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Beständige Antwort (1549)
bearbeitet von Jan Martin Lies
[Inhaltsverzeichnis]

|| [803]

|| [A 2r:] Nu sihet vnd greiffet1 yderman, welche ein listiger, arger betrug es
gewesen, so offt die Luterische Sect sich hat vernemen lassen, wie hertzlich
sie Reformation vnd Einigkeit der gemeinen Kyrchen begere vnd liebe, wie
gern sie gute Mittel sehe, wie sie lust zum Concilio2 habe, domit die schwere
(5)spaltung dannen3 komen mge etc. Denn wo solchs diser verharten4 leute
rechter ernst were, sie legten sich nicht also halsstarriglich vnd feindlich wi-
der die Christliche Catholische alte vnd bewerete kyrchordenung, so ynen zu
gut vnd sonderlichem fried5 die Keyserliche Maiestat auff itzt vergangenem
Reichstag zu Augspurg6 nicht allein hat gnediglich furhalten, sondern auch
(10)ernstlich gepieten lassen, auff das wir endlich durch disen weg widderumb
vereiniget, zu einerley Predig vnd Gottsdienst gebracht vnd also von ver-
derblichen Secten einmal erlset wrden.
Ewiger Gott, wie solten die Luteristen7 ein scharpffs Concilium leiden, so sie
diese Condescension,8 Moderacion9 vnd viel begerete linderung keins wegs
(15)annemen, willigen noch dlden wllen? Das Indult10 etlicher artikel ist
grsser denn man || [A 2v:] es wol bey vielen entschldigen kann. So hat auch
das mehren teil dieser Secten yemals nichts so hoch begert vnd gebeten denn
Kylch11 vnd Ehe,12 sampt anderem, das alhie zeitlichs Frieds vnd kyrchlicher
Einigkeit halben ein zeitlang gnedigst indulgiert wirt. Do auch dieser Secten
(20)an der schuldigen gantzen Restitution Geystlicher gter, so sie lange zeit zu
sich gewaltsamlich gerissen verschonet vnd die mit den klosterrden nicht
belestiget wirt. Wil nicht melden, das die Reichsstende ein gute Ordenung in
Christlicher Religion furzunemen vnd machen (weil sichs mit dem Concilio

|| [804]

gestossen) der Keyserl. Maiestat einmutiglich heimgestellet13 haben.14 Auch
do es in Palatio Publiciert ward,15 war nymand, der hirwider protestirt oder
sich dasselbig furgelegt Friedbuch anzunemen gewegert het,16 so doch auch
zum selbigen mal, was im buch schrifftlich verfasset, fast yderman kunt vnd
(5)offenbar gewesen, also das mans auch fur Newzeitung (wie zu Augspurg
wissentlich) hin vnd widder außschriebe.
Wolt noch gern wissen, wie man dieser zeit andere Mittel hett furschlagen
knden oder sollen, als die beyde, der heiligen Schrifft vnd der kyrchi-
schen17 vetern lere, nicht zu entgegen. Soltet billich Gott von Hymel dan-
(10)cken, das es nicht schrpffer furgenomen ist. Auch das sie also mit || [A 3r:]
eren von der Secten kmen vnd dran gedencken, was yr in gleichem fall vor-
mals than habt vnd noch thun wrdet, da warlich kein Mittel, sonder ewer
eusserst auff die hels der gezwungenen Catholischen an alle erbarmung hett
gelegt werden mssen.18 Zu dem, ob gefragt wrd, welche Part (so anderß
(15)die kyrch ein Part ist) macht habe, der andern maß zu setzen, ists bald ver-
antwortet, das nicht die Secten der kyrchen, sondern die kyrch habe den
Secten Ordenung fur zu schreiben. Wil dennoch vnangezeigt lassen, das
auch nicht die vberwundenen, sondern die berwinder solchs zu thun gewalt
vnd recht haben, des yr widerbeller19 euch selbst bescheiden20 kndtet.

|| [805]

Wrdet freilich seltzam darzu gesehen haben, wenn euch eyner in ewer Con-
feß eintrag gethan hett an den orten, do ir sieg21 (wiewol vnrechtlich) oder
sonst gewalt habt. Wie jr aber anderen gethan, also solt euch billich ge-
schen,22 wenn ewer aus gnaden nicht verschnet wrd. Hattet yr macht den
(5)Catholischen ewer Secterey zu gepieten vnd auffzudringen, warumb solt
denn die Keyserl. Maiestat nicht macht haben, euch Sectischen die Catho-
lische Religion widderumb anzunemen ernstlich zu erschen? Sonderlichs,
weil jrs derselbigen Maiestat als ewerm Christli- || [A 3v:] chen Keyser zuuor
heimgestellet habt. Drmb ists nr ein vnwil oder viel mehr ein lauter Eygen
(10)will, wil nicht sagen Mutwille,23 kein Ordenung noch recht leyden, dem
Christlichen furhaben Romischer Keyserlicher Maiestat widerstehn, die alle-
gemeyne kyrch wie bißanher verachten, christlicher Oberkeit nicht gehor-
chen, den Fried von newem an außschlagen, die Eynigkeit abermal verwerf-
fen vnd ewer ding schlecht verfechten vnd gewaltiglich erhalten wllen.
(15)Nu weis man sehr wol, was alhie ewer antwort ist, nemlich ewer gepieten, so
schwer dasselbig ymmer seyn mcht, vnd des Romischen Keysers gepieten
sey von einander zu scheiden, denn das ewer sey gerecht vnd des Keysers
vngerecht, das ewer Euangelisch vnd des Keysers Abgttisch, das ewer
Euangelisch vnd des Keysers deuffelisch etc.24 Wiewol aber dis ewer alter
(20)gesng ist vnd yr nach Secten art nicht anderst kndet, must yr doch von an-
dern hren, es sey diß der allergrssisten Lgen ein auff erden. Vnd werdet
in derselbigen Lgen so lang leben, so lang yr ewer eigen Sect lobet vnd die
Catholischen kyrchen scheltet. Des zu beweiß ist ewer ding viel iar her gnug-
sam entdeckt durch Warheit vnd authoritet der Schrifft vnd kyr- || [A 4r:] chen,
(25)also das ewer stettiger Wortrhum falsch vnd ewer vermeinete kyrch ein Sect
sey. Weil jr euch aber itzt vntersteht, ewere Rotten wider die kyrch vnd den
Romischen Keyser von newem zu verteidigen, vnd euch fur gehorsam
vngehorsams freuenlich hren lasset, so mssen wir auch von newem an fur
die kyrche kempffen, yr Altes vnd Warhafftiges Euangelium zu erhalten, vnd
(30)auch itzt yderman erkennen vnd vrteilen lassen, ob die kyrch oder die Sect
aus Gott sey.
So laß nu schawen in Gottes namen, was die Luterische Theologen wider die
Christliche Kyrchordnung (so die Keyserliche Maiestat schriftlich als jrer

|| [806]

Maiestaten Decret hat Publicieren vnd den Stenden zu halten mandieren
lassen) newlich, nemlich den Sechzehenden Junij 1548, zusame geflickt25
vnd aus den Schatz yrer gerhmeten kunst erfur gethan.26 Welchs Buchlin
sie vnter yre Assectanten27 allenthalben drstiglich spargieren,28 die selbige
(5)hirmit abwendig vnd widersetzig zu machen, auff das die Sect, noch als vor
der Victorien, auff yrem Sand vehst stehen bleibe29 vnd man nicht spreche,
sie haben eins mit dem andern verloren.
|| [A 4v:] Zum aller ersten zrnen die selbigen Theologen, das sie gehret, wie
dz Augspurgisch buch in der Vorrede yre kyrchen verdamme als die vnrecht
(10)geleret, dardurch Mutwillige Spaltunge angericht etc.30 Wie sol man dem
aber thun, das sie fast31 hirumb zrnen? Solt man denn sagen, Luter habe
kein spaltung angerichtet vnd sein newe lere sey durchauß recht? Wie kan
man aber solchs sagen, so sich das widerspiel im werck offentlich findet?
Sind dz nicht spaltung, so ist finsternis kein finsternis.32 Jr hohen Meyster
(15)soltets billich selbst bekennen, were ewer seuch nicht so schendlich groß. Nu
wie der alten Secten vorzeiten keine sich oder yre lere mit eigenem mund
verdammet, sondern alwege selbst fur anderen lobet, also thut diese heutigs
tags auch. Das muß recht geleret heissen, was im grund vnrecht ist vnd kyrch
heissen, was Schisma, Sect oder spaltung ist; endlich, das muß weis heyssen,
(20)was schwartz ist. Aber die zeit wirts gentzlich entdecken, wie sichs schon
Gott lob angefangen hat.
Das sie aber die Annemung dieser ordenung fur ein verleugnung vnd verfol-
gung des Euangelij deuten wllen, ist ein erschrecklicher yrthum, gerad als
verwurffe dis Buch das Euangelium Christi vnsers herren vnd seligmachers
(25)vnd sey || [B 1r:] dem Heiligen Christen Glauben widerwertig etc., bey wel-
chem so gar verkereten falschen vrteil allein zu erkennen ist, das ewer thun
nicht die Kyrch, sondern ein Sect nothalben sein msse, als die wider die
Kyrch vnd das Einig Euangelium (welchs sie von Aposteln beide, mndlich
vnd schrifftlich, entpfangen) nach aller vorigen Secten art streitt vnd ficht, zu
(30)yrer selbst verdamnus. Das buch Keyserlicher Maiestat dringt euch wedder
zur verleugnung noch verfolgung des waren Euangelii, sondern zu desselbi-
gen bekennung, furderung vnd haltung. Wer anderst redt, der ist ein Offen-

|| [807]
-
barer Apost33 der kyrchen, ein schender Christlicher Religion, ein verdam-
mer der gemeinen Christenheit vnd ein vermessener Anklager des Rmi-
schen Keysers vnd kniges, als das die, sampt anderen Christlichen Frsten,
Landen vnd Leuten, vnchristen vnd wie die Trcken vnd Jden im vnglau-
(5)ben lebeten, welch zu viel schwere Condemnation34 ich vnsern Christlichen
Heuptern selbst zu erwigen35 vnd ermessen zum vnterthenigsten hirmit vber-
geben haben wil.
Nichts deste weniger ligen sie verharlich auff so vngegrundter Persuasion,36
das sie auch sagen drffen, sie thuen wider Gottes gepot, wenn sie || [B 1v:]
(10)von yrem ding abstehn, welchs sie die bekante warheit flschlich heissen,
gerad als hett Gott gepoten, man sol nicht allein aus der Catholica kyrchen
Schismata vnd Secten machen, sondern auch wider alle Christenheit in Sec-
ten bestendig bleiben vnd solt gleich dardurch krieg vnd Verstrung ge-
schen. Vnd weil diese Theologen alhie sich auff Gottes gepot beruffen, so
(15)sind sie schldig dasselbig darzuthun, welchs ynen doch in ewigkeit vnmg-
lich. Denn was Hebreo. 10.37 von der erkanten warheit geschrieben steht, das
geht Christi vnd nicht Luters Euangelion an. Sonst hett keyn Mensch von
Christi gepurt an die Warheit erkant denn der Einig38 Luter sampt seinen
Secten, welches sich ye kein bidderman39 bereden lassen solt. Vnd ob ymand
(20)hie spreche, Christi vnd Luters Euangelion sey einerley vnd darumb die er-
kante Warheit, ist zu antworten: wenn das war ist, so mssen vns alle vier
Euangelisten betrogen haben vnd muß die Christenheit on Christo, Glaube,
wort vnd Sacrament biß auff diese vnsere zeit gewesen seyn, welchs zu ho-
ren grausam, vnd zu gleuben mehr denn deufelisch ist. Dis weiter außzu-
(25)fren hett ich lust, aber die Gelegenheit dieser Antwort gibts nicht. Darumb
ist diese || [B 2r:] Citation Gttlichs gepots erdicht vnd die erkante warheit aus
Hebreo. 10.40 reymet sich nicht hieher, sondern viel mehr 2. Petr. 2.41 Sectae
perditionis, von welchen abzustehn Gott der Herr nicht verpeut, sondern ge-
peut.
(30)Darnach schmucken sie yr furnemen mit anzeigung des artikels von der Ver-
gebung der Snden, darmit sie die Leute zu sich listiglich gelocket, als dar-
uon yderman gern hret. Sprechen: Gott wlle haben, alle Menschen sollen

|| [808]

diese Lere erhalten helffen, do sey Seligkeit etc. Wenn diß von Christlicher
Lere, als sie die allgemeyne kyrch von Aposteln vnd yren Nachkomenden
entpfangen, geredt wirt, so ists war. Wirts aber von Luterischer newer Lere
geredt vnd gemeynet, so ists ein lgen widern Heiligen Geyst, nemlich das
(5)man sagen that: Gott wlle, das alle Menschen Sectische Lere erhalten helf-
fen sollen. Zu dem, das dis etwas auffrurisch laut, als solten alle Menschen
nicht allein trtzig in Secten verharren, sondern auch darob emsiglich halten
vnd darfur mit mund vnd hand streyten, es sey wider die Christenheit, Key-
ser oders Reich, wie denn dieser Leute furnemen gewesen vnd freilich noch
(10)ist,42 als sie sich denn al- || [B 2v:] lenthalben offentlich hren lassen.
Weiter schmcken sie yr Eigen thun auch darmit, das sie furgeben, wie sich
der Deuffel von Adams zeiten an, diese Lere außzuleschen oder zu uerdun-
ckeln, versucht, dessen die Exempel schrifftlich beweisen etc. Hie ist aber-
mal zu vnterscheiden Christi Lere vnd der Luterischen Secten lere. Yene hat
(15)warlich der deuffel beyde, mit listen vnd waffen, von anbegyn hart ange-
fochten. Das er aber diese Secten lere anfechten solt, ist erdicht. Denn wie solt
er wider sich selbst fechten? Vnd wo sind die exempel zu finden, so solchs
schrifftlich beweysen? Wie nehist Gottes gepot, also sind Exempel furhanden
die Secten schtzen? Noch schemen sich die Prielreysser43 nichts. Deuffel
(20)lest dir wol Fried aber Gott vnd Keyser wollen dir deins verderblichen spiels
nicht lenger zusehen, sondern erschen dich, das du Luters Part verlassest
vnd zur Vniuersal Kyrchen widderumb trettest. Wie darstu44 denn sagen, diß
sey ein listige versuchung des deuffels? Wirstu dennoch nicht alzeit den Key-
ser zum Teuffel machen vnd Gott zum Secten Gott, der doch von anfang her
(25)der Vniuersal kyrchen Gott, Herr vnd Heilandt gewesen ist vnd noch diese
stund. Das || [B 3r:] Euangelium Christi Jesu, wie es nach den Aposteln alle
heilige Veter beyde, in Griechischer vnd Lateinischer kyrchen, seliglich ge-
prediget, begeret yr Rotten außzuleschen vnd zu uerdunckeln, auff das ewer
Inuentum45 bestehe. So vnchristen46 aber ist wedder Keyser noch Knig, das
(30)er solchs zu thun versuchet, wie irs ynen vnwarhafftiglich zumesset.
Bald hirauff zihen sie Gottes Heiligen Namen widderumb vnntzlich an,47
sagend, wie sie Gott sehr offt warnet vnd vermanet, das sie sich von yrer Le-

|| [809]
-
re nicht abfren lassen sollen, denn diese yre lere (darmit sie die Christenheit
elendiglich getrent) nennen sie hie vnd anderßwo die rechte Lere, als denn
nye keyn Sectemeister seyne Lere anderst genent hat. So zeigt nun an, wie
sehr offt vnd an welchen orten der schrifft, Gott der Almechtig die Christen
(5)warne vnd vermane, das sie sich fleissig hten sollen, domit sie von
Sectischer Lere nicht gefret werden. Das Widerspiel finden wir, das man
falschen Propheten, falschen Aposteln, auffrrischen Geystern, offentlichen
Orenkrewern,48 truglichen zungen,49 Zucker Predigern,50 philosophischen
Wortkrmern,51 fleischlichen newlungen,52 Keysers lesterern etc. nicht gleu-
(10)ben noch || [B 3v:] folgen, sondern solche fliehen vnd meyden sollen.53 Vnd
man gesteht dir deins vermessenes Assumptum54 hie so wenig als anderßwo.
Denn wir vns auch keinen Ertzengel vberreden liessen,55 das dein Luterische
lere newlich auffkomen vnd der funffzehenhundertirigen Christenheit vnbe-
wust die rechte lere sein solt, wie dein ewiger vnd vnuerschampter rhum ist,
(15)darmit du alle Welt wissentlich vberteubest,56 so doch solchs wedder mit vn-
gentigter heyliger schrifft noch mit Gttlichen wunderzeichen von euch al-
len sampt nye erweiset ist.
Darmit sie aber das volck krefftiglich von der Einigkeit vnd Gehorsam ab-
halten, so fahen sie nu an, die Catholische Religion so sehr zu schelten, also
(20)sehr sie yr ding gelobet haben. Drffen Christliche Catholische Lere vnd
Gottesdienste vnrechte Lere vnd Abgtterey lesterlich nennen, nicht anderst,
denn ob Christen nicht Christen, sondern noch Jden vnd Heiden weren.
Welche vnerhrte, vnleidliche, gottslesterliche schmach dem wenigsten Chri-
sten man nicht zu uerdlden ist, geschweige den vnsern Christlichen Monar-
(25)chen vnd gemeynen Stenden des Heiligen Romischen Reichs.
Jst zu erbarmen vnd von Gottsfurchtigen || [B 4r:] hertzen zu beweinen, das
der Secten Lere recht heyssen sol vnd der kyrchen Lere vnrecht, der Secten
schwermerey warer Gottsdienst vnd der kyrchen alte bewerete Gttliche vnd
erbarliche Religion offentliche Abgtterey. Solche Malediction57 haben sie

|| [810]

nu viel Jar her wider die Mutter,58 so auch sie durchs wasser widergeberet59
hatt, vnsinniglich außgespeiet. Solt fast zeit seyn auffhrens, sonderlich weil
sie fulen yrer Secten vntergang, welchs ich vnd andere ynen lang zuuor
verkndiget haben. Vnd was klagen sie hie von Ergernus vnd Betrbnus yrer
(5)Secten (die sie doch yre kyrchen stltzlich nennen), so sie also vnzelich viel
vnd grosse Ergernus vnd Betrbnus in der Catholica kyrchen allenthalben
angerichtet haben, darber doch nymand hatt klagen oder schreyen drffen?
Jsts grsser Ergernis die Catholische kyrchen sturmen, zertrennen, verdam-
men vnd endlich, so viel an ynen war, auff Trckisch60 ausreutten vnd das
(10)alles aus Eygenem Freuel vnd Mutwille,61 denn das die Christliche Key-
serliche Oberkeit gepeut newe schwermerey abzuschaffen vnd die alte Reli-
gion aufzurichten vnd das alles Ordenlicher weyse? Wer verursachet nun das
grst Ergerniß? || [B 4v:] Vnd warumb ergert yr euch an ewer Veter Religion?
Warumb betrbt yr euch, so man euch aus der Heresey dinst erlset vnd
(15)widderumb in dem Schoß ewerer freyen Mutter fren wil?
Wolt sonderlich gern wissen, wie doch diese leute itzt ein weil so viel mit
der anruffung zu schaffen haben. Nicht so gemein ist itzt in yren schrifften
als Anruffung, sol vileicht etwas besonders seyn, das die Alten Theologen
nicht gewisset, ya das auch vnter der Banck gelegen62 etc., oder sol vileicht
(20)souiel gelten als Glauben (wiewol es zweyerley ist Romano. 10.63 ) oder aber
Beten. Summa, es muß bey ynen freilich etwas heissen das sie allein thun
vnd wir nicht thun, denn sonst hetten sie dieses keinen rhum. Nu wolan, mey-
nen sie mit dem Anruffen die ernstliche Anruffung Gttliches Namens, (wie
es denn nicht wol anderst gemeint werden mag) so sind sie es nicht allein, die
(25)Gott von hertzen anruffen. Meynen sie stettigs Beten, so sind sie es auch al-
lein nicht, die da Beten, ob sie sichs wol dncken lassen, als diß yres Va-
ters64 ewiger rhum mitbringt.65 Wie dem aber, so sey doch Got gelobet, das
die gute Werck nu also wol angesehen sind, das man dieselbigen so offt erfur

|| [811]

zeugt.66 || [C 1r:] Denn die anruffung ist ye Christlicher guter werck eins so
wol als beten singen oder lesen. Derhalben lassen wir vns diese repeticion der
Anruffung gefallen. Das aber diese Anruffung Gottlichs namens durch die
auffrichtung der Catholischen Religion verhindert werden solt, als hie das
(5)Wittembergisch Buchlin furgibt, das ist ketzerisch erlogen vnd wirt diß kein
Christen man sein leben lang fur ein warheit sagen. Der heilig Gotts dienst
Catholischer Kyrchen hindert nicht, sondern furdert das stetig anruffen, beten,
loben, dancken, auch was sonst Christlich ntzlich vnd erbarlich ist.
Auff solchs vermanen die Theologen, die sachen wol zu bedencken ehe man
(10)schliesse etc. Lieber gesel, es ist schon geschlossen, liegt nicht groß dran,
das man euch zu Auspurch67 nicht in schluß gefoddert hat.68 Yr habt auch
nyemand von Catholischen in ewere deliberationes69 genommen, sondern
alles selbst geschlossen, selbst fur recht erkant, selbst zu halten gepoten,
selbst exequirt,70 selbsta Pabst vnd Keiser gewesen, bis yrs dohin bracht habt,
(15)das die Kyrch in solchen abfall kommen vnd also grausamlich ausgewstet
ist. Ob jr aber wider die Catholica kyrch nicht streitet aus freuel, furwitz vnd
stoltz (wie dis ewere purgier71 wort sind), lasse ich ewere eigen gewissen
|| [C 1v:] rgen vnd Gott richten. Jst fromikeit vnd demut wider den consens
aller heiligen Gottes sich auffblasen, erheben, streiten vnd schlagen, so
(20)nimpt michs wunder. Man weis gewißlich, das alle heresey von anbegyn aus
stoltz verursacht sey, so hat man mehr denn gnugsam erfaren Luters, ewers
vaters, Moabitischen hochmut,72 des er auch gegen vns gerhmet seyn wolt.
Were demut bey euch, yr wurdet euch selbst den alten heiligen vetern nicht fur-
setzen noch sie meistern vnd die Kyrch, daryn sie gelebt, also Mahometisch
(25)verdammen vnd verfolgen, welchs euch warlich Gottes wort nicht geleret.
Vnd das yr itzt fried begerte vnd suchet ist kein wunder, sintemal yr sehet,
wie eng ewer sachen stehn. Vor wenigen Jaren begereten die Kyrchischen
auch fried,73 yr liesset ynen aber keinen, sondern fienget kriege an, vertriebet
Fursten vnd Herren auß dem yren,74 bis zu letzt, do yr die grossen Auffrur

|| [812]

wider ewern Keyser erwecket vnd anfiengt etc.75 Jch glaubs sehr gern, itzt
schreiet jr fried, weil jr verloren habt.76 Zuuor kunt nymand fur euch beym
frieden bleiben. Jtzt sol man euch in ewer schedelichen Secten vnd gerug-
lichem77 sanfftem leben vngestrafft bleiben lassen, das ist der Fried, des jr
(5)begeret. Nu wer thut euch itzund? Wer bekriegt euch? Ja, wer || [C 2r:] sehe
lieber Fried denn wir Kyrchischen vnd Keyserischen? Der Landfried ist itzt
im Reichstage auffgericht,78 auch euch zum besten, wllet jr selbst. Sonst
wie jr euch noch darzu stellet, hett ich sorge, es mochtet euch begegnen, was
jr frchtet.
(10)Hie komen sie widder auff das erdicht gepot Gottes, das sie dringen solt zur
bekentnis der Luterischen lere. Jst ein fein entschuldigung, warumb sie wider
das Keyserlich Buch reden, predigen vnd schreiben. Gottes ernstlichs gepot
dringt vns darzu, sprechen sie. So sage doch einmal, wo das gepot Gottes ge-
schrieben stehe, im alten oder newen Testament? Sagen wir doch auch, kein
(15)Christen sol die erkante warheit verleugnen noch verfolgen. Solchs ist frei-
lich Gottes gepot. Wir reden aber hie nicht von der erkanten warheit Christ-
licher Catholischer lere, sondern von ewern falschen euangelischen dogma-
ten, darfur jr kein gepot Gottes habt vnd die kein warheit ist, sondern dar-
wider, es sey denn alle heilige Schrifft kein warheit vnd sey der gantzen
(20)Christenheit glaube vnd lere vnrecht, das Gott nimmermehr wolt.
Was geht euch aber an, was die Epischoff79 thun oder lassen? Sie wllen das
vnd das nicht thun, darumb folget, das jr verstockt blei- || [C 2v:] ben vnd euch
wider die Catholische Ordination80 vnd die gemeine Einigkeit vnd gehorsam
ewers Keisers setzen wolt? Welche vergleichung sollen die Epischoff mit
(25)euch Secten annemen, die jr nye auff keinem Reichstage noch Gesprechstage
habt eingehen wllen? Jsts nicht versucht gnug?81 Habt jr nicht alweg mit

|| [813]

dem kopff her durch82 gefaren vnd allein recht haben wllen? Vergleichung
gabt jr fur aus betrug vnd gedachtet dieweil, die sachen dohin zu spielen, das
gantz Deutschland vollend Luterisch wrd. Jch zwar mcht schier etwas
hiruon verstehn vnd wissen, als der erfaren habe, welchen mittelweg jr ge-
(5)sucht.83 Wollen sie ewere Priester nicht ordinieren, do kan ich nichts zu.
Glaube dennoch, man werd der sachen recht thun, so fern ewere Lyen
hinfurt nicht mehr Luterisch, sondern kyrchisch bestendiglich sein wolten.
Kein epischoff kan priester ordinieren, weil priester vorhin ordiniert sind,
aber lyen zu priestern kan er wol ordinieren. Darumb, habt jr priester, so
(10)bedurffen sie keins ordinierens, Aber luget84 zu, das sich ewer schneider,
schuster, weber vnd gerber85 zur Kyrchen einigkeit von hertzen begeben, so
wirt man ordinierens halben rhat finden. Wie jr euch aber in diesem Buchlin
noch anlasset, wirts mhe werden.
|| [C 3r:] Vnd wer wils euch verdencken, das jr hie vrteilet, es sey besser, jr
(15)behaltet ruge86 vnd faret frt mit ewern Secten, denn die furgeschribene
Ordination werd doch nicht in vielen landen vnd stedten angenommen wer-
den etc. Ey lieber, von wannen87 weistu das? Du sehest es gern also: das weil
du nicht wilt, solt niemand wllen. Wenn einer an galgen wil, so wolt er
gern, das alle welt dieselbige wolfart mit jm leistet.
(20)Das frgelegt Friedbuch ist erstlich mit der gemeinen heimstellung, darnach
in der Publication desselbigen anzunemen verwilligt. Wil jemand nu darwi-
der mutwilliglich streiten, so stehts an Gott vnd am Keiser ob solche obstina-
tion88 alweg zu dulden sey. Es ist offenbar, was jr hirin thun würdet, wenn
der sieg ewer were, yr wrdets freilich besser brauchen. Wiewol wir auch
(25)nach dem sieg von Gott gegeben nicht mit gewalt, sondern mit Recht frtfa-
ren. Sonst wrd man nach ewer gewonheit viel anderst gebaren vnd kurtz herdurch gehn.
Es wil nun angehn. Die Sectischen wöllen mit vns disputieren vmbs Interim.
So laß hergehn in dem Namen Jesu, wir schewen wedder sie noch jre kunst,
(30)weil sie vns gnugsam bekant sind sampt allem, was sie frzugeben pflegen.
Erstlich vrteilen sie in gemein, des Keysers || [C 3v:] buch sey jtzt recht, jtzt
vnrecht, denn bey solchen leuten sol man das vrteil holen. Was Sectischen
recht oder vnrecht sprechen, das sol die Catholisch Kyrch mit solcher reue-

|| [814]
-
rentz annemen, als kme es nicht von Mlberg an der Elbe,89 sondern auß
dem dritten Hymel S. Pauli.90 Vrteilen dennoch, die Kyrch lere recht von der
schepffung der welt vom Fall vnd Erbsnd Adams vnd von desselbigen er-
lsung durch Christum. Aber do hats ein end, in andern artikeln ist die Kyrch
(5)vnrecht nach dero vrteil,91 dan sie offtmals hat Antichristisch vnd satans Sy-
nagog sein mssen.92 Yedoch hie sind sie vns ein wenig gnediger, sagen von
dreyen Artikeln, daran sie mangel haben,93 sonst ists alles schlecht vnd
gleich als ein bockshorn.94 Warin hat denn das Augspurgisch buch vnrecht?
Hei, es lobet die Christliche brderliche liebe zu sehr. Hei, das sol man nicht
(10)leiden, denn es ist widers Euangelion. Das buch setzt, sagen sie, die liebe sey
die gerechtigkeit.95 Hre du, ist denn die Euangelische ware liebe die vnge-
rechtigkeit? Sprichst nein. Was ist sie denn? Ein frucht des glaubens. Das ist
erlogen. Die schrifft red anderst von sachen. Die lieb ist ein frucht des Heyli-
gen Geystes wie auch der glaube ist, Galat. 5.,96 vnd ist grsser vnd mehr
(15)denn der Glaube, 1. Corinth. 13.,97 vnd weret ewiglich, || [C 4r:] wenn der
glaube zu sein auffhret, 1. Corinth. 13.,98 vnd helt die gepot Gottes, das der
glaube nicht kann, Roma.13.,99 Galat. 5.,100 Joan. 14.,101 vnd ist das jenig, on
welchs der glaube wedder krafft noch macht hat, weil vnser Apostel leret,
der glaube sey durch die liebe thetig vnd nicht die liebe durch den glauben,
(20)Galat. 5.,102 vnd ist das hochzeitlich kleid, on welches keiner der ewigen
freuden geniessen wirt, Matth. 22.,103 vnd ist das ole der lampen, on welchs
es heissen wirt: Sta foris, Matt. 25.,104 vnd ist nach der vnd jren wercken alle
Christen zum jüngsten tage gericht werden müssen, Matth. 25.,105 welchs

|| [815]

alles der glaube nicht ist. Endlich ist die liebe Got selbst, welchs von glauben
nicht geschrieben steht, 1. Joan. 4.106 Weissestu nu, was die liebe ist? Ein
solchs hohes gut aber (das auch Gott selbst ist vnd mehr ist denn alle
gerechtigkeit) sol nicht gerechtigkeit sein noch heissen mögen? Warumb
(5)denn? Darumb, das Luter prediget hat, allein der glaube sey die gerechtig-
keit. Darauß treibet er die liebe sampt allen Christlichen Tugenten vnd
wercken. Jst diß nicht ein feine Bewerung?107 Vnd das noch erger ist:
tharff108 Luterische Sect sagen, Sanct Paulus habe auch also prediget vnd
dichten dem frommen Apostel auff, er habe diß zun Römern capit. 3.109
(10)geschrieben, das || [C 4v:] doch so offt erlogen ist, so offt sie solchs dem
Apostel aufflegen. Doch beweren sie diß auch auff ein anderley weise, nem-
lich dz buch, Interim genent, sey nicht eintrechtig mit jrer lere etc. Darumb
ists vnrecht. So höre ich wol, die Kyrch solt mit den Secten eintrechtiglich
leren vnd nicht viel mehr die Secten mit den Kyrchen? Wie leret jr? Der
(15)mensch sey fr Gott gerecht vnd angeneme vmb des Herren Christi willen
durch den glauben.110
Wo lasset jr hie ewer Allein?111 Mißtrawet jr ewer lere, die jr so offt die
rechte lere vnd die erkante warheit nennet? Aber es ist ein betrug darhinden.
Hie sols heissen: durch den glauben, aber sonst sols in allen jren büchern vnd
(20)predigten bleiben: durch den glauben allein. Das lassen wir jtzt faren vnd
reden zur sach also: Sprechet jr, durch den glauben werd der mensch ge-
rechtfertigt, so schliesset jr die liebe vnd Christlich gute werck nicht auß.
Schliesset jr aber solche nicht auß, so leret jr mit vns vnd wir nicht mit euch.
Vnd das jr dran henget vmb des Herren Christi willen, ist wol geredt, weil
(25)alles durch diesen vnsern Seligmacher geschicht vnd wir durch jn gnad vnd
Geyst erlangen beide, zu gleuben vnd lieben. Was ist denn nu der mangel?
Wir bekennen den glauben zur gerechtigkeit mit euch gleich. So ist vberig,
dz jr die liebe sampt andern frü- || [D 1r:] chten des heiligen Geystes auch
dermassen mit vns gleich bekennet, das sie auch zur gerechtigkeit gehören.
(30)Wo jr das nicht thuet, so ists ein gewiß zeichen, das jr noch heimlich schal-
cket112 vnd noch ewer Allein im sin habt. Denn so bald jhr das Allein faren
lasset, habt jr schon die liebe vnd Christliche gute werck zu gelassen, vnd
euch also vnbedacht mit vns vereiniget. Auch das jr setzet, fur Gott ange-
neme sein etc., wisset jr selbst, das ein mensch Gott angeneme sein kann, der
(35)jn furchtet vnd gerechtigkeit wircket, wie diß S. Petrus zum Cornelio klar

|| [816]

prediget, Act. 10.113 Darauß ja folget, das ein mensch Gott fürchten vnd recht
thun msse, zu dem das er gleubt, wlle er Gott angeneme sein. Also das die
angenemheit dem glauben allein eben so vnbillich zugeschrieben wrd als
die gerechtigkeit dem glauben allein zugeschrieben wirt. So schreibt auch S.
(5)Paulus, 1. Timoth. 2.,114 das gute werck des gemeinen gebets in Christlicher
Kyrchen fur Gott angeneme sey etc.
Nu, was die Gerechtigkeit belangt, ist offenbar, das sie offt auch in heiliger
schrifft der haltung gtlicher gebot (welchs ja gute werck sind) zugeschrie-
ben wirt, wie sonderlich geschrieben steht, Deuterono. capi. 6.:115 Es wirt
(10)vns die Gerechtigkeit sein, so wir halten vnd thun Gottes || [D 1v:] gepot.
Deßgleichen Deutero. 24.:116 Do Gott der Herr guts zu thun gepoten hat,
spricht er drauff: vnd das wirt dir die Gerechtigkeit sein fur Gott etc. Wie du
es auch nicht anderst im Ebreyschen grunde finden wirst. Vnd Esaie 58.,117
do Gott die werck der barmhertzigkeit streng gepoten hat, spricht er hirauff:
(15)als denn wirt dein gerechtigkeit fur dir hergehn. Noch klrer sagt der Prophet
Ezechiel cap. 18.:118 Wer diß vnd das thut, verstehe was Got doselbst erzelen
lest, derselbig ist gerecht. Jtem, derselbig wirt leben. Vnd solchs wirt auch
von Aposteln geleret als Matt.5.:119 So ewer gerechtigkeit nicht mehr sein
wirt denn der Phariseer etc., do von der gerechtigkeit des Christlichen lebens
(20)geredt wirt. Si, schreibt S. Johannes, wer gerechtigkeit wirckt, der ist ge-
recht.120 Was zele ich vnzelichs? Gleich wie du Gottes wort auß S. Paulo zu
fren pflegst von gerechtigkeit des glaubens121 (welchs doch fur vnd nicht
wider vns ist), also knden wir Gottes wort herzu fren beide, auß den Pro-
pheten vnd Aposteln, do nicht allein die Gerechtigkeit der Christlichen liebe,
(25)den fruchten des Geystes, den wercken der barmhertzigkeit, der frcht Gotts,
kurtzlich dem Christlichen leben zugeeignet wirt, sondern auch der besitzung
des ewigen lebens vnd ewiger seligkeit. Derhalben ists || [D 2r:] falsch, das die
Sect so hart pocht auff jre newe meinung. Sie wil nicht verstehn, das wir
hinfurt nicht disputieren von Mosaischen oder Judischen Gesetz wercken
(30)(wie Sanct Paulus zu reden pflegt)122 oder auch von den wercken der zehen
gepot, die vor der gnad, vor der widergepurt vnd dem glauben geschen oder

|| [817]

geschen123 sind (daruon S. Augustinus zu reden pflegt),124 sondern disputie-
ren von Christlichen oder Euangelischen guten wercken, die auß der liebe
des gleubigen Christen herfliessen, welche Christus, vnser erlser, durch
seine Apostel zu thun gepoten hat, so gar auch, das wir gleubigen on diesel-
(5)bigen nicht gerecht noch Gott angeneme, noch erben des Hymelreichs sein,
noch werden mgen. Solchs ist so klar in der heiligen schrifft an vielen rten
außgetruckt, das mich wunder hat, wo diese leute jr syn vnd augen hinthun,
wenn sie die Bibel lesen, denn ich auff den hellen Text dringe vnd wedder jr
glossen oder anderer bossen125 achte. Schreien ewig, dem Abraham sey der
(10)glaube zur gerechtigkeit gerechnet,126 als ob diß die Kyrchischen leugneten.
Sehen nicht, das der Prophet Dauid auch sagt, dem Phinees oder Pinhas sey
sein werck auch zur gerechtigkeit gerechnet, verstehe, das er auß dem gros-
sen Eyfer Gottes thet127 an den || [D 2v:] Sndern, Numer. 25.,128 Psal. 105.129
Sehen auch nicht das Matth. 25130 die jenigen vntern Christgleubigen gerecht
(15)genent werden vom Christo vnserm Erlser vnd Richter, die durch die liebe
gute werck volbracht haben. Hiraus ist zum vberflus erweiset, das der Secten
lere, die sie so vnuerschempt vnd offt die rechte lere rhmen, vnrecht sein
msse, wenn sie die liebe sampt den thaten Gttlicher gnaden, guten fruch-
ten vnd tugenten von der Gerechtigkeitb außschliessen, weil solch jr Auß-
(20)schliessen wider die heilige schrifft vnd das gantz Euangelium Christi vnwi-
dersprechlich ist.
Derhalben redt das Keiserlich Buch recht, das der Glaube zu erst aldo sein
msse.131 Wer zu Gott gehen will, muß gleuben, spricht der Apostel.132 Do-
her heist der glaube das fundament aller Seligkeit. Aber auff ein fundament
(25)gehrt ein baw, welchs freilich die Christliche liebe (vnd was die liebe gutes
wirckt durch Gottes gnad) sein muß. Gewißlich ists, dz der glaube zum aller
ersten gefoddert wirt, aber nicht der glaube allein, sonst msset die heilige
schrifft nichts anderst leren vnd gebieten, denn das wir nur gleuben vnd auff
erden nichts mehr thun sollten, welchs denn nicht ist, vnd were solchs frei-
(30)lich kein menschen, sondern ein Deuffels lere. Wenn aber die || [D 3r:] Liebe
sampt jren guten thaten zum Glauben kmpt, so wirt die Justification an

|| [818]

Christen volkohmen, weil die Liebe Consummatrix rei Christianae133 vnuer-
drungen bleiben wirt, vnd die guten thaten aus Apostolischer schrifft S. Ja-
cobi
134 Fidei teleoths [sic] seu perfectio zu nennen ist. Sintemal die liebe al-
wege mehr oder grsser ist denn der glaube, wie droben aus S. Paulo ge-
(5)sagt.135 Jn der Justificacion eines Gottlosen, Juden oder Heiden, so er zum
Euangelio kmpt, wirt erstlich ein gesunder Catholischer Glaub gefoddert
nach vermge des alten Catechismi. Wenn aber derselbig bekeret Mensch
sein leben lang in der Ecclesy sich vmb nichts mehr bekummert, wedder
vmb den Glauben allein fragt, wedder nach Gottes gepoten oder guten wer-
(10)cken, sondern lebet dohin im alten leben etc., wie wolt die sect einen solchen
iustificatum fide vlkumlich gerecht, Gott angeneme, rein vnd selig spre-
chen? Hiruon anderßwo.
So redt auch das buch nicht vnrecht das es will, es künde einer wol den
Glauben haben vnd die liebe zu gleich nicht haben.136 Diß ist der heyligen
(15)veter lere, vnd trotz das die Sect mit vngezwungener Schrifft das widerspiel
erhalte. Was? Hat der Secten volck (das allein recht Christen sein wil)
darumb den Glauben an Chri- || [D 3v:] stum verlorn, das es ein bß gewissen
hat seiner bsen thaten halben vnd wircket die liebe nicht zum nehisten?
Solchs sagen sie selbst nicht von jn selbst, allein wenns vom Catholischen
(20)Volck geredt würd, so muß es also war sein, domit sie jr newe lere erhielten.
Glaube vnd liebe sol billich bey einander sein, sind aber offt vnd in vielen
Christen menschen nicht bey einander, welchs vnser schuld ist. Man sol
diese zwey also zuhauff fgen, das doch das erst on das ander sein knd, das
ist der glaube on die liebe, wiewol vnnutz vnd vergeblich etc.137 Daruon ich
(25)anderßwo viel geschrieben.138 Die Sect ltet diese zwey der gestalt zuhauff,
das es einerley vnd nicht zweyerley sein sol, auff das jr vnrechte lere vom
allein Glaube bestehe. Wil nicht von einander sondern, dz doch S. Paulus
sondert, do er spricht: glaube, liebe vnd hoffnung sind dreierley vnd vnter
den dreien sey die liebe grsser etc., j.Corin. xiij.139 Gemanet mich schier,

|| [819]

wie mit der Sabellianische140 Coartacion,141 do die personen der allerheylig-
sten Trinitet in einander ketzerlich gekeilet worden. Auch ists nicht vnrecht
geredt, das der gleubig mensch von wegen Christlicher lieb ein erbe des
ewigen lebens sey, denn wo diß vnrecht were, so were der Richter vnrecht
(5)der zum iungsten tage sagen wirt: Die yenigen so die liebe ge- || [D 4r:] habt
vnd volbracht, sollen erben oder erblich besitzen das reich Gottes, Matth.
xxv
.,142 vnd Joannes capit.v.:143 Die da guts than haben, werden aufferstehn
zur Aufferstehung des lebens. Was ist dis anderst, denn das nicht alle gleubi-
gen, sondern die allein das ewig leben ererben sollen, die durch die liebe
(10)gute thaten zu Gottes dienst vnd eren yderman erzeigt vnd auch sonst, was
sich gepurt, gethan haben? Dis were vielfeltiglich zu beweren, darmit doch
dem glauben gar nichts benomen wirt, Ja alles wirt der gnaden vnd krafft des
heyligen Geistes zu geschrieben.
Haben die Munche also geleret wie hie dis Buch,144 so sey es Gott gelobt.
(15)Wir pflegen aber nicht zu sagen, von wegen vnser liebe vnd werck werden
wir gerecht, yr dichtet aber vns dis auff vnglimpffs halben. Die Kyrch leret,
der mensch, so vngleubig gewesen, wenn er Gott in Christo recht erkennet
vnd gleubig worden ist, so wirt er fur gerecht von Gott angenommen als ein
lieber son, ob er schon zuuor nichts rechts noch guts than hat. Denn do wirt
(20)angesehen sein itziger glaube vnd nicht wie er vorhin gelebt, welchs lauter
gnad vnd barmhertzigkeit Gottes ist. Nach dieser empfangen gnad ist er
schuldig, Gott seinem Erlser in Christo in gerechtigkeit vnd heiligkeit zu
dienen, Gottes stim vnd || [D 4v:] wort zu hren, Gott nach zu folgen, Gott zu
furchten, Gott zu lieben, Gottes gepot zu halten. Solchs ist der wille Gottes,
(25)vnd solchs sehet Gott an im gleubigen vnd hat wolgefallen dran, vnd ist vns
deste gnediger vnd belhonet solchs zeitlich vnd ewiglich. Ja er wil die gleu-
bigen nach der Gerechtigkeit des Christlichen wandels endlich richten vnd
jnen die verheissene herligkeit im hymel geben etc.145 Dieser lere ist alle
heylige Schrifft voll, vnd also hatt von anfang beyde, die Orientalische vnd
(30)Occidentalische Ecclesy, geleret, das die, so anderst leren, wedder aus Gott
sein oder der Apostolischen waren Kyrchen als gelieder zu gehren knden,

|| [820]

sie heyssen die Luterischen, zwinglischen, schwenckfeldischen,146 gabrieli-
schen,147 oder Postellischen.148 Denn diese Secten schweben noch diese
stund in der elenden betrubten Christenheit. Vnd schlefft man lenger, so
werden diese iungen.149
(5)Do nach diesem die Sect sagt, der ntige lere vom Glauben werd verschwi-
gen etc., do leugt150 sie vns an, denn wir ja gnugsam allenthalben den Glau-
ben preisen, wie sichs Catholischen lerern gehret. Dz wir aber dermassen
vom glauben reden solten wie sie, nemlich zur verkleinerung des Geystes
fruchten, der gnaden gaben, der Christlichen liebe, des heiligen gehorsams
(10) || [E 1r:] vnd allerley guter werck, da behute vns der barmhertzig Gott fur. Jst
nicht gnug, es sol ja sein, durch den Glauben vmb des Heylands Christi
willen habe vns Gott gerechtfertiget,151 doch das liebe, Hoffnung sampt an-
deren fruchten des H. Geistes152 zur volkomenheit der zunemenden gerech-
tigkeit vnd zur ergreiffung des hymelischen brabij153 vnd zur erlangung vnd
(15)besitzung des zugesagten ewigen lebens keines wegs auß geschlossen werd.
Lernet auch ein mal mit vns auß der Schrifft reden, das der Glaube nichts sey
noch helffe, wenn die liebe nicht darbey ist, j. Corinth. xiij.,154 vnd das die
Liebe grsser ist denn der Glaube, vnd das die Liebe das besondere gepot
sey vnsers Heilands Jesu Christi, Joan. xiij.,155 xv.,156 vnd das Gott gute

|| [821]

werck auch ansehe, Jone iij.,157 vnd einen yglichen gleubigen seine thaten
vergelten wird, Matth.xvj.,158 Roma. ij.159 Denn warlich on solchs trstet jr
euch vergeblich ewers glaubens der gerechtigkeit vnd seligkeit vnd kndet
auch on die liebe vnd jre gute thaten im sundlichen leben kein gute gewissen
(5)nimmer mehr haben. Christus kennet ewer keinen, er bringe denn den Glau-
ben mit der tugent, Matth.xxij.160 vnd xxv.161 Es heyst, in fide virtutem, 2.
Petri 1
.,162 sonst gleubt der Deuffel auch, als sanct Jacobus spricht.163 Was
hilffts jn aber? Vnd || [E 1v:] was hilffts euch, das jr lang rhmet, jn vnsern
Kyrchen, jn vnsern Kyrchen leret man also, gleubt man also, versteht man
(10)also etc.164 Was gehn vns ewere Kyrchen an, die jr die Catholic. heilige sam-
lunge der Veter aus hochmut vnd als ob jr alles besser wissetet vermessent-
lich zerspaltet vnd euch daraus abgeteilet habt? Sollen wir nu ewer Conuen-
tikel so groß achten, die jr Christi Jesu geistlich kleid zertrent habt?165 Was jr
leret vnd verstehet, das hat mehr hochtrgigs166 rhums denn grundlicher war-
(15)heit, welchs nach kleiner zeit167 gantz Deudsche Nacion erfharen sol.
O, welch ein fette lugen mus mir das sein, das diese Sectschtzer mit auffge-
blasenen worten rhmen durffen, sie haben Rew vnd leid, bekerung zu Gott,
liebe, guten Fursatz vnd gut gewissen trewlich geleret. Was ist den Lu-
terischen predigern alzeit hefftiger entgegen gewesen, denn das man von
(20)Rewe vnd leid vnd guten Fursatz sagen solt? Das war Papistisch, pharise-
isch, munchisch, bis es zu letz Entchristisch ward. Alle predigt stule waren
hitzig hirwidder. Jtzt wllen sie auch Papisten sein, weil das wasser vber die
krb gehn will,168 auff das sie sich mit erlogenem rhum außschleiffen.169
Sagten sie von bekerung zu Gott, so wars || [E 2r:] nur, das man Luterisch
(25)werden vnd jr ding annemen solt. Sagten sie von gutem gewissen, so wars
nur gleuben vnd auff Christi rck alle snd vnd schand legen, er msset vns
darfur sein heiligkeit schencken, hetts alles also gemacht, das wir der snde
halben, auch der knfftigen, vns kein gewissen machen sollten, er rechnets

|| [822]

vns nicht, were alles im blick170 vergeben, so bald wirs gleubten etc. Diß vnd
der gleichen kame aus dem vnchristlichen gedicht des Luters von Christ-
licher freiheit.171 Jch meyne ja, es sey ein freiheit draus worden.
Was wil hie werden? Der spruch Sanct Joannis muß war bleiben: Wer nicht
(5)liebet, der bleibt im tod.172 Sihe vmb Gottes willen, Wie gar wider sich selbst
schreiben diese Theologen. Sehen nicht, das wo dieser Apostolisch spruch
war ist, als sie bekennen mssen, so ist jr lere vom allein Glauben vnrecht.
Vrsach: do wirt der Liebe das ewig leben zueignet, welchs sie allein dem
Glauben zu schreiben wider alle Schrifft. Jst der des tods, der nicht die Liebe
(10)hat, so folget billich, das welcher gleubich ist vnd hirzu die liebe hat vnd er-
zeigt, ein kind des lebens sey. Muß der außflucht lachen die sie hie suchen
vnd sagen, glaube, liebe vnd hoffnung mssen beyeinander sein, || [E 2v:] item
gut gewissen, guter Fursatz. O der Euangelisten, die alles itzt gern gut mech-
ten, obs jnen wol vmbs hertz nicht ist, domit sie sich heraußwescheten.173
(15)Wo stehts geschrieben, das glaube, liebe vnd hoffnung bey einander sein
mssen? Das ist, das wo eins ist, da msse von notwegen auch das ander
sein, gleich wie ewer gleichnis ist vom fewer vnd der hitz etc.174 Das alles
dohin gedicht ist, auff das ewer Saxisch newes Allein bekliebe175 wider alle
Canonische Schrifft. Hre stoltze Sect,176 also soltestu reden: Glaube, Liebe
(20)vnd Hoffnung mssen vnd sollen freilich bey einander sein, wenn du endlich
gerecht vnd selig werden wilt. Das vnd kein anders. Aber diese drey knden
auch wol von einander sein, als sie leider bey vielen Christen sind vnd
derhalben on gerechtigkeit vnd seligkeit. Hiruon ist nehist geredt. Jst fein,
das sie hie wider sich selbst bekennen viel ntige Tgent, darunter auch der
(25)gute Fursatz gerechnet wirt etc. Wol gut, sind die Tgent ntig, so ist ewer
lere vom allein glauben vnrecht, welchs ein kind von sieben Jaren erkennen
solt. Man weiß, wo jr das Wort Luce x.,177 eins ist ntig, auff den Glauben
allein Ketzerisch gezwungen habt, weil ewer Sect gestanden.
|| [E 3r:] Ferner: Was sie hernach sagen sind wol gute wort im schein aber
(30)betrug steckt darhinden. Niemand ist, der nicht frey bekenne den glauben

|| [823]

(den sie new, new nennen, das vertrawen) auff den son Gottes. Vnter dassel-
big vertrawen aber wollen sie alle Tgent werffen, welchs abermal so viel
ist, als der glaub ist grsser denn die liebe, oder (wie jr grndliche meinung
noch ist) der glaube thuts allein, on liebe vnd alle gute thaten, on alle gute
(5)frcht vnd tgend. Vnd wollen sich (vnangesehen alle gute frcht vnd
tgent) an den mitler hengen etc. Were wol alzeit gut hengen an jn, wenn ers
alzeit leiden vnd dich nicht mit dem vnluterischen wort abweisen wolt: Jch
kenne dich nicht Matth. 25.,178 vnd: nicht alle die zu mir sagen Herr, Herr
etc. Matth. 7.179 Jtem: du hast das gut empfangen in deinem leben etc., Luce
(10)16
.180 Denn hie wirt das werck mehr angesehen denn der glaube, weil Gott
nach den wercken richtet, als vns alle schrifft leret. Zu diesem thut nichts an
diesem ort, das sie auß dem Psalter vnd Daniels worten fren.181 Wer weiß
nicht, das kein mensch so vnsinnig sein solt, das er mit Gott seiner selbst
frmmigkeit halben zu gericht gehn vnd haddern wolt? Es wird freilich
(15)niemand recht behalten gegen solchem Richter, wie solchs im Buch S. Jobs
zu sehen.182 Wenn aber niemand || [E 3v:] fur Gott gerecht ist, als sie hie auß
Dauid pochen,183 warumb halten sich denn die Luterischen gerecht vnd
angeneme fur Gott? Sprichst: Darumb, das sie gleuben? Recht. Andere leut
knden auch von Gots gnaden gleuben, wie besteht denn dieser spruch, das
(20)kein mensch fur Gott gerecht sey? Ey, es ist den Papisten gesagt, vns Euan-
gelischen gehts nicht an, die wir gerecht sein vnd fur Gott rein vnd schon
selig vnd schon heilig, Gott wlle oder nicht. Disen Vers des Psalters habe
ich anderswo tractiert,184 gleich auch wie des Daniels,185 der sich eben hieher
reymet wie Dauids. Wer ist vntern Christen, der sein gebet von seiner ge-
(25)rechtigkeit wegen zu erhren begert? Flehen wir nicht alle auff vnd vmb
Gottes barmhertzigkeit? Sol man aber drumb nicht leren, wie ntig vns
gleubigen die liebe sampt jren guten wercken sey? Oder hat Dauid vnd Dani-
el anderst geleret wedder186 die Kyrchischen leren? Wirst freilich finden

|| [824]

Psal. 17.187 vnd Danielis 6.188 Doselbst hastu Dauids gerechtigkeit von jm
selbst angezogen, deßgleichen Danielis gerechtigkeit, dero er sich hren lest,
nicht rhums halben, sondern deiner Secten halben, auff das dieselbige
schamrot werd ber jrer vnartigen Citation vnd vielfeltigem schrifftzwang.
(5) || [E 4r:] Nachfolgendts repetirt vnd inculcirt189 dise Schule, was sie zuuor
gesagt vom vertrawen auff Christum. Sind gar drauff kommen, das sie es nu
vertrawen nennen, was sonst gleuben. Sol etwas bessers oder ja etwas son-
derlichs sein, so doch in der schrifft nicht gar einerley ist credere vnd fidere,
wie ich solchs im Bchlin vom glauben mit vielen schrifftzeugnus be-
(10)weret.190 S. Paulus braucht in der lere der Justification des worts Pistis191 vnd
Pepoethesis,192 darbey solt mans bleiben lassen vnd nicht etwas newes,
rhums halben, anrichten. Aber dise gelerten sorgen, das wort fides sey zu
schwach, jr ding außzustehn, vnd ist auch zu gar gmein worden, das schier
kein badmagt193 ist, sie weiß vom glauben zu predigen. Darumb setzen sie
(15)quid pro quo,194 muß nu schlecht fidutia heissen, das S. Paulus sein fedder
billich corrigieren solt nach der newen form diser Theologen.
Summa: das ist die gantze meinung daruon. Sie lassen zu, das man die liebe
vnd andere Tgent predige vnd habe (ja haben mssen, sagen sie, welch
necessitet zuuor Papistisch war), aber im reich der gerechtigkeit sol wedder
(20)liebe noch Tgent zu schicken oder zu schaffen haben. So sie aber solche
hohe dinge noch immer außschliessen vnd weit absondern, so zeigen sie
verborgenlich an, das sie bey jrem allein glauben bleiben || [E 4v:] wllen.
Darauß sie viel mehr alle gute werck schliessen wie vorhin, ja achten sie
nicht wert, das sie derselbigen gedechten, denn nur zur verkleinerung. Sol es
(25)denn diese gestalt haben, so ists so viel als vor. Was sagt man denn von der
vergleichung? Vnd das sich die Luterischen lindern vnd viel anderst hren

|| [825]

lassen wedder195 zuuor, da doch kein wares wort an ist. Sie schmcken196
das vertrawen dahin auff, das sie jr Allein erhalten, ob sie es wol nicht auß-
drucken vnd redens dohin, als sey das vertrawen anderer tgent vrsprung,197
darauff sie S. Pauli wort, Galat. 2.,198 nach jrer gewonheit ntigen. Es ist
(5)verlorn, sie wllen nicht zur Christlichen Catholischen warheit tretten, son-
dern singen jr liedlein jmmerhin, allein das sie solchs alhie mit senfftern
worten thun, alles auff betrug. Denn wrd man diß jnen gut sein lassen, so
were hirin all jr vnrechte lere durch al jr bcher vertediget.199
Die liebe Liebe muß es ber sich nehmen, die knden noch mgen diese leu-
(10)te nicht erhren noch dulden, also das sie etwas gelten solt, so doch die heili-
ge schrifft vnd aller Vetter bcher die liebe also hoch preisen vnd predigen.
Darumb ists ein lauter nichts, wenn diese Sect schon groß auff die heilige
Schrifft pocht vnd alles auß der schrifft beweret haben wil etc.,200 so sie doch
selbst || [F 1r:] nichts drauff gibt, wens jren newen Dogmaten nicht gleichmes-
(15)sig ist. Vnd ist jnen in dem fall Moses, Ezechiel, Mattheus, Lucas, Petrus vnd
Paulus eben so viel als Beda, Lyra, Lombardus, Aquinas, vnd Anselmus.201
Vrsach: sie nemen kein schrifft an, die anderst reden wedder202 sie zu reden
pflegen. Nemen sie es aber an, (welchs sie schand halben offt nicht vmbgehn
knden) so thun sie es nicht einfeltiglich, wie sichs rechten Christen geprt,
(20)sondern brauchen kunst vnd list, jtzt mit falscher Dolmetschung, jtzt mit

|| [826]

erdichten glossen, jtzt mit Dialectischer spitzfundigkeit, welchs niemand so
wol weiß, als der mit jnen viel jar im kampff gelegen hat.203
Es ist diser Secten drumb zuthun, die Christliche liebe (so doch Gott selbst
ist)204 sol wedder vor oder nach zur gerechtigkeit gehren, auff das der
(5)glaube allein diese burg vnd herschafft behalte nach jrem trawm. Nu wolt ich
gern von jn hren (weils jtzt gelindert heissen sol), ob sie auch hinfurt zu
lassen, das die Christliche liebe so wol ein frucht des heiligen Geystes sey
als der Glaube.205 2. Ob die liebe Gottes gepot erflle oder obs der glaube
thue. 3. Ob die liebe mehr sey, weil der glaub durch sie sein krafft hat. 4. Ob
(10)die liebe so wol ntig sey zum ewigen leben als der Glaube. 5. Ob die frch-
ten der liebe, das sind gu- || [F 1v:] te werck, die seligkeit zu erlangen von Gott
gefoddert werden. Denn wir hie die zanckische gerechtigkeit der Secten
lassen wllen vnd nur vmb die ewige seligkeit forschen. 6. Jtem, ob Gott der
Herr die liebe an vns vnd gute werck in Got gethan ansehe, lobe, ewiglich
(15)belhone vnd krne, wolle sie von vns haben oder nicht, zum erbe lassen, ha-
be grossen wolgefallen dran, thue vnd lasse viel hirumb, erzeige hirumb offt
gnad vnd heil landen vnd leuten etc. Diß vnd dergleichen (wiewol es alles
mit klarer schrifft zu erweisen ist) werden die Sectischen in dieser gehofften
Mutation206 entwedder zu lassen oder nicht. Lassen sie es zu, so haben sie jr
(20)lere verleugnet vnd müssen vns hirzu die streittige gerechtigkeit nach dem
glauben geben, das sie also jres rhums entsetzet vnd jrer Festen burg beraubt
sind. Lassen sie es nicht zu, so sol alle welt wissen, dz sie nicht eines halmen
breit von jrer heresey gewichen sind, sondern bleiben noch als vor bey jres
Luters opinion vnd streitten hinfurt wider die heilige schrifft, wider die Cathol.
(25)Kyrch vnd gantze Christenheit des Orients vnd Occidents, weil in diesem
Artikel so grosser Consenß ist als freilich in keinem andern, also das man
wisse, warfr solche verstockten vnd verblendten Secten zu halten seien.
Vnd was ists denn, das sie hie offt anzihen vom || [F 2r:] Mittler Christo, vom
trost, von vergebung der snd, von grosser barmhertzigkeit, von versnung
(30)etc., welchs alle Christen wol wissen vnd gleuben. Thut aber hie nichts, denn
zur ableinung207 der alten Catholischen lere, vom Glauben, von der liebe,
von frchten des Geistes, von der Gottsfurcht, von der Pusse, von Gehorsam,
von guten wercken etc. Zum andern thut es zur Securitet vnd gantz fer-
liche208 versicherung dieser Fleischlichen bsen welt, die jtzt nichts zu hren

|| [827]

oder zu lesen begert, denn eitel gnad vnd barmhertzigkeit, eitel trost vnd
frlikeit, eitel versnung vnd vergebung etc. Do muß Christus stets mitteln
vnd stets snd vergeben oder ja kein snd zurechnen, sondern alles zugut
halten, do muß nur heiland sein, der nicht von vns foddert zur seligkeit denn
(5)allein den blossen glauben. Schreibt oder predigt jmand, Christus sey wol ein
gnediger Mittler, sey aber auch ein strenger Richter, jtem, Christus sey wol
ein Seligmachender heilant, sey aber auch ein schrcklicher straffer, jtem,
Christus sey wol vnser Erlser, sey aber auch vnser Meister, er habe wol
trstlichs verheissen, habe aber auch vntrstlichs gedrewet, er habe wol
(10)gesagt, gleube an mich,209 habe aber auch gesagt: Halt mein gepot,210 thu
diß, thu dass, er vergebe wol die snde, aber er behalte sie auch einen, er
knd wol vers- || [F 2v:] nen, knd aber auch wol zrnen, knd wol lebendig
machen, knd aber auch wol tdten etc. Wer solchs, sage ich, den newen
Christen predigt, po,211 so lauffen sie zur thr hinauß, als weren sie woller212
(15)Deuffel, also gar mgen sie kein warheit hren, sondern nur Placentia, Esaie
30
.213 vnd Blanditias, Rom. 16.,214 das ist, was dem fleisch seinen zaum lest.
So lang man jnen die sanffte Plsterlin (daruon Ezechiel)215 vnter die arm
legt, so lang hren sie der predig zu. Hirzu muß noch S. Paulus hofieren, Ro.
5
.,216 mit dem Pacem habemus. O ja, nach vermgen dieses gemachten frieds
(20)zwischen Got vnd menschen gehts alles wol hin wie jrs treibt. Vnd wenn jr
gleich auff den kopff giengt, so weret jr doch die lieben kinder, die es vmb
den Vatter nicht verderben knden. Denn wie mgten die gerechtfertigten
durch den glauben allein etwz vbels thun, weil die gerechtigkeit des glaubens
so groß in diesen Sectischen ist, das sie kein snd zulest. Geschee ein snd,
(25)po, so flhe der glaube dohin, gerad als ein vogel auß der hand. Solch elend
in der Christenheit zu gemehren vnd solchs ewer Volck in der vnpußfertig-
keit vnd allen lastern zu stercken, faret furt, lieben Secten, jr habts am rech-
ten ort angegriffen.
Was sie weiter hie jr lere loben vnd zum Euangelio selbst machen, ist man
(30)an jnen wol gewonet, man gestehts jnen aber nicht, dz durffen sie || [F 3r:]
nicht einmal in syn nemen. Solt jr lere von Adams zeiten her gewesen sein,
als sie rhmen,217 so vor 30. jaren nicht ein buchstab hiruon auff erden war,
welchs mit der gantzen Christenheit zu beweisen. Vnd wz sie hie von Abra-
ham sagen, thut auch nichts zur sachen. S. Paulus stopffet die Jden, so Chris-

|| [828]
-
ten vorzeiten worden, mit Abrahams glauben,218 dz weil Moses schreibt, Gott
(5)habe jms zur gerechtigkeit bedacht, das er glaubt die grosse gemerung
seynes geschlechts219 (welchs doch vnmglich vnd vngleublich war), so
werds noch den menschen zur gerechtigkeit bedacht oder gerechnet, das sie
nach Abrahams exempel gleuben, Genes. xv.,220 Roma. iiij.221 Wer ist
hirwider? Wer vnter vns sagt nicht, das von anfang alle Jden vnd Heyden,
(10)do sie Christen getaufft worden, durch den Glauben des Euangelij, welchs
sie angenommen, gerechtfertiget, das ist, als die gerechten geachtet sind?
Folget aber heraus, das die nachfolgende liebe sampt jren frchten vnd
heiligen thaten nichts sey, nichts vermge fur Gott, thue nichts zur
gerechtigkeit, helffe nichts zur seligkeit, ja sey sund vnd weiß nicht was
(15)vnreins fr Gott?
Wiltu von Adams zeiten her sagen, so findestu was die Kyrch leret, als das
Gott zu Cain sprach: Es wurd recht zugehn, wenn er gu- || [F 3v:] tes thet. Im
Thetib, id est, si bene egeris, sprach Gott.222 Das lasse mir im Text vnge-
felscht bleiben. Darnach ward Enoch zu Gott wunderbarlich genommen.223
(20)Welchs lob hatt er? Er wandelet mit Gott, das ist, er lebet Gttlich. Wie denn
vmb Noe? Derselbig wart errett sampt den seinen, do sonst alle welt mit
wasser verdarb. Warumb aber? Darumb, sprach Gott, dz ich dich gerecht in
diesem geschlecht gesehen hab.224 Welchs freilich auff den Glauben allein
nicht torquirt225 werden kann, weil cap. vj.226 steht, Noe habe vnstrefflich mit
(25)Got gewandelt, do fast227 verkleret228 wirt, warumb er cap.7.229 gerecht heist.
So wolt Gott Sodoma mit fewer nicht verderbt haben vmb zehen gerechten
willen, so er dyse darin funden hett.230 Welchs ia etwas ist, dz Gott solche
grosse straffen abwenden wolt von wegen weniger frommer leute. Ob aber
diß Luterisch laute, hret ein kind wol. Wirsts im Ebreischen nicht anderst
(30)finden. Nu komen wir widder auff den Patriarchen Abraham. Derselbig, sagt
die Saxisch schul, hab grosse tgent gehabt, welchen doch sein glaube furge-

|| [829]
-
von Abrahams glauben, nemlich Gene. xv.231 Darbey aber lst sie es nicht
bleiben, sondern feret furt vnd bezeugt auch von Abrahams gehorsam vnd
guten wercken, domit es cirkelrund wrd vnd der Luterisch rhum zu boden
fiele. Dis thut die Schrifft capit. xxij.232 So gib nu Abrahams glauben die ge-
(5)rechtigkeit, doch so fern das nachfolgend hiruon nicht außgeschlossen wird,
Gene. xv. Gefelt dirs aber Gen. xxij., gefelt dirs nicht gleich wie Marc.
xvj
.233 den Sectischen grausam wolgefelt, do es vom glauben redt. Aber Mat.
28
.234 gefelt jn nichts, weil es vom thun redt. Got sey aber lob vnd danck, das
beyde, Gene. xv. vnd xxij., den Kyrchischen wolgefelt, gleich wie auch
(10)Marci xvj. vnd Matthei 28. Denn alles, was die Schrifft leret, sol allen meny-
schen wolgefallen, es sey fr oder wider vns. Wie mag nu grssers gesagt
werden, denn das Gott zu Abraham sprach, er het bey jm selbst geschworen
jn zu benedeyen.235 Warumb? Darumb, das er, Abraham, ein werck than hatt,
Nemlich war Gottes befhel gehorsam gewesen mit anrichtung des opffers
(15)etc.236 Das werck hat Gott so wol gefallen, das er vmb des wercks willen die
vorige verheissung vom gemerhen seins geschlechts sich zu volfüren mit
einem eid verpflichtet. Vnd diese vrsach des gethanen wercks widerholet
Gott der Herr vnd sprach noch einmal: || [F 4v:] Es sollen in seynem samen
alle vlcker benedeiet werden.237 Warumb? Darumb, sprach Gott, das du,
(20)Abraham, meiner stim gehorsam gewesen bist. Die sect dringt hart auffs
propter,238 warumb solten wirs denn nicht auch thun? Sonderlich wenn wirs
in der Schrifft also klar außgedruckt finden? Were aber alhie Abrahams
gehorsam vnd werck, von des wegen Gott so grosses gethan, nicht hoch zu
preisen? Freilich so hoch, als Abrahams voriger glaube, mit welchem S.
(25)Paulus die beschnitler fr die stirn sties.239 Hats aber nye keinen rechten
Christen zuwider also auffgemutzet,240 als vns itzt die Schismatischen thun.
So hats auch nye kein ander Apostel noch lerer than. Sihe, wo steckestu nu
mit Abrahams grossen tgenten als die dir nichts sind? War Abraham allein
vmbs glauben willen zu loben? Warumb sprach denn Gott nicht auch zu jm
(30)alhie, darumb, das du glaubt hast, wil ich dich segenen. Darumb, das du
gleubt hast, sollen alle vlcker in deinem samen gesegnet werden? Sondern
sprach, darumb das du das than hast, darumb, das du mir gehorsam gewesen

|| [830]

bist etc. Warfur241 sihestu nu Abrahams tgent vnd thaten an? Fur vngerech-
tigkeit vnd snd? Freilich, nach Luterischer Theology, aber nicht nach Euan-
gelischer. Mchten die grossen tgent Abrahe nicht || [G 1r:] auch ein kleine
session haben in der gerechtigkeit burg? Ach, vergunnet in doch zum we-
(5)nigsten vnten an zu sitzen vnd seyt doch nicht so sehr gerecht, jr heiligen
lerer der gerechtigkeit, denn alles was sie reden vnd thun Paulinisch gerech-
tigkeit ist. Daruon gnug, biß die Kyrchen vnd Keysers feinde sich widder-
umb auffblasen. Got habe aber lob vnd ere, S. Jacobi stro wirt silber vnd
Luters silber wirt stro,242 wie denn vnsern Himelischen liebsten Vater nichts
vnmglich ist. Wllen bald sagen, wer stroern vnd holtzern bcher geschrie-
ben habe, auff das durch Gottes gerechts gericht verdampt wird,243 der sich
nicht geschewet hat, nicht allein der heiligen lerer, sondern auch der Apostel
schrifft, zu verdammen.
Vber alles weschen244 sie furt vnd ist ymmer einerley, nemlich die liebe schaf-
(15)fe nichts, der glaube thu alles allein, wiewol sie itzt subtiler reden aber doch
also meinen. Wo anderst so wurden sie anders reden. Durffen vns noch dar
zu mit jrem widerschreiben drewen,245 als das dero mehr widers Keysers
Buch schreiben werden. Vnd bald hernach prouocieren246 sie gelert vnd vn-
gelert jr euangelion zu erhalten, do ist des eigen lobens vnd gros schwulsti-
gen rhmens kein end. Sagen frey, sie rathens nymand, das buch hierin an-
zunemen, gerad als ob ymand jres raths begeret || [G 1v:] vnd man vorhin
nicht wisse, was solche leute rhaten sollten. Zu letzt lassen sie sich vernemen,
sie wllen bey jrer Sectischen lere verharren, weil sie in Gttlicher Schrifft
klar ausdruckt sey, welchs nicht war ist vnd nymmermehr war werden wirt.
Jch lasse vber solche verzweiffelte verstockung Kyrch vnd Keyser richten.

Von der Kyrchen vnd Bischouen.

Aldo hat die Christliche Ordnung des Ro. Keysers bey diesen Christen auch
mangel, als die auch von Sectischen billich (wie sie schreiben) angefochten
wird.247 Nennen sich selbst die Gottsfurchtigen gelrten leute, so die gantz

|| [831]

Christenheit weiß, wie viel andere titel sie billich haben. Man spricht, die ge-
lrten die verkrten,248 denn man findet selten, das die vngelrten etwa here-
sey angerichtet haben. Yedoch wllen sie vns etwas gnedig sein, vnd jrem
Landshern249 hierwider zu streiten nicht rathen. Jsts fuchsschwentzerey,250
(5)dieser radt wirt sich bald endern, wenn die andere artikel nicht zu gleich
angenomen wrden. Nein newer Euan- || [G 2r:] gelist, kmpst also nicht zur
beneuolentz.251 Kanstu eins rathen, so kanstu auch das ander rathen, wenn du
deiner Secten ein wenig wehe thun woltest. Es heist nicht rathen, sondern ver-
willigen vnd annemen vnd dis nach ewerm eigen exempel, do jr nichts nach
(10)Catholischer leute radt fraget, wenn jr die kyrch zur Sect machet. Man setzet
es hier nicht auff die faust,252 sondern auff den grund der warheit. Hett die
kyrch hierin nicht recht, keyserliche Decreten wrden wol nachbleiben.253
Jst mir aber das nicht ein feiner schwanck, das diese gelrten furgeben drf-
fen, sie haben die Catholic. kyrchen nit zerspaltet, das ist, haben keine Sect
(15)angerichtet? O, der vnuerschamter stirn. Ja, drffen darzu rgen, als ob die
kyrchischen die kyrch selbst zertrennet haben, also das diese strefflich vnd
sie vnschldig seyen an der spaltung, nennen sich selbst die armen Gots-
furchtigen leute vnd die kyrchischen schelten sie verfolger der warheit. Vnd
do sie die frage erregen, welche die Rechtgleubigen seien, ist on zweyuel,
(20)das sie sich selbst fur diese vrteilen vnd halten, derhalben sie von rechts
wegen die kyrch seien etc. Sind sie aber die Catholic. Kyrch, (wie sie jnen
die vnwarhafftiglich vnd nach aller ketzer art hoffertiglich zumessen) so ist
gewiß, das || [G 2v:] das Luterthum kein Sect ist etc. Was sol man hirzu sa-
gen? Mit der weise were kein Heresey von anfang der Christenheit gewesen,
(25)dero S. Augustin254 vnd Philastrius255 vnd zuuor Tertullianus256 gar viel
zelen vnd anklagen. Vrsach: vnter allen ist kein gewesen, die nicht het die
Catholic. kyrch sein wllen. Vnd ist noch nye kein Sect gewest, die sich
selbst fur ein Sect erkent vnd ausgeben hett. Solt dis denn die Luterische
Sect erst anfahen? Es ist auch nye kein gewest, die nicht Gottes wort ge-

|| [832]
-
rhmet vnd sich der heiligen Schrifft zu jrem Jnstitut braucht hett. Daruon
viel zu lesen im bchlin De Moribus Haereticorum.257 Darumb stsse sich
keiner an jrem kyrchrhum vnd wortrhum, sie knden nicht anderst. Man
muß aber das recht vrteil anderßwo suchen.
(5)Wie mgen sie sich denn der absonderung oder spaltung entschuldigen? Jst
nicht diß groß schisma in Deutscher Nacion erstlich von Luterischen ange-
richt, darnach von Zwinglischen erweitert vnd so furt an von andern Parten?
Welcher Gottsfrchtig vnd verstendig mensch kan dis leugnen? Jst jr ding
kein schisma, so sag was ists denn? Jch frage dich, Melanthi258 fili dolij:259
(10)Was war Nouati260 oder Donati261 furnemen? Wars kein schisma? Vnd hatten
sich solche nicht von der Catholic. kyrch abgeteilet, sie zerrissen vnd verlas-
sen? || [G 3r:] Oder hat S. Cyprianus262 vnd S. Augustinus263 vnrecht, dz sie
solche Secten schismata nennen, darfur halten vnd verdammen?264 Jst ewer
newes thun kein schisma, so wolt ich gern wissen, warfur mans achten sol.

|| [833]
Sols die cathol. kyrch sein? Wie denn, das sich diese aller erst 1500. jar nach
Christi gepurt anfht, vnd eben durch einen aposten,265 vnd on alle wunder
zeichen vnd heilige werck? Denn das ist gewiß, ist ewer Sect die Cathol.
Kyrch, so ist sie (die Cathol. Kyrch) fur euch nicht gewesen, weil sie mit
(5)ewerm ding nicht stimmet vnd entwedder alle heilige Veter von anfang
Gottsloß vnd vngleubig gewest sind vnd jr lere vnd leben verworffen, oder ir
msset vnrecht dran sein. Haben jene recht, so msset ir vnrecht haben. Habt
jr recht, so mssen jene vnrecht haben, die welt vermag nicht anderst. Nu
knd jr selbst die Veter nicht verdammen, sondern behelffet euch mit jren
(10)Schrifften wo es euch zutregt, wie knd jr denn jre Kyrch verleugnen? Jr
verleugnet sie aber, so jr ewer Sect fur die Catholische Kyrchen außgebet.
Denn ist der Veter Kyrch Catholisch, so kan ewer nicht Catholisch sein, ist
aber die ewer Catholisch, so muß jene Schismatisch oder viel mehr Paga-
nisch sein, das Gott nimmer mehr wolt. Darumb ists vnmglich, das jr euch
(15)der gescheen Spaltung entschuldigen oder ewer || [G 3v:] Sect fur die algemei-
ne Kyrche warhafftiglich rhmen kndet.
Ja, zu mehrer beschwerung vnd schmach schuldigen266 sie hie abermal die
Kyrch der falschen lere vnd falsches diensts. Sagen, man habe der warheit
(verstehe jrem Schismatischen furnemen) nicht weichen wllen, darauß sey
(20)die spaltung erfolget etc. Das ist so viel gesagt, wenn die gantze Kyrch einen
Aposten glaub hett, so giengs alles recht zu, denn die kyrch solt jnen zufal-
len. Weil sie das nicht gethan, so haben sie jres abfals guten fug etc. Ist wol
verantwortet, vnd solt billich ein Landtschafft267 sich mit dieser antwort
settigen lassen. Warumb das nicht?
(25)Dargegen aber wllen wir die allgemeine Kyrch Jesu Christi ernstlich wider
ewere lesterung verantwortet haben vnd sagen zu mehrem mal, wer die
kyrch falscher lere vnd falsches Gottsdienst schldiget, der leugts nicht
allein als ein schamloser verstockter Arius268 vnd Aerius,269 sondern auch als

|| [834]

ein verzweiuelter Celsus270 vnd Julianus.271 Vnd muß nicht diese Sect alle
Gotsfurcht abgeworffen haben, das sie auß S. Pauli spruch, Galat. 1.,272
flschlich verstanden, die heilige Cathol. kyrch Anathema sagen, das ist
verfluchen thar,273 als die ein ander Euangelium lere vnd predige denn der
(5)Apostel Paulus prediget habe. Sa- || [G 4r:] ge du Gotslesterer, wenn hat die
kyrch prediget wie die falschen Aposteln vorzeiten, das Christen, das Judisch
gesetz sampt der beschnittung vnd opfferung etc. neben dem Euangelio,
annemen vnd halten sollen? Hat sie nicht vielmehr hierwider geprediget vnd
S. Pauli lere erhalten? Nu ist S. Pauli furhaben mit diesem spruch nicht an-
(10)derst. Man lese die gantze Episteln zun Galatern on Sectische verkerung, so
wirt mans also finden. Vnd weil nu die kyrchischen alzeit das best hirin
gethan vnd S. Pauli Euangelium wider die Pseudaposteln vnd ketzer trewlich
gepredigt, so mssen sie zu lohn verflucht werden. Darumb aber nicht, das
sie nicht predigen mit S. Paulo, sondern das sie nicht schwermen mit Lutero.
(15)Wil solchs allen Christen zu erkennen geben, obs nicht die vnwandelbar lau-
ter warheit sey.
Gilt nicht, das sie Trient vnd Bononien274 erfür rcken, wolten sich gern mit
anderer mistwasser rein weschen. Wenn die Sect nichts mehr kann, so suchet
sie allen vnflat zuwege der do jrgent ist auff, das man sie gegen solchem
(20)recht sprechen sol. Diese kunst haben diese leute nu viel jar her braucht vnd
warlich bey dem vnuerstendigen pfel etwas hiermit geschaffet. Do war
Pabst der Entchrist, der Pabstesel, der Fartze- || [G 4v:] sel,275 ablaß kauff,276
glockentauff,277 bilder dienst vnd deßgleichen viel.278 Daran solt denn das

|| [835]

Volck gedencken vnd des vergessen was sie angericht haben vnd treiben.
Vorzeiten war einer, Sosipater279 genent, derselbig vnterstundt sich auch
allerley zu straffen was andere leute theten, aber S. Dionysius Areopag.280
schriebe jm, er solt sich darneben auch selbst erkennen, denn Sosipaters
(5)furgeben were drumb nicht recht, ob anderer leute thaten vnrecht weren. Diß
ist drumb nicht weiß, ob schon jenes nicht rot ist, spricht er etc.281
Vnd es schreibt auch diser S. Dionys. zu einem Demophilus282 genant, der
alles besser wissen wolt: Demophilo fas non est ista corrigere,283 dz ist:
Luter hats nicht macht, die Kyrch zu straffen. Er straffe seine Secten, dassel-
(10)big gehrt jm zu, da findet er so viel vnflats zu fegen, das er der gemeinen
kyrchen billich vergessen solt. Hre hie, was dir diese gemeine Ordenung
der Christlichen Einigkeit furhelt, vnd gaff nicht auff gescheen Mißbreuche,
dieselbigen zu rren vnd dardurch die gantze kyrchen verhasset zu machen.
Sihe numals fur dich vnd nicht hinder dich. Man wirt bey vnd fast nchtern,
(15)lug,284 das jr auch einmal nchtern vnd der Catholischen kyrchen gemein-
schafft widderumb teilhafftig werdet.
|| [H 1r:] Die biete,285 so die Sect hie thut, ist gut, nemlich man sol auff solche
wege gedacht seyn, das so die Bischoff den gehorsam haben wllen, das sie
die Warheit nicht verfolgen, noch abgttische Ceremonien im land widder-
(20)umb anrichten. Diß war yr biet. Wer hat gemeine menschen syn, der nicht
verstehe was dieser biet inhalt sey? Nemlich die Bischoff sollen die Luteri-
schen nicht anfechten (diß heissen sie die warheit verfolgen) vnd sollen die
Alte Religion nicht Restituiren, (diß heissen sie die abgttische Ceremonien
auffrichten) also das jr biete sey, man wlle sie schutzen bey jrer angenom-
(25)ene Sect vnd sie mit der kyrchischen Religion vnbetrbt lassen, als denn
wllen sie den Bischoffen gern gehorsam sein. Mag mir das nicht ein gehor-

|| [836]
-
sam sein. Man sol jnen jren willen lassen, so sind sie wol zufrieden, das
Bischoff im Land zu gepieten haben. Wie gar alber286 vnd schlechte Leute
sind das, die jr recht so leichtlich aus den henden lassen? Were dennoch
einer Biete werdt, wirt aber an der erhrung ligen.
(5)Hie wil ichs abermal widerredt haben, das wer Secten nicht dlden will, das
derselbig drmb die Warheit verfolgen solt, auch das der kyrchen Ceremo-
nien abgttisch sein solten. Diß redt keyn Christen mann, verihts287 keyn
redlich || [H 1v:] mann, sonder Apostatische vnd trewlose Secten thun dassel-
big. Hettest die kyrch, deine geistliche Mutter, fast gnugsam abgtet,288
(10)wenn du sonst einmal auffhren kndest, ehe dich ein ander schweigen
hiesse, der es doch lieber lassen wolt. Denn das soltu wissen, wiltu den ket-
zernamen nicht leiden, so knden wir vielweniger leiden, das du vns der
Abgtterey zeihest. Wir machen dir deinen namen alletage war, aber erleben
sol ewer keyner, das er vns also grausamlich mit grund vnd Warheit lestere.
(15)Vnd was sagstu von Zeugnis der alten kyrchen, so dir keins gut gnug ist,
wenns deiner manier nicht ist? Sols dein Vrteil hirin walten, so muß dir das
zeugnis der alten kyrchen recht oder vnrecht sein, wo, wenn vnd wie lange
du wilt. Oder was gehn dich der Alten kyrchen zeugnis an, die du dir ein
newe kyrch zimmert hast? Gefelt dir aber die alte kyrch, warumb tobestu
(20)denn also feindlich wider jre Lere, Gottsdienst, gewonheit vnd Ceremonien?
Finden wirs doch also bey der alten kyrchen, wie wirs teglich im Tempel
halten289 vnd knden des grosse hauffen zeugnis fren, welcher du hie
begerest. Jsts nicht ydermans arbeit, die alten zeugniß zu schen, wie du hie
sagst, so zeig an, wes arbeit es denn sey? Jch muß es sagen, eyner hat dersel-
(25)bigen || [H 2r:] zeugnus der alten kyrchen ein gros buch vol zu hauff gesucht.
Derselbig solts nicht gethan haben, sondern er solt diese arbeit eynem Lute-
rischen befholen haben, der hett die zeugnis recht zu schen gewisset, nem-
lich nicht was fur die Catholische kyrch, sondern was allein fur Luterisch
Sect were. Ja, do lag es den zarten290 Herren. Vnser zeugnis buch291 drcket
(30)sie, darber wil ynen yr hertz brechen, denn aldo werden sie berweiset vnd
so offt lgen strafft, so offt sie ettliche Ceremonien als Papistisch lestern, die
doch im grund altkyrchisch sind. Darumb ists nicht ydermans arbeit die alten

|| [837]

vnd waren kyrchzeugnis aus der Heiligen Veter bcher schen. Vrsach:
Bucerus solts than haben vnd nicht Wicelius. Da steckt es.
Nu, wil mans leiden, das ynen diese Sect noch darzu furbehalten wil, von
vnd ber der Publicierten vnd Consentierten Ordinacion292 bericht vnd
(5)sondere bekentnis zu thun, so lasse ichs gehn. Allein man bedencke, wie sie
heuffig mit Libellen293 heraus faren werden, do keyn locat294 oder Statschrei-
ber so gering ist, der nicht sein eigen bekentnis widers Interim schreiben
wird, welchs ein new art ist, der Ordinacion wider zustehen. Sol nicht mit
einer Confession, sondern mit vnzelichen darwider gestrmet sein, || [H 2v:]
(10)welchs dreulich gered vnd auff viel eigensynnige kpff gesetzt wirt. Diß jr
furhaben lasse ich die Oberkeit beradtschlagen. Meynen, es sey noch viel
daruon zu reden. Wolten gern sagen, darwider zureden, wenn die lufft dar-
nach gieng,295 als von Concilien vnd auslegung der schrifft. Was kndet jr
hiruon oder hirwider reden, das jr zuuor nicht geredt habt? Nemlich, dz euch
(15)kein Concilium gut gnug ist, ausgenomen das Hierosolymisch,296 denn jr das
Nicenisch297 auch schabernacket.298 Was? Auch dem Hierosolymischen seid
jr darin entgegen, das wo dasselbig vom joch der Mosischen statuten oder
gesetzwercken sagt,299 lencket vnd zerret jr wider die Guten werck, welchs
ewere newe vnd falsche auslegung ber Sanct Pauli Epistel zun Rmern vnd
(20)Galat. offentlich beweiset. So ists auch ewer meynung, das wedder Pabst
oder Epischoff300 gewalt haben sol, die schrift zu dolmetschen vnd außzule-
gen, sondern jr, jr allein, die jr denn alweg vnd in allen dingen des Sacks alle
vier zipffel301 haben wolt. Lieber, kndet jrs nicht also erleiden? Erstlich, dz
die gewalt bey euch Secten sey die schrifft nach ewerm institut zu dol-

|| [838]
-
metschen302 vnd nach ewer Lere auszulegen vnd nach ewerm wolgefallen die
Concilien außmustern vnd nach ewerm gutdncken der Veter bcher
meistern. Wo euch die Christenheit solchs gestendig were, || [H 3r:] wer wolt
denn sagen, das ir vnrecht hettet? S. Petrus sagt, die heilige schrift sey nicht
(5)eigener auslegung,303 das ist, dz sie ein jglicher, woher er leufft, nach seinem
eigen gutdnckel verstehn vnd außlegen wolt, das der sicherst weg ist, bey
dem gesundten verstande der allgemeinen kyrchen bleiben, sonderlich in
hohen Artikeln, do solcher Consens ist. Sonst ist nymand verpoten was einer
gutes an der heiligen Bibel durch Gottes besondere Gnad schaffen mag, es
(10)sey mit Jnterpretation oder Exposition, zuuoran an den schweren orten beide,
in Mosi vnd der Propheten schrifften, jn welchem thuen sich dennoch ett-
liche Oberlender dermassen gehalten, das man jnen danck weis, ob sie wol
sonst Partheisch sind.304

Von Sacramenten.


(15)Sie wollen auch nicht willigen in die Ordenliche Ceremonien der Alten
kyrchen, als da ist Chrisma, auff Latinisch Vnctio,305 des zeugnis man findet
bey den Eltisten,306 wie sie selbst wol wissen. Vnd drffens noch darzu
Abgttisch lestern, darbey zu erkennen, wie nahe sie zu Einigkeit schreiten.
Jtem, sagen frey, es sey ein || [H 3v:] grosse Gotslesterung, das sie freilich die
(20)gewonheit der kyrchen nicht grausamer schelten verwerffen vnd verdammen
k. Sprichst: wir meinen die Consecrationes. Antwort: warumb hastu
denn bißanher auch den Chresem307 bey der Tauff verlachet vnd ver-
worffen?308 Die Kyrche braucht eusserlicher Vnction wenn man Teuffet,
firmet vnd Weihet, das ist einmal war. Nu hirzu werden ettliche wort gespro-
(25)chen, darin Got angeruffen, darin auch gebetet vnd gewnschet wirt, das der

|| [839]

liebe Gott den geteufften, firmeten vnd Ordinierten gnedig sein vnd jnen die
snde erlassen vnd darber den heiligen Geist geben wolt, dardurch sie
hinfurt zu allem guten getrieben vnd Christlicher Profession vnd ampt gnug
thun mgen. Diß sol so bel gethan sein, diß sol Abgtterey vnd Gottsleste-
(5)rung sein, das ye zu erbarmen ist. Man weis vorhin wol, das kein eusserlich
le die Gnad verdiene oder Snd vergebe oder den H. Geist bringe, sondern
weil durch die Olesalbung die Gnad des Heyl. Geystes bedeut wirt, wie dis
aller veter zeugnis ist, so bietet vnd begeret man hefftiglich bey dieser heili-
gen Olesalbung, auff das Gott der Almechtig hie vnd an den Personen, so
(10)ordenlich furgestelt sind, besondere gnad thun vnd sie mit seinem Geyst
begaben wolt etc. Wolt sie inwendig an hertzen salben mit || [H 4r:] dem
heiligen Geyst, gleich wie sie außwendig mit le gesalbet werden, also das
es Precatiue309 oder Optatiue310 geschicht, welchs ya nicht Gott gelestert
heissen kan. Vnd ist diese Vnction aus S. Johans Epistel komen, do der
(15)heilig Geyst Gottes ein Vnction genennt wirt.311 So schreibt auch S. Jacobus
der Apostel vom heiligen le,312 dem nach die Apostolische heilige kyrch
solche Ceremonien im werck behalten hat bis auff diesen tag. Wer hiruon
zeugnis begert, der mag lesen dz buch des titel ist: Form vnd anzeigung der
alten kyrchen
.313 S. Jacobus, itzt gemelt, do er von der le salbung schreibt,
(20)spricht er, das Gepete des Glaubens werd dem krancken helffen vnd snde
vergeben, desgleichen reden wir hir von sachen, nemlich das der kyrchen
Gepete hirin energumene314 oder thetig sey, schaffe das zu wege, welchs
durch die heilige Ceremonien bedeut wirt. Wer aber mit Abgtterey vnd
Gotslesterung vmbgeht, weis man wol, do in Luterischen Secten die Heupt-
(25)euangelisten aus Marte,315 Venere316 vnd Mercurio317 propheceyen drffen
vom Jngsten tage. Sind durch die Gottslesterliche Mathematica in solche
Abgtterey gefallen, das was die waren Propheten vorzeiten aus dem heili-
gen Geyst weissagt haben, das vnterstehn sich itzt die newen Propheten aus
dem gestirn nach Heidenischer weise zu uerkndigen.318

|| [840]

|| [H 4v:] Von Confirmacion vnd Olung.

Auch hiran haben sie ein Missfallen, wie sie sagen,319 welchs warlich wol zu
gleuben ist, denn sie habens zuuor alles verspottet, verschmecht320 vnd als
narren werck freuenlich abgeschafft. Liegen321 grblich, so sie vns schuld
(5)geben, wir vergleichen die Firmung vnd letzte Olung den andern Sacramen-
ten, als ob Tauff vnd Eucharisty nicht viel hher vnd mehr were denn obge-
nante zwey. Wer hat yemals solchs furgeben? Das man aber diese zwey
Sacrament oder Sacramentliche feine vnd nutzliche breuche, so wir aus
Apostolischer alten Kyrchen empfangen, vmb der newen Secten vnd jres
(10)spottens vnd lesterns willen hett vnterwegen322 lassen sollen, waren wir nie
willens. Vnd das sie sagen, man binde des heiligen Geystes wirckung an die
Firmung vnd Olung, ist yrer rede art, darmit sie alles was die kyrch thut zu
uervnglimpffen vnd verhasset zu machen pflegen. Man bind noch knipfft
nichts, wedder hie noch anderßwo, sonder man betet, flehet vnd wnschet
(15)von Gottes barmhertzigkeit, das er gnad erzeige den Christgleubigen, be-
stettige sie im vnd mit dem heiligen Geyst (des wir || [J 1r:] zu allem guten
vnd Gott wolgefelligen dingen noturfftig sind) vnd erhalte im waren glauben
biß ins ewig leben die jenige, so von hinnen zihen etc. Solchs wirt durch die
eusserliche Obseruation323 sehr gefoddert, sonderlich fur der Samlung,324 do
(20)alwege mehr vngelerten denn gelerten sind. Yedoch die Sect wils jtzt nicht
disputieren, befhelens aber eines jglichen eigen bekentnis, do scheinets zum
offtermal was die leute im syn haben, wolten gern gar herauß wischen325 vnd
sind doch so kn nicht, wllen vns aber erschrecken mit vielfeltigen bekent-
nissen jrer Sectanten, da ein jglicher wider diese Catholische ordenung
(25)schreiben, predigen vnd reden sol, welchs jnen erleubt sein muß, gieng aber
viel anderst zu, do sie die Catholische land vnd sted zur Secten zwungen.
Wer durfft dozumal sein eigen bekentniß furbringen?

Von der Pusse.

Ja warlich, jr mcht wol ber die armen Mnch schreien, als ob jr nie kein
(30)wasser betrbt hettet. Was mcht jr von jrthum vnd blintheit anderer leute
sage?326 Erkennet euch selbst vnd bedencket, wie seltzam vnbestendiglich

|| [841]

vnd mancher- || [J 1v:] ley weise jr von der Pusse, Beicht vnd Bann327 geleret
habt? Do diß heut gut, morgen bß sein must vnd schier keiner vnter euch
prediget noch thet als der ander. Jr kndt328 nichts denn Trost, Trost. Do
ir straffen329 soltet, do trstet jr, do jr den Sunder binden soltet, do lset jr jn,
(5)giesset jmmer le in die wunden vnd nimmer oder gar selten wein.330 Ruffet
Fried, fried, da doch keiner ist331 noch sein sol, welchs ja wider Gottes wort
vnd willen ist. Ewer sanffte susse predig hat die gewissen des volcks so weit
gemacht, das man sich warlich wenig vmb die gethanen snd vnd laster
bekummert. Warzu ist denn alwege ewers trsts not? Wo man allein gleuben
(10)sol vnd zur vergebung der snden sonst nichts mehr bedarff nach ewer lere,
do wirt freilich niemand grosse rew vnd leid vber die snde haben, wie man
denn auch vnter ewerm volck befindet, do sie sagen, wz snd? Christus hats
am creutz alles weggenommen. Christus hat einen breiten rck,332 kans wol
tragen, was ich vbels thue. Christus rechnet mir kein snde zu, sondern er
(15)wil darfur stehn, sol kein sorge darfur haben. Christus kan mehr vergeben
denn ich sndigen kann. Wenn ich nur gleube, so ists alles im schnips333
weg, psse hin, psse her, rew hin, rew her. Christus reich ist nichts anderst
weder334 snde vergeben, so kan ich nicht anderst wedder sndigen etc. Wo
aber || [J 2r:] solchs so gar vnd vnunterschiedlich die meinung ist, warzu die-
(20)net denn die penitentz, rew, leid, beicht vnd guter fursatz? Noch drffet jr
euch so gar keiner lgen schemen, sondern rhmen, die pusse sey durch
euch erkleret, so jr sie vielmehr verdunckelt, ja vertilget habt, wie dz werck
in ewern kyrchen zeuget, do man nur vom lßschlssel vnd kein wort vom
bindschlssel335 hren wil.
(25)Were aber rechte Pusse, sampt den, so darzu gehret, furhanden vnd geschee
vnter dem volck, wie sichs nach Christlicher ordenung gepret, so folgete
billich die trstung darauff, vnd dz auß den feinen spruchen des heiligen
Euangelij. Aber stets sndigen vnd nicht Pssen noch ablassen vnd gleich-
wol jmmer vergeben, trsten, selig sprechen etc., dz mgstu ehe im Al-

|| [842]
-
coran336 wedder337 in der Bibel finden. Vnd wen solts wunder haben, dz euch
die bse welt solchen grossen zufal gibt, weil jr die snde auch nach der
Tauff also leicht wigt vnd so gering darschlgt, macht den weg zum himel so
trefflich weit, den doch vnser Herr vnd Meister eng spricht?338 Furwar, fur-
(5)war, were ewer lere also recht als sanfft sie ist, so hetten die heiligen gottes
vorzeiten der thr zum leben weit gefehlt. Wer wolt nicht lieber im sauß339
leben, thun vnd lassen nach menschlicher begirden vnd doch gleichwol ge-
recht vnd selig werden durch den glauben allein, denn mit den Altuetern
|| [J 2v:] vnd nach der heiligen exempel leben? Sagen, wir leren zweiueln, weil
(10)wir leren, es gehre mehr zur vergebung der snde nach der Tauff denn der
glaube allein. Were dennoch besser, ein snder zweiuelt ein wenig vnd be-
decht sich weiter, wie er widder zu gnaden kome, denn das er von euch
durch ssse betriegliche wort also verfret gar zum deuffel fre. Es ist bes-
ser zweiueln, denn verzweiueln. Nicht das wir das zweiueln loben, sondern
(15)wllen, der snder sol nicht so frech vnd sicher hingehn vnd sich auff fal-
schen trost verlassen, sondern Got furchten, in sich selbst schlagen,340 die
Pusse wircken, das jungst gericht betrachten, die grosse vngnad Gottes, so
man mit mutwilliger snd erregt, tieff bedencken, die snde beweinen vnd
hinfurt meiden etc., do denn die Absolution stat hat. An Gottes barmher-
(20)tzigkeit sol kein gleubiger wedder zweiueln oder verzweiueln, dennoch
geschichts leider offt, dz Secten auff erden lsen oder vergeben, dz im himel
noch gebunden vnd vnuergeben ist. Solchs bedenkta niemand, sondern jder-
man lest sich mit gelerten worten berreden, des jn hernach sehr gerewen
wirt. Die Beicht ist diesen Secten auch entgegen, doch von wegen der Abso-
(25)lution knden sie diß werck nicht gar verdammen, wiewol vor etlichen jaren
war bey jnen nichts also veracht, verhasset vnd verworffen als die Beicht, ja
an vielen orten dieser Secten || [J 3r:] kan man sie noch nicht leiden vnd wil
aus der haut faren, wenn man nr von Beichten sagt. Jst mirs aber nicht ein
seltzamer schwanck. Jtzt lassen sie die beicht zu vnd wllen doch nicht
(30)zulassen das man beichte, das ist, das man die gethane snd dem Priester an-
sage. Sagen noch darzu, es sey ein geferliche vnntige last, sol in genere
bleiben vnd nicht ad speciem komen etc.341 Was fur ein Beicht mag mir das
sein? Wllen beichten furgeben vnd doch nicht beichten. Jst gnug, das es
beichten heist, domit die Papisten zufrieden gestelt werden. Doher sie so
(35)mancherley beicht form machen, so mancherley jr kyrchen sind, suchen

|| [843]

durchaus nichts anderst denn absolutz,342 der sie doch nicht fhig sind, weil
sie vmb die gethanen snd wedder rew, leid noch schmertzen haben, wil
nicht gedencken das sie ausser der Catholic. kyrchen sind. Ja wol, man sol
sie heilen, vnd sie schemen sich die wunden zu entdecken.343 Man sol sie
(5)trsten vnd nymand hat sie zuuor betrbt.
Nein welttrster, es steht geschrieben, sie beichteten jre snde Matt. iij.,344
Marc. j.345 Steht nicht, sie tratten dohin vnd sprachen: Jch bin ein snder,
Leg die hand auff. So schreibt S. Jacobus: man sol einander die snde beich-
ten.346 Jst nicht gnug, das sie sagen: jch erkenn mich fur || [J 3v:] ein snder,
(10)absoluiert mich. Jst doch die gemeine beicht, welche die kyrche Gottes auff
alle sontage sampt dem priester ynniglich thut, viel besser vnd lobwirdiger
denn die Luterische besondere beicht. Merck du Sectant,347 seine volbrachte
Snde vnd Laster beichten oder ansagen, ist etwas anderst vnd mehr
wedder348 ins predigers stuben mit hauffen lauffen vnd doselbst fur den
(15)vollen bauch tretten vnd sprechen: Her N., jch bin ein snder. Da wirt nicht
mehr aus, das sol denn gebeicht heissen. Welchem weltmenschen, welchem
bsen bben vnd bbin solt solchs nicht gefallen? Jst aber dis furcht vnd
zucht geleret? Wirt man also den lastern steuren? Wil man also der kyrch-
ordnung gnug thun? Oder ist dis nicht viel mehr die kyrchen sampt jrer or-
(20)denung mit fssen getretten? Warlich, sie gehn mit der sachen vnrecht vmb.
Man hat auch zur Apostel zeit sich demtiget, fur die füsse des Priesters
nidder gefallen vnd die sünde beichtet, als dis auß S. Dionysio Areopagita ad
Demophilum klar zu beweisen,349 des vns auch Stapulensis350 trewlich
zufelt.351
(25)Die priuat absolucion achten sie ntig, vnd die priuat Confession achten sie
vnntig. Es were denn dis ein priuat Confession das xx. oder xxx. menner
vnd weiber vntereinander dahin || [J 4r:] treten vnd eins vnterm hauffen spricht

|| [844]

laut ins Pfaffenhaus: wir komen doher vnd bekennen das wir snder sein.
Das tregt denn nicht Beichtpfennigen, sondern Beichtgroschen.352 Wie aber
vmb die offentliche Absolucion? Sol die nicht mehr in der kyrchen sein? O
nein. Vrsach: weil die offentliche pusse353 vnd beichte vor alters Gotseliglich
(5)gehalten ist nicht mehr gelten sol durch Tyranney dieser Secten, so sol auch
die offentliche absolucion nicht mehr gelten. Hrestu das nicht? Vnd be-
schließlich von der beicht zu reden, so wollen diese Sectmeister nicht rhaten,
das jr part in die Beicht verwillige, darin man recht beichten, bekennen oder
ansagen sol was einer sndlichs vnd ergerlichs wider Gott vnd seinen
(10)Nehisten gethan hat, denn solchs heissen sie die vnntige erzelung. Sihe
lieber Leser, wohin diese rhatsleute gehn vnd sage selbst, Ob dis der kyrchen
Gottes trewlich furgestanden heisse. Ja, dem Deuffel in der helle soltet jr
rhaten vnd nicht dem armen Christen volck, das jr mit wollautenden worten
so jemerlich vnd elendiglich betrogen habt.


(15)Von der Satisfaction.

|| [J 4v:] Sie wolten jmmer gern erfur scherren,354 was Mißbreuchlich geschen,
domit man jrer newerung vergesse. Was sagt jr hieuon? Nemet jr doch
widderan, was voriger zeit die Scholaster oder was die itzigen Theologen
von der Satisfaction leren? Vnd hret hie S. Cyprianum355 so wenig als
(20)Aquinatem.356 Wie wil man mit euch denn zu land357 komen? Es bedarff er-

|| [845]
-
klerung. Welcher denn? Das also cauponirt358 wird, auff das es ewerer Sec-
tischen lere hiruon gleichfrmig sey. Solche erklerung suchet ewer geyst.
Vnd hie sol abermal ein jglicher vnter den Luterischen macht haben, sein
eigen schwermerey hieruber auszulassen.359 Bald des gleichen von der Eu-
(5)charisty, do die erstlich sagen, jr Sect sey nicht widers buch, aber flux drauff
appellieren sie auff jdermans eygen bekentnis.360 Jst etwas newes, das nicht
protestieren heissen aber doch so viel ausrichten sol.

Von der Priester weihe.

Fur ein Sacrament wllens zulassen, doch schlagen sie auch ein hacken
(10)darbey, so sie recht vnd Christlich gehalten wirt,361 dz ist zu Deutsch so viel
gesagt, so fern es vns recht || [K 1r:] vnd Christlich dncket. Wirt die weihe
aber anderst gehalten, so werden wir sagen, es gehe vns nicht an. Vrsach: wir
habens nicht ferner bewilliget vnd zugelassen, denn so fern es recht vnd
Christlich sey, darumb ists nu so viel als vor. Mit der weyse wirt Marculphus
(15)nymmermehr ein baum finden der seinem leibe gelegen sey.362 Nu was sie
hernach sagen vom verhren der Ordinanden vnd ernstlichen gebete vnd
vom fleissigen auffsehen, (darmit sie die Visitacion meynen) ist gut, ntz
vnd ntig.

Von der Ehe.


(20)Von Christi gepurt an sein kaum so viel Ehescheidunge gescheen als diese
xxv. Jar, do Luter das regiment gehatt. Vnd weil er besondere dogmata hir-
auff gesetzt, wollens diese seine discipel nicht gendert haben.363 Thut aber
dohin, das hinfurt die Ehescheydung nicht gemindert, sondern gemehret wirt.
Denn welch Ehliche person der andern gern loß were vnd hat seine syn vnd
(25)augen anderswo hin gekeret, der mag || [K 1v:] leichtlich ein vrsach finden,
sein gemahel zu uerlassen vnd sich an ein anders zu hengen. Sonst wenn die

|| [846]

bßhafftigen, eigenwillige364 leute sehen, das man nach der scheidung nicht
wider freien thar,365 so werden sie deste ehe bey einander bleiben, sich ver-
snen lassen vnd im fried leben. Darumb redt die Kyrch darauff, das sich die
Christen Eheleute nicht scheiden lassen, sondern bey einander bleiben
(5)wollten, wie sie Gott zuhauff gefugt hat. Aber die Sect redt darauff, das die
leute jre Ehe deste leichtlicher zerreissen, weil sie hren, das sie andere wei-
ber nemen mgen, dero offt einer drey lebendig366 hat. Solchs ist die frucht
der Luterischen Ehescheydung. Solchs sucht der Deufel in Sectischer newe-
rung. Nu schawe, welchem die heilige Schrifft zufalle, der Kyrchen oder der
(10)secten? Freilich der Kyrchen, als do Sanct Paulus die Ehescheidung klrlich
verpeut. Vnd im fall, das man scheiden wrd, sol doch das abgescheiden
manlos oder weiblos bleiben, μενετω αγαμοι, spricht der Apostel, oder sollen
sich widderumb versnen, das sie bey einander friedlich bleiben etc.
j.Corinth. cap.vij.367 Was saget jr Ehescheider nu? Welche Schrifft, welcher
(15)Geist, welchs recht hindert euch, das jr diesen artikel im Augspurgischen
Buch nicht bewilligen knd? Jr seid leute!368

|| [K 2r:] Von der Messe.

Das Opffer wil nicht in sie.369 Kurtzumb, da ist dencken nach verloren. Nu
muß in sie oder sollen dartretten vnd die alte Kyrche sampt allen heiligen
(20)Vetern Anathema sagen, welchen rhat vorzeiten Sisinnius der diacon vnter
Keiser Theodosio wider die Arianisten geben hat.370 Denn so bald sie das
theten, wisset sie yderman zu halten fur offentliche vnd abgesagte feinde der
Catholischen kyrchen. Wolten sie dis nicht thun, so solten sie die Veter

|| [847]

wirdig achten, das sie mit jnen lereten vnd gleubeten etc. Was vnsern zanck
alhie betriefft, kan nichts gewissers sein, denn das alle heilige Veter (beide,
der Orientalischen vnd Occidentalischen kyrchen,) die Eucharisty, Liturgy
oder Misse fur ein opffer aus der Heiligen Schrifft glaubt, geleret, gehalten
(5)vnd verteidiget haben. Wil nu ymand des glaubwirdig zeugnis schen, so
findet ers in itziger zeit Theologen Bcher heuffiglich.
Nichts deste weniger thar371 diese Sect noch || [K 2v:] heutigs tags, solche
offentliche warheit leugnen, vnd vber das sich noch thurstiglich vernemen
lassen, es sol jnen gar leicht sein, guten grund aus Augustino vnd andern
(10)anzuzeigen widers opffer etc. Wolan, so sage ich, du bist nicht eren wert, du
thuest diß denn. Vnd trotz zeuge vns ein wortlin an aus S. Augustin, dz die
Messe kein opffer sey, wir wllen dir aber sprche mit hauffen erzubringen,
die da zeugen, es sey ein Opffer. Vnd was magstu vom verdienen der snde
vergebung sagen? Wer bindet die vergebung der snde so hart an die Messe
(15)als eben dein Sect? Habt jr nicht das arm volck geleret, wenn es die snde im
gewissen drcken, so sollen sie zum Sacrament gehn vnd aldo vergebung
holen? Doher sie zu ewern webern vnd gerbern zu komen pflegen vnd sagen,
Herr Pfarrer, die sund drucken mich, wolt gern hinzu gehn etc. Habt jr nicht
gestritten wider mich ettliche iar, das Sacrament des altars sey eingesetz, dz
(20)mans zur vergebung der snden nemen sol? Vnd do ward nichts gedacht
denn nr vergebung der snd. Wenn ich dargegen vom gedechtnis, von
dancksagung, von vereinigung etc. sagt,372 wards von euch stoltzlich verach-
tet. Vnd wenn wllet jr doch einmal ablassen von ewer gewnlichen falschen
citation der schrifft beide, in disem vnd andern artikel? Got von himel, sol
(25)denn || [K 3r:] kein schreien vnd aber schreien373 helffen bey den leuten? Was
geht doch die Epistel zun Ebreern die Liturgy oder Sacrament des altars
an?374 Hret jr denn nicht, das wir alhie nicht reden vom bltigen Creutz-
opffer das freilich einmal geschen vnd nicht mehr auch nicht mehr gescheen
sol? Von disem bltigen vnd einigen Creutzopffer aber redt die Epistel zun
(30)Ebreern,375 darumb gehrt solchs hieher nicht vnd ist diese ewer Citation vnd
andere nur etwas, darmit jr die leute blendet vnd mit der nasen vmbfret.
Auff diß erzelen sie, warfur die Lerer die Liturgy gehalten. Wollen aber
nicht gar hinan vnd eins mit dem andern außdrcken, sorgend, sie mssen
diese zeugen wider sich selbst fren. Nu lug376 zu, so aber die Cathol. kyrch
(35)alle dise stck, die jr hie auß den lerern erzelet, in jrer Latinischen Misse
stetiglich helt vnd biß an diesen tag gehalten hat, warumb wtet vnd tobet jr

|| [848]

denn also grausamlich hirwider? Vmbs Canons willen? Wolan, bringt denn
nicht aller lerer einhellige lere den Canon mit sich, sonderlich S. Basilij377
vnd S. Chrysostomi378 vnd S. Ambrosij379 Liturgy vnd Misse, so sol euch
rechtlich erleubt werden, frey wider vns zu schreiben. Sinds nicht jn abreden,
(5)das die Misse nicht sey in viel Mißbreuch gezogen, vnd das Gott die welt
drumb || [K 3v:] straffe, als jr schreibt. Das aber Gott euch nicht straffe vnd
straffen werd vmb ewer newerung willen, vnd dz jr die Liturgy also verdam-
met vnd also seltzam vnter einander Testamentirt,380 vnd dz hochwirdig Sa-
crament also Mahometisch Prophanirt habt, solt jr keinen verstendigen ber-
(10)reden, weil381 jr auff erden lebt.
Do hre man etwas newes. Erst hiessen die Luterischen die leßmessen382
Priuat messen, jtzt kommen sie drauff, das sie nu auch die Hohemessen383
oder Singemessen384 Priuat nennen. Thun diß auß kunst,385 domit sie ein
Misse mit der andern von newem außrotten. Jr vrsach ist, weil kein Commu-
(15)nicanten vom volck do sind, so sinds Priuat messen. Das leugstu. Vrsach: do
steht der Priester offentlich vnd ist mit vnd bey jm das gantz volck einmtig-
lich versamlet, bekennet vnd beschldiget sich fur snder doselbst, hret

|| [849]

doselbst Gottes wort, lobet vnd dancket Gott doselbst, ruffet an vnd betet zu
Gott doselbst, betrachtet Christi Jesu leiden vnd sterben doselbst,386 vnd diß
geschicht alles offentlich, am offentlichen Ampt der heiligen Eucharistiy,
also das man nicht anderst sagen kann, denn das der Priester oder kyrchdie-
(5)ner publica persona aldo stehe in publico sacro Actu. So ists keinen Lyen
verpoten teglich zum Altar zu gehn vnd sampt || [K 4r:] dem Priester zu Parti-
cipieren, welchs ja nichts Priuat sein mag. Zu dem das der Priester doselbst
fur alle Circumstantena 387 zu Gott flehet vnd als ein gemeiner diener fur alle
in gemein betet vnd opffert. Do auch alles volck, so da vnterricht ist, das
(10)heilig Sacrament des leibs vnd bluts Jesu Christi mit grosser andacht geist-
lich durch den glauben empfegt vnd seinem inwendigen menschen ntz
machet, seinen getrawen vnd hoffnung dardurch stercket, die liebe mehr vnd
mehr anzndet vnd sich der kyrchlicher Einigkeit vnd frieds gegen jderman
seliglich erinnert etc. Wil aber hirumb nicht loben, dz vnser volck so gar
(15)selten die Eucharisty mit dem Priester leiblich empfegt. Wolt Gott, wir we-
ren dermassen geschickt, dz der priester tegliche Communicanten hett,
welchs vorzeiten sehr im brauch gewesen, do zum wenigsten die Ministran-
ten mitcommunicierten, welchs auch in der anfahenden Kyrchen geschen,388
dis aus den Apostolischen Canonen zu uernemen ist. Musset aber nicht so
(20)ruchloß herzu lauffen als jtzt der Luterisch Pfel, do wenig verstand, be-
trachtung, andacht vnd besserung gespret wirt.
Das sie aber jre schlußred setzen, man sol keinen Gotsdienst in der kyrchen
ordenen, so es nicht in Gottswort zuuor ordnet ist,389 gesteht man jnen gar
nicht, denn sonst msseten fast alle gute Jnsti- || [K 4v:] tuten, heilsame ge-
(25)breuche vnd viel besserlicher gewonheit nachbleiben, welchs offt auch die
Sect selbst nicht billichen wrd. Sol man nichts in der Kyrchen Gott zu
dienst vnd eren thun, es stehe denn alles in der Schrifft, als diß die Sect on
grund furgibt, so wirt sich viel dings finden, dz auch die Luterischen in jren
kyrchen thun, daruon kein wort in der Schrifft steht, wie denn diß war zu
(30)machen ist vnd sie also diese schlußrede wider sich selbst schliessen. Also
aber solten sie Catholisch schliessen, was die heilige kyrch Gottes Per Tradi-

|| [850]
-
tionem empfangen hat vnd helt, dasselbig sol sie wider allerley Schismaten
behalten, außgenomen, was offenbarlich wider Gottes wort vnd gepot ist,
denn solchs were nicht kyrchisch, sondern Synagogisch. Hiruon wil ich, ists
Gottes wille, gnugsame vnterricht thun, so ich de Apostolica Traditione
(5)schreiben werd.390 Vnd wie knt dieser Apostatisch geyst grsser verws-
tung vnd zerstrung in der Christenheit anrichten, denn so jm diß Luterisch
Dogma wircklich angienge?
Da wllen wir sehen, wie sie jr eigen lere zur sachen accommodieren.391 Diß
ist jr syn, was nicht in der Schrifft steht, sol nicht gelten. Der kyrchen Litur-
(10)gy steht nicht in der Schrifft, darumb sol sie nicht gelten. Dargegen vnser
Testamenterey || [L 1r:] steht in der Schrifft, darumb sols gelten. Lieber, ists
war? Freilich wenn man dir gestendig were, das Maior vnd Minor den stich
hielte.392 Daruon anderswo. Summa, sie wollen die leute vberreden jr ding
sey der alten Kyrchen gleichfrmig mit der Messe. Woher? Daher, das wir
(15)Communicanten haben. O, das ist nicht gnug zu grossem beweise. Man ver-
gleiche ewer seltzame vnd vnbestendige formel gegen dem alten waren vnd
bestendigen form der Kyrchen, so wirt man ewerer newerung oder anderung
bald inne werden. Was aber die Communicanten belangt, kan man zeugnis
darthun, das auch die Griechische Kyrch zun zeiten S. Chrystostomi die
(20)liturgy gehalten hat on lyschen Communicanten. Wie gefelt dir das? Denn
ob wol S. Chrysostomus dz trg vnd seumig volck hirumb wortstraffet in
seinen Homilien,393 so hat man gleichwol dz teglich heilig Ampt vmb des
volcks Acedia394 oder trgheit willen nicht nachgelassen, wie diß in der
Cathol. Kyrchen noch heut geschicht. Jch sage abermal, wolt der Barmher-
(25)tzig Got, dz sich dz volck von der welt rein behielte, bessert sein leben vnd
wer begirig zu heiligen dingen, also dz kein tag vergienge, darin nicht ett-
liche personen sampt dem Priester ordenlich Communicierten, es solt vns
warlich allen ein hertzlich freud sein, hoffen man werd hiran mit allem fleiß
vnd eifer arbeiten.
(30) || [L 1v:] Weiter wollen sie jr ding mit Alexandria alt machen395 vnd bestetti-
gen, als dz man doselbst nicht teglich, sondern auff etliche gewisse tage
Communion gehalten etc. Da solten sie anzeigen, wo sie diß von der Alexan-
drische kyrchen gelesen hetten, sonst muß ich gedencken, es sey erdicht.

|| [851]

(Meins von dem mangel der Communicanten findestu bey S. Chrysost. Sup.
Ephes. cap. 1.)396 Denn es ist klar vnd gewiß, dz die kyrch Gottes von anfang
nicht allein auff bestimpte tage, sondern auch alle tage die offentliche Litur-
gy in offentlicher Samlung der Christgleubigen gehalten hat, zu Gottes ere
(5)vnd aller menschen heil. Diß war zu machen, wllen wir nicht mit einem
zeugnis daher komen wie sie mit Alex., sondern mit vielen vnd dapffern,
dero schon zum teil etliche im kirchform angezeigt sind on wz noch zun
selbigen komen wirt. Vnd im fall, dz es auff eine zeit zu Alex. also gehalten
worden, ists drumb erzwungen, dz man es allezeit doselbst also gehalten hat?
(10)Vnd obs also were, ob drumb der Alexandrische gewonheit mehr zufolgen
sey wedder397 der kirchen? Durchauß jst mehr gleublich, das Alexandria auff
Rom gesehen vnd nicht Rom so gar auff Alexandria. Doher S. Hiero.398 zu
Theophilo schreibt, dz sich Alexandria der gemeinschafft Rmisches glau-
bens gefrewet habe. Diß sind S. Hiero. wort: Scito nobis nihil esse antiquius,
(15)quod Christum iura seruare, || [L 1v:] nec Patrum transire terminos, semperque
meminisse, Romanam fidem Apostolico ore laudatam, cuius se esse partici-
pem Alexandrina Ecclesia gloriatur. Haec Hiero.399 Solchs hattet jr new
Alexandrischen nicht gelesen? Woltet jr bey der Orientalischen kyrchen
lieber sein wedder400 bey der Occidentalischen, warumb zihet jr denn nicht
(20)gar zu jr? Thetet jr dz, so wlten wir bald eins werden. Denn vber allen
darob wir disputieren, dz ist, dz jr euch anzunemen wegert, dz hat die Orien-
talische kyrch gehalten. Darzu hat die Alexandrische die Liturgy fur ein
opffer gehalten, gleich wie die Antiochenische Rmische vnd Constantino-
polische. Was ists nu, dz jr gaffet, auff welche tage man zu Alexandria Litur-
(25)gy gehalten vnd wolt nicht sehen noch mercken, wie vnd wasserley401 gestalt
sie die Liturgy gehalten habe? Sehet auffs kleinst vnd verachtet das grst
mehr. Vnd wie, dz jr drey tage in der wochen der stat Alexandria bewilliget
vnd doch nur den Sontag haltet? So jr euch auff die gewonheit zu Alex.
beruffet, warumb haltet jr denn nicht dieselbige, nemlich mit den bestimpten
(30)drey tagen? Ja, in ettlichen stedten hielt man allein Meß auff den Sontag vnd
feiertag. Das sagt jr, zeiget an, wie diese stedte namen haben. O der listigen
Theologen, wie bald fallen sie von jrer Alexandria auff andere vngewisse
stedte, do man nicht drey tage, sondern nur || [L 2v:] einen tag in der wochen

|| [852]

hielt, auff dz sie außflucht hetten, wenn wir sie auff die drey tage zu Alex.
examinieren wrden. Ach, halten sie doch den Sontag vnd feiertage auch
nicht, geschweige jre drey tage zu Alex. Solt wol in ein Luterische stadt
komen, do sie in 4. oder 6. wochen wedder Meß noch Vesper gehalten
(5)haben. Es ist offenbar vnd bekentlich wz ich sage, sie mssents selbst sagen,
weils jderman mit augen sihet. Wo bleiben denn nu jre drey tage? Ja, wo
bleibt der einig Sontag? Dieser gestalt wirt man mit der zeit vntern Secten
des jars vier Messe halten, gar zu letzt zwo wie zu Franckfurt.402 Yedoch, ich
muß jn mit jrem Sontage berhelffen. Sie habens in S. Aug. Epistel zu
(10)Januar. gelesen do steht: Alibi tantum Dominico. He, do sind die Papisten
geschlagen. Antwort, wz steht darfur? Alibi nullus dies intermittitur, quo non
offeratur.403 Wie nu Luterist?404 Da hastu zwen punct auff einmal wider dich,
vom teglichen vnd darzu opffer. Wiltu den Sontag allein mit den alten doch
vngenenten, so habe dir auch das opffer mit den alten, weil du sihest, dz die
(15)alten die Messe als ein opffer gehalten haben, welchs vorzeiten auch grie-
chisch τελετή απόρρητος405 genent ward, weil es ein heiliges, verborgens
vnd verschweigens werck Gotes ist etc. So nent es S. Chrysostomus in einer
Homili. ein solchs opffer, quod horrent et Angeli etc.406 Da- || [L 3r:] rumb ists
abermal nichts mit ewern citieren vnd zeugnis fren, weil diese zeugen nicht
(20)fur, sondern wider euch reden.
Must lachen, das sie die Alexandrische ein alte schne gewonheit nennen,
den sonst kein alte gewonheit der gemeinen kyrchen schn noch gut gnug
ist, sie sey denn jren ding gemeß, vnd das sie rhmen wie ordenlich sie
messieren. Man sehe allenthalben, wie es jre Sectanten halten. Ich meine,
(25)man werd groß reuerentz407 finden. Weiter, man richtet kein ander werck
auff, wedder408 das, so vor tausent iaren gewesen, darwider deins fur weni-
gen Jaren schismatisch auffgericht ist. Wil sich dein verfrts volck dran
ergern, wer kan darzu? Mssen vns alhie auch mit dem exempel Matthei
xv
.409 widers vnbillich ergernis trosten. Hilff Gott, wie grausem bß machen

|| [853]

sie hie abermal den Canon, sagend, sie erschrecken darfur etc. Erschrecket
furm leidigen Deufel, jr verzweiuelten heresiarchen,410 vnd nicht fur Got,
seinem wort, Sacrament, opffer vnd kyrch. Sind vnfrmliche rede im Canon,
wie denn, das sie solchs, die Eltisten, heiligen Lerer fur euch nichts gesehn
(5)haben? Ynen ists frmlich, Christlich, heilsam gewesen, weil sie sich der
warheit verstanden, euch aber muß es alles Gottslesterlich vnd abgtisch
sein, weil jr nicht verste- || [L 3v:] hen wolt, das jr gut thetet, als der Prophet
sagt.411 Jch biete vnd flehe euch durch ewer eigens heil, lernet doch erst den
Canon vnd versteht jn vnparteisch vnd einfeltiglich nach der Analogy der
(10)Schrifft vnd nach dem rechten syn der alten kyrchen ehe jr furtfaret jn also
grausamlich zu uerdammen. Wer zweiuelt dran, das dis aller heiligst opffer
Gott nicht angenemer sein solt denn Abels, Abrahams, Melchisedechs412 vnd
aller ausserwelten opffer? Das ists aber, weil Priester, die offerenten,413
sampt dem volck nicht on snde sind, bieten sie, auff das dis opffer des leibs
(15)vnd bluts Christi Jesu der hohisten Maiestat, (das doch jr an jm selbst gar
angeneme vnd wolgefellig ist) vmb der sndhafftigen offerenten willen,
nicht vnangeneme sey, sondern angeneme, gleich wie jrer Maiestat ange-
neme war, was Abel vnd andere opfferten, nicht das dis vnser opffer mit
Abels opffer zu uergleichen sey, (weils besser ist denn hymel vnd erden)
(20)sondern man begeret nr, das es vnsert halben Gottlicher Maiestat wolge-
fellig sey etc. Hiruon auff andere zeit.

Von der heiligen Anruffung.

|| [L 4r:] Erstliches antrits schuldiget vns diese sect vnrechtlich, das wir die
Ere, so Got dem Herren geprt, den heiligen geben solten.414 Jst zu erbar-
(25)men, das diese leute also voller hasses vnd neids sind, das sie der armen
kyrchen (von der sie abfellig worden) alles zum ergisten auslegen, das frei-
lich kein Jud dem andern thun solt. Sie wissen, das die kyrch die heiligen
Gottes wedder gleubt, anrfft, eret noch lobt. Dennoch knnen sie jres les-
terns vnd schmehens nicht lassen, auff das sie mit solchem betrug die ein-
(30)feltigen von der kyrchen zu sich zihen. Es ist die heiligen nicht angeruffen,

|| [854]

sondern angesprochen, gleich wie wir alhie einander vmb furbiet anspre-
chen. Angeruffen heist, wenn wir zu Gott schreien: O Herr, erbarm dich vn-
ser, nim vnser gebet an, erhre vns, hilff vns, erloß vns, als wir dir vertrawen
etc. Solchs ruffen wir aber zu keinem Heiligen, weil jro keiner Gott ist noch
(5)helffen vnd erlsen kan, sondern sprechen sie nur an, weil sie ja mit Christo
leben, auff das sie jren vnd vnsern Vater im hymel fr das heil der streitende
kyrchen vnd vnser aller errettung bieten vnd flehen wolten, das sie doch thun
aus brderlicher || [L 4v:] liebe etc. Zu dem eren wir sie wie sichs gepurt,
begehn jro gedechtnis vnd verkndigen dem Christen volck jr heiliges leben
(10)vnd sterben alles dohin, das jr vnd vnser Got dardurch hochlich gepreiset
vnd wir alle sampt an vnserm glauben vnd wandel gebessert werden.
Wie drffen denn die ertzlgener sagen, wir beten die heiligen an vnd tor-
quieren415 wider vns Christi wort, man sal Gott anbeten, Mat. iiij?416 Du
offentlicher Kyrchschender, wen beten wir anderst an? Wen ruffen wir
(15)anderst an? Wen dienen wir anderst, wie sich Gott vnserm Herren zu dienen
geprt? Jst Mißbrauch hirin befunden worden den man bekent, wes schl-
digstu denn die vnschldigen? Was sol ich sagen? Auff das diese Sect der
lieben Heiligen frbiet ja scheuslich verhasset machen, haben sie itzt ge-
lernet, das sie es schlecht die Todten nennen. Als wo wir sagen, Intercessio
(20)sanctorum,417 do sagen sie, Intercessio mortuorum, vnterstehn sich also auff
gut Julianisch aus den lebendigen Todten zu machen. Denn dieser Apost
Julianus,418 im Buch, das er widers Euangelium geschrieben, zrnet er fast419
mit den Christgleubigen, darumb das sie Iudaeum mortuum anbeten, lestert
Christum Iesum den son des lebendigen Gottes, er were ein todter Jd.420 O
(25)der || [M 1r:] verfluchten Lestermeuler, die dz jenig, so da lebt, todt sagen,
tden was Gott lebendig sagt vnd haben wil. Sind die Heiligen Gottes tod,
wo bleibt denn vnsers Herren Christi wort, Gott ist nicht der todten, sondern
der lebendigen Gott, Matthei 22?421 Wllen diese Sectische lesterung auff
andere zeit sparen, domit ich itzt den Leser nicht vberlade.

|| [855]

Die anruffung zihen sie widderumb hart an vnd brauchen yrer kunst von vn-
sichtbarn etc., do wir widderumb Nein sagen. Vnd leugsts in hals422 so offt
du Sect sagst, wir halten die heiligen Gottes fur Almechtig oder stellen sie
zu Mittlern neben den son Gottes etc. Den ort des Apostels zu Timothe. wissen
(5)wir wol423 vnd sey fern von vns, das wir sanct Petrum oder Paulum als Mitt-
ler neben Christo Jesu setzen solten, dz ist, diese menschen im hohen werck
des Mittelns dem Herren gleich machen solten. Christi Mitteln steht fur sich
vnd ist also einig, das keins mehr des gleichen in Himel vnd auff erden seyn
kan. Were Christi Jesu einiges Mitteln nicht, so weren auch die Heiligen
(10)nicht, denn sie dadurch Heiligen worden sind, geschweige dz sie neben
Christo jrem einigen Mittler zu Mitteln sich vnterstehn oder wir sie darfur
halten vnd anruffen solten. Es wirt vns dis von Secten felschlich auffgelegt,
als ob wir der lieben || [M 1v:] Heiligen furbiet vnd Christi Jesu mittlen fur ei-
nerley werck vnd gleicher dignitet gleubten. Sagen Nein darzu, wissend, wie
(15)grosser vnterscheid sey zwischen dem heupt Christo vnserm Einigen Mittler
vnd vnsern mitgeliedern den Heiligen, so der Kyrchen furbieter sind. Von
dieser fragen mag ymand lesen, wil er, meyn Bchlein Lateinisch De Inter-
cessione Diuorum
,424 welchs auch vnsern lestern freilich gnug thun solt, we-
ren sie nicht von Phariseischen Haß vnd Neid der Catholischen kyrchen so
(20)gar verblendt.
Aber do sol vns vnser antwort nichts helffen, sie bleiben auff yrem ver-
keretem syn vnd faren furt, die furbiet der heiligen Abgtterey zu schelten
vnd darzu grosse Abgtterey, sagen, man mache Cultum425 daraus, (welchs
sie Griechisch Latrian426 meynen) ist alles erlogen. Sie wissen, das wir recht
(25)vnterscheiden Verbum Colendi et Honorandi,427 geben beiderley Gott dem
almechtigen vnd sagen, das letzt mge den Heiligen Gottes wol mit geteilt
werden, das ist, man sol Gott allein dienen, Matthei 4.,428 Mge aber auch

|| [856]

die freund vnd außerweleten Gottes Eren vmb Gottes willen, der sie selbst in
seynem Reich geeret hat. Eret man alhie die sndhafftige, sterbliche men-
schen, warumb solt man nicht die selige Geister eren? Vnterscheiden auch
die Ere, so Gott allein gepurt vnd die, so || [M 2r:] wir seynen Engeln vnd Hei-
(5)ligen Christlicher weise thun sollen, dz wir keins wegs hirin wider Gottes
wort heiligen dienst auffrichten vnd derhalben vngtlich der Abgtterey von
Secten verdampt werden. Sage zum offtermal, wir wissen von keinem heili-
gen dienst, wissen aber von der heiligen ere, die in keiner schrifft verpoten
vnd von der Christlichen kyrchen zu Gottes dienst vnd hhister ere ntzlich
(10)vnd lblich geordnet ist, vnd knden ein grosse menge schriftlicher zeugnis
aus der alten Lerer bchern herfren, die der Heiligen ere vnd gedechtnis
wider alle Secten erhalten. Darbey wir bleiben, die zenckischen springen
hoch oder nider. Muß ein besondere plage seyn, dz diese Leute zuuor ge-
schrieben vnd selbst geleret haben, die Heiligen im Hymel bieten Gott fur
(15)vns vnd itzt rasen sie vnsynniglich darwider vnd deuten alles zum gifftigsten.
Ja, yren Vater den Luter (den sie selbst heilig machen), loben vnd eren sie
itzt in yren Schrifften dermassen, als der droben im Hymel sitze, sehe die
Engel herab steigen, werd von Propheten gegrsset, thue Gott dancksagung
etc. wie dis seyn Elisa429 vom erdichten Elia430 geschrieben.431 Wer aber im
(20)hymel die Engel sihet vnd Got dancket, kan freilich auch Gott bietten etc.
Also mussen die Apostel vnd Mrtyrer der Catholischen kyrchen die todten
heiligen seyn vnd fur Gott nichts || [M 2v:] bieten noch flehen, (denn was solt
ein todter bieten?) aber Huß, Luter, Zwingel, Gilgen432 etc. leben im Hymel
in allen freuden, sorgen fur die Euangelischen vnd schaffen yr bestes bey
(25)Christo. Da greiffestu, welcher Geist diese Leute treibe.

|| [857]

Was sie hernach klaffen433 ist ymmer einerley vnd falscher rhum Gttlichs
worts. Sie hren gnugsam, wie wir die anruffung meynen, wie wir hie keinen
dienst ben vnd alle das nicht thun, des die vns hessiglich434 zeihen. Vnd ist
etwas hirin zuuol435 geschen436 (als wir denn yrthum vnd Mißbrauch schldi-
(5)gen vnd nicht entschldigen), so ists vns von hertzen leid. Feinds mund
wendet das ergest fr vnd wil lieber das vrig bß stetts anzihen, denn ein-
mal ansehen, was itzt furhanden, weil nicht dis, sondern yenes seyner sachen
dienlich ist. Wie kmpt denn dis wort vnsers Herren hieher? Was yr den
Vater bieten werdet in meinem namen, das wirt er euch geben.437 Wer biett
(10)die Heiligen, das sie vns etwas geben? Oder wer biett den Vater in der Heili-
gen namen? Wir anbeten vnd bieten den Vater vmb geistliche vnd leipliche
noturfft, do alzeit die Kyrch yre gepete beschleust durch Jesum Christ,
Welchs ya heist, jn Christi namen gepetet. Was sollen wir mehr thun, so wir
denn dis thun? Warumb tharstu438 Christi wort wider vns citieren? Er ist
(15)vnser Mitler, || [M 3r:] versner vnd frbieter. Recht. Wer leugnet dis? Was
hindert aber dis, das ein Christen fur den andern biet? Oder sol Christus als
das heupt von seinen crper (welchs alle heiligen sind) abgehawen sein?
Christus ist frbietter, darumb sollen die heiligen Gottes kein frbietter sein?
Dz ist Christus, ist lebendig, darumb sind die heiligen todt. Christus ist im
(20)Hymel, darumb ist kein heilige darin, yedoch cum exceptione, weil Luter
vnd sein anhenger im hymel sein, im hymel leben, frlich im hymel furbiet
thun, im himel dancksagen. Feine Theology. Allein do haben sie augen, do
von Jacobs oder Jsraels genentem namen geredt wirt, deßgleichen art zu
reden Esa. 4.439 zu finden ist. Die 70. Griechen440 machens schlecht, do sie
(25)setzen Eis, obwol der Ebreer Bahem hat, das ist, in eis vnd nicht Alehem, id
est, super eos.441 Hiruon in meinen Annotaten.442 Darauf dichten sie hie ein

|| [858]

gloß443 auch jres gefallens. Das muß denn der warhafftig verstand heissen, so
doch Jacobs einfeltige meynung war, seins sons Josephs zwey kinder sollen
hinfurt eben so wol kinder Jacob oder kinder Jsrael genent werden vnd seyn,
als weren sie Jacobs natrliche kinder, so sie doch seins sons sne gewesen,
(5)adoptati nepotes pro filijs etc.444
Was ist nu aus diesem allem klar? Das nymand willigen sol in diesen ver-
stand des Buchs? || [M 3v:] Sol man denn willigen in die gemeine Lere von
der Heiligen furbiet? Auch Nein, was were es denn ntz, das man viel beide,
aus der Schrifft vnd Vetern, hiruon allegiert?445 Yr wolt wedder in die sach
(10)selbst noch in die zeugnis willigen. Was plagt man sich denn mit verstockten
hertzen? Da sehe einer, wie sie yr ding abermal schmcken mit falschem
Schein. Rhumen doher, wie sie der Historien von Heiligen ntzlich brau-
chen. Was sagt yr von Exempeln der Heiligen, die Luter nicht hat zur nach-
folge leiden wllen vnd gesagt, man sol allein der Heiligen Glauben nachfol-
(15)gen?446 Vnd ist in ewer Sect noch heutigs tags nicht allein gar seltzam,
sondern auch zumal lecherlich, wenn einer prediget, wie die lieben Heiligen
gelebt, welche vnd wie viele gute werck sie gethan vnd wie man ynen nach-
folgen vnd auch thun wie sie etc. Mit faulen Lungen447 wrd ein solcher
Prediger zur Kyrchen hinaus geworffen als ein Hypocrit448 vnd Werckpredi-
(20)ger, der vns von Christo auff die todten Heiligen weisen wolt. Vnd was sagt
yr von Historien oder Legenden, die yr alzeit Fabeln vnd Lgend gescholten
vnd aus ewer Schule verworffen habt? Noch schemet yr euch nicht, den
vnerfarnen einen Bart zu flechten,449 das man Gleuben sol, es sey ewer ernst.
Welch Exempel, welch || [M 4r:] History von Heiligen habt yr in ewern Pre-
(25)digten offt anzogen? Jst doch nichts in allen Historien das sich mit ewer Sect
vnd irem wesen vergleicht? Fewer vnd wasser ist nicht so sehr widereinan-
der als der Heiligen Exempel vnd ewer eygen Exempel, das euch ynniglich
leid were, wenn man der Heiligen Exempel predigen vnd loben solt, weil yr

|| [859]

dardurch in verachtung kmet, als die den selbigen Exempel so gar vngemeß
lebetet. Darumb kan dis ewer ernst nicht seyn, yr woltet euch denn bekeren.
Wil nicht melden, das die Heiligen yr Christlichs leben in Gottsdienst ge-
fret haben, welchen die Catholisch Kyrch noch dieses tags hat vnd helt als
(5)mit der Kyrchlere, Sacramenten vnd eynes grossen teyls Ceremonien. Weil
yr Secten denn auch wider den Gottsdienst streitet, (als ewer Buchlin zu
dieser stunde anzeigt)450 wie knd yr denn die Heiligen Gottes mit trewen
meynen, von ynen offt Predigen als yr rhumet vnd das Volck dardurch vnter-
weysen? Lauter Buberey ists mit euch. Wer das nicht sehet, hret, riechet,
(10)greiffet vnd schmecket, der hat seyne synne nicht alle.

|| [M 4v:] Von der Seelmessen.

Der Leser wisse, das ich die titel alhie setze, wie sie dieser Theologen Bch-
lin setzt. Vnd ist furs erst die vnwarheit, das die Funeralia die gemeinsten
Ceremonien seyn solten, weil sie gelt tragen.451 Es sind andere gemeyner
(15)Ceremonien vnd ist zu beklagen, das die Funeralia itzt so gar verblieben,
dardurch wir den weg der alten Kyrchen mutwilliglich verlassen, gehn dohin
vnd gedencken wedder an die verstorbenen seligen oder verdampten, gerad
als sturb ein mensch wie ein viech, das wir den Schismatischen Predicanten
zu dancken haben. Was das geld betriefft, ist etwas dran vnd wirt fur Miß-
(20)brauch erkant. Aber mit dem furwurff brengt yrs nicht dohin, das man die
furbiett fur die verstorbenen Christen vberal nachlassen solt. Soltet euch in
ewer hertz schemen,452 das yr den armen Priestern die wenige Presentz-
heller453 auffrucket,454 dargegen yr Absentz Taler mit hauffen auffhebet455
vnd ewer einer jrlich mehr von geistlichen gtern einnimpt, denn zuuor
(25)sechs oder acht personen gehabt, welchs yr mit wollust zu haus vnd in
Tempel mit verfren vnd schelten verdienet. || [N 1r:] Wie das Sacrament des
altars eingesetzt sey den lebendigen zur gedechtnis Christi todts etc., durfft jr
vns nicht leren. Das allein leret jr vns, das die Todten nicht darbey sein,
wenn man Misse helt. Nu ist vnleugbar, das wir die gewonheit, fr die ver-

|| [860]
-
storbnen Christen zu bieten, nicht erfunden haben, auch wedder Pabst oder
Bischoff, derhalben wir vnbillicher weise456 von Secten gescholten vnd ge-
schmecht werden. Man weis aus der eltisten heiligen Veter schrifften, das
die Catholische Kyrche von anfang, nicht allein in sonderheit, sondern auch
(5)in gemeiner Samlung, für die, so aus vns gestorben, emsiglich gebetet hat,
vnd das auch in Mysterien oder ampt der Missen, welchs klar zu beweisen ist
mit zeugnis der ersten kyrchen wider die lestermeuler vnserer Luteristen.457
Welche sonst nichts zu thun haben, wedder458 das sie dem volck die ohren
vol blawen,459 wie nichts auff erden erger sey noch sein knd denn Vigilien
(10)vnd Seelmesse. Komen stetts doher mit jrem applicieren,460 so doch die
Kyrch, wenn sie funeralia helt, kein ander Liturgy oder Misse hat denn die
tegliche, was die substantz betrifft, allein das die Chorgesenge vnd Collec-
ten461 etc. von den verstorbenen lauten. Sonst ists vnd bleibt jmmer gleicher
Canon darin, auch teglich nicht allein in exequijs fur die || [N 1v:] Todten
(15)gebett wirt so wol als fur die lebendigen. Warumb solt man der verstorbenen
Christen am Altar nicht gedencken vnd Gott den Herren also getrewlich
vermanen, das er den gleubigen selen den todt seynes eingebornen lieben
sons zu heil komen lasse? Wir sind ja alle ein einige Ecclesy oder Kyrch
Gottes, wir seien noch hie auff erden oder vnter der erden oder droben im
(20)hymel, ist alles ein leip.462 Warumb solt denn das Sacrament des Altars
einem teyl der kyrchen ntz sein vnd dem andern nicht? Den lebendigen ist
ntz. Recht. Drmb sind aber die verstorbenen von der ntzbarkeit des
Heiligen wercks nicht abgesondert, sondern bleiben teilhafftig des gepetts
der Christlichen kyrchen,463 welchs auch fura jr heil im ampt der Missen
(25)gethan wirt etc., welchs hie die sect ein ceremonien verchtlich nennet vnd
weis nicht, was von priesters verdienen. Suchet jmmer wort, die vnserer re-
ligion verachtung bringen, werden endlich doch nicht schaffen, ob wiewol
itzt nicht zu uerwilligen gedencken nach schismatischer verstockung. Es wirt
wedder an jrem rathen oder verwilligen ligen, sondern am ausspruch Christ-
(30)licher oberkeit, durch authoritet der heiligen Schrifft vnd heiligen kyrchen.

|| [861]

Mit dem ausgezogene spruch S. Dionysij Areopagitae meynen sie zu gewin-
nen,464 weil doselbst der || [N 2r:] Liturgy oder Misse nicht gedacht wirt, gerad
als sey das gebet fur die todten drmb nicht bey der Misse geschen, weils hie
nicht ausdruckt ist, daruon wir doch bey andern bewereten lerern zeugnis
(5)gnug haben, solt gleich den Secten das hertz darber krachen. Denn wir ha-
ben die aller starckiste zeugnis Tertulliani,465 Athanasij,466 Cypriani,467 Chry-
sostomi
,468 nicht allein S. Augustini469 etc., die alle bezeugen, die kyrche ha-
be auch in der Liturgy oder Misse fur die verstorbenen Christen opffert und
betet, das wllen wir darthun, wo vnd wenn wir sollen.470
(10)Nu lasset vns schawen, was sie bey S. Dionysio gewinnen. Erstlich ist der
Apostolischen kyrchen gebrauch gewesen, wenn ein Christen verstorben
war, das sich das volck versamlet, denn satzt man die leich fur den altar oder
chor, darnach fieng der Bischoff oder Priester an zu beten, zu Got den Her-
ren, auch dancksagung zu thun. Bald hirnach sang der Chor psalmen die zur
(15)leich dienlich sind on was die Diacon lectiones theten aus der schrifft von
der aufferstehung. Auff dis worden die Catechumener471 von des tempels

|| [862]

thren abgewisen. Do begieng man die da seliglich zuuor verstorben waren
vnd lobet den, so da itzt verstorben. Darbey ward yderman vermanet, das er
Gott vmb ein gut vnd seliges ende || [N 2v:] in Christo bete. Nach diesem betet
der Priester vber den todten vnd grsset jn gleich, desgleichen theten alle
(5)vmbstender, so baldt ward er mit Ole gesalbet, zuletzt zur erden bestattet an
einem ehrlichen ort. Diesen gebrauch Apostolischer Kyrchen beschreibt S.
Dionysius Ecclesiasticae Hierarchiae capit. 7.472 Darmit vergleiche nu Sect,
wie du itziger zeit mit den armen todten vmbheltest. Wilt gleich wol Aposto-
lisch sein. Vnd ist dis kein Selemeß, welche du also offt vermaledeiest, so
(10)ists gewißlich die Vigilien,473 welche du auch nicht leiden kanst. Nu sihe,
was du alhie gewunnen habst. Sanct Dionysius zeuget dir von Vigilien der
verstorbenen, so bezeugt dir S. August. sampt andern von der leichmesse,
das du nicht furber kanst.
Wilt grossen vnterscheid suchen zwischen dem gepete fr die Todten in der
(15)Misse vnd zwischen dem ausser der Misse. Fahe an diesem an, nemlich an
vigilien, so wirstu yenes nicht also lesterlich verwerffen. Vnd auff das du hie
nicht außrede suchest, sagend, S. Dionysius schreibe, der Priester habe vber
dem todten gebetet, spreche nicht fr den todten, darauff antworte ich, wend
dz blat vmb, so lissestu, was der priester gebetet habe, nemlich, auff das jm
(20)Gott alle seine snde vergeben vnd jn, den verstorbenen, || [N 3r:] in das
liecht, do Abrahams schoß474 ist, setzen wolt etc. Vnd eben diese wort Di-
onysij wirstu im griechischen exemplar finden, das du doch geschlagen bist.
Tharst475 hie sagen, ettliche haben fur die todten gepeten. Wer sind diese
Ettliche? Zeige du ettliche an, die fur die todten nicht gepetet haben? Es
(25)weren denn die Aeriani476 vnd Petrobrusiani477 deine gesellen, das ich den-

|| [863]
-
noch jtzt von Arianern478 vnd Vigilantinern479 nicht rede. Was sagstu denn
von ettlichen, das du weist, das alle Catholische than haben?

Von Ceremonien.

Hie fahen sie wider an, jr eigene Secten zu loben, wie so gute ordnung hal-
(5)ten,480 die doch fast alle ordenung zerrissen vnd verstret haben, wie es das
werck leider alzu viel außweiset. Drffen sagen, sie haben in der Kyrchen
nicht viel geendert. Wer hat seine tage grsser vnd scheinbarlicher lgen
gehret? Jst doch nicht so gering, dz sie nicht entwedder geendert oder gar
abgethan haben. Noch wllen sie alle menschen mit sehenden augen blind
(10)machen. Da hre, sie wollen sich ergeben. || [N 3v:] Jn mittel dingen wllen sie
sich weisen lassen. Sihe, heist das nicht gnug nach gegeben? Freilich gnug,
doch das Mittelt481 werd mit jrem Rhat, weil sie sich zu Kyrch Regenten
selbst gesetzt. Ja, also nu verstehe ich jr ergeben vnd nachgeben. Jst souiel
gesagt: wenn man alles machet wie wirs gern hetten, so wllen wir gern
(15)helffen Einigkeit erhalten. Summa, man greiffts, das diese leute wedder in
grossen oder kleinen dingen der Catholischen Kyrchen weichen wllen, vnd
ob sie anderst sagen, so ists jnen vmbs hertz nicht. Diß sol man erfinden vnd
erfharen.
Es ist nichts von eusserlichen dingen so gering, das sie on widerrede vnd
(20)einrede zulassen, geschweige von hohen sachen. Da knden sie auch die
Fasten mit jrer fleischlicher lere vnbesddelt nicht lassen, vnd ist diß jr
meinung, es faste vnd esse fisch wer da wolle vnter vns, doch das vnsern
Predicanten erleubt wird, darwider zu predigen als biß an her etc. Wolt gern
sehen, wie die Catholische fasten vnd Luterische freiheit mit einander gehn
(25)werden. Jst auch nichts, das die feinde der Catholischen kyrchen alhie S.
Augustinum anziehen, als der ber die Ceremonien klage, das zu seiner zeit
die Luterische lere verloschen sey etc. Zeige an, an welchem ort steht S.
August. bey dir? Jn der Epistel zu || [N 4r:] Ianuario?482 Ja warlich, da wr-
destu recht anlaufen. Denn doselbst wil er Ceremonien, Fasten vnd andere
(30)dinge haben, allein das kein land dz ander vrteilen vnd verachten sol, ob man
die Ceremonien nicht gleich hielte, als das man zu Rom auff den tag fastet
vnd zu Meiland nicht fastet auff den selbigen tag etc. Das fasten war an
beiden orten hoch geachtet, allein die fastage waren nicht gleich. Die Sect

|| [864]

zeucht diese Epistel S. August. offtmals fur sich an vnd ist nichts so hart wi-
der sie, wie ich diß anderswo weiter erkleret habe. Johan. von Wesalia483
muß auch citirt werden. Hoffe, er sol wider sie vnd nicht fur sie zeugen,
gleich wie der Citirt Augustinus. Man weiß gar wol, das Ioan. de Vuesalia,
(5)prediger zu Mentz vnd Worms, furgabe sonderlich wider die fasten, darumb
jn auch diese Theologen Citieren. Was ists aber nu mehr? Hat er denn so wol
dran than, dz er in dem stuck gut Luterisch die alt Kyrchische heilsame
gewonheit offentlich verspottet? Lobet jr an jm, das er darnach selbst ge-
scholten hat? Vrsach: er hat widderruffen, seinen jrthum bekant vnd sich
(10)vnters vrteil Christlicher Kyrchen ergeben. Nu sihe, wen du citiert hast. We-
salius
, von dir als ein parteischer zeuge angezogen, gibt dir ein exempel zum
widderruff.
|| [N 4v:] Eben dieses gleichen wirt zur vnzeit Johan. Gersom484 Citiert, wel-
cher Parisischer, doch so wenig Luterisch gewesen, das, wenn er noch hie
(15)lebet, wrd die Sect kaum einen ergern feind haben. War ists wol, das er de
Ecclesiae defectibus485 geschrieben, do wir alle jm warlich grossen zufall
geben, weils die klare warheit ist. Jtem, hat geschrieben de abrogatione
Legum Positiuarum.486 Er hat aber auch geschrieben wider die Behem der
zweierley gestalt halben, do er streitet, es sey nicht not zur seligkeit, dz die
(20)Lyen auß dem Kylch drincken mssen.487 Darbey allein zu erkennen, wie
weit dieser Gersom vnd Luter voneinander gewesen. Er hett sich bey der

|| [865]

Einigkeit Catholischer vnd Rmischer Ecclesy zu rymen schneiden lassen,488
deßgleichen bey der altueter lere,489 Gottesdienst vnd Sacramenten etc., ob er
wol den Mißbreuchen feind war. Dieses Geystes war Nicol. Cusanus,490 jtem
Clemanges,491 Petrus von Aliac,492 Johannes Picus493 vnd der gleichen, dero
(5)doch keiner von gemeiner Kyrchen abfellig worden, Secten oder Spaltung
vntern Christen gemacht hat, als Vigleff,494 Luter vnd Zwingel than haben.
Einer ist Marsilius von Patauio495 genent, der auch in diesem geschrey ist.
Noch hat er an einem ort diese gar vnluterische wort geschrieben: Per autho-
ritatem Apostolis, aut ipsorum suc- || [O 1r:] cessoribus in hoc officio (Sentit
(10)Missam) non alijs, potestatem contulit sub certa verborum, ab ipsis et eorum

|| [866]

singulis dicta, transsubstantiandi Panem et Vinum in verum corpus et sangu-
inem eius etc. Haec Marsil.496
Noch weschen497 sie furt vnd rhmen das recht erkentnis Gottes, rechten
dienst Gottes etc. nach jrer art, als das Gott vor jaren vnter wenigen biß auff
(5)sie erhalten. Do hilfft nichts fur, sie wollen gerecht sein vnd wenn gleich
Gott mit allen seinen heiligen wider sie stünde. Wllen auch die Chorge-
senge von Heiligen Gottes nicht annemen von wegen der Jntercession,498 die
sie noch heut verwerffen. Oder wlt jr dieselbige Chorgesenge annemen? Ja,
so nemet jr auch die frbiet an. Wllets nicht annemen? Nein, das laut, sagt
(10)der scheffer, denn499 diß ja ewer hertz vnd ernst ist. Wolan, so helffe Gott
seiner Catholischen Kyrchen weiter on euch vnd erhalte sie wider euch.
Amen.
Sollten sich selbst der billigkeit weisen, weil sie hren, das man dieselbigen
cantiones zum teil castigirt500 vnd rechte maß trifft. Aber es ist verloren.
(15)Ferner wllen sie auch in die lbliche Procession nicht willigen von wegen
des Sacraments, das man aldo erewirdiglich tregt, so doch offt Procession
vnd Station gehalten501 || [O 1v:] wirt on vmbtragen des Hochwirdigen Sacra-
ments, aber doselbst tregt man der Heiligen Reliquien, welchs den Luteristen
auch vntrglich ist. Sol man denn schlecht502 mit Creutzen gehen, so muß es
(20)von jnen auch fur ein Fastnachts spectakel vernichtiget werden. Denn sie
wllen gar nicht. Jst das nicht gnug? Durffen wol sagen, man trage nicht
Christi leip in der Monstrantz, sonder den leidigen N.503 vnd wenn sie gleich-
messiger504 von sachen reden, geben sie doch fur, es sey kein Sacrament,
weils nicht bald gessen wird, sondern sey brodt, wie es auß beckers ofen
(25)kommen ist.

|| [867]

Was ntig oder vnntig in Christlicher Ecclesy sey, geprt keinen Secten zu
vrteilen. Vnd ob jr vns alhie noch widersacher scheltet, haben wir dennoch
biß hieher ewer heil gesucht mit widerschreiben, obs mglich were, das jr
euch zur Catholischen Kyrchen bekeretet. Schewet die widerauffrichtung
(5)Catholischer Religion nicht anderst, denn ob man euch den Mahumetischen
vnglauben anzunemen gepte, welchs ja ein zeichen ist eines zumal verkere-
ten syns. Vnd sind dieser leute viel, die vnsere waren bewereten alten Religi-
on nichts besser halten, denn die Trckische. Welch blasphemien vnsern
Catho- || [O 2r:] lischen Heuptern die leng vnleidlich sein wirt. Von ewerm
(10)newen ergernis vnd betrubniß ist droben geantwortet. Von der verfolgung zu
antworten, sagen wir, das die Kyrch die Secten nicht verfolgen kann, aber
Secten knden die Kyrchen wol verfolgen. Was in dem fall die kyrch thut
heist nicht Persecutio, sondern Correctio, denn also definierts S. August.505
Nach dem sie jr not geklagt, fahen sie widderumb an, jr eigens lobliedlin zu
(15)singen vnd sich selbst anderen landen furzuzihen. So doch warlich vnter jnen
nichts trefflichs ist, das andere lande vnd stedte nicht hetten, man rede war-
uon man wolle. Vnd ist etwas gutes vntern Secten, so haben sie es warlich
von vnsern alten, welche ja Catholisch gewesen, das sich dieser vogel
abermal mit frembden Feddern schmcket. Jst lecherlich, das sie jre zucht
(20)gericht vnd recht rhmen, do alle welt weiß, wie man solchs im werck be-
funden. So ists am tage, welche frchten jre so lang vnd breit gerhmete
Kunst bracht habe. Gott beware hinfurt. Drumb sagen sie, knden sie es
nicht Rhaten. Wer bedarff auch ewers Rhats? Msset ein nerrischer Regent
sein, der euch wider ewer eigen Secten oder Spaltung zu Rhat neme oder
(25)Rhats fragt. Man er- || [O 2v:] finds, wem jr rhatet, nemlich nicht dem verfrten
armen volck (bey dem jr in der not bleibt als der hase bey seinen jungen),
sondern Rhatet ewerer eigen lere vnd ere. Do ligt der hund begraben.
Das aber diese Theosophisten506 furgeben, als dringe man sie zur alten Reli-
gion wider Gottes gepot, ist vnwarhafftig vnd wirt sich im grund nymmer
(30)mehr finden. Man heist sie nicht einem guten stand, sondern die Secten
zerstren vnd verlassen, welchs je nicht wider Gottes gepott sein kan. Das nu
jr wesen ein Sect sey, ist vielfeltiglich erweiset vnd es bezeugts die gantze
Christenheit. Dennoch rhmen sie hie, sie sey auß Gott, drmb werds blei-
ben. Sorgen Gottes wort werd mit jn vntergehn, weil sie es darfur halten, es
(35)sey mit jnen auffgangen als die morgen rte. Nein guldener Freund,507

|| [868]

Gottes wort bleibt ewig,508 wenn Luters Wort schon verfleust. Es kan noch
mag kein Sect auß Gott sein, weil sie wider Gottes vnfelschtes wort vnd
seine wolgeordnete kyrche vnchristlich streitet, darumb ists vergeblich, das
du dich mit disem wort des Herren trsten woltest. Wilt die Albern berre-
(5)den, ob ewer newerung in Sachssen vnd || [O 3r:] Meissen schon abgehe,509 so
werds doch in andern landen vnd stedten bleiben. Solchs klippern gehrt
zum handwerck,510 wie wolt sonst ewer vbertrefflicher rhm von der ewig-
keit des worts (vnter welcher deck die Sect ligt)511 fur den leuten bestehn?
Ey, sorge nicht, Schweitz, Denmarck, Preussen vnd Engelant werden vnsern
(10)rhm war machen, beym Luter vnd Zwingel bleiben, sollten sie gleich die
sele zum leibe vnd gut verlieren, also wirt das Interim wenig einigkeit ma-
chen, sagen sie. Were jnen trewlich leid, das es einigkeit mechte, weil sie
verstehn, das jr schisma oder spaltung durch gemeine einigkeit vntergehn
msse. Darumb werden diese schulschreiber darob wachen (wenn andere
(15)schlaffen) vnd vnableßlich practicieren, domit die verhoffte einigkeit gemei-
ner Religion verhindert werd. Welchs eitel gute frucht vnd gute werck sind,
dero man von diesen Secten gewarten sol.
Auff diesen jren trost drewen sie vns mit jrer Herschafft, als werd sie der
Churfurst512 schutzhalben nicht verlassen. Solchs ist die meynung jrer klein
(20)lautenden rede. Das sie dennoch wolten vnd freilich rhaten wrden, man solt
dis schisma wider die Rmische oberkeit mit ge- || [O 3v:] wapneter hand ver-
teidigen. Heiliger Christ, wie durstet die leute nach newen vnglck. Sagen,
sie seien zu leiden bereit. Ja freilich, die ersten zum thr hinauß vnd das arm
burger vnd land volck in schlam darein sie es gefret vntrewlich stecken
(25)lassen, wie man dessen exempel von jnen weiß. Wllen sie aber weichen,
wie auch geredt wirt, so mgen sie hinstreichen,513 hie helt nymand den
andern. Das sie aber Gottes gepot hie zum offtermal frwenden als das sie
hir zu zwinge etc., vermgen sie nicht zu beweisen, vnd ist nicht mehr
wedder514 ein falsche beredung des einfeltigen mans. Komen aber daher mit
(30)der bekanten warheit, thun der Apostolischen Schrifft gewalt vnd vnrecht,
als darmit sie jre newerung zu decken wllen. Welcher heretist kan nicht
sagen, sein furgeben sey die bekennete warheit? Jsts drmb also? Wir sagen,
schreien vnd bezeugen fur Gott, das man nymand heisset die warheit Gtt-
lichs worts verleugnen, viel weniger verfolgen. Wer den Catholischen an-
(35)derst nachsagt, der fellet das vrteil der heresey selbst vber sich.

|| [869]

Vnd das die sagen, sie streiten nicht von digniteten oder gtern,515 sondern
allein von ntiger lere vnd Gottesdienst etc., ist auch nicht war. || [O 4r:]
Vrsach: sie wissen, wenn sie jr ding erhalten, (welchs sie selbst fur ntige
rechte lere vnd Gottsdienst auslegen vnd verkeuffen) so behalten sie alle
(5)geistliche digniteten vnd kyrchen guter, vmb welche sie itzt nicht streiten,
weil sie die selbigen vorhin jnne haben. Eins hengt am andern. Bleibt die
Spaltung vnuersehret, so bleibts darbey, das sie an der Epischoff516 vnd
prelaten stad (darein sie sich selbst gedrungen) geruglich517 sitzen vnd schaf-
fen jres gefallens, gebrauchen sich darzu der grossen gter, die sie aus Kyr-
(10)chen vnd Klstern ierlich518 haben. Darumb ists nichts gered. Man kennet
die weichen schaffswoln gar eigentlich. Die stim ist zwar Jacobs aber an der
hand erkennet man den Esau.519 So hat man wol mehr gehret, das sich
jmand rein bermet vnd das ein hure keusch sein wil. Lasse es fur mich
geschen, wils die hohe Oberkeit hingehn lassen, das diese Theologen jnen
(15)abermal fur behalten eines jglichen eigen bekentnis etc., darmit sie anzeigen,
es werd noch vielfeltig wider die ausgangene vnd gepotene Catholische
Ordenung geschrieben vnd geredt werden, welchs sie doch dieser gestalt von
vns nymmer leiden wrden. Sagen runt, sie gedencken nicht anderst zu
leren, wedder520 sie bisher ge- || [O 4v:] leret vnd alhie beschrieben, Sind noch
(20)eisenfest. Gott weiß wie lange. Vnd dis, yro decret, repetieren sie bald her-
nach vnd das offentlich wider die Keyserliche Vorrede. Ferben jr thun
abermal mit dem wort Gttlicher vnd bekanter warheit. Darmit sie die vner-
farnen gern erschrecken wolten, so doch das widerspiel am tage ist. Darzu
drffen sie hie auch rhmen, jr lere sey der einigen Catholiken Kyrchen lere
(25)etc. Solchs zu sagen muß man jnen gnnen, so doch nichts vnwarhafftigers
vnd flschers gesagt werden mag. Mit solchem freuelichen zumessen vnter-
stehn sie sich, dz vngelert volck an sich zu behalten, vnd wolt Gott, das auch
nicht Frsten vnd Herren vnter jnen weren, die solche greiffliche lgen fur
Euangelische warheit gleubten. Ewiger Vater, ist dieser Secten lere der
(30)Catholiken Kyrchen lere, warumb streiten wir denn vnter einander? Vnd was
schen vnd begeren wir anderst, denn das sie in der Catholiken Kyrchen lere
bewilligen, sie annemen vnd darnach zur Kyrchen vnd zu hauß thun sollen?
Welchs sie ye nicht thun wllen, wie dis diese jre schrifft offenbrlich an-
zeigt. Was mgen sie denn jre eigene herschafft zu jrem vnwiderbringlichen
(35)schaden also sichtiglich betriegen, auff das sie || [P 1r:] nür bey eren bleiben?

|| [870]

Gar zu letzt begeren sie fried vnd rge,521 das ich warlich wol gleube. Jre
kyrchen sol nymand vnrgig machen, sol vergessen sein, welche vnrge sie
der Catholischen Kyrchen bishieher geschafft haben. Zihen ymmer an jre
rechte lere, jren rechten Gottsdienst etc, wllen wedder horen noch sehen,
(5)das alle Christenheit Nein darzu sagt. Nu gnne ich jnen warlich fried vnd
rge, wolten alles erleitten jamers vnd elends vergessen, wenn sie sich ge-
horsamlich zur Einigkeit ergeben vnd liessen sich nicht klger vnd gerechter
dncken wedder522 andere leute, die jre selen wol so gern verwaren wolten
als jmmer kein Sect. Aber nach laut jres Bchlins wllen sie kurtzmb in
(10)iren thrlichen frnemen verharren vnd nicht allein drey artikel, (als sie hie
vnwarhafftiglich vnd betrglich anhenden) sondern fast alles durchauß was
die Catholike Kyrch leret vnd thut fr vnrecht vnd verdampt achten vnd
verwerffen. Denn was ausgenomen wirt, ist sehr wenig vnd dasselbig wenig
tasten sie mit jren conditionen, declaracionen vnd addicionen dermassen an,
(15)dz sie darmit jr vnwilligs gemte doch anzeigen. Vnd ist der beschluß, nicht
wllen sol darnach heissen nicht knden. Sie mgen jnen diese antwort
gefallen lassen. || [P 1v:] Faren sie furt mit rebellieren vnd widerschreiben, so
sol es an meinem dienst, den ich Gott vnd dem Keyser schuldig bin, durch
die gnad Jesu Christi keins wegs mangeln, des sie sich gewißlich versehen
(20)sollten, ich lebe denn auff erden nicht. Do denn Luters jres Vatters vnd
Meisters eigen zeugnis vnd vrteil von der alten Religion klar an tag komen
vnd verstanden werden sol. Nicht das wir etwas drauff geben, sondern das
sein gelassener anhang wisse, wie auff schwachen beinen er stehe, do er jtzt
meinet, es seyen eitel ehern pfeiler vnter jm. So aber das, welchs diß jr Be-
(25)dencken der Saxische vnd Meissenische Landschafft furtregt,523 jr grund ist
vnd sie hirumb sich zu gehorsam vnd einigkeit nicht begeben, sondern auff
Schismatischer meinung vnd auffrrischem fursatz halßstarriglich verharren
wlten, so weinet vnser Herr Jesus in seinen geliedern billich vber alles bel,
das diese blinde Sect beide, in dieser vnd jener welt, bergehn wirt. Jsts
(30)mglich, so gebe Gott jnen Pusse zum leben. Ende.

Textapparat
a  Konjiziert aus: selst.
b  Konjiziert aus: Gerechtigkit.
a  Konjiziert aus: bedeckt.
a  Konjiziert aus: Circunstanten.
a  Konjiziert aus: f.

Kommentar
1  begreift, erkennt. Vgl. Art. greifen, in: DWb 9, 25f.
2  Seit der Appellation Luthers an ein Konzil stellten sich die zwischen den Religionsparteien
heftig diskutierten Fragen, wie und in welcher Gestalt ein solches Konzil zusammentreten, be-
raten und Beschlüsse fassen sollte. Vgl. dazu: Appellatio F. Martini Lutheri ad Concilium (1518),
in: WA 2, 36–40; Brockmann, Konzilsfrage; Jedin, Trient.
3  hinweg. Hier im Sinne von „überkommen, beendet werden“ gemeint. Vgl. Art. dannen, in:
DWb 2, 746f.
4  moralisch verhärteten, für jedes Argument unzugänglichen. Vgl. Art. verhärten, in: DWb 25, 534.
5  Vgl. Augsburger Interim; DRTA.JR XVIII, 2, 1910–1948; PKMS III, Nr. 1095, S. 810–853.
6  Zum Augsburger Reichstag und der Politik des Kaisers: DRTA.JR XVIII, 1–3; Rabe, Reichsbund;
Ders., Entstehung des Augsburger Interims; Ders., Interimspolitik Karls V., in: Schorn-Schütte.
7  Polemische Bezeichnung für die Anhänger Luthers. Vgl. Lepp, Schlagwörter, 12f.
8  Herablassung, hier im Sinne eines gnädigen Eingehens des Kaisers auf die Protestanten ge-
meint. Vgl. condescensio, in: Georges I, 1419.
9  Mäßigung. Vgl. moderatio, in: Georges II, 959.
10  Verwilligung, hier im Sinne eines kaiserlichen Gnadenerweises gemeint. Vgl. indultus, in: Ge-
orges
II, 211.
11  Den Kelch zum Empfang des Abendmahls unter beiderlei Gestalt. Vgl. Augsburger Interim
XXVI (Von den ceremonien und gebrauch der sacramenten), 142.
12  Die Priesterehe. Vgl. Augsburger Interim XXVI (Von den ceremonien und gebrauch der sa-
cramenten), 142.
13  In das Ermessen gestellt. Vgl. Art. stellen, in: DWb 18, 2211.
14  Vgl. das Bedenken des Fürstenrates zum kaiserlichen Ersuchen um Bildung einer Interims-
kommission vom 18. Januar 1548. DRTA.JR XVIII, 2, 1692f.
15  Vgl. die Verlesung der Proposition des Interims vor den Reichsständen am 15. Mai 1548 in
palatio imperatoris. DRTA.JR XVIII, 2, 1799–1802.
16  Vgl. die Erklärung der Annahme des Interims durch die Reichsstände am 15. Mai 1548.
DRTA.JR XVIII, 2, 1802.
17 Da es in dem Religionsstreit um die wahre Lehre geht, entfaltet Witzel in dieser Schrift eine
dualistische Sicht. Auf der einen Seite stehen die Altgläubigen, die nach seiner Ansicht die rechte
Lehre vertreten und daher die „kyrchischen“ sind. Auf der anderen Seite befinden sich die
„sectischen“, mithin alle Anhänger der reformatorischen Lehre. Den Begriff „kyrchisch“ greift
Witzel dabei von Luther auf, der ihn bereits 1521 gegen Hieronymus Emser gebraucht hatte. Die
Verwendung des Begriffs der „kyrchischen veter lere“ und die fortan häufige Heranziehung der
Kirchenväter durch Witzel, ist für seine Argumentation besonders bedeutsam, da er damit die
Altgläubigen eindeutig in die Tradition der antiken und mittelalterlichen Kirchenväter stellt, um
einerseits die eigene Rechtgläubigkeit zu belegen und andererseits die protestantische Lehre als
Häresie zu enttarnen und damit den Protestanten den Rekurs auf die Kirchenväter zu verunmög-
lichen. Vgl. Art. kirchisch, in: DWb 11, 820; Lepp, Schlagwörter, 53–55.
18Witzel meint, dass die Protestanten in gleicher siegreicher Position wie der Kaiser keine Gna-
de gekannt und ihren Triumph dazu verwandt hätten, die Altgläubigen zu unterdrücken, wenn
nicht sogar auszurotten. Die Formulierung „auf die Hälse legen“ bedeutet, dass einem schwere
Lasten und Bürden auferlegt werden, wie einem Zugtier ein Joch um den Hals gelegt wird.
Überdies ist das Wort „Hals“ eindeutig strafrechtlich konnotiert, wobei eine Verwendung des
Wortes „Hals“ in diesem Sinne stets die Todesstrafe bedeutet. Vgl. Art. Hals, in: DWb 10,
247–253; H. Holzhauer, Art. Halsgericht, in: LexMA 4 (1989), 1881f.
19  Jemand der sich auflehnt, sich widersetzt. Vgl. Art. widerbellen, in: DWb 29, 916.
20  mitteilen, einen Bescheid erteilen. Hier im Sinne von, was ihr euch selber denken, sagen
könntet. Vgl. Art. bescheiden, in DWb 1, 1553f.
21Witzel denkt hier wohl an die Eroberung Württembergs für Herzog Ulrich durch Landgraf
Philipp von Hessen 1534 und die Vertreibung Herzog Heinrichs von Braunschweig-Wolfenbüttel
durch den Schmalkaldischen Bund 1542 sowie dessen Einkerkerung 1545. Gerade dieses Verhal-
ten erlaubte es dem Kaiser 1546 die Reichsacht über die beiden Häupter des Schmalkaldischen
Bundes zu verhängen. Vgl. dazu: Keller, Wiedereinsetzung; Wille, Restitution; Press, Restitu-
tion
, 44–71; Press, Epochenjahr, 203–234; Petri, Heinrich der Jüngere, 122–158.
22  geschehen. Vgl. Art. geschehen, in: DWb 5, 3838.
23Melanchthon versuchte sich gerade von diesem Vorwurf zu salvieren. Vgl. Melanchthon,
Bedenken
, A 2v, unsere Ausgabe Nr. 1, S. 59.
24  Vgl. Melanchthon, Bedenken, D 3r, unsere Ausgabe Nr. 1, S. 74f.
25  willkürlich zusammengeschustert. Vgl. Art. zusammenflicken, in: DWb 32, 742.
26  Vgl. Melanchthons Bedenken in unserer Ausgabe Nr. 1, 59–75.
27  sich unterordnende Anhänger. Vgl. assectator, in: Georges I, 631.
28  ausbreiten, ausstreuen. Vgl. spargo, in: Georges II, 2741.
29  Vgl. das Gleichnis Jesu vom Haus, das auf Sand gebaut ist, Mt 7,26f.
30  Vgl. zum folgenden: Melanchthon, Bedenken, A 2r–A 3r, unsere Ausgabe Nr. 1, S. 59f; vgl.
zudem Augsburger Interim, (Vorrede), 28–30.
31  sehr. Vgl. Art. fast, in: DWb 3, 1348f.
32  Das Bild der Finsternis für die Lehre Luthers ist wahrscheinlich eine Anspielung auf den Rö-
merbrief des Paulus, in dem es heißt, dass die Rechtgläubigen die Werke der Finsternis ablegen
und dafür die Waffen des Lichtes anlegen sollen. Vgl. Röm 13,12.
33  Abgefallener, Abtrünniger. Vgl. Lepp, Schlagwörter, 45–49. Dort auch mehr zu der für Witzel
scheinbar spezifischen Substantivierung des Adjektivs „apostatisch“ zu „Apostatischer“.
34  Verurteilung. Vgl. condemnatio, in: Georges I, 1418.
35  erwägen. Vgl. Art. erwiegen, in: DWb 3, 1063f.
36  Überzeugung. Vgl. persuasio, in: Georges II, 1648.
37  Vgl. Hebr 10,26f.
38  Einzig, einzigartig. Vgl. Art. einig, in: DWb 3, 207. Hier wird es sich überdies jedoch um eine
polemische Gleichsetzung Luthers mit Gott handeln. Hatte Luther doch an verschiedenen Stellen
der Bibel (Mk 12,29; Röm 3,30; I Kor 8,4; Gal 3,20) „einigen Gott“ übersetzt. Vgl. Luther,
Biblia deutsch
(1545), II, 2057f, 2274, 2310, 2349.
39  ehrenhafter, züchtiger, frommer Mann. Vgl. Art. Biedermann, in: DWb 1, 1812.
40  Vgl. Hebr 10,26f.
42Witzel folgt hier der kaiserlichen Argumentation vor dem Schmalkaldischen Krieg, die den
Protestanten, insbesondere Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und Landgraf Philipp von
Hessen, hochverräterische Handlungen gegen Kaiser und Reich vorwarf. In der Situation nach
dem Krieg verbindet Witzel somit die wahre Lehre mit dem politischen Prinzip der Reichstreue.
Vgl. Schmidt: Libertät, in: Schorn-Schütte, Interim, 166–191; Henze, Liebe zur Kirche, 209–242.
43  Possenreisser. Vgl. Art. brillenreiszer, in: DWb 2, 383.
44  wagst du, erdreistest du dich. Vgl. Art. durren, in DWb 2, 1743f.
45  Erfindung. Vgl. invenio, in: Georges II, 419.
46  unchristlich. Es muss sich hier wohl um eine ältere Form oder eine Abwandlung des Wortes
handeln. Vgl. Art. unchristlich, in: DWb 24, 403–405; Lepp, Schlagwörter, 12, 37–40.
47  „Dv solt den Namen des HERRN deines Gottes nicht misbrauchen / Denn der HERR wird den
nicht vngestraft lassen / der seinen Namen misbraucht.“ Ex 20,7, vgl. Luther, Biblia deutsch
(1545)
, I, 159.
48  Schmeichlern. Vgl. Art. Ohrenkrauer, in: DWb 13, 1256.
49  Betrügern, betrügerischen Reden. Vgl. Art. Trug, in: DWb 22, 1247.
50  Das Wort „Prediger“ findet sich mit zahllosen Zusammensetzungen als Schmähbegriff. Wäh-
rend reformatorische Schriftsteller die Altgläubigen als Traumprediger, Lumpenprediger, Win-
kelprediger usw. bezeichneten, finden sich in der altgläubigen Polemik gegen die reformatori-
schen Theologen Begriffe wie Heuchelprediger, Hundsprediger, Ketzerprediger usw. Witzel
brandmarkt mit dem Begriff des „Zuckerpredigers" hier die angeblich süße, falsche, nur auf Trost
und Vergebung der Sünden durch Christus ausgerichtete Predigt der Reformatoren. Vgl. Lepp,
Schlagwörter
, 89f, 110–118; Art. Zuckerprediger, in: DWb 32, 309.
51  Schwätzer; kleinliche, pedantische Redner. Vgl. Art. Wortkrämer, in: DWb 30, 1591.
52  Neueren. Vgl. Art. Neuling, in DWb 13, 677.
54  Anmaßung. Vgl. assumptio, in: Georges I, 652f.
55  Vgl. Gal 1,8.
56  übertönst. Vgl. Art. übertäuben, in: DWb 23, 592.
57  Lästerung, Beschimpfung. Vgl. maledictum, in: Georges II, 778.
58  Die Kirche.
59  Durch die Taufe auf Jesus Christus, so Paulus, ist der Täufling „auf den Tod Christi getauft“.
Er wird durch die Taufe mit Christus „begraben“ und „wie Christus von den Toten auferweckt“.
Damit ist er mit „Adam gestorben“, hat Christus „angezogen“, und ist befähigt in einem neuen
Leben zu wandeln. Vgl. Gal 3,26–29; Röm 6,3–11; I Kor 15,22. Vgl. auch diese Argumentation
bei Luther, WA 6, 484–573, bes. 529, 534 (De captivitate Babylonica, 1520). Witzel zeiht damit
die Wittenberger Theologen der Untreue und des Ungehorsams gegenüber der Kirche, die auch
ihre Mutter sei.
60  Die Türken galten als der „Erbfeind der Christenheit“. Vgl. Schulze, Reich und Türkengefahr;
Glassl, Das Reich und die Osmanen.
61  „Wir streiten nicht aus eygnem freuel / furwitz oder stoltz / Wie vns von etlichen auffgelegt
wird.“ Melanchthon, Bedenken, A 2v, unsere Ausgabe Nr. 1, S. 59.
62  vernachlässigt, verachtet, weggeworfen. Vgl. Art. Bank, in: DWb 1, 1107.
66  vorzeigt. Vgl. Art. herfür, in: DWb 10, 1093.
68Witzel spielt damit auf die Beratungen während des Reichstages von Augsburg 1548 an, in
deren Verlauf die Protestanten keine Möglichkeit zur Ablehnung des Religionsgesetzes besaßen.
Vgl. Rabe, Reichsbund, 240–272, 407–449.
69  Beratungen, Überlegungen. Vgl. deliberatio, in: Georges I, 2012.
70  ausgeführt. Vgl. exsequor, in: Georges I, 2609.
71  reinigenden. Vgl. Art. purgieren, in: DWb 13, 2253.
72  Vgl. Jes 16,6.
73Witzel meint hier wohl die Anstände von Nürnberg 1532 und Frankfurt 1539. Vgl. dazu:
Fuchtel, Frankfurter Anstand; Winckelmann, Religionsfriede; DRTA.JR X, 1–3.
74  Damit spielt Witzel wohl abermals auf die Restitution Herzog Ulrichs von Württemberg 1534
und die Vertreibung Herzog Heinrichs von Braunschweig-Wolfenbüttel 1542 und dessen Einker-
kerung 1545 an.
75  Der Schmalkaldische Krieg.
76  Den Schmalkaldischen Krieg.
77  geruhsamen. Vgl. Art. geruhlich, in: DWb 5, 3767.
78  Vgl. DRTA.JR XVIII, 1, 942–996; Rabe, Reichsbund, 295–303.
79  Die Erzbischöfe.
80  Die Frage der Ordination offenbarte das unterschiedliche Amtsverständnis der Religionspar-
teien deutlich. Während auf altgläubiger Seite die Ordination von Priestern unter Rückgriff auf
neutestamentliche Bibelstellen (Act 6,3f; 13,3; 14,23; I Tim 4,14; 5,22; II Tim 1,6) als Weihesa-
krament verstanden wurde, betonte Luther das in der Taufe begründete „Priestertum aller Gläubi-
gen“. Vgl. Paul Frederick Bradshaw / Hans Martin Müller, Ordination IV (Kirchengeschichte),
in: TRE 25, 343–362; Hans Martin Müller, Ordination V (Dogmatik), in: ebd, 362–365; Krarup,
Ordination
, passim; Angenendt, Religiosität, 442–448. Daher schrieb Kardinal Pallavicino über
Bugenhagen, dass er in manchen Stücken ein noch größerer Ketzer als Luther gewesen sei. „Er
erlaubte sich Priester zu weihen in Gemßheit der ihm von Luther und von der Universitt er-
theilten Gewalt, und entschuldigte dieß mit der Nothwendigkeit, indem die Bischfe es verwei-
gerten, ihren Predigern die Weihe zu ertheilen.“ Pallavicino, Concilium I, 274.
81  Seit 1539 hatte die kaiserliche Religionspolitik im Reich versucht, durch Veranstaltung von
Religionsgesprächen zwischen den Religionsparteien zu vermitteln und eine Einigung zu erzie-
len. Vgl. dazu: Fuchtel, Frankfurter Anstand; Irene Dingel, Art. Religionsgespräche IV ( Altgläu-
big – protestantisch und innerprotestantisch), in: TRE 28 (1997), 654–681; Vogel, Religionsge-
spräch 1546
.
82  Trotzig auf etwas bestanden. Im Sinne von, mit dem Kopf durch die Wand. Vgl. Art. Kopf, in:
DWb 11, 1754.
83Witzel spielt damit auf seine Zeit als Anhänger Luthers an.
84  seht. Vgl. Art. lugen, in: DWb 12, 1270.
85  Mit der Aufzählung der Handwerksberufe polemisiert Witzel gegen das von Luther propagier-
te Priestertum aller Gläubigen. Vgl. Luther, WA 7, 12–38, bes. 27–29 (Von der Freiheit eines
Christenmenschen, 1520).
86  Ruhe. Vgl. Art. Ruhe, in: DWb 14, 1418.
87  woher. Vgl. Art. wannen, in: DWb 27, 1901f.
88  Starrsinn. Vgl. obstinatio, in: Georges II, 1273.
89  In der Schlacht bei Mühlberg hatte Karl V. 1547 die Truppen Kurfürst Johann Friedrichs von
Sachsen geschlagen und diesen selbst gefangen genommen. Vgl. dazu: Held, Mühlberg/Elbe.
90  Vgl. II Kor 12,2.
91  Vgl. Melanchthon, Bedenken, A 3v, unsere Ausgabe Nr. 1, S. 60f.
92  Vgl. dazu Luther, WA 52, 195–299 (Wider das Papsttum zu Rom, 1545).
93  Mit dieser Formulierung scheint Witzel Bezug auf das ihm bekannte Meißner Bedenken zu
nehmen. In diesem findet sich bei zwei Artikeln in der Überschrift bzw. in einer Zwischenüber-
schrift das Wort „Mängel“. Dazu kommt, dass bei einem dritten Artikel im Text von Mängeln
des Interims gesprochen wird. Vgl. Iudicum V. de libro Interim, in: CR 7, 12–45, bes. 16, 25,
34; Georg Witzel an Julius Pflug. 8. Oktober 1548, in: Julius Pflug, 144–146, bes. 145.
94  Die Formulierung konnte so nicht gefunden werden. Denkbar ist eine Überhöhung durch die
sinnbildliche Gleichsetzung des Bockes mit dem Teufel. Es könnte daher bedeuten, die Witten-
berger sehen das Interim als schlecht und teuflisch an. Vgl. Art. Bock, in DWb, 2, 202f.
95  Vgl. Melanchthon, Bedenken, B 1v, unsere Ausgabe Nr. 1, S. 63.
107  Verteidigung. Vgl. Art. bewehren, in: DWb 1, 1776f.
108  erdreistet sich, wagt.
109  Vgl. Röm 3,28.
110  Vgl. zum Folgenden: Melanchthon, Bedenken, A 3v–B 2r, unsere Ausgabe Nr. 1, S. 60–64.
111  Zum reformatorischen „sola“ bzw. „sola fide“: vgl. Reinhard Slenczka, Glaube VI, in: TRE
13, 318–365, bes. 320-324.
112  Mutwillen treibt; heimtückisch, betrügerisch handelt. Vgl. Art. schalken, in DWb 14, 2076;
Art. schalkhaft, in: ebd., 2077.
121  Vor allem der Römerbrief des Paulus war von besonderer Bedeutung für die reformatorische
Lehre. Sagt doch Luther selbst, dass er durch die Beschäftigung mit Röm 1,16f die rechte Er-
kenntnis der göttlichen Gerechtigkeit erlangte. Vgl. Luther, WA 54, 176–187, bes. 185f (Vorrede
zum ersten Band der Opera latina, 1545).
122  Vgl. bes. Röm 2–3; Gal 3–5.
123  geschehen.
124  Welches Werk des Augustinus Witzel genau meint, ist unklar. Vgl. aber Augustinus, De fide
et operibus, in: PL 40, 197–230 (CSEL 41, 33–97).
125  Witze, Scherze. Vgl. Art. bosse, in: DWb 2, 262.
127  Vgl. I Makk 2,54.
131  Vgl. Augsburger Interim VI (Von der weise durch welche der mentsch die rechtfertigung be-
kombt), 50.
132  Vgl. Hebr 11,6.
133  Vgl. I Kor 13.
134  Vgl. Jak. 2,22
135  Vgl. I Kor 13,13.
136  Vgl. Augsburger Interim VII (Von der liebe und gueten werken), 52.
137  Vgl. I Kor 13,2.
138Witzel hat sich intensiv mit dem Thema der aus der Liebe folgenden guten Werke für den
Glauben und die Rechtfertigung des Menschen beschäftigt und bis 1536, überwiegend im Streit
mit den Wittenbergern um seine Rekonversion, zahlreiche Schriften dazu verfasst. Unter dem
Eindruck der Ereignisse 1548/49 ließ er dann fast alle diese Schriften nochmals auflegen. Vgl.
dazu mit einer Auflistung der Schriften Witzels: Henze, Liebe zur Kirche, 110f.
139  Vgl. I Kor 13,13.
140  In den Streitigkeiten des 4. Jahrhunderts um die Trinitätslehre war der Vorwurf des „ Sabellia-
nismus“ gegen die Lehre Markells von Ankyra gebräuchlich, da er einen Tritheismus vertrat.
Was Sabellius tatsächlich selbst gelehrt hat, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Er scheint je-
doch aufgrund der allgemeinen Auseinandersetzungen über die Trinität im Westen wie im Osten
des römischen Reiches als Häretiker angesehen worden zu sein. Vgl. Wolfgang A. Bienert, Art.
Sabellius/Sabellianer, in: RGG4 7 (2004), 721.
141  Das enge Zusammendrängen, Zusammenziehen. Hier wohl im Sinne von „Verbindung"
gemeint. Vgl. coartatio, in: Georges I, 1222.
144  Das Interim. Im „Bedenken“ findet sich der Vorwurf, das Interim enthalte eine falsche Recht-
fertigungslehre, so wie die Mönche bereits falsch gelehrt hätten. Vgl. Melanchton, Bedenken, A
4r, unsere Ausgabe Nr. 1, S. 61f.
146Caspar Schwenckfeld von Ossig trat als früher Anhänger Luthers für die Reformation in sei-
ner Heimat Schlesien ein. Seine zusehends deutlicher werdende Neigung zu einer spiritualisti-
schen Theologie führte aber schon 1525/26 zum Bruch mit Luther. Zu Schwenckfeld: vgl. Horst
Weigelt, Art. Schwenckfeld, Kaspar von/Schwenckfeldianer, in: TRE 30 (1999), 712–719;
Schultz, Schwenckfeld.
147  Bei den Gabrieliten handelt es sich um eine Täufergruppe in Schlesien, die nach ihrem Füh-
rer, Gabriel Ascherham, benannt wurde. Trotz des Todes von Gabriel Ascherham im Jahr 1545,
müssen dessen Anhänger 1548/49 immer noch eine von anderen täuferischen Gruppierungen wie
den Hutterern oder Schweizer Täufern klar unterscheidbare Gruppe gewesen sein, da Witzel sich
ansonsten nicht explizit auf sie beziehen würde. Die Lehre Gabriel Ascherhams besaß spirtua-
listische Züge. So wurde für ihn vor allem die Unterscheidung zwischen dem wahren, inner-
lichen, geistgewirkten und dem äußerlichen, buchstabenbezogenen Glauben bedeutsam. Vgl. da-
zu: Packull, Hutterite Beginnings, 99–132, bes. 120–132.
148Guillaume Postel studierte in Paris und erwarb sich nicht zuletzt durch Reisen in den Orient
umfangreiche Sprachkenntnisse. Er trat für eine Union von Christentum, Judentum und Islam
ein. Aus der Societas Jesu wurde er kurz nach seinem Eintritt wieder ausgeschlossen. Wegen
kabbalistisch-mystizistischer Ansichten und Neigungen zu einer Allversöhnungslehre wurde er
von der Inquisition verfolgt und zeitweise in Rom inhaftiert. Vgl. Irene Dingel, Art. Postel,
Guillaume, in: RGG4 6 (2003), 1513.
149  Junge werfen, Nachkommen hervorbringen. Vgl. Art. jungen, in: DWb 10, 2378f.
150  Lügt. Vgl. Art. lügen, in: DWb 12, 1272.
152  Vgl. Gal 5,22.
153  In den antiken Spielen erhielten die Gewinner einen Kampfpreis, ein „brabeum“. Vgl. bra-
beum, in: Georges I, 858; W. Decker, Art. Kampfpreis, in: NP 6, 228f; vgl. auch: Phil 3,12–14.
163  Vgl. Jak 2,19.
164  Vgl. Melanchthon, Bedenken, A 4r, B 2r, C 2v, D 1r, D 3r, unserer Ausgabe Nr. 1, 61f, 63f,
69f, 72f, 74f.
165  In der Kreuzigungsszene bei Joh 19,23f heißt es: „Der Rock aber war ungenäht, von obenan
gewirkt durch und durch. Da sprachen sie untereinander: Lasset uns den nicht zerteilen, sondern
darum losen, wes er sein soll.“ Witzel erhebt hier somit den Vorwurf, dass sich die Protestanten
schlimmer verhalten als die römischen Soldaten, indem sie die Kircheneinheit zerstören. Vgl. da-
her zudem: Augsburger Interim IX (Von der kirchenn), 58–64.
166  hochmütig, stolz. Vgl. Art. hochtragend, in: DWb 10, 1636.
167  in kurzer Zeit. Vgl. Art. klein, in: DWb 11, 1094.
168  Redewendung für die Darstellung einer Gefahrensituation. Vgl. Art. Korb, in: DWb 11, 1803f.
169  entfliehen, entlaufen, hier wohl: davon stehlen.Vgl. Art. ausschleifen, in: DWb 1, 955.
170  auf einmal, blitzschnell. Vgl. Art. blick, in: DWb 2, 116.
171  Luther, WA 7, 12–38 (Von der Freiheit eines Christenmenschen, 1520).
173  Verächtlicher Ausdruck für „reden“, im Sinne von „schwatzen“. Hier meint Witzel wohl
„herausreden“. Vgl. Art. waschen, in: DWb 27, 2242–2245.
174  Weder im „Bedenken“, noch im Meißner Gutachten findet sich eine einschlägige Stelle, auf
die Witzel sich beziehen könnte. Die Verwendung des Bildes von dem Feuer, dass ohne Hitze
nicht existiert, ist allerdings von Luther sehr wohl verwendet worden, dann allerdings in einem
christologischen Zusammenhang. Vgl. Luther, WA 18, 467–530, bes. 529 (Die sieben Bußpsal-
men, 1525).
175  Wurzeln schlage, keime, anwachse. Vgl. Art. bekleiben, in DWb 1, 1419–1421.
176  Der Vorwurf des Stolzes ist besondere Polemik, da die Wittenberger Theologen im „ Beden-
ken“
gerade betonten, dass sie nicht aus Stolz handelten. Vgl. Melanchthon, Bedenken, A 2v, D
2r, unsere Ausgabe Nr. 1, S. 59, 73f.
181  Vgl. Dan 9,18; Ps 143,1f.
182  Vgl. Hi 13,3; 38; 40.
183  Vgl. Ps 143,1f.
185Witzel meint hier vielleicht seine Annotationen zu den Büchern der Propheten, denn ein
Werk Witzels mit der Auslegung des Propheten Daniel konnte nicht aufgefunden werden. Vgl.
Das Ander Teil.|| Annotationes/ das sind kurtze ver=||zeichnus/ in die Wittenbergischē || Newen
Dolmedtschung aller || heiligen Propheten/ ytzt am || ersten aussgangen.|| Durch Georgium ||
Wicelium.|| ... || Leipzig 1536
. (VD 16 W 3847)
186  Als. Vgl. Art. weder, in: DWb 27, 2845f.
187  Vgl. Ps. 17,1; Ps 17,15.
188  Vgl. Dan 6,23.
189  Einprägen, einschärfen, eintreten. Vgl. inculco, in: Georges II, 178. Allerdings schwingt bei
diesem Begriff zusätzlich eine klar negative Konnotation mit, verwendet Tertullian das Wort „ in-
culcator“ doch zur Bezeichnung des Teufels als „des Niedertreters“. Vgl. Tertullian, Adversus
Gnosticos Scorpiace VI, 1, in: PL 2, 121–154, bes. 133 (CChr.SL 2, 1067–1095, bes. 1079).
191  πίστις (Glaube).
192  πεποίθησις (Vertrauen). Vgl. II Kor 3,4.
193 Der Beruf des Baders und der seiner Gehilfen, Badeknechte und Bademägde, waren gesell-
schaftlich geächtet und galten als unehrlich, da eine Nähe zur Prostitution gegeben war. Vgl. G.
Keil, Art. Bader, in: LexMA 1 (1980), 1339f.
194  Dies für das. Zu denken ist dabei an Rechtsgeschäfte, insbesondere Austauschverträge, durch
die wechselseitige Ansprüche begründet werden, die gegenseitig abzugelten sind. Vgl. dazu: Ka-
ser, Privatrecht
, 212f.
195  als.
196  Herausputzen, hier wohl: überbetonen, durchaus mit negativer Konnotation bis hin zum
Hochmut und Stolz. Vgl. Art. aufschmücken, in: DWb 1, 727.
197  Vgl. Melanchthon, Bedenken. A 4v–B 1r, unsere Ausgabe Nr. 1, S. 62f.
198  Vgl. Gal 2,20.
199  Verteidigt. Vgl. Art. teidigen, in: DWb 21, 234f.
200  Vgl. Luthers Forderung auf dem Wormser Reichstag 1521. Bericht über den Aufenthalt
Luthers in Worms und die dort mit ihm geführten Verhandlungen. 16.–26. April 1521. DRTA.JR
II, S. 540–569, bes. 555; Kurzer Bericht über die Verhandlungen mit Luther in Worms mit Ein-
schiebung einer Übersetzung der Rede und Gegenrede Luthers vom 18. April. 16.–26. April
1521. DRTA.JR II, S. 569–586, bes. 581.
201Witzel greift mit der Gleichsetzung alttestamentlicher Propheten sowie neutestamentlicher
Evangelisten und Apostel mit den früh- und hochscholastischen Autoritäten, Beda Venerabilis,
Nikolaus von Lyra, Petrus Lombardus, Thomas von Aquin und Anselm von Canterbury das re-
formatorische Schriftprinzip an. Denn, so Witzel, wenn den Protestanten ein Schriftwort nicht
behage, würden sie es ebenso abschätzig behandeln, wie sie mit den Scholastikern umgingen. Zur
reformatorischen Kritik an der Scholastik: vgl. Luther, WA 1, 221–228, bes. 226 (Disputatio
contra scholasticam theologiam, 1517). Grane, Contra Gabrielem. Zu den genannten Scho-
latikern: vgl. Jörg O. Fichte: Art. Beda Venerabilis, in: RGG4 1 (1998), 1201; Henry Royston
Loyn, Art. Beda Venerabilis, in: TRE 5 (1980), 397–402; Siegfried Raeder, Art. Nikolaus von
Lyra, in: RGG4 6 (2003), 334; Martin Antion Schmidt, Art. Nikolaus von Lyra, in: TRE 24
(1994), 564–566; Ulrich Köpf, Art. Petrus Lombardus, in: RGG4 6 (2003), 1172f; Ludwig Hödl,
Art. Petrus Lombardus, in: TRE 26 (1996), 296–303; Vgl. Notger Slenczka, Art. Thomas von
Aquino, in: RGG4 8 (2005), 369–376; Otto Hermann Pesch, Art. Thomas von Aquino­
/Thomismus/­Neuthomismus, in: TRE 33 (2002), 433–474; Gillian R. Evans, Art. Anselm von
Canterbury, in: RGG4 1 (1998), 515f; Ludwg Hödl, Art. Anselm von Canterbury, in: TRE 2
(1978), 759–778.
202  als.
203  Damit meint Witzel sich selbst und besonders seine publizistische Auseinandersetzung mit
den Wittenberger Theologen in den dreißiger Jahren des 16. Jahrhunderts.
204  Vgl. I Joh 4,16.
205  Vgl. Gal 5,22.
206  Änderung, Veränderung. Vgl. mutatio, in: Georges II, 1071.
207  Ausgehend von dem lateinischen Wort „declinatio“ bedeutet das deutsche Wort „ableinung“
soviel wie „Abbiegen, Abänderung, Abweichung“, hier: Abwendung von der altgläubigen Lehre.
Vgl. Art. Ableinung, in: DWb 1, 72; declinatio, in: Georges I, 1922f.
208  Gefährlich, hier wohl aber durchaus im Sinne von „trügerisch“ gemeint. Vgl. Art. gefährlich,
in: DWb 4, 2081–2083.
209  Vgl. Joh 3,16–18.
210  Vgl. Joh 14,15; 14,21; 15,10.
211  Ein abwertender Ausruf.
212  voller.
217  Vgl. Melanchthon, Bedenken, A 2v, B 1r, unsere Ausgabe Nr. 1, S. 59, 62f.
219  Vgl. Gen 15,5.
220  Vgl. Gen 15,15f.
221  Vgl. Röm 4,1–3.
222 אם־תֵּיטִ יב ִGen 4,7.
225  drehen, wenden. Hier im Sinne von „angewandt“. Vgl. torqueo, in: Georges II, 3153–3155.
227  Eigentlich „sehr“, hier jedoch im Sinne von „genau“.
228  erklärt. Vgl. Art. verklären, in: DWb 25, 650.
230  Vgl. Gen 18,32.
231  Vgl. Gen 15,6.
233  Vgl. Mk 16,16.
234  Vgl. Mt 28,18–20.
235  Segnen. Vgl. Art. benedeien, in: DWb 1, 1468; vgl. Gen 22,16.
238  wegen. Vgl. propter, in: Georges II, 2017. So wie die Protestanten nach Paulus auf den Glau-
ben als Grund für die Gerechtsprechung Abrahams durch Gott dringen, sieht Witzel dafür den
Grund in Anlehnung an Jak 2, 21–24 in den Werken und Taten Abrahams.
240  Eigentlich „herausgeputzt“, hier jedoch wohl: hervorgehoben, herausgestrichen. Vgl. Art.
mutzen
, in: DWb 12, 2841f.
241  wofür, als was, wie. Vgl. Art. wofür, in: DWb 30, 974–976.
242  „Darumb“, so schrieb Luther über den Jakobusbrief im Vergleich zu den Briefen des Johannes
und des Paulus, „ist sanct Jacobs Epistel eyn rechte stroern Epistel gegen sie.“, in: Martin Luther,
Das Newe Testament Deutzsch, Vorrede (1522), WA.DB 6, 10.
243Witzel will damit wohl unter Bezugnahme auf I Kor 3,10–15 Luthers Lehre verdammt wis-
sen, so wie der Apostel Paulus sagt, dass im Gericht Gottes die Grundlage eines jeden Lebens
durch das Feuer bewährt werden müsse.
244  schwatzen.
245  drohen. Vgl. Art. dräuen/drohen, in: DWb 2, 1343.
246  ersuchen, hier wohl: versuchen. Vgl. provoco, in: Georges II, 2048f.
247  Vgl. zum Folgenden: Melanchthon, Bedenken, B 2r–B 3r, unsere Ausgabe Nr. 1, S. 63–65. Vgl.
zudem: Augsburger Interim IX (Von der kirchenn), 58–65; X (Von den zaichen und gemercken der
waren kirchen), 64–67; XI (Von dem gwalt und auctoritet der kirchen), 66–69; XII (Von den
dienern der kirchen), 70f; XIII (Vom obersten bischoff und andern bischoven), 70–73.
248  Zu diesem populären Spruch der Reformationszeit, zu der impliziten Bildungsfeindlichkeit
sowie zu dessen Vorgeschichte im Antiklerikalismus des 15. Jahrhunderts: vgl. Gilly, Sprich-
wort
; Oberman, Impact, 201–224.
250  heuchlerische Schmeichelei. Vgl. Art. Fuchsschwänzerei, in: DWb 4, 356.
251  Gnade, Wohlwollen. Vgl. benevolentia, in: Georges I, 812.
252  Man löst die Angelegenheit nicht mit Gewalt. Vgl. Art. Faust, in: DWb 3, 1378f.
253  unterbleiben. Vgl. Art. nachbleiben, in: DWb 13, 31.
254  Vgl. Augustinus, De Haeresibus, in: PL 42, 21–50 (CCHR.SL 46, 283–351). Vgl. Alfred
Schindler, Art. Augustin/Augustinismus I, in: TRE 4 (1979), 645–698; Ekkehard Mühlenberg,
Art. Augustin, in: RGG4 1 (1998), 959–967.
255  Vgl. Philastrius, Liber de haeresibus, in: PL 12, 1111–1302. Zu Philastrius vgl. R. Schmid, Art.
Philaster, in: RE³ 15 (1904), 294f; O. Bardenhewer, Art. Philastrius, in WWKL² 9 (1895), 1997f.
256  Vgl. Tertullian, De praescriptione haereticorum, in: PL 2, 9–74 (FChr 42). Zu Tertullian vgl.
Claudio Moreschini, Art. Tertullian, in: RGG4 8 (2005), 172–174.; Christel Butterweck, Art. Ter-
tullian, in: TRE 33 (2002), 93–107.
258Melanchthon. Witzel gebraucht hier die auch von Melanchthon selbst seit 1531 verwandte,
vereinfachte Namensform. Vgl. dazu Scheible, Melanchthon, 16.
259  Dolus war der Sohn des Aether und der Erde und galt als Gott des Betruges. Vgl. Vollmer,
Mythologie
, 171.
260  In der Mitte des dritten Jahrhunderts stellte sich die Frage nach dem Umgang mit den, in der
Verfolgung des Decius, abgefallenen Gemeindegliedern. Novatian vertrat dabei die Ansicht, das
die Vergebung nicht der Kirche zustehe und sie daher von den Gefallenen reinzuhalten sei. In der
römischen Kirche kam es in der Folge zum Schisma, da sich neben Cornelius auch Novatian zum
Bischof von Rom wählen ließ. Vgl. Eckard Reichert, Art. Novatian/Novatianer, in: RGG4 6
(2003), 418f; James S. Alexander, Art. Novatian/Novatianer, in: TRE 24 (1994), 678–682.
261  Der Donatismus stellt eine, hauptsächlich auf Nordafrika beschränkte, Kirchenspaltung im
vierten Jahrhundert da. Umstritten war die Frage, ob Personen, die kirchliche Ämter bekleidet,
und dennoch in der Verfolgung des Diocletian die heilige Schrift an die kaiserlichen Behörden
ausgeliefert hatten (traditores), sakramentale Akte vollziehen könnten. Daher kam es nach der
Weihe Caecilians zum Bischof von Karthago durch einen solchen traditor zum Streit. Einem
Nachfolger Caecilians auf dem Bischofsstuhl, Donatus, verdankt der Streit seinen Namen. Vgl.
Bernhard Kriegbaum, Art. Donatis­mus, in: RGG4 2 (1999), 939–942; Alfred Schindler, Art.
Afrika I (Das christliche Nordafrika, 2. bis 7. Jh.), in: TRE 1 (1977), 640–700, bes. 654–668.
262  Während der Verfolgung durch Decius war Cyprian Bischof von Karthago und setzte sich in
deren Folge durch die Schrift „De lapsis“ mit der Frage, wie mit den in der Verfolgung Abge-
fallenen umgegangen werden sollte, kontrovers mit Novatian auseinander. Vgl. Cyprian, De
lapsis, in: PL 4, 477–510. Zu Cyprain vgl. Wolfgang Wischmeyer, Art. Cyprian von Karthargo,
in: RGG4 2 (1999), 508f; Maurice Bévenot, Cyprian von Karthargo, in: TRE 8 (1981), 246–254.
263Augustinus hat nicht nur den bereits erwähnten Ketzerkatalog „De haeresibus“ verfasst, son-
dern sich gerade mit den Donatisten intensiv auseinandergesetzt. Vgl. Augustinus, De correctione
Donatistarum. Ep. 185, in: PL 33, 792–815 (CSEL 57, 1–44).
265  Einen Abgefallenen, gemeint ist Martin Luther.
266  bezichtigen. Vgl. Art. schuldigen, in DWb 15, 1912-1914.
267  Vielleicht spielt Witzel auf eine Formulierung des „Bedenkens“ an, in der Kurfürst Moritz
von Sachsen und die Landschaft aufgerufen werden, eine evangeliumsgemäße Lösung in der Fra-
ge der bischöflichen Jurisdiktionsgewalt zu finden. Es scheint sich daher um eine polemische Äu-
ßerung zu handeln, mit der Witzel bemerken wollte, dass eine Region, ein Gebiet, vielleicht das
ganze Reich der Meinung der lutherischen Theologen – wie er sie versteht und referiert – bei-
pflichten könnte. Vgl. Melanchthon, Bedenken, B 3r, unsere Ausgabe Nr. 1, S. 65. Zum Begriff
der Landschaft: vgl. Art. Landschaft, in: DWb 12, 131–133.
268Arius leugnete im vierten Jahrhundert die Wesenseinheit Gott Vaters und des Sohnes. Seine
Lehre, die Christus wohl als göttlich, jedoch als aus dem Vater geboren und damit als Geschöpf
begriff, wurde 325 auf dem Konzil von Nicäa verworfen. Vgl. Hans Christof Brennecke, Arius/­
Arianismus, in: RGG4 1 (1998), 738-743; Adolf Martin Ritter, Arianismus, in: TRE 3 (1978),
692–719.
269  Als Asket lebte Aerius im vierten Jahrhundert. Er übte Kritik an der Fürbitte für die Toten,
der Abendmahlspraxis, dem Fasten, der Vorrangstellung der Bischöfe gegenüber den Presbytern
und wollte das Osterfest abgeschafft wissen. Vgl. Ph. Meyer, Art. Aerius, in: RE³ 1 (1896), 232f;
Carl Josef v. Hefele, Art. Aerius, in: WWKL² 1 (1882), 290f.
270  Vermutlich Ende des zweiten Jahrhunderts verfasste Celsus seine Schrift „Wahre Lehre“
gegen das Christentum, in der er Christus als Magier darstellte und der christlichen Lehre jegli-
chen Anspruch auf Wahrheit bestritt. Vgl. Ilsetraut Hadot, Art. Celsus, in: RGG4 2 (1999), 86f.
271  Im Jahr 360 von den Soldaten zum Kaiser erhoben, restituierte Julian die heidnischen Kulte,
weshalb er den Beinamen „Apostata“ erhielt. Er ließ alle alten, paganen Tempel wieder öffnen,
verbot christlichen Lehrern die Vermittlung des paganen Bildungserbes im öffentlichen Unter-
richt und verfasste selbst Briefe und Schriften gegen das Christentum. Vgl. Gernot Krapinger,
Art. Julian Apostata, in: RGG4 4 (2001), 693; Julian, Contra Galileos.
272  Vgl. Gal 1,8.
273  wagt.
274Bologna. Das Konzil war vom Papst unter dem Vorwand des Ausbruchs einer Seuche von
Trient nach Bologna verlegt worden. Vgl. Gerhard Müller, Art. Tridentinum 3.1–2, in: TRE 34
(2002), 65–68, bes. 67f.
275  Vgl. Luther, WA 54, 195–299 (Vom Papstum zu Rom, 1545).
276  Mit der Kritik Luthers an der kirchlichen Ablasspraxis nahm die reformatorische Lehre ihren
Anfang. Vgl. Luther, WA 1, 522–628 (Resolutiones disputationem de indulgentiarum virtute,
1517). Zur Ablasspraxis während des Mittelalters und nach dem Auftreten Luthers vgl. Posch-
mann, Ablass
; Angenendt, Religiosität, 652–657; Müller, Dogmatik, 727–734, Krebs, Ablass;
Kurz, Lehre vom Ablass; Martin Ohst, Art. Ablaß I (Geschichtlich), in: RGG4 1 (1998), 66f;
Gustav Adolf Benrath, Art. Ablaß, in: TRE 1 (1977), 347–364.
277  Sie diente zur Fernhaltung von Unwettern. Vgl. Angenendt, Religiosität, 393; Franz, Bene-
diktionen II
, 40-42
278  Vgl. die scharfe Polemik bei Luther, WA 54, 195–299 (Vom Papstum zu Rom, 1545); vgl.
zudem Hase, Handbuch; Grisar/Heege, Kampfbilder I–IV.
279  Sosipater soll ein Verwandter des Apostels Paulus und Bischof von Thessalonich oder Iconi-
um gewesen sein. Vgl. Art. Sosipater, in: Vollständiges Heiligenlexikon 5 (1882), 346; Act 20,4;
Röm 16,21.
280Dionysius soll sich dem Apostel Paulus, nach dessen Rede auf dem Areopag, angeschlossen
haben. Die angeblich von ihm überlieferten Werke stammen jedoch nicht aus dem ersten, son-
dern vermutlich aus dem fünften Jahrhundert. Erstmals bezeugt, liegt ein Textcorpus um 518/28
vor. Vgl. Act 17,16–34; Adolf Martin Ritter, Art. Dionysius Areopagita, in: RGG4 2 (1999),
859f; Gerard O`Daly, Art. Dionysius Areopagits, in: TRE 8 (1981), 772–780.
281  Ps.-Dionysius Areopagita ad Sopater. Ep. VI, in: PG 3, 1077f (PTS 36, 164).
282  Wahrscheinlich Demophilus von Konstantinopel. Da das Werk des Pseudo-Dionysius wahr-
scheinlich aus dem fünften Jahrhundert stammt, wird es unter dem frischen Eindruck der Streitig-
keiten um die Lehre des Arius im späten vierten oder frühen fünften Jahrhundert entstanden sein.
Beim Adressaten des angeblich von Dionysius überlieferten Briefes, wird es sich daher wohl um
einen Zeitgenossen jener Jahrhunderwende und Beteiligten an den Streitigkeiten handeln. Bi-
schof Demophilus von Konstantinopel verweigerte jedenfalls das Bekenntnis zum Nicänum und
wurde daher im Jahr 380 von Kaiser Theodosius I. seines Amtes enthoben. Vgl. Victor Schulze,
Art. Theodosius I., in: RE³ 19 (1907), 615–621, bes. 616.
283  Ps.-Dionysius Areopagita ad Demophilo Monacho. Ep. VIII, § III, in: PG 3, 1083–1100, bes.
1092 (PTS 36, 171–192, bes. 181).
284  Sieh.
285  Anerbieten, hier „Angebot“ gemeint. Vgl. Art. bieten, in: Lexer 1, 269.
286  einfältig. Vgl. Art. alber, in: DWb 1, 201f.
287  bestätigt. Vgl. Art. verjahen, in: DWb 25, 604.
288  Der Begriff lässt vermuten, dass es sich um eine Abwandlung des Wortes „abgöttern“
handelt. Witzel will damit wohl sagen, dass die Protestanten durch ihre Lehre die Kirche zur Ab-
göttin gemacht haben. Vgl. Art. abgöttern, in: DWb 1, 51.
289Witzel verweist mit dieser Formulierung auf die Nachfolge Christi, der täglich im Tempel
lehrte, sowie auf die Einheit der Altgläubigen mit der Urkirche. Deren Mitglieder waren täglich
einmütig im Tempel zusammen. Vgl. Lk 19,47; 24,53; Act 2,46.
290  Hier wohl im Sinne von „weichlichen, schwelgerischen“. Vgl. Art. Zärtlichkeit, in: DWb 31, 308.
291  Bei dem hier von ihm angesprochenen Werk handelt es sich wahrscheinlich um: SYLVV=||-
LA DICTORVM || ECCLESIASTICORVM,|| è s. Patribus promi=||scuè collecto=||rum,|| Per Ge-
orgium Vuicelium.|| Mainz 1544
. (VD 16 W 4021).
292  Eine Ordnung, ein Dekret; hier das Interim. Vgl. Art. Ordination, in: DWb 13, 1327.
293  kleinen Schriften, Klageschriften. Vgl. libellus, in: Georges II, 633.
294  Bezeichung für einen Hilfspriester. Vgl. Karl Wilhelm Zeck, Art. Rektor, in: WWKL² 10
(1897), 875f; Franz Qu. v. Ko­ber, Art. Hilfspriester, in: WWKL² 5 (1888), 2090–2101 (2099).
Zudem bezeichnet der Begriff „Locat“ auch den Gehilfen eines Schulmeisters. Vgl. Dierk Kunst,
Bildung und Schulen, in: Böhme, Göttingen, 622f.
295  In Anlehnung an das Bild des „Luft lassens“ heißt dies so viel wie, „wenn die Umstände es
zulassen“. Vgl. Art. Fährlichkeit, in: DWb 3, 1261f; Art. Luft, in: DWb 12, 1243f.
296  Das Apostelkonzil in Jerusalem. Vgl. Act 15,6–29
297  Zum Konzil von Nicäa vgl. Hans Christof Brennecke, Nicäaa I (Ökumensiche Synode
von 325), in: TRE 24 (1994), 429–441; Volker Henning Drecoll, Art. Nicäa, Konzil von 325, in:
RGG4 6 (2003), 277–280.
298  Verhöhnt, beschimpft. Vgl. Art. schabernacken, in: DWb 14, 1952. Witzel bezieht sich hier
wohl auf das Meißner Gutachten der Wittenberger Theologen, in dem mit Verweis auf die Oppo-
sition des Paphnutius während des Konzils von Nicäa in der Zölibatsfrage die These vertreten
wird, dass „eines von Gott erleuchteten Mannes Sentenz eines ganzen Concilii Meinung vor-
zuziehen“ sei. Vgl. Iudicum V. de libro Interim, in: CR 7, 30; James E. Goehring, Art. Paphnu-
tius, Bekenner, in: RGG4 6 (2003), 861; Heid, Zölibat, 13–16, 272–279.
299  Vgl. Act 15,10.
300  Erzbischof.
301  Etwas vollständig erkennen, hier jedoch polemisch im Sinne von: alles besser wissen. Vgl.
Art. Zipfel, in: DWb 31, 1552f.
302  Vgl. Luther, WA 30/2, 627–646 (Sendbrief vom Dolmetschen, 1530).
304  Vielleicht dachte Witzel an Martin Bucer und Johannes Brenz. Beide verfassten umfang-
reiche Kommentare zu alt- und neutestamentlichen Schriften. Bei Bucer sei an seinen Kommen-
tar zum Propheten Zephanja und bei Brenz an dessen großen Jesaja-Kommentar gedacht. Vgl.
Robert Stupperich, Art. Bucer, Martin, in: TRE 7 (1981), 258–270; Martin Brecht, Art. Brenz,
Johannes, in: TRE 7 (1981), 170–181.
305  Salbung. Bei sakramentalen Handlungen oder anderen Weiheakten wurden Personen oder
Gegenstände mit geweihtem und/oder exorzisiertem Öl (= Chrisma, Chrisam) gesalbt. Vgl.
Krünitz, 195 (1848), 339–341; vgl. zum Folgenden Melanchthon, Bedenken, B 3r–v, unsere
Ausgabe Nr. 1, S. 65.
306  Vgl. z. B. Lamriande, L`idée d`onction. Zu Luthers Verständnis der Unction vgl. Bornkamm,
Christus
, 246–254.
307  Bei der Taufe war es üblich, den Täufling mit am Gründonnerstag geweihtem, exorzisiertem
Öl zu salben. Vgl. Angenendt, Religiosität, 466–469; Weinert, Mainzer Domliturgie, 53f.
308  Während Luther in der ersten Auflage seines Taufbüchleins die Salbung noch als einen Be-
standteil der Taufliturgie beibehalten hatte, so änderte sich dies bei der zweiten Auflage 1526.
Vgl. Luther, WA 12, 38–46, bes. 46 (Das Taufbüchlein verdeutscht, 1523); WA 19, 531–541,
bes. 541 (Das Taufbüchlein verdeutscht, aufs neu zugericht, 1526); Jilek, Taufe, 296. Zu Luthers
allgemeiner Polemik gegen die Benediktionen vgl. Luther, WA 50, 488–653, bes. 645 (Von den
Konziliis und Kirchen, 1539).
309  Bittend. Vgl. precative, in: Georges II, 1909.
310  Wünschend. Vgl. optative, in Georges II, 1876.
311  Vgl. I Joh 2,20 u. 27.
312  Vgl. Jak 5,14.
314  Gegen den Teufel wirksam sei. Vgl. energema und energumenos, in: Georges I, 2419.
315  Der Kriegsgott Mars.
316  Die Liebesgöttin Venus
317  Der Götterbote und Gott der Diebe Merkur.
318  Anspielung auf die astrologischen Unternehmungen Melanchthons und anderer Wittenberger.
Vgl. dazu Brosseder, Im Bann der Sterne.
319  Vgl. zum Folgenden Melanchthon, Bedenken, B 3v, unsere Ausgabe Nr. 1, S. 65f.
320  verschmäht. Vgl. Art. verschmähen, in: DWb 25, 1118.
321  Lügen. Vgl. Art. lügen, in: DWb 12, 1273.
322  vernachlässigen. Vgl. Art. unterwegs, in: DWb 24, 1888.
323  Befolgung. Vgl. observatio, in: Georges II, 1267.
324  Der Gemeinde. Vgl. Art. Sammlung, in: DWb 14, 1753.
325  Entweichen, entwischen. Hier durch das Wort „heraus“ noch stärker betont, womit wohl,
„sich heraus winden, nichts damit zu tun haben wollen“, gemeint ist. Vgl. Art. wischen, in DWb
30, 712–716, und Art. heraus, in DWb 10, 1026f.
326  Vgl. zum Folgenden den im „Bedenken“ mit „Von der Beicht“ betitelten Passus. Melan-
chthon, Bedenken
, B 4, unsere Ausgabe Nr. 1, S. 67.
328  verkündet. Vgl. Art. künden, in: DWb 11, 2624f.
329  tadeln, zurechtweisen, ins Gewissen reden. Vgl. Art. strafen, in: DWb 19, 712f.
330  Vgl. Lk 10,34.
331  Vgl. Jer 6,13f; Ez 13,10 u. 16
332  Rücken. Vgl. Art. Rücken, in: DWb 14, 1346f.
333  Eine schnelle Bewegung vollführen, mit den Fingern schnippen; hier, „im Handumdrehen“
gemeint. Vgl. Art. schnippen, in: DWb 15, 1337f.
334  als.
335  Mit dem „Löseschlüssel“ und dem „Bindeschlüssel“ ist die Vollmacht von Sünden vergebend
zu lösen oder Strafen zur Tilgung der Schuld aufzuerlegen und so den Sünder zu binden gemeint.
Vgl. dazu Mt 16,18f und 18,18 sowie: Angenendt, Religiosität, 644–647; Müller, Dogmatik, 717f.
336  Der Koran. Zur Repzeption des Koran in der Reformationszeit: vgl. Bobzin, Koran.
337  als.
339  Lärmender Fröhlichkeit, Schwelgerei. Vgl. Art. Saus, in: DWb 14, 1925.
340  in sich gehen. Vgl. Lk 18,13.
341  Allgemeine Beichte und nicht die Aufzählung von Einzelvergehen.
342  Absolution.
343  aufzudecken. Vgl. Art. entdecken, in: DWb , 506f.
344Mt 3,6.
345Mk 1,5.
347  Anhänger an einer Sekte. Vgl. sectator, in: Sleumer, 706.
348  als.
349  Vgl. Ps-Dionysius Areopagita ad Demophilo Monacho. Ep. VIII, § 1, in: PG 3, 1088 (PTS
36, 175f).
350Jacobus Faber Stapulensis war Humanist und Reformtheologe, der sich durch eine franzö-
sische Bibelübersetzung sowie seine Editionen der Werke des Aristoteles und zahlreicher Kir-
chenväter – darunter auch gerade der Texte des Ps-Dionysius Areopagita – hervortat. Bedingt
durch seinen Biblizismus, sprach die Sorbonne 1521 und 1523 Verdammungsurteile gegen ihn
aus, vor deren Folgen ihn jedoch seine Anstellungen beim Bischof von Meaux und bei König
Franz I. von Frankreich bewahrten. Vgl. Siegfried Raeder, Art. Faber, Jacobus Stapulensis, in:
RGG4 3 (2000), 1f; Guy Bedouelle, Art. Faber Stapulensis, in: TRE 10 (1982), 781–783
351  zustimmt. Vgl. Art. zufallen, in: DWb 32, 347. Es ist unklar, auf welches Werk Fabers sich
Witzel hier bezieht. Vgl. aber Iacobi Fabri Stapulensis, Theologi Celeberrimi, Commentarii in
epistolas catholicas, Basel 1527
, 17v–18r. (VD 16 B 5208).
352  Das Beichtgeld zählte im Mittelalter zu den Pfarreinkünften. Nach der Beichte wurde dem
Beichtvater eine freiwillige Abgabe gezahlt, deren Höhe sich nach dem Herkommen richtete. Da
das 4. Laterankonzil (1215) die jährlich Beichte aller Gläubigen angeordnet hatte und diese meis-
tens an Ostern abgelegt wurde, findet sich auch häufiger die Bezeichnung Osterpfenning oder
Ostergroschen. Vgl. F. X. Wildt, Art. Beichtpfennig, in: WWKL² 2 (1883), 248f; Angenendt,
Religiosität
, 650–652.
353  Anschließend an die altkirchliche Tradition vor Ostern Taufen zu vollziehen und Pönitenten
nach abgeleisteter Buße wieder in die Kirchen aufzunehmen, geschah auch in der mittelalterli-
chen Kirche vor Ostern die öffentliche Rekonzilation der Büßer. Vgl. Weinert, Mainzer Domli-
turgie
, 51f; Angenendt, Religiosität, 626–644.
354  Scharren, kratzen, schaben. Hier wohl im Sinne von „hervorzerren“ gemeint. Vgl. Art scher-
ren
, in: DWb 14, 2591–2593.
355Cyprian sah den Menschen und seine Werke nicht alleinverantworlich für seine Rechtferti-
gung, sondern betrachtete den Glauben als Geschenk Gottes und somit Heiligung und Rechtferti-
gung in Abhängigkeit von Gottes Zuwendung und Liebe, auch wenn er sie den Lohn mensch-
licher Anstrengungen nennt. Vgl. Maurice Bévenot, Art. Cyprian von Karthargo, in: TRE 8
(1981), 250.
356 Thomas von Aquin lehrte, dass Christus durch sein stellvertretendes Leiden und Sterben
Gnade erworben habe, die er dann durch die Instrumente der sieben Sakramente an die Gläubi-
gen spende. Durch die dem Gläubigen so vermittelte Gnade wird dieser in den Stand versetzt,
Werke hervorzubringen, die dann den endgültigen Urteilsspruch Gottes motivieren. Vgl. Notger
Slenczka, Art. Thomas von Aquino, in: RGG4 8 (2005), 369–376; Otto Hermann Pesch, Art.
Thomas von Aquino/Thomismus/Neuthomismus, in: TRE 33 (2002), 433–474.
357  Eigentlich, „wieder nach Hause, wieder ins Heimatland“; hier, „zurechtkommen“. Vgl. Art.
Land
, in: DWb 12, 94.
358  Eigentlich bedeutet „cauponius“: Zu einer Gastwirtschaft gehörig; hier daher wohl „wie im
Wirtshaus Reden schwingen, räsoniert“ Vgl. cauponius, in: Georges I, 1039.
359  Vgl. Melanchthon, Bedenken, B 4v, unsere Ausgabe Nr. 1, 67.
360  Vgl. Melanchthon, Bedenken, C 1r, unsere Ausgabe Nr. 1, 68.
361  Vgl. Melanchthon, Bedenken, C 1r, unsere Ausgabe Nr. 1, 68.
362 Eine Anspielung auf das populäre Spruchgedicht von „Salomo und Markolf“. Der zum Tod
durch Erhängen verurteilte Markolf darf sich auf Geheiß des Königs Salomo den Baum dafür
selbst aussuchen. Da er keinen geeigneten Baum finden kann, lassen ihn die vom langen Suchen
ermüdeten königlichen Diener schließlich frei. Vgl. zu den lateinischen und deutschen Ausgaben
des Gedichtes: VD 16 S 1477– 1488. Vgl. zudem: Hartmann, Spruchgedicht, 66–69; Griese,
Salomo und Markolf
; Wander III, 463; Rupprich, Vom späten Mittelalter bis zum Barock, 186f,
190, 339.
363  Vgl. Melanchthon, Bedenken, C 1r, unsere Ausgabe Nr. 1, S. 68.
364  Zu beachten ist, dass der Begriff „eigenwillig“ nicht nur „willkürlich, eigensinnig, trotzig“
bedeutet, sondern in der Abwandlung „eigenwillisch“ in der Reformationszeit auch als sartirische
Wortverdrehung des Wortes „evangelisch“ Verwendung fand. Vgl. Lepp, Schlagwörter, 5f.
365  Darf.
366  In Anlehnung an die Wendung „bei lebendigem Leibe“ als „zu Lebzeiten“ gemeint. Vgl. Art.
lebendig
, in: DWb 12, 428.
368  „Ja, ihr seid die Leute, mit euch wird die Weisheit streben!“ Mit diesen Worten reagiert Hiob
auf die Zurechtweisung seiner Freunde. Eventuell will Witzel hier die Rechthaberei der Protes-
tanten in ähnlicher Form angreifen. Vgl. Hi 12,2.
369  Vgl. zum Folgenden: Melanchthon, Bedenken, C 1v–C 3r, unsere Ausgabe Nr. 1, 68–71.
370  Nach dem Konzil von 381 ließ Kaiser Theodosius 383 ein Religionsgespräch zwischen allen
verschiedenen Religionsparteien in Konstantinopel veranstalten. Der mit der Durchführung
betraute Ortsbischof Nektarius wandte sich an die Novatianer um Rat, da er den Wunsch des
Kaisers, eine freie Diskussion zuzulassen, für nicht durchführbar hielt. Der um Rat gefragte
novatianische Bischof Aegilius wandte sich seinerseits an einen Lektor mit Namen Sisinnius, der
vorschlug, die Lehre der Väter als Grundlage des Religionsgespräches zu nehmen. Sisinnius
wollte damit die Parteien zwingen die hergebrachte Lehre zu bestätigen oder zu verdammen. Der
Vorschlag erwies sich jedoch als nicht durchführbar, da alle die Lehre der Alten wohl anerkannten,
sich über deren Interpretation aber nicht einigen konnten. Vgl. Graumann, Kirche der Väter, 240f.
Auf ähnliche Weise versuchte Witzel beim Leipziger Religionsgespräch 1539 eine Einigung zu er-
zielen. Vgl. dazu Henze, Liebe zur Kirche, 152–208.
371  wagt es.
372  Zu Witzels Position und seinem Streit mit den Wittenberger Theologen in den dreißiger
Jahren: vgl. Trusen, Reform und Einheit, 48–72; Henze, Liebe zur Kirche, 91–151.
373  noch einmal schreien. Vgl. Art. aber, in DWb 1, 29f.
374  Vgl. das Zitat aus dem Hebräerbrief bei Melanchthon, Bedenken, C 1v, unsere Ausgabe Nr.
1, S. 68f.
376  Sieh.
377  In der byzantischen Kirche geht eine der bis heute üblichen Liturgien auf Basilius von
Caesarea zurück. Bis ins 11./12. Jahrhundert hinein war sie die wichtigste Liturgieordnung Kon-
stantinopels
. Vgl. Karl Christian Felmy, Art. Basilius-Liturgie, in: RGG4 1 (1998), 1155f;
Stählin, Geschichte des christlichen Gottesdienstes, 31–34. Zu Basilius von Caesarea: vgl Adolf
Martin Ritter, Art. Basilius von Caesarea, in: RGG4 1 (1998), 1154f; Wolf-Dieter Hauschild, Art.
Basilius von Caesarea, in: TRE 5 (1980), 301–313.
378  Seit dem 11./12. Jahrhundert ist die Johannes Chrysostomus zugeschriebene Liturgie die
wichtigste in der Ostkirche. Anders als bei der Basilius-Liturgie ist die Autorschaft ihres Na-
mensgebers nicht so evident. Vgl. Karl Christian Felmy, Art. Chrysostomus-Liturgie, in: RGG4 2
(1999), 384; Stählin, Geschichte des christlichen Gottesdienstes, 31–34. Zu Johannes Chry-
sostomus
: vgl. Rudolf Brändle, Art. Johannes Chrysostomus, in: RGG4 4 (2001), 525f; Jean-
Marie Leroux, Art. Johannes Chrysostomus, in: TRE 17 (1988), 118–127.
379  Die Ambrosianische Liturgie geht auf Bischof Ambrosius von Mailand zurück. Dieser Mai-
länder Ritus formt zusammen mit dem keltischen, mozarabischen und gallikanischen Ritus die
sogenannten gallischen Riten, die neben dem römischen Ritus existierten. Die Ambrosianische
Liturgie verbreitete sich im Laufe des Mittelalters in Italien und bis nach Böhmen. Bis heute wird
in der Gegend um Mailand nach diesem Ritus, allerdings in modifizierter Form, die Messe zele-
briert. Vgl. Don E. Saliers, Art. Ambrosinanische Liturgie, in: RGG4 1 (1998), 392; Stählin, Ge-
schichte des christlichen Gottesdienstes
, 34–44. Zu Ambrosius von Mailand vgl. Christoph
Markschies, Art. Ambrosius von Mailand, in: RGG4 1 (1998), 393f; Ernst Dassmann, Art.
Ambrosius von Mailand, in: TRE 2 (1978), 362–386.
380  Mit der Bedeutung des Abendmahls als Testament Christi argumentiert.
381  solange. Vgl. Art. weil, in: DWb 28, 762.
382  Messfeiern, die der Priester allein, ohne Beteilung einer Gemeinde, eventuell aufgrund einer
Stiftung für einen Verstorbenen, vornahm. Vgl. dazu Angenendt, Religiosität, 495–499; Reinhold
Meßner, Art. Messe, in: RGG4 5 (2002), Messe II (Römische Messe), 1131–1136.
383  Die Gottesdienstfeier mit Austeilung des Abendmahls. Vgl. Angenendt, Religiosität, 488–515;
Hermann Reifenberg, Art. Gottesdienst V (Katholische Kirche), in: TRE 14 (1985), 42–46; Rein-
hold Meßner, Art. Messe, in: RGG4 5 (2002), Messe II (Römische Messe), 1131–1136.
384  Von Chören gesungene Messen. Vgl. Martin Blindow, Art. Messe (musikalisch), in: TRE 22
(1992), 613–616.
385  List, Täuschung. Vgl. Art. Kunst, in: DWb 11, 2676f.
386  Vgl. den Ablauf der Eucharistiefeier: Missale Romanum, 11–18; Angenendt, Religiosität, 489f.
387 Umstehenden. Hier die den Altar umstehenden Abendmahlsteilnehmer gemeint. Vgl. circum-
stantia, in: Georges I, 1170f In der Messe folgt nach der Segensbitte das Lebendengedächtnis, in
dem Gott gebeten wird, aller, den Altar umstehenden, (onmium circumstantium) zu gedenken. Vgl.
Missale Romanum, 15; Stählin, Geschichte des christlichen Gottesdienstes, 43; Angenendt, 490.
388  geschehen. In der alten Kirche kommunizierten die Laien zusammen mit den Priestern. Teil-
weise kommunizierten die Laien sogar allein und täglich, da das Brot mit nach Hause genommen
wurde. Vgl. Christoph Markschies, Art. Abendmahl II (Kirchengeschichtlich: Alte Kirche), in:
RGG4 1 (1998), 15–21; Georg Kretschmar, Art. Abendmahl III/1 (Das Abendmahlsverständnis
in der Geschichte der christlichen Kirchen: Alte Kirche), in: TRE 1 (1977), 59–89; Angenendt,
Religiosität
, 488–490.
389  Vgl. Melanchthon, Bedenken, D 1r–D2r, unsere Ausgabe Nr. 1, S. 72–74.
391  Anpassen. Vgl. accomodo, in: Georges I, 67.
392  Freilich wenn man dir zugestehen würde, dass der Ober- und der Untersatz (Syllogismus)
stichhaltig sind. Vgl. zur Syllogistik: Patzig, Die aristotelische Syllogistik.
393  Johannes Chrysostomos, Homilie in epistolam ad Ephesios commentarius. Homilie III, 4, in:
PG 62, 23–30, bes. 29.
394  übler Laune. Vgl. acedia, in: Georges I, 78.
395  Mit dem Verweis auf die Riten in Alexandria, wollen sie ihr Verhalten in eine Kontinuitäts-
linie stellen, wollen ihm eine Tradition geben.
396  Johannes Chrysostomos, Homilie in epistolam ad Ephesios commentarius. Homilie III, 4, in:
PG 62, 29.
397  als.
398  Zu Hieronymus: vgl. Christoph Markschies, Art. Hieronymus, in: RGG4 3 (2000),
1728–1730; Pierre Nautin, Art. Hieronymus, in: TRE 15 (1986), 304–315.
399  „Sed tamen scito nobis nihil esse antiquius, quam Christi jura servare, nec Partum transferre
(al. transpire) terminos, semperque meminisse Romanam fidem, Apostolico ore laudatam, cujus
se esse participem Alexandrina Ecclesia gloriatur.“ Hieronymus ad Theophilum. Ep. 63, in: PL
22, 697 (CSEL 54, 586).
400  als.
401  welcherlei. Vgl. Art. waserlei, in: DWb 27, 2289–2291.
402  Worauf sich Witzel im Speziellen bezieht, bleibt unklar, da der Frankfurter Rat schon 1533
verordnete, das Abendmahl in St. Bartholomäi mindestens alle drei Wochen zu halten. Im Jahre
1539 dann änderte der Rat die Bestimmung und ordnete an, dass in St. Bartholomäi, in Sachsen-
hausen
sowie anderen Frankfurter Kirchen das Abendmahl wöchentlich, nur in St. Peter alle drei
Wochen gehalten werden solle. Vgl. Becker, Beiträge, 146.
403  „Alii quotidie communicant corpori et sanguini Domini, alii certis diebus accipiunt; alibi
nullus dies praetermittitur, quo non offeratur; alibi sabbato tantum dominico; alibi tantum domi-
nico.“ Augustinus ad Inquisitiones Januarii Liber primus. Ep. 54 II, 2, in: PL 33, 199–204, bes.
200. (CSEL 34, 158–168, bes. 160).
404  Polemische Bezeichnung für einen Anhänger Luthers. Vgl. Lepp, Schlagwörter, 12f.
405  Eine verborgene Feier.
406  „(...) άγγελοι φριττούσι.“ Johannes Chrysostomos, Homilie in epistolam ad Ephesios com-
mentarius. Homilie III, 4 in: PG 62, 28.
407  Ehrfurcht, Ehrerbietung. Vgl. reverentia, in: Georges II, 2375f.
408  als.
409  Vgl. Mt 15,12–15.
410  Haupt einer Sekte, ein Erzketzer und Irrlehrer; damit eine noch schimpflichere Bezeichnung
als Häretiker. Vgl. Sleumer, 371.
411  Vgl. Jes 6,9f; 44,18f.
412  Im ersten Hochgebet der katholischen Eucharistiefeier erscheint der Vergleich der Darbrin-
gung der Opfergaben (Brot und Wein) mit den Opfergaben Abels, Abrahams und Melchisedeks.
„Suprae quae propitio ac sereno vultu respicere digneris: et accepta habere, sicuti accepta habere
dignatus es munera pueri tui iusti Abel, et sacrificium Patriarchae nostri Abrahae, et quod tibi
obtulit summus sacerdos tuus Melchisedech, sanctum sacrificium, immaculatam hostiam.“
Schott, 638f.
413  Die römisch-katholische Eucharistiefeier beinhaltet das Offertorium, das heißt, die Darbringung
von Brot und Wein als Opfer. Vgl. dazu Angenendt, Religiosität, 489–515; Müller, Dogmatik, 691f,
706–708; Karl Ernst Schrod, Art. Messe, in: WWKL² 8 (1893), 1311–1339, bes. 1312f, 1316-1318.
414  Vgl. zum Folgenden: Melanchthon, Bedenken, C 3r–C 4v, unsere Ausgabe Nr. 1, S. 70–72.
415  Drehen, winden, umdrehen, hier wohl im Sinne von „verdrehen" gemeint. Vgl. torqueo, in:
Georges II, 3152f.
417  Zur Fürbitte der Heiligen: vgl. Schaede, Stellvertretung, 260–262; Ulrich Köpf, Art. Heilige/­
Heiligenverehrung II (Kirchengeschichtlich), in: RGG4 3 (2000), 1540–1542; Karl Hausberger,
Art. Heilige/Heiligenverehrung III–V (Anfänge der christlichen Heiligenverehrung, Abendlän-
disches Mittelalter, Die römisch-katholische Kirche) in: TRE 14 (1985), 646–660; Müller, Dog-
matik
, 508–510
418  Zu Julian Apostata: vgl. Anm. 272.
419  sehr.
422  lügst halsstarrig. Vgl. Art. Hals, in DWb, 10, 254f; W. Schild, Art. Strafe (C. Rechte einzel-
ner Länder: I. Deutsches Recht), in: LexMA 8 (1997), 198–201.
423I Tim 2,5 wurde von Melanchthon gegen die Anrufung der Heiligen und als Beleg für die
alleinige Mittlerschaft Christi zwischen Gott und den Menschen angeführt. Vgl. Melanchthon,
Bedenken
, C 3v, unsere Ausgabe Nr. 1, S. 71.
425  Verehrung, einen Dienst. Vgl. cultus, in: Georges I, 1795f.
426  λατρεία = Latreia.
427  Das zu verehrende und das zu ehrende. Damit knüpfte Witzel an die Unterscheidung des II.
Konzils von Nicäa 787 an und nimmt die Entscheidung des Konzils von Trient voraus, wo zwi-
schen der Anbetung (Latreia) – die allein Gott zukommt – und der Verehrung – wie sie auch Hei-
ligen erwiesen werden könne – unterschieden wurde. Vgl. colendus, in: Georges I, 1256; hon-
orandus, in: ebd., 3072; Ulrich Köpf, Art. Heilige/Heiligenverehrung II (Kirchengeschichtlich),
in: RGG4 3 (2000), 1540–1542; Karl Hausberger, Art. Heilige/Heiligenverehrung III–V ( An-
fänge der christlichen Heiligenverehrung, Abendländisches Mittelalter, Die römisch-katholische
Kirche) in: TRE 14 (1985), 646–660; Müller, Dogmatik, 508–510
429Philipp Melanchthon. Nach II Kön 2,12–15, wurde Elisa der Nachfolger des Propheten Elia.
431  Die Verwendung des Elia-Epithetons auf Luther findet sich bereits 1520 bei Zwingli. In der
Reformationszeit wurde Luther dann immer wieder von unterschiedlichen Personen als neuer
Elia bezeichnet. Vgl. Kolb, Luther. Witzel bezieht sich durch die Verwendung des Elisa­- Epi-
thetons auf Melanchthon wohl aber besonders auf dessen Gedenkrede auf Luther. Vgl. Bräuer,
Melanchthons Leichenrede, in: Beyer/Wartenberg, Humanismus
; Oratio in funere D. Martini
Lutheri 1546, in: CR 11 (1843), 726–734; De Luthero et aetatibus Ecclesiae 1548, in: CR 11
(1843), 783–788.
432  Eigentlich steht die Kurzform „Gilgen“ für die Namen „Gilbert“, „Giselbert“ und „Ägidius“.
Aus der Mitte des 16. Jahrhunderts ist jedoch keine bedeutende Person aus dem Umfeld der lu-
therischen wie reformierten Reformatoren, spiritualistischer oder täuferischer Gruppen mit einem
solchen Namen nachweisbar. Schon in den vergangenen Absätzen beschäftigt sich Witzel mit der
Anrufung der Heiligen und verweist dabei auf Kaiser Julian, der Christus als einen toten Juden
bezeichnet habe. Da Witzel hier ebenfalls über die Heiligen und ihre Fürbitte handelt, so scheint
mit „Gilgen“ Julian gemeint zu sein. Die Verwendung des Namens „Gilgen“ für Kaiser Julian
entspringt dabei wohl einer abschätzigen Polemik, so wie Witzel Zwingli hier „Zwingel“ nennt.
Für diese Deutung spricht, dass die Kurzform „Gylche“ für den Namen „Julia“ in Gebrauch war.
Vgl. Demandt, Laterculus Notarum, 309.
433  schwatzen. Vgl. Art. klaffen, in DWb 11, 894.
434  zornig, voll Feindschaft. Vgl. Art. hässiglich, in: DWb 10, 550.
435  zuviel.
436  geschehen. Sind wir hierin über das Ziel hinausgeschossen.
438  wagst du.
439  Vgl. Jes 4,3.
440  Gemeint sind die legendären 70 (eigentlich 72) Übersetzer der Tora ins Griechische. Angeb-
lich soll König Ptolemaios II. Philadelphos 72 gelehrten jüdische Schriftgelehrte diese Über-
setzung befohlen haben. In 72 Tagen hätten die Übersetzer auf der Insel Pharos ihre Aufgabe
erledigt und ihre Übersetzungen aufeinander abgestimmt. Der Text sei dann in Alexandria
legitimiert und jeder, der eine Änderung daran vornähme, mit einem Fluch bedroht worden. Vgl.
dazu Giuseppe Veltri, Art. Aristeasbrief, in: RGG4 1 (1998), 726f; Karlheinz Müller, Art.
Aristeasbrief, in: TRE 3 (1978), 719–725; Hengel, Die Septuaginta als „christliche Schriften-
sammlung“
.
441  Auf Grundlage der historisch-kritischen Textausgaben nicht nachvollziehbar.
443  Eine Glosse ist eine Kommentierung eines Bibeltextes oder Rechtstextes am Rand oder
zwischen den Zeilen des Dokumentes. Vgl. Art. Glosse, in DWb 8, 210–214; R. Weigand, Art.
Glosse, in: LexMA 4 (1989), 1507f; A. Gier, Art. Glossen, Glossare (II. Deutsche Literatur), in:
LexMA 4 (1989), 1510f.
444  Vgl. Gen 41,50; 46,20; 48,5. Vgl. dazu auch das Adoptionsrecht im Corpus Juris Civilis:
Justinian`s Institutes, 44f.
445  Anführt. Vgl. allego 1, in: Georges I, 323f.
446  Luther, WA 30/2 627–646 (Sendbrief vom Dolmetschen, 1530). Vgl. zudem: Frieder Schulz,
Heilige/Heiligenverehrung VII (Die protestantischen Kirchen), in: TRE 14, 664–672.
447  Das Sprichwort, „jemanden mit faulen Lungen hinauswerfen“, besitzt keine konkret nach-
weisbare Deutung. Es muss hier wohl aber von Witzel so gemeint sein, dass derjenige, der
solches lehrt, mit Schimpf und Schande aus der Kirche gejagt würde. Vgl. Art. Lunge, in: DWb
12, 1304.
448  Heuchler. Vgl. hypocrita, in: Georges I, 3105.
449  zu hintergehen, zu übervorteilen. Vgl. Art. Bart, in: DWb 1, 1142.
450  Vgl. Melanchthon, Bedenken, D 1r, D 2v, unsere Ausgabe Nr. 1, S. 72f, 74.
451  weil sie Geld eintragen, weil sie von wirtschaftlichem Nutzen sind. Vgl. Art. tragen, in: DWb
21, 1084f. Vgl. zum Folgenden: Melanchthon, Bedenken, C 4v, unsere Ausgabe Nr. 1, S. 74.
452  zutiefst schämen. Vgl. Art. Herz, in: DWb 14, 2114.
453  Präsenzgelder wurden die Einkünfte von Klerikern und Kanonikern genannt, die sie für ihre
Beteiligung am Chordienst erhielten. Damit sollte ein Anreiz geschaffen werden, das Residenz-
gebot an der jeweiligen Kirche einzuhalten. Vgl. [Michael] Permaneder, Art. Präsenzgelder, in:
WWKL² 10 (1897), 274–276. Hier wird allerdings von Witzel zusätzlich auf Gelder, z. B.
Messstiftungen für die Verstorbenen angespielt. Vgl. dazu: Angenendt, Religiosität, 682f;
713–716; Michael Bor­golte, Art. Stiftungen, Kirchliche I (Alte Kirche und Mittelalter), in: TRE
32 (2001), 167–170; Hans-Jürgen Becker, Art. Stiftungen, Kirchliche II (Reformation bis
Neuzeit), in: TRE 32 (2001), 170–174.
454  vorwerft. Vgl. Art. aufrücken, in: DWb 1, 713.
455  behaltet. Vgl. Art. aufheben, in: DWb 1, 665.
456  unrechtmäßiger Weise. Vgl. Art. unbillichen/unbilligen, in: DWb 24, 392f.
457  abschätzige Bezeichnung für einen Anhänger Luthers. Vgl. Lepp, Schlagwörter, 12f.
458  als.
459  schwatzen. Vgl. Art. bleuen, in: DWb 2, 112.
460  Anliegen. Vgl. applico, in: Georges I, 511–513.
461  Als Collecten werden üblicherweise die Gebete bezeichnet, die in der Messfeier der Epistel-
lesung vorausgehen. Permaneder, Rud. v. Scherer, Art. Collecten, in: WWKL² 3 (1884), 603f;
Kulp, Gemeindegebet, 382–409. Im Hochgebet der Messfeier findet ein Totengedenken statt,
welches erst nachträglich in den Ablauf eingefügt wurde, um den Toten als Gliedern am Leib
Christi Anteil an der sakramentalen communio zu geben. Vgl. Stählin, Geschichte des christ-
lichen Gottesdienstes
, 43.
462  Vgl. I Kor 12.
463  Vgl. Augsburger Interim XXIV (Von der gedechtnus der verstorbnen in Christo), 128–133.
464  Vgl. Ps.-Dionysius Areopagita, De ecclesiastica hierarchia 7, in: PG 3, 562f (PTS 36, 120–130).
465  Vgl. Tertullian, Ad uxorem, in: PL 1, 1273–1304 (CChr.SL 1, 371–394); De corona militis
III, 3, in: PL 2, 73–102, bes. 79f (CChr.SL 2, 1037–1065, bes. 1043).
466  Konnte nicht verifiziert werden.
467  Vgl. Cyprian, Ep. 64, in: PL 4, 401–406 (= Ep. 65, in: CSEL 3,2 ,721–726).
468  Vgl. Johannes Chrysostomus, In Epistolae primae ad Corinthios. Homilia XLI in 1 Cor. 15,
35f, in: PG 61, 355–362, bes. 361f.
469  Vgl. Augustinus, Enchiridion ad Laurentium sive de fide, spe et charitate. cap. 110, in: PL
40, 231–290, bes. 283 (CChr.SL 46, 21–114, bes. 108). Augustinus selbst betete auch für seine
Mutter nach deren Tod. Vgl. Augustinus, Confessionum libri tridecim IX, 13, in: PL 32,
659–868, bes. 778–780. (CChr.SL 27, 152–154)
470Witzel hatte sich intensiv mit den religiösen und liturgischen Gepflogenheiten der ersten
Jahrhunderte beschäftigt. Vgl. TYPVS EC=||CLESIAE PRIO=||RIS || Anzeigung/ wie die heilige
|| Kyrche Gottes/ inwendig || siben vnd mehr hundert jaren/|| nach vnsers Herrn Auffart/|| gestalt
gewesen || sey.|| Durch GEORGIVM || VVICELIVM ORTHODOX.|| Reichlich gemehret/ vnd ||
von newem ge=||drückt.||Der heiligen Messen || brauch/ wie er in der alten Kyr=||chen vor tausent
jaren || gewesen.|| Aus S. Joan. Chrysostomo || verdeutscht.||[v. Georg. Vicel. Theolog.||] RITVS
BAPTI=||ZANDI || Wie man vor etlichen hundert jaren/ der || Christenleute kinder/ auff gewn-
liche zeit || der heiligen Ostern/ in Christi Catholica Kyrch || getaufft hat/ Newlich in einem alten
|| geschribene buch der Fuldischen || Liberey Latinisch funden/|| vnd zur dification der || Chris-
tenheit/|| Durch || GEORG. VVICELIVM || verdeutschet.||. Mainz 1541
. (VD 16 W 4040); 1546
hatte Witzel zudem gerade eine vermehrte Neuauflage der Schrift drucken lassen: Form vnd an-
zeigung/||wie die heylige Catholische Kirch Got=||tes/ vor tausent/ mehr vnd weniger Jaren/ in
al=||ler Christenheyt regiert vnd georde=||net gewesen sei.|| Jetzt von newem gebessert vnd ge-
mehret.|| Hierzu ist das ander theyl dieses gar || ntzlichen wercks kommen/ so vormals || nie
durch den Druck auß=||gangen.|| Sampt der Missa S. Johan. Chriso=||stomi Deutsch/ vnd altem
brauch || der heyligen Taufe.|| Durch GEORGIVM VVICELIVM.|| RITVS BAPTI=||ZANDI.|| ...
in einem alten ... || buch ... || Latinisch funden/ vnd || ... Durch || GEORG. VVICELIVM.||
verdeutschet.||. Mainz 1546
. (VD 16 W 4041).
471  Das Katechumenat war eine Institution, eine Zeit des Lernens der christlichen Glaubensinhal-
te vor der Taufe in der alten Kirche. Den Katechumenen war es in dieser Zeit noch nicht gestattet
an allen Riten der Kirche teilzunehmen. Vgl. Angenendt, Religiosität, 463f, 468–471; Christian
Grethlein, Art. Katechumenat I (Allgemein), in: RGG4 4 (2001), 868–870; Georg Kretschmar,
Art. Katechumenat/Katechumenen I (Alte Kirche), in: TRE 18 (1989), 1–5.
472  Vgl. Anm. 465.
473  Vigil bezeichnet den Tag, der einem höheren Festtag vorausgeht (vgl. die Bezeichnung
Ostervigil für den Ostersamstag). Das Wort bezeichnet dabei die nächtlichen Gebetswachen, wo-
bei die Nacht in Anlehnung an militärische Traditionen in vier Wachtzeiten eingeteilt wird, um
damit den religiösen Wachtdienst in Erwartung des Herrn zu verdeutlichen. Allerdings wird auch
das Officium bei Begräbnissen Vigil genannt, wegen der üblichen Wache bei der Leiche. Vgl. K.
Karl Ernst Schrod, Art. Vigil, in: WWKL² 12 (1901), 951–953; Angelus A. Häussling, Art.
Vigil, in: LThK³ 10 (2001), 785–787.
474  Vgl. Lk 16,22.
475  wagst.
476  Vgl. Anm. 270.
477  Gemeint sind damit die Anhänger des Petrus von Bruis. Dieser war ein Priester, der 1119 des
Amtes enthoben wurde und darufhin als Wanderprediger Südfrankreich durchzog. Er leugnete
die Realpräsenz, lehnte die Kreuzverehrung ebenso ab wie die Kindertaufe, taufte Erwachsene
erneut, billigte nur den Evangelien, keinen anderen biblischen Schriften oder den Kirchenvätern
Autorität zu. Vgl. Reinhold Rieger, Art. Petrus von Bruis, in RGG4 6 (2003), 1176.
478  Vgl. Anm. 269.
479  Der spanische Presbyter Vigilantius lehnte die Vorrangstellung des Mönchtums innerhalb der
Kirche, dessen Armutsideal und den Märtyrerkult ab. Des Weiteren argumentierte er offenbar
prinzipiell gegen die Ehelosigkeit von Klerikern. Vgl. Barbara Conring, Art. Vigilantius, in:
RGG4 8 (2005), 1112.
480  Vgl. zum Folgenden: Melanchthon, Bedenken, D 1r–D 3r, unsere Ausgabe Nr. 1, 72–75.
481  vermittelt. Vgl. Art. mitteln, in: DWb 12, 2405f.
482  Augustinus ad Inquisitiones Januarii Liber primus. Ep. 54 II, 3, in: PL 33, 200f (CSEL 34,
160–162).
483Johannes Rucherath von Wesel studierte in Erfurt und war dort auch zum Magister und zum
Doktor der Theologie promoviert worden. Er lehrte als Professor der Theologie an der Universi-
tät Basel, wurde dann aber Domprediger in Worms. Da für ihn die heilige Schrift die alleinige
und höchste Autorität darstellte, gelangte er zu einigen kirchenkritischen Äußerungen – er kriti-
sierte die Fastengebote und den Ablass – wurde daraufhin durch einen Inquisitionsprozess zum
Widerruf gezwungen und kam in Klosterhaft bei den Augustiner-Eremiten in Mainz. Vgl. Mar-
kus Wriedt, Art. Johannes Rucherath von Wesel, in: RGG4 4 (2001), 530f; Gustav Adolf Ben-
rath, Art. Johann Rucherat von Wesel, in: TRE 17 (1988), 150–153.
484Johannes Gerson war ein bedeutender Vertreter des Konziliarismus im 15. Jahrhundert. Er
war Theologieprofessor, Kanzler der Universität Paris und Teilnehmer am Konzil von Konstanz.
So gewann er größten Einfluss auf die damalige Kirchenpolitik. Vgl. Christoph Burger, Art. Ger-
son, Johannes, in: RGG4 3 (2000), 759f; Christoph Burger, Gerson, Johannes, in: TRE 12 (1984),
532–538.
485Witzel bezieht sich anscheinend nicht auf ein spezielles Werk Gersons mit diesem Titel.
Vielmehr benennt er hier eine von ihm offensichtlich erkannte Charakteristik in Gersons Werk,
der sich auf dem Hintergrund der Ereignisse seiner Lebenszeit – insbesondere dem großen
Schisma – intensiv mit dem Zustand der Kirche beschäftigt. Vgl. dazu besonders die Schriften
Gersons, die die Kirche betreffen, in: Gerson, Œuvres Complètes VI.
486  Da kein Werk Gersons mit diesem Titel aufgefunden werden konnte, handelt es sich hier –
nach Witzel – anscheinend ebenfalls um eine häufiger vorkommende Argumentation in Gersons
Werk. Vgl. dazu die Schriften Gersons in: Gerson, Œuvres Complètes VI. Überdies: Christoph
Burger, Art. Gerson, Johannes, in: RGG4 3 (2000), 759f.; Christoph Burger, Gerson, Johannes,
in: TRE 12 (1984), 532–538; Prodi, Gerechtigkeit, 133–141.
487  Vgl. Johannes Gerson, De necessaria communione laicorum sub utraque (1417), in: Gerson,
Œuvres Complètes X
, Nr. 498, 55–68.
488  in Stücke hauen lassen. Vgl. dazu das Sprichwort: „Ich schlag` dich, dass man aus dir Rie-
men schneiden kann“, in: Wander 4 (1876), 1132.
489  Lehre der Kirchenväter.
490  In Verbindung mit der Reformation wurde Nikolaus von Kues gebracht, da er in der Recht-
fertigungslehre den Glauben betonte, doch hat er die offizielle kirchliche Lehrmeinung nie in
Frage gestellt und erlangte höchste kirchliche Weihen. Vgl. Karl-Hermann Kandler, Art. Niko-
laus von Kues, in: RGG4 6 (2003), 332–334.; Hans Gerhard Senger, Art. Nikolaus von Kues, in:
TRE 24 (1994), 554–564.
491  Als Kirchenreformer übte Nikolaus von Clémanges Kritik an den kirchlichen Ständen, doch
stand er selbst in päpstlichen Diensten und hoffte auf die Wiederherstellung der Kircheneinheit.
Vgl. Christoph Burger, Art. Nikolaus von Clémanges, in: RGG4 6 (2003), 330.
492Pierre d`Ailly war zwar ein maßgeblicher Vertreter des Konziliarismus und stellte somit die
Autrität und Gewalt des Papstes in Frage, doch setzte er sich für die Einheit der Kirche ein. Vgl.
Reinhold Rieger, Art. Petrus von Ailly, in: RGG4 6 (2003), 1174; Francis Oakley, Art. Petrus
von Ailly, in: TRE 26 (1996), 278–281.
493Giovanni Pico della Mirandola verfasste 900 Thesen, mit deren Hilfe er die grundsätzliche
Übereinstimmung aller philosophischen und theologischen Überlieferung nachweisen wollte. Die
Kurie verurteilte einige seiner Thesen als häretisch. Zum Bruch mit der Kirche hat er es jedoch
nicht kommen lassen. Vgl. Ulrich Köpf, Art. Pico della Mirandola (1. Giovanni), in: RGG4 6
(2003), 1336f; Gian Carlo Garfagnini, Art. Pico della Mirandola, Giovanni, in: TRE 26 (1996),
602–606.
494John Wyclif war einer der schärfsten Kritiker der spätmittelalterlichen Kirche. So brand-
markte er das weltliche Gewinnstreben der Kirche, griff die Vorstellung der Kirche als Heilsver-
mittlerin an, indem er die Kirche unter Rückgriff auf Augustinus als die Gemeinschaft der von
Gott vor aller Zeit zum Heil vorherbestimmten Gläubigen begriff. Er äußerte Einwände gegen die
Lehre vom Ablass sowie gegen die Heiligen- und Reliquienverehrung und lehnte die reale Wand-
lung von Brot und Wein zu Leib und Blut Christi (Transsubstantiation) ab. Obwohl er posthum
zum Ketzer erklärt wurde, fand seine Lehre zahlreiche Anhänger und beeinflusste nicht zuletzt
Jan Hus nachhaltig. Vgl. Gustav Adolf Benrath, Art. Wyclif, John, in: RGG4 8 (2005), 1747–1750;
Christina von Nolcken, Art. Wyclif, John, in: TRE 36 (2004), 415–425.
495Marsilius von Padua war einer der wichtigsten Vertreter der aristotelischen Politiktheorie. In
seinem Hauptwerk „Defensor pacis“ betonte er die Unterordnung der Kirche gegenüber staatlichen
Einrichtungen, mithin des Papstes unter den Kaiser. Papst Johannes XXII. veruteilte daraufhin
verschiedene Thesen des „Defensor pacis“. Marsilius floh aus Paris nach München an den Hof
Kaiser Ludwigs IV. Vgl. Jürgen Miethke, Art. Marsilius von Padua, in: RGG4 5 (2002), 855f.
496  „Per quam siquidem iisdem aut ipsorum successoribus in hoc officio, non aliis, potestatem
contulit sub certa forma verborum ab ipsis et eorum singulis dicta transsubstanciandi panem et
vinum in verum corpus et sanguinem eius.“ Marsilius von Padua, Defensor Pacis, I, XIX, §5,
129. Die Verwendung der Worte „authoritatem apostolis“ bei Witzel bezieht sich auf den bei
Marsilius vorhergehenden Satz, in dem dieser die durch den heiligen Geist verliehene Autorität
der Apostel als Verwalter der Sakramente betont.
497  schwatzen. Siehe oben Anm. 173.
498  Vermittlung, Fürsprache. Vgl. intercessio, in: Georges II, 359; Sleumer, 432. Die Reforma-
toren sahen in Christus den alleinigen Mittler zwischen Gott und den Menschen. Vgl.die Augs-
burger Konfession (1530), in: BSLK, 31–137, bes. 83b–83d.
499  weil. Vgl. Art. wenn, in DWb 29, 71.
500  zurück schneidet. Vgl. castigatio, in: Georges I, 1019f.
501  Das Anhalten bei Prozessionen, um Andachten und Gebete zu verrichten, z.B. die 14 Stati-
onen auf dem Kreuzweg Jesu. Vgl. Art. Station, in: DWb 17, 940f; Val. Thalhofer, Art.
Kreuzweg, in: WWKL² 7 (1891), 1130–1135 Hans Hollerweger, Art. Kreuzweg I. Andachts-
form, in: LThK³ 6 (1997), 466f.
502  schlicht, einfach. Vgl. Art. schlecht, in: DWb 15, 529; Art. schlicht, ebd., 665f.
503Witzel scheut sich den Namen des Teufels auszusprechen, weshalb er nur „N.“ setzt. Durch
das Adjektiv „leidig“, das ein häuig verwandtes Epitheton auf den Teufel darstellt und dann „ein
Leid tun, widerwärtig“ meint, wird klar ersichtlich, dass der Satan gemeint ist. Vgl. Art. leidig,
in: DWb 12, 675f.
504  von ebensolchen Sachen reden. Vgl. Art. gleichmäszig, in: DWb 7, 8168f.
505  Auf welche Schrift des Augustinus Witzel sich genau bezieht ist nicht klar. Vgl. aber Au-
gustinus, De correctione Donatistarum. Ep. 185, II, 9–11, in: PL 33, 796f (CSEL 57, 8–10).
506  Der Begriff „Theosophist“ ist selten in der Reformationszeit, anscheinend nur bei Witzel,
belegt, und leitet sich einerseits von dem, im Humanistkreis häufig gebrauchten, abwertenden
Begriff „Sophist“ und andererseits von dem, mit zahlreichen Abwandlungen, bezeugten Schlag-
wort „Theologist“ ab. Vgl. Lepp, Schlagwörter, 88f, 91.
507  Polemische Anspielung Witzels auf die Wittenberger Theologen, die er dadurch mit der Son-
ne und dem goldenen Glanz der Morgenröte vergleicht. Zum Ausspruch des goldenen Glanzes
der Morgenröte: vgl. Art. golden, in: DWb 8, 765.
508  Vgl. I Petr 1,25.
509  Erlöschen, verlassen, sterben. Hier wohl „erlischt, endet“. Vgl. Art. abgehen, in: DWb 1, 45f.
510  Klappern gehört zum Handwerk. Vgl. Wander, 2, 1366.
511I Petr 1,25 war der Schlachtruf der Reformation. Vgl. dazu: Ludolphy, VDMI&, 279–282.
512  Kurfürst Moritz von Sachsen. S. o. Anm. 250.
513  Hingehen, durchschlüpfen. Hier wohl im Sinne von „entweichen, ausweichen“. Vgl. Art.
hinstreichen
, in: DWb 10, 1490.
514  als.
515  streiten nicht um materielle Vorteile und Kirchengut. Zum Streit um das Kirchengut: vgl.
Peter Landau, Art. Kirchengut, in: TRE 18 (1989), 560–575, bes. 569–572.
516  Erzbischöfe.
517  in aller Ruhe.
518  jährlich, jedes Jahr.
519  Vgl. Gen 27,22.
520  als.
521  Ruhe.
522  als.
523  Zum Leipziger Landtag vom Dezember 1548: vgl. PKMS IV, Nr. 210–236, S. 252–27
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