➨ Hinweis: Die Edition ist in Bearbeitung und daher nur eingeschränkt zitierfähig.

Zur Zeit sind Änderungen und Korrekturen am Text und in den Apparaten möglich.

Nach der endgültigen Veröffentlichung werden etwaige Korrekturen und Ergänzungen in einem Änderungsregister gelistet.

Brief 43

Priorin Mechtild von Niendorf im Kloster Ebstorf an Priorin Sophia von Bodenteich im Kloster Lüne

wahrscheinlich um 28. Oktober 1503

Beratung zur Propstregel — Letter of advice

Kloster Lüne, Hs. 15, Lage 5, fol. 7v

Lateinisch und Niederdeutsch.

Die Propstwahlordnung, hg. von Trettin (in Druckvorbereitung).

Die Ebstorfer Priorin antwortet der Lüner Priorin auf zwei Fragen zu der im Kloster Lüne geschriebenen ‚Regula’ für den Propst. Die Ebstorferin rät, die Änderungen nicht ohne den Rat der Visitatoren vorzunehmen. Eine eidliche Verschwiegenheitspflicht des Propstes könnte dahingehend missbraucht werden, dass der Propst verweigert, die Verhältnisse des Klosters den ordentlichen Visitatoren offenzulegen, wie es sein Vorgänger getan habe. Sie hält es zudem nicht für ratsam, das Kapitel aus den Bursfelder ‚Ceremoniae’ in die fragliche Propst-Regel hineinzukopieren, da zu viel daran zu ändern wäre und der fragliche Text im Kloster Lüne ohnehin vorliege.

The prioress of Ebstorf answers two questions from the Prioress of Lüne regarding the ‘Regula’ for the Provost (probably Lüne, Ms. 25), which was presumably written a short time before this letter was sent. The prioress of Ebstorf advises her not to make any changes to it unless advised to by the visitators. She writes that she would need to enquire as to whether it would be advisable to leave out the obligation of secrecy in the Provost’s oath of office. She believes that he should not be prevented from revealing the affairs of the convent to the visitators, because she fears that such a duty of secrecy could be abused to deliberately conceal the affairs of the convent from them, as the previous Provost had done. She also does not think that it would be advisable to copy the chapter on the duties of the Provost from the reformed Bursfeld ceremonial, which had been brought from Ebstorf when Lüne was reformed in 1481, into the ‘Regula’ for the Provost. She believes that this would require too many changes and the text in question would, in any case, be available to the Provost in Lüne. Lüne’s copy of this ceremonial no longer survives; it was deposited in the Hannover State Archive in 1883 and destroyed in an air raid in 1943.

[Ansicht mit Digitalisat][Zur Leseansicht]
[Lage 5, fol. 7v]


1 Jesum Christum regem apostolorum qui electos suos
2 consobrinos Symonem et Judam ad
3 apostolatus gratiam preelegit pro salute
4 cum affectu integerrime caritatis venerabilis
5 domina necnon filia my in eadem michi preaman=
6 da Insinuo caritati vestre dat ik scriptura
7 vestra wol h. vorstan vnde to synne no=
8 men, in dat erste alze gy affectert
9 to wetende, wo gy dat scollet holden
10 cum venerabili domino vestro myd dem iuramento
11 dat juwe proueste pleghet tho donde.
12 Karissima domina alze h. ik dat auer sen vnde
13 my dunket dat nicht nutte syn tho
14 donde ane rad vnser visitatores
15 wente dar welke mede synt, bevruchte
16 ik my, dat de ringhe mochten auertreden
17 werden, besunderken dat he secretaa
18 monasterii nemede schul openbare

[Lage 5, fol. 8r]
19 dar mochte he sick ok ane entschul=
20 dighen, alse syn antecessor ghedan heft,
21 dat he nummer tho lete jenighe
22 visitacien secundum reformationem
23 tho agerende vnde dat mochte he
24 denne ok bona conscientia laten wan
25 he dat iuramentum ghedanb hedde vnde
26 der anderen articule gheliken; hir vmme
27 mene ik, dat gy dat noch laten an
28 stan; ik wil my des gherne vorder
29 beuraghen so scal juw wol tho we=
30 tende werden, wad my dar wert vpp
31 ghesecht. Item karissima alze gy my ok
32 ghescreuen h. van der regulen,
33 de gy venerabili domino preposito ghescreuen
34 h.,1 dat iß my leue hord, dat gy de
35 gratiam omnipotentis Dei so wol gheraket
36 h. myt eme, alze gy nüc ok varder
[Lage 5, fol. 8v]
37 ok gherne wusten, ifft gy dat ca=
38 pitulum ex cerimoniis de preposito2 dar ok
39 wol mochten to scriuen; des moghe
40 gy nicht wold doͤn, wente in den cerimoniis
41 wert vaken wes mutert, des me
42 in vnser regulen nicht don mach, wel
43 he de dee ceremoniis by sick ex in
44 tegro h., des mote gy eme wol
45 ghunnen, wente vnse leue here pie re=
46 cordationis de h. se ok ghehad, sunder
47 gy moghet se nicht diuideren sunder
48 ke capitule by sick so aliene.

Nil magis
49 ad presens sed tota nostra congregatio fa=
50 cit vos etc Cum hiis commendo caritatem
51 vestram eidem glorioso Regi apostolorum qui vobis
52 ac nobis meritis dilectissimorum consangui=
53 neorum suorum in presenti gratiam et sospitatem
54 conferat et in futuro gloriam sempiternam
55 Anno Domini etc XV IIIo3. MN.


Kritischer Apparat

a in der Hs. danach Gedankenstrich, wohl Platzhalter für einen Klosternamen

b ghe supra lin.

c über supra lin. überschüssig zwei Striche

d in mg.

e hier überschüssig de


Sachapparat

1 Wahrscheinlich handelt es sich hier um die ‚Propstwahlordnung‘, Lüne, Hs. 25, Die Propstwahlordnung, hg. von Trettin (in Druckvorbereitung). Dort, fol. 7v-9v, findet sich auch die Eidesformel, kraft derer der Propst verspricht, die Geheimnisse des Klosters niemandem zu offenbaren. Wenn mit der hier erwähnten ‚Regula‘ tatsächlich Lüne Hs. 25 gemeint ist, dann muss diese kurz vor dem 28. Oktober 1503 geschrieben worden sein.

2 Die Statuten der Bursfelder Kongregation für die Frauenklöster, die ‚Ceremoniae sanctimonialium Ordinis sancti Benedicti sub observantia Bursfeldensi, sponsi suo Christo summo regi famulantium‘, beinhalteten ebenfalls ein Kapitel über die Aufgaben des Propstes. In Lüne besaß man ein Exemplar dieser Bursfelder ‚Ceremoniae‘. Es war 1481 anlässlich der Klosterreform aus Ebstorf überbracht worden. Ludwig Albrecht Gebhardi hatte diese Handschrift noch in Lüne eingesehen, Collectanea, Bd. 13, Hannover, Niedersächsische Landesbibliothek, Hs. 23, Bd. 860, S. 257. 1883 gelangte sie in das Staatsarchiv in Hannover, wo sie die Signatur Z5 bekam, und 1943 vernichtet wurde. Ihr Text ist nicht überliefert, allerdings finden sich Auszüge bei Linneborn, Die Reformation (1900), S. 90-104 und eine Handschriftenbeschreibung bei Ernst Nolte, Nolte, Quellen (1930), S. 19-20. Offensichtlich hatte die Lüner Priorin, Sophia von Bodenteich, ihre Ebstorfer Kollegin Mechtild von Niendorf gefragt, ob sie es für ratsam halte, das Kapitel über den Propst aus den Bursfelder ‚Ceremoniae‘ in die oben genannte Propstwahlordnung (Lüne, Hs. 25) zu übernehmen.

3 1503.

XML: http://diglib.hab.de/edoc/ed000248/texts/Brief043-LD_tei-transcript.xml
XSLT: http://diglib.hab.de/edoc/ed000248/scripts/tei-transcript.xsl