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Nonne im Kloster Lüne an eine mit ihr verwandte Nonne in einem anderen Kloster
nach 17. Juni 1493
Klagebrief über den Tod des Propstes — Letter of mourning after the death of Provost Nikolaus GraurockKloster Lüne, Hs. 15, Lage 16, fol. 12v
Lateinisch und Niederdeutsch.
Die Absenderin beklagt den Tod des Propstes Nikolaus Graurock, besonders die Tatsache, dass er zum Ende seines Lebens Lüne habe verlassen müssen und unter Fremden seine letzten Tage verlebt hat. Sie preist seine Bautätigkeit und hebt besonders hervor, dass während seiner Amtszeit alle, bis auf die vier ältesten Nonnen, ihre Profess abgelegt und ihre Nonnenkrönung erlebt hatten. Sie beschwert sich außerdem über den Lärm des herzoglichen Hoflagers, der es ihnen unmöglich gemacht hätte, den Verstorbenen in Frieden zurück ins Kloster zubringen.
The Lüne nun laments the death of provost Nikolaus Graurock, especially the fact that towards the end of his life he had to vacate his seat in Lüne and live with strangers in Lüneburg. The nun praises the building work which he accomplished and the fact that all the nuns, except the four oldest, had their coronation and profession during his time in office. The nun criticises the insanity of the ducal court and its noisy entourage who decamped to Lüne so that they could not bring back the provost’s corpse in peace.
1 Urnam auream continentem manna celeste plenum suavitate et dulcedine pro uberrima
2 salutatione cum innata caritate1
Precordialissima mater et amita etc Vere vere tunc defecit
3 gaudium cordis nostri et versus est in luctum chorus noster.2 Nam ut testatur Salvator noster quod maiorem
4 caritatem nemo habet quam ut animam suam ponat pro amicis suis quis.3 Hoc plene et perfecte adimplevit
5 idem pater noster precodialissimus4 qui in tantum dilexit oviculas sub cura sua degentes ut non solum
6 ipsam dilectionem verbo tenus verum etiam operis execusionea ostenderet ita ut toto tempore
7 regiminis sui nullum momentum quietis et pacis habere potuit sed ubique meror
8 ubique dolor ei affuit et quamvis multas perturbationes et molestias causa nostri sustinuerit
9 sic ut fere totus mundus ipsum heu contumeliis et iniuriis affligeret5 tunc pre amoris
10 magnitudine dissimulavit pro nichilo reputando Et super omnia lamentabile est scribere
11 quod in ipso mortis articulo dum finis sui exitus approprinquavit
do mochte em dat noch
12 n. vor bliuen, do muste he curiam
Lune rumen,
vnde lac dar in Luneborch inter=
1 Graurock war am 17. Juni 1493 gestorben, wenige Tage nach dem Fronleichnamsfest (7. Juni 1493), das „goldene Gefäß mit dem himmlischen Manna“ ist hier sicherlich die Monstranz bzw. das Ziborium, in dem der eucharistische Leib Christi zu dieser Gelegenheit besonders verehrt wird.
4 Vgl. Die Grabplatte des Propstes [http://www.inschriften.net/lueneburg-kloester-michaelis-und-luene/inschrift/nr/di024-0046.html#content] (2. Okt. 2018).
5 Nikolaus Graurock wurde 1470 die Propstei des Klosters Lüne entzogen, vgl. Kommentar zu Brief 215.
6 Vgl. Die Chronik, hg. von Stenzig (2019), S. 80.
8 Salzer, Die Sinnbilder (1893), S. 576.
10 ‚Recessit pastor noster‘ ist das (im monastischen Offizium vierte) Responsorium zur düsteren Mette am Karsamstag.
11 Propst seit 1457. Vgl. die ‚Leistungsbilanz‘ des Propstes in Brief 17.