehr frchten denn die menschen293 vnnd starcke
zuuersicht haben, weil der Herr Christus den Teuffel vnd die welt vberwun-
den hat,294 das er auch vns, die wir sei- || [H 1v:] ne Brder vnnd miterben
sind,295 einmal erlsen werde von dem Antichrist vnd den tyrannen, die
(15)Gottes abgesagte feind sind vnnd vns jtzunder am vffer des roten Meers
vberfallen.296 Nun so errette vns, lieber Herr Christe, auff das sie vor vnsern
augen zu grund gehen297 vnnd wir mit sieg vnd aller frligkeit dir fr deine
herlliche erlsung dancken mgen!298
Denn eben darumb erwecket vnser Herr Gott die Pharaones vnnd lest sie so
(20)gewaltigk werden, auff das er seine macht an jhenen beweis, wenn er sie
strtzen wird.299 Der Herr ist ein rechter sieghafftiger Kriegsmann;300 er hat
vormals seine feind, die viel gewaltiger waren denn die jtzigen, zerschmet-
tert, derhalben wird er auch die jtzigen on alle mh strtzen vnd niderlegen
knnen.
(25)Zum letzten, last vns auch anruffen den Vatter vnsers Herrn Jhesu Christi,
der mit seinem Sohn vnd heiligen Geist ein einiger Gott ist, Schpffer
Himmels vnnd der Erden, auff das er vns vmb des Herrn Jhesu Chrjsti willen
mit seinem Heiligen Geist stercken, lehren vnd rsten wolle, auff das wir
widder diese Gottlose tyrannen alles dasjhenige thun mgen, das zur ehre

|| [179]

Gottes vnnd zur seeligkeit des armen menschlichen geschlechts gereichen
mag.
Vnd weil vnser Herr Jhesus darumb auff || [H 2r:] die welt kommen ist, auff
das er des Teuffels werck zerstre,301 ist auch zu einem Ewigen Knig vber
(5)Sion erwelet,302 derhalben last vns vnsere hertzen zu jhm erheben Vnd
bitten, er wol den leidigen Teuffel vnter vnsere fsse tretten303 vnnd die
kpff dieser tyrannen vnd aller andern, die Gottes wort wissentlich vnd gern
verfolgen, gleich als tpffe zuschmettern,304 seine Kirchen aber vnnd heil-
same Lehr erhalten vnnd vns krtzlich mit seiner heilsamen zukunfft vnnd
(10)erlsung erscheinen. Amen, sprech ein jeder frommer Christ. Amen!305
Gott sey Lob, Ehr vnnd preis.
Amen. 1548.

Marginalien
a Als Doctor Eck,158
Albertus pigius,159 Doctor Trck,160 welche alle die
b erkandte warheit
aus mutwillen
verfolgt vnd
endlich one
erkentnus Christi
jemmerlich
gestorben sein.

Textapparat
a  entschuldigung: C.
b  aecumenicum: A, B.
c  werden: A, B, C.
d  Chyneram: A, B, C.
e  A, B, C; rectius: derselben.
f  A, B, C; rectius: verwegene.
g  gutdnckel: C.
h  einen: C.
i  A, B, C; rectius: ‚hie‘ = hier [?].
j  A, B, C.
k  geschieden: C.
l  A, B, C; rectius: vnuerhorter.
m  hat: A, B, C.
n  bereit on: A, B; bereit an: C.
o  A, B, C; rectius: Christum.
p  wer: A, B, C.
q  A, B, C; rectius: vnuerhorter.

Kommentar
1  unmittelbar, kurz. Vgl. Art. hart 14.b), in: DWb 10, 508.
2  Vgl. Lk 22,67f; Joh 10,25.
3  vorbrachte, geltend machte. Vgl. Art. fürwenden 6) und 7), in: DWb 4, 933.
4  wütender, zorniger, erbitterter. Vgl. Art. unsinnig 3), in: DWb 24, 1398f.
5  Vgl. Joh 10,31–39.
6  Vgl. Joh 18,38; 19,4.6; Mt 27,24.
7  Vgl. Joh 19,6; Mt 27,25.
8  verdammtes, verfluchtes. Vgl. Art. vermaledeien, in: DWb 25, 840f.
9  Handlung, Tat, Übeltat. Vgl. Art. Stück II.D.2.f.γ), in: DWb 20, 222.
10  Vgl. Lk 22,67f.
11  Vgl. Act 28,22.
12  überaus erschwert, sehr hart (Elativ zu ‚sauer’). Vgl. Art. blutsauer, in: DWb 2, 190.
13  Vgl. I Tim 2,2.
14  Vgl. Mt 26,62–64 par.
15  getadelt. Vgl. Art. strafen C.5.a), in: DWb 19, 712–715.
16  keineswegs, auf keinen Fall, in keiner Weise. Vgl. Art. Weg II.C.3.b.δ), in: DWb 27, 2919f.
17  ohne vorherige Anhörung und Möglichkeit zur Verteidigung.
18Epikureern = Genussmenschen, die auf persönliches Wohlleben aus sind statt auf Erkenntnis
der Wahrheit, ohne Hoffnung auf ein Leben nach dem Tode; nach dem griechischen Philosophen
Epikur (341–270 v. Chr.).
19  Vgl. Joh 18,37f.
20  Vgl. Lk 18,7f.
21  Unschuldsbeteuerung.
22  Schmeichelns, s. Art. fuchsschwänzen, in: DWb 4, 354f.
23  angemessenen, s. Art. bequem 1), in: DWb 1, 1481f.
24  bekannt. Vgl. Art. wissentlich 2.a), in: DWb 30, 803f.
25Flacius macht den grundsätzlichen Anspruch auf rechtliches Gehör geltend. Aus dem römi-
schen Recht ist der allgemeine Grundsatz ‚Audiatur et altera pars’ bekannt, der sich aber auch im
angestammten deutschen Recht findet.
26  Nach seinen Erfahrungen im Verhör durch Kardinal Cajetan (Thomas de Vio aus Gaëta) vom
12. bis 14. Oktober 1518 in Augsburg appellierte Luther am 28. November 1518 in der Heilig-
Geist-Kapelle bei der Stadtkirche in Wittenberg förmlich – vor Notar und Zeugen – vom Papst an
ein allgemeines Konzil; vgl. Brecht, Luther 1, 253f; WA 2, (34) 36–40 (Appellatio F. Martini
Luther ad Concilium, 1518). Am 17. November 1520 wiederholte und erneuerte Luther seine Ap-
pellation in Reaktion auf die päpstliche Bannandrohungsbulle „Exsurge Domine“ vom 15. Juni
1520; vgl. Brecht, Luther 1, 395; WA 7, 75–82 (Appellatio ad concilium denuo repetita, 1520).
27  Der Abschied des 2. Nürnberger Reichstags (17. November 1522 bis 9. Februar 1523) enthielt
erstmals die Forderung nach einem binnen Jahresfrist an einem deutschen Ort zu berufenden
freien, christlichen Konzil, eine die spätere Konzilspolitik prägende Formel. Vgl. Armin Kohnle,
Art. Reichstage der Reformationszeit 2. Die Reichstage bis zum Nürnberger Religionsfrieden, in:
TRE 28 (1997), 457–464, hier 459,34–36. Die Protestationen auf dem Speyerer Reichstag von
1529 führten zur Bezeichnung „Protestanten“ für die Anhänger der Reformation.
28  auf Erden und im Jenseits.
29  Der Verfasser denkt wohl nicht nur an die allgemeinen Verpflichtungen, die den Herrschen-
den grundsätzlich und nach altem Herkommen gegenüber ihren Untertanen aus dem Lehnswesen
erwuchsen, sondern auch an die konkreten Vereinbarungen, die die Wahlkapitulation enthielt.
Seit dem Hochmittelalter wurde es üblich, vor der Kaiserwahl bestimmte Zusagen zu treffen,
Rechte abzusichern und Verpflichtungen gegenüber den Kurfürsten einzugehen, um ihre Stim-
men zu gewinnen; Karl V. hatte als erster eine förmliche schriftliche Wahlkapitulation unter-
zeichnet und beschworen, entsprechend dann auch sein Bruder Ferdinand bei dessen Wahl zum
Römischen König 1531. Vgl. Ulrich Schmidt, Art. Wahlkapitulation I. Deutsches Reich und
kirchlicher Bereich, in: LexMA 8 (1997), 1914f.
31Arius (um 260 – 336) vertrat die Auffassung, Jesus von Nazareth sei nicht von Ewigkeit her
Gottes Sohn, sondern ein sehr besonderes Geschöpf des einen Gottes. Diese Meinung wurde auf
den Konzilien von Nicäa (325) und Konstantinopel (381) als Irrlehre verworfen. Vgl. Hans
Christof Brennecke, Art. Arius/Arianismus, in: RGG4 1 (1998), 738–743.
32  weder.
33  one allein = mit Ausnahme dessen.
34  bekräftigen, beweisen, belegen, bestätigen.
35  Vgl. Christoph Link, Art. Bann V. Reformation und Neuzeit, in: TRE 5 (1980), 182–190.
36  Vgl. Brockmann, Konzilsfrage, bes. 246–320.
37Trient, lat. Tridentinum bzw. Tridentina Civitas, ital. Trento. Zur Territorialgeschichte des
Hochstifts Trient vgl. Art. Trient, in: Köbler 61999, 659f.
38  Gegenteil. Vgl. Art. Widerspiel 1), in: DWb 29, 1235–1237.
39  sieht.
40  Diminutiv zu concilium: „Konzilchen“, demnach alles andere als ein umfassendes General-
konzil; „verächtlich gesagt von einem kleinen, nicht rechtmäßigen Konzil“ (Art. conciliabulum,
in: Sleumer, 228).
41Flacius gebraucht das Perfekt, weil das Konzil inzwischen schon wieder beendet schien. In der
8. Sitzung am 11. März 1547 war die Verlegung nach Bologna mehrheitlich beschlossen worden,
als Grund gab man den Ausbruch von Flecktyphus an; die Anhänger des Kaisers blieben jedoch
in Trient, und nach kaiserlichen Protesten am 15. Januar 1548 in Bologna und am 23. Januar in
Rom suspendierte Papst Paul III. am 1. Februar 1548 die Bologneser Verhandlungen. Erst am 1.
Mai 1551 wurde das Konzil fortgesetzt. Vgl. Gerhard Müller, Art. „Tridentinum (1545–1563)“,
in: TRE 34 (2002), 62–74.
42  Später hat Martin Chemnitz eine ausführliche Auseinandersetzung mit den Konzilsbeschlüs-
sen aus lutherischer Sicht verfasst; das Werk erschien zunächst in vier Teilen in den Jahren
1566- 1573 bei Georg Rab d. Ä in Frankfurt am Main unter dem Titel „Examen decretorvm
Concilii Tridentini [...]“
(VD 16 C 2168), als Gesamtwerk ab 1574 in mehreren Auflagen unter
dem Titel „Examinis Concilii Tridentini, per D. D. Martinvm Chemnizium scripti, opvs inte-
grvm“
(VD 16 C 2169); eine deutsche Übersetzung aus der Feder des Gießener Pfarrers Georg
Nigrinus
erschien 1576/77 unter dem Titel „Examen, das ist Erörterung Deß Tridentinischen
Concilij [...]“
(VD 16 C 2175).
43  ihrer zwei, zwei Personen. Vgl. Art. zwei 4), in: DWb 32, 973f.
44  Partei (im gerichtlichen Verfahren). Vgl. Art. Parte, Part 2), in: DWb 13, 1466.
45  räudige; vgl. Art. schäbig 1), in: DWb 14, 1954.
46  Das Konzil wurde am 13. Dezember 1545 in Trient eröffnet, der Schmalkaldische Krieg
dauerte von Juli 1546 bis April 1547; allerdings hatte Papst Paul III. schon 1545 dem Kaiser
12500 Soldaten und hohe finanzielle Mittel für den Kampf gegen die Protestanten zugesagt. Vgl.
Georg Schmidt, Siegrid Westphal: Art. „Schmalkaldischer Krieg (1546–1547)“, in: TRE 30
(1999), 228–231, bes. 228.
47  Vgl. I Reg 16,29–33; 18,19–22; 22,19–23. Als Ahab wird hier Kaiser Karl V. bezeichnet, weil
er nach Meinung des Verfassers sein eigenes Volk zum Abfall vom wahren Gott verführt.
48  schwören.
49  Möglicherweise spielt Flacius hier an auf die kaiserliche Resolution vom 18. Oktober 1547
und auf die Zustimmung der Stände dazu vom 24. Oktober 1547, die eine Anerkennung der Be-
schlüsse des von Bologna nach Trient zurückzuverlegenden Konzils implizierte und es dem Kai-
ser anheimstellte, im Reich eine interimistische Ordnung einzuführen. Vgl. Rabe, Entstehung des
Augsburger Interims
, 33–35. Vgl. auch die Erklärung der Reichsstände über ihre Unterwerfung
unter das Konzil von Trient, Augsburg 14. April 1548, in: DRTA.JR 18, 1790f (Nr. 188).
50  arglistiger. Vgl. Art. geschwind 10), in: DWb 5, 3997.
51  Wegen Pestgefahr und aus strategischen Gründen war das Konzil im März 1547 nach Bologna
verlegt worden, aber nur ein Teil der Versammlung war dieser päpstlichen Verfügung nachge-
kommen. Vgl. Rabe, Deutsche Geschichte 1500–1600, 401.
52  Vgl. Art. Schauspiegel, in: DWb 14, 2375. Zum Spiegel als einem Gerät, das Verborgenes
sichtbar machen, die wahre Gestalt einer Sache oder Person offenbaren, deshalb auch für Wahr-
sagerei und dergleichen gebraucht werden kann, vgl. Art. Spiegel, in: HWDA 9 (1941), 547–577.
53  Im engeren Sinne: Geistliche, deren Hauptbeschäftigung darin bestand, bestellte und bezahlte
Messen zugunsten Dritter zu lesen. Vgl. Richard Puza, Art. Meßstipendium, in: LexMA 6
(1993), 564f.
54  Gefolgsleute, Hofstaat, Anhängerschaft. Vgl. Art. Gesinde 4), in: DWb 5, 4110f.
55  Der Kaiser hatte die Verlegung des Konzils nach Bologna nicht verhindern können. Vgl.
Rabe, Deutsche Geschichte 1500–1600, 401.
56  Vgl. das Sprichwort nach Ps 7,16 und Koh 10,8.
57  Intrigen, Betrügereien; vgl. Art. Finanz, in: DWb 3, 1639f.
58  Zur Formulierung vgl. Flacius, Kurzer Bericht, A 3r, unsere Ausgabe Nr. 3: Flacius, Kurzer
Bericht (1548), S. 100.
59  hineinzudrängen. Vgl. Art. eindringen 3), in: DWb 3, 163.
60  unruhig.
61  gerade beendeten. Vgl. oben Anm. 40.
62  Es handelt sich um die Formula reformationis, die Karl V. zur Neuordnung der kirchlichen
Verhältnisse in den geistlichen Territorien des Reiches vorgelegt hatte (ARC VI, 348–380); der
vollständige Titel lautet: Formula reformationis per Caesaream Maiestatem statibus ecclesiasticis
in Comitiis Augustanis ad deliberandum proposita et ab eisdem, ut paci publicae consulerent et
per eam Ecclesiarum ac Cleri sui utilitati commodius providerent, probata et recepta, Augsburg
(Philipp Ulhard d. Ä.), 1548
[VD 16 D 968; weitere Ausgaben unter VD 16 D 969–975, ZV
4451, 23400]. Der Text wurde am 14. Juni 1548 auf dem Reichstag verlesen (ARC VI, 348f), die
förmliche Annahme durch die geistlichen Reichsstände erfolgte am 28. Juni 1548 (ARC V,
316–318). Vgl. a. DRTA.JR 18, 1960–1995 (Nr. 215: Formula reformationis); vgl. Wolgast,
Formula reformationis
.
63  Machenschaften. Vgl. Art. Praktik(a), in: Götze, 39; Art. Practik 3.b), in: DWb 13, 2053.
64  Offenbar ist das Trienter Konzil gemeint, vgl. oben Anm. 40.
65Flacius blickt hier zurück auf die Zeit seit der Kirchenspaltung von 1054, das sogenannte
Morgenländische Schisma, den Bruch zwischen der römischen Westkirche und den orthodoxen
Kirchen des Ostens. Vgl. Axel Bayer, Art. Morgenländisches Schisma, in: LThK3 7 (1998), 470–474.
66  Schlachtbank. Vgl. Art. Fleischbank, in: DWb 3, 1755.
67  überführt. Vgl. Art. überweisen A.2) und 3), in: DWb 23, 640f.
68  einziger. Vgl. Art. einig 3), in: DWb 3, 207f.
69  Menschenfreundlichkeit. Vgl. Art. Leutseligkeit 2), in: DWb 12, 851.
70  Verstand, Geist. Vgl. Art. Witz I.2), in: DWb 30, 865f.
71  Vgl. Lk 16,19–21.
72 Kurfürst Johann Friedrich I. von Sachsen war am 24. April 1547 von kaiserlichen Truppen auf
der Lochauer Heide gefangengenommen worden; die Kurwürde verlor er, das über ihn verhängte
Todesurteil wurde in lebenslängliche Haft umgewandelt; nach dem Passauer Vertrag gelangte er
wieder in Freiheit und residierte fortan in Weimar. Vgl. Held, Mühlberg/Elbe, 102–109; Günther
Wartenberg, Art. Johann Friedrich von Sachsen, in: TRE 17 (1988), 97–103.
73  Eine Bedrückung Regensburgs erwähnt Melanchthon in seiner Korrespondenz seit 21. Juli
1548 (s. MBW 5 Nr. 5231; vgl. Nr. 5236; Hinweis bei Kaufmann, Ende der Reformation, 240,
Anm. 182).
74  Vgl. Joh 19,15.
76  Vgl. Thr 3,47.
77  ruchlosen, anmaßenden. Vgl. Art. verwegen II.B.3.a) und b), in: DWb 25, 2157f.
78Flacius meint offenbar den brandenburgischen Superintendenten Johann Agricola, den Main-
zer Weihbischof Michael Helding und den altgläubigen Bischof von Naumburg-Zeitz, Julius von
Pflug
, die für den Vorentwurf des Augsburger Interims verantwortlich waren. Vgl. Mehlhausen,
Art. Interim, in: TRE 16 (1987), 230–237, bes. 232.
79  Schurkereien, Übeltaten. Vgl. Art. Bubenstück, in: DWb 2, 464.
80  Gottes Wort Gewalt anzutun, gegen Gottes Wort zu kämpfen, ihren Übermut im Kampf gegen
Gottes Wort zu beweisen (ironisch). Vgl. Art. Ritter 2.c), in: DWb 14, 1054f.
81  Sirup bezeichnet ursprünglich Arznei auf der Basis einer dickflüssigen Zuckerlösung, vgl. Art.
Sirup
, in: DWb 16, 1236f, hier demnach ein Gift, das tückischerweise als Arznei dargeboten wird.
82  Vgl. Apk 14,8; 17,1–6. Cranachs Illustration zur Stelle in Luthers Septembertestament von
1522 zeigt die große Hure, auf dem Tier reitend, die päpstliche Tiara auf dem Haupt, unter ihren
Verehrern sind Kaiser Karl V. und Herzog Georg der Bärtige von Sachsen zu erkennen; vgl.
WA.DB 7, 515; Schmidt, Illustration der Lutherbibel, stellt auf den Seiten 110f die Abbildungen
aus der Septemberausgabe und der Dezemberausgabe des Neuen Testaments von 1522 nebenein-
ander, in der späteren Version ist die Tiara zu einem einfachen Kronreif verändert worden.
83  dräuen, drohen.
84  „So will ich, so befehle ich, mein Befehl/meine Macht sei dir Grund genug!“ Vgl. Juvenal,
Satiren VI, 223: „Hoc volo, sic iubeo, sit pro ratione voluntas!“
85  Möglicherweise Bezug zum erzwungenen Kniefall Philipps v. Hessen und Johann Friedrichs
v. Sachsen?
86Flacius erinnert hier an die Verfassung des Reiches und an die Wahlkapitulationen des Kaisers
und Ferdinands; s. o. Anm. 29.
87  von diamantener Härte. Vgl. Art. adamantisch, in: Goetze, 6.
88  überhaupt. Vgl. Art. als, in: Goetze, 7.
89  Schmarotzer, die um irdischen Gewinns willen heucheln und Gönnern nach dem Munde
reden. Vgl. Art. Schmarotzer 1), in: DWb 15, 939f.
90  Chimäre, Fabelwesen aus Körperteilen unterschiedlicher Tiere bestehend, vgl. Christian
Hünemörder/Günther Binding, Art. Chimäre, in: LexMA 2 (1983), 1826f. Flacius denkt anschei-
nend an etwas wie das bekannte Spottbild auf das Interim, s. Titelblatt von „Schöner Lieder
zwei“, unsere Ausgabe Nr. 18: Alber, Von Grickel Interim (1548), S. 878.
91  wahrlich. Vgl. Art. traun 4), in: DWb 21, 1530f.
92  in keiner Weise, keineswegs. Vgl. Art. Weg II.C.3.b.δ), in: DWb 27, 2919f.
93  weder.
94  Verstand. Vgl. Art. Wiz, in: Goetze, 231.
95  Vgl. Augsburger Interim VII (Von der liebe und gueten wercken), 52–57, bes. 52: „Die liebe
die do ist das ende des gebotts und die volkomenheit des gesetzes, so baldt sie in der rechtferti-
gung eintritt, so ist sie fruchtbar und beschleust in sich selbs die sämen aller gueten werck;
welche, wie sie berait ist guete frucht der gerechtigkeit zu tragen, also tregt sie die auch in dem
gerechtfertigten alßbald und so offt sie soll, und ir die macht zu würcken durch einicherley
hindernus nit benomen wirdet. Derhalben der glaub, der durch die lieb nit würcket, der wirdet nit
für lebendig angesehen, sonder vilmehr unfruchtbär und todt …“
96  Ähnlich argumentiert auch Melanchthon in seinem Bedenken, unsere Ausgabe Nr. 1: Melan-
chthon, Bedenken aufs Interim (1548), S. 63. Vgl. dazu Preger, Flacius I, 122, Anm. **): „Dies
wird keineswegs im A[ugsburger] J[nterim] direct ausgesprochen, sondern ist nur ein Schluß, den
Flacius zieht. Denn nach Art. VI ist der Glaube ein Betrachten der Barmherzigkeit Gottes und der
Erlösung durch das Blut Christi; an und für sich noch ohne Vertrauen und Hoffnung; ein
Hingerichtetsein auf Christus, welcher dann erst diesen Glauben erfüllt mit Vertrauen, Hoffnung,
Liebe, und dadurch stufenweise die eingegebene Gerechtigkeit wirket, in welcher die Rechtferti-
gung besteht.“ Vgl. auch die in Anm. 94 zitierte Passage aus Artikel VII, besonders den Schluss, wo
der Glaube an sich offenbar als ein bloßes Fürwahrhalten von allgemeinen Lehrsätzen über Heils-
tatsachen aufgefasst ist, das nicht notwendig Konsequenzen im Leben der Glaubenden zeitigt.
97  Vgl. I Kor 11,29.
99  Unter anderem mit I Kor 11,24b (und entsprechend V. 25b) wird auch die Priesterweihe
begründet, vgl. Augsburger Interim XX (Vom sacrament der priesterweihe), 92–95.
100  Vgl. Mt 13,13; Mk 4,12. Zum argumentativen Zusammenhang vgl. Flacius, Kurzer Bericht,
A 3v – A 4v, unsere Ausgabe Nr. 3: Flacius, Kurzer Bericht (1548), S. 102f.
101  Vgl. I Tim 2,5.
102  Vgl. Augsburger Interim XXIII (Von der gedechtnus der haylligen im opffer der meß und
von irer fürbitt, so darin begert wirdet. Auch kürtzlich: Von anruffen der heylligen), 122–129.
103  beschmutzen. Vgl. Art. beschmeiszen, in: DWb 1, 1582–1584.
104  Vgl. Augsburger Interim XXIV (Von der gedechtnus der verstorbnen in Christo), 128–133.
105  Prozessionen, vgl. Augsburger Interim XXVI (Von den ceremonien und gebrauch der
sacramenten), 134–145, bes. 140: „ […] Man soll auch behalten die tage der betwochen vor der
Auffahrt des herren, auch die letanei an Sanct Marx tag [25. April] und alle gebürliche proces-
siones nach altem gebrauch im jar.“
106  Vgl. Augsburger Interim XXVI (Von den ceremonien und gebrauch der sacramenten),
134–145, bes. 144: „[…] Auch nachdem im sacrament des altars ist der ware leib und das ware
bluet Christi, so ist billich, das man in diesem sacrament Christum anbete […]“
107  Vgl. Ex 20,4–6.
108  Vgl. Michael P. Streck, Art. Nebukadnezar (II.), in: RGG4 6 (2003), 168f.
109  dräute, drohte.
110  Vgl. Dan 3.
111  Schmeichlern. Vgl. Art Ohrenkrauer, in: DWb 13, 1256f.
112  Vgl. Gen 4,8.23f.
113  Vgl. oben Anm. 29.
114  weder.
116  aufbauschen. Vgl. Art. aufmutzen 2), in: DWb 1, 693f.
117  Vgl. Act 5,29.
118  Vgl. Röm 13,3f.
120  Im Oktober 1545 war ein Waffenstillstandsabkommen mit der Hohen Pforte geschlossen worden,
im Juni 1547 kam es zum Abschluss eines zunächst auf fünf Jahre befristeten Friedensvertrages, vgl.
Rabe, Deutsche Geschichte 1500–1600, 393; Katalog Kaiser Karl V. (Bonn 2000), 209f.
121  Vgl. Mt 28,18–20.
122  Vgl. I Sam 2,30.
123  Gemeint ist jener Pharao, den das Buch Exodus als Bedrücker der Israeliten in Ägypten
schildert, vgl. Ex 1,8–14 u. ö.; als historische Gestalt hinter den entsprechenden Schilderungen
ist Ramses II. zu vermuten, vgl. Ronald J. Williams: Art. Ägypten. II. Ägypten und Israel, in:
TRE 1 (1977), 492–505, bes. 493,44–49.
124  Vgl. Anm. 29.
125  Deckmantel, beschönigender Vorwand. Vgl. Art. Schanddeckel, in: Götze, 184.
126  Hilferuf bei Lebensgefahr. Vgl. Art. Zeter-, in: DWb 31, 811–819.
127  Süddeutschland, Schweiz.
128  wie zum Beispiel. Vgl. Art. als II.4), in: DWb 1, 256.
129  hinterlassene. Vgl. Art. verlassen 7), in: DWb 25, 730f.
130  einzigen. Vgl. Art. einig 3), in: DWb 3, 207f.
131  enthauptet.
132  Antonius-Säue: Die Schweine der Antoniter (Hospitaliten vom Hlg. Antonius) waren mit
einem in die Borsten rasierten Antonius-Kreuz (T) gekennzeichnet und trugen eine Schelle an
einem Ohr; es galt als verdienstliches Werk, ihnen zu fressen zu geben. Bisweilen markierten
Schweinehalter ihre Tiere auch missbräuchlich als Antoniusschweine, um die Kosten für die
Mast zu verringern. Vgl. Treu: Luther in Wittenberg, 15f; HWDA 1 (1927), 504f.
133  Vgl. die Bemerkung Melanchthons in einem Brief an Johannes Stigel vom 17. März 1548:
„In Belgico recens matrona nobilis, vidua comitis, et unicus eius filius, egressus adolescentiam,
decollati sunt, propterea quod Antonianorum καπηλείας noluerunt admittere“ (CR 6,829 [No.
4176]; MBW 5, Nr. 5089). Flacius erwähnt den Fall auch in seinem „kurzen Bericht“, vgl. unsere
Ausgabe Nr. 3: Matthias Flacius, Ein kurzer Bericht vom Interim (1548), S. 111.
134  ehrbare, respektable. Vgl. Art. erlich, in: Götze, 68.
135  Teufelszeug.
136  überdies, zudem, darüber hinaus.
137  grundlosen, haltlosen. Vgl. Art. ungereimt 2.a.β), in: DWb 24, 814.
138  abwendig, abspenstig. Vgl. Art. abhendig, in: Baufeld, 2.
139  aufreizen, dagegen aufbringen. Vgl. Art. verreittzung, in: Baufeld, 84.
140  bekannt.
141  Über die Artikel 1–4 (Urstand des Menschen, freier Wille, Ursache der Sünde, Erbsünde)
hatte man sich schon am ersten Gesprächstag, dem 27. April 1541, einigen können; über Artikel
5 (Rechtfertigung) kam es zu ausführlichen Diskussionen, die in eine wenig tragfähige Kompro-
missformel mündeten. Von den 23 Artikeln des Wormser Buches, die die Gesprächsgrundlage
für die Regensburger Verhandlungen bildeten, einigte man sich über 16 Artikel oder fand sie
hinnehmbar (1–4, 5, 6–8, 10–13, 16–17, 22–23), bei sieben Artikeln wurde keinerlei Einigung
erzielt (9, 14, 15, 18–21). Alle Artikel, strittige wie unstrittige, wurden mitsamt 9 Gegenartikeln
der Protestanten im Regensburger Buch zusammengefasst und am 31. Mai 1541 dem Kaiser
übergeben. Vgl. Regensburg 1541, Teil I, XXIIIf.
142  Kardinal Gasparo Contarini nahm als päpstlicher Gesandter an den Verhandlungen nicht
unmittelbar teil, beriet sich aber mit den altgläubigen Unterhändlern über die jeweiligen Texte.
Tatsächlich bemühte sich Contarini um eine Billigung des Rechtfertigungsartikels durch den
Papst, aber ohne Erfolg. Vgl. Regensburg 1541, Teil I, XXf; Klaus Ganzer, Art. Contarini, in:
TRE 8 (1981), 202–206.
143Albrecht von Brandenburg, er war Erzbischof von Mainz in den Jahren 1514–1545.
145  Die Forderung nach Ehelosigkeit der Inhaber der höheren Weihen entwickelt sich seit dem
frühen 4. Jahrhundert, vor allem im Westen; seit dem Hochmittelalter beschränkte man hier die
Weihe faktisch auf unverheiratete Anwärter. Vgl. Richard M. Price, Art. Zölibat II. Kirchenge-
schichtlich. In: TRE 36 (2004), 722–739.
147  ihrer fünf Sinne, die zur Erfassung der Außenwelt dienen.
148  Ramschmarkt. Vgl. Art. Tändelmarkt, in: DWb 21, 105.
149  Vgl. Gustav Adolf Benrath, Art. Ablaß. 2. Kritik an Ablaßpraxis und Ablaßtheorie im Mittel-
alter und in der Reformation, in: TRE 1 (1977), 351,10–355,32.
150  hier: Totenämter, Seelmessen; vgl. Karl Ernst Schrod: Art. Vigil, in: WWKL² 12 (1901),
951–953, bes. 952; Art. vigilg, vigili, in: Götze, 85.
151  bloß. Vgl. Art. eitel 1), in: DWb 3, 387f.
152  Betrug und Schwindel. Vgl. Art. Gaukelwerk, in: DWb 4, 1562.
153  säuisches. Die Verbindung mit ‚epikureisch‘ zeigt, dass an libertinär-hedonistischen Lebens-
wandel gedacht ist.
154  weder.
156  gegenwärtig. Vgl. Art. gegenwarts, in: DWb 5, 2299.
157  Zu Luthers Tod in seiner Geburtsstadt Eisleben am 18. Februar 1546 vgl. Justus Jonas,
Michael Cölius: Bericht vom christlichen Abschied aus diesem tödlichen Leben des ehrwürdigen
Herrn D. Martini Lutheri (1546), in: WA 54, (478) 487–496; vgl. ferner Brecht, Luther 3,
368–370; Grisar, Luther 3, 841–851; früh – erste Meldungen gab es schon zu Luthers Lebzeiten
(vgl. WA 54, (188) 193f: Eine welsche, Lügenschrift von Luthers Tod, zu Rom ausgegangen
[1545]) – kamen Behauptungen der Gegner auf, mit Luther habe es ein furchtbares Ende genom-
men, vgl. Adolf Herte, Das katholische Lutherbild; Paulus, Luthers Lebensende. Nikolaus Paulus
verwirft nach gründlicher Sichtung der zeitgenössischen Zeugnisse die bis dahin in der römisch-
katholischen Literatur immer wieder kolportierte Behauptung, Luther habe Selbstmord begangen.
158  „Zu den bekanntesten Gegnern der lutherischen Neuerung gehörte unzweifelhaft Johann Eck,
von dem man sich schon 1522 in Sachsen erzählte, er sei ‚ im Mist todt gefunden worden‘.
Wiederholt wurde er bei seinen Lebzeiten für todt ausgegeben […] Als endlich am 10. Februar
1543 der vielgehaßte Kämpe christlich dahinschied, verbreitete der Nürnberger Prediger Veit
Dietrich
die Nachricht, Eck sei ‚ohne alle Vernunft wie ein Vieh‘ gestorben“ (Paulus, Luthers
Lebensende
, 5).
159Pighius trat für die Lehre von der Unfehlbarkeit des Papstes ein und nahm als Beobachter an
den Religionsgesprächen in Worms und Regensburg 1540/41 teil. Vgl. Remigius Bäumer, Art.
Pighius (Pigge), Albertus, in: TRE 26 (1996), 632-634. „Pighius soll sich ‚aus Zweifelmuth
selbst umgebracht haben‘“ (Paulus, Luthers Lebensende, 8; Behauptung von Erasmus Alber).
160  „Unter den Staatsmännern, denen ein böses Ende nachgesagt wurde, verdient eine besondere
Erwähnung Dr. Christoph Türck, der zuerst mainzischer Kanzler gewesen und nach dem Tode
des Cardinals Albrecht bei Herzog Moriz von Sachsen Dienste genommen hatte. Er starb zu
Leipzig am 9. Juni 1547, kurz nach dem Schmalkaldischen Krieg. E. Alberus, damals ein heftiger
Gegner des neuen Kurfürsten Moriz, berichtet, Türck habe bei seinem Tod ‚gebrüllet wie ein
Ochs, dass man’s über die Gassen gehört hat‘ … (Paulus, Luthers Lebensende, 29); vgl. Erasmus
Alber, Dialogus vom Interim, unsere Ausgabe Nr. 11, 609f.
161  Es war ein gängiger polemischer Topos, dem jeweiligen Gegner ein Lebensende in Verzweif-
lung zuzuschreiben, vgl. Paulus, Luthers Lebensende, 1–55; Grisar, Luther 3, 851–855. Biblische
Vorlagen: II Mak 9 (qualvoller Tod des Antiochus IV. Epiphanes), Act 12,23 (Herodes Agrippa
von Würmern zerfressen). Vgl. schon Laktanz, De mortuis persecutorum (diese um 314/16
entstandene Schrift wurde allerdings erst 1679 erstmals gedruckt).
162  „In den Niederlanden waren es besonders Jakob Latomus und Albert Pighius, die der lutheri-
schen Neuerung in Schriften entgegentraten. Beiden wurde ein schlimmes Ende angedichtet …
Ebenso ist Latomus ‚über seiner verzweifelten Päpstlerei verzweifelt und hat sich selbst umge-
bracht‘ [nach E. Alber
]. Nach andern wäre er bloß in Verzweiflung gestorben, allerdings auf eine
recht schauderhafte Weise …“ (Paulus, Luthers Lebensende, 8).
163  „[Fr. Staphylus schrieb 1562:‚…] Wie auch Johannes Hofmeister zu Günzburg gestorben, ist
nicht unbewußt, und sein christliches Ableben ist mehr und kläglicher zu beherzigen, weil
ziemliche Anzeichen vorhanden gewesen, daß ihm in einem lutherischen Bankett eine welsche
Feige [hier anscheinend etwas Vergiftetes, sonst Bezeichnung für ein obszönes Handzeichen,
Anm. H.-O. S.] gegeben worden. Daß dem also sei, wissen noch auf heutigen Tag etliche Ge-
schlechter [= Patrizier, Anm. H.-O. S.] in Ulm glaubwürdig zu bezeugen, welche unverhohlen
und öffentlich bekennen, daß sie bei Hofmeisters letzter Hinfahrt gewesen und mit Wahrheit
sagen müssen, er habe sein Leben ohne alle Verzweiflung und ungestümes Geschrei, das ihm
seine Widersacher fälschlich auferlegt und zugemessen, in Gott dem Herrn seliglich und christ-
lich beschlossen‘“ (Paulus, Luthers Lebensende, 9). Vgl. unten S. 170.
164  gewisseste, verlässlichste.
165  Der römische Kaiser Nero (reg. 54–68) galt als grausamer Christenverfolger. Vgl. Tacitus,
Annales 15,38–44. Dass er durch Selbstmord endete, macht sein Beispiel für die Polemik nur um
so geeigneter. Vgl. Richard Klein, Art. Nero, in: RGG4 6 (2003), 196f; Rudolf Hanslik, Art. Nero
2, in: KP 4 (1975), 71–73.
166  Vgl. Gen 4,3–8.
167  Vgl. Joh 3,20f.
168  einem.
169  Bären.
170  förmlich erklärt.
171  statt.
172  überführen. Vgl. Art. überweisen A.3.d), in: DWb 23, 641.
173  sättigt.
174  Siehe oben S. 155.
175  Vgl. Joh 8,44.
176  erklärten. Absagung = Kriegserklärung. Vgl. Art. abgesagt, in: DWb 1, 47; Art. Absagung, in:
Götze, 4.
177  durch Trotz überwinden. Vgl. Art. überpochen, in: Götze, 214.
178  da, weil. Vgl. Art. sintemal, in: DWb 16, 1211–1215.
179  schlaue, betrügerische, arglistige. Vgl. Art. geschwind 9) und 10), in: DWb 5, 3997.
180  Kunstgriffe. Vgl. Art. Praktik(a), in: Götze, 39.
181  Es bedarf darüber keiner Worte, das steht außer Zweifel.
182  Marionette, Handpuppe oder dgl., Puppe eines Puppenspielers. Vgl. Art. Gaukelmann, Gäu-
kelmann
3), in: DWb 4, 1552f.
183  stelle dich so geschickt an. Vgl. Art. böse 7), in: DWb 2, 252.
185  Zähneklappe(r)n; vgl. Mt 8,12; 13,42.50; 22,13; 24,51.
186Flacius rekurriert hier auf die Lehre Augustins, der die Hölle als eschatologischen Aufent-
haltsort für alle Ungetauften ansah, Kinder ebenso wie Heiden. Vgl. Angenendt, Religiosität,
738. Nach späterer altgläubiger Vorstellung war für ungetauft verstorbene Kinder ein eigener Ort
am Rand der Hölle vorgesehen, der limbus puerorum, ohne eigentliche Höllenqualen, aber wegen
der Erbsünde, die den Ungetauften noch anhaftete, auch ohne Gemeinschaft mit Gott. Diese Vor-
stellung wurde allerdings niemals zum Dogma erhoben. Vgl. K. R. G. Braun, Art. Limbus, in:
WWKL² 7 (1891), 2059-2062; Anton Ziegenaus, Art. Limbus, in: RGG4 5 (2002), 377. Luther
befiehlt das Schicksal der ungetauft verstorbenen Kinder (allerdings insbesondere christlicher El-
tern) der Barmherzigkeit Gottes an, vgl. Martin Luther, Ein Trost den Weibern, welchen es unge-
rade gegangen ist mit Kindergebären (1542), WA 53 (202) 205–208.
187  Vgl. Mt 23,34f.
188  Vgl. Joel 2,11.
189  bald. Vgl. Art. schier II.1.a), in: DWb 15, 20f.
191  zugefügt, angetan. Vgl. Art. anlegen 7), in: DWb 1, 397.
192  Vgl. Mt 18,21–35.
193  feindselig, bösartig. Vgl. Art. ungeheuer 3.a), in: DWb 24, 694.
194  Oder wofür haltet ihr uns?
195  alte Lappen zum Schuheputzen, vgl. Art. Schuhhader, in: DWb 15, 1857.
196  Vgl. Gen 1,27.
198  Vgl. II Reg 18,13–19,37, bes. 18,32–35 u. 19,32–37; vgl. a. Jes 36f; II Chr 32,1–22. Die
Namensform Sen(n)acherib entspricht der Vulgata; die in heutigen deutschen Bibelübersetzun-
gen gebräuchliche Namensform Sanherib geht auf den masoretischen Text zurück (סַנְחֵרִיב). Zu
den historischen Hintergründen vgl. W[olfgang] Röllig, Art. Sanherib, in: KP 4 (1975),
1543,10–39; Riekele Borger, Art. Sanherib, in: BHH 3 (1966), 1668f.
200  Äsopische Fabel (vgl. zu Aesop allgemein Rudolf Keydell, Art. Aisopos, in: KP 1 (1975, ND
1979), 199f), auch von Luther aufgenommen in seine Sammlung von Fabeln, vgl. WA
50,441,1–18; 449,1–21; 455,29–456,11.
201  schiebt.
203  Vgl. Act 16,20; 17,6.
205  bereits. Vgl. Art. bereitan, in: Götze, 27.
206  Vgl. Mt 10,34; Lk 12,51.
208  eigennützigen Verleumder (?). Feigen(fr)esser werden mehrere Vogel- und Insektenarten ge-
nannt. Hier ist die Bezeichnung möglicherweise durch eine Anekdote aus dem Leben des Aesop
motiviert: Sein Besitzer hatte Feigen gekauft, die die Mitsklaven des Aesop heimlich verzehrt
hatten. Als ihr Herr sich nach dem Verbleib der Früchte erkundigte, behaupteten sie, Aesop habe
die Feigen gegessen. Aesop entging der Strafe, indem er lauwarmes Wasser trank, sich erbrach
und so bewies, dass er an jenem Tag noch nichts gegessen hatte. Er forderte seinen Herrn auf, die
Mitsklaven einer entsprechenden Probe zu unterziehen, und es zeigte sich, dass sie die Feigen-
fresser gewesen waren.
209  Schmeichler. Vgl. Art. Ohrenkrauer, in: DWb 13, 1256f.
210  Gegenteil, vgl. Art. Widerspiel 1.a), in: DWb 29, 1234–1236.
211  Ursprung und Herkunft dieses vermeintlichen ‚Grundsatzes‘ sind umstritten. David Paraeus
verweist 1618 auf das Konstanzer Konzil, auf dem Johannes Hus trotz zugesagten freien Geleites
1415 als Ketzer verbrannt wurde: David Paraeus, Oratio Inaugurali De Fide Haereticis Servanda.
Num serio sic sentiant Jesuitae et Sophistae in Papatu, Heidelberg (Jona Rosa) 1618
, [VD17
23:630511W], bes. S. 14. [online zugänglich unter http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/pareus
1618a/0014
].
212  Vgl. Lk 12,2–12 par.
213  Schurkerei. Vgl. Art. Buberei, in: Baufeldt, 43.
214  Es ist niemals einer eurer Geistlichen oder Laien seiner Konfession wegen ums Leben ge-
bracht worden.
215  verdächtig.
216  Siehe oben Anm. 131f.
217  sinnfällig, deutlich. Vgl. Art. scheinberlich, in: Götze, 186.
218  Vgl. Joh 8,44.
219  Angriffe, Anfeindungen. Vgl. Art. Anstosz, in: DWb 1, 486f.
220  legt alles zu unseren Ungunsten aus.
221  Prahlern. Vgl. Art. Scharrhans, in: Götze, 185.
222  Großsprechern. Vgl. Art. Eisenfresser, in: Götze, 63.
223  Weil/solange. Vgl. Art. weil, in: Götze, 225.
224  strenge, unmenschliche. Vgl. Art. geschwind 6), in: DWb 5, 3996.
225  Vgl. Ps 46,9–11.
226  ruhmreichen, ehrenvollen. Vgl. Art. ehrlich, in: DWb 5, 69–71.
227  jählings, rasch.
228  Vgl. Ps 2,11f.
229  Vgl. Ps 110,5.
230  Siehe oben S. 163.
231  Vgl. Eph 5,14.
232  Vgl. Apk 18,5.
233  Vgl. Mt 3,10; Lk 3,9.
235  Vgl. Mk 3,28f.
236  Bahn.
237  Vgl. Anm. 119.
239  wahrlich. Vgl. Art. traun 4), in: DWb 21, 1530f.
240  einzige. Vgl. Art. einig 3), in: DWb 3, 207f.
241  Blender, Heuchler. Vgl. Art. Gleiszner A), in: DWb 7, 8310–8312.
242  schlägt. Vgl. Gen 4,8.
246  Vgl. Röm 8,17.
250  Vgl. Horaz, Oden III,2,13: Dulce et decorum est pro patria mori.
251  Vgl. Phil 3,20.
253  Märtyrer, Blutzeugen.
254  Vgl. Apk 13,10.
255  Denkt Flacius hier an Julius v. Pflug, der Amsdorfs Nachfolger in Naumburg wurde und
schon vor ihm gewählt worden war? Vgl. Herbert Immenkötter, Art. Pflug, Julius von, in: TRE
26 (1996), 449–453, bes. 450. Auch Michael Helding käme in Betracht, seit 1537 Mainzer Weih-
bischof und Titularbischof von Sidon, der 1549 zum Bischof von Merseburg gewählt wurde. Vgl.
Heribert Smolinsky, Art. Helding, Michael, in: LThK4 4 (1995), 1402.
256  Mamluk = ägyptischer Militärsklave, meist christlicher Herkunft, aber im muslimischen
Glauben erzogen; im 16. Jahrhundert Inbegriff des Glaubensabtrünnigen. Vgl. Art. Mameluck,
in: DWb 12, 1518.
257  Vgl. Apk 13,16.
258  Vgl. Mt 6,24.
260  beschönigen.
261  Vgl. Apk 13,17.
262  Vgl. bes. Apk 16,2.
263  Schurken, charakterlosen Menschen. Vgl. Art. Bube 5), in: DWb 2, 460f.
264Johannes Agricola, genannt Eisleben. Vgl. Joachim Rogge, Art. Agricola, in: TRE 2 (1978),
110–118.
265Flacius spielt auf Agricolas Mitwirkung am Entwurf für das Interim an. Vgl. Mehlhausen,
Art. Interim, in: TRE 16 (1987), 230–237, bes. 232.
266  Hier ist wohl das Iudicium Melanchthons für Kurfürst Moritz von Sachsen vom 16. Juni 1548
im Blick, für das neben Melanchthon auch Johannes Bugenhagen, Johannes Pfeffinger, Caspar
Cruciger
, Georg Maior und Sebastian Fröschel verantwortlich zeichneten; der unautorisierte Erst-
druck erschien allerdings unter Melanchthons Namen, möglicherweise veranlasst durch Flacius.
Melanchthon war zweifellos der Hauptautor. Vgl. unsere Ausgabe Nr. 1: Melanchthon, Beden-
ken auf das Interim (1548).
267  Vgl. II Kor 6,15.
269  Vgl. I Petr 5,8.
270  Vgl. Prov 16,18.
271  Vgl. I Petr 4,17f.
272  Erscheinungen: vorbedeutende Wunderzeichen am Himmel, unheimliche Naturerscheinun-
gen. Vgl. Art. Gesicht II.4.d.ε) und ζ), in: DWb 5, 4098.
273  angedroht.
274  Heuschrecken; hier wohl mundartliche Variante, noch näher an der mittelhochdeutschen
Vorform ‚houweschrecke’. Vgl. Art. Heuschrecke in: DWb 10, 1293.
275  Zu der Heuschreckenplage, die 1547 u. a. das Etsch-, Puster- und Inntal heimsuchte, vgl.
Schönherr, Schweyger’s Chronik der Stadt Hall, 112; Dalla Torre, Heuschrecken-Invasionen,
bes. 167.
276  Vgl. Ex 10,1–20. Die Grafschaft Tirol gehörte zu den habsburgischen Erblanden, demnach
wird der Kaiser (oder König Ferdinand) mit dem Pharao in Parallele gesetzt.
277  Zu Heuschrecken als Vorboten der Endzeit vgl. Joel 1f; Apk 9,1–12.
278  Vgl. Jes 56,10.
279  Vgl. Eph 6,17.
280  Prahler, Großsprecher, übermütiger Junker, vgl. Art. Scharrhans, in: Götze, 185.
282  Vgl. Eph 4,14. Vgl. auch Sir 5,11 in alter Luther-Übersetzung [Biblia Germanica 1545, 1759].
283  ängstlichen, furchtsamen, schwachen, vgl. Art. blöd, in: Götze, 36.
285  schwächliche, schonungsbedürftige, weichliche. Vgl. Art. zart 3.a), in: DWb 31, 285.
286  Märtyrer, (Blut)zeugen.
288  bald. Vgl. Art. schier II.1.a), in: DWb 15, 20f.
289  Vgl. Joh 10,2.11.14.
290  Vgl. Jes 56,10.
291  denen.
292  Vgl. Mt 10,38f; 16,24–27.
294  Vgl. Joh 16,33.
295  Vgl. Röm 8,17.
296  Vgl. Ex 14,9.
297  Vgl. Ex 14,27–30.
298  Vgl. Ex 15,1–21.
300  Vgl. Ex 15,3.
301  Vgl. I Joh 3,8.
302  Vgl. Ps 110,4; 2,6.
303  Vgl. Röm 16,20.
304  Vgl. Ps 2,9; Apk 2,27.
305  Vgl. Apk 22,20.
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